Die Tagebücher

Von Heinrich Vester

 

Maler in Cottbus, Guben und Küstrin

 

 

1835-1852

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Cottbuser Tagebücher von Heinrich Vester

Von 1835 bis 1852

 

 

Hartmut Regenstein

14.05.2017

Einleitung zu den Tagebüchern von Heinrich Vester

Seit dem Jahr 2014 weiß ich, dass es Tagebücher von Heinrich Vester im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam  gibt. Es handelt sich um 4 Kladden, die den Zeitraum von 1835-1852 umfassen. Das sind die Cottbuser Jahre von Heinrich Vester.  Er begann seine Jahre als Maler im Jahre 1827 in Cottbus und  verzog im Jahre 1852  nach Familienstreitigkeiten mit Frau und Kind Louise nach Guben.

Heinrich Vester lässt uns in seinen Tagebüchern an seinem Leben  teilnehmen. Im Mittelpunkt stehen seine Bilder, seine Familie,  aber auch seine Aktivitäten in der Cottbuser Schützengilde, seine Gedanken zum Zeitgeist seiner Jahre. Schließlich fand in den Jahren 1848 und 1849 eine bürgerliche Revolution in Cottbus, Preußen, Deutschland und Europa statt.

Vester lebte in der Zeit der Herrschaft  der  preußischen Könige Friedrich-Wilhelm der III  (1797-1840),  Friedrich Wilhelm der IV (1840-1888), der 1871 Deutscher Kaiser wurde,  und Wilhelm der II (1888 -1918).

In den Zitaten aus seinen Tagebüchern halte ich mich streng an das Original, trotz einer Orthografie, die von der heutigen abweicht.  Die Vester Tagebücher sind ein Dokument der Zeitgeschichte und sollten nicht verändert   werden.

1.     Die Bilder von Heinrich Vester

Das Bild von Friedrich II (Friedrich der Große) ist das meist gemalte Bild aus der preußischen Militärgeschichte.  Hier ein Beispiel „ Den 16ten Juli malte ich die Gemäldescheibe des Ratsherrn Liersch. Die Schlacht bei Kunersdorf. Friedrich II, war wie bekannt, in Gefahr von den Kosacken gefangen zu werden, Es ist der Moment dargestellt wie ihn der Major Priwitz  aus den Russen herausgehauen hat. Im Hintergrund  sieht man Frankfurt.“  Aus der preußischen Geschichte  darf das Bild der hochseligen Louise nicht fehlen, die mutig Napoleon entgegen trat.  (1848) Vester zeigt sich in vielen Bildern als preußischer Patriot.                                                                                                        Vester malte viele Stadtansichten von Plätzen von Cottbus und verdiente damit gutes Geld. Er griff auch Motive aus der deutschen Literatur auf. „  Den 15ten Juni malte ich eine Scene aus Dr. Faust. Faust umarmt ein Mädchen, welche ausruft Bester Mann, ich liebe dich von Herzen. Mephistophiles guckt boshaft aus einem Fenster des Hintergrundes hervor.“  (1840)        Dann gibt es noch weitere Bilder, die die Frömmigkeit dieser Jahre aufgreifen…. „  Am 10ten Februar malte ich die Morgen Andacht Oelgemälde. Eine Bauernfrau knieet mit ihren Säugling an der Brust, nebst ihrer ungefähr 8 jährigen Tochter vor dem Kreuze, um ihre Andacht zu verrichten. Hinter ihr steht ein andächtiger Bauer den Hut in den Händen haltend, sein Gebet verrichtend. Die Gegend ist fesigt wild romantisch.“ (1839)      Vester malte viele Genrebilder. Immer wieder  beschreibt er das Bild von einer Kegelbahn, dem Freizeitvergnügen der Cottbuser Bürger.    Heinrich Vester malte viele Schützenscheiben für die jährlich stattfindenden Schützenfeste. Er war seit 1830 Mitglied der Cottbuser Schützengilde. Neben seiner Maltätigkeit unterrichtete Vester Schüler im Zeichnen.  Am Ende seines jährlichen Berichtes gibt er immer deren Zahl an. „ Zahl der Schüler 24, im Jahre 1840 sind 4 dazugekommen.“ (1840)  

 

 

 

2.     Cottbus zur Zeit von Heinrich Vester (1806-1891)

Heinrich Vester entstammt einer  Cottbuser Tuchmacherfamilie, die aus Calbe an der Saale zugewandert ist. Sein Vater konnte  es sich leisten, seinen Sohn auf das Gymnasium und auf die Königliche Kunstakademie in Dresden zu schicken. Diese verließ er im Jahre 1827, um seinen Beruf als Maler in Cottbus  aufzunehmen. Cottbus hatte im Jahre 1839 ca. 8.400 Einwohner (s. Cottbuser Blätter, Sonderheft 2002, Stadtchronik, S. 40  ). Vester erlebte den  Beginn der Industrialisierung in Cottbus.  Im Jahre 1818 wurde die erste Cottbuser Dampfmaschine auf dem Schloss von den Gebrüdern Cockerill in Betrieb genommen. Wie kann man sich das Leben in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Cottbus vorstellen?                                            Aus den Tagebüchern erfahren wir, dass die Gedanken der Menschen darum kreisten, eine Wohnung über dem Kopf zu haben, die im Winter geheizt werden konnte.  Außerdem musste Geld für das Essen da sein.

In den Tagebüchern lesen wir viel von Bränden in den Vororten und in  Cottbus. Auch die Cholera forderte viele Menschenleben. 

Ein ständiges Thema seiner Tagebücher ist der Streit mit seinen Köchinnen, denen er sehr oft kündigt. „ Den 28 ten Januar. Meine Köchin ich schon wieder gekündigt, denn sie paßt nicht recht in meinen Dienst. „ (1839).   „ Den 9ten Januar jagden wir unsere Köchin fort, denn diese glaubte, es wäre alles ihre, sogar die Bilder von der Wand eignete sie sich zu.“   (1847)

Bei den Streitigkeiten  geht es oft um Paragraphen der preußischen Gesindeordnung.

                                                                                     

Die Kleinstadt Cottbus hatte eine ständische Ordnung. Neben den Bürgerfamilien gab es die Tuchmachergesellen und die Bauern, die ihre Produkte zum Wochenmarkt brachten. Vester weist in seinen Tagebüchern oft auf die klirrende Kälte in den Wintern hin. In den ersten Jahren seines Künstlerdaseins hatte Heinrich Vester auch Geldsorgen, doch mit den Jahren gelang es ihm, ein gut bürgerliches Leben aufzubauen.  Er verdiente mit seinen Bildern und Schützenscheiben genug Geld, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Im Jahre 1846 gewann Vester in der Lotterie 1,000 rtl   .  Neben der Malerei lebte Vester als Bürger, der abends eine gepflegte Runde Schafskopf spielte. Er nahm an den Festen und Feiern der Schützengilde teil. Er interessierte sich auch für zeitgeschichtliche Themen und stellte diese in seinen Bildern dar. Er bezog eine Zeitung aus Berlin und versuchte immer, auf dem neuesten Stand der Zeitgeschichte zu sein.

 

 

 

 

 

3.     Das Familienleben

Über sein Familienleben wissen wir einige Dinge. Vester lässt uns an seine Gedanken zu seinem Leben teilhaben. So schreibt er im  Jahres Rückblick 1835 „ Meinen Eltern habe ich nach reichlicher Überlegung wegen der Heirathsgeschichte erklärt, daß ich gesonnen bin, noch nicht zu heirathen, habe also das Verhätniß aufgeschoben.“  Vester scheint sein Junggesellen Dasein zu gefallen. So schreibt er im Jahre 1841 „ Jetzt bin ich nur 35 Jahre, es wäre nun bald Zeit, daß man sich nach ein Weibchen um thun sollte, ich aber immer noch unentschlossen denn ich sehe eine, so gut wie ich es jetzt habe kann ich es nachher nicht wieder bekommen und daher, wird die Sache immer aufgeschoben.“ Am 25. Februar 1849 verlobt er sich mit seiner Köchin Marie Hoffmann, die er am 1. Mai 1849 im Alter von 42 Jahren  heiratet. Am 28 März schreibt Vester in sein Tagebuch „ Den 28ten März. Grüner Donnerstag. Wurde meine liebe Frau Abends 6 Uhr von einen gesunden Mädchen glücklich entbunden.“                                                                                                                                             Das Verhältnis zu seinen  Eltern gestaltet sich schwierig. Schon 1847 gibt es „ Mißfelligkeiten „ mit dem Bruder und dem Vater“. Das Verhältnis ist völlig zerrüttet.  Diese kommen nicht zu seiner Hochzeit. Der Höhepunkt der Auseinandersetzung ist der Streit um die Sterbekasse des Vaters. Der Bruder täuscht den Tod des Vaters vor, um an die Sterbekasse zu kommen.  Die Sache fliegt auf und Cottbus hat seinen Skandal. Aufgrund des ständigen Ärgers mit der eigenen Familie und der Familie seiner Frau sind es die Vesters leid. Sie entscheiden sich, 1852 nach Guben zu ziehen.

 

 

 

4.     Reisen und Mobilität

Vester war viel per pedes unterwegs.  Wenn er einen Auftrag hatte bzw. sich einen versprach, dann wanderte er zu diesem Ort.   Hier ein Beispiel „ Den 18ten machte ich einen Spaziergang nach Groß Osnig, wo ich bei dem Herr Bruchmann, eine sehr gute Aufnahme fand.    Den 19ten wanderte ich früh nach Fehro, wo ich den Zoll-Einnehmer Schrebler besuchte, zurück ging es über Briesen, wo ich mir den Garten und Gewächshaus der Baronin Wackerbarth ansah. Beim Heraustritt aus dem Garten, gewahrte mich die Baronin, und ich mußte mich gleich zu ihr setzen. Dann fiel es ihr ein, ein wenig umherzuspazieren wo nur ich ihr das Geleit geben sollte, und die Anwesenden Frauen sollten zurück bleiben.“        Vester suchte die Gesellschaft von Baronen und Adeligen, um dort neue Aufträge zu requirieren.

 

Das Jahr  1846 war das Jahr größerer Reisen.  Er erhielt einen Brief nebst 7 Einladungen für einen Besuch in Berlin. Der Weg ging mit der Postbahn nach Guben. „ Als der Dampfwagenzug in Guben ankam, wurde eingestiegen und nun saußten wir dahin…. Und in kurzer Zeit waren wir in Frankfurt….. „ Um 6 Uhr suchte ich mir ein Plätzchen im Eisenbahnwagen und bald erschall der gellende Ruf der Pfeife und dahin saußte der Zug. Bald waren wir ins Fürstenwalde. Der Zug hielt nur einige Minuten an dann setzte er sich weiter nach Berlin in Bewegung, wo wir um 9 Uhr Abends ankamen.“     Die Eisenbahn von Frankfurt nach Berlin erweiterte im großen Maße  die Mobilität der Menschen. In den 40er Jahren wurden viele Eisenbahnen geplant und gebaut. Vester befand sich zwischen dem Zeitalter der Postkutsche und der Eisenbahn.    

5.     Vester und die Schützengilde

Vester trat 1830 der Schützengilde bei. Er malte die Schießscheiben der Cottbuser Gilde  bis weit in die 80er Jahre, als er schon in Guben lebte. Die Schützen spielen in dem Leben von Heinrich Vester eine große Rolle. So fanden jährliche Schützenfeste zu Pfingsten statt, die ausführlich gefeiert wurden. Die Gilde traf sich ein bis zweimal in der Woche zum Schießen. Anschließend sprach man dem Cottbuser Bier zu. Die Schützen standen für Geselligkeit und Ansehen in der Kleinstadt Cottbus. Hier ein Bericht über ein Fest, aus dem die Begeisterung von Heinrich Vester spricht: „ Heute den 14ten Oktober wurde das Morgende Fest Abends mit  allen Glocken eingeläutet. Den 15ten Oktober. Königs Geburts. Und Huldungstag in Berlin. Früh um 5 Uhr war Reveille mit Janitscharmusik, die Mitglieder der Schützengilde versammelten sich bei ihren Hauptleuten und marschierten Compagnieenweise ohne trommelschlag auf dem Landgerichtsplatz, wo sich alle Behörden und die ganze Bürgerschaft versammelt hatten. Um 9 Uhr wurde mit allen Glocken geläutet  und der ganze Zug bewegte sich zur Kirche .Nach dem gottesdienste marschieerte die Schützenbilde zuerst aus  der Kirche… Nachher marschierte sie mit Musick auf den Marktplatz, wo sie sich aufstellte, der H. Oberbürgermeister hielt hierauf auf den jetzigen KönigsMajestät ein Rede nachher wurd das Lied. Heil dir im Siegerkranz angestimmt, „ (1840) Das Prämienschießen begann am Abend. Anschließend gab es einen Schützenball. 

Eine interessante Geschichte  von einem Provinzialschützenfest in Frankfurt  an der Oder erzählt Vester im Jahr 1841.An diesem Fest sollte auch die Cottbuser Gilde teilnehmen. Insgesamt nahmen 32 Gilden daran teil. Leider konnte Vester nicht an dem Fest teilnehmen, „ mir steckte der Ball daselbst im Kopfe , und besonders die vielen schönen Mädchen, man kann aber von der Arbeit nicht loskommen, und muß das schöne Vergnügen sonach entbehren.“ (1841) Nach dem Schützenfest wurde Vester aufgefordert, Bilder von diesem Fest zu malen.  Er kam der Bitte nach und malte einige Bilder nach Erzählungen einiger Cottbuser Schützen, obwohl er gar nicht in Frankfurt war.

6.     Streit mit der Obrigkeit

Vester hat oft Streit mit der Obrigkeit in Cottbus und in Preußen. Im Jahre 1838 wurde er vom Magistrat in Cottbus verklagt wegen „ Nichtzahlung des Jahrmarktgeldes und Aufgeldes“. Ich gehe mal davon aus, dass er für einem Stand auf dem Markt, auf dem er seine Bilder verkaufte , ein Jahrmarktgeld zahlen musste. Der Streit zieht sich in die Länge. Am 23ten April 1839 erhält  er einen Brief von der Justiz aus Berlin.   „ Ich müßte auch zu gleich Beschwerde wider das Ober Landesgericht zu Frankfurt a/O führen, und das Rescript daher einsenden, was auch geschah“  Dann erhält er eine Vorlandung vom hiesigen Königlichen Land- und Stadtgericht, in dem ihm mitgeteilt wird, dass er wegen seiner Beschwerde über die Polizei verklagt worden ist. Bei einem Termin mit dem Oberbürgermeister Roemelt sagt er aus, was sich die Polizei schon alles gegen ihn zuschulden habe kommen lassen. Im Jahresrückblich 1839 zieht er eine Bilanz über den Ärger über bzgl. des Prozesses  Magistrat/Vester. „ Ich habe viel Erfahrungen dabei gemacht, daß die Behörden in preußischen machen können, was sie wollen des Königs Gesetzt befolgen, aber nicht, bleibt sich gleich, nur darf aber ein Bürger nichts sagen und man muß noch zufrieden sein, wenn man nakend zum Thor hinauskommt.“ (1839).

 

 

 

 

 

 

 

7.     Die bürgerliche Revolution in Cottbus, Preußen und Europa

 

Die Darstellung  und die Beurteilung der Ereignisse der bürgerlichen Revolution in Cottbus und Preußen nehmen einen großen Teil in den Tagebüchern von Vester ein. ( 1848 und 1849, über 80 Seiten). Vester ist ein genauer Chronist der Ereignisse und Hintergründe dieser Jahre. Eine Zusammenfassung  dieses Teils der Tagebücher finden wir in einem Aufsatz von Dr. Klaus Lange in dem Cottbuser  Heimatkalender 2017 (s. Seite 43 ff. ) mit dem Titel „ Der Cottbuser Maler Heinrich Vester (1806-1891). Deshalb soll ein Hinweis auf diesen Aufsatz zu diesem Thema genügen

 

8.     Rückblick auf den Aufbau der Tagebücher.                                                                                               

Der Aufbau der  Vester Tagebücher verläuft nach einem festen Schema. Nach einem Jahresbericht, der kurz aber auch ausführlich sein kann, folgt ein Rückblick auf das Jahr und eine Liste seiner Bilder, die er in diesem Jahr gemalt hat. Nun gibt es bei der Lektüre einige Probleme. Wir gehen davon aus, dass die Tagebücher in späteren Jahren noch einmal abgeschrieben wurden. Dabei wurden einzelne Blätter falsch eingeordnet, so dass es eine Puzzle Arbeit war , die Reihenfolge der Seiten  richtig zu erfassen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass manche Jahre unvollständig sind. So beginnt das Jahr 1837 mit dem Monat August. Wir gehen davon aus, dass es weitere Vester Tagebücher gibt. So fehlen die Seiten der Jahre  1842-1845 komplett. Es ist durchaus denkbar, dass hier eine ganze Kladde fehlt.  Das erste Tagebuch 1835-1837 enthält den Hinweis auf dem Titelbild, Band III, No. 417. Daraus lässt sich schließen, dass es bereits von früheren Jahren  Tagebücher gegeben haben könnte. Denkbar ist, dass Vester schon im Jahre 1827, als er von der Königlichen Kunstakademie in Dresden  nach Cottbus zurückkehrte, Tagebücher geschrieben hat.  Wir wissen es aber definitiv nicht.  So verweist Vester in einem späteren Tagebuch auf das Tagebuch von 1830 Seite…. Zu diesem Jahr liegen uns  aber keine Tagebücher her. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Tagebücher später noch einmal abgeschrieben wurden. Das könnte Heinrich Vester, seine Frau oder seine Tochter Louise erledigt haben. Auffällig ist, dass  kritische oder „ unangenehme „ Themen  nachträglich aussortiert sein könnten. Heinrich Vester zog 1852 mit Frau und Familie nach Guben. Aus seiner Gubener Zeit liegt uns eine Kladde von 1853 bis 1883  vor. In dieser Kladde werden  aber nur noch seine  gemalten Bilder aufgelistet.  Trotz der o.g. Mängel sind die vorliegenden Cottbuser Tagebücher von Heinrich Vester hoch interessant. Hier liegen nicht nur Geschichtszahlen der Cottbuser Heimatgeschichte  vor, sondern hier wird dargestellt, wie ein Zeitgenosse seine Zeit erlebt hat. Die neuere Geschichtsschreibung interessiert sich auch für die Alltagskultur der Menschen.

9.     Danksagungen

Die Vester Tagebücher habe ich im Jahr 2014 im Brandenburgischen Landeshauptarchiv entdeckt. Bei vier Besuchen habe ich sukzessive die Jahre kopieren lassen. Ohne die Transkription der Tagebücher (Sütterlin in unsere lateinische Sprache) durch Tanja Leistner und Udo Bauer hätte ich die Tagebücher nie herausgeben können. Ihnen gebührt ein großer Dank. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei meinem Bruder Wilfried, der die Quellen über Vester, die ich von 1996 bis 2016  erschlossen habe, Korrektur gelesen hat.  Ein weiteres Dankeschön geht an Dora Liersch und Steffen Krestin, die mich in meinen Recherchen unterstützt haben. Das sind nun schon 21 Jahre.   Ich werde die Tagebücher und die Recherchen zunächst im Internet veröffentlichen. Meine Reisen und Recherchen in Archiven haben meinen Wissenstand über das 19. Jahrhundert erweitert. Ich bin sicher,  dass ich weitere Quellen und Bilder von meinem Ur-Ur-Großvater Heinrich Vester finden werde. Ich hoffe, dass die Heimatforscher in Cottbus  und in Brandenburg die Tagebücher für ihre Heimatforschung nutzen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Heinrich Vester, 1806-1891, ein Maler in Cottbus, Guben und Küstrin

Aufsatz von Hartmut Regenstein vom 12.02.2017

 

Vorbemerkung

Heinrich Vester ist  mein Ur-Ur-Großvater. Ich recherchiere seit 1996 bis heute an  seinem Werk.

Lebenslauf

Heinrich Vester wurde am 25.08.1806 geboren. Das war in der Zeit, als Cottbus noch zum sächsischen Königtum gehörte.  1815 kam dann Cottbus wieder zu Preußen (Wiener Kongress).

Heinrich Vester wurde als Sohn des Tuchmachers Georg Vester geboren. Dessen Vorfahren kamen aus Calbe an der Saale. Er besuchte das Cottbuser Gymnasium. Wir wissen aber nicht, ob er hier sein Abitur ablegte.

Von 1823-1827 besuchte er die Königliche Kunstakademie in  Dresden. Er verließ diese mit einer Belobigung des sächsischen Königs. Seine Lehrer in Dresden waren  der Historienmaler Ferdinand Hartmann und  August Richter, der Stiche von Städten anfertigte.  Der Sohn von August Richter war der berühmte Maler des Biedermeiers in Dresden, Adrian Ludwig Richter (1803-1884).

1827 kehrte Vester  nach Cottbus zurück. Er malte Stadtansichten seiner Heimatstadt Cottbus als Aquarell und in Öl. Er versuchte sich auch in der Portrait Malerei. Von 1830-1880 malte er die Schießscheiben der Cottbuser Schützengilde. Damit  und dem Zeichenuntericht dürfte er einen Teil seines Lebensunterhalts verdient haben.

Die Motive der Schützenscheiben haben vielfach einen Bezug zur preußischen Militärgeschichte von Friedrich dem Großen bis zu seiner Gegenwart.  Vester war ein Anhänger des preußischen Königshauses. Er war auch national gesinnt.

Er erlebte die atlantische Doppelrevolution von 1848/1849 und zeigte auch Sympathie für die Farben Schwarz-rot-gold.

In seinen Tagebüchern erfahren wir viel über die Ereignisse in Cottbus aus den Jahren 1848 und 1849. Vester war auch gut über die Berliner Ereignisse informiert. Ich gehe davon aus, dass er eine Zeitung aus Berlin erhielt.

Im Jahre 1849 heiratete Heinrich Vester seine Frau Marie, geborene  Hoffmann.

Am 28. März 1850  wurde seine Tochter Wilhelmine Bertha Luise geboren. Sie wurde Luise genannt .

Der Name Louise hat  einen Bezug zu der berühmten Louise von Preußen.

Nach Erbstreitigkeiten im Hause seiner Frau und einem Zerwürfnis mit seinem Vater und dem jüngeren Bruder verließ Heinrich Vester im Jahre 1852 Cottbus und zog nach Guben.

Seine Gubener Jahre erstrecken sich auf die Zeit  von 1852-1886. Von seinen Gubener  Jahren wissen wir ganz wenig.  Er selbst wird noch nicht einmal in dem Standardwerk von Gander über Guben erwähnt.  Dann treffen wir doch auf ein Stadtpanorama von Guben, das Vester nach einem Stich von Gottheil gemalt hat. Dieses Stadtpanorama wurde von dem Gubener Heimatverein vertrieben.

Im Jahre 1886 zog Heinrich Vester mit seiner Frau Marie zu der Tochter nach Küstrin.

Luise Timm war mit dem Meldeamtsvorsteher  Timm von Küstrin verheiratet.  Die Familie Timm war eine große Familie mit 6 Kindern. Sie wohnten in der Altstadt von Küstrin, Reneplatz 2.

Heinrich Vester starb im Jahre 1891.  Seine Frau Marie überlebte ihn mehrere Jahre.

Für die Geschichtsschreibung von Cottbus war es ein Glücksfall, dass sich Luise Timm im Jahre 1940 an das Museum in Cottbus wandte, um  Bilder von Vester zu verkaufen.

So ist es denkbar, dass sie auch die 4  (6?) Kladden der Vester Tagebücher abgab.

Kunstgeschichtliche Einordnung von Heinrich Vester

Vester malte Stadtansichten und Plätze von Cottbus und zwar zu einer Zeit, als die Fotografie noch nicht ihren Siegeslauf angetreten hatte. Seine Bilder sind  wichtige Quellen für die lokale Heimatforschung.

Vester malte aber auch Landschaftsbilder, die man heute bei Ebay oder auf Flohmärkten erwerben kann.

Die meisten Bilder von Vester wurden in der beginnenden Industrialisierung von Tuchmacher Familien und dem preußischen Landadel  gekauft. Die Mittelschicht begann sich langsam in den Städten herauszubilden.

Die Stadtbilder von Vester zeigen  fast alle rauchende Fabrikschlote, ein Zeichen der beginnenden Industrialisierung.  Auf seinem Panorama von Guben sieht man die Eisenbahn im Hintergrund.

Die Tagebücher von Heinrich Vester

 

Im Jahre 2014 gelang es mir, die Tagebücher von Heinrich Vester zu finden. Dies gelang über das Internet. Ein historisches Institut in Köln  hatte die 30.000 Biografien von Wikipedia mit den Beständen von Archiven abgeglichen. So erfuhr ich, dass die Tagebücher von Vester im brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam liegen.

Die Tagebücher erzählen viel von der Alltagskultur im 19. Jahrhundert in der Kleinstadt Cottbus.

Die Recherchen über Heinrich Vester.

Nach 22 Jahren Recherche  ist es nicht schwierig, immer weitere Quellen von und über Heinrich Vester zu finden. Wie sagte Frau Dora Liersch?  „ Eine Quelle gebiert drei neue“.

 

 

 

Literatur:

1.     Gustav Herrmann, Carl- Heinrich Vester, ein Cottbuser Maler der Biedermeierzeit. In: Cottbuser Anzeiger, 6. Januar 1940.

2.     Hartmut Regenstein, Carl- Heinrich Vester, ein unbekannter Maler in Guben, Gubener Heimatkalender 2001

3.     Dr. Klaus Lange, Der Cottbuser Maler Heinrich Vester (1806-1891), Cottbuser Heimatkalender,2016

4.     Quellen über Heinrich Vester, Informationsstand: www.heinrich-vester.de

5.     Zum 200 Geburtstag von Heinrich Vester im Jahre 2006. www.vester200.de

6.     Tagebücher von Heinrich Vester von 1835-1852 (seine Cottbuser Zeit),                         www.hartmut-regenstein.de Über das Inhaltsverzeichnis gehen auf Tagebücher Vester.

7.     Stadtarchiv Cottbus, erschlossener Nachlass von Heinrich Vester.

 

Hartmut Regenstein

Hamm

hartmut.regenstein@t-online.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 005 bis 018

 

Transkription Udo Bauer (November 2016)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

No. 417

Mein

Tagebuch

von 1835 bis 1837

 

III ter Band.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jahr 1835. Forst

3

Den 14 ten Febr.  Auch meine jetzige Woh „

nung kann mir nicht gefallen, ich kann

selbige aufputzen wie ich will, so bleibt

sie unansehnlich, denn meine Wirth

hatte mir viel versprochen, daß

er selbige in Stand bringen will

aber  nachher  nicht Wort gehalten

daher muß ich mir und eine an „

dere umthun.

Am 25 ten reißte ich wieder nach Forst.

Geschäfte waren nicht zu machen.

Aug malte inn(ere) Ans. v Cottbus gegen

Morgen, Mitternacht und vor den

Lu(c)kauer Thore.

Den 11 April ging ich Dissen zum

Prediger Buckwar, dieser bestellte

eine Ans. v Cottbus, und gab mir

(ei)nen Kupferstich mit, worauf ein „

(…)igen meine  befindlich, und sollte selbi „

(g)e copieren. Übrigens fand ich

(…) eine sehr gute Aufnahme.

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung:

Durch die Bindung sind verschiedene Buchstaben am linken Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes ergänzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jahr 1835. Cottbus.

4

Den 14 ten April nahm ich eine Abendseit (e)

von Cottbus auf, welche der H. Kaufm

Krüger bestellt hat.

Den 17 ten malte ich 2 Ans. v. Cottbus vor

dem Sandower Thor.

Jetzt male ich wieder Ans. v. Cottbus, als

vor dem Luckauer Thor. Mitternacht

und Sandower Thor.

Den 5 ten  war ich in Briesen bei der

Baronin Wackerbarth. *

Den 6 ten war ich in Werben  bei den Baro(n)

von Oettinger*, welcher mehrere Ansichten

v. Cottbus bestellte.

Jetzt malte ich mehrere Ans. v Cottbus

Eine Ans. v. Luckauer Thor, 1 gegen Mitte(r)

nacht und 2 v. d. Sandower Thor.

Den 10 ten Mai heute Sontag ging ich                                                                   10. ist richtig !!!

Nachmittag  nach Branitz, wo es

außerordentlich voll war.

Jetzt will es mir gar nicht recht gefall(en)

Das Geschäft geht schlecht, dazu eine schlech(te)

Wohnung, und Unzufriedenheit mit den

Dienstmädchen

 

*Adolf Friedrich Theodor Ritter und Edlem v. Oetinger (*1798 +1839 in Werben)

*Marie Helene v. Bomsdorf adH Weißagk bei Forst (Ehemann  war Ludwig Carl Wilhelm  v.  

  Wackerbarth)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jahr 1835. Cottbus.

5

14 ten Mai  Die Zeit ist jetzt allgemein schlecht

es stocken die Geschäfte überall ich

hoffte auch, daß ich wieder etwas

in die Sparkasse tragen könnte, ich

wollte wieder 100 Rthl. voll machen

wollte dann heraus nehmen, und

ein Staatspapier kaufen, denn die

Sache gefällt mir sehr gut, daß ich

alle halbe Jahre Zinsen aus der

Steuerkasse hohlen kann, statt

dessen, wenn es nicht bald besser

wird, werde ich müssen bald aus

der Sparkasse heraus nehmen, den

Schulden wollte ich doch nicht gerne

machen.

Ich gehe jetzt häufig spazieren und

genieße die schöne Zeit, denn zu Hau „

se gefällt  es mir gar nicht, den

meine Wohnung gefällt mir gar

nicht, und ist sehr unfreundlich, auch

meine Wirthsleute gefallen mir nicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jahr 1835. Cottbus.

6

15 ten Mai  malte ich mehrere Ansichten

v Cottbus als eine vor dem Sandower

Thor, eine gegen Mitternacht, drei gegen

Mittag, und eine vor dem Mühlen „

thore.

Den 28 ten Himmelfahrtstag, ging ich frühe

früh und Nachmittag nach Branitz  aber

nachdem ich meine Freunde einge

büßt, bin ich gleichgültiger geworden.

Den 3 ten Juni ging ich nach Kuschendorf

zum Baron von Belzig*. dessen Frau

Gemalin hatte mich vor einiger Zeit

besucht, und mich eingeladen, sie in

Kuschendorf mal zu besuchen. Daher

machte ich mich heute das Vergnügen.

Die Hetze war sehr groß, und ich fand

bei der gnädigen Frau eine sehr

gute Aufnahme. Sie führte mich, nach „

dem  wir eine kurze Zeit geplaudert

hatten, im Garten, u zeigte mir die

neuen Anlagen, besonders gefiel mir

die Felsengrotte, der Felsen war

mit verschiedenen passenden Sumpfpflan

zen

 

 

* Frau Hauptmann v. Bölzig, Rittergut Koschendorf, Kreis Calau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jahr. 1835. Cottbus

7

als Hortensien Schwertlilien, Eyfeu, und (…) ver „

ziehrt, auch hatte der Garten andre schöne Par „

tieen. Als ich mir daß alles angesehen hatte

führte mich die Frau Baronin  ins Schloß zu „

rück, wo ich mich mit den H. Baron unter „

hielt. Dann kam ich zur Tafel. Hier wurde

auch von dieses und jenes besprochen. Meine

Ansichten von Cottbus fanden Beifall, und  der

Baron behielt selbige, auch wünschte er  mehrere

Ansichten des neuen Schießhauses zu Cottbus

welches er erbaut hat, zu haben, welches ich

aufnehmen sollte. Auch soll ich späterhin sein

Garten, wenn er fertig sein soll, malen.

Nachmittag in der vierten Stunde, reißte ich

wieder nach Cottbus.

den 4 ten Juni früh nahm ich das Schießhaus

auf und malte noch in dieser Woche  6 An „

sichten davon.

Den 7 ten 1 ter Pfingstfeiertag. Die Feiertage

verlebte ich sehr ruhig und eingezogen. 

Den 10 ten Erster Schießtag.

Den 11 ten Zweiter Schießtage. zeichnete ich den

Schützenplatz.

den 16 ten malte ich den Schützenplatz in

Wasserfarben und brachte auch einige Schützen

welche auf dem Platze umhergingen, und

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jahr. 1835. Cottbus

8

mehrere ähnliche Portraits mit an, welche hier in

Cottbus viel Aufsehen und Spaß erregten.

Den 14 ten ging ich nach Koschendorf zum Baron

von Belzig, wo ich wieder sehr gut aufgenommen

wurde.

Den 20 ten malte ich eine Ansicht von Cottbus

gegen Mittag.

Den 21 ten Juni. Großen Verdruß habe ich  (…)

theils wegen Mangel an Geld. theils meines

Wirths, und Köchin, ersterer, wegen Gehässig(keit)

ich kann in meinem Hausflur , nicht das ger(ingste)

hinlegen, alles wird mir gestohlen. letzte

hat die besten Tage bei mir, und ich werde

für die gute Behandlung, welche sie bei mir

hatte, schlecht belohnt, indem sie mir auf

alle nur mögliche lügenhafte weise schlecht

machte, daher entschloß ich mich mir ein fr(em)

des Mädchen  zu miethen.

Den 2 ten Juli Ich veränderte meine

Wohnung. ich zog auf der Mühlenstraße zur

Wittwe Jenchen, wo ich ein sehr geräum(i)

ges und schönes Quartier bezog. Meine Köch(in)

entließ ich, und bin also jetzt wieder all(ein)

aber es gefällt mir jetzt sehr, da ich ein(e)

Nachbarschaft, habe, die sich nich weiter (…)

kümmert.

 

Anmerkung:

Durch die Bindung sind verschiedene Buchstaben am rechten Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes ergänzt.

 

 

 

 

 

 

 

Hier fehlen die Seiten 9-10 : herausgetrennt ?

 

 

 

 

 

 

Falsch nummeriert: statt 15 könnte 11 richtig sein

 

Guben 1835.

 

(…)mal auf, und um 12 Uhr machte ich mir

(au)f den Weg. Ich ging über die Dörfer

(…) zuerst Gr.Lieskow Heinersbrück, Horno.

(Gr)ießen, wo mir die Aussicht ins Neiße „

(th)al sehr gefiel, man hatte die schöne Ent „

(…)ng vor sich liegend, wo sich die Neiße

(du)rch das Thal schlängelte, welche mit den

(sch)önen Ufern einen romantischen

(A)nblick darbot. Von hier ging ich über die

(N)eisse nach Markersdorf und Niemsch, wo

(…) dan in Schenkendorf 1 Stunde von Guben

(ü)ber Nacht blieb. Hier hatte ich ein schönes

(Q)uatier. Den andern Morgen war ein

(G)erber und ein Fleischer aus Guben mit

(F)uhrwerk hier eingetroffen, und da sie

(e)rfuhren, das ich nach Guben reißte, so

(lu)den sie mich ein, mit ihnen nach Guben

(m)itzufahren, welches ich auch annahm

und so kam ich früh gegen 7 Uhr dort

(a)n. Ich wurde nur von einen der

Herren um die Stadt herumgeführt, hier

wurden um so wie in Cottbus Ver „

(s)chönerungen angelegt, man pflanzte

(n)eben Alleen von Kastanienbäumen

 

Anmerkung:

Durch die Bindung sind verschiedene Buchstaben am linken Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes ergänzt.

Diese Seite ist wahrscheinlich falsch eingehoften bzw. passt nicht zum Abschluß der vorangegangenen Seite wie auch nicht so richtig zur folgenden Seite.

Die vorherige Seite wurde handschriftlich mit Bleistift als „8“ beschriftet.

Diese Seite wurde handschriftlich mit Bleistift als „15“ beschriftet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Falsch nummeriert: statt 15 könnte 12 richtig sein

 

 

Jahr 1835 Guben

 

Ich besah mir die Umgebung und fand

die Weinberge aus herrliche Ansicht

Gubens. Das innere der Stadt kann(n)

mir weniger gefallen. Das Rathh(aus)

hat in der Bauart viel Aehnlichke(it)

den Wittenberger. Dann besuchte ich me(in)

Schulfreund, den Kaufmann Ad. Lier(…)

und den Rendant Bölke. Die Leut(e)

in Guben fand ich überall sehr höfl(ich)

und gefällig, und redeten mich zu (…)

sollte mich eine Zeitlang hier aufha(lten)

Um 12 Uhr verließ ich Guben wieder

nahm jetzt einen andern Weg, (…)

über Gubinchen längs der Neiße,

dann über die Brücke nach nach Klein (…)

Groß Gastrose, nach Grießen, Horno,

Heinersbrück, Bärenbrück, und Neuen

dorf nach Cottbus, wo ich gegen 8 Uhr Abe(nds)

ankam.  Auch fand ich bei Gastrose sehr

viel, und außerordentlich starke Ei(chen)

Mir hat diese Partie ungemein g(e)fallen.

14 Octbr Heute war der Hallenische Co(met)

am hellsten zu sehen.

 

 

 

Anmerkung:

Durch die Bindung sind verschiedene Buchstaben am rechten Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes ergänzt.

 

Periheldurchgänge des Halleyschen Kometen : 16.November 1835

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Falsch nummeriert: statt 15 könnte 13 richtig sein

 

 

Jahr 1835 Cottbus.

 

Den 8 Nov. malte ich wieder einige An „

sichten v. Cottbus in Wasserfarben.

Den 12 ten Die Zeiten sind jetzt allgemein

schlecht, auch bei mir geht es jetzt sehr

flau, etwas in die Sparkasse zu

tragen, dazu komme ich jetzt gar

nicht, ich hatte immer gehoft, daß

ich mir einen Staatsschuldschein dies

Jahr zulegen, werde können, aber

es geht bis jetzt nicht und es wird

in diesen Jahre auch nichts werden.

Den 16 Nov. malte ich wieder einige

Ans. v. Cottbus in Wasserfarben.

Den 22 ten Nov. Sontag, das Todtenfest

Heute dieses Fest, wurde verwendet,

um den neuen Begräbnißplatz der

Stadt einzuweihen. Die Bürgerschaft

nebst Stadtverordneten u Magistrats „

Personen fanden sich daher Nachmittags

um halb 2 Uhr in der Oberkirche ein,

wo ein zu diesem Feste passendes Lied

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jahr 1835. Cottbus.

14

gesungen wurde. Nachher begab sich die

Bürgerschaft u.s.w. aus der Kirche, um

einen Zug zu bilden, vorn gingen die

Kinder sämtlicher Schulen, als die Ar „

men und Elementarschule, begleitet

von ihren Lehrern, dann folgten die

Schüler des Gymnasiums, hierauf die

Musik, welche das Lied Meine Le „

benszeit verstreicht, spielten  Jetzt

folgten die Prediger, von den höchsten

Personen der Stadt geführt, voran

ein Stadtverordneter mit den Marscha(ll)

stab, umgeben von  zwei jungen Leu „

ten  Strohblumenkränze tragend.

Nun folgte die sämtliche Bürgerschaft

und Beamten jeden Ranges und

Standes. Den Schluß machte das hier

garnisonirende Militair, wo wieder

um ein Stadtverordneter mit dem

Marschallstab, begleitet von zwei jungen

Leuten mit Kränzen folgte. Der  (Zug)

bewegte sich über den Markt, durch der

Sprembergerstr. n. der Ruhestädte. Dort angekom(en)

 

 

 

Anmerkung:

Durch die Bindung sind verschiedene Buchstaben am rechten Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes ergänzt.

Diese Seite ist nicht die Fortsetzung der vorangegangenen Seite, auch wenn die Bindung offensichtlich so ist.

 

 

 

 

 

15

 

Jahr 1835. Cottbus.

 

Den 31 ten Decembr.  Sylvesterabend, ging

ich abends bei Olschina, und trank dort

ein Glas Bier. um 9 Uhr war ich wie

gewöhnlich wieder zu Hause.

Dies Jahr war eins der schlechte „

sten Jahre, den Sommer über

war grade nicht viel zu thun, in

Herbst war es besser und zu Weih „

nachten hatte ich sehr hübschen Ver „

dienst, jedoch etwas zum Wegle „

gen kam es nicht. Ubrigens war

ich das ganze Jahr über  heiter und

froh, und war mit dem was ich

hatte sehr zufrieden.

Meinen Eltern habe ich nach reich „

licher Uberlegung wegen der

Heirathsgeschichte erklärt, daß ich

gesonnen bin, noch nicht zu heirathen,

habe also das Verhältniß auf „

gehoben.

Gemälde

welche ich im Jahr 1835 angefertigt

habe, waren folgende.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

16

 

Jahr 1835. Cottbus.

 

1 Einen Dorfgeiger in Wasserfarben.

2 Eine Gemälde-Scheibe. Friedrich II schlief

   nach der Schlacht b. Kunersdorf, in einer

   von Kosacken zerstörten Bauernhütte

3 Eine Gemälde-Scheibe. Der Schützenplatz

   zu Cottbus in Oel

4 Das Portrait eines Handlungsdieners

    aus Sonnenwalde in Miniatur

5, und 6. Zwei Ansichten des Schlosses zu

                Sergen in Wasserfarben.

7, Ein kleines Kind, nach der Leiche gema(…)

Nun folgen 85 Ans. v Cottbus in Wasserfarben

als 3 Ans. gegen Morgen, 14 gegen Mittag

1 gegen Abend, 11 gegen Mitternacht.

8 Auf. vor d. Spremberger Thor

14 v. d. Sandower, 10 v. d. Luckauer Thor.

6 Ans. v. d. Mühlen Thor.

9 Ans. d. Schützenplatzes. 1 des Schlosses z. Cottbus

7 Ans. d. meinen Schießhauses

1 Ans. des Wintergartens

8 tens Noch einen Fleischerburschen in

Sachsen in Miniatur.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

17

 

Jahr. 1835. Cottbus.

 

Diejenigen

die ich im Jahre 1835 im Zeichnen

unterrichtet hebe.

 

1 Schulze           6 Kittel                                    Diese   Fünf

2 Haeger II.       7 Vetter                                   sind

3 Haeger I.        8 Müller II                               im Jahre

4 Höfer              9 Wolf aus Muskau               1835

5 Müller I.       10 Warnatz                               hinzuge „

                                                                        kommen

zusammen 10.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 019 bis 032

Datei 041 bis 050

 

Transkription Udo Bauer (November, Dezember 2016)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 019

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.

Das Jahr 1836

 

Datei 50

Den 1 ten Januar. war ich ziemlich heiter, des

Abends auf dem Schießhause, wo es mir so weit

recht gut gefiel.

Den 20 ten  Ich male jetzt immer fleißig Ansichten von

Cottbus. welche mir immer aus mancher Verlegenheit

helfen müssen.

Den 21 ten nahm ich für H. Kaufmann Büttner

einige Privat Wohnungen auf.

Den 30 ten bis jetzt  in diesen Monat habe ich

18 verschiedene Ansichten von Cottbus gemalt.

Den 31 ten Sontag macht ich einen Spaziergang

nach Galinchen, wo ich mich ein paar Stunden

beim Gutsbesitzer Grosmann* aufhielt und eine

gute Aufnahme hatte.

Den 1 ten malte ich einen Füselier vom 8 ten Regi „

ment. Zeidler. in Miniatur halb Figur nach der Na(tur)

Den 3 ten nahm ich eine Privatwohnung auf als des

H. Zimmermst. Eckerts Wohngebäude

Den 5 ten malte ich 2 Ansichten von Cottbus.

Den 8 ten malte ich Napoleons verhängnißvollster

Augenblick bei Verlust der Schlacht bei Leipzig

am 18 ten October 1813.

Napoleon sitzt im Vorgrunde mit gefalltesten

Händen und traurigen Anblicks umgeben

von seinen Generälen und Marschällen beim

Feuer. Ein Kammerdiener packt Sachen im

Koffer. Im Mittelgrunde die Französische

Retraite  mit abwechselden Gefecht, und

 

 

 

 

 

 

 

*Gutsbesitzer Georg F.W. Graßmann aus Gallinchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 021

 

 

 

Jahr 1836. Cottbus.

 

im Hintergrunde die Stadt Leipzig in Rauchwolken

gehüllt. Todte Pferde und Menschen sieht man

überall umherliegen. Oelgemälde.

Den  7 ten Febr.  war ich bei H. Brückner auf

der Papiermühle, wo ich eine sehr gute Aufnahme

hat, Madam Brückner bestellte mehrere

Ansichten von der Papiermühle, welche ich auf „

nehmen soll

Den 10 ten nahm ich 2 verschiedene Ansichten von der

Papiermühle auf. welche in Wasserfarben gemalt

werden sollen.  Die Eine stellt den Hofraum dar.

Vorn erhebt sich die Mühle mit vielen Wein

geschmückt, rechts und lings die Seiten Gebäude

auch alle Kleinigkeiten, was auf dem Hofe

herum liegt, darf nicht fehlen, Tauben und

Enten und andre Vögel befinden sich da, eine

Henne mit ihren Küglein schart im Dünger „

haufen, und der Hahn krähet, die beiden

Kettenhunde sind munter, und Kinder spielen

auf dem Hofe. Dieses malte ich 3 mal.

Das andre stellt die Papiermühle mehr im

Hintergrunde dar. Im Vorgrunde befinden

sich Eichen und Tannen und verschiedenes klei „

nes Gesträuch. Dieses malte ich vorläufig nur

einmal, denn es macht ziemlich viel Arbei(t)

Den 13 ten wurde bei Krieschens die Fastnacht

gefeiert. Es war nicht zu voll.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 020

 

Jahr 1836. Cottbus.

 

Den 15 ten Febr.  wurde die Fastnacht auf dem

Schießhause gefeiert, Es war dort außerordent „

lich voll.

Den 26 ten malte ich des Zimmermeister H. Eckerts

Wohngebäude nebst Umgebung in Oel.

Man sieht im Vorgrunde das mit Wein umgebene

Wohngebäude nebst umgebenen Häusern, im

Mittelgrunde befindet sich eine Gruppe Häuser

welche sich sehr gut ausnehmen, und im Hinter „

grunde die Holländische Windmühle mit dem

entfernten  Häusern am Spreewehr, und blau „

grünen Waldungen, wo man d(…) Spree im

Sande sich schlängeld, gewahr wird.

Den 14 ten Maerz – gestern Sontag ging ich gegen

Abend mit H. Petzold bei Kriesches, wo Tanz

war, Unterwegs erblickte ich Augusten mir

entgegen kommend, als sie uns erblickte, schlug

selbige sogleich einen Seitenweg ein, um mich

nicht zu begegnen.

Jetzt gab es mal viel zu thun, und ich darf

mich grade nicht sehr umsehn, nur wird es

immer sehr gering bezahlt. Denn gut gearbeitet

soll es auch sein, und so kann man  bei

aller vieler Arbeit doch nichts sparen

Die ganze Winter Abende habe ich bis jetzt bei

Kandlers zugebracht, wo ein vernünftiger

Schafkopf gespielt wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 022

 

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

Den 7 ten Märtz. Für das diesjährige Pfingstvergnügen möchte

ich mich gern zu guntschen suchen denn viel Vergnügen

habe ich dabei nicht, und ich wäre daher gesonnen

eine Vergnügungsreise in der  Sächsischen Schweitz zu

machen, wenn ich nehmlich  bei Gelde wäre.

Auch bringt es meine jetzige Lage so mit sich , daß ich

mich von allen sehr entfernt halte, denn da bin

ich am ruhigsten, und genieße mein Dasein zufrie „

dener.

Den 30 ten. In diesen Monat malte ich eine Ansicht von

Cottbus vor dem Luckauer Thor/ Viehmarkt, eine gegen

Mitternacht, und eine vor dem Spremberger Thore

den 3 ten April 1 ter Osterfeiertg. Die Feiertage brachte

ich meistens zu Hause zu, da auch die Witterung ungün „

stig war.

Den 18 ten machte ich einen Spaziergang nach Groß Osnig,

wo ich bei dem Herrn Bruchman*, eine sehr gute

Aufnahme fand

Den 19 ten spazierte ich früh nach Fehro. wo ich den

Zoll – Einnehmer  Schrebler besuchte, zurück ging über

Briesen, wo ich mich den Garten und Gewächshaus

der Baronin Wackerbarth ansah. Beim Heraus „

tritt aus dem Garten , gewahrte mich die Baro „

nin, und ich mußte mich gleich zu ihr setzen.

Dann fiel es ihr ein, ein wenig umherzuspazieren

wo nur ich ihr das Geleit geben sollte, und die

anwesenden Frauen sollten zurück bleiben „

 

 

 

 

 

Pfingstsonntag: Sonntag, der 22.05.1836

Pfingstmontag: Montag, der 23.05.1836

 

*Rittergutsbesitzer und  Kaufmann F.G. Bruchmann

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 023

 

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

Sie stand auf ich mußte ihr meinen Arm reichen, und

so gingen wir Arm in Arm spazieren.

Den 8 ten April malte ich H. Klingmüller. Füselir

vom 8 ten Regiment. / Gubener /. in Pastell. Hatte Figur

in Hintergrunde ein Ansicht von Guben.

Den 24 ten April. Meine weiten Spaziergänge bekommen

mich recht gut, ich habe früher wenig Appetit zum

Essen gehabt, aber jetzt hat er sich recht vortreflig einge „

funden, nur die Geldverlegenheiten wollen sich

nicht verbessern,  früher konnte ich allein von

dem  Zeichenunterricht leben, jetzt hab ich nur

drei Schüler.

Den 25 ten machte ich einen Spaziergang nach dem

Dorfe Hähnchen.

Den 26 ten ging ich nach Leuten und Schorbus.

Den 27 ten Bustag. Nachmittag ging ich mit den

ältesten Sohn meiner Wirthin Fenchen nach

Branitz, wo es sehr voll war.

Diesen Monat malte ich 2 Ans  des Luckauer

Thores 1 Ans. des Spremberger Thores und 1 Ansicht

des Mühlenthores zu Cottbus.  Ferner den Schüt „

zenplatz und eine Ans. gegen Mitternacht von Cottbus,

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 024

 

 

Jahr 1836. Peitz. Drebkau.

 

Den 4 ten machte ich mir ein Spaziergang nach Peitz.

wo ich einige Stunden, bei dem H. Berger Be „

sitzer der Spinnfabrik zu Peitz aufhielt, wo ich

eine recht gute Aufnahme hatte. Nachmittag

kehrte ich wieder nach Cottbus zurück.

Abend war ich ins Schauspiel, wo der Maskenball

u der Gustav III König von Schweden gegeben wurde.

Den 6 ten war ich ebenfalls ins Schauspiel, wo das

Stück gegeben wurde. Von sieben Mädchen die

häßlichste.

Mit den Morgenpromenaden nach Branitz will

dies Jahr nichts werden, denn der Mai ist sehr

kalt, und haben auch bis jetzt immer trübe Tage.

Den 10 ten ging ich nach Koschendorf wo ich mit

der Baronin frühstücken mußte, und eine

hübsche Dame zur Unterhaltung erhielt, von

da ging ich über Siwisch nach Drebkau, dann

spazierte ich noch einige Stunden  in der Umgegend

umher, und gegen  3 Uhr Nachmittag ging ich wieder

nach Cottbus.

Den 11 ten Mai besuchte ich wieder das Theater

es wurde gegeben. Die zwei Schwestern von

Prag oder der Schneider Kakadu

Den 12 ten Himmelsfahrtst. Ich war willens

nach Branitz zu gehen, aber ich muß diesmal

das Zimmer hüten, denn beim letzten Spazier „

gange haben meine Füße etwas gelitten, und

auch die Witter(ung) ist kalt, denn man muß jetzt noch

heitzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 025

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.           bleibt

 

Warum muß man so leiden, dulden, es wird einen

ja alles verbittert, man kann sich daher den Anblick

der Natur nicht erfreuen; Warum ist es so ein „

gericht, kann da also ein höchstes Wesen auf dem

Menschen wirkend? Gewiß nicht. Mann lebt also

sich nur zur Plage und der immerwährende Gram

verzehrt uns, und bringt uns zu früh ins Grab. So

geht es Gottes edelstes Geschöpf.

Den 22 ten Mai 1 ter Pfingstfeiertag. Die Feiertage habe

ich soweit recht ruhig verlebt, den 2 ten Feiertag wollte

ich früh nach Branitz, aber die Witterung war

kalt, und ungünstig, denn man muß jetzt noch im

Ofen heitzen.

Den 24 ten  3 ter Feiertag. war ich zum großen Zapfen „

streich kommandirt, welchen ich auch beiwohnte.

Die Schießtage hatten wir so ziehmliches Wetter,

jedoch sehr kalt, und mußten daher alle drei

Tage in blauen Beinkleide erscheinen.  Auch

hat der bisherige Major der Schützengülde

Angerstein das Comando niedergelegt nun es der

H. Justitzcommissarius Knoblauch übernommen

hat. Mir hat das Vergnügen dies Jahr recht

gut gefallen, überhaupt das ich etwas Beschäftig(ung)

habe, indem ich die Listen anfertigen muß.  also

dabei  Compagnieschreiber bin.

Auch unsern Hauptmann Jose verlieren wir jetzt

den selbiger ist dieses Jahr abgegangen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 026

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

Den Monat Mai hab ich vor Ansicht Cottbus gemalt

2 gegen Mittag. 2 gegen Mitternacht, eine vorm Schießhause,

eine vom Schützenhause, 1 vom Sandower und eine vor

dem Spremberger Thore.

Den 1 ten Juni machte ich einen Spaziergang nach Gr. Osnig

zum Gutsbesitzer Bruchmann.*

Den 3 ten war die Gränzfahrt. Ich ging zu Fuße hinaus

das Wetter war sehr schön, denn den Tag vorher

hatte es geregnet, und nun hatten wir schönsten

Sonnenschein. Auch müßte der Grenzplatz ein hübsches

Gemälde geben, mit den bunten Gewühl von Menschen,

auch die Gegend, ist sehr schön.

Nachmittag war ich auf dem Schießhause, wo das

Wetter wieder ungünstig wurde.

Nach Branitz bin ich dieses Jahr frühmorgens gar nicht

gekommen, indem theils die ungünstige Witter „

ung, theils die Kälte schuld war.

Von Berlin erhielt ich am 1 sten d.M. Nachricht wegen

meines Lotteriespiels, daß ich diesmal durchgefallen

wäre, was mir wieder ein Strich durch die Rech(nun)g

machte, indem nun alles beim Alten bleiben muß.

Denn mit dem Verdienst was zu erwerben, daß

geht nicht, denn da sorgt schon Gott dafür, daß man  

es zu nichts bringen kann.

Nachtrag : Den 3 ten Schießtag. beerdigten wir einen

von unsern Schützen, nehmlich H. Schopplick

welcher Unterofficier bei der Orangen Compag(n)i(e)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

*Rittergutsbesitzer und  Kaufmann F.G. Bruchmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 027

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

war. Die Orange Compagnie mit der gelben ver „

fügte sich beim Sterbehause wo die  Orange C den

Zug mit Militairischer  Musik  eröffnete, und die

gelbe den Schluß machte. Eine ungeheure Menge

Menschen hatte sich auf den Straßen und Friedhof

versammelt, Nach dem Begräbniß  marschirten wir

mit Musik, zum unsern Hauptmann.

Den 17 ten Juni ging ich nach Gr. Ohsnig  zum Guts „

besitzer  Bruchmann, wo ich einige Ansichten auf „

nehmen sollte. Ich wurde hier ungemein  gut auf „

genommen, und hatte hier die herrlichste Unterhal „

tung theils mit H. Bruchmann oder dessen Haus „

lehrer H. Reinecke oder den beiden Töchtern des

H. Bruchmann. Wir spazierten gewöhnlich im

Garten umher. Nachdem ich die eine Ansicht den

innern Hofraum gezeichnet hatte, mußte wieder

zur Erholung etwas pausirt werden, dann wurde

ich zum Mittagtisch geladen, wo die Unterhaltung wieder

recht lebhaft wurde. Nach aufgehobener Tafel

spazirt ich mit H. Reinecke auf dem Felde

umher, um ein passende Haupt-Ansicht auszusuchen,

aber wir fanden keine, überhaupt stand selbige

mir nicht an, daher machte ich selbst eine Partie

gegen Mittag, und fand auf eine Anhöhe was ich

suchte. Ich ging also retur, um meine Sachen zu holen

aber es war Caffezeit, daher mußte ich noch bleiben.

Nun machte ich mir auf den Weg, H. Bruchmann

 

 

 

 

 

 

*Rittergutsbesitzer und  Kaufmann F.G. Bruchmann zu Groß Oßnig

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 028

 

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

versah mir noch mit Pfeife Taback und Feuerzeug, damit

mir die Zeit nicht lang werden sollte. In einer Stunde

war ich damit fertig. Ich kehrte nun zurück, aber

an kein zurückgehen  nach Cottbus war nicht zu denken

ich mußte also erst Abendbrot speisen, dann einige

Glas Bier trinken, und einige Pfeifen Taback rauchen

Nun wurde es ziemlich 8 Uhr. Jetzt machte ich mir

auf den Weg. H. Br. begleitet mich bis aufs Feld

wo ich dann Lebewohl sagte, und um 9 Uhr Abends

war ich wieder in Cottbus.

Diese beiden verschiedene Ansichten soll ich 16 mal,

jede 8 mal malen woru(n)ter 2 in Oelfarben

die übrigen 14 in Wasserfarben.

Den 18 ten vollendete ich ein Portrait von Kaiser

Napoleon. Lebensgröße. Halbe Figur in Oel.

Den 20 ten malte ich eine Ansicht des Hersch. Hofes

zu Gr. Ohsnig Wasserfarben.  In der Mitte

der  Hintergrundes erhebt sich das Schloß, umgeben

von den daranstoßenden verschieden(en)  Bäumen.

vorn die in grader Linie verschnittenen

Linden welche ein Rundtheil  bilden, inder

Mitte die Roseninsel mit den zierrästlichen

weissen Geländer, weiter vor schließt sich ein

grüner Zaun an die an der Seite laufenden

Barrierren, auf beiden Seiten des Hofes

läuft ein Lindenallee, rechts und lings  Neben „

gebäude, Taubenschl(a)g, Pumpe mit der Bornbüte

das Ackergeräthe, und eine Menge von

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 029

 

 

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

Hünern, Enten Tauben Thruthähne, Pfauen

laufen auf dem Hof umher. nebst ein Paar

Kinder, welche das Vieh Federvieh füttern.

Den 22 malte ich ein Hauptansicht von Gr-Ohsnig

in Wasserfarben. Im Vorgrunde Getraidefelder

mit etwas Haide, woraus ein Jäger mit seinen

Hunde kommd. Im Mittelgrunde das Dorf Ohsnig

in der Mitte ragt die Kirche mit dem HerrSch.

Schlosse hervor, lings die Chaussee, welche nach Sprem „

berg führt. und den Weinberg des Gutsherrn.

Im Hintergrunde entfernte Waldungen wo in blau „

grauen Farben sich Cottbus erhebt.

Auch die Gemäldescheiben habe ich wieder erhalten wo es

jetzt etwas viel zu thun giebt, daher muß ich die

Morgenstunden zur Wasserfarbenmalerei, und

die Nachmittagstunden zum Oelmalen  benutzen.

In diesen Monat hat ich 1 Ansicht von Cottbus ggn

Mittag und 2 Ansichten des Schützenhauses gemalt.

den 1 ten  Juli malte ich Krieschens Kegelbahn

Innere Ansicht. Mehrer Herrn sind da versammelt

und rauchen Taback schieben Kugel, auf dem

Tische stehen Biergläser  Lampe und Fidibus

Ein Herr steht an der Tafel und schreibt, was

geschoben worden ist. Das Schankmädchen tritt

zu Thür herein und bringt ein Glas Bier ein

Herr streichelt ihr die Wangen. Wasserfar „

bengemälde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 030

 

 

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

Den 3 ten Juli. Jetzt erbiete ich über einen ganz neuen

Plan, nehmlich. Mir will es in Cottbus gar nicht

recht mehr gefallen, und doch kann ich es nicht ganz

fahren lassen, da man hier mitunterhübschen

Verdienst hat. So wäre mein Plan, nach Guben

zu reisen , und da auch die Arbeiten, die dort

vorfallen, mit zu nehmen, und die Arbeiten welche

in Cottbus, nicht viel einbringen, fahren zu lassen.

Nur etwas beschwerlich werde ich es haben. und

ob es auch gelingen wird, ist ebenfalls eine Frage

denn meine Ausgaben werden dadurch vermehrt.

wenn selbige nicht durch eine gut(e) Einnahme gedeckt

werden.

Den 4 ten Juli. Jetzt male ich die Gemälde

Scheibe des H. Hennig. Das Stück stellt vor.

Vandammes* Gefangennehmung in der Schlacht

bei Culm am 30 ten August 1813.

Vandamme im Vorgrunde wehrt sich tapfer

gegen mehrere Kosaken, der eine Kosack

hat bereits den Zügel von Vandammes Pferde

ergriffen , und ist im Begrif den General

eines mit dem Säbel zu versetzen, indes da

sich Vandamme zur Gegenwehr setzt, sprenkt

ein anderer Kosack den vorigen zur Hülfe,

und packt den Arm des Generals, indeß noch

mehrere Kosaken herbeikommen. Die

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

*1. französische Armeekorps unter General Dominique Vandamme bei der Schlacht bei Culm am 29. und 30. August 1813

 

 

 

 

 

Datei 031

 

 

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

Franzosen reteriren allenthalben, Oestreicher

stehen aufmarschirt, und feuern hinterdrein, Preußen

welche die Berge besetzt, und Batterien errichtet

haben , fallen den Franzosen, im Rücken , recht

und lings hohe Gebirge, und im Mittelgrunde sieht

man Culm von Rauchwolken umgeben.

Dieses Stück find außerordentlichen  Beifall.

Den 17 ten Juli malte ich die Gemäldescheibe des H. Liersch

worauf nur ein einfaches Stück kam. Es stellt

vor Concordia in Wolken schwebend von meh „

reren Engeln umgeben. Dieses Stück machte

sich sehr zart, und hat ebenfals sehr gefallen,

obgleich viele , welche die Untermalung sahen

nicht viel zutrauen hatten, und einer mir

sogar fragte, ob den aus dieser Scheibe

noch etwas gescheites werden würde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 032

 

 

 

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

Den 1 ten August.  Buntscheibenschießen

Den 2 ten desgleichen, heute war aber kein Tag

Ich mußte schon früh aufs Schießhaus.

Es soll nehmlich am morgend. Tage 3 ter Aug.

Königsgeburtstag heraus marschiert werden

indem H. Gebhart als doppelter Aeltermann

oder Ritter eine Adlerscheibe nebst Prämium

zum besten giebt, und auch der Geburtstag

des Königs so fällt, so werden große Vor „

bereitungen gemacht. Es soll nehmlich die

Collonade an diesen  Tage eingeweiht, und

daher alles aufs schönste angeordnet werden

Ich sollt daher diesen Tag auf dem Schießplatz

mit H. Schwenkenbecker sein, um alles

anzuordnen, wir erhielten mehrere Arbeiter

und 60 Knaben und Mädchen aus der Armen „

schule, um Guirlanden zu flechten.  Mehrere

Wagen mit Eichenlaub kamen herbei, und

so verbracht ich den 2 ten Aug.

Den 3 ten Aug. hatte ich vollauf zu thun, ich mußte

noch 2 Transparente mit Adler malen, wo

ich in 4 Stunden fertig sein sollte, dann putzen,

und nach 12 Uhr war ich in Parade bei meinen

Hauptmann. Der Ausmarsch geschah gegen 2 Uhr

dann kehrte ich wieder nach Hause, und hielt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 043

 

 

Jahr 1836. Cottbus.

 

(ei)n wenig Mittagsruhe, hernach verfügte

(…) mich wieder nach dem Schießplatze.

(D)ort war es ungemein lebhaft gewor „

(de)n. Abends war die Collonade präch „

(ti)g erleuchtet, und man las die Inschrift

(H)eil dem Könige und dem Vaterlande.

(A)uf beiden Seiten schwebte der Preu „

(ßi)sche Adler, zwischen der Schrift prangte

(de)s Königs Bildniß / Von mir ange „

(fe)rtigt in Oel, worüber die 4 Fahnen

(de)r Compagnien wehten. Zahllose

(G)uirlanden  u Kränze ziehrten die

(S)äulen u Seitenwände, die neuere

(Ein)richtung war prächtig verziert, drei

(K)ronenleuchter waren angebracht,

(in) der  Mitte waren ebenfals 4 Fah „

(n)en, welche kreuzweis an der Hinter „

wand angebracht waren, die Seiten „

(…)mer waren für  2 Compagnien be „

(st)immt, die andern beiden Compagnien

(pla)zierten sich auf den Schießhause ein.

(G)egen 9 Uhr war vor der Collonade

(g)roßer Zapfenstreich, nachher wurde

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung:

Durch die Bindung sind verschiedene Buchstaben am linken Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes ergänzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 044

 

 

Jahr 1836. Cottbus

 

dem Könige ein dreimaliges Lebehoch (ge)

bracht, u das Lied angestimmt : Heil d(ir)

im Siegerkranz mit abwechselden K(a)

nonschüssen angestimmt. Nachher begann

der Tanz von neuen, und dauerte die N(acht)

durch fort.

Eine ungeheure Menge M(en)

schen hatten sich versammelt, um auch An-

theil am diesen Feste zu nehmen. Ich

verfügte mich schon vor 16 Uhr nach Ha(use)

Diese Feier  ordnete der jetzige Ma(jor) (?)

der Schützengilde der Justiz-Commissar

Knobloch. an welcher sich dabei sehr thät(ig)

bewieß.

Der 25 te August wurde heiter verbrac(ht)

Mit dem Ansichten von Gr Ohsnig in Wa(sser)

farben bin ich jetzt fertig. Auf die Hau(s)

Ansicht v. Ohsnig  brachte ich einen recht

hübschen Jäger an, welcher sich mit seinen

Hunde am Wege nieder gesetzt hat, d(ie)

Büchse neben sich gelegt hat, und sich ei(n)

Pfeifchen stopft.  Auf der Ansicht des inneren

Hofraumes brachte ich mehr Figure(n)

Federvieh und Kühe an. Bei den

beiden Oelgemälden von Gr. Ohsnig,

welche ich jetzt anfange bringe ich

freilich mehr Figuren an.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung:

Durch die Bindung sind verschiedene Buchstaben am rechten Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes ergänzt.

 

 

 

 

Datei 045

 

 

„Noch mal abschreiben“ mit Bleistift geschrieben

 

Jahr. 1836. Spremberg

 

Den 30 ten August. In diesen Monat malte ich nur

drei Ansichten von Cottbus, als der Viehmarkt, eine

Ansicht gegen Mittag und eine gegen Mitternacht.

Den 7 ten Sept. Mit meiner Reise nach Guben ist es

bisher noch nichts geworden, indem ich immer durch

verschiedene Arbeiten daran verhindert worden

bin.

Den 16 ten war früh gar zu schönes Wetter als daß

ich es so ungenießbar dahin gehen lassen sollte, ent „

schloß ich mich schnell, eine Partie nach Spremberg

zu machen, da ich auch so die nun ganz fertige

Chaussee bis dahin noch nicht gesehen hatte. Ich machte

mir daher sogleich auf den Weg, und langte in der

Mittagstunde dort an. Im Gasthof zum Anker

ward eingekehrt. Ich kam gerade zum Mittagbrodt,

zurechte. Gleich bei meinen Eintritt in die Stube

(s)teckten die beiden ältesten Töchter des Gast „

wirts die Köpfe zusammen, und eine fragte mir, ich

(k)äme ihr so bekannt vor, ich müßte schon mal

(h)ier gewesen sein, auf meine Antwort, daß ich vor „

anderthalb Jahren mit H. Höfern in Spremberg

war, schienen sie nun befriedigt, aber gleich darauf

sagte die jüngere der älteren wieder etwas ins Ohr,

worüber diese sehr  lacht, und als ich nach Tische mit

der älteren allein war, sagte sie mir, weßhalb sie

so gelacht hätte, die Schwester wollte nehmlich gerne

wissen, ob ich verheirathet wäre, und dieses wäre

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 046

 

Jahr. 1836. Spremberg.

 

ihr lächerlich vorgekommen. Nach verschiednen scherzhaften

Gesprächen mit dem Mädchen, ging ich aus, und besuchte ver(schie)

dene Bekannte, und gegen 3 Uhr Nachmittags zeichne(te)

ich eine Wasserseite gegen Mitternacht von Sprem(berg)

Nachher kehrte ich zum Gasthofe zurück, gegen Abe(nd)

besuchte ich die Schwester von meiner jetzigen Köchin, da

ich ein Briefchen erhalten sollte. Hier wurde ich lang

aufgehalten, und ich mußte auch mit Abendbrodt essen

Nachher wurde wieder geplaudert, da auch dessen* Mann

dazu gekommen war, so war kein Fortkommen

Gegen 9 Uhr abends  verfügte ich mich wieder im Gasthof.

Es waren hier mehrere Fremde angekommen, unter an(deren)

ein Uhlanen Unteroffizir, mit welchen ich sogleich Bekanntsch(aft)

machte. Mein Abendbrodt blieb lange aus, so auch die ält(ere)

Tochter Luise ließ sich nicht sehen. Endlich erhielt ich mein Abend(brot)

mit vielen Entschuldigungen daß ich habe so lange warten

müssen von der zweiten Tochter Amalia. Nachden i(ch)

gegessen, unterhielt ich mich mit dem Unteroffizir, aber

ich wunderte mich daß ich Luise nicht zu sehen bekam

Auf die Frage wo selbige sei, wurde sie vom Vater

gleich gerufen, sie hatte sich ein anderes Kleid angez(ogen)

und drohet mir sogleich mit dem Finger, daß ich so lange

ausgeblieben, und sie meine Gesellschaft hätte den ga(nzen)

Abend entbehren müssen. ich brachte meinen  Entsch(luß)

vor, und sie schien zufrieden. Nachher saßen wir bi(s)

 

 

 

Anmerkung:

Durch die Bindung sind verschiedene Buchstaben am rechten Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes ergänzt.

 

*sollte wohl „deren“ heißen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 047

„bleibt“ mit Bleistift

 

Jahr 1836. Spremberg.

 

den Morgen zu Fuß gehen würde, ab mein

Bruder, den es nicht mehr in Spremberg

nicht mehr gefiel, nahm den Vorschlag an

und fuhr mit selbiger nach Cottbus. Ich un „

hielt mich daher mit dem Mädchen, und

schmeichelte der Amalie sehr. Um 12 Uhr

ging ich auf meine Stube, Früh nachdem

ich eine gute Nacht gehabt, und mein Früh „

stück verzehrt, reißte ich von Spremberg

unter den Versprechen, bald wieder zu

kommen ab, wo ich den in Cottbus um

12 Uhr ankam. Auch mit dem Sohn des Gast „

wirths Thomas stehe ich auf sehr freund „

schaftlichen Fuß.

den 20 ten October. Arbeit giebt es jetzt sehr

viel, und die Einnahmen sind so, daß man

alle Monate etwas in die Sparkasse

tragen kann.

Jetzt male ich wieder mehrere Ansichten

von Cottbus auf Bestellung.

Den 28 ten October. Heute schickte der Fabrik“

besitzer Kittel von Madlow zu mir, doch

heute so bald als möglich zu ihm hinaus

zu kommen, da er was nothwendi „

ges mit mir zu sprechen hätte. Ich ging

also hinaus, und der Zweck war, ob ich

 

 

Textlücke

hier fehlen 1-2 Seiten  (Anmerkung H. Regenstein)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 048

 

Jahr 1836. Cottbus.

 

Weinachtsbescherungs für Kittels nach Madlow

bestimmt ist, nach meiner Zeichnung der

Berliner Domkirche, diese Arbeit kam

mir sehr erwünscht, indem ich die langen

Winterabende damit ausfüllen kann

und auch dergleichen Arbeit sehr gern

mache.

Den 22 ten. Sonntags ging ich mit meinen

Herman mit (…) nach Madlow, wo

ich mich immer einer guten Aufnahme

erfreue.

Den 24 ten Decembr. Heiligen Christ-Abend.

brachte ich mit mein Mädchen einsam

zu Hause zu.

Das Weihnachtsfest brachte ich ruhig und

zufrieden zu Hause zu, blos den 1 ten

Feiertag brachte ich in Madlow zu,

wo es mir sehr gut gefiel. Die

Töchter mußten uns auf dem

Clavier was vorspielen, mir gefie „

len besonders , Bertram Abschied

vom Vaterlande, und Denkst du

daran, mein tapferer  Lagienka

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 041

 

 

Jahr 1836. Cottbus.

 

den 28 Decembr. Diesen Monat mal „

te ich eine Ansicht v. Spremberg und ei „

nige Ansichten von Cottbus in Wasser „

farben.

31 te Sylvester Abend brachte ich zu

Hause zu, und berechnete meine

Einnahmen und Ausgaben.

Dies Jahr 1836 war ein Jahr, bedeu „

tend besser als wie das vorige,

Schulden brauchte ich nicht zu machen,

konnte alles baar bezahlen, ich

konnte doch was ansehnliches in

die Sparkasse tragen, könnte

ich  meine Gelder alle einkriegen

so könnte ich ein hübsches rundes

Sümmchen, zusammen bringen

den drücken will ich die Leute

ja auch nicht gern, und es kommt

doch immer zurechte, so bin ich

also recht zufrieden. Vergnügun „

gen hab ich dies Jahr nicht mitgemacht,

denn es gab keine Gelegenheit dazu.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 042

 

 

Jahr 1836. Cottbus.

 

Gemälde

welche ich im Jahre 1836 angefertigt habe

waren folgende.

 

1. Das Portrait des H. Zeidler Füselir vom 8 ten Regiment

   (Gubener) halbe Figur in Miniatur nach der Natur.

2. Napoleons verhängnißvollster Augenblick beim

   Verlust der Schlacht bei Leipzig den 18 ten October 1813.

   Oelgemälde

3. Zimmermann Eckerts Wohngebäude nebst Umgebung

   nach der Natur in Oel.

4. Das Portrait des H. Klingmüller Füselir vom

   8 ten Regiment (Gubener) halbe Figur nach der

   Natur in Pastell.

5. Portrait des Kaisers Napoleon ziemlich in

   Lebensgröße, halbe Figur in Oel.

6. Die Gemäldescheibe des H. Hennig. Vandammes

   Gefangennehmung in der Schlacht bei Culm durch

   die Kosaken 1813. in Oel

7. Die Gemäldescheibe des H. Liersch. Concordia

   in Wolken schwebend mit Engeln begleitet in Oel.

8 Eine Ansicht von Gr. Ohsnig gegen Mittag in Oel.

9. Eine Ansicht des Hschaf. Hofes von Gr. Ohsnig in Oel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung : hier Anschluß Datei 49

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 049

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

10. Einen Garde – Uhlanen zu Pferde mit der Ansicht

      des Monuments auf dem Kreuzberge  und Berlin

      Portrait des H. Zöllner nach der Natur in Oel.

11. Ein kleines Mädchen von Lehmanns Portrait

      Halbe Figur nach der Natur in Oel.

      Nun (…) noch 8 Ansichten von Gr. Ohsnig gegen

      Mittag in Wasserfarben. und

8 Ansichten des Herrschaft. Hofes von Gr. Ohsnig.

2 Ansichten von Spremberg gegen Mitternacht.

Außerdem 54 Ans. von Cottbus. als

4  Ans. gegen Morgen

11                 Mittag

1                   Abend

11                Mitternacht

6 von dem Spremberger Thore

6                Luckauer            

4                 Sandower          

6                 Mühlen              

und 5 Ansichten des Schützenplatzes.

Nun folgen noch 10 Partien der Umgebung von

Cottbus. als.

2 Ansichten des neuen Schießhauses.

1 Ans. vom Kaufmann Geihsler Wohngebäude

1                                     Müllers Wohngebäude

1                    Zimmermstr. Eckerts  Wohngebäude

4 Ansichten der Papiermühle.

1 Ansicht von Krieschens Kegelbahn.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 050

 

Jahr. 1836. Cottbus.

 

Diejenigen

die ich im Jahr 1836 im Zeichnen

unterrichtet habe.

 

1.  Müller I       4. Kittel aus Madlow     7. Winkler aus Heinrichsfeld

2.  Müller II      5. Vetter                                                     bei Spremberg

3. Zwahr.          6. Wolf aus Muskau      8. Zesch.

 

Die letzten beide für 1836 hinzu „

gekommen.

Zusammen 8.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Jahr 1837

 

Datei 033 bis 040

Datei 051 bis 057

 

Transkription Udo Bauer (Dezember 2016)

Mit Berichtigung Febr. 2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 33

 

Jahr. 1837. Cottbus.

 

Die folgende Seite ist eine Bildinterpretation zu „ Großvaters Unterrricht“

(Erläuterung Hartmut Regenstein)

 

Gesangbuch und bin in der Oberklasse. / Großvaters Unterricht ein Oelgemälde

Nun wir wollen schon. Lies mir einmal

das heutige Evangelium vor.

Sie bleibt gleich beim ersten Worte stecken.

Die Bilder und Zierrathen um das I  machen               

den Buchstaben  unkenntlich.

Der Großvater hat die Hand auf ihre

Schulter gelegt und spricht : besinne Dich !

Dieses ist auf den Bilde dargestellt, also

nun weiter.

Ja sagt das Mädchen, in meiner Bibel kann

ich wohl lesen, da sind die Buchstaben ganz

anders. Sage mir den ersten Buchstaben.

Drauf blickt sie ihn an. Der Alte wartet

noch ein wenig, im nächsten Augenblick wird

er ihr denselben nennen und das Mädchen

wird so schnell lesen : „Im Anfang war das

Wort und das Wort war bei Gott usw.

Daß der Großvater nicht nachfolgen kann.

Jetz ist die Probelection beendet. Der

Greiß erfreut, über die Fertigkeit seiner

Enkelinn, steht auf giebt ihr  zwei Bir

nen statt einen, das Mädchen springt er „

freut davon, als ob es ein Königreich

erhalten hätte. Sie erzählt der Mutter,

was sie bekommen habe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier fehlen die Monate Januar bis August 1837.

(Hartmut Regenstein)

 

 

 

 

Datei 34

 

Jahr. 1837. Cottbus

 

Den 20 ten August. war ich zum Geburtstage in Madlow

wo ich einen sehr schönen Tag hatte.

Den 25 ten Mein Geburtstag, Wurde diesmal aus

Mangel an Zeit, den darauffallenden  Sontag gefeiert.

ich erhielt von der Tochter des Fabrikbesitzers Kittel

einen Kranz.

Den 6 ten Sept. Meine hübsche Nachbarin  ist jetzt abge „

reißt, und ich bin Ihres Anblicks nicht beraubt.

Den 10 ten Sept. wurde hier in der Oberkirche  ein selte „

nes Fest gefeiert. nehmlich das 50 jährige Dienst „

jubileum des Superindentend Bolzenthal. Die

Kirche war bekränzt, der Jubilar wurde gegen

10 Uhr früh von den Magistratspersonen , und allen

Geistlichen des Kreises aus seiner Wohnung abgeholt.

und in der Kirche geführt, wo gleich nach dessen

Ankunft der Gottesdienst seinen Anfang nahm.

Nach dem Gesange betrat der Jubilar die Kanzel

und hielt die Rede. Nach der Predigt wurde selbiger

zum Altar geführt, wo er sich auf ein für ihn be „

bestimmten mit Blumen umwundenen Armsessel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 35

 

Jahr. 1837. Cottbus.

 

niederließ, die übrige Geistlichkeit wo etwa

20 an der Zahl, in Halb Mond Kreis um ihn

schloß. Hier segnete der Doctore Berger den

Jubilar ein. / Dieser Berger wurde erst vor

wenigen Wochen hier in der Oberkirche eingesetzt,

und war der Superintendent Bolzenthal sehr

gefaßt, welcher sich zur seiner eignen Schande sich

aller erdenkliche Mühe gab, um zu verhindern,

daß dieser rechtliche Mann, nicht zu der Stelle

gelange, ihn sogar bei seiner Probe – Predigt stöhrn

wollte, indem er während dessen Predigt ein

großes Resainoment* in der Kirche erhob, das

sich die Zuhörer gestört sahen, und die Poli „

zei zu Mittel einschreiten wollte. /

Nachmittag fiel die Predigt in der Kirche aus.

Daher aber ein Mittagsmal in Saale des Hern

Lehman wo der Fuchsschwanz von Magis „

trat einen silbernen Lorbeekranz mit dazu

passender Inschrift, und von den H. Predigern

des Cottbusser Kreises einen silbernen Pokal

erhielt.

 

Mögliche Deutung :

Resentment (englisch), ressentiment (französisch) = Groll (deutsch)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 36

 

Jahr. 1837. in Guben.

 

den 12 ten malte ich den Heiratsantrag vom

Helgoland.*

Den 13 ten Die Bürgerschaft sammelt jetzt ein Collecte

um den H. Superindenten Bolzenthal in Lebens „

größe malen zu lassen, um ihn in der Kirche

aufzubewahren.

den 14 ten malte ich wieder einen Heiratsantrag

in Oel etwa 2 Fuß lang.

Den 4 ten October, kam ein Bote von Guben zu

mir, da in Guben die Frau des Buchbinder H.

Richter schnell gestorben, so wünschten die Ange „

hörigen diese Person gemalt zu haben, und

sanden deshalb in der Nacht einen Boten nach

Cottbus, Ich mußte mich also sogleich zurecht machen.

eine Fuhre besorgen, und um 12 Uhr fuhren

wir von Cottbus ab, wo wir unter man „

cher Verdrißlichkeiten, indem unser Fuhrmann

stets besoffen war. Abends um 11 Uhr an „

kamen. Ich wurde sogleich in das Haus, wo

sich die Verstorbene befand eingeführt, und

 

 

 

 

* Gemälde von Rudolf Jordan (*04.05.1810 +20.03.1887)

   Öl auf Leinwand, Düsseldorf 1834

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 37

 

Jahr 1837. in Guben

 

nachdem ich einige Tassen Caffe getrunken, die

Nacht um 12 Uhr bis 1 Uhr die Zeichnung entworfen,

die Frau ruhete im Sarge, mit einen blau seid „

nen Kleide angethan. Nach der Arbeit wurden

wieder einige Tassen Caffe getrunken. D. Nun be „

gleitete man mich in den Gasthof zum Löwen,

wo ich nun logierte: Ein Mädchen führte mich in

mein Zimmer, und wünschte mir eine gute Nacht.

Nachdem ich prächtig geschlafen stand ich schon um

6 Uhr wieder auf. sah um 7 Uhr den Zug des

Leichenbegängniß der Buchbinder Richter vom

Fenster herab zu. Dann machte ich mehrere

Spaziergänge besuchte den Justitz Commissar

Ohnesorge, und fügte mich wieder nach meiner

Wohnung, wo ich nun meine Arbeit begann.

Ein schwer(es) Stückchen hatte ich vor mir, ich

sollte selbige Person als lebendes Portrait

mit gesenkten Augen malen. Nachmittag über

malte ich fleißig, des Abends war ich bei mei „

nen Wirth, wo ich mich mit dessen Sohn und

Tochter sehr unterhielt. Den andern Morgen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 38

 

Jahr 1837.  Guben

 

arbeitete ich sehr fleißig und betrachtete in Muße

Augenblickte das exercirende Militär auf dem

Marktplatze. Auch Richters vergaßen mich

nicht und versahen mich mit Semmeln Wurst

und Wein. An Besuch fehlte es mir auch nicht

und erhielt auch von der Wirthtochter mehrere

Besuche, welche überhaubt sehr artig gegen mich

war, und mir alle Bequemlichkeit verschafte.

Abends war ich mit meinen Porträt fertig,

nach Aussagen derer, die es sahen, war es

sehr gelungen. Jetzt ging ich wieder spazieren.

Den Abend verplauderte ich mit der Tochter

des Wirths. Den andern Morgen gab ich das

Gemälde ab, und ich erhielt Fuhre, wieder

nach Hause reisen zu können. Gegen

10 Uhr früh reißte ich ab. Anfang ging alles

gut, denn ich hatte einen hübschen jungen

Kerl zum Kutscher. aber ungefähr 3 Stun „

den von Cottbus ging es mit dem Fuhr „

werke sehr schlecht, das Pferd konnte vor

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 39

 

Jahr 1837.  Cottbus

 

Müdigkeit nicht mehr fort, und so saßen wir

mitten in der Heide im Regenwetter, muß „

ten in der Finsterniß das Pferd noch mal vor „

legen, dann wieder gemeinschaftlich antreiben,

und wollten gern nach Metzdorf*, wo wir dann

mit Mühe und Noth ankamen, übernachten,

Aber, hier war kein Stall für das Pferd zu be „

kommen, und so mußten wir nach Cottbus

wo wir Abends um 10 Uhr ankamen.

Der 10 te October. malte ich den Heiratsantrag auf

Helgoland in Oel.

Der 14 te malte ich das Portrait des jetzigen

Königs in Oel.

Der 18 te malte ich das Stück Grosvaters Unter „

richt in Oel.

Den 20. malte ich ein Stück Schreib an deinen

Vater. Es stellt vor. Eine Dame in Negligee

Kleidung, sitz am Tische auf einen Stuhl

von rohen Birkenholz, auf ihren Schooß einen

kleinen Knaben, welcher selbiger die Hand

in welcher er eine Feder hält, führt, um

einen Brief an den abwesenden Vater

 

 

* Merzdorf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 40

 

Jahr. 1837.  Cottbus

 

zu schreiben, ein etwas älterer Knabe steht

auf einen kleines Bänckchen mit untergestützten

Armen, und siehet der Schreiberei zu. Die

Umgebung bildet ein Garten. Oelgemälde.

Den 6 ten November. Der Vaterlands Vertheitiger.

Oelgemälde. Im Hintergrunde Polnische Uhlanen

im Gefecht. Im Vorgrunde blessirte und todte

Soldaten. Ein hübsches polnisches Mädchen führet

einen polnischen Offizier welcher verwundet

in ihre Hütte, um ihn zu pflegen ge dieser stützt

sich auf seinen Degen, indem er den andren

Arm um des Mädchen Hals geschlungen, welche

theilnehmend ihn in ihre Hütte führt.

Den  9 ten malte ich den Schützenplatz(t) in Wasser „

farben. nach Grüneberg* bestimmt.

Den 13. Zur Kirmes in Madlow.

Den 16. malte ich des Großvaters Unterricht in

Oel.

Den 20 ten malte ich eine Ansicht von Cottbus

gegen Mittag mit vielen Figuren, welche nach

Crossen* bestimmt ist.

 

 

* Sehr wahrscheinlich das heutige polnische Zielona Gora. (Schlesien)

* Das heute polnische Krosno (an der Oder)

 

 

 

 

Anmerkung : Datei 41  bis 50 sind „1836“ und nicht fortlaufend 1837 im Text !

                         Erst mit Datei 51 wird „1837“ fortgesetzt !

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 51

 

Jahr 1837.  Cottbus.

 

Den 29 ten Decembr. malte ich einen Mame „

lukken zu Pferde in Oel.

Den 31 ten Sylvesterabend. Gegen Abend

ging ich zu Kandlers, wo tüchtig gepunscht

wurde.

Besondere Bemerkungen

von dem verflossenen Jahre.

Dieses Jahr ist nur in Betreff der

Geschäfte ein mittelmäßiges zu

nennen, nur vor Weihnachten

besserte es sich  etwas, wo ich auch

recht zufrieden sein konnte.

Viel Erheiterung hatte ich an mei „

nen Herman, welcher auch bis jetzt

recht folgsam, kommt er aber nach

Hause, dann hört er wenig auf

mir, und macht was er will, und

wird von den Eltern begünstigt.

Meine Einnahmen hatten sich nach

meiner Berechnung besser gestaltet,

als wie ich Anfangs dachte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 52

 

Jahr 1837.  Cottbus.

 

Gemälde die ich im Jahre 1837

angefertigt habe.

1. das Portrait d. Kaisers Napoleon

    halbe Figur in Oel.

2. Portrait der Frau Baschan, halbe

    Figur in der Natur in Pastell.

3. Port. d. Frau Haskaszka desgl.

4. Port. d. Canzl. Insp. Putlitz. Kreidezeichnung.

5. Portr. des General Seidlitz Brustb.

    in Oel, Copie nach einen Gemälde.

    seiner Tochter

6.  Eine Madonna mit den Christus

      kinde, ganze Figuren in Oel.

7. Die Mittagsruhe bei d. Erndte  XXXX H.

8  Der Heiratsantrag auf Helgoland.

    Genre Stück

9 Ein Portrait v. Friedr. II. Oelgemälde.

10. Ein Portrait v. Friedr. Wilhelm III.

       Oelgemälde.

11. Ein Portrait von Friedrich II.

       Oelgemälde.

12. Eins desgleichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 53

 

Jahr 1837.  Cottbus.

 

13. Das Portrait des jetzigen Königs in Oel.

      Brustbild.

14. Desgleichen

15. Das Portrait des Kaisers Napoleon

       Brustbild in Oel.

16. Desgleichen.

17. Das Portrait des Kaisers Nicolaus von

       Rußland Brustbild in Oel

18. Desgleichen.

19. Das Portrait des Prinzen Karl von Preu „

       ßen, Brustbild in Oel.

20. Desgleichen.

21. Das Portrait von Friedrich II. Brustbild

       in Oel.

22. Das Portrait des Kaisers von Rußland

       Brustbild in Oel.

23. Das Portrait von Luther. Brustbild

       in Oel.

24. Das Portrait des Prinzen Wilhelm von

       Preußen. Brustbild in Oel.

25  Das Portrait des jetz. Königs. Brustbild

       in Oel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 54

 

Jahr 1837.  Cottbus.

 

26. Das Portrait des jetzigen Königs groß For „

       mat in Generals Uniform. Oelgemälde

27. Desgleichen in Garde Uniform. Oelgemälde

28. Desgleichen klein Format. in Oel.

29. Das Portrait des Herzog Karl von Meklen „

       burg Strelitz. Brustbild in Oel.

30. Das Portrait des Prinzen Wilhelm von

       Preußen. in Oel

31. Das Portrait des Kronprinzen von Preußen

       Brustbild in Oel.

32. Das Portrait des Kaisers von Rußland in 

       Oel

33. Das Portrait des Kaisers Napoleon. Brust „

       bild in Oel.

34. Das Volksfest. Großes Oelgemälde. Genre Stück

35. Das Portrait von Friedrich II. Brustbild in Oel

       Brustbild in Oel.

36. Bachus tränkt seine Panther. Großes Oel „

       gemälde.

37. Die Kegelbahn. Oelgemälde. Genre Stück

38  Eine kleine Gemälde-Scheibe. Eine Satyre

       von Cottbus. Der Krebs.* Oelgemälde

 

 

 

 

* Der Krebs ist das Cottbuser Wappentier

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 55

 

Jahr 1837. in  Cottbus.

 

39. Des Großvaters Unterricht. Oelgemälde. Genre St.

40. Der Heiratsantrag, zu Helgoland. Oelgemälde G.

41  Desgleichen. in Oel. Genre Stück

42  Desgleichen  in Oel. Genre Stück.

43. Portrait des jetz. Königs. Brustbild in Oel.

44. Der Heiratsantrag auf  Helgoland, großes 

       Oelgemälde. Genre Stück.

45. Schreib an den Vater. Oelgemälde. Genre Stück.

46. Das Portrait des jetzigen Königs von Preußen

       Brustbild. Lebensgröße in Krönungsor „

       nat. Oelgemälde.

47. Das Portrait der Buchbinder Richtern

       nach ihrer Leiche in Guben gemalt in Pastell

48. Das Portrait des Königs von Preußen.

       Brustbild in Oel.

49. Des Großvaters Unterricht. Oelgemälde

      Genre Stück.

50. Der Vaterlandsvertheidiger Oelgemälde

       Genre Stück.

51. Friedrich der Große zu Pferde. Oelgemälde.

      

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 56

 

Jahr 1837. in  Cottbus

 

52. Der große Churfürst schlägt die Schweden

bei Fehrbellin. Oelgemälde.

53. Friedrich II. zu Pferde. Oelgemälde.

54. Desgleichen. Oelgemälde.

55. Friedrich II. Brustbild in Oel.

56. Einen Mamelukken zu Pferde Oelgemälde.

      und mehrere Ansichten von Cottbus. u dg.

als

58. 2 Ansichten gegen Morgen.

59. 5 Ansichten gegen Mittag.

63. 5 Ansichten gegen Mittag.

68. 5 Ansichten gegen Abend.

71. 3 Ansichten gegen Mitternacht.

75. 4 Ansichten vor dem Spremberger Thore.

78. 3 Ansichten vor dem Luckauer Thor.

89. 5 Ansichten vor dem Sandower Thore.

87. 4 Ansichten vor dem Mühlen Thore.

90. 3 Ansichten des Schützenplatzes.

Partien von Cottbus.

91. Das neue Schießhaus zu Cottbus.

92. Das Wohnhaus des Schlossermstr. Petzold.

93. Das Wohnhaus des Zimmermstr. Eckert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 57

 

Jahr 1837. in  Cottbus

 

95. 2 Ansichten von Spremberg, als gegen

      Morgen und Mitternacht.

96. 1 Ansicht von Forst gegen Mitternacht.

       alle sämmtlich in Wasserfarben.

 

Diejenigen

die ich im Jahr 1837 im Zeichnen

unterrichtet habe.

1. Müller I.                               5  Wolf aus Muskau.

2. Müller II.                              6  Winkler aus Hein „

3  Kittel aus Madlow.                 richsfeld bei Spremberg.

4. Vetter                                   7. Zesch.

 

Hinzugekommen 1837.

8. Scharpe.

9. Hammer aus Forst.

10. Vetter II.

11. Herr Dahle. Kandidat d. Theologie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 59 bis 69

 

No. 413

 

Mein

Tagebuch

von 1838 bis 1841.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 60

                            durchgesehen“ (mit Bleistift geschrieben)

Jahr 1838. Cottbus.

 

Das  Tagebuch 1838 beginnt erst mit dem 9. Juli ( Erläuterung Hartmut Regenstein)

 

den 9 ten July. Jetzt male ich eine Gemälde „

scheibe. auf selbiger kam der Brand des alten

Schießhauses. Das Schießhaus steht in vollen

Flammen ringsherum ist Nacht. Die Men „

schen kommen hinzu geströmt um zu sehen.

Im Vorgrunde liegen schon eine Menge

Sachen welche gerettet worden sind, die Besit „

zerin weilt mit ihrer Tochter bei dem „

selben, auch der Pfilaks hat sich bei dem

Betten gelagert, und betracht selbige. An

einen Tische worauf mehrere Gläser Flaschen

und anderes Geschirr steht, hat sich ein

alter Bürger gemächlich hingesetzt, und beschau „

et so den herlichen Brand. Alle Personen

welche hinzugelaufen, ergötzen sich an das

herliche Feuer. Einige machen sich ein Brand

de und rauchen gemächlich ihre Pfeife,

Kinder sind dazu behüflich, und bringen

brennende Späne, Die Schützen sind beschäf „

tig ihre Büchsen und Schieß-Kasten zu retten.

Die Spritze steht da, oben der Mann der

den Schlauch führen soll, steht lehnt sich an

das Rohr, und betrachtet das Feuerchen

während

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 61

 

Jahr 1838. Cottbus.                       

 

die Polizei die Leute zum Spritzen antreibt.

doch wenn man kein e Hosenträger hat, und

die Hosen bei der Arbeit verlieren soll

versteht sichs von selbst, da kann man nicht

helfen. oder man soll die Pfeife lassen

ausgehn, oder sich den schönen Anblick des

Feuers, und deren Beleuchtung sich rauben

lassen, und so hatte jeder seine Ausrede

genug die Spritze blieb unbedient. Das

obere Sparrwerk fällt schon Balken zu

Balken brennend herab, die Tauben schwirren

umher bis sie schreiend in den Flammen

ihren Tod finden. Dies ist das Gemälde

welches auf der ersten Scheibe gemalt

worden ist.

Den 11 ten July malte ich das Portrait eines

Mädchens nach der Natur in Pastell.

Den 13 ten July. hatte ich mit der Barbier

Richter den ersten Termin auf den Landge „

richt wider die W. Petersdorf. Die Richtern

verglich sich und jede Partei zahlte 1 rtl. 21 ½ sg.

Kosten.

Ich wurde verklagt Wegen Nichtzahlung

des Jahrmarktgeldes und Aufgeldes

 

Fehlt hier eine Seite ? (Hartmut Regenstein)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 62

 

Jahr 1838. Cottbus.                       

 

Der 3 3te August. Königs – Geburtstag. und

hier Vogelschießen. Es wurde eoin  Heraus „

marsch die Schützen veranstaltet, aber die

Compagnieen waren sehr schwach. Auf dem

Schießplatze fiel auch noch das Ubel vor, daß

beim Heraufziehen des Vogels, die Stange

brach, und der Vogel zertrümmert wurde,

und des Abends spät, ein tüchtiger Streit

wurde, indem der zweite Schützen König

sein Königsschmuck wegwarf, und er hir „

auf der Königswürde für verlustig er „

klärt.

Den 15 ten malte ich das Stück die Wäscherinnen

Oelgemälde. Im Hofe eines Bauer Gehöfts

wird große Wäsche gehalten. Die Hausfrau

wäscht mit der Waschfrau und plaudern, um

sich die Arbeit zu erleichtern Die Tochter von

Hause bringt noch ein Faß Wäsche hinzu,

indem die Köchin mit Klotzpantoffeln

aus der Küche einen Topf mit heißen

Wasser bringt neben dem Hause sitzt

ein kleiner Junge, und dieser betrachtet die

Plauderei, in Mittelgrunde romantische

Gegend mit Flüsse Mühlen und Gebirge.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 63

 

Jahr 1838. Cottbus                      

 

Im Vorgrunde liegen Waschkorb, Kessel Wasche „

leine, ein Sack mit Klammern umhergestreut.

Den 20 ten vollendete ich die Schlacht an der Katzbach.

Man erblickt Blüchern mit seinen Adjutanten

im Getümmel umhersprengen. Die Preußen

stürzen die Franzosen scharenweise in der

hoch angeschwollenen Katzbach. worin schon

allerlei Geräthschaften umherschwimmen. Pferde und

Menschen sich aus derselben zu retten suchen. Immer

mehr Preuß. Fußvolk drängt sich heran

besonders zeigen sich die Schlesischen Uhlanen

thätig. Im Hintergrunde Gebirge auf

welchen alles von Soldaten und Kanonen

wimmelt und Regenwolken umziehen

den Himmel. Oelgemälde.

Den 25 ten August. Mein Geburtstag. Ich erhielt

von meiner Köchin einen Kranz. und von

Herman ein Pouket Feldblumen nebst

einer langen Pfeifenspitze.

Den 26 ten Bisher bin ich mit diesen Jahre

zufrieden gewesen. Es ging alles recht gut

so weit gute Einnahmen. Keine Verdrieß „

lichkeiten, bis auf die, von meiner Köchin.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 64

 

Jahr. 1838. Cottbus                       

 

auf den Grund eines Versprechens niemals

gerichtlich ein klagen, und wenn es schon gegeben

worden, durch Schuld des Gesindes aufs Lohn

angerechnet werden kann. Gesinde Ordnung

§ 34 und 36.

3. Wegen des nächtlichen Aussenbleibens und des

Schimpfens auf der Herschaft hat selbige das

Recht den Dienstboten aus dem Hause

zu jagen, und des Dienstes zu entlassen

4   Dies besagt Gesinde – Ordnung § 117. 125.

4  Lohn und Kostgeld kann der Dienstbote

nur fordern, in der Zeit wo er wirk „

lich gedient hat. Dies besagt Gesinde „

Ordnung § 150.

Kosten hat die Klägerin zu zahlen.

So brilliant endigte dieser Prozeß, hätte

das Mädchen die 15 sg noch genommen

welche selbige aufs Lohn noch heraus

bekam, und ich ihr anbot, aber so müßt sie

sich von ihren Vormund zum Klagen

überreden lassen und nun nichts erhal „

ten und noch Kosten bezahlen.

Den 27 Sept. malte ich Friedrich II zu

Pferde Oelgemälde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 65

 

Jahr 1838. Cottbus.                       

 

Den 1 ten October zog meine neue Köchin ein , von welcher ich

mich mehr versprache, wie von der vorigen.

Den 14 ten ging ich nach Madlow zur Kirmeß, wo ich einen

recht vergnügten Tag hatte.

Den 20 ten malte ich eine Ansicht von Cottbus gegen Mitter „

nacht in Oel.

Den 29 ten malte ich das Schloß Fischbach in Schlesien

Oelgemälde. Man erblickt das Schloß im Mittelgrunde

vom Gebüsch umgeben, im Hintergrunde die blauen

Gebirge von der Sonne beleuchtet. im Vorgrunde

rechts und links Tannen – Waldung. Figuren

spaziren auf den grünen Wiesen umher und ein

Bauernmädchen ist mit der Wäsche beschäftig, welche

sie auf den Rasen ausgebreitet hat, um selbige

zu blaichen.

Den 5 ten Nov. zeichnete ich das Portrait des H.

Kandler. halbe Figur. Kreide – Zeichnung in der

Uniform eines Cottbusser Schützen.

Jetzt bin ich so recht heiter und vergnügt. Viel Arbeit

keine Verdrießlichkeiten, indem sich meine Lage

sehr gebessert hat.

Den 16 ten malte ich das Portrait des H. Flohr halbe

Figur in der Uniform eines Schützen der Görlitzer

Garnison im Hintergrunde Görlitz. in Pastell

nach der Natur.

 

 

Hier fehlen mehrere Seiten, insbesondere die Jahreszusammenfassung. (Erläuterung Hartmut Regenstein)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 66

 

Jahr. 1838. Cottbus.                       

 

Gemälde, welche ich im Jahre 1838.

angefertigt habe.

 

1.  Mehemet Ali.  Vice König von Egypten zu

     Pferde Oelgemälde.

2. Napoleon zu Pferde umgeben von seiner

    Suite. Oelgemälde.

3. Friedrich II zu Pferde Oelgemälde.

4. Die Kegelbahn. Genre Stück. Oelgemälde.

5. Friedrich II zu Pferde. oelgemälde.

6. Die Jäger vor dem Wirthshause. Oelgemälde.

7. Friedrich II. zu Pferde. Oelgemälde.

8. Ein russischer Schlitten von Wölfen angefallen

     Oelgemälde.

9. Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.

10. Die Jäger vor dem Wirtshause. Oelgemälde.

11. Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.

12. Das Portrait der Frau Baschan halbe

       Figur, nach der Natur in Oel.

13. Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.

14.  Dito.

15. 1 Grenadir vom II Garde Regiment nach

      der Natur, in Pastell.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 67

 

Jahr 1838. Cottbus.                       

 

 

16.  Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.

17. Dito.

18  Das Portrait des jetzigen Königs. Brustbild

      in Oel.

19. Das Portrait eines Mädchen Brustbild

       in Pastell.

20. Die beiden Alten. Genre Stück Oelgemälde.

21. Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.

22. Eine Gemälde-Scheibe. Den Brand des alten

       Schießhauses zu Cottbus. Oelgemälde.

23. Eine Gemälde-Scheibe. Huldigung der beiden

      Schützen-Könige um Mitternacht zu Cottbus.

      Oelgemälde.

24. Das Portrait des H. Gebhard nach der Natur

       Brustbild. Kreidezeichnung.

25. Die Wäscherinnen. Genre Stück. Oelgemälde.

26. Die Schlacht an der Katzbach. Oelgemälde.

27. Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.

28. Dito

29. 1 Ansicht von Cottbus gegen Mitternacht. Oelgemälde.

30. Das Schloß Fischbach in Schlesien. Oelgemälde.

31. Das Portrait eines Cottbusser Schützen halbe

       Figur nach der Natur in Kreide gezeichnet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 68

 

Jahr 1838. Cottbus.                       

 

32. Das Portrait eines Schützen (Görlitzer.). halbe

       Figur, nach der Natur in Pastell.

33. Einen leidenden Christuskopf in Oel.

34   Dito.

35. Glaube, Liebe, Hoffnung. Oelgemälde.

36. Der Evangelist Johannes  Oelgemälde.

37. Ein Freiwilliger Jäger auf dem Schlachtfelde

      vor seinem sterbenden Bruder, schwört ihn

      zu rächen. Oelgemälde.

38. Herr und Madame Schütz im Dr. Faust. Oelgem.

 

Rest 33 Ansichten in Wasserfarben von Cottbus.

als.

3 Ansichten gegen Mittag.

1 Ansicht gegen Abend.

4 Ansichten gegen Mitternacht.

1 Ansicht vor dem Spremberger Thore

1 --------------------  Luckauer        ---------

2  --------------------  Sandower      --------- 

3 Ansichten von der Oberkirche nebst Umgebung.

6 Ansichten des Marktplatzes v. Bangens.

3 Ans. des Marktplatzes vom Rathhause.

3 Ans. des Marktpl. von der Oberkirche nach den Markt.

1 Ans. des Marktpl. am 900 jährigen Bürgerfeste.

2 Ans. von der Schloskirche.

2 Ans. des Land und Stadtgerichts.

 

 

 

 

 

Datei 69

 

Jahr 1838. Cottbus.                        

 

Diejenigen

die ich im Jahre 1838 im Zeichnen unter „

richtet habe.

 

1. Kittel aus Madlow              8. v Rauschendorf bei Spremberg.

2  Müller I                                9. Sommer.

3. Müller II                             10. Raimann aus Halbau.

4  Wolf aus Muskau.            11. Petzold aus Drebkau.

5  Vetter. II                             12. Bräunig aus Senftenberg.

6 Dahle. Kandidat d. Th.      13. Richter.

7. Vetter. I.                             14  Olschina.

 

 

15. Page

16. Mertschenk.

17  Schneider.

18. Schmidt. aus

19 v. Muschwitz.* und

20 Dorio Kittel.

 

Die letzten 13 sind dies Jahr hinzugekommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

* Eventuell ein v. Muschwitz von Leuthen

Theodor Anton Sigismund von Muschwitz, auf Wintdorf und Leuthen (*1825 +1917)

könnte als 13 järiger Zeichenunterricht genommen haben.

Sein Vater war Anton Wilhelm Sigismund von Muschwitz auf Wintdorf und Almosen       (*1789 +1850)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 70 bis 97

 

Datei 70

 

Jahr 1839. Cottbus                       

 

Den 1 sten Januar. war ich bei den Fabrick-Besitzer

Kittel in Madlow. wo ich den Tag recht heiter zu „

brachte. Abends fuhr ich nach Cottbus zurück, wo mich

meine neue Köchin schon erwartete. Selbige ist

diesmal von Forst.

Den 8 ten malte ich einen Johannes nach Domini

Mino. Oelgemälde.

Der 20 te. Jetzt habe ich ein großes Stück in

Arbeit. Nehmlich den Einzug der hohen Verbündeten

in Paris 1814. mit mehreren Hundert Figuren

Oelgemälde. Der Kaiser von Rusland Alexander

und Friedrich Wilhelm III ziehen in Begleitung

ihrer zahlreichen Suite, worin man den Für „

sten Constantin, den Fürsten Schwarzenberg

und mehrere andere große Männer erblückt

in Paris ein, die Garde Cosaken machen den

Vortrag  Eine unzählige Menge Zuschauer befinden

sich auf den Straßen, und eben so viele schau „

en aus den Fenstern, und wehen mit weißen

Tüchern. Preußische Garde Uhlanen stehen an

den Seiten, um das Gedränge abzuhalten, und hin

und wieder werden Kinder im Gedränge umge „

worfen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 71

 

Jahr 1839. Cottbus.                       

 

Den 28 sten Januar. Meine Köchin habe ich schon

wieder gekündigt, denn sie paßt nicht recht in

meinen Dienst.

den 1 sten Februar. Heute die Nacht und den

Tag über war eine ungeheure Menge Schnee ein „

gefallen, und es kann so kommen, wie am ver „

gangenen Jahre, daß wir wieder großes Wasser

bekommen. Übrigens mit der Kälte können

wir bis jetzt noch zufrieden sein, aber einige

Wochen vor Weihnachten kam der Winter etwas

hart, ließ aber bald nach.

Nachricht von Frankfurt vom Oberlandesgerichte habe

ich auch erhalten, nemlich das die Acten und Bericht eingefordert

worden ist.

Den 10 ten Febr. malte ich die Morgen Andacht

Oelgemälde. Eine Bauernfrau knieet mit ihren

Säugling vor an der Brust, nebst ihrer ungefähr

8 jährigen Tochter vor dem Kreuze, um ihre

Andacht zu verrichten. Hinter ihr steht ein

andächtiger Bauer den Hut in den Händen

haltend, sein Gebet verrichtend. Die Gegend

ist felsigt wild romantisch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 72

 

Jahr 1839. Cottbus.                        

 

Weiber welche zum Räubern gehören, liegen

auf den Knien und bitten den Soldaten um

Schonu(n)g ihres Lebens, während sich die Räuber

aufs äußerste vertheidigen.

Den 8 ten malte ich Napoleon zu Pferde

Oelgemälde.

Den 10 ten März. Wir haben viel Schnee und

gefroren(e) Fenster.

Den 12 ten malte ich Friedrich II zu Pferde, Oelgemälde.

Den 16 ten kam der Herman Kittel aus Madlow

von mir weg. Es war zwar bestimmt, daß selbiger

erst den 1 sten April abziehen solle, aber ein

tüchtiger Diebstahl, welchen er verübte, bewerk „

stelligte dieses.

Den 18 ten malte ich das Portrait des jetzigen

Königs in Oel.

Den 20 sten malte ich das Portrait des Kaisers von

Rußland in Oel.

Den 27 sten malt ich das Stück. Räuber werden

von Päbstlichen Truppen angefallen. Oelgemälde.

Den 31 sten März. 1 ste Osterfeiertag. Die Witte „

rung war kalt.

Den 2 April 3te Osterfeiertag.  schrieb ich eine

Beschwerde wieder das Ober-Landes Gericht zu

Frankfurt a/O in der Prozeß - Sache  wider

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 73

 

Jahr 1839. Cottbus.                       

 

der Wilh. Petersdorf wider mich an den Justitz „

Minister Mühler nach Berlin. Da ich den

Betrug des Cottbusser Land und Stadt-Gerichts

nicht vergessen kann.

Den 5 ten April. Mein großes Dienstmädche(n) hatte

die Feiertage das Heimweh und Liebesgram

bekommen, und wünschte aus meinen Dienst ent „

lassen zu werden was ich auch bewilligte, unter

der Bedinung eine andere Person zu stellen,

wo sie dann den 1 sten Feiertag abreiste aber

keine von ihr bestellte Person trat den Dienst

an, daher mußte ich mir eine selbst miethen.

Diesmal habe ich wieder eine Köchin aus Cottbus

Spremberger Vorstadt erhalten.

den 6 ten malte ich das Portrait des Kaisers von

Rußland in Oel.

Den 7 ten kam meine große Köchin von Lübbenau

wieder an, und wollte den Dienst sogleich wieder

antreten, indem sie sich eines Bessern besonnen

hatte. Ich wieß ihr aber bald zurecht, denn wenn

man einen Die(n)st kündigt und verläßt, daß

man selbigen nicht wieder nach Gefallen antreten

kann. Sie mußte also wieder abziehen.

Die Winter - Abende habe ich mit unter recht

vergnügt zugebracht. Es wurde manchen Abend

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 74

 

Jahr 1839. Cottbus.                       

 

ein Karten - Spielchen gemacht, und ein junger

Mann, unterhielt uns auch manchmal mit

Gitarren - Spiel und Gesang, und so verging

der Winter

Den 12 ten April. Meine jetzige Köchin scheint

so weit ein ordentliches Mädchen zu sein, nur

etwas habsüchtig, viel Lohn haben, und in der

Arbeit sich Zeit nehmen.

Den 15 ten malte ich das Portrait des Kaisers

Napoleon. Oelgemälde.

den 19 ten malte ich die Heimkehr aus der Fremde.

gengre Stück. Der Sohn vom Hause befindet

sich vor der Thür, und klopft, indem er seine

Wanderung beendigt, ist er wieder gesund und

wohl am väterlichen Hause angekommen.

Durch das Klopfen an der Thür ermuntert, öffnet

das 18 jährige Schwest(e)rchen das Fenster, um zu

sehen, wer da ist. Das Häuschen ist mit

einen fruchttragenden Weinstock versehen, und

im Hofe befinden sich allerlei Geräthschaften.

Den 22 ten malte ich die Kegelbahn. genre Stück in

Oel. Der Dorfschulze schieb mit seinen  (…)

Kegel, dieser Mann ist ganz dazu geschaffen

Scharfen Blick im Auge, Sperlingsbeine, gelenkige

Arme, sieben oder acht zu werfen ist ihm eine

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 75

 

Jahr 1839. Cottbus.                       

 

Kleinigkeit, der Schmidt des Dorfes steht schon hinter

ihm in Bereitschaft mit der Kugel in der Hand,

und sieht zum Wirth, welcher sich an einer Tenne*

lehnt einen leeren Bierkrug in der Hand hällt,

und denket selbiger, an,  6 Stück muß er diesmal

wenigstens werfen. Der Schneider sitzt am Brette

und schaut, was wohl der Schulze schieben wird

um es mit Kreide gleich zu notiren. Ein vier

ter steht mit breit gesparten Beinen  und beobachtet

den Schulzen, um von sein Talent im Kegelschie „

ben zu lernen. ein fünfter hat es sich bequem

gemacht, sich seiner Jacke entledigt, und stopfet sich

eben sein Pfeifchen, auch erblickt  man im Hinter „

grunde einen, der mit dem Dienstmädchen ein

bischen liebelt, auf den Brettern der Kegelbahn

sieht sichs ein Junge gemächlich die Scene an.

Den 23 ten Ich erhielt einen Brief von Justitz – Mini „

ster Mühler.* aus Berlin. Ich müßte auch zu

gleich Beschwerde wider das Ober – Landesgericht zu

Frankfurth a/O führen, und das Rescript daher einsenden,

was auch geschah.

Den 24 ten April. Bettag. Es war Regenwetter.

Den 25 ten malte ich das Portrait des Prinzen

Wilhelm von Preussen. in Oel. Brustbild.

Den 28 sten sehr kalte Witterung haben wir jetzt,

und es will noch nichts grün werden.

 

 

 

*Befestigter Fußboden  auf dem in früheren Zeiten das Getreide nach der Ernte mit Dreschflegeln gedroschen wurde. Verm. an einer Wand zu einer Tennen Räumlichkeit.

 

*Heinrich Gottlob Mühler, ab 1833 von Mühler (* 23. Juni 1780 in Louisenhof bei Pleß, Schlesien; † 15. Januar 1857 in Berlin) war Jurist und königlich-preußischer Staats- und Justizminister sowie Kronsyndikus.

(Quelle : Wikipedia)

 

 

 

 

 

 

 

Datei 76

 

Jahr. 1839. Cottbus.                       

 

Den 2 ten Mai. Heute haben wir schöne Früh „

lings Witterung.

Den 3 ten malte ich einen Christus mit dem Kelche

nach Carlo Dolce in Oel.

Den 8 malte ich eine Maria die Hände faltend

nach Sasso Ferratti.* in Oel.

Den 9. Himmelfahrt, war ich früh nach Branitz

gegangen wo Conzert war. Es befand sich auch

daselbst viel Gesellschaft.

Den 13 ten. malte ich ein Genre Stück. Des Rei „

senden Erquickung. Ein Reisender war beim

Wirthshause abgestiegen, sein Pferd einstwei „

len an den Bretter -  Zaun gebunden, eben

tritt die Wirthin mit einem lieblichen Kinde

auf dem Arm, zur Thür hinaus und überreicht

den Reisenden auf einen Teller das Früh „

stück. Der Haushund lagert sich auf dem

Wege, und spielt den Aufpasser. Oelgemälde.

Einen Brief erhielt ich abermals von dem

Ministerium aus Berlin, enthaltend. daß

meine Beschwerde dem Königl. Ober - Landes „

Gerichte zu Frankfurt a/O zur rechtlichen Ver „

fügung und Bescheidung  zugefertigt worden ist.

 

 

 

 

 

*Giovanni Battista Salvi, genannt Sassoferrato (* 1609  Sassoferrato;  +8. April 1685  Rom) war ein italienischer Maler des Barock und malte fast ausschließlich Madonnen.

Quelle : Wikipedia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 77

 

Jahr 1839. Cottbus.                       

 

Den 14 ten Mai. Jetzt haben wir sehr schöne fru(c)ht „

bare Witterung.

Jetzt habe ich mich schon wieder recht an das einsame

gewöhnt, Da der Hermann fort ist, kam es

mir wieder etwas sonderbar vor, doch bin

ich mancher Argerniß überhoben, welche mir

dieser wilde Bursche gemacht, an dessen  Er „

ziehung die Eltern wohl nicht viel Freude

erleben möchten. Die früheren jungen

Leute, welche meiner Leitung anvertraut,

sind bis jetzt sehr ordentliche Menschen ge „

worden.

Den 19 ten Mai 1 ster Pfingstfeiertag. Kühles Wetter.

Den 2 ten Feiertag. Nachmittag ging ich nach Branitz,

wo es sehr voll war.

Den 22  1 ster Schießtag. Das Schützen - Bataillon

war diesmal sehr schwach, besonders die Orange

Compagnie. Den Nachmittag mußte ich zu

Hause arbeiten, so auch den 2 ten Schießtag.

Den 3 ten Schießtag war das Bataillon wieder

vollzählig. Es wurde doch trotz den schlechten

Zeiten Rath geschaft. Übrigens war das

Vergnügen in diesem Jahre wirklich schön,

und mir hatte es besonders gut gefallen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 78

 

Jahr. 1839. Cottbus.                       

 

Nachträglich ist hierbei zu erinnern. Daß, da

vor einigen Jahren der König Friedrich

Wilhelm III v. Preussen zur Cottbusser Schützen „

gilde aufgenommen wurde. B bisher in

den Kompagnien geloost wurde welcher

Schütze für den König, und welcher  für den

Kronprinzen schießen soll. Dieses mal                       

hatte die Orange Compagnie die Ehre

für den König zu schießen, es wurde

daher entschieden, daß der bisherige Schützen „

könig ehemaliger Feldwebel bei der Oran „

gen Compagnie F. Hebicht für den König

Fr. W. III König v Pr. schießen solle   Dieser

Fr. Hebicht hatte daher das Glück, für Sr Maj.

dem Könige v Pr. König, zu werden.

Die Freude war groß. Das ganze Batail „

lon marschirte mit Fahnen und Musik im

Saal des Schießhauses, wo die feierliche Hul „

digung vorgenommen wurde. Auch wurde

der pp König Hebicht mit den ganzen Batail „

lon mit Fahnen und Musik nach Hause

geführt, und auch so den andern Tag wieder

abgehohlt. Den andern Tag ging so gleich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 79

 

Jahr 1839. Cottbus.                       

 

eine Stafette nach Berlin an den König den

darauf folgenden erfolgte der Bericht von

Seiten des Magistrats an eben denselben.

Der 3 te Schießtag wurde auch eine Ehren

Pyramide auf den Schießplatze zu Ehren des

Herrn Major Knobloch errichtet, und mit

passender Inschriften verziehrt, und des

Abends prächtig erleuchtet, umgeben mit

Bengalischer Flamme der vier Compagniefarben

Den Tag über wurden bei dieser Pyramide

immer 2 Posten abwechselnt unterhalten.

Den 25 ten Mai. Beim Zelte abbauen war ich

auch diesmal gegenwärtig, wo es beim Frühstück

welches gewöhnlich die Hauptleute geben, sehr

lustig herging.

Auch malte ich in diesen Monat ein Markt - Ansicht

aufgenommen in der Gegend v. Bangert.

Jetzt leben wir in einer Eisenbahnen - Zeit

Überall werden Eisenbahnen angelegt, und

Dampfwagen gebaut.

Auch Mäßigkeits - Vereine hat man jetzt,

und man hört desshalb viele witzige Anecktoten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 80

 

Jahr 1839. Cottbus                       

 

abzubringen, da sie auch in den Versammlungen

gehört, daß sie ihren gottlosen Eltern den Gehorsam

verweigern könnten. Auch in der Bürgerschule

wurden die gottlosen Kinder, von den bekehr „

ten Kindern von einen gewissen Lehrer getrennt.

Hierüber beschwerte sich die übrige Bürgerschaft

und die Regierung zu Frankfurt a/O untersagte

die Schwärmerei und Zusammenkünfte bei 50 rth.

Strafe.

Den 10 ten Juni malte ich die Heimkehr von Branitz

in Wasserfarben. Ein Herr und eine Dame

waren in Branitz gewesen und befinden sich auf

der Heimkehr  ein kleines Mädchen befindet sich

neben denselben, sie sehen vor sich das Schießhaus

und im Hintergrunde die Stadt Cottbus.

Den 16 ten malte ich das Portrait des Protocollführ(er)

During nach der Natur in Oel.

Den 20 sten Juni malte ich die Gemäldescheibe

des zweiten Schützen -  Königs. Die Schlacht bei

Belle Alliance abends 6 Uhr. Man erblickt

Napoleon düstern Angesichts auf seinen

Schimmel sich der größten Gefahr preis gebend

so wird von allen bei sich befinden Generälen

gewarnt, ein Adjutant stürzt an seiner

 

 

 

Anmerkung : Reihenfolge bzw. Anschluß beachten.

                        Es fehlen wahrscheinlich Seiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 81

 

Jahr 1841. Cottbus                       

 

In der Reihenfolge taucht hier das Jahr 1841 auf. Die darauf folgenden Seiten sind alle wieder chronologisch auf 1839 bezogen !

 

 

Den 30 ten März. Eine recht ängstliche Zeit ist jetzt

Es liegen jetzt eine Menge Menschen krank, theils

an den Pocken, theils an den Nervenfieber*

und sterben täglich mehrere, besonders in den

Vorstädten. In Sandow ist beinahe kein

Haus wo sich nicht ein Kranker befände, und

dadurch ist auch in manchen Familien

das größte Elend eingerissen, so befinden

sich in manchen 6 bis 8 Kranke Personen

und es ist kein Mensch da , sie abzuwarten.

auch in der Stadt ist es in vielen Häusern

so. Es haben sich daher Menschenfreunde

gefunden, welche Collecten gesammelt, oder die

Personen mit Geld und Speise versorgt

haben

Den 5 ten April. Conferenz der Schützengilde auf dem

Schießhause. Es wurde nehmlich hier folgendes

bekannt gemacht. Es soll nemlich in Frankfurt a/O

dieses Jahr ein großes Provinzial - Scheiben „

schießen stattfinden und die Cottbusser so wie

noch andere 30 Gülden eingeladen, daran

Theil zu nehmen. Eine ausführliche Beschrei „

bung war mit eingesendet, und dieselbe

 

 

 

 

*Typhus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 82

 

Jahr. 1839. Cottbus                       

 

Den 1 ten Juli. Mit meinen Zustande bin ich jetzt sehr

zufrieden. Ich lebe recht heiter und froh, und sonst

incommodirt* mich niemand. Arbeit giebt  es auch

genug.

Den 10 ten Jetzt habe ich die Scheibe des H. Hebicht

in Person Sr Maj. des Königs v Preußen Schützen „

König zu Cottbus in Arbeit. Dieselbe von mir entworfen

und ausgeführt. Dieselbe stellt vor.

Ein Triumpfbogen mit Korinthischer Säuler - Ordnung

auf Felsen ruhend von starken Eichen umgeben in

welchen 6 Felder befindlich, in den untersten werden

2 entstehende Regenbogen – als Zeichen des Ban „

des zwischen Gott, der das theure Fürstenleben

schuf und erhielt, und dann Wolken, zu dessen Seegen

es erhalten wurde. angebracht    An den obersten Rande dieser

Regenbogen erscheinen in jeden Felde Sterne, 43 an

der Zahl, in Beziehung auf die verflossenen Regie „

rungsjahre. Daß dieser Bogen noch nicht ergänzt

ist, erinnert an den Wunsch, für die längere

Lebensdauer des geliebten Königs, und in dessen

Feldern die Inschriften 43 Jahr Vater seines Volks

und rechts Gott erhalte uns ihn noch lange.

Auf den obern Felde links, erscheinen auf in der

Waage die steinernen Gesetztafeln – das Bild

der Gesetzgebung – im Gleichgewichte mit den

 

 

 

 

 inkommodieren :  stören, aufhalten, belästigen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 83

 

Jahr 1839. Cottbus.

 

 

 

Schwerte der Themis,  wodurch die Vollziehung der Gesetze

angedeutet – Gerechtigkeit. Auf den andern Felde

rechts kommen in einer Schaale der Waage die „

selben Embleme wieder, in der andern aber der

Scepter statt des Schwertes, auf die Gnade hindeu „

tend. Die noch übrigen Felder zwei Felder

werden ausgefüllt durch Embleme, welche auf

die Weisheit, als das gleiche Verhältniß des

Erkennens und Handelns deuten, und durch

emblematische Schilderung der Festigkeit. Oben

auf dem Triumpbogen. kamen vier Götterbilder

zu stehen, nemlich Minerva, Mercur, Vulkan u.

Ceres, als die Symbole der Schutzgottheiten der

Wissenschaften, des Handels, der Gewerbe und des

Ackerbaues, zu dessen Füßen die Embleme derselben

symbolisch dargestellt. Hinter diesen Gottheiten

eine Säulen Pyramide. Über das Portal der

Namenszug des Königs mit der Inschrift. Den

König segne Gott. und über dieses das große

Preuß. Wappen aller Provinzen. Über das

Ganze erhebt sich schwebend und beschützend der

Preußische schwarze Adler, Eichen und Lorbeer

haltend. Unten am Fuße des Gebäudes eine

große Kriegs – Armatur nebst Lyra Globus

Bücher, Sense, Sichel Rächen, Maler Aparat

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 84

 

Jahr 1839. Cottbus.

 

Spinrocken*, und dgl. Kriegskunst, Ackerbau, Handel Gewerbe Künste

und Wissenschaften  darstellend angebracht, links

die Statue des Kaisers v Oestreich und rechts die

des Kaisers v. Russland als Bundesgenossen

Preußens, das Ganze steht in einer anmuthi „

gen Gegend, vom schönsten blauen Himmel

bewölbt, mit unten angegebener Inschrift

in goldene Buchstaben  Zum Andencken des

ersten Königs der Schützen Gilde in der Person

Sr. Maj. des Königs Friedrich Wilhelm III.

durch den Tuchmacher Meister Hebicht zu

Cottbus am 19 ten August. 1839. Eigene Composition.

Den 19 ten Juli zeichnete ich das Portrait des Herrn

Zesch aus Moskau, in schwarzer Kreide.

Den 2 ten August. malte ich eine kleine Gemälde „

Scheibe, Zwei Adler in den Wolken schwebend

tragen ein Band mit der Inschrift Eintracht.

und Liebe, und 2 Hände reichen sich versönend

Oelgemälde.

Den 3 ten August.* zum Königs Geburtstag Aus „

marsch der Schützengilde, und Vogelschießen.

Den 12 ten malte ich das Stück. Christus betend

auf dem Oelberge. Man erblickt Christus  kniehe(n)d

auf dem Berge, der Himmel thut sich auf und ein

Engel überreicht ihn den Leidenskelch . Oelgemälde.

 

 

 

*Der Rocken (Spinnrocken, Kunkel, Dieße) ist ein meist stabförmiges Gerät, an dem beim Spinnen die noch unversponnenen Fasern befestigt werden.

 

*Friedrich Wilhelm III. (* 3. August 1770 in Potsdam; † 7. Juni 1840 in Berlin) war seit 1797 König von Preußen und als Markgraf von Brandenburg zudem Kurfürst und Erzkämmerer des Heiligen Römischen Reiches bis zu dessen Auflösung im Jahre 1806. Er entstammte der Dynastie der Hohenzollern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 85

 

Jahr 1839. Cottbus.

 

Den 15 ten August. Meine Scheiben finden diesmal

allgemeinen Beifall. und ich habe deshalb jetzt sehr

viel Besuch, besonders zieht Sachverständigen, die

Scheibe des Königs v Preußen an;

Den 19 ten und 20 ten. wurde das Gemälde Scheibenschießen

abgehalten.

Den 22 malte ich die Beichte des Räubers.  Es stellt vor

Auf einen Karren mit 2 Ochsen bespannt liegt der Räu „

berhauptmann gefesselt auf einer Strohmatte, und beichtet

einen  daneben sitzenden Geistlichen. Mehrere Geistliche

stehen daneben. links befindet sich ein Maulesel welcher

mit alle den Waffen beladen, welche in der Räuber „

höhle gefunden worden, wobei der Treiber und mehre „

re Zuschauer sich befinden, auch einige verwundete

französischen Soldaten zu Fuß und zu Pferde welche bei

Gefangennehmung der Räuber zugegen gewesen,

rechts knien eine Menge gefesselter Räuber, am

Erdboden, wobei man ein sehr schönes  Räubermädchen

erblickt, welche einen traurigen Blick auf den

beichte(n)ten Hauptmann wirft. Die ganze Rotte wird

von Französischen Fuß-Soldaten und Gendarmen eskor „

tirt. Die umgebende Gegend ist romantisch schön,

Man sieht im Vorgrunde wo sich diese Scene begiebt

ein Kloster, im Mittelgrunde Felsen mit Ruinen

Städte und die Raubburg der Räuber, ganz im

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 86

 

Jahr 1839. Cottbus.

 

 

Hintergrunde entfernte Gebirge, das Ganze wird von

einem herrlichen Lichte beleuchtet welches die verschie „

denen Waldungen imposant darstellt. Oelgemälde.

Den 25 ten August. Mein Geburtstag. Schrieb ich eine

nochmalige Beschwerde an den Herrn Justitz Minister

Mühler nach Berlin wegen meiner Prozeßsache, in

dem ich meine bishergehabten Kosten zurückhaben

wollte.

Den 30 ten malte ich die Zehnten Einlieferung an

die Bolten Abtey*. Oelgemälde. Es stellt das Innere

eines Klosters dar, ein Knabe und ein Mädchen

bringen, die dem Kloster gehörigen Abgaben

welche in Fische, und allerlei Geflügel bestehen

vor sich liegend, mustert der Prior des Klosters

dieselben, und sieht die Richtigkeit derselben auf

der Liste nach, indem ein andrer Mönch, ihn

hierbei  bei Sei  hülfreiche Hand leistet, der Klo „

sterknecht ist auch so (…) mit Wegschaffung ein(e)s

Hirsches beschäftigt, hinter diesen tritt ein Mönch

mit Weinflaschen herbei um die Überbringer

etwas zu erquicken.

 

 

 

 

 

 

*Zehnten-Einlieferung an die Bolton-Abtey

Stahlstich von F. Randel (tätig um 1848), wohl nach einer Vorlage von Edwin Henry Landseer (1802 - 1873)

Das Bild zeigt die Ablieferung von Wild, Vögeln und Fischen an die in Yorkshire (England) gelegene, im 16. Jh. aufgelöste Bolton Abbey. Auch in England wurden seit dem Mittelalter Zehntabgaben verschiedenster Art gefordert. Sie wurden 1836 durch eine einheitliche Abgabe abgelöst, die vom jeweiligen Kornpreis abhing. Diese tithe rent charge wurde 1936 abgeschafft.

 

 

 

 

Datei 87

 

Jahr 1839 Cottbus.

 

 

 

den 26 ten Sept. malte ich die Heimkehr aus der Fremde.

in Oel.

Den 1 ten October. bekam ich wieder eine andere Köchin

welche aber schon etwas bei Jahren ist, und ich verspreche

mir von selbige mehr wie von den bisherigen jungen

Mädchen, nur sieht mir selbige aus als wenn sie schon

sehr gelebt, und des Guten viel genossen hätte.

Den 6 ten. Sehr warme Witterung haben wir jetzt.

Den 11 ten hatten wir einen herlich warmen Tag, ich

machte mir das Vergnügen und ging mit zweien

jungen Menschen Nachmittags nach Peitz, wo gefischt

wurde, und holte mir ein Gerichtchen Fische,

Den 15 ten malte ich das Stück. Ein Grieche mit

beiden Sclaven. Der Grieche liebkost das eine Mädchen

welche halb nackend bei ihm auf seidene Kissen sitzt

indem er ihr an den soliden Theil greift, das andere

Mädchen sitzt ihm zu Füßen, und schaut dieser Scene

zu, reich mit Gold besetzte Vorhänge umgeben

das Ganze. Oelgemälde.

Den 20 ten. Jetzt haben wir etwas strenge Kälte

bekommen, das wir (des) Morgens gefrorne Fenster

haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 88

 

Jahr 1839. Cottbus.

 

 

Den 28 ten October. Jetzt werden große Vorbereitungen

zu den kommenden Feste gemacht. Wir haben jetzt einen

wichtigen Zeit – Abschnitt, die dritte Säkularfeier

der Einführung der Reformation in den Marken.

Der 1 te November, als derjenige Tag an welchen der

Kürfürst Joachim II vor 300 Jahren, also im Jahr

1539, das Abendmal zum erstenmal nach evange „

lischen Ritus in der Kirche zu Spandau empfangen

ist der Tag der Feier für die Marken. In Cottbus

hätte dieses Fest schon sollen 2 Jahre früher gefeiert

werden, da die Reformation schon 1537 eingeführt

wurde.

Der 1 te November. Freitag. Den Tag vorher wurde

das Fest mit allen Glocken eingeläutet. Vormittag

um halb 9 Uhr versammelte sich die Stadtgemeinde

nebst den H. Oberbürgermeister Magistratspersonen

Stadtverordn(e)ten der Geistlichkeit, und der ganzen

Schuljugend mit ihren Lehrern auf dem Markt „

platze, Hier wurde mit Begleitung  der Posaunen

ein Lied angestimmt, dann zogen die Bürger „

schaft und Schuljugend unter Glockengeläute zur

Kirche, welche heute besonders festlich geschmückt

mit Kränzen, und Guirlanden. In der Kirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 89

 

Jahr 1839. Cottbus

 

 

besonders von den Frauen und Mädchen, wo sich manche

andre dran stoßen würden. Es wurde also be „

schlossen worden, daß ein jeder Schütze an der

Tafel der Offiziere Antheil nehmen könne, aber

für seine Speisen und Getränke selbst besorgen

müsse, da nun dieselben sehr hoch gestellt waren,

so konnten nur sehr wenige daran Theil nehmen,

nur Honoratioren machten hiervon eine Ausnahme,

selbige konnten Schützen sein oder nicht. Alle

unverheirathete Schützen konnten des Abends zum

Ball kommen, hieß es, aber es wurde ein Cirku „

leur*, bei denen Schützen gesendet, welche man dazu

wünschte, um nur anständige Leute hinzuzuziehen.

Es war dieser Abend so weit recht voll, Schützen

waren grade im Verhältnisse zu den Baittallon

nicht zu viel, wir waren alle recht heiter, und

ich hielt mich diesmal bis zum Schlusse des Ver „

gnügens auf.

Den 4 ten December. erhielt ich eine Vorladung vom

hiesigen König. Land und  Stadtgerichte, in welcher

ich ersahe, daß ich vom Magistrate wegen meiner

Beschwerde bei über die Polizei verklagt worden bin,

und der Termin auf den 13. d. M. gesetzt war.

 

 

 

 

*Circular : Rundschreiben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 90

 

Jahr 1839. Cottbus

 

 

 

Den 7 ten December. Ich male jetzt das Edelfräulein

halbe Figur in Oel. Dasselbe steht unter einer Säulen „

halle, mit Weinranken umgeben, einen Falken in

der Hand haltend, im Hintergrunde anmuthige

Gebirgsgegend.

Den 12 ten. Mit meiner Köchin bin ich jetzt recht zufrie „

den. Ein junges hübsches Mädchen, welche mir mit ihrer

Gutwilligkeit, und ordentlichen Fleiß, hübsches Betragen

viel Freude macht.

Den 13 ten hatte ich in der Magistratssache den

ersten Termin welcher viell in welchen ich erfuhr

daß der Prozeß für mich nicht so günstig ablaufen

werde, und ich mich in Güte mit den Magistrat ver „

einigen möchte, die Sache solle 14 Tage bei Seite

gelegt werden, und ich deshalb mein möglichstes thun

solle, es wurden mir auch auf dem Landgerichte

von den Richtern mehrere gute Rathschläge gegeben,

wie die Sache am besten abzumachen gingen.

Einige Tage vor den Termin war ich auch bei den

Herrn Oberbürgermeist(e)r. Römelt, und setzte ihn die

Sache auseinander, wo er sehr verwundert war, und

die Sache gar nicht recht glauben wollte, daß die

Polizei so saumselig wäre, und sich so vieler Sachen

zu schulden kommen ließe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 91

 

Jahr 1839. Cottbus.

 

 

 

Den 14 ten December. Wir haben jetzt strenge Kälte.

Den 16 ten malte ich die Beichte des Räubers  Oelgemälde.

Nähere Beschreibung weiter oben.

Den 17 ten Jetzt haben wir wieder Thauwetter.

den 18. malte ich den Briefwechsel. Oelgemälde.

Eine alte Mutter sitzt mit ihrer Tochter beide

mit Nähen weiblicher Arbeiten beschäftigt, auf den

Mark(t)platz an ihrer Bude, worin sie verschiedene

Hausgeräthe feil haben, die Alte sitzt in einen

Kasten, welcher oben bedeckt, um vor Sonne

und Regen geschützt zu sein, hinter diesen schleicht

sich der Liebhaber des Mädchen heran, welcher der „

selben einen Brief leise zusteckt, und das Mäd „

chen behutsam darnach greift.

Den 20 sten.  Jetzt, da im vorigen Jahre, das Holz

so  rar war, und zu manchen Zeiten  gar keins

zu haben war, ist hier die Torfbrennerei ein „

geführt wurden, und für sehr vortheilhaft befunden

worden.

Die Abende bringe ich meistentheils jetzt seit dem

Tode des Secretair Petzold allein zu, da sich noch

keine Spiel – Gesellschaft wieder finden will.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 92

 

Jahr. 1839. Cottbus.

 

Den 21. December. Dieser Tage hatte ich auch Termin

auf den Rathhause wegen der fiscalichen Prozeß „

Sache. Der Magistrat gegen mich. Ich sagte dabei

alles das aus, was ich dabei sich die Polizei gegen

mir schon hat zu Schulden kommen lassen, und das

sie die Gesetzte sehr oft übertreten, was dann

auch alles zu Protocoll genommen wurde.

Der 24 te heiliger Christ - Abend. Wir putzen heute

den Christbaum an, da meine Köchin(e) gerne

einen wünschte, so ließ ich einen besorgen wo

ich so rechte hübsche Rückerinnerungen hatte, und

wir mit den Actuarius Bollei hübschen Spaß

dabei hatte.

Den 26 ten Decemb(e)r.  2 te Feiertag. Die Feiertage

brachte ich meistentheils zu Hause zu, wo ich

viel Besuch hatte.

Den 31 ten Sylvesterabend. war ich auf den Schieß „

hause wo Tanz war, aber wenig Gesellschaft war

vorhanden. Da jetzt zwei Musick Director hier

anwesend, und recht sehr viel Musick ist, so

theilt es sich sehr ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 93

 

Jahr 1839. Cottbus.

 

Bemerkungen über dieses Jahr.

Mit diesen nun verflossenen Jahre kann ich übrigens

sehr zufrieden sein. Ich hatte viel Arbeit und

so weit recht guten Verdienst. Auch meine Zeichen „

Schüler hatten sich wieder recht vermehrt;  und

die letzte Zeit eine hübsche vernünftige Köchin

welche mich immer sehr aufheiterte, da ich auch

beständig bei guter Laune war. Nur ärgerlich

war mir der Prozes mit den Magistrate, indeß

wurde nicht viel draus gemacht, ich habe viel

Erfahrungen dabei gemacht, daß die Behörden in

preußischen machen können was sie wollen

des Königs Gesetze befolgen, oder nicht, bleibt

sich gleich, nur darf aber ein Bürger nichts sagen „

und man muß noch zufrieden sein, wenn man

nakend zum Thor hinauskommt.

 

Gemälde, welche ich im Jahr 1839.

angefertigt habe.

 

1, Der Evangelist Johannes nach Domini Mino in Oel.

2, Der Einzug der Verbündeten in Paris im

     Jahr 1814. in Oel.

3, Die Morgen Andacht in Oel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 94

 

Jahr 1839. Cottbus.

 

 

4,   das Portrait des Palmié. König. Consistorial –

       Rath, Prediger, Professor und Director des

       franz. Gymnasiums  Brustbild in Oel.

5,    Das Portrait Otto v Schmidt. König. Preuß.

       General Lieutenant der Artillerie  Brust „

       bild in Oel.

6,    Die Morgen Andacht in Oel.

7,    Räuber werden von Päbstlichen Truppen an „

       gefallen. in Oel.

8,    Napoleon zu Pferde. Oelgemälde.

9,    Friedrich II. zu Pferde. Oelgemälde.

10,  Das Portrait des jetzigen Königs v Preußen

        Brustbild in Oel.

11,  Das Portrait des Kaisers von Rußland

        Brustbild in Oel.

12,  Räuber werden von Päbstlichen Truppen

       angefallen. in Oel.

13,  Das Portrait des Kaisers von Rußland

       Brustbild  in Oel.

14,  Das Portrait des Kaisers Napoleon Brust „

        bild in Oel.

15,  Die Kegelbahn genre Stück. in Oel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 95

 

Jahr  1839. Cottbus.

 

16,  Die Heimkehr aus der Fremde genre Stück in Oel

17,  Das Portrait des Prinzen Wilhelm v Preußen

        Brustbild in Oel.

18,  Christus mit den Kelche nach Carlo Dolce in Oel.

19,  Maria nach Sassoferratti in Oel.

20,  Des reisenden Erquikkung gengre Stück in Oel.

21,  Rüdesheim am Rhein in Oel.

22,  Die Heimkehr von Branitz in Wasserfarben.

23,  Das Portrait des Protocollführer During nach der

        Natur  Brustbild in Oel.

24,  Eine Gemälde – Scheibe, Napoleon zu Ausgange

        der Schlacht bei Belle Alliance. in Oel.

25,  Das Portrait des Leutnant  Zesch aus Moskau in

        Rußland. Brustbild in Kreide Zeichnung.

26,  Eine Gemälde Scheibe. Allegorie auf Sr. Ma „

        jestät dem Könige  Friedrich Wilhelm III

        von Preussen. Eigene Composition in Oel.

27,  Christus betend auf den Oelberge in Oel.

28,  Eine kleine Gemälde – Scheibe. Zwei Adler in

        Wolken schwebend ein Band haltend mit der

        Inschrift Eintracht und Liebe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 96

 

Jahr  1839. Cottbus.

 

 

29,  Die Beichte des Räubers. Oelgemälde.

30,  Die Zehnten Einlieferung an die Bolton

        Abtey. Oelgemälde.

31,  Das Portrait des H. Siebert nach der Natur

        Brustbild in Oel.

32,  Die Heimkehr aus der Fremde  genre Stück

        in Oel.

33,  Der Grieche mit seinen beiden Sclavinnen

        Oelgemälde.

34,  Der Abschied des Rekruten von seiner

       Geliebten  genre Stück in Oel.

35,  Der Prinz Adelbert v Preussen  Brust „

       bild in Oel.

36,  Der Großfürst Michael von Russland

       Brustbild in Oel.

37,  Das Edelfräulein  halbe Figur in Oel.

38, Die Beichte des Räubers in Oel.

39,  Der Briefwechsel. Oelgemälde.

 

Nebst mehreren Ansichten von Cottbus

in Wasserfarben.

Deren Anzahl diesmal 21 war.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datei 97

 

Jahr  1839. Cottbus.

 

 

Diejenigen

die ich im Jahr 1839 im Zeichnen

unterrichtet habe.

 

1,  Müller  I.    Stubenmaler.              7,    Richter I.

2,  Müller II.                                      8,    Olschina.

3,  Vetter                                               9,    Schneider I.

4,  Dahle Kandidat d. Theologie        10,  Page.

5,  Sommer                                           11,  Mertschenk.

6,  Raimann aus Halbau.                  12,  Schmidt.

 

1839 wovon hinzugekommen.

 

13,  Gebhard                                     24,  Geissell aus Bilow* b Sprem(berg)

14,  v Greifenberg v Forst.                 25,  Könicke.

15,  Jonas aus Berlin.                          26,  Wuslauk.

16,  Bohnstädt.                                    27,  Flemming.

17,  Richter II                                        28,  Ritscher.

18,  Feldner.                                         29,  Schulze.

19,  Groch.                                            30,  Paulick

20,  Klara Vogelsang b. Krossen.       31,  Schwanhäuser.

21,  Thiemer aus Dresden.                 32,  Müller.

22,  Lauk.                                               33,  Kittel

23,  Schneider II.                                  34,  Lortzing.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Jahr 1840

 

Datei 098 bis 125

 

Transkription Udo Bauer (April 2017)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 

Jahr 1840. Cottbus.

 

Den 1 ten Januar. brachte ich zu Hause zu, gegen Abend

ging ich aufs Schießhaus,

Den 5 ten  Jetzt gebe ich sehr vielen jungen

Leuten Unterricht in den Ausmalen der

Lithographieen mit Oelfarben, welches jetzt sehr

allgemein wird. (Lithogrumiren.)

Den 10 ten malte ich ein Stück, den Maskenball

darstellend. Eine Maske ist mit mit einer Dame „

in ein Nebenzimmer und pflegen ihr Vergnü „

gen, im Hintergrunde sieht man sich die Mas „

ken im Saale  sich belustigen. Oelgemälde.

Den 16 ten Sehr warme Witterung haben wir

jetzt, indem man bei offenen Fenstern

arbeiten kann.

Den 20 ten hatte ich wieder Termin auf den

Land und Stadtgerichte in der Prozeß-Sache

Magistrat wider mich. Es wurde mir nehm „

lich eröffnet, das der Magistrat die Klage

zurückgenommen, wenn ich die Termin „

Kosten bezahlen wolle, was ich auch an „

nahm. Er muß doch nicht ganz fest stehen „

wegen der Ubertretung der Gesetze.

 

 

2 

Jahr 1840. Cottbus.

 

Den 2 ten Febr. malte ich das Portrait der Madam

Zeidler. halbe Figur nebst Gegend nach der Natur

in Oel.

den 10 ten Immer haben wir noch sehr schöne

warme Witterung.

Den 12 ten malte ich das Portrait des Baittailons „

Tambour Becker vom 2 ten Garde Landwehr

Regiment (Cottbusser) ganze Figur im Hinter „

grunde eine Ansicht von Cottbus nach der Natur

in Oel.

Den 15 ten malte ich eine Scene auf dem Masken „

balle. Ein Ritter befindet sich im Nebensaale

mit einer Dame, umarmend hebt er ihr die

Kleider auf und fingerirt ihr unter denselben

Oelgemälde.

Den 18. malte ich das Portrait des Tischlermstr.

Voigt. Brustbild in Oel.

Den 24. Mit meiner Köchin bin ich diesmal sehr

zufrieden, und lebe seit dem mal wieder recht

froh, an Geld und Arbeit fehlt es mir jetzt auch

weiter nicht, obgleich  der Geldmangel in Cottbus

jetzt sehr allgemein ist, und manchee Familie

zu Grunde geht

 

 

 

3 

Jahr 1840. Cottbus.

Den 3 ten März Fastnacht. Diese Woche giebt es viel

Conzerte und Tanz-Vergnügen.

Den 10 ten malte ich das Stück. Der Kriege(r) mit

seinem Kinde. Ein alter bärtiger Soldat in der

Waffen-Rüstung hat sein Kind auf den Arm

einen lieblichen Knaben, und erzählt selbigen

vom Kriegerleben. Oelgemälde.

Den 16 ten Jetzt erteile ich auch der Frau Ober „

amtman Hubert* Unterricht in Oelmalen, welches eine

recht angenehme junge Frau ist, und sehr verschie „

den von den übrigen Honorationen in Cottbus

ist, selbige ist sehr gebildet, und nimmt Lehre

an

Den 20. Frühlings-Anfang hatten wir wieder

Winter, gefroren Fenster, und viel Schnee.

Jetzt habe ich ungemein viel zu thun, auch der

Buchhändler Meier, der früher immer viel

Berliner Gemälde anschafte, ist dahinter ge „

kommen, das die Meinige doch besser gear „

beitet sind, als diese, und daher auch von ihm

viel Beschäftigung erhalten.

Diesen Monat malte ich folgende Ansichten von

Cottbus. Den Markplatz. 1 Ansicht gegen Mitternacht

und 1 Ansicht vor dem Spremberger Thore in

Wasserfarben.

 

 

 

*Luise Hubert, geb. Daubert, Tochter des Steuerrat Luis Daubert und seiner Frau Minna, geb. Villaret. Ihr Ehemann war der Amtsrat Julius Hubert. (oo am 01.04.1839)

* in Quedlinburg (1919)

+ 09.12.1896 Brunschwig mit 77 Jahren.

Zum Zeitpunkt des Unterrichts war sie 21 Jahre alt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4 

Jahr 1840. Cottbus

 

Den 13 ten März. Als wahrhaft werden jetzt mehrere

Spuckgeschichten bekundet und von mehreren Augen „

zeugen versichert, daß es seine Richtigkeit habe.

In Vetschau soll ein Mädchen eine Geister „

Erscheinung gehabt haben;  Der Geist habe sie nehmlich

aufgefordert, eine verwünschte Person im Keller

des Hauses wo sie wohnhaft war, zu erlösen, sie

solle nemlich eine oder mehrere Geister, welche

sich im Keller befinden, die Köpfe abschlagen,

Bei diesen Unternehmen, welches sie ausführen

wollte, wurde sie durch ihren Bruder verhindert

und alles verschwand so nach. In diesen Keller

sollen zur Zeit des Wenden-Königs mehrere

Mordthaten vorgefallen sein, und daher diese

Verbannungen. Den Tag nach der mißglückten

Unternehmung erschien den Mädchen der Geist

abermal, mit der Bitte;  da jetzt einmal alles

verlohren wäre, so solle sie doch an einem

an einem von ihm bezeichneten Orte eine

junge Linde pflanzen, diese würde nach Aussage

des Geistes wachsen, mit der Zeit zu einem

Baume werden, und aus dessen Holze eine

Wiege gebaut werden, und das Kind, daß diese

Wiege brauchen würde, könnte die Erlösung

5 

Jahr 1840. Cottbus

des verbannten Geistes im Keller zu Stande

bringen, nach dem der Geist dieses ausgesagt ver „

schwand selbiger, und alles im Zimmer wurde

stark mit Asche bestreut, welches viele Ein „

wohner in Vetschau gesehen haben. Das Mäd „

chen sollte, wenn ihr die Ausführung gelingen

die glücklichste Person in der Welt werden, im

Gegentheil aber die Unglücklichste, welche sie

jetzt ist. Die Geistlichkeit und Magistrats Person(en)

haben sich von der Richtigkeit dieser Sache

überzeugt. Und die Linde ist jetzt auch schon

gesetzt.

In Berlin soll sich die weisse Dame  in

der Rüstkammer zeigen./soll sich allemal

sehen lassen wenn sich ein merkwürdiger

Todesfall bei der Königl. Familie ereignet

soll./ Der König ist jetzt auch sehr krank.

Ferner erzählt man von Berlin. Ein kleines

graues Mänchen hat den Nachtwächter auf „

gefordert in der Nacht nicht 12 Uhr, sondern

13 abzurufen, da dieses der Nachtwächter ver „

weigerte, und sich darauf berief die Erlaub „

niß der Polizei nachzusuchen, so gestattete

dieses der Geist. Der Nachtwächter meldete

dieses den andern Tag die Polizei, und erhielt

6 

Jahr 1840. Cottbus

 

die Erlaubniß, 13 abzurufen. Nachdem die

folgende Nacht, das Mänchen wieder erschienen „

der Nachwächter die erhaltene Weisung zu

Folge  13 abrief, führte das Mänchen  den

Nachwächter an einen Ort, nicht weit von

Königl. Schlosse, hier wurde eine Grube eröffnet

der Nachwächter mußte  hineingreifen, und zog

drei Aehren heraus, dieses erklärte das

Mänchen  für drei segenreiche Jahre, eine

zweite Grube wurde eröffnet, und der Nacht „

wächter zog drei blutige Läppchen heraus.

Andeutet drei blutige Jahre, eine dritte

Grube gab Goldstücke her, nach der Erklärung

des Geistes, die goldne Zeit, dar nach verschwand

das graue Mänchen.

Den 2 ten April.  jetzt haben wir schöne Frühlings „

Witterung.

Den 16 ten malte ich das Portrait des Nadler  H. Wolff.

Brustbild in Oel.

Den 17. das Portrait seiner Frau halbe Figur

in Oel.

Den 19 ten 1 ster Osterfeiertag machte ich Nachmittag

einen Spaziergang nach Branitz.

Den 24 ten malte ich das Portrait des H. Kaiser

7 

Jahr 1840. Cottbus

in der Uniform des Leib-Regiments (8 Regiment

Gubener) halbe Figur, in Hintergrunde eine An „

sicht von Guben. in Oel

Den 30 ten malte ich die Kegelbahn. Genre Stück.

Eine Gesellschaft vergnügt sich in einer romantisch

schönen Gegend an Kegelschieben; Ein Herr

ist eben in Begriff eine Kugel hinauszuschie „

ben, aber der Kegeljunge draußen ist noch nicht

fertig mit den aufsetzen; indessen andere

ihn mit einen Kennerblick beobachten, seine

schon angenommene Stellung mustern, und er „

wartungsvoll dastehn, was er wohl schieben

wird, der Rechnungsführer mit der Brille

auf der Nase, und der  Kreide in der Hand

wartet eben auch auf Arbeit; indessen sich zwei

niedliche Jungen mit der retur kommenden

Kugel beschäftigen, Die übrige Gesellschaft

ist  einstweilen in tiefer Unterhaltung begriffen ,

besonders muß ein Dragoner Officier einen andern

Herrn etwas sehr wichtiges zu construiren

haben, auch kann ein anderer Herr wegen

der Zeche mit den Schankmädchen  nicht recht

fertig werden, und zählt selbiges alles an den

Fingern her was er verzehrt hat um es den „

selben begrifflicher zu machen auch scheint

8 

Jahr 1840. Cottbus

 

es ein sehr warmer Tag zu sein, denn die Hälfte

der Gesellschaft hat es sich bequem gemacht, und die

beschwerlichen Röcke abgelegt. Oelgemälde.

Den 2 ten Mai malte ich Christuse  als Hirten

Oelgemälde.

Den 7 ten malte ich die Königin des Himmels mit

dem Christuskinde als Gegenstück zu Christuse.

Oelgemälde.

Den 16 ten malte ich das Portrait des Fürsten

Blücher v Wahlstadt. Oelgemälde.

Den 28 Mai Himmelfahrt hatte ich mir vorge –

nommen früh nach Branitz zu gehen , aber

es war trübes und rauhes Wetter, und

so unterblieb es.

Unser König Fr.W. III. soll sehr krank sein

Den 31 ten Mai, spaziert ich nach Merzdorf, da

Sontag hier immer viel Gesch Gesellschaft ist, so

machte ich mir auf einen Spaziergang, mir gefiel es

hier so weit recht gut, auch lernte ich hier einen

ehemaligen Schulcamrad kennen, welcher sich sogleich

nach meiner jetzigen Lage erkundigte und mich

ein reiches Mädchen aus Gr. Liesko zu recomman „

dirte, welches auch dort anwesend, und ich

nun auch kennen lernte.

9 

Jahr 1840. Cottbus.

 

Dieser Tage machte mich auch ein guter Freund

auf ein Mädchen in der Gegend von Sorau

aufmerksam, diese nach mehreren Erkundigungen

hält sich jetzt in Gr Briesen bei den H.

Baron von Wackerbad* auf, daher entschloß

ich mich, nächstens  diese Person näher kennen

zu lernen

Den 7 ten Juni. 1 ster Pfingstfeiertag machte ich  ei „

nen Spaziergang nach Briesen. Dort angelangt

verfügte ich mich sogleich in den Herschl. Garten, welchen

ich schon früher auf meinen Spaziergängen häufig

besucht hatte. Hier traf ich den Baron mit seiner

Tochter in einer Laube sitzend. Nachdem ich um

förmliche Erlaubniß angehalten hatte, mir den

Garten anzusehen, entspann sich dieserhalb  mit

mir und den H. Baron ein Gespräch, worin

ich sah, daß dieser Mann sehr gütig und herab „

lassend war. Ich besah mir nun den Garten

fragte den Gärtner, und die Bedienten nach

allen, versäumte aber den Hauptzweck da „

bei nicht, bis endlich ein junges hübsches Mädchen

über den Hof ging, in dieser zeigte man

mir die von mir erwähnte Person, ich

trat zu ihr begehrte ein Glas Milch von

Adolf Leberecht von Bomsdorff aus dem Hause Weißagk (1781–1862), Herr auf Ober- und Mittel-Linderode, Tielitz, Briesen und Guhrow, wurde 1811 von seiner Tante Helene Freifrau von Wackerbarth, geborenen von Bomsdorff, und deren Gemahl, Ludwig Freiherrn von Wackerbarth auf Briesen und Guhrow, adoptiert und vom sächsischen König Friedrich August I. zum Freiherrn von Wackerbarth genannt von Bomsdorff erhoben. Der Ast dieses Namens besteht bis heute in den Zweigen Linderode und Briesen/Rethmar.

Dessen Sohn :

*Otto Julius Freiherr von Wackerbarth genannt von Bomsdorff (* 10. März 1823 

+ 17. Mai 1904 in Briesen) war Rittergutsbesitzer und Mitglied des deutschen Reichstags.

Quelle : Wikipedia und Götz Freiher von Houwald, Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer.

Band VII (2001)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11 

Jahr 1840. Cottbus.

 

ihr, welches ich auch auf einen weissen Teller

erhielt, ich suchte nun Gelegenheit, einige Worte

mit ihr zu sprechen, aber sie hatte viele Geschäfte.

Ich trank daher meine Milch, ging noch ein wenig

in Garten spaziren, ging dann nach dem Schlosse,

um zu fragen, was ich schuldig wäre. In einer

Kellerstube, war sie, aber die gnädige Frau, und

das Fräulein auch bei ihr, sie sprachen ein Langes

und Breites vom Putz. Ich wartete indeß eine

geraume Zeit, endlich des Wartens überdrüssig, trat

ich hervor, und fragte bescheiden, was ich schuldig wäre.

Die Herrschaft schien verlegen und sagte ich wäre

nichts schuldig, und nun entspann sich ein langes

Gespräch über Malerei, und besonders über meine

Person, hernach führte mich die Baronin in

ihre Zimmer zeigte mir da mehrere Gemälde

welche ich beurtheilen sollte, und nach diesen

verließ ich das Schloß, und kehrte wieder

nach Cottbus zurück.

Den 8 ten Juni, war hier eine große Aufregung

wegen unsicheren Nachrichten vom Tode

des Königs, einige wollten genaue Nachrichten

von Berlin erhalten haben, das der König gestorben

sei, andere versicherten das Gegentheil.

12 

Jahr 1840. Cottbus.

 

Den 9 ten Juni. Abend – 6 Uhr kam die Post von

Berlin, und mit ihr die Zeitungs-Nachricht, daß

Sr. Maj. unser vielgeliebter König Fried. Wilhelm III

den 7 ten Juni Nachmittag um 3½ Uhr an den

Folgen der Grippe verstorben sei.

Sogleich gebot die Polizei Tanz und Vergnügen

einzustellen. Die Stadtverord(n)eten wurden

aufs Rathhaus berufen, und berathschlagt

wie es mit den Morgenden Pfingstschießen

soll gehalten werden, da wenn es nicht ab „

gehalten, mehrere Leute großen Schaden haben

besonders der Schießhauswirth, da dieser

viel Speise und Getränke angeschaft hat.

Der Magistrat sendete den andern Tag gedruckte

Zettel in jeden Hause, worauf angegeben

war, daß da der traurige Vorfall sich

ereignet, der Magistrat das Vertrauen faßte

daß sich ein jeder der lermenden Vergnügens sich enthalten

würde, jedoch Essen und Trinken sei auf den

Schießhause erlaubt.

Den 10 ten  1 ter Schießtag war also kein Ausmarsch,

den das König oder Pfingstschießen ist bis nach

der Trauer aufgeschoben worden, man ging

also blos hin, um ein Glas Bier zu trinken

13 

Jahr 1840. Cottbus.

 

An Gesellschaft fehlte es dennoch nicht, es wurde sogar

recht voll und es wurde daher tüchtig gegessen

und getrunken, vielen trieb so gar die

Neuegirde hin, um zu sehen wie es da aussieht.

Auch wurde tüchtig gewürfelt, die Zelter waren

wieder abgerissen worden.

So war es auch den 2 ten und 3 ten Schießtag.

Den 13 ten Juni wurde die allgemeine Landes „

Trauer angekündigt, und zum 1 ten mal

Mittag von 12 bis 1 Uhr mit allen Glocken

geläutet, welches Ceremonie täglich bis zur

Ende der Trauer fortgehalten werden soll.

Der König hat h auf seinen Sterbebette dieaus

befohlen, das die Trauer so kurz wie möglich

abgehalten werden soll, damit seine Unth

Unterthanen dabei nicht zu Schaden kämen

Den 15 ten malte ich eine Scene aus Dr. Faust.

Faust umarmt ein Mädchen , welche ausruft

Bester Mann, ich liebe dich von Herzen

Mephistophiles guckt boshaft aus einen Fenster „

des Hintergrundes hervor.

 

 

 

14 

Jahr 1840. Cottbus.

 

Den 15 ten Juli. malte ich die drei Freunde,

Zwei Kinder, ein Mädchen und ein Knabe spielen

in einer anmuthigen Gegend mit einem Hunde

in Oel.

Den 16 ten malte ich Napoleon in Lebensgröße

ganze Figur in Oel. zum Pfingstsch oder Königs „

schießen bestimmt.

Den 20 ten wurde das Pfingst oder Königsschießen

mit Ausmarsch abgehalten.

Den 22 ten  3 ter Schießtag, wurde ein Biewaack

errichtet, und die Strohhütten nachher angezün „

det, was viel Vergnügen gewährte.

Den 27. wurde die Grenzfahrt abgehalten

konnte aber wegen Mangel an Zeit

nicht Antheil nehmen.

Den 28 ten malte ich wieder das Portrait

des jetzigen Königs Fr. Wilh IV etwas

größer in Oel. welches mir besonders

gelungen war.

Den 17 ten August. Vogelschießen.

Den 25 ten. Mein Geburtstag. Wegen Mangel

an Zeit, und Kränklichkeit wurde die Feier

aufgeschoben Von meiner Köchin erhielt ich einen

Blumenkranz.

15

Jahr 1840. Cottbus.

 

Den 30 ten August. malte ich die Gemälde-Scheibe

des H. Mittig. worauf eine Ansicht des alten

Topfmarkts, jetzt Wilhemsplatz genannt. kam.

Oelgemälde.

Den 3 ten September malte ich die Gemälde-Scheibe

des H. Mund, worauf ein Trauer Denkmal kam

in Oel. In der Mitte ein Monument als in

Goldbrauen gemalt woran die Göttinen(en) der

Weissheit Gerechtigkeit und Gnade an den

drei Ecken befindlich mit der Inschrift-Geboren

den 3 ten August. 1770. und gestorben den 7 ten Juni

1840. Auf der anderen Seite. Erinnerung

an den 20 ten Juli 1840. Oben auf dem

Monumente lag ein Trauerkissen von schwar „

zen Sammt, mit silbernen Franzen und In „

schrift und goldner Krone. mit den Namens „

zug des hochseligen Königs Fr. W. III mit einem

Lorberzweige umgeben, unter diesem las

man. Dem gerechten.  rechts. links geb den

3 ten Aug. 1770 und rechts gest. den 7 ten Juni 1840.

das ganze zierte eine goldne Krone.

Uber diesem Kissen erhoben sich pyramien „

ähnlich zusammen gestellt 4 Fahnen mit

Flohr umwunden. Hinter diesem

16

Jahr 1840. Cottbus

 

Denkmal breitete eine Trauerweide ihre

Zweige aus. Im Vorgrunde zu beiden

Seiten erhoben sich Tannenbäume, im

Hintergrunde eine romantisch schöne Gebirgs „

Gegend, der Himmel war mit trüben

Gewölk umgeben, nur im Osten ging die

Sonne herrlich strahlen auf.

Nachträglich ist vom Pfingst oder Königsschießen

welches wie oben schon angegeben den

20 Juli abgehalten, zu bemerken.

Die hiesige Schützengilde beging die Trauer „

feier um den hochseligen König Fr. Wilh III

auf folgende Weise, Als das Battalion

zum Ausmarsch auf den Markplatz angetreten

war und die Fähnriche die Fahnen vom

Rathhause brachten, waren sämliche mit Flohr

umwunden, auf das Commando des Majors

traten die Fähnriche , mit den ihnen  beglei „

teten Unterofficire mitten auf den Markt

und formirten mit den Fahnen eine Pyramide

unter welcher der 1 te Schützenkönig das Trau „

erkissen welches oben schon erwähnt, in

 

 

17

Jahr 1840  Cottbus.

 

Begleitung zweier Stadtverord(n)eten hielt, worauf

der Major Knobloch eine kurze Rede auf

die Verdienste des hochseligen Königs hielt.

lobend, sagte, nach diesem spielte die Musik

ein Trauerlied. Dann marschirten die

Fähnriche nach dem Rathhause zurück, und

erschienen in kurzer Zeit mit bekränzten

und Bändern geschmückten Fahnen wieder

und traten in ihren Compagnien ein,  Jetzt

wurde dem jetzigen Könige Fr. Wilh IV

ein Hurrah gebracht, wo auch wieder der

Major Knobloch eine darauf passende

Rede hielt, und nun wurde der Ausmarsch

nach dem Schießhause angetreten.

Diese Scenen warend sehr erhebend

und wurden wegen der Ausführung

mit großen Lobe erwähnt.

Den 3 ten Sept. malte ich eine kleine  Gemälde „

Scheibe. Ein Osterfeuer umgeben von einer

Pappelallee, im Hintergrunde die aufgehende

Sonne, zumAndenken des hochseligen Königs

Fr.W. III mit der Inschrift. Selig sind die

Treuen, welche der Hingeschiedenen in Liebe

gedenken. Geb. d. 3 Aug. 1770. Gest. den 7 Juni 1840.

18 

Jahr 1840.  Cottbus.

Großes Aufsehen macht jetzt das gefundene

Dokument des hochseligen Königs, betittelt.

Mein letzter Wille. welches hier beigelegt ist

und öffentlich bekannt gemacht wurde.

Den 14 ten und 15 Sept. Gemälde-Scheibenschießen.

Den 16 ten Bemerkungen über die Witterung.

Der ganze Sommer war kühl, und die Abende

so gar sehr kalt, blos in den letzten Paar

Wochen des Augusts hatten wir große Hitze „

Den 26 ten Sept. erhielt ich den Auftrag von der

Schützengilde zu Forst. für dieselbe eine

Gemälde-Scheibe zu malen.

Den 28 ten. malte ich die Forstner Gemälde „

Scheibe auf welcher das Stück gewählt

worden war, was ich vorm Jahre, auf

die Scheibe für Sr Maj. den König v Preußen

malte nemlich den Triumphbogen. / Siehe

Jahr 39. pagna.                 blos mit einigen Abände „

rungen. in Oel.

Den 1 ten October. Große Vorbereitungen werden

jetzt getroffen zur Verherrligung  der Huldigungs

und Geburtsfeier Sr Maj des König F.W.IV.

Der Magistrat hat eine Summe für Illum „

nation ausgesetzt, wobei auch die Schützen „

gilde daran Antheil nimmt, sie erhält eine

 

19 

Jahr. 1840.  Cottbus.

große Gemälde-Scheibe, nebst 9 Prämien, wo „

runter die größte 16 rth. kostet. und alle

Abgabenpflichtige Einwohner daran Theil haben.

Den 2 ten October. mußte ich zu Rathhause kommen

wo ich beauftragt vom Oberbürgermeister Römelt

wurde, die Gemälde-Scheibe anzufertigen;

und erhielt die Idee, im Vorgrunde einen

Tempel zu malen, welcher von der aufge „

henden Sonne beschienen, wurde, vor dem

Tempel sollten die Reichs-Insignien, und

im Hintergrunde ein romantische Thal-Ge „

gend angebracht werden. In zweien Tagen

solle ich die Zeichnung eingeben.

Den 3 ten October. Die Zeichnung erhielt ich zurück

mit der Weisung, den Tempel mehr in

perspectivischer Richtung zu bringen.

Den 5 ten. Jetzt mache arbeite ich an die

große Gemälde-Scheibe des Magistrats

Im Vorgrunde links kommt ein großer

Tempel mit Korinthischer Säulen Ordnung.

Vorn am Eingange befinden sich mehrere

Stufen welche mit rothem Sammt belegt,

Auf der obern Stufe befindet sich ein

 

20 

Jahr 1840.  Cottbus.

 

gold verziehrter Sessel auf welchem ein blau „

sammtnes Kissen mit silbernen Franzen ver „

ziehrt liegt, worauf die Reichsinsignien

als Krone Scepter Reichsapfel und

schwarzer Adlerorden am Bande, ruhen

über diesen der schwarze Adler schwebend, und

über den Adler das große Preußische

Wappen aller Provinzen. das Ganze ist

mit Purpur welcher mit Hermelin gefüttert

sinnreich verziehrt. Uber den Säulen auf den

Gesimse befindet sich das Hohenzollersche, und

rechts das Königl. Baiersche Wappen, welche

rechts und links von mehreren Preußischen

Adlern umgeben sind. Ganz oben auf der

Spitze des Tempels befindet sich die Sieges „

göttin Victoria.  Unten rechts steht die

Statie der Themesis und links die des

Mars. Unten an den 5 Säulen sind

die Attribute des Ackerbaues, die Industrie

der Kaufmanschaft, der Künste und Wissen „

schaften angebracht, der Tempelt steht

in ein Felsenthal, in welchen man einen

sehr romantisch schönen Mittel und Hinter „

 

21 

Jahr 1840.  Cottbus.

grund siehtt, wo mehrere Häuser friedlicher

Einwohner sichbar sind, ein heller Bach welcher

eine Mühle in Bewegung setzt, und sich um

den Felsen weiter fortschlängelt, herrlich „

Baumgruppen findet das Auge überall

und das Ganze wird von der aufgenden

Sonne prächtig erleuchtet. in Oel gemalt

eigne Composition. +

6 ter October. Meine Gesundheit ist nun völlig

wieder hergestellt, und die Arbeit geht

nun wieder gut.

Den 10 ten. Sehr viel Besuch hab ich jetzt, die die

Gemälde Scheibe sehen wollen.

Den 14 ten malte ich noch eine kleine Gemälde „

Scheibe. Die Aurora steht im Vorgrunde

und zeigt nach der aufgehenden Sonne, ein

Teller  in der linken, mit der Inschrift

Dort wird`s hell. Im Hintergrunde eine

schöne Gegend.

+  Die Inschriften zur großen Scheibe sind.

    1) Oben in der Luft schwebend, ein rothes

        Band, mit den Inhalt. Es lacht dem Bür „

        gerfleiß ein goldner Morgen.

        Unten kam. Zur Huldigung und Geburts

        feier Sr Maj. Fr.W. IV den 15 ten Octobr. 40. Die Stadt Cottbus

22 

Jahr 1840.  Cottbus.

Heute den 14 ten October wurde das Morgende Fest

Abends mit allen Glocken eingeläutet.

Den 15 ten October. Königs Geburts.und Huldugungs

tag in Berlin. Früh um 5 Uhr war Reveille

mit Janitscharmusik, die Mitglieder der Schützen „

gilde versammelten sich bei ihren Hauptleuten

und marschirten Compagnieenweise ohne trommel „

schlag auf den Landgerichtsplatz, von da mar „

schirte das Schützen-Bataillon auf dem

Marktplatze, wo sich alle Behörden und die

ganze Bürgerschaft versammelt hatten. Um

9 Uhr wurde mit allen Glocken geläutet,

und der ganze Zug bewegte sich zur Kirche

Die Schützengilde schloß das Ganze, und nahm

ihren Platz am Altar ein. Nach dem Gottes „

dienste marschirte die Schützengilde zuerst aus

der Kirche, und stellte sich vor derselben auf,

nachher marschirte sie mit Musick auf den

Marplatze wo sie sich aufstellte, der H.

Oberbürgermeister Römelt hielt hierauf

auf der jetzigen  Königs Majestät  eine Rede

nachher wurde das Lied. Heil dir im Sieger „

kranz angestimmt, dann ging die Schützengilde

 

 

reveiller (franz.) : aufwecken

Janitscharenmusik : ursprünglich Militärmusik der Osmanen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

23 

Jahr 1840.  Cottbus.

 

auf eine kurze Zeit auseinander. In einer

halben Stunde wurde Generalmarsch  geschlagen,

die Schützengilde trat wieder zusammen und

der Ausmarsch begann. Auf dem Schießhause

war große allgemeine  Tafel. Das Prämien „

schießen nahm seinen Anfang. Nach 6 Uhr Abends

begann der Reinmarsch. Um 7 Uhr war große

Illumnation, am Rathhause prangte der

Namenszug des Königs, und viele schöne

Transparents versinnligten den heutigen Tag.

Abends nach 9 Uhr war großer Schützen-Ball

welchen auch die Honoratioren und mehrere

Bürger mit beiwohnten.

Den 16 ten October malte ich das Portrait des

Herrn Wagner Brustbild in Oel.

Den 24 October Jetzt haben wir noch ein Gemälde

Scheibenschießen. Nemlich der 64 jährige Schützen „

Veteran Bütenhauer gab auch noch eine

Scheibe zum besten mit doppelten Prämien

zur Nachfeier am Huldigungstage Sr Maj des

Königs, auf diese kam nur ein Adler

in Sonnenstrahlen schwebend; mit Inschrift.

Den 2 ten Nov. Dieses Jahr gibt es sehr

viel Obst

24 

Jahr 1840.  Cottbus

 

gut bei Gelde, denn solche Einnahmen habe ich

in Cottbus noch nicht gehabt, wie in den verfloss „

nen, eine muntre hübsche Köchin, welche

mich sehr aufheiterte, kein Zank und Streit.

und so verlebte ich solches sehr vergnügt.

 

Gemälde

welche ich im Jahr 1840 angefertigt

habe.

 

1, Das Portrait der Madam Zeidler halbe Figur

    nach der Natur in Oel.

2, Das Portrait des Battaillons Tambour Becker

    von 2 ten Garde Landwehr Regiment Cottbusser

    ganze Figur nebst Gegend nach der Natur in Oel.

3, Der Maskenball. Oelgemälde.

4, Der Krieger mit seinem Kinde. Oelgemälde.

5, Das Portrait des H. Voigt. Brustbild in Oel.

6, Eine Scene auf dem Maskenball. Oelgemälde

7, Das Portrait des H. Wolf. Brustbild nach der

    Natur in Oel.

8, Das Portrait der Madam Wolf, halbe Figur, nach

    der Natur in Oel.

9, Das Portrait des H. Michovius halbe Figur

     in der Uniform des Leib Regiment. (8 te Re „

     giment (Gubener) nebst einer Ansicht von Guben

     nach der Natur in Oel.

25 

Jahr 1840.  Cottbus.

10, Die Kegelbahn. Genre Stück in Oel

11, Christus als Hirte. Oelgemälde.

12, Die Königin des Himmels mit den Christuskinde

13, Scene aus Dr. Faust. Bester Mann, ich liebe

      dich von Herzen. in Oel.

14, Das Portrait des Fürsten Blücher v, Wahlstadt

      Brustbild in Oel.

15, Die Kirchengängerin. Oelgemälde-

16, Das Portrait Sr Maj Fr. Wilh IV Brustbild in Oel.

17, dito

18, dito.

19, dito

20, Das Portrait  des Fürsten Poniatowsky. Brust „

       bild in Oel.

21, Napoleon in Lebensgröße ganze Figur in Oel.

22, Das Portrait Fr. Wilh. III. Brustbild in Oel.

23, Das Portrait Fr. Wilh  IV  Brustbild in Oel.

24, dito

25, dito größer.

26, 1 te Gemäldescheibe. Eine Ansicht des alten

       Topfmarkts, jetzt Wilhelmsplatz genannt in Oel.

 

, 27 te Gemäldescheibe. Ein allegorisches Denkmal

       zu Ehren des verstorbenen Königs Fr. Wilh III

       in Oel.

26

Jahr 1840.  Cottbus

28, 3 te Gemäldescheibe. (klein) Ein Denkmal, worauf

       ein Ofenfeuer auflodert zum Andenken des

       verstorbenen Königs Fr. Wilh III in Oel.

29, 4 te Gemäldescheibe. (Nach Forst.) Eine Allegorie

       auf Sr Maj des Königs Fr. Wilh IV in Oel

30, 5 te Gemäldescheibe. Eine Allegorie auf Sr Maj.

      den König Fr. Wilh IV und den Preuß. Staat

      in Oel.

31, 6. Gemäldescheibe. (klein) dito aber auf eine

      andere Art. in Oel.

32, Das Portrait des H. Wagner. nach der Natur

      Brustbild. in Oel.

33, 7 te Gemäldescheibe. Ein Adler in Sonnenstrahlen

       schwebend. in Oel.

34, Der erste Zahn. Genre Stück in Oel.

35, Das Portrait eines Knaben. (Groch) halbe

       Figur, nach der Natur in Oel.

36, Das Portrait des Candidat Lehmann als

       Leiche im Sarge liegend. Copie in Oel.

 

 

 

27

Jahr 1840.  Cottbus.

 

Diejenigen

die ich im Jahr 1840 im Zeichnen

unterrichtet habe.

 

1,  Müller I  Stubenmaler           13, Klara Vogelsang. bei Crossen

2,  Müller II                                 14, Lauk.

3,  Vetter.                                     15, Schneider. II. aus Sedlitz.

4,  Dahle. Cand. d. Theologie.   16, Könecke.

5,  Richter. I                                  17, Wuslauk aus Peitz

6,  Schneider. I                            18, Flemming.    

7,  Schmidt.                                  19, Ritscher.

8,  Gebhardt.                               20, Schulze.

9,  Jonas aus Berlin.                    21, Paulick. I

10, Bohnstaedt.                          22, Schwanhaeuser.

11, Richter II                                23, Müller.

12, Groch.                                    24, Lortzing. I.

 

1840 waren hinzugekommen

 

25, Mund                                            30, Paulik II.

26. Frau Oberamtmann Hubert.    31, Brückner

27, Jaenicke aus Oelsnig.                 32, Budra.

28, Olschina                                       33, Lortzing II

29, Böhme.                                        34, Neu

Das Jahr 1841

 

Datei 126 bis 145

 

Transkription Udo Bauer (April 2017)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 

Jahr 1841. Cottbus.

 

Den 1 ten Januar. Heute  bin ich außerordentlich

verdrießlich, besonders trug auch das Benehmen

meiner Köchin viel bei.

Den 2 ten. meine Köchin zog heute nach Tische

ab, und schied sehr schwer und traurig von mir,

es war mir selbst nicht lieb, da ich mich an

den Mädchen recht gewöhnt hatte. Sie war

hübsch, und munter, hatte ein schönes Beneh „

men, nur vernachläsigte mir alles, und

war mehr auf ihren Nutzen bedacht, wie

auf den Meinigen, daher faßte ich den

festen Entschluß , sie abzuschaffen, und weder

ihr, noch anderer Leuten ihr Zureden half,

ich ließ sie daher ziehen.

Den 9 ten Jetzt bin ich immer noch ohne Köchin,

Eine Masse von Mädchen haben sich zwar

gemeldet, aber ich habe alle wieder wegge „

schickt, es gefiel mir keine, daher versehe

ich meine Wirtschaft einstweilen allein.

Den 14 ten meldete sich wieder ein Mädchen

aus Finsterwalde, welche mir so weit ge „

fiel, ich miethete daher selbige.

 

 

2 

Jahr 1841. Cottbus

bis die Nacht um 2 Uhr auf, tanzte auch sogar

einige mal, was freilich etwas Aufsehen

erregte.

Den 23 ten Febr. wurde der Gastwirth zum

Bär. H. Mittig beerdigt, da er zugleich erster

Schützen König war, so ging das ganze Schützen „

Baittallon zu Grabe , welches in folgender

Ordnung geschah. Vorn eröffnete die rothe

Compagnie den Zug mit Trauermusick und

Trommel, die Fahnen waren sämmtlich in

Flohr gehüllt, dann folgte der zweite Schützen „

König und Magistratspersonen die Eximirten*

der Schützengilde, hierauf der Trauerwagen

von den Unterofficiren der Schützengilde

begleitet, dann die Prediger und Trauer „

Personen und alle Freunden und Bekannten

des Verstorbenen, den Schluß bildeten

die 3 Schützen Compagnieen. Nach der

Beisetzung in der Gruft marschirte  das

Bataillon mit klingender Musick und

fliegenden Fahnen vom Kirchhofe nach

dem Marktplatze, wo das Baittallon

aus ein ander ging.

eximieren : von einer Pflicht befreien

Lat. eximere, wegnehmen, freimachen

3 

Jahr 1841. Cottbus.

 

uns vorgelesen. Es sollte den 15  16 ten und 17 ten Juli mit

brillianten Ausmarsch und nachher große Tafel

nebst Ball abgehalten werden, das Schießen

besteht in einen großen Scheiben „ Schießen

und Silberschießen. Das Silberschießen aber nach einer besondern

Scheibe stattfinden. Den nächsten Schuß an

Centrum macht den Königsschuß, jedoch beste Schütze

von allen Städten, welche mit Theil neh „

men, erhalten eine silberne Medaille welche

sie bei Ehrentagen der Gilde tragen können,

fällt aber nach dem Tode desjenigen

Schützen welcher Besitzer einer solchen Medaille

ist, der Schützengilde zu. Der Provinzial „

König erhält eine gold-Medaille, welche eben „

falls nach seinem Tode der ihn angehörigen

Gilde zufällt; und als Eigenthum ein großen

silbernen Pokal. Es wurde nun hierüber

berathschlagt, und ausgemacht, daß der Cottbusser

Gilde daran Theil nehmen soll. Einen Depu „

tirten erwählt, der die Sache in Frankfurt

mündlich abmachen soll, und die einweilen

zu zahlenden Kosten berichtigen soll. Ubriges

soll alles sehr billig eingerichtet wer

 

 

4 

Jahr 1841 Cottbus.

 

wenig gemalt worden, aber desto mehr andere

Arbeit ist jetzt, die mehr Geld bringt, und ich habe

daher sehr viel zu thun, besonders wird auch

sehr viel zur Stückerei gezeichnet.

Den 3 ten Juli. Mit meiner Köchin bin ich sehr zu „

frieden, sie ist zwar etwas schwach, leistet aber

mehr, als die bisherigen großen Mädchen

welche ich gehabt habe, und ist sehr willig zu

allen Arbeiten.

Den 4 ten malte ich die Gemäldescheibe des H. Berg

auf welcher das Stück gewählt wurde. Der Markt.

platz in Cottbus, während der Feier der neun

hundertjährigen Gründung der Stadt Cottbus am

3 ten Aug. im Jahr 1830. (Band.        Seite.

Es ist hier der Moment dargestellt, wie der

H. Oberbürgermstr. Krenkel vom Altare

des reich mit Kränzen, Guirlanden und

Transparenten geschmückten Rathhauses

der versammelten Schützengilde und ungeheu „

ren Menschenmasse, umgeben von den

übrigen Magistratspersonen und Stadtver „

ord(n)eten, aus seinem Hute die Rede

 

 

5 

Jahr 1841. Cottbus.

 

abließt, und der versammelten Volksmenge

vorträgt. Eigene Composition in Oel.

Den 11 ten Juli malte ich die Gemälde-Scheibe

des H. Pöschke, worauf das Stück ge „

wählt wurde. Napoleons verhängnißvoll „

ster Augenblick in der Schlacht bei Leipzig

den 18 ten October 1813. Dieses Stück habe ich

vor einigen Jahren schon einmal gemalt.

Siehe       Band        Seite.

Diese beiden Stücke sind diesmal sehr

schwierig, und ich habe viel Arbeit

daran, werden auch vielleicht viel

Beifall finden.

Den 12 ten Juli. Jetzt reisen unsere

Schützen nach Frankfurt zum Provinzial „

Scheibenschießen. Ich hätte selbst große

Lust dazu, mir steckt der Ball daselbst

im Kopfe, und besonders die vielen schö „

nen Mädchen, man kann aber von der

Arbeit nicht loskommen, und muß das schöne

Vergnügen sonach entbehren.

 

 

 

6 

Jahr 1841. Cottbus.

 

Den 15 ten Juli. Heute also nimmt das große

Schießen in Frankfurt seinen Anfang. und in

17 ten ist großer Ball.

Den 22 ten. Jetzt sind unsere Schützen von

Frankfurt wieder zurück. Ein Buchbindermstr.

in Lübben ist Provinzial. König geworden.

von den Cottbussern war der beste Schütze

H. Küntzel, welcher auch die silberne Medaille

erhielt. Beim Silberschießen gab es 30 Prä „

mien, wo nach Cottbus viere kamen, also

haben die Cottbusser gut geschossen, H. Schliack

erhielt das zweite Prämien, einen silbernen

Pocal, ungefähr 30 rthl am Werth.

Das ganze Vergnügen soll brilliant gewesen

sein, 32 Gilden waren dort versammelt, und

wohnten den Ausmarsch mit bei, alle in

ihren Uniformen, mit  nebst ihren Fahnen, beson „

ders zeichneten sich die Frankfurter Schützen

welche alle neu aquipirt, die Gubener

Cüstriner, Lübbener und Forstner aus.

Auf den Schießplatze war ein sehr großes

 

 

 

7 

Jahr 1841. Cottbus.

 

Zelt gebaut, welches ganz mit grünen Zweigen

umwunden, und wo außerhalb. die 32

verschiedene Fahnen aufgestellt waren

Auch die Frankfurter Eximirten trugen zu

ihren schwarzen Anzüge grüne Ordens bänder

und Armbänder und Schleppsäbel. Den

Zuge wohnten die Magistrats-Personen, und

alle hohe Beamten, so wie zwei Generäle

bei. Auch hatten die Eximirten zwei  Standar „

ten, begleitet von einigen Marschällen mit

Stäben.

Den 3 ten Aug. Heute copirte ich das Portrait

der Dame von Berlin in Miniatur zum

dritten mal.

Den 12 ten Aug. malte ich dasselbe zum vierten „

mal.

Jetzt verlangt man von mir, das Provinzial.

Königsschießen in Frankfurt. auf einer

kleinen Scheibe gemalt zu haben. Eine

schwirige Arbeit, ohne alle Zeichnung, blos

nach einer mündlichen Erzählung, und auch

diese noch unvollkommen. Die Arbeit

soll aber begonnen werden.

 

 

8 

Jahr 1841. Cottbus.

 

Den 15 ten Aug. Die kleine Gemälde-Scheibe ist

nun fertig. Zur linken sieht man das große

Provinzial-Zelt auf eine Menge grü „

numwundener Säulen ruhen, an jeder Säule

war ein Postament, wo die Fahne aufge „

steckt wurde über den Haupteingang

war ein mit vielen Blumen umwundenes

Schild angebracht, mit der Inschrift Provinzial „

Zelt, über diesen flatterten 2 schwarz „

weisse Fähnchen, Weiter rechts stand

das Zelt, des Polizeirath Tröge, und neben

diesen das Frankfurter Wachtzelt, wo ein

Posten stand eben so beim Schießstande, welcher

rechter Hand liegt, nicht weit vom Schieß „

stande war eine Anhöhe, auf welcher mehrere

Kanonen standen und während der Feier

der Prämien Austheilung abgefeuert wurden.

Die ganzen Gilden bildeten auf diesen

Platze eine doppel Reihe, drüben standen

die Frankfurter Eximirten nebst Magistrat „

Personen mit ihren Fahnen Standarten, und auf der

andern Seite die 32 Gilden mit ihren

 

 

9 

Jahr 1841. Cottbus.

 

Fahnen, während der Polizeirath  Tröge die

Prämien austheilte. Hier ist der Moment

auf der Scheibe gewählt, wie H. Küntzel die

Medaille von H. Polizeirath angestochen

worden ist, und mehrere Schützen, die ihre

Medaille schon erhalten, kehren in ihre

Glieder zurück, Einige Adjutanten spren „

gen hin und her. Auch der Provinzial.

König hat seinen Becher schon weg, derselbe

steht nicht weit vom Polizeirath, von mehre „

ren  Magistrats-Personen umgeben.

Diese Scheibe fand sehr viel Beifall, und

wurde von den Personen, die bei der

Scene in Frankfurt gegenwärtig waren

für sehr gelungen gehalten.

Auch die andern beiden Scheiben fanden

viel Beifall, und ich hatte deswegen

sehr viel Besuch.

Den 16 ten und 17 ten Aug. Gemälde Scheiben „

schießen.

Den 20 ten Herrliches Wetter haben wir

dieses Jahr, mitunter Regen, dann wider

das schönste Witterung.

 

10 

Jahr 1841. Cottbus.

 

Den 25 ten Aug. Mein Geburtstag. erhielt ich

von meiner Köchin einen schönen Blumen „

kranz.

Den 8 ten Sept. Malte ich ein Scene aus

Dr. Faust. in Oel.

Jetzt bin ich nur 35 Jahr, Es wäre nun bald

Zeit, daß man sich nach ein Weibchen um thun

sollte, ich bin aber immer noch unentschlossen,

denn ich sehe ein, so gut wie ich es jetzt habe

kann ich es nachher nicht wieder bekommen.

und daher, wird die Sache immer noch

aufgeschoben.

Den 20 Sept. Ein reiches Obstjahr haben wir

diesmal. Pflaumen giebt es diesjahr eine

furchtbare Menge, so auch Birnen und

Aepfel. Das Virtl  Pflaumen Dresdner

Maas 8 sg. und Aepfel 5 sg.

Jetzt haben wir immer noch große Hitze.

Den 28 Sept. Geldmangel hatte ich in diesen

Jahre nicht, habe einen hübschen Thaler

eingenommen, aber auch so manchen aus „

gegeben

 

 

11 

Jahr 1841. Cottbus

 

In der Nacht von 2 ten zum 3 ten October. gegen

halb 12 Uhr wurden wir durch Feuerlärm

aus dem Schlafe geweckt. Nach den schnell

eingezogenen  Erkundigungen hieß es, es

wäre auf der Neustadt. Als ich zum

neuen Thor herraus kam, sehe ich nach

der Spree, bei dem Gerberhäusern hin

ein fürchterliches Feuer, als ich nahe heran „

gekommen war, stand schon das Wasmuthsche

Haus gänzlich in Flammen, das Feuer schlug

lichterloh über das Dach hinweg, welches

auch in kurzer Zeit zusammenbrach, und

auch die andern beiden Häuser Gollnik

und Koppe nebst Hintergebäuden standen

in kurzer Zeit ebenfals in Feuer, sogar

einige Menschen mußten sich schnell aus

dem Fenster des obern Stockwerks durch

angelegte Balken retten. Einige Zimmer „

leute wurden durch herabstürzende bren „

nende Balken schwer verletzt. Die Feuer

maasregeln waren gut, der ganze Zwikel

Häuser wurde mit Spritzen besetzt, auch

viele Spritzen von den Dörfern waren

 

12

Jahr 1841. Cottbus.

herbeigeeilt, und leisteten Dienste, die lange

angestrengte Arbeit ermüdete endlich, bis

endlich nach 3 Uhr früh das Feuer so ziemlich

gelöscht wurde. Die erwähnten 3 Häuser

waren gänzlich ausgebrant, und es hielt

darum etwas schwer mit dem Löschen,

das sich auf den Höfen und Boden bedeuten „

de Vorräthe von Leine und Lohkuchen*

befanden.

Den 4 ten October. Jetzt haben wir Schauspieler

hier, die Töttensche Gesellschaft, Ich habe sie bis „

her oft besucht, sie spielen so leidlich.

Den 8 ten. Jetzt male ich den Brand von

Moskau, oder Napoleon mit seinen Krie „

gesvolke in Moskau. Im Hintergrunde

steht Moskau noch in vollen Brande, die

Luft ist mit Dampf gefüllt in welchen

sich hin und wieder hochwirbelde Feuersäulen

zeigen, im Vorgrunde dagegen ist schon

alles abgebrannt, und die schönsten Gebäu „

de liegen in Trümmer. Hinter einen „

dieser Trümmer hält Napoleon, und

betrachtet dieser diese Scene

*Lohkuchen

 

von den Gärbern gebrauchte, ausgepresste und zu Ballen und Kuchen geformte und getrocknete Lohe, um sie zur Feuerung zu gebrauchen.

13

Jahr 1841. Cottbus

 

Rechten ragt der ehrwürdige Kremmlin

mit seine vergoldeten Kuppeln empor.

Auf den Straßen wimmelt es von

Französichen Soldaten. Infantrie Garde

Caffalerie, alles unter einander bricht plündert

in die brennenden Häusern, andere

liegen auf den Straßen, unter eine

Menge geraubter Sachen, unter verschiede „

nen Geschir Weinfla(s)chen, welche sie tüchtig

zusprechen, allerlei Kaufmannsgütern

und dergleichen, einige machen Jagd auf

Rußische zurückgebliebene Frauen, andere

dringen in die Häuser, schlagen Thüren

und Fenster ein, wieder andere, werfen

Kleidungsstücke, Betten, aus dem Fenstern

andere schleppen die Sachen ins Lager, mehre(re)

Franzosen taumeln besoffen umher, indes

andere gegen einander in Streit gerathen

sind, und mit der Faust und Säbel ihr Recht

suchen wollen, einige Caffal Cavalristen reiten

umher, und betrachten stillschweigend die

Scene. Oelgemälde.

14

Jahr 1841. Cottbus.

 

Den 19 ten October. Jetzt male ich das Portrait

der Madam Oheim. Großes Oelgemälde, halbe

Figur nach der Natur, Sie ist sitzend darge „

stellt, einen Blumenkranz flechtend.

Den 25 ten trotzt dem, daß alles so gut gerathen

wie z.B. Obst, so wird doch alles weggekauft,

und alles schlägt wieder auf, so das es jetzt bei

weiten theurer ist, als vor einigen Wochen

Den 1 ten  Nov. Jetzt habe ich sehr viel Arbeit

mit Zeichnungen von Mustern zu Stickereien

aber Arbeiten in der Oelmalerei sind wenige.

Den 18 ten hatten wir das seltsame Schauspiel.

Nemlich heute mußte ein Bauer aus Burg

wegen Meineid vor dem Landge(g)richtsgebäu „

de am Pranger stehen, Es wurde hierzu

ein langer Pfahl eingegraben, und mit

einer Treppe versehen, auf welchen der

Meineidige hinaufsteigen, und oben mit einen

eisernen Ringe am Halse befestiget

wurde, dann wurde ihm eine Tafel um

den Hals gehängt mit der deutschen und

wendischen Inschrift Meineidiger. So mußte

 

 

15

Jahr 1841. Cottbus.

 

dieser Mensch von 11 Uhr bis 1 Uhr unter einen großen

Zulauf von Menschen, diese 2 Stunden stehen.

Den 26 ten Nov. Heute war Conzert und Tanz „

vergnügen im Ringe. Ich wohnte das Vergnügen

bei, Es war so weit recht voll, und mir hatte es

außerordentlich gefallen.

Den 5 ten December. Wir haben jetzt immer

noch sehr warme Witterung, daß man sogar

bei offnen Fenster arbeiten kann.

Den 10 ten Uber das Gesetz vom  31 ten März 1838,

welches mit Ende des Jahres 1840 in Kraft trat,

und wonach ältere als zweijährige Forderungen

verjähren, nöthigt auch mich, alle Jahre Prozesse

zu führen, und so komme ich jetzt sehr oft dazu,

das Gericht  in Anspruch zu nehmen, und mich

mit meinen besten Freunden zu entzweien.

Den 18 ten Ich habe immer noch sehr viel Arbeit.

Den 24 ten Heiliger Christ-Abend, mache ich mir

gewöhnlich das Vergnügen, einen Christbaum

anzuputzen, Erinnerungen aus den Kinderzei „

ten.

Den 25 ten  1 ter Feiertag. ging ich früh in der

Kirche, der Nachmittag wurde mit den Bruder

und meinen Freunde(n)  Bollei, bei mir bei

16

Jahr 1841. Cottbus

ein Paar Tassen Chocolade hingebracht, gegen Abend

wohnten wir der Christ-Bescherung der Armenschule

im Gasthofe zum Ringe bei. Die übrige Zeit

brachte ich bei den Eltern zu.

Den 26 ten December. 2 ter Feiertage. Früh hatte

ich Besuch. Nachmittag ging ich mit den Bruder

nach Branitz, Belvui und des Abends im

Ringe, der Vergnügungen an diesen Oertern

waren wenige, da es überall sehr voll war,

In Branitz mußten sogar die Damen im

Garten Caffee trinken. Die Witterung war

angenehm, wir hatten schönes Frühlingswetter

nota bene. Die Bürger sind jetzt auf den

schlechtesten und beschränktesten Tabagieen be „

schränkt, das schöne Schießhaus ist uns nun

auch verloren gegangen, denn da darf nur

nur, nach der Anzeige des Wochenblats, anstän „

dige Gesellschaft hinkommen (Gesellen und Dienst „

mädchen, Abens im Ringe anständig  Bürger „

liche Gesellschaft. (ebenfals gesellen und Dienst „

mädchen.) so ist man nun nur auf das

elende Belwui beschränkt.

 

 

Bellevue : Ausflugslokal in Cottbus (Bellevuestraße). Heute Bautzener Str.

17

Jahr 1841. Cottbus

 

Der 3 te Feiertag war ich Abends bei Krieschens

Nachmittag war die Mutter bei mir, wo wir

uns bei ein Paar Tassen Caffee, von dieses

und jenen unterhielten.

Den 30 ten December. Von Ansichten von Cottbus wurden

in diesem Jahr gemalt. Nemlich im März 2 Ans.

des Wilhelmsplatzes. (alte Topfmarkt.) 2 Ans. des

Marktplatzes. 2 Schützenplätze und 2 Ansichten gegen

Abend. Im Sept. 1 Ans. gegen Morgen 1 gegen

Mittag, 1 gegen Mitternacht, und eine Ansicht des

Marktplatzes. Im October. 2 Ansichten gegen Morgen.

Den 31 ten Sylvester Abend. war des Abends die Mutter

und der Bruder bei mir, und der Christbaum wurde

nochmals angezündet. Nachher ging ich mit den

Bruder in Ring wo Ball war. Es war hier

recht voll, und ging sehr heiter zu. Ich tanzte

auch diesmal tüchtig. Nach Mitternacht war

große Gratulation, auch die Nachtwächter kamen

auch und ließen ihre Instrumente hören

und gratulirten uns zum neuen Jahre, bis

gegen 2 Uhr nach Mitternacht dauert der

Ball, welchen ich auch bis zu Ende beiwohnte

so wurde das alte Jahr vergnügt bei Tanz

beschlossen, und das neue so angefangen.

18

Jahr 1841. Cottbus.

 

Bemerkungen über das Jahr 1841.

 

Dieses jetzt vergangene Jahr, war eins von meinen

schönsten, was ich erlebt habe. Ich lebte sehr zufrieden

und heiter, Sorgen hatte ich gar nicht, viel

Arbeit, eine hübsche Geld-Einnahme, in guter

Eintracht mit den Meinigen, meine Wirthschaft ging

nach Wunsch, und hätte diesmal viel  bei Seite

legen können, wenn nicht früher viel eingegangen

wäre, was wieder mußte angeschaft werden

und sonstige Verbesserungen vorgenommen

werden mußten. Mit den Heirats-Angelegen „

heiten sieht es noch immer schlecht aus. Ich habe

zwar mitunter etwas Neigung gehabt, doch ist es

immer noch nicht recht ernstlich, und die Anerbie „

ter, die mir gemacht wurden, nicht zweckmäßig,

denn wenn ich mir nicht in etwas verbessern

kann, mag es bleiben, denn ich kann mir das

Angenehme und Schöne, wie es mir immer geschildert

wird, noch nicht so recht denken, da meine Gedanken

sind, wenn ich auch noch so eine gute Partie mache

ich mir nur verschlimmern kann, und ich es so

gut b wie ich es jetzthabe, wohl dann nicht bekommen

werde.

19

Jahr 1841. Cottbus.

 

Die Gemälde

welche ich im Jahre 1841. angefertigt habe

waren folgende.

 

1,  Friedrich Wilhelm III. umgeben von seinen

     Generälen in den Befreiungskriege 1813

     nebst Gefecht im Hintergrunde.

2,  Das Portrait einer Dame aus Berlin, Copie

     in Miniatur.

3, Desgleichen

4,  Eine Gemäldescheibe. Der Markplatz, während

     der Feier der 900 jährigen Gründung der

     Stadt Cottbus. am 3 ten August. 1830. Oelgemälde.

     (siehe 1830. d. 3 ten Aug.)

5,  Eine Gemäldescheibe. Napoleons vehängniß „

     vollster Augenblick in der Schlacht bei Leipzig

     den 18 ten October 1813. Oelgemälde.

6,  Das obenerwähnte Portrait einer Dame

     aus Berlin in Miniatur.

7,  Desgleichen.

8,  Eine kleine Gemäldescheibe. Die Austheilung

     der Medaillen auf den Frankfurter Provin „

     zial Königsschießen. Oelgemälde.

 

20

Jahr 1841. Cottbus.

 

9,    Eine Scene aus dem Dr. Faust. Oelgemälde.

10, Napoleon mit seinen Kriegern in den brennenden

      Moskau. Oelgemälde.

11, Das Portrait der Mad. Oheim halbe Figur nach

     der Natur in Oel.

     nebst 15 Ansichten von Cottbus.

 

Diejenigen die ich im Jahre 1841. im Zeichnen

unterrichtet habe.

 

1, Vetter                                  9,  Paulick

2, Jonas aus Berlin.              10, Schwanhäuser.

3, Bohnstedt. I                      11, Jaenicke aus Oelsnig.

4, Groch                                12, Olschina.

5, Lauck.                                13, Böhme

6, Koenecke.                        14, Brückner.

7, Wuslauk.                          15, Budra.

8, Flemming.                        16, Neumann.

 

1841. kamen hinzu.

17, Bohnstedt II.        21, Haberland.

18, Worlitz.                 22, Werner.

19, Waschan.             23, Untze.

20, Mund                   24, Dietrich.

Die Jahre 1842-1845 fehlen in den Vester Tagebücher. Da die Tagebücher nachträglich noch einmal abgeschrieben wurden, gehe ich davon aus, dass diese Jahre bewußt weggelassen wurden. (Anmerkung Hartmut Regenstein)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Landschaftsbilder von Heinrich Vester

 

Transkription Tanja Leistner

1

Jahr 1846. Cottbus

 

Den 1sten Jan. Neujahrstag war ich froh und heiter. Nachmittag ging ich nach Bellevue. um da eine gewisse Person zu treffen. es schlug aber fehl.

Den 5ten malte ich die Morgen Andacht. Oelgemälde. In einer wildromantischen GebirgsGegend kniehet hat eine Bauerfrau mit ihren Kindern vor ein hölzernes Kreuz, hinter ihr steht ein Bauer, ebenfals betend vor denselben.

Den 16ten d. M. soll im Ringe ein großer brillianter Maskenball, an welchen auch die Honorratioren Theil nehmen. abgehalten worden. Ich bin daher willens, denselben mit beizuwohnen kam also auch auf die Idee, eine Dame dazu einzuladen, was auch schriftlich an Fräulein A.M. geschah. Den 5ten Januar erhielt ich Antwort. Diese war mir nicht zufrieden stellend nehmlich sie konnte keine ihre Freundinnen

 

2

Jahr 1846. Cottbus

 

dazu bringen, an denselben Theil zu nehmen, weil dieselben von niemand eingeladen, und so allein, wollte sie auch nicht dabei sein. Dieses machte mir etwas mißlaunig.

Den 14ten Jan. Heute war solch warmes Wetter, daß ich bei offenen Fenster arbeiten konnte.

Den 16ten war großer Maskenball, welcher äußerst brilliant war. Ich wohnte demselben allein bei, und hatte außerordentlich viel Vergnügen daselbst. Der Saal war auf das Prächtigste decoriert, und nur Honoratioren, und Herrschaften von Lande waren anwesend. Ich hielt mich bis früh nach 4 Uhr auf.

Den 17ten malte ich das Stück. Grosvater Unterricht in Oel.

Den 21sten heute hatten wir Frühlingswitterung bei 7 Grad Wärme, Abends war Maskenball auf dem Schießhause, welchen ich als Zuschauer mit ansah.

Den 22sten wurde ich von Zwei Damen

 

3

Jahr 1846. Cottbus.

 

Zum Maskenball nach Eichow eingeladen, welche Einladung, in Folge, wenn keine Hindernisse kommen, ich auch annahm.

Den 23sten Januar malte ich die Rückkehr Oelgemälde. Das Stück stellt vor; Eine Dame welche mit ihrem Geliebten das väterliche Haus heimlich verlassen, kehrt mit demselben und ihren Kinde zurück, und bittet den Vater, welcher in einen Lehnsessel ruht, fußfällig um Verzeihung auch das Kind schmiegt sich an den Großvater, welcher aber von dem seinem Kinde nichts wissen will u. es zurückstößt. Den 29sten stärke Kälte, den 25sten hatten wir Wärme und Regen.

Den 1sten Febr. Warme Witterung

Den 4ten Maskenball in Eichow. Ich wohnte selbigen nicht bei, besonders aus dem Grunde, da meine Gesellschaft, welche den Wagen besorgt, Damen mitzunehmen; Ich will an einen fremden Ort nicht gebunden sondern unabhängig sein. Deshalb belustige ich mich deshalb aufs Schießhaus, wo heute grade Tanz war.

 

 

 

4

Jahr 1846. Cottbus

 

Den 6ten Febr. Großer Schützenball in Uniform im Ringe. Ich wohnte selbigen trotz alles Zuredens nicht bei.

Warme Witterung und immer Regen.

Den 9ten Kälte, Schnee und viel Wind.

Den 12ten malte ich für mich. Die Ansicht des Kuhstalls in der sächsischen Schweitz in Oel, welches Stück mir auch sehr gut gelungen ist.

Den 13ten male ich Napoleon in der Schlacht [be] Belle alliance. in Oel.

Jetzt habe ich wirklich rechte unruhige Zeit wegen der A.M. . Ich wünschte diese Person mal zu sprechen, kann ihr aber nirgend ankommen.

Den 18ten male ich für mich, die Ansicht der Festung Königstein in Sachsen, welches Stück mir auch sehr gelungen ist. Oelgemälde.

Den 20sten. Nachrichten, das Unruhen in ganz Polen ausgebrochen sind. Es hat nemlich eine Verschwörung statt gefunden, nach welcher ganz Polen an einen bestimmten

 

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Jahr 1846. Cottbus

 

Tage, sich ergeben sollte, mit den Waffen in der Hand wollten sie sich ihre Freiheit erkämpfen. Die Festung Posen wollten sie sich zurück bemächtigen, aber die ganze Sache wurde durch einen Unterofficier verrathen, und so alles vereitelt. Eine Menge Militair, aller Waffengattungen sind im Preußisch Polen eingerückt, die Garnisonen von Frankfurt Guben Crossen, sind auf dem Marsche dahin, und eine Menge Verhaftungen haben dort stattgefunden.

Den 21sten Febr. Alle Tage ander Wetter bald Frost bald Regen.

Den 22sten Fastnacht Sontag. Hatten wir herliges Wetter. Ich ging Nachmittag nach Branitz. wo ich A.M. auch traf. sprach mit ihr, und schloß mich auch, an ihre Gesellschaft beim Nachhausegehen mit an, das Mädchen gefällt mir, aber die Eroberung scheint schwer zu sein, und bin darin noch gar nicht vorgeschritten trotz dem daß ich einen Sturm wagen wollte.

 

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Jahr 1846. Cottbus.

 

Den 24sten Fastnacht. Ein schöner Tag, wir hatten 14 Grad Wärme. Ich war in Branitz, Bellevue und bei Kreischens.

Den 25. Sehr unzufrieden auf die lang ersehnten Fastnachtsvergnügen, das mein Plan nicht besser geglückt ist.

Den 29sten Jetzt haben wir immer warme Tage, und heiteren Sonnenschein, warme Nächte wie im Sommer.

Den 1sten März war ich Nachmittag in Branitz.

Den 4ten. Nachrichten von Polen. In Kalisch und Krakau soll es bunt einhergehen. Die Polen haben schon ihre eigne Regierung und ganz Polen bis zum schwarzen Meere hin, ist in Aufruhr. Die Oestreicher sind aus Krakau vertrieben, indeß rücken jetzt 7000 Preußen aus Breslau ihnen zu Hülfe worunter auch das Sorauer Bataillon ist. In Preußh. Polen soll der Aufruhr gedämpft sein,

Den 5ten Maerz. Alle Tage war uns schönes Wetter.

 

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Jahr 1846. Cottbus.

 

Den 6ten Maerz. Es wird schon alles grün

Der Flieder und Stachelbeere haben schon Blätter. Die Bäume Knospen zum aufbrechen.

Den 10ten malte ich eine Ansicht des Prebischthores in der Sächsischen Schweitz. in Oel.

Den 18ten malte ich den Schlosplatz zu Dresden mit der Katholischen Kirche, Schauspielhaus in Oel.

Den 24sten blühen schon einige Bäume.

Den 25sten hatte ich eine schriftliche Unterhandlung mit den Magistrat zu Stolp wegen Anstellung eines Zeichenlehrers.

Den 27sten malte ich die Ansicht der Brühlschen Terrasse zu Dresden in Oel

Den 1sten April. Wir haben immer noch die schönste warme Witterung

Den 3ten durch meine Beschäftigung mit Stolp wurde die Sache mit A.M ganz bei Seite gesetzt.

Den 4. Ich zeichne jetzt eine große Schriftzeichnung. (Der Glaube.) mit vielen Zügen und ziehräthlichen Buchstaben.

 

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Jahr 1846. Cottbus.

 

Den 9ten April. Grüne Donnerstag. Die Baume stehen in der schönsten Blüthe, und das Korn ist so groß, daß sich eine Krähe darin verstecken kann.

Den 11ten. Jetzt habe ich bei der Arbeit immer eine schöne Unterhaltung, indem der H. Prediger Dr. Berger, bei mir malt, wo wir über Weltliche und Geistliche Sachen herziehen

Den 13ten 2ter Osterfeiertag. war ich in Branitz, wo mir eine unangenehme Verdrießlichkeit vorkam, nemlich das Verhältniß mit der A.M wurde dort öffentlich erzählt, was mich so ärgerte daß ich der A.M. welche auch in Branitz anwesend war, ein hübsches Compliment sagen ließ.

Den 14ten 3ter Osterfeiertag war ich in Bellevue . A.M. war auch da; Ich wich sie aus, wo ich nur konnte, da ich aber einmal allein im Park umherspazirte, so kam sie zu mir, und

 

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Jahr 1846. Cottbus.

 

entschuldigte sich, daß sie an nichts schuld wäre, sie hätte alles, was ich ihr gesagt geheim gehalten, und wüßte selbst nicht wie es zugegangen, daß die Leute etwas erfahren hätten.

Den 17 April. Die ganze Woche bin ich sehr zerstreut, und wenig aufgeheitert.

Den 20sten Markt Montag. sprach ich A.M. noch einmal auf dem Markte.

Jetzt habe ich mir vorgenommen, das Ganze Verhältniß wieder aufzugeben.

Den 23sten male ich eine Ansicht von Cottbus v der Süd-Ost Seite in Oel

Das Wehr mit dem Wasserfalle macht sich hier ganz besonders.

Den 24sten zeichnete ich eine Madonna halbe Figur. Kreidezeichnung.

Den 27sten malte ich eine zweite Ansicht von Cottbus von der Süd-Ost Seite in Oel.

1ster Mai. Bin immer noch sehr unruhig.

Den 6ten Bustag. hatten wir Regen, Nachmittag wurde es hübsch. Ich ging nach Branitz.

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Jahr 1846. Reise nach Dresden

 

Den 8ten Mai. malte ich das Branitzer Schloß. Miniatür Format in Oel.

Den 9ten Um mich ein wenig zu zerstreuen bin ich willends nach Dresden zu reisen.

Den 10ten Mai Sontag früh um 3 Uhr fuhr ich mit H. [Dach] von Cottbus ab kamen gegen 7 Uhr nach Spremberg wo wir aber einige Stunden liegen bleiben mußten, weil die Waaren die wir geladen, etwas gelitten hatten, daher anders gepackt werden mußten

Das Wetter war schön, und wir kamen bald nach Hoyerwerda, wo bei Metzen einen ehemalien Freund von mir angehalten wurde, hier traf ich auch ein bekanntes Mädchen aus Peitz. Wir setzten unsere Reise unter heitern Gesprächen fort, und bald erreichten wir den Sächsischen Boden. Ich fand daß sich alles sehr verändert hatte, den seit 16 Jahr habe ich diese Gegend nicht gesehen, ich war zwar vorn Jahre hier, war

 

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Jahr 1846. Reise nach Dresden.

 

aber zur Nachtzeit gefahren, die große Halde zwischen Hainswerda und Bernsdorf fand ich sehr gelichtet, und theilweise angebaut, und besonders hatte Bernsdorf ein viel freundliches Ansehen bekommen, den der dunkle Wald war hier ziemlich verschwunden, man sah viel schöne Häuser Acker Gärten und Wiesen, und nahe an Gränze auf Sächsischen Boden ein großes stattliches Gebäude, welche eine Tabagie und Poststation ist, wo wir als wir vorbeifuhren, viel junge stattliche Damen trafen.

Im Dorfe Schwebnitz aßen wir Abendbrodt, wir mußten uns hier eine andere Stube geben lassen, denn die Schenkstube war mit einer Bande Schauspieler besetzt, welche Schauspiel gaben, der 1ste Platz [6er] der zweite ein Dreier, zu unserer Bedienung bekamen wir 2 hübsche

 

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Jahr 1846. Auf der Reise nach

Dresden.

 

Mädchen, mit welchen wir viel Spaß hatten, nur bedauerten sie, daß wir nicht hier blieben, sondern weiter wollten. Die Nacht um 12 Uhr kamen wir nach Königsbrück. wo wir eine kurze Nachtruhe hielten, früh bei Zeiten fuhren wir wieder ab, und kamen, um 8 Uhr nach Dresden.

Im Gasthofe zur Tanne, vor der Neustadt ward eingekehrt, wo wir ein hübsches Stübchen blos für den Streu-Preiß erhielten, nemlich unser 2 tägier Aufenthalt kostete inclusive Streuschlafen, 2 [xxx][1]. Ich verfügte mich sogleich zur Fräulein Mathilde Hildebrand, wo ich sehr gut aufgenommen wurde, später besuchte ich auch deren Schwester, die Maid Petri in der Altstadt. Es war in der Neustadt gerade Jahr

 

 

 

 

 

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Jahr 1846. in Dresden.

 

markt, und so benutzte ich dieses, indem ich verschiedenes, was ich billiger bekommen konnte, kaufte. Den andern Morgen machte ich mit [Dach] eine Partie nach dem Plauischen Grunde, wir konnten aber nicht weit gelangen, mußten am Eingange desselben einkehren indem sich der ganze Himmel umzogen hatte, und sehr stark regnete, und auch im größten Regen den Heimweg antreten, den ganzen Tag [hiet] der Regen an, ich hielt mich die übrige Zeit bei Fräulein Hildebrand auf, wo noch ein Paar junge Mädchen gegenwärtig waren, und die Zeit recht angenehm verstrich. Nach 5 Uhr fuhren wir wieder von Dresden ab, übernachteten in Königsbrück. Den andern Tag speißten wir Mittag bei Metzen ohnweit Hoyerswerda.

 

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Jahr 1846. Reise v Dresden n Cottbus

 

wo wir gut und billig lebten, nach mehrstündigen Aufenthalt setzten wir unsre Reise über Spremberg nach Cottbus fort, wo wir den 13ten Mai Abend wieder ankamen.

Diese Reise war kurz, sehr billig und angenehm.

Den 19ten Mai. Jetzt bin ich wieder ruhiger und zufrieden

Den 20. male ich einen Knaben schlafend bei einem Hunde. Oelgemälde.

Den 21sten Himmelfahrt. Ging ich früh nach Branitz. Es war wenig Gesellschaft, und nachher sah ich die Gilde, auf den Schützenplatz exerzieren.

Nachmittag war ich wieder in Branitz.

Den 29sten malte ich wieder eine Ans von Cottbus von der Süd-Ost Seite in Oel.

Den 30sten malte ich das Portrait des Kaufman H. Hellwig als Dragoner zu Pferde nach der Natur in Oel nebst Gegend.

 

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Jahr 1846. Vetschau.

 

Den 31sten Mai. 1ster Pfingstfeiertag. wurde gearbeitet.

Das Pfingstvergnügen werde ich diesmal und vielleicht gar nicht mehr mitmachen und mein Plan ist nach Vetschau zu reisen, und mich dort während des Schießens aufhalten.

Den 1sten Mai Juni. 2ter Pfingsfeiertag war ich in Bellevue..

Den 2ten reißte ich mit den Personenwagen nach Vetschau, wo ich gedenke, die Schießtage über zu verbleiben, dort angekommen, begab ich mich auf den Schießplatz, wo ich fand, daß die Bauern alles in Besitz genommen hatten, sogar die Schützen mit den Bauermädchen tanzten, bis um 6 Uhr, die Bürgermädchen kamen und dann die Bauermädchen das Feld räumen mußten

Den 3ten Früh spazierte ich in der Umgebung Vetschau umher. Nachmittag war ich wieder auf den Schützenplatze. wo ich mich sehr langweilte.

 

 

 

 

 

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Jahr 1846. Cottbus.

 

Ubrigend habe ich gefunden, daß die Vetschauer Schützen den Cottbusern bei weitem übertreffen, denn ihre Uniformen sind schöner und geschmackvoller.

Den 4ten Juni erwartete ich den Personenwagen, und fuhr mit demselben wieder nach Cottbus, wo ich Mittag wieder ankam. Nachmittag ging ich nach Branitz.

Den 5ten Juni. 3ter Schießtag, ging ich ebenfalls nach Branitz und den Abend brachte ich auf dem  Schießplatze zu.

Den 9ten malte ich das Casino in Oel.

Den 11 malte ich die hiesige Bürgerschule in Oel.

Den 1sten Juli malte ich die Gemäldescheibe des H. Wagner, worauf der Brand von Muskau kam.

Man sieht Napoleon in Begleitung des Königs Murat, Fürsten Poniatowsky und mehreren Generälen, im Mittel und Hintergrund die Franzosen plündernd haufen, indes die Stadt in

 

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Jahr 1846. Cottbus.

 

vollen Brande steht, Oelgemälde.

Den 16ten Juli malte ich die Gemäldescheibe des Rathsherrn Liersch. Die Schlacht bei Kunersdorf. Friedrich II, war hier wie bekannt, in Gefahr von den Kosacken gefangen zu werden, es ist hier der Moment dargestellt wie ihn der Major Pritwitz aus den Russen herausgehauen hat. Im Hintergrunde sieht man Frankfurt.

Im Mittelgrunde findet noch das Gefecht statt zwischen den [Zietenschen] Husaren und Kosaken. Oelgemälde.

Beide Scheiben haben allen Beifall gefunden.

Den 3ten August zur Nacht hatten wir ein starkes Gewitter auf ein mal folgte ein heftiger Schlag, der Himmel wurde blutroth, und auf den Straßen ertönte Feuerlärm. Der Blitz hatte in der Sandower Vorstadt trotz des starken Regens eine Scheune gezündet, welche

 

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Jahr 1846. Cottbus

 

nebst einen Wohnhause völlig niederbrante.

Den 6ten August brannte bei großer Hitze das Dorf Kolkwitz gänzlich nieder.

Viel Getreide und Vieh ging hier verlohren.

Den 8ten malte ich auf einer kleinen Scheibe die diesjährige Gränzfahrt. Man sieht hier die Reiter denen die vielen Wagen mit Schützen folgen auf den Gränzplatze ankommen. Eigne Composition. Oelgemälde.

Den 26sten Augs. kam S. Maj. der König von Muskau kommend hier durch, und setzte die Reise nach kurzen Aufenthalt über Lübben nach Berlin fort.

Den 28sten malte ich die Prinzeß Victoria von England halbe Figur in Oel.

Den ganzen Sommer hatten wir große Hitze, und auch jetzt will es noch nicht kühl werden.

 

 

 

 

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Jahr 1846. Cottbus Peitz.

 

Den 6ten Sept. Markt Sontag. machte ich mir ein Spaziergang und ging nach Peitz, erstens um meiner Gesundheit, welche beim Feuer in der Sandower Vorstadt gelitten, wieder herzustellen, solche weite Spaziergänge sagen mir gewöhnlich sehr zu, und zweitens, meinen ehemaligen Schüler Otto, welcher in Peitz ansäßig, ein hübsches Haus hat, zu besuchen; Ich fand hier eine sehr gute Aufnahme, auch lernte ich hier einen Vetter von mir kennen. Den andern Tag spazierte ich wieder nach Cottbus.

Den 10ten malte ich das Stück. Abraham seinen Sohn Isaack schlachtend. Oelgemälde.

Den 9ten Markt Mittwoch früh um 10 Uhr brannten in Brunschwig 6 Wohnhäuser nebst Scheunen ab.

Den 30 malte ich die Toilette in Oel.

Ein Mädchen in Negligee, welches sich das Haar kämt.

 

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Jahr 1846. Cottbus.

 

Den 3ten October. Immer noch große Hitze heiße Nächte, und den ganzen Sommer kein Regen.

Den 4ten Endlich bekommen wir etwas Regen.

Den 5ten male ich eine große Gemäldescheibe für Sr. Erlaucht den Grafen Brühl in Pförten, welche nach Forst bestimmt ist. Die mir eingesendete Idee war folgende.

In der Mitte des Vorgrundes ein Denkmal mit einer grün umwundenen und Kränze verziehrten Ehrenpforte, auf welcher 2 Fahnen angebracht mit den Gräfl. Farben, links eine schöne Rheingegend, reich mit Weinreben versehen, und in Hintergrunde entfernte Burgruinen sichbar, auf den Rhein, welcher sich durch den bergen schlängelt, ist belebt von Kähnen und Dampfschiffen. Auf der rechten

 

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Jahr 1846. Cottbus.

 

Seite erblickt man Forstner Gegend, üppige. Kornfelder Waldungen, Fischerei und Jagd, mit In der Luft schwebend ein rothes Band mit einer passenden Inschrift. Diese Scheibe schenkte der Graf der Forstner Schützengilde nebst vielen Prämien zum Dank des freundlichen Empfang mit seiner jungen Frau.

Den 12ten October. Wir haben immer noch die schönste Sommer Witterung, und besonders ein gutes Weinjahr, aber theure Zeit. Denn der Berliner Scheffel Korn kostet jetzt 2 rth[2] 15 [xxx][3]. Kartoffel 15 [xxx][4].

Den 13ten malte ich eine kleine Gemälde-Scheibe, auf dieser kam. Die Bürgerwehr zu Schöppenstedt.

Eine Bürgerwehr steht am Thor an welchen eine Menge Scherben und Unrath liegen, die Ablösung mit einem Unteroffizir begleitet, kommt, und die Schildwach sagt zu ihm, wie er sich hier

 

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Jahr 1846. Cottbus

 

zu verhalten hat, der Anzug von diesen Wachposten ist verschieden, und an der Mauer ist ein Schild befestigt, mit der Inschrift, dieser Ort darf nicht verunreinigt werden.

Den 15ten October. schrieb ich einen Brief nach Berlin. Auf dieser Antwort bin ich sehr gespannt.

Den 23sten malte ich das Japanische Palais in Dresden. Oelgemälde.

Den 24 Immer noch sehr warme Witterung blos die Abende, werden mitunter etwas kühl.

Den 31sten erhielt ich einen Brief, nebst 7 Einladungen, dort hinzukommen.

Den 2ten Nov. reißte ich früh um 7 Uhr per Post nach Guben. Dort angekommen, stiegen wir auf den Bahnhofe ab und erwarteten hier den Personenzug welcher um

 

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Jahr 1846. Guben. Frankfurt. a/O.

 

3 Uhr von Breslau ankommen sollte, da es noch Zeit war, ging ich noch zu Stadt, und besahe mir die Kreisstadt Guben. Gegen 3 Uhr verfügte ich mich wieder nach den Bahnhofe, wo ich mich in der Restauration aufhielt, ich traf hier sehr viele Cottbusser welche nach Frankfurt zur Messe reißten.

Als der Dampfwagenzug ankam, wurde eingestiegen, und bald nun saußten wir dahin, bald waren wir in Celle, ein freundliches Städchen, von hier kamen wir an einen tiefen Abgrund vorbei, und in kurzer Zeit waren wir in Frankfurt. In der prachtvollen Restauration wurden einige Stunden verweilt. Hier ging es großartig zu. Ein großer prachtvoller Saal, die prachtvolle Decke auf vielen Säulen ruhend, alles brilliant erleuchtet, Conzert, und eine Menge Herren und Damen spazierten umher, andere

 

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Jahr 1846. Fürstenwalde. Berlin.

 

saßen bei Tische, und ergötzten sich bei Speise und Trank. Um 6 Uhr suchte ich mir ein Plätzchen im Eisenbahnwagen und bald erschall der gellende Ruf der Pfeife, und dahin saußte der Zug.

Bald waren wir in Fürstenwalde.

Der Zug hielt hier einige Minuten an dann setzte er sich weiter nach Berlin in Bewegung, wo wir um 9 Uhr Abends ankamen. Ich suchte hier vorläufig den Gasthof zu Stadt Wien in der Fischerstraße auf, Hier wurde Quartier gemacht, auch traf ich hier einen Cottbusser, welcher in Cottbus [ausgekeissen] war.

Den andern Morgen als den 3ten Nov. machte ich meine Besuche, besonders wurde ich bei den H. Kaufman le Nave gut aufgenommen. Nachher besahe ich mir die Merkwürdigkeiten Berlins, besonders fand ich die Statuen auf

 

 

 

 

 

 

 

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Jahr 1846. Berlin. Potsdam.

 

dem Wilhelmsplatze von prächtiger Arbeit, auch die Statue von Libow und Scharnhorst, konnte ich nicht genug bewundern. Dann verfügte ich mich nach dem Museum, wo ich mir den zuerst die Statuen und nachher die herlichen Gemälde betrachtete. Die Gemälde fand ich treflicher, wie ich mir gedacht hatte, auch fand ich mitunter schönere Sachen, wie auf der berühmten Dresdner Gallerie, besonders reichhaltiger an schönen Landschaften, so strich ich, bis Abend um 5 Uhr umher, wo ich mich nach dem Potsdamer Eisenbahnhofe begab, da ich heute noch nach Magdeburg wollte.

Um 6 Uhr saß ich im Wagen, und der Zug bewegte sich nach Potsdam, wo wir auch bald ankamen, Nach ein paar

 

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Jahr 1846. Brandenburg. Burg.

 

Minuten Aufenthalt setzte sich der Zug wieder in Bewegung, wir waren gerade ein lustiges [Chor] im Wagen, lauter junge lebhafte Leute, und ein älterlicher Herr, saß neben mir, welcher uns immer zu neuen Gesängen aufforderte, so waren wir bald in Brandenburg. Nach kurzen Aufenthalt kamen wir auch bald nach Burg einer bedeutenden Fabrikstadt, welches schon das Ansehen hatte, den schon von Ferne waren eine Menge hoher Essen von Dampffabriken sichtbar. Nach einigen Minuten Aufenthalt fuhren wir in der Nacht dahin, die Bahn war jedoch von rothen Feuerstrahlen erleuchtet, was einen schönen Anblick gewährte, besonders machten sich die Telegraphen sehr schön.

 

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Jahr 1846. in Magdeburg.

 

Um halb 10 Uhr langten wir in Magdeburg an. Zur Stadt Graz kehrte ich mit den alten Herrn ein, die jungen Leute wählten andere Nachtquatire. Wir wurden, da der Eisenbahnhof weit von der Stadt abliegt, mit der Droschke zum Gasthofe gefahren. Hier ließ ich mir noch ein Abendbrodt geben, und [dann] begab ich mich zur Ruhe. Ich hatte eine prächtige Stube. Den andern Morgen hatte ich einen Auftrag zu besorgen, welchen ich abmachte, und nachher besahe ich mir Magdeburg, dessen Straßen Gebäude, besonders den prachtvollen Dom, und die Festungswerke.

Mittag um 12 Uhr reißte ich wieder mit den Personenzuge von Magdeburg ab, ich hatte diesmal meinen Platz

 

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Jahr 1846. Postdam.

 

unter den Damen gewählt, wo ich auch eine sehr hübsche Gesellschaft fand, besonders wurde ich von den Damen gebeten, mich eines jungen Mädchens anzunehmen, welches aus Straupitz aus in der Niederlausitz war, und ich doch den Weg nach Cottbus zu nehmen hatte. Ich mußte es den Damen mit Hand und Mund versprechen, die Person nicht zu verlassen, und ich hielt auch Wort. Bald waren wir in Burg, und Brandenburg, auch hatte ich an eine junge Dame aus Stettin eine hübsche Unterhaltung, selbige fragte auch immer wie dieses und jenes dort hieße, da ich ihr doch oft versicherte, daß ich hier keines kenne, da ich hier unbekannt wäre.

So kamen wir nach Potsdam, wir sahen die prächtigen Gärten, daß schöne Schloß. endlich langten wir gegen 4 Uhr wieder in Berlin an.

 

 

 

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Jahr 1846. [Buchholz]. Golzen

 

Ich nahm gleich eine Droschke, und fuhr mit dem jungen Mädchen nach meinen Gasthofe, hier war der Cottbuser Personenwagen schon reisefertig, ich stieg ein, und in kurzer Zeit hatten wir Berlin hinter uns, die ganze Nacht wurde anhaltend gefahren. Auch machte ich auch da mit ein Paar alten Leuten eine Bekanntschaft, welche aus Buchholz waren, und rechte hübsche soliede Personen waren. So kamen wir früh um 3 Uhr nach Golzen, wo uns ein anderes Fuhrwerk aufnahm, mein Schützling, ging von hier zu Fuß nach Straupitz, den wir hatten den schönsten Mondschein, der Wagen wurde immer leerer, acht Personen waren wir, wie wir aus Berlin fuhren, und jetzt waren

 

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Jahr 1846. Lübben und Vetschau.

 

wir nur noch ihrer zwei, früh um 8 Uhr waren wir in Lübben. Hier ließ ich mir einen guten Zossen geben, und nun ging es nach Lübbenau und Vetschau wo wieder gefrühstückt wurde. und Nachmittag um 2 Uhr den 5 Nov. langte ich wieder in Cottbus an, wo ich auf der Chaussee das Dorf Guhrow brennen noch sah. So hatte ich in Zeit von 3 Tagen 72 Meilen gemacht. und mich noch ein ganzen in Berlin, und einen halben Tag in Magdeburg aufgehalten

Meine Pläne waren aber diesmal gänzlich vereitelt worden, doch hatte diese Reise für mich viel Gutes und Nutzbares.

 

Den 9ten malte ich den kleinen Sohn des Doctor Richter. Halbe Figur nach der Natur in Oel.

 

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Jahr 1846. Cottbus.

 

Den 13ten Nov. malte ich das Stück. Christliche Liebe. Eine mildthägige Frau stillt einer kranken Mutter das Kind. Oelgemälde.

Den 14ten hatten wir empfindliche Kälte.

Zu Malen giebt es jetzt sehr viel, daher nimmt aber der Unterricht in Zeichnen wieder ab, ich habe wenig Schüler, und ich glaube nicht daß er sich je wieder heben wird, da jetzt ein Zeichenlehrer auf dem hiesigen Gymnasio angestellt ist, welcher zwar nicht selbst zeichnen kann, das ist für ein Zeichenlehrer nicht nothwendig, er legt lithographirte Sachen vor, und nun können die Schüler machen was sie wollen, sogar viele Schüler haben darin mehr Kenntnisse als der Lehrer selbst.

Den 16ten malte ich die Auswanderer. Oelgem.

Eine Menge Auswanderer Männer Frauen und Kinder kommen am Gestade des Meeres an, um sich einzuschiffen.

 

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Jahr 1846. Cottbus.

 

Den 19ten Nov. erfuhr ich, daß meine Lotterie Nummer 1000 rth gewonnen hat.

Jetzt haben wir rechte theure Zeit. Der Dresdner Scheffel Korn kostet 6 rth Weizen 7 rth.

Kartoffel 1 rth und so verhältnißmäßig alle Gemüße. 1 Klafter Holz 5 rth 15 bis 20 [xxx][5].

Den 20sten malte ich die Limonadenhändlerin

Ein junges Mädchen verkauft Limonade, im Hintergrunde eine schöne italienische Landschaft.

Den 26sten malte ich das Häschen. Oelgemälde.

Ein Familienvater von seinen Kindern umgeben, macht selbigen an einen Winterabende mit den Fingern, nach welchen sich im Schatten an der Wand ein munteres Häschen bildet.

Den 27sten wieder warme Witterung.

Den 29ten malte ich die Wahrsagerin in Oel.

Ein junges Mädchen läßt sich von einer alten Frau, die Zukunft aus ihrer

 

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Jahr 1846. Cottbus

 

Hand sagen, In der Stube befinden sich verschiedene Geräthschaften.

Den 4ten December malte ich den Schnurbart in Oel. Ein Gitarrenspieler in einer Schenke war eingeschlafen, ein Paar junge Mädchen machen sich den Spaß, und malen den schlafenden Spieler, mit Kohle einen hübschen Schnurbart.

Den 8ten malte ich die kleine Tochter des Doctor Richter nach der Natur halbe Figur in Oel. Beide Bilder fanden viel Beifall.

Den 11ten malte ich die beiden Geschwister in Oel.

Den 12ten malte ich das Stück. Er liebt mich, er liebt mich nicht in Oel. Ein junges Mädchen steht traurig am Brunnen, und zerpflückt eine Blume mit obigen Worten.

Den 14ten starke Kälte, vorher Schnee.

Den 18ten malte ich die Dorfbraut, in Oel.

Den 19ten wurde die Mutter bedenklich krank, so daß sie niederfiel, und für

 

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todt auf den Sopha getragen werden mußte, wo sie sich wieder erholte, und wieder ihre häußliche Wirthschaft verrichtete, sie kränkelt schon bereits ein Jahr, den der Magenkrampf macht sie viel zu schaffen

Den 20sten December Sontag verrichtete die Mutter ihre Wirthschaft wie gewöhnlich besorgten das Mittagbrodt. wurde aber in der 9ten Stunde sehr schwach, so daß sie ins Bett gebracht werden mußte hier mußte sie noch die fürchterlichsten Schmerzen dulden, bis sie früh um halb 10 Uhr starb.

Den 21sten besuchte uns die gesammte Freundschaft, und sogar der Bruder des Vaters ließ sich endlich so herab, zu uns zu kommen und uns sein Leid zu bezeugen, aber daß uns ein einziger Weibliche [Hülfe] angeboten hätte, und so waren wir

 

 

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auf uns beschrängt, und eine einzige alte gute Fremde Frau, die Holling, war uns in allen behülflich, und wir haben auch dieser Frau viel zu danken, auch in der Krankheit hatte sie der Mutter öfftens beigestanden.

Den 21sten nahmen wir eine Köchin.

Den 22sten Nachmittags um 2 Uhr wurde die Mutter beerdigt, wir nahmen einige gute Freunde und Nachbarn dazu, und nachher wurde ein kleines Mahl gehalten, wo wir so weit recht heiter wurden, und meine Anordnungen waren zur größten Zufriedenheit ausgefallen.

Den 24. Ein neuer Plan wird nun ausgeführt. Da ich den Willen der Mutter erfüllt, (sie wollte nemlich gern in dem Hause sterben) und jetzt kein Hinderniß ist, denn die Wohnung ist jetzt für unsere

 

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Jahr 1846. Cottbus

 

Wirthschaft nicht passend, weil es kein zusammenhängendes Quartier ist, und die Köchin nicht ohne Aufsicht sein darf.

so wurde gemeinschaftlich beschlossen, sich um ein anderes Quartier umzuthun, und die jetzige Wohnung ohne Weiteres zu kündigen, den mir gefällt sie so nicht, und billig ist selbige auch nicht.

Den 25sten Decembr. 1ster Weihnachtstag war ich beim Dr. Richter zum Frühstück. nachher beim Kaufmann Jaenicke. Mittag erhielten wir noch von H. Dr. Richter 3 Fl Wein zum Geschenk. Übrigens haben wir die Weihnachtsfeiertage ruhig aber angenehm verbracht, besonders mit Plänen für die Zukunft. Der Vater hatte aber wenig Vertrauen zu der Jungesellen Wirthschaft, ich tröstete aber immer, daß, wenn wir

 

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Jahr 1846. in Cottbus

 

nur erst in Ordnung sein werden, es recht gut gehen würde, da ich seit Jahren immer so ein Leben geführt, und es immer sehr gut gegangen ist.

Den 3ten Feiertag war ich beim H. Prediger Dr. Berger zum Frühstück. nachher machten wir einen Spaziergang.

Den 28sten malte ich ein innere Ansicht der kirchlichen Kapell zu Kattlow nach innen Bauplane in schwarzer Tusche.

Den 30sten malte ich eine Ansicht der hiesigen Waisenpforte nach der Natur in schwarzer Tusche.

Den 31sten Sylvesterabend blieb ich zu Hause.

 

Dieses Jahr habe ich zufrieden gelebt; Arbeit gab es viel, auch hab ich einen hübschen Thaler Geld verdient, nur daß ich zum Schlusse des Jahres meine gute Mutter verlohr, welche noch zuletzt rechte Sorge um uns hatte, wie wir uns einrichten werden, im Falle daß sie sterben sollte.

 

 

 

 

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Jahr 1846. Cottbus

Gemälde

welche ich im Jahr 1846 angefertigt habe.

 

1, Die Morgen Andacht. Oelgemälde.

2, Großvaters Unterricht. Oelgemälde

3, Die Rückkehr. Oelgemälde.

4 Der Kuhstall. Partie aus der Säschischen Schweitz. Oelgem.

5 Napoleon in der Schlacht bei la Belle Alliance. Oelgem.

6, Das Prebischthor. Partie aus der sächsischen Schweitz. Oelgem.

7, Die Festung Königstein in Sachsen. Oelgem.

8, Der Schloßplatz mit der Katholischen Kirche in Dresden. Oelgem.

9, Die Brühlsche Gartentreppe in Dresden. Oelg.

10, Der Glaube, Große Schriftzeichnung mit Zügen Getuscht und Federzeichnung.

 

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Jahr 1846. Cottbus

 

11, Die Mutter Gottes. Kreidezeichnung.

12, Eine Ans. von Cottbus gegen Süd-Ost. Oelgem.

13, Eine desgleichen.

14, Das Branitzer Schloß. bei Cottbus. Miniaturformat in Oel.

15, Der schlummernde Knabe mit dem Hunde Oelgem.

16, Eine Ans. v. Cottbus gegen Süd-Ost. Oelgem.

17, Einen Dragoner zu Pferde, Portrait des H. Kaufmann Hellwig nach der Natur in Oel.

18, Eine Ans. des Casinos in Oel.

19, Eine Ans. der Bürgerschule in Oel.

20, Eine Gemäldescheibe. (Der Brand von Moskau in Oel.

21, Eine Gemäldescheibe. (Friedrich II bei Kunnersdorf in Oel.

22. Eine kleine Gemäldescheibe. Die Gränzfahrt 1846. Eigner Entwurf in Oel.

 

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Jahr 1846. Cottbus

 

23, Die Prinzeß Victoria, halbe Figur, Miniatur Format in Oel.

24 Abraham seinen Sohne Isaak schlachtend in Oel.

25, Die Toilette, halbe Figur in Oel.

26, Die große Gemäldescheibe für Sr Erlaucht den Grafen Brühl nach Forst. bestimmt. Ein Denkmal nebst Rhein und Forstner Gegend. Phantasie Gemälde in Oel.

27 Eine kl. Gemäldescheibe. Die Bürgergarde zu Schoppenstädt. Oelgemälde.

28. Das Japanische Palais in Dresden. Oelgem.

29. Den Sohn des H. Dr. Richter. Portrait halbe Figur, nach der Natur in Oel.

30, Christliche Liebe. Oelgemälde.

31, Die Auswanderer desgl.

32, Die Limonadenhändlerin. desgl.

33, Das Häschen desgl.

34, Die Wahrsagerin. desgl.

35 Der Schnurbart desgl.

41

Jahr 1846. Cottbus.

 

36. Das Portrait der kleinen Tochter des Dr. Richter, halbe Figur nach der Natur in Oel.

37. Die Geschwister. Oelgem.

38, Er liebt mich, er liebt mich nicht. Oelgem.

39, Die Dorfbraut. in Oel.

 

Ansichten und Umgebungen v Cottbus

 

1, 1 Ans. des Königl. Landgerichtes in Wasserfarben.

2, 1 Ans. der Kirchlichen Kapelle zu Kattlow. in schwarzer Tuschfarbe.

3, 1 Ans. der hiesigen Waisenpforte. desgl.

~~~~~~~~~~~

diejenigen

die ich im Jahr 1846 im Zeichen und Malen

unterrichtet habe.

~~~~~~~~~~~

 

1, Groch                                                         4 Schulz

2 Schwanhaeuser II                                       5, Knöchel

3, v. Diepow I.                                                           6. Böttcher.

42

Jahr 1846. Cottbus

 

7, Molle a Katlow.                                                     17, Dietrich

8, Brückner. I.                                                            18, Gewihs I.

9, Klingmüller.                                                                       19, Schlegel a Stradow

10, Wöhrmann.                                                         20, Vetter

11, Blütchen I a. Vetschau                                        21 Brückner. II.

12, Blütchen II desgl.                                                            Hinzugekommen 1846.

13, Wedel a. Papitz.                                                  22, Matschens I. a. Vetschau

14, Schuchard                                                           24, Reich

15, Hupfer.                                                                23. Matschens II. desgl.

16, Quast.                                                                  25, v. Diepow. II.

 

 

 

 

 

 

Das Jahr 1847

 

Datei 148 bis 166

 

Transkription Udo Bauer (Oktober 2016)

 

 

 

 

 

 

 

 

1 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jahr 1847 Cottbus.

 

Den 1 ten Januar blieb ich zu Hause

Den 2 ten kündigte ich meine Wohnung.

Den 3 ten malte ich die trauernden Polinnen

in Oel.

Den 9 ten jagden wir unsere Köchin fort, denn diese

glaubte, es wäre alles ihre, sogar die Bilder

von der Wand eignete sie sich zu.

Den 10 ten malte ich Friedrich II zu Pferde

im Hintergrunde Sancsocie.  in Oel Miniatur „

format.

Jetzt haben wir strenge Kälte.

Den 11 ten erhielten wir eine neue Köchin, ein

recht hübsches  Mädchen.

Den 13 ten die nacht um 12 Uhr brante das

Webersche Fabrikgebäude gänzlich  ab, und

mit Mühe konnte die Stadtmühle geret 

tet werden. Es war ein schönes Feuer

aus allen Fenstern schlug die Flamme

heraus bis endlich das eiserne Dach um „

stürzte.

 

 

 

 

2

Jahr 1847. Cottbus.

 

Den 15 ten Januar malte ich einen Christus, Brust „

bild in Oel.

Den 18 ten über  meine jetzige Einrichtung. Ich wohne

nun mit den Bruder und Vater zusammen, führe

die Wirthschaft, wie früher, und so leben wir

recht hübsch beisammen.

Den 25 ten malte ich eine Marie, Brustbild in

Oel.

Des Abends 9 Uhr branten in der Sandower

Vorstadt 2 Wohnhäuser ab.

Den 29 ten malte ich Napoleono Auferstehung

Allegorie in Oel.

Den 5 ten Febr. malte ich ein Jagdstück, Ein

Hirsch von vielen Hunden verfolgt, sucht sich

durchs Wasser zu retten. Oelgemälde.

Jetz haben wir viel Schnee.

Den 8 ten Febr. brannte in der Spremberger

Vorstadt ein Wohngebäude ab.

 

 

 

 

 

 

 

3

Jahr 1847. Cottbus.

 

Den 10 ten Febr. Der Winter war bis jetzt

anhaltend, aber nicht zu streng.

Den 11 ten malte ich die Gräber nebst Denk „

mal der von den Franzosen im Jahr

1813 erschossenen Wästphäler, Eigne

Aufnahme mit schwarzer Tuschfarbe.

Den 12 ten malte ich das Stück. Die erste Liebe.

Oelgemälde. Ein junges Mädchen steht da mit

einem Ritter im vertraulichem Gespräch, indeß

ihr Oheim im Hintergrunde die Scene wü „

thend zusieht, (Oheim hüte noch so viel, Amor

treibet doch sein Spiel.

Den 15 ten  malte ich den Aufbruch zur Jagd.

in Oel.

Den 19 ten malte ich die Versuchung in Oel. Ein

junges Mädchen, will einem Neger Wein

zu trinken geben, dieser in Verlegenheit

weiß nicht was er thun soll.

Jetzt wird hin und her überlegt, wie

wir unsre künftige Wohnung, welches ein

 

 

 

 

 

4

Jahr 1847. Cottbus.

 

hübsches Quatier von mehreren Stuben

ist, am schönsten einrichten werden.

Den 16 ten Febr. Fastnacht Dienstag. Unsere

Auction. Wir verkauften heut, den Nachlaß

von unserer Mutter, und auch mehrere von

meinen Sachen, welche ich nicht brauchen konnte

schafte ich auf diese Art mit fort. Gute

Sachen, besonders theure Kleidungsstücken

wurden schlecht bezahlt, dagegen altes Ge „

rümple ging besser, und wurde mit „

unter gut bezahlt.

Den 17 ten malte ich ein Jagdstück in Oel.

Jäger verfolgen zu Pferde einen Hirsch.

Den 23 ten malte ich das Stück wieder, die

erste Liebe.

Den 25 ten starb die Jungfrau Kurtzen

einige 80 Jahre alt, Diese Person besuchte

ich sehr oft, und ich wurde von derselben

gern gesehen.

 

 

 

 

 

5

Jahr 1847. Cottbus

 

den 6 ten Maerz früh um 3 Uhr brannte auf

dem Viehmarkte das Salzenbrotsche Grund „

stück ganz ab. Es war dies ebenfals ein

schönes Feuer, man ließ es auch, da es

isolirt stand, nach Gefallen brennen, da

es der allgemeine Wunsch  war, weil der

Platz an Größe und Aussicht viel ge „

wint.

Den 9 ten malte ich die Baierschen Mädchen

in Oel. Im Vorgrunde eine Tabagie

Baierns, sitzen bei einem Glase Bier

zwei schöne Mädchen,  im Hintergrunde

zahlreiche Geselllschaft von Herren und

Damen.

Wir haben  ziemlich alle 14 Tage Feuer

ohne die, die im Entstehen gleich gelöscht“

worden sind.

Immer noch große Theurung der Berliner

Scheffel Korn kostet 3 rtl.  Kartoffel

22 sg.

 

 

 

 

6

Jahr 1847. Cottbus.

 

Den 12 ten strenge Kälte.

Den 17 ten Maerz malte ich die beiden Wilddiebe

in Oel.

Den 22 ten warme Frühlingswitterung

Den 23 ten malte ich das getheilte Frühstück.

in Oel. Einige junge Mädchen theilen mit

einem Hunde ihr Frühstück, in dem sie

auch selbigen eine Serviette vorbinden.

Den 26. malte ich das Wohnhaus und

Fabrikgebäude des H. Kubisch,  welches

ich in schwarzer Tusche malte.

Den 29 zogen wir in unserer neuen

Wohnung beim H. Kaufmann Wintzer.

Den 4 ten April. Die Osterfeiertage. Ich

verlebte dieselben ruhig.

Den 9 ten malte ich den Einzug der Verbün „

deten 1814. in Wasserfarben.

Den 20 ten. Man hört überall von Rebelli „

onen, besonders ist es in Berlin scharf

her gegangen, und viele andere Städte

 

 

 

 

7

Jahr 1847. Cottbus.

 

wegen der großen Theurung, und Mangel

an Lebensmittel

Den 22 ten April. Cottbusser Rebellion.

Der Dresdner Scheffel Korn galt heut 9 rtl

Kartoffel 2 rtl. 7½ sg. und so verhältniß „

mäßig auch die Gemüse. Ganze Scharen

von Arbeitsleuten und dergleichen, durch „

zogen den Markt und die Straßen, und

lauerten den Aufkäufern auf, und be „

lagerten die Häuser, wo sich Getraide

Vorräte befanden. Ein Bauer erhielt

tüchtige Prügel weil er seine Kartoffel

das Dresdner Virtel nicht für 12½ sg ver „

kaufen wollte, und die Kartoffel wur „

den ausgeschüttet, und  der Menge Preiß

gegeben. Noch schlimmer erging es den

Lübbener Posthalter, dieser Mann wollte                   (Anm. Postmeister Gerlach ?)

Getraide kaufen, bediente sich einiger gro „

ber Ausdrücke, und wurde dafür jammer „

lich geschlagen.

 

 

 

 

8

Jahr 1847. Cottbus.

 

Um Mittag zog ein großer Haufe Volk,

nach den Eisenbahnhof, und plünderte

dort, das Getreide  und Kartoffel – Lager,

Unsere Polizei sah dem Dinge gelassen

zu.

Den 24 ten Viele Verfassungen werden jetzt

vorgenommen, doch es ist nur so zum Schein.

Den der Auftritt am 22 ten war der Wunsch

aller, daher doch etwas Maasregeln ergriffen

worden, wieder die Korn Wucherei.

Jetzt glaubt man, die Bauern werden nicht

mehr zur Stadt kommen, es ist aber auch

denselben schon gedroht worden, wenn

sie nicht herein kommen, man heraus

kommen würde, und ihre Buden in

Brand stecken würde. Der Landrath

befahl auch allen Dörfern des Cottbus „

ser Kreises ihre Vorräthe zur Stadt

 

 

 

 

9

Jahr 1847. Cottbus.

 

zu bringen und bei Strafe nichts auf

den Dorfe zu verkaufen. Auch die Stadt „

bewohner mußten ihre Vorräthe von

Korn, Kartoffel und dgl. beim Magistrat

schriftlich einreichen.

Im ganzen Preuß. Staate wurde das

Brantweinbrennen bis zum  16 ten Aug.

verboten. ingleichen die Mahl und

Schlachtsteuer bis zum ersten September

aufgehoben, dasgl. die Steuer auf Reiß

Gritze, und dergl. Lebensmittel.

Den 28 ten Bustag. Sonst  ging man nach    *

Branitz. Jetzt da der Fürst Pückler

dort wohnt, und  der Garten in Ordnung

gebracht wird, hat dieser Spaziergang

aufgehört.

Den 29. Heute war viel Getraide

auf dem Markt. Das Aufkaufen

war verboten. Die Bauern blieben

auf ihren Satz 9 rtl. pro Scheffel. Es

wurde wenig gekauft.

 

*Anmerkung zu Bußtag :

In den verschiedenen Territorien Deutschlands gab es unterschiedliche Termine für Buß- und Bettage. So konnte man 1878 in 28 deutschen Ländern insgesamt 47 Bußtage an 24 unterschiedlichen Tagen zählen. Ein einheitlicher Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr wurde 1852 und 1878 von der Eisenacher Konferenz evangelische Kirchenleitungen vorgeschlagen.

 

 

10

Jahr 1847. in Cottbus.

 

Den 10 ten Mai. malte ich das heilige Abend „

mahl von Leonhard Vinci. in Oel.

Den 15. ten Himmelfahrt. früh in Holland*.                     * Tabagie Neu-Holland vor Madlow

Den 5 ten Mai. Schützenrechnung. Der Ober „

bürgermeister verlangte, wegen der         *                     * Oberbürgermeister war Roemelt

großen Theurung den Beispiel anderer

Städte zu folgen, daß das Schützenfest

aufgeschoben, oder gar nicht dies Jahr

abgehalten werden soll, das gab aber

großen Streit, und die Schützen bestanden „

es  solle marschirt werden, worauf

der Oberbürgermstr erwiederte, Nun

so wirds ihnen die Polizei verbieten.

worauf geantwortet wurde  oho

daß wollen wir sehen, und alle

Schützen entfernten sich, und ließen

den wohl weisen Bürgermstr. sitzen –

 

11

Jahr 1847. Cottbus.

 

Den 17 ten Mai war eine 2 te Schützenrechnung

angesetzt. Nachdem alle Schützen bestellt

waren, und alle Mitglieder versammelt

waren drehte und verdrehte der H. Ober „

bürgermstr, die Sache, und meinte, daß

wir ihn nicht recht verstanden hätten, es

müßten doch Stimmen gesammelt werden

bei den Officire, und Eximirten, * das   

Stimmensammeln war aber nicht noth „

wendig, denn alles rief einstimmig es

wird marschirt. Und so blieb es die.

Den 18 ten malte ich das Denkmal* nebst Um „

gebung der im Jahr 1813 erschossenen West „

phäler*. Drei mal in Oel.                                              *Das Denkmal gibt es heute noch

Den 24 ten 2te Pfingstfeiertag war ich früh

in Holland, und Nachmittagsin Belwui. *                    *Restaurant Bellevue (Bautzener Str.)

Ich ersah in der Zeitung daß mein

Haus mit 500 rtl. herausgekommen war.

Den 26 ten Mai. Ausmarsch der Schützen

 

* lateinisch eximere = herausnehmen; befreien, entheben, zu: emere = nehmen

 

 

 

12

Jahr 1847. Cottbus

 

Den 28ten Mai. malte ich des Jägers Heimkehr.

von der Jagd.

Die Getreidefelder stehen sehr gut, und man erwar „

tet eine reichliche Erndte.

Den 23 ten Juni malte ich die Gemäldescheibe

des H. Krüger. Der Polen Abschied vom

Vaterlande. in Oel.

Den 11 ten  Juli, Sontag früh um 4 Uhr branten

in Brunschwig 12 Wohnhäuser nebst vielen

Scheunen und Ställe ab.

Den 19 ten malte ich die Gemäldescheibe des

H. Auge. Abd – el – Kader auf der Löwen „

jagd. Dieser war mit seinem Gefolge aus „

gezogen, um ein Löwennest auszunehmen.

Der Neger welcher jetzt auf den Kamel

sitzt, hatte glücklich die beiden jungen Löwen

ausgenommen, während die andern  im

Gefechte mit der Löwin sind, den Löwen

hatten sie schon vorher erlegt. Oelgemälde.

30 ten Juli. Die Erndte ist über alle Erwar „

tung gut ausgefallen.

 

 

 

13

Jahr 1847 Cottbus.

 

Den 2 ten August malte ich die kleine Gemäldescheibe

Innere Ansicht des weißen Saals  im Königl.

Schlosse zu Berlin, in welchen ein Denkmal

angebracht wurde, in gothischen Styhls, auf

welchem die besten Redner des großen

und ersten Landtags in Preußen ange „

schrieben wurden. Oelgemälde.

Die Scheiben fanden allgemeinen Beifall.

Den 13 ten malte ich des Jägers Heimkehr

von der Jagd.

Der Dresdner Scheffel Korn gilt jetzt 4 rtl.

Der Weizen 6 rtl. vor einigen  Wochen

12 rtl.

Den 16 ten August legte ich mir eine Brille

zu, da ich mit den Augen nicht mehr an „

haltend sehen kann, und ich sie ohnedem

sehr anstrengen mußte. Jetzt kann

ich die feinsten Arbeiten, ohne daß

die Augen ermüden, wieder unter „

nehmen.

 

 

 

 

14

Jahr 1847. Cottbus.

 

Den 17 ten malte ich die Baierschen Mädchen

in Oel.

Den 20 ten. Mit unserer neuen Wirthschaft

sind wir völlig zufrieden, und wir sind von

der theuren Zeit grade nicht viel ge „

wahr geworden.

Den 25 ten August war ich früh ein wenig

in Wintzers Garten, und nachher tranken

wir einige Tassen Chocolade mit einander.

den 26 ten malte ich die Baierschen Mädchen

in Oel.

Den 28 ten Alle Morgen bei schönen Wetter

mache*¹ ich in Stegligen Promenaden, theils      

auf den Wällen,* oder in dem Garten                 *Luckauer und Spremberger Wall

Parzellen.

Den 22 Sept malte ich die erste Liebe in Oel.

Den 5 ten  October. fanden sich die ersten Miß „

felligkeiten zwischen mir und den Bruder

wegen den Mittagstisch, in Folge dessen er

wo anders  in Kost sich begab.

 

*¹hat er sich verschrieben u. meinte „male“ ich ??  oder hat er die Worte „einen Spaziergang“ vergessen zu  schreiben ??

 

 

15

Jahr 1847. Cottbus.

 

Den 13 ten October  malte ich die Sontagsjäger

in Oel. Der Jäger mit einer Brille auf

der Nase versehn, den Hund an der Leine

kommt nach Hause und zeigt seinen

Fang, welcher in einer Katze besteht,

Der Bauer, den die Katze gehörte, fragt

ihn grimmigen Blickes.  Is das en Hase.

Der Jäger steht erschrocken mit gefalte „

ten Händen da.

Den 14 ten malte ich eine Ansicht von

Dresden von Brühlschen Garten aus

in Oel.

Die Bauern bleiben auf ihren Satz

4 rtl. der Scheffel Korn stehen. , heute

war besonders viel Korn auf dem

Markte, es wurde aber alles von

den auswärtigen Händlern wegge „

kauft. Kartoffeln sind auch gut ge „

rathen, wurden aber bis jetzt noch

wenig zu Markte gebracht. Aepfel

 

 

16

Jahr 1847. Cottbus

 

sind besonders sehr gerathen, und werden

das Dresdner Virtel zu 7½ sg. und 10 sg. ver „

kauft, also ebenso wie die Kartoffel.

Pflaumen werden auch viel  zu Markte

gebracht, aber immer schnell verkauft.

Den 18 ten October malte ich eine Ansicht von

Dresden von der Neustadt aus in Oel.

Den 25 ten malte ich das getheilte  Frühstück.

in Oel. Mehrere junge Mädchen  theilen ihr

Frühstück mit ihren Hunde, welchen sie

auf einem Stuhl gesetzt, und eine Serviette

vorgebunden haben.

Den 29 ten Der Bruder ist nun gänzlich von

mir weggezogen. Ich bin nun mit den

Vater und der Köchin allein, und muß

nun für alles sorgen. Ich komme aber

jetzt doch noch besser weg, wie früher, denn

bei der früheren Wirthschaft hab ich doch

gegen 12 rtl. zugesetzt.

Den 30 ten malte ich den Prinzen Carl von

Preußen  mit seiner Familie vor dem

Schloße Glienicke in Oel.

 

 

 

Jahr 1847. Cottbus.

 

Den 3 ten Nov. malte ich den Haasenfang in Oel.

Zwei Sontagsjäger befinden sich auf der Jagd,

Der eine Jäger will einen vor sich stehen „

den Haasen mit dem Hute fangen, wäh „

rend der andere ein dickbäuchiger Jäger

sich darüber todt lachen will.

Den 5 ten malte ich das Stück  der erste

Freund in Oel. Ein junges Mädchen koßt

mit einem großen Hunde.

Den 10 ten malte ich die Zuckerbäckerin in Oel.

Ein junges Mädchen  ordnet die sich im Laden

befindenen Zuckerwaaren.

Den 18 ten Die Getraidepreise sind immer

noch beim alten, ebenso die Gemüßepreise.

Aepfel werden immer noch sehr  zur

Stadt gebracht, dagegen sieht man sehr

wenig Kartoffeln.

Den 24 ten Mit der Witterung können wir

noch sehr zufrieden sein, blos früh haben

wir etwas Frost, sonst übrigens recht

hübsche Witterung

 

 

 

18

Jahr 1847. Cottbus.

 

Den 25 ten malte ich das Stück  Mißtrauen.

in Oel. Ein Mädchen vor einer Hundehütte

sucht den großen Hund abzuhalten, welcher

ihren Kaninchen etwas zu Leide thun

will.

Den 26 ten Nov. Die theure Zeit werde ich

nun auch etwas gewahr, bis jetzt ist es

immer recht gut gegangen,  aber die Kasse

ist doch etwas stark angegriffen worden,

und  die Einnahme ist jetzt gering  und die

Ausgabe etwas groß, da ich doch zum

Winter einige Vorräthe haben muß.

Den 11 ten December. Dies Jahr  giebt es viel Arbeit

mit dem Musterzeichnen.

Den 18 ten Sehr große Kälte haben wir noch

nicht.

Den 23 ten Jetzt giebt es schon gefrorne Fenster.

Den 28 ten Die Weihnachtsfeiertage habe ich ruhig

zu Hause verlebt. Die Abende brachte ich

gewöhnlich bei Winzer zu.

 

 

 

 

 

19

Jahr 1847. Cottbus.

 

Den 31 ten December. Sylvesterabend, war ich auf

dem Schießhause, wo aber wenig Gesellschaft

war, und ich auch  nicht lange aushielt.

 

Dieses nun verflossene Jahr hat manche

Familie wegen der großen Theurung in

Kummer und Noth gebracht, bei mir machte

sich die Sache noch, ich empfand sie wenig,

doch zugesetzt habe ich bedeutend, trotz meiner

guten Einnahme. Sonst übrigens lebte

ich sehr froh und zufrieden, nur glaube ich

daß die Zukunft noch einige Nachwehen

bringen wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(20)

Jahr 1847. Cottbus.

 

Gemälde

die ich im Jahr 1847 angefertigt habe

 

1,   Die trauernden Polinnen in Oel.

2,   Friedrich II, zu Pferde, bei Sancsouci in Oel

3,   Christus, Brustbild in Oel.

4,   Marie   desg.

5,   Napoleons Auferstehung zu St Helena.

      Allegorie in Oel.

6,   Ein Jagdstück. Ein Hirsch von Jägern ver-

      folgt. Oelgem.

7,   Die erste Liebe. in Oel

8,   Ein Jagdstück. Aufbruch zur Jagd.

9,   Die Versuchung. in Oel.

10, Ein Jagdstück, Jäger zu Pferde verfolgen

       einen Hirsch in Oel

11, Die erste Liebe in Oel

12, Die Baierschen Mädchen in Oel

13, Die Wilddiebe in Oel.

14, Das getheilte Frühstück in Oel.

 

 

 

 

 

(21)

Jahr 1847. Cottbus.

 

 

15, Das heilige Abendmahl nach Leonh. Vinci.

       in Oel.

16, Der Einzug der Verbündeten in Paris

       1814. in Wasserfarben.

17, Das Denkmal und Gräber der von den

      Franzosen 1813, erschossenen Westphäler

      nach der Natur in Oel.

18, Desgleichen.

19, Desgleichen.

20, Des Jägers Heimkehr von der

       Jagd. in Oel.

21, Die 1 te Gemäldescheibe. Der Polen

       Abschied vom Vaterlande. in Oel.

22, Die 2 te Gemälde Scheibe, Abd-el-Kader

       auf der Löwenjagd. in Oel.

23, Eine kl. Gemäldescheibe. Innere An „

       sicht des weissen Saales im Königl.

       Schlosse zu Berlin nebst gothisches

       Denkmahl. in Oel.

 

 

 

(22)

Jahr 1847. Cottbus.

 

 

24, Des Jägers Heimkehr von der Jagd.  in Oel.

25, Die Baierschen Mädchens. in Oel.

26, Die erste Liebe in Oel.

27, Der Sontagsjäger in Oel.

28, Eine Ansicht v Dresden von der Neustadt

       aus in Oel.

30, Das getheilte Frühstück in Oel.

31, Prinz Carl v. Preussen mit seiner Familie

       vor dem Schlosse Glienicke in Oel.

32, Der Haasenfang in Oel.

33, Der erste Freund in Oel.

34, Die Zuckerbäckerin in Oel.

35, Mißtrauen. Oelgemälde.

 

und

 

1 Ans  des Denkmals der erschossenen Westphäler

             in schwarzer Tusche nach der Natur.

1 Ans.  der Oberkirche nach dem Marktplatze, und

4 Ans.  vor dem Sandower Thore in Wasser „

             farben.

 

 

 

 

(23)

Jahr 1847. Cottbus.

 

Diejenigen

die ich in diesen Jahre in Zeichnen und Malen

unterrichtet habe.

 

1, Schwanhaeuser.              8, Gewiss.

2 v. Diepow. I.                      9, Schlegel a. Stradow.

3. Schulz.                             10, Vetter.

4, Molle.                              11, Reich.

5, Wedel aus Papitz.          12, v Diepow II.

6, Quast.

7, Dietrich.

 

Hinzugekommen sind 1847.

 

13, Jaenike aus Oelsnig.

14, v. Garn.

15, n. List.

16, Müller.

18, Tiebert.

19, Pfeiffer.

20, Böhme.

21, Stahr

 

 

* Transkription Tanja Leistner, 1848/1849

 

1

Jahr 1848. Cottbus.

 

1sten Januar. Nachmittag war ich in [Bellevue] und Abend auf dem Schießhause.

Den 3ten malte ich den Neumarkt nebst der Frauenkirche in Dresden in Oel.

Den 4ten malte ich die Ansicht auf den Höllenstein nach der Ruine vom Kynast in Oel.

Den 5ten hatten wir grimmige Kälte.

Den 14ten Januar malte ich die Aussicht von der hohen Liebe über Ostrau in der sächsischen Schweitz in Oel.

Den 27sten den ganzen Januar hindurch immer 18 bis 20 Grad Kälte.

Den 28sten malte ich den Neumarkt nebst Frauenkirche in Dresden.

Den 3ten Febr. gelindes Wetter.

Das Getreide galt den Dresdner Scheffel 3 rth[6].

Gemüse und Fleisch (das http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/0/07/Pfund.png[7] 3 – 4 M) der alte Preiß Kartoffeln 1 rth 15 M.

Die Folgen der vorjährigen Theuerung spürt  man jetzt sehr, es ist im allgemeinen keine Arbeit.

 

 

 

2

Jahr 1848. Cottbus.

 

Den 11ten Febr. malte ich den Arnstein. Partie in der sächsischen Schweitz in Oel.

Den 14ten wohnte ich zum erstenmal den wissenschaftlichen Vorlesungen für Handwerker des Dr. Bolze bei.

Den 15ten malte ich den Raubstein Partie aus der sächsischen Schweitz in Oel.

Den 21sten malte ich eine Madonna, Brustbild in Oel.

Da ich jetzt wenig zu thun habe retouschire ich mehrere Gemälde, welche ich vor 20 Jahren gemalt habe.

Nach den neuesten Nachrichten suchen sich die Italienischen, von dem Oestreichischen Staate loszureißen.

Den 26sten Febr. malte ich das Prebischthor in der sächsischen Schweitz in Oel.

Den 10ten März. Im Febr. brach in Frankreich eine Revolution aus, es wurde die Republick publicirt, der König mit seiner Familie, und Ministern entfloh nach England.

 

 

 

3

Jahr 1848. Cottbus.

 

den 12ten März. Unruhen in der Rheingegend Baiern Ungarn und mehreren deutschen Fürstenthümern.

Die Kriegesreserve wurd einbeordert und an der Französischen Gränze ein Heer aufgestellt.

Den 14ten malte ich die hochselige Königin Louise v. Preußen, halbe Figur in Oel.

Den 16ten Rebellion in Wien, das Militair mußte einschreiten, der Kaiser mußte freie Presse, Religionsfreiheit und dergl. bewilligen. Der Fürst Metternich der das Haus Oestreich 30 Jahr regiert hätte, wurde vertrieben und floh nach England.

Den 20sten März blieb die Berliner Post aus und es verbreiteten sich Nachrichten, daß in Berlin ein Aufruhr ausgebrochen wäre.

 

 

 

4

Jahr 1848. Cottbus.

 

den 21sten Maerz. Sonabend den 18ten März Nachmittags begaben sich die Stadtverordneten von Berlin zu Sr. Maj. dem Könige, und verlangten zur Beruhigung des Volks, Aufhebung der Censur, Preßfreiheit und dergl. Der König berief sich auf die Versammlung der Landstände was dieselben berathen worden, die Bürgerschaft entfernte sich, auf den Schloßhofe angekommen, fielen 2 Flintenschüsse und zugleich wurden sie von Cavallerie angefallen, (auf geheimen Befehl des Prinzen v. Preußen) welche sogleich auf das stehende Volk einhieb. Im Nu wurde es in ganz Berlin bekannt, die Bürgerschaft bemächtigte sich der Waffen, wo es deren habhaft werden konnte, stürmte die Wachen, verbarrikatirte die Straßen mit Wagen und villerlei Geräth, das Militair feierte mit Kanonen und Kartätschen, das Gemetzel dauerte die ganze Mondhelle Nacht hindurch bis

 

 

 

5

Jahr 1848. Cottbus.

 

am frühen Morgen, die Bürgerschaft hat gesiegt. Das Militair wurde zurückgeschlagen den von den Dächern und aus dem Fenster fiel ein Stein und Kugelwagon, heiß Wasser und siedendes Oel auf die Soldaten gegossen. Die Studenten und Berliner Schützengilde hatten sich sehr ausgezeichnet. Der König bewilligte jetzt alles.

Der Prinz v Preußen ist nach England geflüchtet, sein Palais in Berlin ist als Staatseigenthum erklärt worden.

Den 20sten die arbeitende Klasse treibt sich schaarenweiß singend und tumulttarisch durch die Straßen

Den 21 wurde bei uns eine Stadtwehr gebildet.

Die ankommenden Posten von Berlin werden hier von vielen Menschen mit Hurra begleiten, und die Berliner Nachrichten müssen am Posthause vor gelesen werden.

 

 

 

6

Jahr 1848. Cottbus.

 

Alles trägt jetzt die deutsche National Corcarde, Schwarz, roth, gold, auch aus mehreren Häusern wehen dreifarbige Fahnen.

Den 22sten März Nachmittag wurde hier ein Trauergottesdienst für die am 19ten gefallenen Berliner Bürger begangen, Mittag wurde mit allen Glocken geläutet, und vom Thurme ein Choral geblasen.

Den 23sten. Gestern den 22sten Maerz. Beerdigung der für die Freiheit gefallenen Berliner. Aufstellung der Särge und Beerdigung war feierlich, der Zug zählte über 3000 Personen, und es waren 184 Särge. Ungefähr 200 Berliner 400 Soldaten sind geblieben, besonders waren viel Offizire gefallen.

Den 24sten erhielt die hiesige Bürgerwehr Waffen, aus den hiesigen Zeughause.

Heute kam die Berliner Post, mit einer großen dreifarbigen Fahne, welche vorn aufgesteckt war.

 

 

 

7

Jahr 1848. Cottbus.

 

Die Censur ist jetzt aufgehoben, Freiheit der Presse. wir haben allgemeine Bürgerbewaffnung mit freier Wahl der Führer

Verantwortlichkeit der Minister.

Der König v Baiern hat die Regierung niedergelegt.

Den 31sten Maerz große Hitze haben wir jetzt seit einigen Tagen.

Den 2ten April. Es wird alles grün.

Den 4ten malte ich eine Ansicht von Neuenburg in Oel.

Große Unruhen in Großherzogthum Posen. Sie verlangen Polen wieder hergestellt. haben schon eine Armee von 20000 M. und begehen in Städten und Dörfern die schauderhaftesten Exesse, das Preusische Militair sieht ruhig zu, und ermahnen durch Proklamationen zur Ruhe.

Krieg mit Dänemark, wegen Schleswig Holstein, 6000 Preußen sind schon

 

 

 

8

Jahr 1848. Cottbus.

 

in Schleswig eingerückt.

In den meisten Städten giebt es unruhige Auftritte, man verlangt Abgabenfreiheit, Arbeit, und Erhöhung des Lohnes.

Den 18ten und 19ten April Rebellion in Cottbus. Gegen Abend durchzog eine Schaar Arbeiter mit einer dreifarbigen Fahne die Stadt, begab sich auf den Luckauer Wall, wo sich noch mehrere hundert Personen einfanden, und hielten hier eine große Volksversammlung dann zogen sie tumultarisch nach der Stadt, auf dem Markte angekommen wurde der Tumult größer (man beabsichtigte heute eine Plünderung) eine Abtheilung der Gilde. (die blauen) war auf den Markt aufgestellt, diese Abtheilung brauchte Gewalt, verwundete mehrere mit dem Bajonett, und trieb die Aufrührer zurück. der Haufen wendete sich nach dem Zeughause, um sich der dortigen Säbel zu

 

 

 

9

Jahr 1848. Cottbus.

 

bemächtigen, fand aber das Zeughaus von der ersten Abtheilung (die Grünen) besetzt, machte nun wieder kehrt, und trieb die 2te Abtheilung mit Steinwürfen zurück, jetzt wurde nach Hülfe gerufen, es wurde Sturm geläutet, die Bürgerwehr sollte sich versammelt und zur Hülfe eilen, aber kein Mann ließ sich sehen, jeder Bürger blieb zu Hause. Die 2te Abtheilung hatte schon durch Dersertion viel verloren, sie ging auseinander, die 1te Abtheilung behielt das Zeughaus bis zum Morgen besetzt. Jetzt da der Pöbel freien Spielraum hatte, ging es ans Demoiliren. Am Rathhause blieb kein Fenster ganz, desgleichen die Wohnung des Oberbürgermeisters, des Steuerraths, die Wohnungen der Wohlhabenden, und eine Menge anderer Gebäude, Thürme und Fensterladen wurden zertrümmert.

 

 

 

10

Jahr 1848. Cottbus.

 

Das Stadt-Gefängniß erbrochen, die Gefangenen befreit, und die Wohnung des Gefangenwärters rein ausgeplündert. Dieses Demoiliren dauerte die ganze Nacht hindurch. Früh wurde es wieder ruhig

Viele Bürger mußten sich für Zerstörung mit vielen Gelde Wein und Brandwein loskaufen.

Besonders waren Weiber und Cohosungen sehr tätig, erstern hatten Körbe und waren mit ihren Männern unzufrieden, daß sie sich blos mehr mit demoiliren beschäftigten, als zu rauben, wie doch der Plan war.

Seit dem Hussittenkriege sind in Cottbus solche [Stenen][8] noch nicht vorgekommen, wir haben verschiedene Nationen hier gehabt, welche als Feinde kamen, aber sie haben sich keine Exesse zu Schulden kommen lassen, nur unverzeihlich ist es von den Bürgern, das keine Maasregeln dagegen ergriffen worden sind, es

 

 

 

11

Jahr 1848 Cottbus

 

sind 600 Gewehre ausgetheilt worden, 200 Büchsen befinden sich in den Händen der Schützen, und man läßt das Eigenthum der Bürger zerstören, indeß ein jeder zu Hause bleibt, und in äußersten Winkel kriegt, um sich vor die fliegenden Steine zu schützen. Auch der Magistrat ist auch sehr viel Schuld, indem ganz und gar keine Anordnungen getroffen worden sind.

Allgemein wird die Bürgerwehr bespöttelt, denn sie hatte es höchstens mit 40 Personen zu thun, die übrigen waren Lehrburschen und Weiber.

Den 19 21sten April war wieder eine große Volksversammlung auf den Luckauer Wall. Es wurde alles aufgeboten, durch herrliche Reden verdienstvolle Männer die Menge zu besänftigen, sie versprachen auch sich ruhig zu verhalten, aber den Abend versammelten sie sich doch wieder auf den Marktplatze, wo sich auch Bauern einfanden. Indeß ging alles ruhig ab.

 

 

 

12

Jahr. 1848. Cottbus

 

Den 20sten April, Herliche warme Witterung haben wir jetzt.

Den 22sten Karfreitag. rükten 150 Jäger aus Lübben hier ein, welche so lange die Unruhen hier dauern, hier stehen bleiben sollen, und besonders zur Vertheidigung des Zeughauses gebraucht werden.

Den 24sten April. 1ster Osterfeiertag. Wir haben herliches Wetter, alles ist grün, beim Korne kommt die Aehre schon zum Vorschein. [überhaupt] aber unruhige Feiertage.

Den 26sten Nachmittag. Große Arbeiter Versammlung auf dem Luckauer Wall. Sie ging ruhig ab.

Den 27sten Nachmittag 3 Uhr im Krieschenschen Lokale Versammlung der ganzen Bürgerschaft. Es wurde aus vielen vorher angegebenen Gründen die Absetzung des Oberbürgermstr. Römelt ausgesprochen, und eine Deputation ernannt, welche sich den andern Morgen zu denselben begeben, und ihn die Wünsche

 

 

 

 

 

 

13

Jahr 1848. Cottbus

 

der Bürgerschaft zu eröffnen.

Den 28sten April. Die Nächte ist es jetzt sehr lebhaft. Zahlreiche Bürgerwehr-Patrullen durchziehen die Straßen der Stadt und Vorstädte.

Sehr unruhige Zeiten, an Arbeit wird jetzt wenig gedacht, man ist nur immer auf Neuigkeiten gespannt.

Krieg mit Dänemark, erste Gefechte der Preußen.

Im Gasthofe zum goldnen Ringe bildet sich ein Constitutionneller Club.

Den 1sten Mai in Cottbus und ganz Preußen Große Wahlversammlung um Deputirte nach Berlin und Frankfurt a/M zur großen großen National-Versammlung zu senden, jeder mänliche Einwohner der das 24ste Jahr überschritten hat, hat eine Stimmme, und wer  das 30ste erreicht ist wählbar.

Die Bürgerwehr exerziert jetzt tüchtig.

 

 

 

14

Jahr 1848. Cottbus.

 

Den 3ten Mai. Große Bürgerwehr-Versammlung im goldenen Ringe. Der hiesige Major Wehrmann von 2te Garde Landwehr Regiment wird, wird Commandeur der Bürgerwehr, muß aber noch dazu die Erlaubniß seiner Behörde einholen.

Inserrection im Großh. Posen. Die Insurgenten sind schon 20 000 Mann stark.

sie wirthschaften dort fürchterlich, mißhandeln und morden die Deutschen, und berauben und morden die Juden.

Preusisch Militair rückt von allen Seiten in Posen ein.

Den 10ten Mai kam Order, daß das 12te Landwehrregiment sich marschfertig halten sollte, den 11ten rückte selbiges schon aus. Auf dem Markte sah eine große Menge Menschen den Aufbruch desselben zu. Uberall trauriger Abschied. Der Marsch geht nach Posen.

 

 

 

15

Jahr 1848 Cottbus.

 

Den 16ten Mai. Die Preußen sind in [Jülland][9] eingerückt.

Den 18-20 Mai Markt in Cottbus, wegen der Unruhen war derselbe aufgeschoben worden.

Den 22sten malte ich einen Lübbener Jäger, Brustbild nach der Natur in Oel.

Den 28sten marschirten die Lübbener Jäger wieder von Cottbus ab, es heißt, nach Schlesswig.

Die Bürgerwehr besteht jetzt aus 9 Compaginen (1200 Mann). Alle Tage wird exerzirt mit Trommel und Musik. Es ist ein herrlich Leben bei dieser nahrlosen Zeit.

Den 13ten Junï Abends 6 Uhr, Ein fürchterliches Unwetter, Sturm Gewitter Hagel und Regen.

Immer noch Unruhen in Berlin.

Den 15ten Juni. Festlicher Ausmarsch der Schützengilde und der Bürgerwehr, es war ein unübersehbarer Zug, und fand allgemeinen Beifall. Nachmittag Vergnügungen der Bürgerwehr auf dem Schützenplatze, in Casino, im Bellevue  und bei Krieschens. Allgemeine Einigkeit

 

 

 

16

Jahr 1848 Cottbus.

 

Den 17ten Juni. 3ter Schießtag. ebenfals Ausmarsch der Bürgerwehr mit der Gilde. Des Abends gemeinschaftlicher Einzug in die Stadt. (1000 Mann).

Herliches fruchtbares Wetter, der Dresdner Scheffel Korn 2 rth.

Der Aufstand in Posen ist gedämpft, und die Provinz wieder unterworfen. Die Preußen ziehen sich auf Vermittlung Englands wieder aus Jütland wieder zurück.

Rußland sammelt große Streitkräfte an den deutschen Gränzen, und unterstützt mit Schweden, den Dänen

Den 18ten Juni. den 14ten Juni. Erstürmung und Plünderung des Zeughauses in Berlin durch den Pöbel. Die Bürgerwehr sah ruhig zu, die Besatzung im Zeughause 250 Mann Militair capitulirte, und zog ab.

Aufstand in Prag. Mehrtägige Gefechte der Studenten, und Bürger mit den Militair, es wird bombardirt.

Allgemein drückender Mangel wegen Arbeitslosigkeit

 

 

17

Jahr 1848. Cottbus.

 

Es wird eine Chaussee von Cottbus über Peitz nach Guben gebaut.

Aus Berlin ziehen die meisten Herrschaften, und reichen Leute, wegen der Unruhen weg, und begeben sich nach den ruhigen Dresden.

Drückendes Elend daselbst.

Den 20sten Juni. Große Rekrutirung in Cottbus

Alle Männliche Personen von 20sten-32sten Jahre müssen sich stellen.

Der Staat in dringende Geldverlegenheit.

15 Millionen sollen durch eine freiwillige Anleihe zu 5 Procent aufgebracht werden, es fällt aber schwer, der Staat hat durch seine liederliche Wirthschaft den Credit verlohren

Den 29sten. Den 25sten Juni ist ein fürchterlicher Kampf in den Straßen Paris ausgebrochen welcher schon mehrere Tage dauert. Die Nationalgarde vereinigt mit dem Militair gegen 100 000 brodlose Arbeiter.

 

 

 

18.

Jahr. 1848. Cottbus.

 

Man besorgt einen Krieg mit Rußland.

Das Vertrauen zur versammelten National-Versammlung in Berlin schwindet immer mehr

Mißhandlung mehrerer Minister von Seiten des Pöbels.

Oefterer Ministerwechsel in Berlin.

Durch die Preßfreiheit kommen jetzt sehr viel geheime Sachen an Tag, man kann das [Mustern][10] der früheren Ratsverwaltung [nur][11] verabscheuen.

Den 11ten Juli. malte ich eine Ansicht von Gr. Ohsnig in Wasserfarben (Herrsch. Hof.).

Die Chaussee über Peitz nach Guben wird gebaut. Desgleichen eine nach Muskau.

In der Spremberger Vorstadt, wird die Katholische Kirche gebaut.

Oestreich verliert seine Italienischen Besitzungen. Kampf um derselben.

Den 22sten Juli malte ich die baierschen Mädchen in Oel.

Den 23sten Ausmarsch der ganzen Bürgerwehr nach dem Exerzierplatze. Großes Schießen.

 

 

 

19

Jahr 1848. Cottbus.

 

Den 28sten Juli malte ich eine kl. Gemäldescheibe

Vertheidigung der Barrikade, am Cöllnischen Rathhause durch den Pöbel den 18-19ten März 48.

Man erblickt bei der Mondeshelle, die hoch aufgebaute Barrikade, auf welcher ein Pole auf äußerten Spitze ganz ruhig die dreifarbige Fahne aufsteckt, ohne auf das ihn gerichtete Kartätschen Feuer zu achten, der Pöbel ist beschäftigt mit allerlei Waffen, gegen das heranrückende Militair sich zu vertheidigen

Im Vorgrunde befinden sich eine Menge Knaben beim Feuer und gießen Kugeln, während ein Mädchen für Blei sorgt, und Bleifenster zuträgt, man sieht Verwundete, aus allen Fenstern, wird auf das Militair geschossen und mit Steinen geworfen. Im Hintergrunde das anwesende Militair, mit dem königl. Schlosse.

Den 6ten August. Allgemeine Huldigung des Reichsverwahrers. (Oestreich. Prinz.) in ganz Deutschland. Uberall Festlichkeiten.

 

 

 

20

Jahr 1848. Cottbus.

 

In Preußen will man von der Huldigung zwar nicht viel wissen, doch ist selbige in vielen Städten der Rheinprovinzen, Westphalen und Schlesien feierlich begangen worden. Man will dadurch ein einziges Oberhaupt in Deutschland bezweken, nun muß allen Anordnungen, und alles was bei uns unternommen wird, die Genehmigung des Reichsverwahrers eingeholt werden.

Dies ist die Vereinigung Deutschlands.

Aber wie sehr ist Preussen dadurch gesunken

Den 10ten August malte ich eine Gemäldescheibe. Angriff des Militairs auf der Barrikade am Cöllnischen Rathhause d. 18 - 19 März zu Berlin.

Der Adel ist im Preusischen Staate abgeschaft.

Den 12ten August. Immerwährende Unruhen in Berlin und andern Städten Deutschlands.

Es giebt jetzt zahlreiche Clubs.

 

 

 

21

Jahr 1848. Cottbus.

 

Ende des Waffenstillstandes mit Dänemark

Wiederausbruch der Feindsiligkeiten. Es ziehen die Bundestruppen Sachsen, Baiern Baden Würtenberger, den Deutschen in Schleßwig zur Hülfe

Der Krieg mit Dänemark wird von Preußen sehr saumselig geführt, und verräth Preußens Ohnmacht und Schwäche, man muß bei allen Sachen, erst in Frankfurt a/M bei der National Versammlung anfragen, was man machen solle, ob vorwärts oder zurückgehen. Übrigens verspricht man sich von der Nationalversammlung in Frankfurt a/M. eben so wenig, wie von der Berliner.

Die Erndte ist gut ausgefallen der Berl. Sch. Korn 1 rth. Waizen 2 rth.

Den 14ten August. Bund-Scheiben-Schießen.

die 3te und 4te Compagnie der Bürgerwehr hielt in [Bellvue] ein Vogelschießen.

Immer noch große Uneinigkeiten in Deutschland.

 

 

 

 

22

Jahr 1848. Cottbus.

 

Jetzt soll eine große deutsche Kriegs- und Handelsflotte gebaut werden. Allgemeine Sammlungen im ganzen Lande. Einige Kanonenböte sind schon erbaut worden.

In Schlesien große Hungersnoth unter den Webern.

In Cottbus ist das Bettelwesen abgeschaft worden, dagegen hört das größere Betteln, in Collniten, für Militär, Landwehr, deren Familien, Staatsanleihen Kriegsflotte u.s.w. nicht auf

Es herscht hier allgemeine dringende Geldnoth.

Die Landwehr 1stes Aufgebot ist meist wieder aus Polen zurück.

Ausbruch der Cholera in Berlin.

Den 15ten August malte ich ein Portrait.

Ein kleines Mädchen ganze Figur nach der Natur in Oel nebst Gegend. (Löbels).

Den 21sten Sontags Nachmittag hatte die Bürgerwehr Kirchenparade, nachher Ausmarsch nach dem Exerzierplatze. Exerzicium, [bivouck][12] und in freien Tanzvergnügen.

 

 

 

 

23

Jahr 1848. Cottbus.

 

Den 23sten August. Feierlicher Ausmarsch der ersten und zweiten Compagnie der Stadtwehr, nachher großes Prämienschiessen (180 Prämien) Conzert und Ball.

Alle Wochen feierlicher Ausmarsch der übrigen Compagnien.

Den 11ten Sept. die Pflaumen sind dieses Jahr außerordentlich gerathen. Berliner Scheffel 15 [xxx][13]

Abermaliger Waffenstillstand mit Dänemark auf 7 Monate. (Commandeur General Wrangel)

Auch malte ich jetzt für die Bürgerwehr mehrere einfache Scheiben.

Ungarn sucht sich von Oestreich loszureißen

Kampf um dasselbe.

Den 23sten Sept. war ich bei dem Begräbnisse des Kindes bei den H. Kaufman Wintzer.

Nachmittag machten wir nebst der Schwester des H. Wintzer einen Spaziergang, nach den Gräbern der verstorbenen Wästphäler.

Den 25sten. Den 21sten Sept. Großer Barrikadenkampf in Frankfurt a/M.

Mehrere hundert

 

 

 

24

Jahr 1848. Cottbus

 

Menschen sind geblieben. Zwei Preußs. Deputirte von der National-Versammlung. v. Auerwald und v. Lichnowscy wurden dabei jämmerlich ermordet.

Den 5ten October male ich Fräulein Wintzer Brustbild in Oel nach der Natur.

Den 8ten. In 4ten October wurde das Schloß und die Wirtschafthsgebäude des Grafen Lyner von Wilddieben demolirt, wobei sogar die Bürgerwehr half.

Unruhen in Kalau.

Den 10ten October. Cravall in Drebkau.

die Guts-Herrschaften, welche im Ottoschen Saale versammelt waren, wurden von der Bürgerwehr aus der Stadt vertrieben.

Den 12ten Unruhen in Guben, durch die Tuchmachergesellen, welche höhere Lohn haben wollten; die Bürgerwehr schritt ernsthaft ein, es fielen viele Verwundungen vor, und zwei Personen wurden förmlich mit dem Bajonett durchstochen.

 

 

 

25

Jahr 1848. Cottbus.

 

Den 14ten October. Den 6ten October. Großer Barrikadenkampf in Wien. Das Militair geht meistens zum Bürgern über, der Kaiser mußte abermals flüchten, über 500 Menschen sind geblieben, der Kriegsminister wurde vom Volke aufgehängt.

Das längst erwartete Bürgerwehrgesetz ist nun endlich von der Nationalversammlung in Berlin erschienen.

Das Bürgerwehrgesetz ward dieser Tage in Berlin auf einen Esel gebunden, und in der Stadt herumgeführt, und endlich auf den Genddarmen (markt) , unter vielen tausend Zuschauern, und Angesichts der Bürgerwehr, mit den Preußs. Fahnen verbrannt.

Den 14ten male ich das Kind des H. Michovius im Sarge liegend in Oel nach der Natur.

Den 16ten male ich Friedrich II. Brustbild in Oel.

Den 17ten male ich Napoleon. Brustbild in Oel.

 

 

 

26

Jahr 1848. Cottbus

 

Den 17ten October. Den 16ten October rebellirten die Canalarbeiter in Berlin. Sie zerschlugen eine Maschine zum Wasserpumpen, zogen hierauf in Masse nach Berlin, wo sich ihnen die Bürgerwehr entgegen stellte. Es kam zum Angriff, es wurde scharf geschossen von den Arbeitern blieben 11 todt auf den Platze, und viele verwundet.

Von der Bürgerwehr bleiben 2 todt, und 110 wurden durch Steinwürfe verwundet.

Den 19ten feierlich Begräbniß der beiden Bürgerwehrmänner, so wie auch der 11 Arbeiter, welches besonders sehr prächtig gewesen ist.

Jetzt male ich ein junges Mädchen nach ihrer Leiche. halbe Figur in Oel (.Hartmann.)

Den 21sten rückte hier ein Battalion des 20sten Regiment von Schleswig kommend hier ein, und marschirte den andern Tag nach Guben.

Den 28. Nachrichten aus Wien. Wien wird von den Oestreichischen Truppen belagert und bombardirt, die Ungarn wollen Wien zur Hilfe kommen.

 

 

 

 

27

Jahr 1848. Cottbus.

 

Den 29sten October große Bürgerversammlung im Lehmanschen Saale, wegen Besetzung der Oberbürgermeisterstelle.

Wir haben herrliche Sommerwitterung.

Heut Nachmittag großes Exercicium der ganzen Bürgerwehr.

Den 4ten Nov. male ich ein junges Mädchen Marie Hoffmann. halbe Figur, nach der Natur in Oel.

Dieser Tage machte ich einen Spaziergang nach den Branitzer Garten. Dieser hatte sich ungemein verändert, der Fürst Pückler hatte denselben sehr erweitert, und verschönert, und mit prachtvollen Anlagen versehen.

Wien wird wieder von den Oestreichern erobert und besetzt.

Den 3ten Nov. rückten 105 Mann Garde-Schützen [hier ein], die Bürgerwehr und Schützengilde marschirten dieselben bis Ströbitz entgegen.

 

 

 

 

 

28

Jahr 1848. Cottbus.

 

Den 10ten Nov. Die National-Versammlung soll nach Brandenburg verlegt werden. Proclamation des Königs. Abermaliger Ministerwechsel. (Ministerium Brandenburg) die National-Versammlung wird aus dem Sitzungssaal durch Militair vertrieben. Auflösung und Entwaffnung der Bürgerwehr in Berlin. Der General Wrangel besetzt Berlin, und droht die Ruhe, mit Waffengewalt herzustellen. Große Gährung deswegen

Den 18ten Nov. Berlin in Belagerungs-Zustand erklärt. Die National-Versammlung spricht die Steuerverweigerung aus.

Traurige Folgen davon in den Provinzen

Den 24sten Guben verweigert die Steuern, Vertreibung der Beamten daselbst, die Preußs. Adler werden herabgeworfen, und mit Füßen getreten.   Besetzung durch Cavallerie.

Düsseldorf und Erfurt in Belagerungs-Zustand erklärt.

Erste Katzen Musik in Cottbus.

 

 

 

 

 

29

Jahr 1848.

 

Große Volksversammlung in Cashino. Als Redner traten auf Dr. Bolze, Landgerichtsrath Ritter Buchhändler Meier. Der Pöbel verlangt die Steuerverweigerung, und ein Freicorps der National-Versammlung zu Hülfe.

Den 30sten Nov. male ich die verstorbene Königin Louise von Preußen halbe Figur in Oel.

Aus vielen Städten laufen Nachrichten wegen Verweigerung der Steuern ein.

Den 2ten December. Heut früh rückten ganz unverhoft die Garde-Schützen wieder aus.

Den 4ten Berlin ist jetzt ganz ruhig, die Provinzen theilweiß ebenfals

Wir haben jetzt sehr warme Witterung.

Die Provinzen fügen sich, die Steuern fortzugeben; Eine Proclamation und Bekanntmachung drängt die andere.

Cottbus trat die Steuerverweigerung nicht bei.

Die Landwehren werden im ganzen Staate einbeordert.

 

 

 

30

Jahr 1848. Cottbus.

 

Den 3ten December. Die Garde Landwehr wird in Cottbus einberufen.

Den 6ten male ich das Portrait eines Garde-Landwehrmannes halbe Figur nach der Natur in Wasserfarben.

Der König giebt eine Verfassung heraus und lößt die National-Versammlung in Brandenburg auf. Allgemeine Freude im Lande, es werden deswegen an vielen Orten Feierlichkeiten angeordnet.

So sehr man erst auf die National-Versammlung hielt, so sehr kam sie jetzt beim Volke im Verfall, besonders kam wegen ihr unnützes Debattiren nichts zustande und nun die Steuerverweigerung, welche sie aussprach, setzte der Sache noch die Krone auf, sie stürzte also das Land dadurch ins Verderben. Zahlreiche Untersuchungen deswegen finden jetzt statt, in den Städchen Dahme, kommen sogar alle Männer in Untersuchung.

Den 9ten rückte unser Baitallon Garde Landwehr nach Frankfurt a/O.

 

 

 

31

Jahr 1848. Cottbus

 

Den 15ten December. Große Freude über die verliehene Verfassung von 5ten Decembr. Die Mitglieder der National-Versammlung werden jetzt allgemein gehaßt. Sie hatte dem Staate viel Geld gekostet, und alles dem St in Aufruhr gebracht.

Alles ist jetzt ruhig, und die Ordnung wieder hergestellt. Die Unruhstifter werden zur Untersuchung gezogen.

Den 16ten malte ich die beiden Mädchen in Oel.

Den 27sten Dec. Die Weihnachtsfeiertage verlebte ich ruhig zu Hause.

Wir haben jetzt heftige Kälte.

der Berliner Scheffel Korn kostet 28 [xxx][14] Weizen 2 rth. Aepfel waren dies Jahr wenig, das Berliner [Virtel.] 14 [xxx][15] voriges Jahr 4 [xxx][16].

Den 31sten Dec. Sylvester Abend brachte ich ebenfals zu Hause zu.

 

 

 

 

 

32

Jahr 1848. Cottbus.

 

Dieses merkwürdige Jahr ist nun vorüber. Es spielt eins der bedeutensten in der Geschichte Preußens, wir haben durch die März-Revolution, Freiheit, und eine Constitution errungen, aber auch ein unheilvolles Jahr, wie viele Familien sogar Städte, sind ins höchste Elend gerathen

Handel und Wandels lag gänzlich darnieder besonders manche Geschäfte gingen ziemlich zu Grunde. Besonders fühlten es die Tischler, Goldarbeiter, und mehrere, die Luxus Artikel anfertigen. Daher ist die Auswanderung nach Amerika und Australien sehr in Gang gekommen, es werden zum künftigen Frühjahre aus den Cottbusser Kreise darhin sehr viele Familien abgehen. Was mein Geschäft anbelangt, ging es auch dies Jahr, sehr langsam, doch machte es sich noch. Der Zeichen-Unterricht ging zwar schlecht, wird sich auch nie wieder heben, da in allen Schulen jetzt etwas Zeichen Unterricht gegeben wird, daher blieb mir blos der Unterricht in Oelmalen.

 

 

 

33

Jahr 1848. Cottbus.

 

Gemälde

die ich im Jahr 1848 angefertigt habe.

 

1, Eine Ansicht des Neumarkts und der Frauenkirche in Dresden. Oelgemälde.

2, Eine Ans. des Kinhast in Schlesien. Oelgemälde.

3, Eine Partie aus der Sächsch. Schweitz. Aussicht von der hohen Liebe über Ostrau in Oel.

4, Der Arnstein in der Sächsch. Schweitz in Oel.

5, Den Raubstein in der Sächs. Schweitz in Oel.

6, Das Prebischthor in der Sächs. Schweitz in Oel.

7, Eine Madonna, Brustbild in Oel.

8, An und Aussicht der Bastei in der Sächsch. Schweitz Oelgemälde

9, Das Portrait der hochseligen Königin Louise v Preussen, halbe Figur in Oel.

10. Eine Ansicht von Neuenburg in Oel.

11, Das Portrait eines Lübbener Jäger, Brustbild nach der Natur in Oel.

12, die Baierschen Mädchen in Oel.

13. Ein Kind. (Löbels Mädchen) ganze Figur, nach der Natur in Oel, nebst Gegend.

34

Jahr 1848. Cottbus.

 

14, Eine kleine Gemäldescheibe. Barrikadenkampf am Cöllnischen Rathhause den 18ten ud 19ten März 1848 zu Berlin. Oelgemälde.

15, Eine große Gemäldescheibe. Angriff der Barrikade am Cöllnischen Rathhause den 18ten und 19ten März zu Berlin, vom Militair. Oelgemälde.

16. Das Portrait des Fräulein Wintzer, Brustbild nach der Natur in Oel.

17, Das Kind des H. Michovius als Leiche im Sarge nach der Natur in Oel.

18. Ein junges Mädchen (Hartmann) nach ihrer Leiche im Sarge, halbe Figur nach der Natur in Oel.

19, Das Portrait der Marie Hoffmann halbe Figur nach der Natur in Oel.

20. Das Portrait der hochseligen Königin Louise v Preußen, halbe Figur in Oel.

21. Das Portrait eines Garde-Landwehrmannes, halbe Figur, nach der Natur in Wasserfarben.

22 Die beiden Mädchen in Oel.

 

 

 

35

Ansichten in Wasserfarben

 

3 Ans. vor dem Sandower Thore zu Cottbus.

2 Ans. gegen Mitternacht zu Cottbus.

2 Partien vor dem Sandower Thore zu Cottbus.

2 Ans. von der Schloßkirche zu Cottbus.

2 Ans. des Königl. Land ud Stadtgerichts zu Cottbus.

1 Ans. des Hersch Hofes zu Gr Ohsnig bei Cottbus.

zusammen 12 Ansichten.

 

Diejenigen

die ich im Jahr 1848 im Zeichnen und Malen unterrichtet habe.

 

1, v. Diepow I                                                            4 Reich

2, Schulz                                                                    5, v. Diepow II

3 Molle.                                                                     6, v. List.

                                                                                   7. Pfeiffer.

 

Hinzugekommen 1848. sind.

8, Krüger                                                                    12, Wolff.

9 Hoffmann a Frankfurt a/O.                                               13, Blüttchen a Vetschau

10 v. Plötz a Spremberg.                                           14 Brückner.

11 Ring a Liberosa.

 

Erwachsene

15, Quast.                                                                  18, Fräntzel

16 Dietrich                                                                19, Roy.

17 Stahl.                                                                    20, Eccle.

 

 

 

Transkription Tanja Leistner

36

Jahr 1849. Cottbus.

 

Den 1sten Januar. früh um 11 Uhr große Parade der Bürgerwehr. Neuer Commandeur der Bürgerwehr. Lieut Keller. – der Herr Justistiarius Jahr übernahm heut die Stelle eines Magistrats Dirigenten, bis zur Einführung der Gemeinde-Ordnung. Der frühere Oberbürgermstr Römelt. wird pensionirt.

Heftige Kälte.

Den 8ten malte ich das Portrait des Fürsten Blücher v. Wahlstadt, Brustbild in Oel.

Den 17ten malte ich das Portrait eines Lübbener Jäger. (Haberland) halbe Figur nach der Natur mit einer Ansicht v. Flensburg mit Seegestade.

Den 12ten Januar wohnte ich den Stiftungsfeste des Handwerkervereins des Dr. Bolze bei, wobei ich viel Vergnügen hatte, und mit H. Kaufman Wintzer und Heintze des Guten etwas zu viel that. Die Nacht um 1 Uhr kam ich wieder nach Hause, wo ich auch noch mit einer Person eine kurze Unterhaltung hatte.

 

 

 

37

Jahr 1849. Cottbus.

 

Den 22sten Januar. Große Abgeordnetenwahl zu den beiden Kammern. Da die vorjährige National Versammlung in Berlin und Brandenburg ihren Erwartungen nicht entsprach, so wurde sie, wie bekannt, vom Könige aufgelößt. welcher auch zugleich eine Verfassung herausgab. Diese Verfassung soll nun von den vom Volke gewählten Abgeordneten der 1sten und 2ten Kammer revedirt, und auch das allgemeine Wohl des Landes berathen werden. Diese Wahl umfaßt hier 3 Kreise nemlich, Cottbus, Kalau ud Spremberg. Um die Ruhe bei der Wahl zu sichern, rückten auch 150 Lübbener Jäger und 20 Husaren hier ein, welche den andern Tag wieder abmarschirten.

Den 5ten Febr. kamen die Wahlmänner von Kalau und Spremberg hierher, um eine engere Wahl zu veranstalten. Heute rückten die 150 Jäger und 20 Husaren hier ein, nicht wie aber angegeben den 22sten Januar.

 

 

 

38

Jahr 1849. Cottbus.

 

Die Garde Landwehr. (Cottbusser) ist von Frankfurt wieder zurück, und bis auf 100 Mann welche hier stehen bleibt, wieder entlassen

Den 7ten malte ich das Herrschaftl. Gebäude in Papitz, nach der Natur in schwarzer Tusche.

Den 8ten Febr. war Extra Conzert mit nachherigen Tanzvergnügen im Ringe, von der neu organisirten Musikgesellschaft. Ich wohnte dasselbe mit bei, tanzte auch einige mal mit meiner Köchin Marie Hoffmann.

Gegen 1 Uhr gingen wir nach Hause. saßen einige Stunden noch bei einander, wo es zu gegenseitigen Erklärungen kam.

Den 9ten malte ich das Stück, die beiden Mädchen. Oelgemälde

Den 12ten Febr. malte ich eine Ansicht der Stadt Schneeberg in Oel.

Neue Organisation der Bürgerwehr, neue Wahl der Führer.

Den 15ten malte ich das Stück die Suppentaufe in Oel. Eine Köchin hatte ihren Liebhaber einen Soldaten, in ihre Küche genommen, und giebt ihn von der Suppe, welche für die Herrschaft bestimmt ist, indessen sie die

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

übrige Suppe mit Wasser verdünt, um damit das Fehlende nicht bemerkt werden soll, bei welcher Taufe sie von den eintretenden Kammerdiener ertapt wird.

Den 25sten Februar Nachmittag um 4 Uhr feierte ich mit der Marie Hoffmann in Beisein mehrerer Bekannten und Freunde meine Verlobung. Früh hatte ich mir das JaWort geholt. Sontag 10 Uhr.

Den 8ten März malte ich das Stück. die Seifenblasen. Ein Paar niedliche Kinder an ein Laubenfenster sitzend beschäftigen sich mit Seifenblasen.

Die halbe Januar und ganze Febr waren ganz gelinde, dagegen haben wir jetzt Kälte und Schnee. und immer viel Sturm.

Der Wacht- und Patrullendienst hat bei unserer Bürgerwehr aufgehört.

Den 20sten März malte ich die Suppentaufe noch einmal ebenfals in Oel.

Den 24sten malte ich das Portrait meiner Mutter in Oel, Copie von einen größeren Gemälde in Brustbild.

 

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

Hartnäckiger Krieg Oestreich mit Ungarn, die Ungarn sind in Vortheil, obgleich ein russisches Hilfskorps in Siebenburgen eingerückt ist. Es fallen solche Scenen, wie im dreißigjährigen Kriege vor.

In Frankfurt a/M ist von der dortigen National-Versammlung nach vielen Debatten und Streitigkeiten der König v Preussen zum Kaiser der Deutschen gewählt worden.

Oestreich hat sich jetzt ganz von Deutschland getrennt.

Den 30sten Maerz. Dänemark hat den Waffenstillstand am 26sten März gekündigt. Anfang der Feindseligkeiten.

Den 1.-2 sten April. Deutsche Truppen aller Gattungen als Baiern, Sachsen, Baden, Hessen, und Würtenberger ziehen nach Schleswig.

Den 8ten 1ster Osterfeiertag.

Den 2ten Osterfeiertag war ich mit meiner Braut auf dem Schießhause.

Den 12ten April. Deutsche Truppen erobern bei Eckenförde von den Dänen, ein Schiff,

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

ein Linienschiff und eine Fregatte geht den Dänen dabei verloren, die Fregatte wurde stark beschädigt, das Linienschiff wurde in die Luft gesprengt.

Den 15ten April. Markt-Sontag. Unser erstes Aufgebot in der Kirche.

Wir genießen die schöne Zeit mit häufigen Spaziergängen.

Den 22sten Immer unbeständige Witterung viel Regen und heute fiel auch Schnee.

Der König lößt die Kammern auf.

Den 29sten April. Sontag. Unser Polterabend, wir waren einige 60 Personen beisammen, recht lustig, tanzten bis früh, auch wurde meine Braut recht sehr beschenkt. Von meinen Verwandten ließ sich niemand sehen, desto mehr wurden wir von Fremden beehrt.

Den 30sten Ruhetag.

Den 1sten Mai. Unser Trauungstag. Nachmittag um 2 Uhr. die Kirche war gedrängt voll Zuschauer, man hatte alles mit Blumen bestreut und der H. Pred. Berger hielt die Trauungsrede.

 

 

 

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

Die übrige Zeit verbrachten wir heiter und vergnügt, mit mehreren guten Freunden und tanzten bis Nachts 2 Uhr.

Den 5ten Mai. Die Sächsische Post blieb aus.

Den 3. und 4.  Mai Barrikadenkampf in Dresden, der König flüchtet auf den Königstein.

Der Kampf der größeren Fürsten Deutschlands gegen die von der National-Versammlung zu Frankfurt a/M beschlossene Verfassung fängt jetzt schon an, eine ernste blutige Gestalt zu gewinnen. – In Dresden, wo der König, wie bei uns, seine Kammern aufgelößt hatte, indem dieselben die Zeit mit unnützen Hin und Heerreden, Zanken und streiten verbracht, schritt, das Volk Anfangs zu bitten und Vorstellungen, hernach zu den Waffen. Der König ist nach der Festung Königstein entflohen, eine provisorische Regierung ist eingesetzt und der Kampf zwischen Bürgern (besser gesagt der Pöbel) und Soldaten wüthet auf den Straßen und zwischen den Barrikaden. Preußs. Militair ist eingerückt und hielft kämpfen. Aus den Lande selbst

 

 

 

 

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

kommen mehrfach bewaffnete Zuzüge nach Dresden um den Pöbel zu helfen. Noch schwankt der Kampf, welcher schon mehrere Tage dauert, er wird aber durch die noch immerfort nachrückenden Preusischen Truppen vielleicht bald sein Ende gewinnen, das alte Opernhaus wurde dabei in Brand gesteckt, der Zwinger theilweise zerstört und verbrannt. Die nächsten Tage werden uns wichtige Ereignisse bringen.

Ende des sechstägigen Barrikadenkampfs in Dresden.

Den 8ten Mai. Barrikadenkampf in Leipzig.

Den 9ten Mai. Den 6 und 7 Mai Barrikadenkampf in Breslau.

Den 14ten Barrikadenkampf in Elberfeld, Düsseldorf und Iserlohn.

Die Landwehren in der Rheinprovinz und Westfhalen verweigern den Dienst und treten feindlich auf, sie respektiren blos die Frankfurter National-Versammlung. Es ziehen jetzt Truppen nach den Rhein, um die Ungehorsamen wieder zum Gehorsam zu bringen.

Den 12ten Mai. Alle Landwehren wurden jetzt einbeordert.

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

Den 14ten Mai. Die Garde-Landwehr bei uns wird ebenfals einbeordert.

Die Ungarn sind siegreich, stehen bei Presburg, die Russen ziehen den Oestreichern zu Hilfe.

Den 16ten Mai. Die Preußen besetzen die meisten Städte in Sachsen.

Ich male das Portrait des Königs Fried Wilh III Brustbild in Oel.

In meinen Ehestande gefällt es mir außerordentlich, wir gehen sehr häufig spaziren, und machen jetzt immer noch Aufsehen.

Die Reichsversammlung in Frankfurt a/M hat beschlossen ein Reichsheer zusammenzuziehen und gegen Preußen kriegerisch aufzutreten.

Die Rheinländer in Aufstand. Baden wird als Republik erklärt, der Grosherzog muß flüchten.

Den 20sten Mai. Ich male das Stück, der kranke Hund in Oel.

Die verbündeten deutschen Truppen sind in Jüdland eingerückt, und bombardiren Fridericia.

Den 27sten Mai. Die Pfingstfeiertage habe ich recht heiter mit meiner lieben Frau verbracht.

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus. Peitz.

 

Den 28sten 29sten ud 30sten Mai. die Schießtage.

Den 8ten Juni. Die Preußs. Rheinprovinzen sind jetzt wieder zur Ruhe gebracht worden.

Preußs. Truppen marschiren jetzt nach Baden worunterbei auch das 12te Landwehr Regiment worunter die Cottbusser gehören; um die Ruhe wieder herzustellen.

Den 11ten Juni machte ich eine Partie nach Peitz.

Die Reichsversammlung zu Frankfurt a/M ist aufgelößt, die meisten Deputirte sind von ihren Staaten zurückberufen, der Rest der Versammlung begiebt sich nach [Stuttgard], um dort [pre] Sitzungen zu halten.

Preußen, Sachsen und Hanover haben sich vereinigt, man hofft, das die andern Fürsten Deutschlands beitreten werden.

Den 14ten Juni machte ich eine Partie nach Spremberg.

Ich male das Stück. Judith enthauptet den Holefernis in Oel.

Den 21sten malte ich das Fabrikgebäude des H. Hoffmann. in Galinchen nach der Natur in Wasserfarben.

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

Den 26sten Juni. malte ich das getheilte Frühstück in Oel.

Jetzt male ich das Fabrikgebäude des Herrn Hoffmann in Galinchen noch zweimal in Wasserfarben.

Den 3ten Juli veränderte ich meine Wohnung ich zog nach der Sandower Straße.

Den 10ten malte ich die Gemäldescheibe des H. Berg. Schlacht und Einnahme von Schleswig durch die Preusischen Truppen. Eigne Composition, in Oel.

Den 25sten gegen Abend schlug ein Wetterstrahl mit starken Krachen in den Schornstein der [Scpinnfabrik] auf den hiesigen Schlosse zündete das Scharwerk des Daches, und fuhr in Keller, der Brand wurde sogleich gelößht.

Den 29sten früh um 5 Uhr brannten in Brunschwig 2 Wohnhäuser ab, wobei eine Frau mit den Retten ihrer Sachen beschäftigt, dabei verbrannte.

Den 27sten hatte die 5te Compagnie der Bürgerwehr, wo ich jetzt dazu gehöre, Ausmarsch, Schießen und Ball, ich wohnte dasselbe mit bei.

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

Abermaliger Waffenstillstand mit Dänemark.

Die Preusischen Truppen haben auch in Baden nach hartnäckigen Kämpfen die Ruhe wieder hergestellt.

Unsere Garde-Landwehr, welche bis jetzt in Wittenberg stand, befindet sich jetzt in Dresden, wo es ihr sehr gefällt.

Den 1sten Juli. Die Ruhe im Preusischen Staate ist nun gänzlich wieder hergestellt. Es werden nun viele hohe Personen, besonders von der vorigen National-Versammlung zur Untersuchung gezogen, besonders auch diejenigen, die die Steuerverweigerung ausgesprochen haben.

Den 10ten Juli. Jetzt male ich die Gemäldescheibe des H. Berg. Die Schlacht und Einnahme von Schleswig durch die Preusischen Truppen. Eigne Composition in Oel.

Den 25sten August. Mein Geburtstag. Meine liebe Frau überraschte mich durch eine Ehrenpforte, welche sie recht zierlich über den Sopha gebaut hat, und sprach ein schönes Gedicht, wo wir dann den Abend [recht] Familie zubrachten.

 

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

Den 28sten August malte ich eine kleine Gemäldescheibe die Vertreibung der National-Versammlung aus den [Milenschen] Saal zu Berlin durch Militair.

Den 29sten malte ich das Berliner Thor zu Cottbus nach der Natur in Oel.

Den 30sten malte ich das Stück, die Uberraschung in Oel.

Ein Ritter übersch überrascht eine junge Dame beim Briefschreiben.

Jetzt male ich mehrere ungarische Freiheitskämpfer in Wasserfarben, als das Portrait von den General Bern, Koshut, Dembinsky, Gorgey und Perczel.

Den 1sten Sept. Die Landwehr 12te Regiment ist größtentheils aus Baden zurück, und trägt zum Andenken dieses Feldzuges ein vom Großherzoge v Baden, verliehenes gelbes Ordensband. Der Sohn des H. Rittmeisters v Maschwitz auf Wintdorf von den Husaren ist in Baden geblieben.

Den 6ten Sept. hielt das Schwurgericht hier die erste öffentliche Sitzung, 50 Jäger kamen von Lübben zur Besatzung hierher.

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

Den 12ten Sept. wurde ein gewisser Werthchen von dem hiesigen Gerichte zum Tode verurtheilt wegen Verbrechen eines Mordes.

Den 14ten malte ich das Stück. Der Uberfall der Räuber. Italienische Scene in Oel.

Den 16ten malte ich die Beichte des Räubers in Oel.

Ungarn ist durch Rußland Macht wieder in Oestreichischen Händen, die Generäle der Ungarischen Armee, haben sich aufs Türkische Gebiet geflüchtet, wo sie der Sultan in Schutz nimmt.

Auch der Pabst ist jetzt wieder in Rom.

Den 20sten malte ich das Stück, der Briefwechsel in Oel.

Den 24. malte ich das Stück. Männer gerathen in einer Schenke in Streit. Oelgemälde

Den 26, das Stück. Die Abreiser, ebenfals in Oel.

Den 3ten October. Es herscht hier eine schreckliche Brechruhr. (Cholera.) In einigen Stunden erfolgt der Tod. In klein Ströbitz starben in einigen Wochen 17 Personen, manche Häuser sind ganz ausgestorben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

4ten October. malte ich Napoleon, Brustbild in Oel.

6ten malte ich eine Ansicht eines Pommerschen Dorfes in Wasserfarben.

8ten malte ich die Todesbotschaft in Oel.

Das hiesige Rathhaus, wird theilweise abgerissen, und einige Säle gebaut, wo kunftig das Schwurgericht ihre Sitzungen halten soll.

Den 5ten kam die GardeLandwehr von Torgau zurück, sie wurde von der Schützengilde und Magistratspersonen feierlich eingeholt, auch in Drebkau ist die Garde festlich empfangen worden.

Den 10ten malte ich 2 Ansichten der Gräber der im Jahr 1813 erschossenen Westphäler in Oel.

Den 15ten October. Bis jetzt. also 3 Wochen sind in Ströbitz 34 Personen gestorben.

Den 20sten malte ich das Portrait meiner Frau, Brustbild in Oel, nach der Natur

Den 25sten malte ich mein eignes Portrait Brustbild nach der Natur in Oel.

Schreckliches Sterben in Burg. Leipe, besonders in Lübbenau an der Cholera.

In Lubbenau sterben täglich 20 bis 30 Personen

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

Grausame Hinrichtungen in Ungarn durch die Oestreicher.

14ten Nov. Heftige Kälte und viel Schnee.

15 bis 16 Grad. Auflösung der Bürgerwehr.

Den 26sten. malte ich Napoleons Abschied von seiner Familie in Oel.

Den 29. malte ich das Stück. Benoni und Leila oder der Mensch denkt, Gott lenkt. in Oel.

Den 2 December. malte ich, Unterhaltung zweier Berliner Eckensteher bei einer Flasche Brantwein in Oel.

Den 20sten Abermalige Sitzung des Schwurgerichts zu Cottbus. Politische Prozesse.

Den 26sten Dec. Die Weihnachtsfeiertage habe ich mit meiner lieben Frau recht angenehm verbracht.

Den 31sten Sylvesterabend, war ich bei meinen Schwiegereltern, wo wir den Abend ebenfalls angenehm verbrachten.

Das jetzt verflossene Jahr 1849. kann ich eins zu meinen schönsten zählen,

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

welches ich sehr angenehm mit meiner lieben Frau verlebt habe, besonders war uns der Sommer sehr angenehm, wo wir häufige Spaziergänge machten.

Dies Jahr ging es mit der Arbeit etwas besser, wie im vorigen Jahre, besonders die hiesigen Tuchmacher hatten guten Absatz, es konnten die Fabrikate trotzt der Maschinen nicht hergestellt werden. es wurde Tag und Nacht gearbeitet, es fehlte sogar an Leuten.

Meine Einnahmen waren mir nicht so recht zufriedenstellend, dagegen die Ausgaben bedeutend waren

 

 

 

 

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Jahr 1849. Cottbus.

 

Gemälde

die ich im Jahr 1849 angefertigt habe.

 

1, Das Portrait des Fürsten Blücher v Wahlstadt Brustbild in Oel.

2, Die Suppentaufe in Oel.

3, Das Portrait eines Lübbener Jäger (Haberland) halbe Figur in Oel, Im Hintergrunde eine Ansicht v Flensburg.

4, Ein Ansicht der Stadt Schneeberg. in Oel.

5, Die beiden Mädchen in Oel.

6, Die Seifenblasen in Oel.

7, Die Suppentaufe in Oel.

8, Das Portrait meiner Mutter, Brustbild, Copie nach einem größeren Gemälde in Oel.

9, Das Portrait des Königs Fried. Wilh IV. König v Preussen, Brustbild in Oel.

10, Der kranke Hund in Oel.

11, Judith enthauptet den Holefernes in Oel.

12, Eine Gemäldescheibe. Die Schlacht und Einnahme v Schleswig. Eigne Composition in Oel.

13, Das getheilte Frühstück in Oel.

 

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Jahr 1849. Cottbus

 

14, Eine kl. Gemäldescheibe. die Vertreibung der National-Versammlung aus den [Milenschen] Saale zu Berlin. Oelgemälde.

15, Das Berliner Thor zu Cottbus nach der Natur in Oel.

16, Die Uberraschung in Oel.

17 Das Portrait des Polnischen Generals

                        Dembinsky

18        [17]         Bern.

19.       [18]         des Ungarischen Generals                in Wasserfarben

                                   Koshut.

20,       [19]                     Gorgey.

21        [20]                     Perczel.

22. Den Uberfall der Räuber in Oel.

23, Die Beichte des Räubers in Oel.

24. Der Briesterwechsel in Oel.

25, Männer im Streit in Oel.

26, Die Abreiser in Oel.

27, Portrait des Kaisers Napoleon. Brustb. in Oel.

28, Die Todesbotschaft. in Oel.

29,       Zwei Ansichten der Gräber, der im Jahr 1813

30,       erschossenen Wästphäler.

55

Jahr 1849. Cottbus.

 

31, Das Portrait meiner Frau, Brustbild, nach der Natur in Oel.

32, Mein eignes Portrait, Brustbild nach der Natur in Oel.

33, Napoleons Abschied von seiner Familie in Oel,

34, Benoni und Leila. in Oel.

35, Zwei Berliner Eckensteher.

 

Ansichten in Wasserfarben

 

Das Herrschl. Schloß in Papitz nach der Natur mit schwarzer Tusche.

Drei Ansichten des Fabrickgebäudes des H. Hoffmann zu Galinchen nach der Natur.

Eine Ansicht eines Pommerschen Dorfes.

 

 

 

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Diejenigen

die ich im Jahr 1849 im Zeichnen und

Malen unterrichtet habe.

 

                                               1849 hinzugekommen

1, Krüger                                                        5, Koppe

2 Wolff                                                           6, Klingmüller

3 Blütchen a Vetschau.                                 7, Hoffmann a Frankfurt a/O.

4, Brückner                                                    8 Knöchel

                                                                       9 Geissell aus Bilow bei Spremberg.

 

 

Erwachsene

Dietrich                                                          Metke

Fränzel                                                                       Quast

Roy.                                                                Koblick

Eyle                                                                Kriesche.

 

 

 

 

 

 

 

 

                       Das Jahr 1850

 

Datei 168 bis 181

 

Transkription Udo Bauer (Oktober 2016)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 

Jahr 1850. Cottbus

 

Den 8 ten Januar malte ich das Stück. Die erste

Liebe in Oel.

Den 16 ten. male jetzt eine Ansicht v Cottbus gegen

Mitternacht nach der Natur in Oel.

Den 29. Heftige Kälte. (22 Grad)

Den 5 – 8 Febr. Sehr groß Wasser. Die Schnei „

demühlbrücke wurde vom Strome fortgerissen.

Ein Arm der Spree geht durch Sandow, wo

Das Wasser großen Schaden anrichtete, das

wurden die Dörfer Scadow und Frauendorf

sämtlich unter Wasser gesetzt.

Den 8 ten malte ich das Stück. Der Männer“

streit. Spanische Scene in Oel.

Den 26 früh brannte in Brunschwig eine

Scheune ab.

Den 27 ten malte ich das Portrait  des Kürschner

Schulz. Brustbild nach der Natur in Oel.

Jetzt haben wir sehr warme Witterung

Den 5 ten März früh um 1 Uhr brannte in

Brunschwig der Gastwirth zum Stern nebst

Ställe gänzlich ab.

Den 22. Jetzt haben wir viel Schnee.

Den 28 ten Maerz. Grüne Donnerstag. Wurde

meine liebe Frau Abends 6 Uhr von einen

gesunden Mädchen glücklich entbunden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2 

Jahr 1850. Cottbus.

 

Den 1 ten Osterfeiertag. 31. ten März gab es gefrorne

Fenster.

Immer noch kalte Witterung.

Den 3 ten April malte ich eine Madonna mit den

Christuskind (Schon milthätig) in Oel.

Den 14 ten April wurde meine kleine Tochter

getauft, und erhielt die Namen Wilhelmine Bertha

Louise. Patenstelle vertreten. Frau Fleischer.

Handlungs-Commis Heintze, Lithograph Metko

H. Lehmann. Fräul Kubeng und Fräul Herms „

dorf. Wir waren recht vergnügt beisammen,

und tanzten bis 1 Uhr Morgens.

Jetzt haben wir 2 Morgen Ackerland

gepachtet, die Hälfte Kartoffelland, und die

andere Hälfte, zum Grünzeugbau.

Jetzt haben wir etwas warme Witterung.

der Wehrbau bei der Schneidemühle macht

viel Arbeit, die Spree mußte abgeleitet

werden, der Mühlgraben liegt trocken.

Den 12 ten Mai malte ich das Portrait der

Madam Schulz. Brustbild nach der Natur

in Oel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3 

Jahr 1850. Cottbus.

 

Den 19 ten Mai. 1 ste Pfingstfeiertag

den 22.   1 ste Schießtag. Ausmarsch der Schützen „

gilde. Ich besuchte diesmal das Schießen nicht,

sondern beschäftige mich auf den Acker, welches

mir sehr viel Vergnügen macht.

Den 23 ten Attentat auf Sr.Maj. den König.

Als der König Mittag um 12 Uhr nach Potsdam

fahren wollte, schoß ihn ein ehemaliger Feuer „

werker von der Garde Atellrie Joseph

Sefeloge, ein Pistol auf ihn ab. Der König wurde

am Arm verwundet.

Den 31 ten malte ich eine kl. Gemäldescheibe

worauf eine Gruppe Brustbilder kam, in Oel

Eigne Composition

Den 3 ten Juni hatten wir ein sehr schweres

Gewitter, ein Wetterstrahl beschädigte die

Spitze des Schloßthurms.

Alle Abende befinde ich mich in die Kraut „

gärten, wo ich meine angenehme Beschäftigung

habe,

Auch haben wir unsre herzliche Freude an

unser niedliches Luischen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4 

Jahr 1850. Cottbus.

 

Den 5 ten Juni. malte ich eine kl. Gemäldescheibe

Barrikadenkampf in Dresden. Preuß. Truppen

und Sächsische Artellerie beschießen eine Barrikade

Eigne Komposition in Oel. (Scene im Mai 1849.)

Den 10 ten malte ich eine große Gemäldescheibe

Napoleons Flucht in der Schlacht bei Waterlow.

in Oel.

Den 25 ten malte ich die zweite große Gemälde „

scheibe. Eine Lagerscene der Ungarn im

Oestreichischen Kriege 1849.

Den 26 ten brach in der Roßstraße bei den

Tischlermstr Hunger Feuer aus, und zerstörte

den Oberstock seines Wohnhauses.

Den 20 ten August rückten 2 Schwadronen von

Großherzogl. Badenschen 3 ten Reiter Regimente

hier ein, sie wurden vom Magistrat, Schützen „

gilde, und Bürgerschaft bei dem Dorfe Ströbitz

festlich eingeholt, und bewirthet, Sie bleiben

einweilen als Garnison in Cottbus  stehen.

Im vorigen Jahre brach in Baden eine

Revolution aus, der Großherzog mußte

flüchten, das Militair ging zum Volke über.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5 

Jahr 1850. Cottbus.

 

Preußische Truppen stellten die Ruhe wieder her,

besetzten ganz Baden und  die Badenschen Truppen

wurden zur Strafe nach Preußen verlegt.

Den 22 Sept. Sontag früh um 2 Uhr brante

das Gebäude auf der hiesigen Amtsspinnerei

worin sich der Dampfkessel befindet, gänzlich

nieder.

Den 26 ten malte ich das Porträt Friedrich II

Brustbild in Oel.

Den 29 ten Sontag Nachmittag brannten in Ströbitz

bei der Schenke einige Ställe nieder.

Bei der sehr fruchtbaren Witterung, welche

wir dieses Jahr hatten, lohnte das Korn, des

gleichen auch die Kartoffeln nicht zum besten.

Das Korn stieg daher im Preise. Der Berl.

Scheffel 1 rtl. 15 sg. Kartoffel 15 sg.

Den 10. ten October marschirten die Badenschen

Truppen wieder ab, der Marsch ging nach

Magdeburg. Sie werden allgemein be „

dauert. Es waren alles sehr hübsche Leute,

und besonders die Officire mit den

Bürgern sehr gefellig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6 

Jahr 1850. Cottbus.

 

Den 16 ten malte ich Napoleon. Brustbild in Oel.

Den 20 ten malte ich das Stück. Der Räuber im Gewitter

in Oel.

Die hiesige römische Katholische Kirche wurde

in diesen Tagen vollendet, und heute früh

den 27 ten October feierlich eingeweiht, die ganze hisige

Evangelische Geistlichkeit wohnte selbiger mit bei.

Den 28 ten malte ich das Stück. Christus über „

reicht den Petrus den Schlüssel des Himmels

in Oel.

Den 4 ten Nov. malte ich den Saint Charles,

halbe Figur in Oel.

Den 7 ten malte ich die St. Barbara, halbe

Figur in Oel.

Den 8 ten Nov. Die ganze Preuß. Armee wird

mobil gemacht. Alle Landwehren 1ten Aufgebots

und auch zum Theil 2 ten Aufgebots  erhielten

Orders.

Den 15 ten ging unsere Landwehr 12 ten Regiment

nach Posen ab.

Allgemeine Traurigkeit

Die Garde Landwehr 1 te Aufgebot kam heute hier 1300 Mann

stark, hier zusammen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7 

Jahr 1850. Cottbus.

 

Viele Pferde werden jetzt ausgehoben.

Der Krieg mit Oestreich, Baiern und Würtenberg

scheint unvermeidlich.

Den 16 ten Nov. malte ich eine Partie von Montjoe *

bei  Achen in Wasserfarben.

Den 17 ten malte ich das Brautpuquet. halbe

Figuren in Oel.

Den 20 ten Ich male eine Madonna mit den

Christuskinde nach Murillo. In Oel.

Den 23 ten Nov. Heute früh um 7 Uhr rückte unsere

Garde – Landwehr aus, wie es heißt nach Cüstrin

Trauriger Abschied. Superindentend Seegemund

hielt, umgeben von der ganzen hiesigen Geistlich „

keit, die Abschiedsrede.

Nachmittag rückte ein Battaillon vom

12 ten Landwehr Reg . (Sorauer) hier ein (wobei sich

die Cottbusser befinden.) hielten hier Rasttag, und

marschirten den 26 ten früh wieder ab, um die

Dörfer Burg und Werben zu besetzen.

Den 26 ten rückte wieder ein Bat. vom 12 ten

Landwehr Reg. (Crosner). hier ein, Nach „

mittag eine Schwadron Ulanen.

Dem 27 ten marschirte das Bat. 12 te L.Reg

 

 

*Monschau (bis 1918 Montjoie, am 9. August 1918 Änderung des Namens durch kaiserlichen Erlass in Monschau) ist eine Stadt an der Rur in der Eifel. Sie liegt in Nordrhein-Westfalen und gehört zur Städteregion Aachen. Die Stadt liegt zwischen den Berghängen des Naturparks Hohes Venn-Eifel in der Rureifel.

Quelle : Wikipedia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

8 

Jahr. 1850. Cottbus.

 

(Sorauer)Crosner wieder ab, Mittag rückte ein Bat.vom

24 ten Landw. Reg. hier ein.

Die Geschäfte gehen jetzt ganz schlecht, die

Lebensmittel steigen im Preise. Kartoffel

waren jetzt immer der Dresdner Scheffel

25 sg. jetzt 1 rtl. 10 sg. Korn 4 rtl.

Den 28  Nov. kam wieder eine Schwadron

Uhlanen, und 2 Bat. vom 24 ten Landwehr Reg.

(Havelberger und Prenzlower) hier an.

Den 1 ten December. marschirten das Militair

wieder ab.

Den 3 ten kam ein Bat. des 21 ten Landw. Regiment

(Pommern) hier an, und blieben bis auf weite „

re Order hier stehen.

Auch die Mieths-Bewohner in Cottbus erhalten

jetzt ebenfals Einquatierung.

Den 5 Dec. Heute rückte unsre Garde „

Landw. II te Aufgebots, welches ebenfalls ein „

beordert war, von hier aus, der Marsch

geht nach Torgau.

Den 6 ten kam ein Bat. des 21 Landw. Regiment

Pommern hier durch, und besetzte einige

umliegende Dörfer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9 

Jahr 1850. Cottbus.

 

Den 7 ten Decembr. rückte ein Bat. das 21 te Linien Infant.

Reg. (Pommern) mit herrlicher Musik hier ein,

und später ein Bat. des 21 ten Landw. Reg.

welches letztere einige Dörfer besetzte.

Den 8 ten rückten  3 Compagnien Jäger von

Der 2 ten Abtheilung Jäger mit Musik (Greifswalde)

hier ein

den 12 ten rückte das Bat. des 21 ten Landw. Reg.

und das Bat. Linien Infant. Reg. (Pommern.)

welche seit 10 Tagen hier gestanden, wieder

aus, und besetzten die Dörfer. Papitz

Kunersdorf u dgl.

Das eben erwähnte Bat. 21 te Landw. Reg.

hatte sich in Cottbus sehr schlecht betragen, eine

Menge Diebsstähle begangen Excess verübt.

Fenster eingeschlagen, Unzufrieden mit Essen

und Trinken, und dgl. mehr.

Den 12 ten Mittag rückte ein Bat. des 19 Infant.

Reg. hier ein, welches den 15 ten wieder aus „

rückte

Es ist jetzt gar nicht so, als wenn wir

bald die Weihnachtsfeiertage hätten, und

niemand hat viel zu thun; blos diejenigen

welche, Getränke und Lebensmittel zu ver

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10 

Jahr 1850. Cottbus.

 

kaufen haben, machen jetzt gute Geschäfte.

Auch einen sehr nassen Herbst haben wir,

den seit vielen Wochen haben wir alle

Tage Regen, daher Schnupfen und Husten jetzt

sehr an der Tages-Ordnung ist.

Den 15 ten Dec. rückten 2 Bat. des 19 ten Infant.

Reg. mit Musik hier ein, welche den andern

Tag wieder abmarschirten.

Den 16 ten rückten ein Bat von 7 und 1 Bat von

18 ten Linien Infantrie Reg. hier ein welche

den andern Tag wieder abmarschirten.

Den 17 ten rückte das 2 te und 3 te Bat. des

18 Linien Infant. Regiment hier ein, welche

den folgenden Tag wieder abmarschirten.

Den 18 ten rückte 1 Bat. des 7 ten Infant. Reg.

hier ein, und marschirte den andern wieder

ab.

Den 27 ten rückten 1. Bat. das 21 ten Landw. und

1 Bat das 21 Linien Inf. Reg. (Pommern)

hier wieder ein, welche die Dörfer in unserer

Gegend besetzt hatten, marschirten den an „

dern Tag aber wieder ab.

Den 28 ten rückten wieder 1 Bat des 21 ten Landw.

und 1 Bat des 21 ten Linien Inf. Reg. hier ein

welche ebenfalls den andern Tag wieder ab „

marschirten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11 

Jahr 1850. Cottbus.

 

Den 29 ten rückten 1 Bat. des 14 ten Inf. Reg. und den

30 ten December wieder 1 Bat. des 14 ten Inf. Reg mit

Musik hier ein, welches bis zum 9 ten Jan 51

hier stehen bleiben soll.

Eine allgemeine Kriegssteuer ist ausgeschrie „

ben, wo die Stadt Cottbus über 2000 rtl. bis

zum 19 ten December an die Kreiskasse einzu „

zahlen hat

Die Elementarschule, das Bürger Hospital,

werden zu Krankenhäusern eingerichtet.

Den 31 ten rückte 1 Kompagnie des 14 ten Landw. Reg.

und eine Batterie vom 2 ten Artillerie Reg.

(Stettin) hier ein, welche bis zum 11 ten Jan. 51.

hier stehen bleiben.

Den Abend. (Sylvesterabend) brachte ich bei

meinen Schwiegerältern zu, wo wir bis nach

Mitternacht bei einen Glase Punsch recht lustig

und vergnügt waren. Auch unsere Einqua „

tirung, einen Sergeanten von 2 ten Artellerie

Regimente (Stettin wurde dazu eingeladen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

12 

Jahr 1850. Cottbus.

 

Gemälde

die ich im Jahr 1850 angefertigt habe.

1, Die erste Liebe in Oel

2, Eine Ansicht v Cottbus gegen Mitternacht nach der

    Natur in Oel.

3, Männerstreit, Spanische Wirthshausscene in Oel.

4, Das Portrait des Kürschnermstr. Schulz Brust „

     bild nach der Natur in Oel.

5, Eine Madonna mit den Christuskinde in Oel.

6, Das Portrait der Mad. Schulz Brustbild nach der

    Natur in Oel.

7, Eine kleine Gemäldescheibe. Eine Gruppe Köpfe „

    eigne Composition in Oel.

8, Eine kl. Gemäldescheibe. Barrikadenkampf zu

     Dresden 1849. Eigne Composition in Oel.

9, Eine gemäldescheibe. Napoleons Flucht in der

    Schlacht bei Waterlow. in Oel.

10, Eine Gemäldescheibe. Ungarische Lager-scene

       aus den Kriege gegen die Oestreicher im

       Jahr 1849 in Oel.

11, Friedrich II. Brustbild in Oel.

12, Das Brautpuquet in Oel.

13, Eine Madonna mit den Christuskinde nach

       Murillo in Oel.

14, Eine Partie in Montjoi bei Achen in Wasser „

       farben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

13 

Jahr 1850. Cottbus.

 

15, Napoleon, Brustbild in Oel.

16, Den Räuber im Gewitter in Oel.

17, Christus überreicht Petruse die Schlüssel

       des Himmelreichs. Oelgemälde.

18, Saint Carles, halbe Figur in Oel.

19, Sainte Barbe, halbe Figur in Oel.

 

Diejenigen

die ich im Jahr 1850 in Zeichnen und Malen

unterrichtet habe.

1, Krüger.                   1850 hinzugekommen.

2  Koppe.                    5, Obiger.

3  Klingmüller            6, Schulze

4  Knöchel.                 7, Baumert.

                                     8  Vetter.

                                   9  Groger.

 

Erwachsene

Dietrich, Fränzel, Metke, Krieschke.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

14 

Jahr 1850. Cottbus.

 

Im Allgemeinen ist das verflossene Jahr

im Geschäft nicht so schlecht bei mir gewe „

sen ich hatte eine ziemlich gute Einnah „

me, aber eine desto größere Ausgabe.

Im Jahr 1849 betrug die Mehrausgabe

etwas über 200 rtl. In diesen Jahr

136 rtl. mehr. Die Einnahme betrug un „

gefähr etwas über 200 rtl. Die Aus „

gabe 336 rtl. Ich mußte daher zwei

Schuldscheine verkaufen, und noch

etwas aus der Sparkasse nehmen,

wenn das so fortgeht, wird mein

erspartes Geld bald vermindert

werden, den wenn es in der Wirth

schaft, fehlt muß ich doch Rath schaffen.

Es geht jetzt viel drauf, Lossen* (?)  z.B.

der das Jahr über einen hübschen

Thaler Geld kostet, hat gar keinen

Werth bei uns, wer bei uns kommt

bekomt zu Essen, so wird also

bei uns nicht die beste Wirthschaft

geführt.

 

*noch unklar

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Jahr 1851

 

Datei 182 bis 192

 

Transkription Udo Bauer (Oktober 2016)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 

Jahr 1851. Cottbus.

 

Den 1 ten Januar ging das 1 te Bat. des

9 ten Landwehr Regmt hier durch. nebst

6 Schwadron Uhlanen, meistens von

9 ten Landwehr Regmt.

Jetzt steht auch der General – Staab hier.

Den 6 ten kamen Jäger marschirten hier

durch. nach Lübben.

Den 8 ten malte ich das Kind des Herrn

Zeidler nach der Leiche in Oel.

Den 10 ten marschirte die Batterie von

2 te Artillrie Regmt ebenfals nach Lübben.

Den 18 ten marschirten die beiden Batt.

des 14 ten Infantrie Regmts nach Lübben.

Mitt(a)g rückte 1 Battalion des 9 ten

Inf Rgmt (Colberg) mit Musik und

eine Batterie von 2 Artillerie Regmt.

mit 8 Stück Geschütz hier ein, welche

einstweilen hier stehen bleiben.

Den 22 ten Jan. Jetzt ist unsere Land „

wehr 12 Regmt. (Sorau) wieder zurück.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2 

Jahr 1851. Cottbus.

 

Den 24 ten Januar. Heute Mittag rückte

unsere Garde Landwehr Bataillon (Cottbus)

wieder von Berlin kommend hier wieder

ein, der Generalstab mit der Regiments „

Musik gingen selbige entgegen.

Den 28 male ich Friedrich II halbe Figur

ziemlich in Lebensgröße in Oel.

Das Musikchorps (Colberger) geben sehr

häufig auf den Schießhause Conzerte

welche sehr besucht werden, ich wohnte

einige Conzerte mit meiner Frau bei.

Aus den Kriege mit Oestreich wird

nichts, alle Truppen kehren wieder in

ihre Standquatire zurück. Die Land „

wehren werden theilweise entlassen.

Den 3 ten Febr. rückte ein Bat. des

9 ten Inf Regmts (Colberg) nach Peitz.

Den 4 ten rückte ein Bat. d. 9 ten Infan „

trie Regmt von Drebkau hier ein,

und marschirte den andern Tag

mit den Generalstabe wieder ab.

Den 6 ten Febr. kamen 2 Schwadron

von 2 ten und 9 ten Uhlanen Regimente

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3 

Jahr 1851. Cottbus.

 

hier durch, und (Mi)ttag 1 Bat. von 9 ten Land „

wehr Regmt, welche den andern Tag wie „

der abmarschirten.

Denn 9 ten Febr marschirte auch Batterie

mit 8 Geschützen von 2 ten Artillerie Regmt.

hier ab.

Den 22 ten December v.J. wird der Friede

zwischen Preußen in Dresden durch die

beiden Minister – Präsidenten Manteufel

und Schwarzenberg vermittelt, wo

auch der Russische viel beitrug.

Die Preußische Armee wird in Folge

dessen, wieder auf den Friedensfuß

gestelt.

Den 22 mußte hier beim hiesigen Kr(eis)

Gerichte der Leineweber Aug. Werner aus

Drebkau wegen Meineid am Pranger

stehen.

Den 23. malte ich Wolffs Kind nach der

Natur im Sarge.

Den 27 Febr. Nachmittag brannten im

Dorfe Branitz 8 Gehöfte ab.

Den 28 März Louischen erster Geburts

tag, wir waren sehr vergnügt beisammen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4 

Jahr 1851. Cottbus.

 

Im April. Große Streitigkeiten mit

meinen Vater welcher bekanntlich

bei mir ist, ist mit Essen und Trinken

(ni)cht zufrieden, er fluchte so tüchtig

…ch*1 essen, tüchtig  (Bi)er und Brant „

(w)ein trinken überhaupt gut leben.

(w)as aber meine Einnahme nicht zu „

(lä)ßt.

Meine Vergnügungsreise nach Muskau.

Den Pfingst-heiligen Abend ging ich mit

H. Fleischer zu    ……………………………*2               ( …thet, Fuhrwerk be „)

meine Frau wollte nachkom(men)

fuhr mit der Post, wo sie ungefähr früh

nach Muskau kam. Die Freude war

groß, und noch gr(öß)er als Onkel Ligau

aus Sagan auch (no)ch dazu kam. Wir

wohnten in Muskau bei Onkel Ligau.

speisten bald hier, und dann wieder bei

Onkel Brauer. Früh gingen wir nach

den Englischen Hause welches im Parke

sehr angenehm lag. Dort war Conzert

und viel Gesellschaft, wir belustigten

uns …*3 Nach …  …*4 gingen wir

 

*1 Durch Klebereste nicht zu lesen.

*2 Durch Überdeckung eines Papierstreifend der Folgeseite nicht zu lesen.

*3  Durch Klebereste nicht zu lesen.

*4  Durch Klebereste nicht zu lesen. (event. „ein Tag“)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5 

Jahr 1851. Cottbus.

 

nach den Bockkeller wo wir das Bockbier

versuchten. Den 2 ten Feiertag gingen

wir früh nach dem Badehause wo alle

Morgen Conzert war, besonders machte

sich hier die großen Fanfaren sehr gut

Dann spazirten wir den ganzen T(ag)

im weitläuffigen Park umher

Den 3 ten Feiertag.  desgleichen, auch a(uf)

den Bergen wurde herumspazirt

Des Abends waren wir alle bei

Brauers zum Abendbrodt.

(……………………………………..*) , Feiertagen reißte

ich mit Fleischern zu Fuß wieder

nach Cottbus. Nachdem wir von der

sämmtlichen Freundschaft Abschied ge „

nommen, machten wir uns gegen

9 Uhr auf den Weg, wo wir Aben(ds)

in Cottbus anlangten, dies war eben „

falls eine der angenehmsten Par „

tien.

10 te Julie  Jetzt male ich eine große

Gemälde-Scheibe für den H. Oberbür „

germstr Jahr. Es kommt das Denkmal

Friedrich II welches in Berlin unter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

* Hier Fehlstelle durch Papierschaden

 

6 

Jahr 1851. Cottbus.

 

den Linden errichtet wird und nächstens

eingeweiht werden soll  Das Gemälde

ist in Goldbronze dargestellt, und

fand vielen Beifall.

Den 12 Juli zog mein Vater von mir

weg, mein Bruder hatte es so weit

gebracht, und hatte ihn zu sich genommen

hauptsächlich  wegen die Paar Sachen

welche  mein Vater noch besitzt.

Heftiger Familien Streit, Heute sollte unser

Korn heimgebracht, ich hatte alles erforderliche

eingerichtet, Scheune gemi (thet, Fuhrwerk be)*1

sorgt, meine Frau wollte aber Gevatten

stehen*2, und nacher zum Vergnügen gehen,

keine Vorstellungen halfen, und so entstand

ein Streit der mir unvergeßlich bleiben

wird.

Den 26 ten Juli malte ich die Gemälde-Scheibe

des H. Neumann. Kossut*3 am Grabe der in

der Schlacht bei Kapolna gefallenen Ungarn,

welche viel Beifall fand.

Den 10 ten August. malte ich die kleine Gemälde „

Scheibe, Friedens Unterhandlungen zu Ollmütz

(Oestereich und Preussen) zwischen  die Minister

Präsidenten Manteufel und Schwarzenberg.

Eigne Komposition.

 

*1Der fehlende Text ist auf Seite 4 zu lesen, ebenso ein Teil des Wortes „Gevatten“

*2Bei etwas Gevatter stehen (scherzhaft: bei etwas Pate stehen) (Redewendung)

   Quelle : Duden

   Auch bildlich von verpfändeten Gegenständen gesagt.

*3Lajos Kossuth de Kossuth et Udvard (auch Ludwig Kossuth) (* 19. September 1802 in Monok, Komitat

    Semplin, Königreich Ungarn; † 20. März 1894 in Turin, Italien) war Rechtsanwalt, Politiker und in den Jahren

    1848/49 einer der Anführer der Ungarischen Unabhängigkeitserhebung gegen Österreich.

    Quelle : Wikipedia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7

Jahr 1851. Cottbus.

 

Den 10 ten Septbr. malte ich eine Gemäldescheibe

Türken zu Pferde.

Jetzt immer schriftliche Unterhandlungen

zwischen mir und meinen Bruder, wegen

meinen Vater, ich soll nun daraus den „

selben mit unterstützen.

Den 20 ten malte ich ein Jagdstück. Ein Jäger

steht vor seinen erlegten Hirsch. Oelgemälde.

Den 12 ten Septbr Großes Schießen und Schützen „

ball, welches Vergnügen ich mit meiner

Frau beiwohnte.

Den 5 ten Octbr. malte ich Porträt des Dichter

Schüller in Oel.

Den 1 ten Octbr ließen wir unser Dienst „

mädchen wieder ziehen. Der Acker für

Grünzeug wird abgegeben.

Den 6 ten Octbr. Jetzt lebe ich mit meiner

Frau wieder ganz allein, und so weit

recht glücklich. Lebensmittel haben

wir gennug , Geld fehlt auch nicht,

da wir tüchtig Lebensmittel ver „

kaufen können, doch habe ich dies

Jahr doch einige Schuldscheine verkau „

fen müssen, die Wirthschaft kostet

mehr, als ich verdienen kann, schon

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

8 

Jahr 1851. Cottbus.

 

zum Beispiel das Brennöl. Ich brauchte früher

das Jahr über 1 rtl. 10 sg. Oel,  Jetzt kostet

die Beleuchtung das Jahr über 6 rtl. 15 sg.

Das kommt daher, es wird lange aufgeblie „

ben, das Mädchen muß in der Küche auch

eine brennende Lampe haben, und dadurch

kostet alles mehr, und so verhältnißmä „

ßig das Andere.

Den 10 ten Octbr. Die Kartoffel-Erndte  ist dieß

Jahr auch schlecht gewesen, lohnen nicht, und

fangen auch an zu faulen, ich habe ganze

Acker gesehen wo alle Kartoffel in der

Erde verfault waren. Der Dresdner

Scheffel kostet 1 rtl. 10 sg. Das Korn 4 rtl.

Da ich mitunter so viel Unannehmlichkei „

ten mit meinen Bruder habe weil ich

zur Unterstützung meines Vaters nichts

beitragen will, so habe ich den Endschluß

gefaßt, nach Guben zu ziehen, da ich

da hoffe dort ruhig zu leben, und an Arbeit

wird es wohl auch nicht mangeln.

Den 18 ten Octbr. Unser kleines Louischen

macht uns viel Freude, denn sie spricht schon

recht hübsch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9 

Jahr 1851. Cottbus.

 

Den 19 ten Octbr. Der neue Flügel des Rath „

hauses, wurde in diesen Jahre vollen „

det.

Den 20 November. Nachmittag und die Nacht

hindurch fiel eine solche Menge Schnee,

das mehrere Menschen, die auf der

Landstraße waren, ihren Tod fanden

Den 22 ten Nov.  Das Korn galt der Dresdn.

Scheffel 2 rtl. 10 sg. Weitzen 3 rtl. und

Kartoffel 22 sg.

Jetz haben wir auch eine Baier. „

Bier Brauerei hier.

Die Weinachtsfeiertage  (25 Decemb)

brachten wir meist zu Hause zu,

und hatten nur unsere Freude

an unser kleine(n) Louischen.

Dieses Jahr habe ich nicht so glücklich und

zufrieden gelebt, wie die früheren Jahre

mit der Arbeit konnte ich zufrieden sein

allein die Ausgaben waren stärker.

Ich habe nemlich einen Versuch gemacht

und Anfangs bei unserer Verheirathung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10 

Jahr 1851. Cottbus.

 

meiner Frau wöchentlich 2 rtl. gegeben, um

kleineren Wirthschafts – Ausgaben zu

besorgen, für die Größeren sorgte ich.

aber sie kam damit nicht aus, und so mußte

es wieder ausgegeben werden, und so

wurde ohne Berechnung genommen, wo

was da war, und so war mein erspartes

Kapital zu Ende d. J. rein zugesetzt, die

Mehrausgabe betrug jährlich immer 150

bis 180 rtl. Auch entstanden sehr häufig

Familien Streitigkeiten, welche mich sehr

niederdrücken, die Unannehmlichkeiten

mit meinen Bruder waren zu übersehen,

und machte mir daraus nicht viel.

 

Gemälde

welche ich im Jahr 1851 angefertigt

 

1, Das Portrait eines Kindes nach der Leiche

    nach der Natur gemalt in Oel.

2, Das Porträt Friedrich II. ziemlich Lebens „

    größe in Oel.

3, Das Portrait eines Kindes nach der Leiche

    nach der Natur in Oel.

4, Eine große Gemälde – Scheibe für den

    H. Oberbürgermeister Jahr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11 

Jahr 1851. Cottbus.

 

 Das Denkmal Friedrichs II in Berlin.

 in Bronze Farbe in Oel.

 

5, Eine große Gemälde – Scheibe. Kossut

    am Grabe der in der Schlacht b. Kapolna

    gefallenen Ungarn in Oel.

6, Eine kleine Gemälde – Scheibe, Friedens „

    Unterhandlung zwischen Preussen und

    Oestreich zwischen Manteufel und

    Schwarzenberg. Eigne Composition.

7, Eine Gemälde Scheibe. Türken zu

    Pferde.

8, Ein Jagdstück in Oel.

9, Das Portrait des Dichter Schüller in Oel.

 

 

Diejenigen

die ich in diesen Jahre in Zeichnen

und Malen unterrichtet habe.

 

Koppe.      Schulze II.   Vetter.

Schulze I.   Baumert.   Groger.

 

 

 

 

 

Anmerkung :

rtl. = Reichstaler bzw. Taler

 

 

 

 

Jahr 1852  Cottbus, Guben

Transkribiert Tanja Leistner

 

Den 18ten Januar Sontag kommt mein Bruder zu mir, und kündigt mir den Tod meines Vaters an, ich hatte gerade Besuch von einen jungen Menschen, welcher es mit anhörte. Den andern Tag da ich bei dem Vorsteher der Sterbekasse Meldung machte, wieß es sich aus, daß mein Vater frisch und gesund ist, mein Bruder hatte diese List angewendet, um das Sterbe-Cassenbuch in seine Hände zu bekommen. Wegen der Sache allgemeines Stadtgespräch. Gut war es, daß ich einen Zeugen hatte.

Den 16ten Febr. malte ich einen alten Bauer. Copie in Oel.

1ster März. Der ganzen Januar u. Februar war eine  milde Witterung, aber viel Regen.

Den 12ten Die Geschäfte gehen nicht so sonderlich.

Den 28 März wurde Louischens Geburtstag gefeiert.

Den 30sten malte ich einen leidenden Christus-Kopf mit der Dornenkrone in Oel.

1ster April. Mein fester Wille ist es, noch in diesen Jahre nach Guben zu ziehen.

 

2

Jahr 1852 Cottbus. Guben.

 

Den 16 und 17ten April gab es gefrorne Fenster und viel Schnee.

Die Osterfeiertage brachten wir einsam zu Hause zu. 11ten April.

Den 13ten Mai Donnerstag Abend 7 Uhr starb meine Schwiegermutter. Wir erhielten Besuch von Tante [Brauer] aus Muskau.

Den 16ten Mai Sontag Nachmittag um 4 Uhr wurde dieselbe beerdigt.

Den 17ten Mai reißte ich nach Guben da wir nun nach Guben ziehen wollten, und meldete mich beim Bürgermeister

Den 20 Mai. Da es nun bekannt wird in Cottbus und Umgebung daß ich nach Guben ziehen will, so werde ich jetzt mit Arbeiten überhäuft, da nachher manche Arbeiten in Cottbus nicht mehr angefertigt werden können.

30sten Mai. Der 1ste Pfingstfeiertag.

1ster Juni malte ich die Eintracht. allegorisches Gemälde Eine weibliche Figur. Eigne Composition in Oel.

Der 22 Juli war ich wieder in Guben. Der Bürgermstr scheint sehr saumselich zu sein, er spricht, immer, er müßte meine

 

3

Jahr 1852. Cottbus.

 

Papiere erst der Stadtverordneten Versammlung vorlegen.

In Cottbus werde ich von allen Seiten zugeredet das ich doch in Cottbus bleiben und nicht nach Guben werden sollte, da Guben doch nicht der Ort ist und die Einnahme nicht so haben werde.

Den 23sten Juli. Jetzt male ich die Gemälde Scheibe des H. Gust. Liersch. Seidlitz in der Schlacht bei Rosbach, wo er verwundet die Cavalerie commandirt. Die Scheibe fand viel Beifall.

Den 25sten Juli malte ich die kleine Gemälde-Scheibe. Schleswig Holstein Allegorisches Gemälde. Schleswig läßt sich an seine Schwester (Holstein) festhalten um nicht von derselben losgerissen zu werden; Emblem der Schiffahrt u dgl. versinken im Meere.

Da ich vom Magistrat wegen meiner Ubersiedlung nach Guben keine Antwort erhalten kann, so wandte ich mich wegen dieser Angelegenheit nach Frankfurt an die Regierung. In 4 Tagen erhielt ich von der Regierung schon den Bescheid das mir der Magistrat zu Guben nicht hinderlich sein dürfe, und ich mein Umzug

4

Jahr 1852 Guben.

 

bewerkstelligen könne. Denselben Tag erhielt ich auch einen Brief vom Magistrat zu Guben, daß mir bei meinen Umzuge keine Hindernisse im Wege stehen.

Den 26sten Juli. Jetzt wünscht auch meine Frau je eher je lieber aus Cottbus herauszukommen, da sie viel Streitigkeiten mit ihren Geschwistern hat, wegen der Erb-Regulirung.

Den 2ten October schafte ich meine Sachen nach Guben ich hatte dort eine sehr freundschaftliche Einnahme.

Den 4ten reißte ich wieder nach Cottbus, da ich jetzt sehr mit Arbeiten überhäuft war, so ist vieles liegen geblieben, daher muß ich die beiden Portrait von Kaufmann Bergmanns vollenden.

Jetzt male ich das Portrait des Kindes des Friseur Klaue ganze Figur in Oel.

Den 18ten Octbr. Montag reißte ich mit den übrigen Sachen und meiner Frau nach Guben, wo meine Frau beinahe das Unglück hatte, von den Wagen überfahren zu werden, Dienstag d. 19ten früh 3 Uhr

 

5

Jahr 1852

 

kamen wir dort an, kehrten einstweilen in Gasthof zum Bär ein und verfügten uns nachher in unsere Wohnung, wo wir mit dem Ordnen unserer Sachen den Anfang machten. Ich hielt mich 6 Tage hier auf, dann reißte ich den 25 Octbr wieder nach Cottbus welchen Weg ich mit schweren Herzen machte. Ich vollendete dort meine angefangenen Arbeiten und brachte meine Geld-Angelegenheit in Ordnung, da ich noch viel auszustehen habe.

Den 28sten Octbr. wurde die Vollendung der Sandower Brücke mit Musik eingeweiht.

Ich logire jetzt einstweilen bei Krafts, wo ich gute Aufnahme fand und von den Einwohnern wegen meines Umzuges nach Guben sehr bedauert auch wurde ich in Familien noch zum Abschiede zum Cassen Abendbrod u dgl eingeladen werden, besonders hatte [ich] gute Aufnahme beim H. Prediger Berger, bei Hannemanns, [Bombe] und Peters

Den 30sten Octbr. Sonabend Mittag 12 Uhr reißte ich zu Fuß v. Cottbus wieder ab, bei Madam Peters mußte ich noch auf den [Cassen]

 

6

Jahr 1852. Guben.

 

warten. Dann machte ich daß ich aus Cottbus heraus kam, ich schritt tüchtig zu, und war 3 1/2 Uhr schon in Griesen wo ich meine mitgebrachte Semmel verzehrte. Bei Kl. Gastrosa traf ich noch eine herrliche Gelegenheit welche ich noch benutzte es war ein schönes Fuhrwerk, welches nach Guben fuhr und um 7 Uhr langte ich in Guben bei den Meinigen an. Die Freude des Wiedersehens war groß.

Den 3ten Nov. besuchte mich H. Kraft aus Cottbus, er reißte nach Frankfurt zur Messe, er wurde gut aufgenommen.

Den 7ten Decembr. gab ich den ersten Zeichnen Unterricht.

Den 15ten. Die Geschäfte gehen hier bisher schlecht. Die Gubener wollen erst sehen, was man leisten kann, anders ist es dagegen in Cottbus. Es ist bisher besonderes noch nichts bestellt worden.

Die Aussichten sind daher schlecht.

25 Jahre habe ich nun in Cottbus zugebracht, und manche schöne Zeit genossen, aber die letzte Jahre eine mitunter

 

7

Jahr 1852. Guben. Cottbus.

 

sehr traurige die letztere ich meinen Bruder zu verdanken hatte, und mein Vater hatte auch das Übrige dazu gethan.

Den 16ten Nov. Auf Bestellung male ich Napoleon mit seinen Sohne, auf den Sopha sitzend in Oel.

Den 10ten Decembr. malte ich Christus auf den Oelberge.

Den 25sten Decembr. Die Weihnachtsfeiertage bis zum 31 Decembr Sylvesterabend, waren bei uns sehr trauriche Tage und waren überhaupt mit Lebensmittel sehr schlicht bestellt.

Früh reißte ich zu Fuß nach Cottbus, um noch außenstehende Gelder einzukassiren, Abends kam ich daselbst an, und wohnte bei Krafts, wo ich auch noch etwas Sachen hatte.

Ich hatte hier eine schlechte Aufnahme, desto besser hatte ich eine gute Aufnahme bei anderen Freunden, besonders bei H. Stahl, wo ich am Neujahrstage auch Mittag speiste. Meine Geldgeschäfte gingen aber schlecht, ich konnte nirgens etwas erhalten, ich war deswegen sehr mißgestimmt, besonders grämte ich mich

 

8

Jahr 1852 Guben Cottbus.

 

sehr um meine Frau in Guben.

Den 4ten Januar reißte ich von Cottbus wieder ab; mit der Absicht, es nicht wieder zu sehen.

Dies Jahr war überhaupt ein sehr trauriges Jahr für uns, der Umzug nach Guben hatte uns viel Sorge gemacht. Arbeit war jedoch sehr viel, und Geld wurde auch tüchtig verdient, jedoch wurde durch den Umzug auch viel gebraucht, wir hoffen wenigstens hier ruhiger leben zu können.

 

Gemälde

welche ich im Jahr 1852 angefertigt habe.

 

1, Einen alten Bauer, Brustbild in Oel.

2 Einen Christuskopf mit der Dornenkrone in Oel.

3, Die Eintracht. Allegorische weibliche Figur. Eigne Composition in Oel.

4, Eine Gemälde-Scheibe. Seidlitz in der Schlacht bei Rosbach in Oel.

5, Eine kl. Gemälde-Scheibe. Schleßwig-Holstein. Alleg. Gemälde in Oel.

 

9

Jahr 1852. Guben. Cottbus.

 

6, Das Portrait des Kaufmann H. Bergmann Brustbild nach der Natur in Oel.

7, Das Portrait d. Madam Bergmann dgl.

8, Ein junges Mädchen des Friseur Klaue ganze Figur n. d. Natur in Oel.

9, Der Kaiser Napoleon mit seinen Sohn ganze Figuren in Oel.

10. Christus be[kennd] auf den Oelberge in Oel.

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Diejenigen

die ich in diesen Jahre im Zeichnen

unterrichtet habe

~~~~~

Koppe                  Schulze II.                          Vetter.

Schulze I              Baumert.                           Groger.

 

Erwachsene

Kriesche                             Tiebert.               Prediger Dr. Berger

Hannemann.                     Quast.                  St

 

Ende der Cottbuser Tagebücher von Heinrich Vester

 

Biographische Informationen

 Hartmut Regenstein

1997

 

Carl Heinrich Vester, ein Cottbuser Maler

1806-1891

 

1. Kindheit und Jugend (1806-1823)

Carl Heinrich Vester wurde als Sohn eines Tuchmachers geboren. (1) Sein Vater Georg Heinrich Vester (1774-1857) entstammt einer alten Tuchmacherfamilie aus Calbe an der Saale. (2)

Nach Eheschließung (1805) und Geburt des Sohnes Carl Heinrich (1806) schlug die Familie Wurzeln in Cottbus. Im Jahr 1814 erwarb man das Haus Nr. 412 ,Schloßkirchenstr.7.(3)Carl Heinrich Vester hatte noch einen jüngeren Bruder, Wilhelm .(4)

Über die Arbeit und das Umfeld der Familie Vester wissen wir wenig. Die Familie gehörte nicht zu den bekannten Familien  in Cottbus.

Ein Patenonkel von Carl Heinrich Vester war der Tuchmachermeister und Braueigentümer Carl Friedrich Liersch. (5) Die Familie Liersch gehört zu den bekannten und alteingesessenen Familien in Cottbus. Vielleicht waren die Familien befreundet. Die Familie LIersch spielte eine nicht unerhebliche Rolle in der Cottbuser Schützengilde. Es ist denkbar, daß Heinrich Vester über diese Beziehung zu seinem Engagement als Maler der Cottbuser Schützenscheiben fand.

Aus dem Mitgliedsverzeichnis der Cottbuser Schützengilde ist ersichtlich, daß sich Heinrich Vester im Jahr 1833 in die Schützengilde zu Cottbus einkaufte.

Er blieb dórt Mitglied bis  zu seinem Tod im Jahr 1891.

Der junge Vester besuchte in Cottbus die Schule, zuletzt das Gymnasium. Dort machte er seine ersten Zeichenübungen.

Wie kommt nun jemand dazu, aus der Gilde der Tuchmacher auszubrechen und Maler zu werden? Dazu gehört einerseits malerisches Talent , andererseits aber auch Mut, denn mit der Malerei ließ sich im frühen 19. Jahrhundert nur schwer Geld verdienen.

Man vergleiche dazu den schweren Lebensweg des ungleich bekannteren Malers

Carl Blechen aus Cottbus, ein Zeitgenosse von Carl Heinrich Vester .(6)

Wir wissen nicht, ob es im Elternhaus Vester Streit über die Berufsentscheidung des Sohnes gegeben hat, oder ob die Familie den Berufswunsch des jungen Carl Heinrich mitgetragen hat.

2. Studium an der Königlichen Kunstakademie in Dresden (1823-1827)

Der junge Vester nahm im Alter von 17 Jahren das Studium an der Kunstschule der königlichen Akademie in Dresden auf. Seine Lehrer waren die Professoren Seiffert und Richter und die Zeichenlehrer Arnold und Mentsch.

Aus einem neu aufgelegten Katalog der Dresdener Akademie-Ausstellungen von 1801-1850 kennen wir die Titel seiner in Dresden ausgestellten Bilder.(7) Diese sind u.a.

Heinrich Vester verließ Dresden mit einem Belobigungszeugnis des sächsischen Königs.(8) Er kehrte in seine Geburtsstadt Cottbus zurück.

3. Maler in Cottbus

a. Leben und Arbeit in Cottbus (1827-1849)

Heinrich Vester gab am 15. April 1827 folgende Anzeige im Kottbuser Wochenblatt auf

" Dem geehrten Publiko empfehle ich mich, indem ich gesonnen bin, vom 1. Mai an, gründlich Unterricht in Zeichnen zu geben; auch zeichne ich Muster zur Strickerei und dgl. und male Portraits von allen Größen."

Der Maler Heinrich Vester, wohnhaft am neuen Thore No 412.(9)

Heinrich Vester lebte wieder im elterlichen Haus.

In einem Aufsatz von Gustav Herman von 1940 "Heimatdokumente der Vergangenheit,

Carl Heinrich Vester, ein Cottbuser Maler der Biedermeierzeit" finden wir den Satz

"Dann ging er nach Cottbus zurück, um dort zurückgezogen und anspruchslos seinem Schaffen zu leben."(10)

Hinter dieser Bemerkung dürfte sich der Hinweis verbergen, daß Heinrich Vester und seine Eltern in ärmlichen Verhältnissen lebten.

Als Zeichenlehrer und Portraitmaler konnte man schwerlich seinen Lebensunterhalt verdienen, insbesondere, wenn man keine Mäzene und Förderer hatte.

Die Tuchmachergilde und sein Vater gerieten in den 30er und 40er Jahren in zunehmende wirtschaftliche Schwierigkeiten. In der Konkurrenz zur maschinellen Tuchmacherei (Cockerill) waren die Mitglieder der Tuchmachergilde hoffnungslos unterlegen.

Wir wissen, daß der Vater von Heinrich Vester im Jahr 1843 das Haus gerichtlich verkaufen lassen mußte. Das Haus war mit Hypotheken belastet, bis zu dem Zwangsverkauf war dann nur noch ein kleiner Schritt.(11)

 

 

 

b) Cottbuser Bilder

In dem Buch von Kurt Reißmann "Die Kunstdenkmäler des Stadt- und Landkreises Cottbus" finden wir eine Aufzählung einiger  Werke von Henrich Vester.(12)

Im wesentlichen sind hier Bilder von Plätzen, Gebäuden und Stadtansichten von Cottbus verzeichnet (ca. 20 Bilder) u.a.

Diese Bilder wurden als Aquarelle oder in Öl gemalt.

Einige Bilder Vesters befanden sich in Privatbesitz (Villa der Familie Ephraim), einige Bilder fanden später ihren Weg in das Heimatmuseum.

Aus einer Anmerkung in der Festschrift zum 450 jährigen Jubiläumsschießen der Schützengilde erfahren wir:

"Die Stadt Cottbus besitzt von Vester eine Reihe geschichtlicher Gemälde, Gesamtansichten der Stadt, den Brand des Schlosses von 1857. Im Magistratssitzungszimmer (Stadthaus I) hängt ein großes Gesamtbild der Stadt, das Vester, wie aus einer Bemerkung aus dem Bilde hervorgeht, in seinem 82. Lebensjahre gemalt hat. Unter diesem Bilde hängt des Malers Selbstportrait in Pastellmalerei, 1835 gemalt."(13)

Diese Information überrascht. Wenn diese Information stimmt, dann müßte dieses Gesamtbild der Stadt Cottbus im Jahr 1888 gemalt worden sein, zu einem Zeitpunkt, als Heinrich Vester im betagten Alter von 82 Jahren schon in Küstrin lebte.

Heinrich Vester hat auch Bilder über die Wenden im Spreewald gemalt.

In einem Museumsführer von 1925 wird auf mehrere Bilder von Vester hingewiesen.,u.a.

(14)

Die meisten der hier aufgeführten Bilder dürften nicht mehr existieren. Sie wurden ein Opfer der Flammen der Bombenangriffe auf Cottbus im Jahre 1945. Einige Bilder dürften auch durch die Umzüge  der Besitzer verlorengegangen sein.

 

Folgende Ölbilder sind mir heute bekannt (Stand Januar 1997)

(Zeitstellung 1828 ?/Archiv Museum in Branitz)

Das Stadtmuseum besitzt einige weitere Vester-Aquarelle von Plätzen und Gebäuden in Cottbus.

Es ist davon auszugehen, daß heute weitere Ölbilder und Aquarelle von Vester in Privatbesitz sind und hin und wieder von Galerien zum Kauf angeboten werden.

c) Schützenscheiben von Vester

Heinrich Vester muß einen wesentlichen Teil seines Lebensunterhalts mit der Erstellung von Schützenscheiben bestritten haben. Vielleicht hatte er auch einen festen Vertrag bei der Schützengilde Cottbus. Die erste bekannte Schützenscheibe von Vester stammt aus dem Jahr 1830 . Heinrich Vester hat über 50 Jahre lang , bis zum Jahre 1881, die Schützenscheiben der Cottbuser Schützen gemalt. (15)

Die Schützenscheiben wurden von dem Schützenkönig oder einzelnen Ratsherren gestiftet. Für eine Schützenscheibe erhielt Heinrich Vester zwischen 20 und 40 Taler.

"Die Schützenscheiben legen Zeugnis ab von dem Geist, der in der Gilde herrschte."(16)

Heute würde man von Zeitgeist sprechen.

" Die Scheiben behandeln Vorgänge aus der Geschichte der Stadt und suchen durch Darstellungen der "ruhmvollen Landesgeschichte" den Mitgliedern das Wort  Schillers

einzuprägen "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an! Das halte fest in deinem ganzen Herzen." (17)

Die Schützen waren vaterländisch gesinnt und obrigkeitstreu.

Auf der anderen Seite darf man nicht übersehen, daß die Schützenvereine und -feste

einen wesentlichen Beitrag zur Geselligkeit in der damaligen Zeit leisteten.

So erfahren wir aus einem Artikel über das Leben der Schützengilde:

"Die Schützen hielten Montags und Freitags ihre Wochenschießen ab und stärkten sich dabei wie beim Schützenfeste durch reichlichen Genuß Cottbuser Weißbieres."(18)

Zurück zu den Schützenscheiben....

"Die Schützenscheiben sind fast sämtlich von heimischen Meistern in Öl gemalt, und wenn sie auch nicht hervorragende Kunstwerke sind, so sind sie doch Blüten heimischer Volkskunst und als solche zu werten."(19)

So werden z.B. auf der Schützenscheibe von 1853 Friedrich II und der Müller von Sanssouci dargestellt. 1861 huldigte die Schützengilde die Thronbesteigung Wilhelm I.

Heinrich Vester wurde in diesem Zusammenhang auch als Historienmaler bezeichnet.

d) Arbeit und Leben in Cottbus 1849-52 /Guben 1852-1884/ Küstrin 1884-1891

Am 1. Mai  1849 verheiratet sich Heinrich Vester im Alter von 43 Jahren mit Luise Marie Hoffmann, Tochter des Tuchmachers Johann Gottlieb Hoffmann.(20)  Die Tochter Luise wurde im Jahr 1850 geboren.

1852 zog die Familie nach Guben. Heinrich Vester hatte sich schon viele Jahre mit seinem Vater und Bruder überworfen. In der Familie seiner Frau gab es Streitigkeiten um eine  Erbschaft.

Heinrich Vester lebte nun von 1852 bis 1884 in Guben.

Allerdings muß er oft zwischen Guben und Cottbus hin- und hergependelt sein.

Er malte weiterhin die Schützenscheiben der Cottbuser Schützen (bis 1881).

Das bekannte Bild vom Brand des Stadtschlosses entstand 1857, also in seiner Gubener Zeit.

Sein Leben in Guben liegt für uns im Dunkeln. Im Gubener Stadtmuseum ist Heinrich Vester nicht bekannt. Wir wissen nicht, ob Heinrich Vester weiterhin den Beruf eines Malers ausübte, oder ob er einen anderen Beruf ergriff.

Im Jahr 1884 zog Heinrich Vester mit seiner Frau zur Familie seiner einzigen Tochter Luise nach Küstrin, der Familie Timm. Carl Timm war Meldeamtsvorsteher in Küstrin. Zunächst lebte die Familie in Küstrin Kietz. Einige Jahre später zog man zum Reneplatz 2 um. In der großen Wohnung lebten die Familie Timm mit 7 Kindern und Carl Heinrich Vester mit seiner Frau. Zwei der Timm Kinder wurden Lehrer, Marie und Gretel. Gretel griff das Erbe ihres Vaters auf, sie spezialisierte sich auf Kunst und Technik.

In einem Zimmer der großen Wohnung wurden Bilder von Heinrich Vester aufbewahrt. Heinrich Vester hat der Stadt Küstrin ein Bild von Friedrich dem Großen geschenkt.

1891 stirbt Heinrich Vester im Alter von 85 Jahren in Küstrin. Seine Frau überlebt ihn.

Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in der Neustadt von Küstrin.(23)

 

Anlagen/Quellen

1. Auszug aus dem Taufbuch der Oberkirche zu Cottbus 1806, S.577 Nr.110

2. Familienstammbuch des Kunstmalers Heinrich Vester aus Calbe an der Saale in Privatbesitz

3. Häuserbuch der Stadt Cottbus, Haus 32, Nr.412, Schloßkirchenstr.7, 1814 Heinrich Vester, Tuchmachermeister

aus: Robert Kalwa, Häuserbuch der Stadt Cottbus, Teil III

4.. Auszug aus dem Taufbuch der Oberkirche zu Cottbus, 1811, S. 30 Nr.97

5a. s. Anmerkung 1, Carl Friedrich Liersch (1778-1839)

5. b. Mündliche Information der Familie Liersch, die vor 30 Jahren Einblick in das Mitgliedsbuch der Cottbuser Schützengilde hatte.Das Mitgliedsbuch war in Privatbesitz.Über den Verbleib ist nichts bekannt.

6. Beate Schneider, Carl Blechen, Bestandskatalog, 1993, S. 145 ff

7. Dresdener Akademie der Bildenden Künste, Reihe Quellen und Schriften zur Bildenden Kunst, Bd.5 Die Kataloge der Dresdener Ausstellungen, 1800-1850, neu bearbeitet von Frau Marianne Prause.

8. Gustav Hermann, Aus meiner Cottbuser Sammelmappe, Heimatdokumente der Vergangenheit, Carl Heinrich Vester, ein Cottbuser Maler der Biedermeierzeit, aus: Cottbuser Anzeiger vom 6.1.1940

Dieser Artikel des ehemaligen Leiters des Heimatmuseums ist bisher die einzige Quelle, die sich mit dem Gesamtwerk von Heinrich Vester auseinandersetzt.

9. Kottbuser Wochenblatt,1827 Nr.15, 15. April, S.250

10. s. Anmerkung 8

11. Kottbuser Wochenblatt, 1843, Nr.32, 6. August, S,254 und Kottbuser Wochenblatt, 1843, S.303

12. Reißmann,Kurt, Die Kunstdenkmäler des Stadt- und Landkreises Cottbus, Deutscher Kunstverlag 1938, S.60/61

13. Festschrift 450 jähriges Jubiläumsschießen der Schützengilde, darin Stadtarchivar Fritz Schmidt, Die wichtigsten Schützenscheiben mit Rückblicken auf die Geschichte der Gilde seit 1800.", s. Anmerkung auf S.3 des Aufsatzes

14. Stadtarchivar Fritz Schmidt.,Städtisches Museum zu Cottbus-kleiner Führer, Cottbus 1925, S. 33

15. s. Anmerkung 13

16. s. Anmerkung 13

17. s. Anmerkung 13

18. Liersch, Ferdinand, Die Cottbuser Schützen im 18. und 19. Jahrhundert, 1913 S. 59

19. s. Anmerkung 13

20. Auszug aus dem Traubuch der Oberkirche zu Cottbus, 1849, S.321 Nr.17

21. Familienstammbaum von Hartmut Regenstein, Daten über Luise Vester, in Privatbesitz

22. Kottbuser Wochenblatt,1852, Nr. 7, 24. Januar 1852,  Kottbuser Wochenblatt,1852, Nr. 8, 28. Januar 1852, S. 48

23. Die Informationen über Küstrin sind Angaben von Gerda Kipferling, Enkelin von Luise Timm, geborene Vester

 


 

 

 

 

 

 

 

Quellen

Quellenmaterial zum Kunstmaler Carl Heinrich Vester (1806-1891)

zusammengestellt von Hartmut Regenstein

Stand 18.10.96

 

Vorbemerkung

Das zusammengestellte Material ist hoffentlich der Anfang einer umfangreichen Materialsammlung über Carl Heinrich Vester.

Besonderer Dank gebührt Dora und Heinrich Liersch, ohne deren Hilfe diese Zusammenstellung nicht möglich gewesen wäre.

1. Erzählungen zum Nutzen ... oder "Anzeige vom Arbeitsbeginn"

"Dem geehrten Publiko empfehle ich mich, indem ich gesonnen bin, vom 1:Mai an, gründlichen Unterricht in Zeichnen zu geben; auch zeichne ich Muster zur Strickerei und dgl. und male Portraits von allen Größen.

Der Maler Heinrich Vester, wohnhaft am neuen Thore No.412"

Quelle: Kottbuser Wochenblatt 1827, Nr. 15, 15. April, S. 250

 

Anmerkungen:

1. Carl Heinrich Vester studierte von 1823 -1827 an der Königlichen Kunstakademie in Dresden. Danach kehrte er nach Cottbus zurück und zeigte seinen Arbeitsbeginn mit einer Anzeige an.

2. Wir erfahren aus dieser Quelle den Wohnort von Heinrich Vester.

"am neuen Thore, No. 412"

Das Elternhaus von Heinrich Vester lag in der Schloßkirchenstr. 7, Haus 32, Nr. 412

(aus dem Häuserbuch der Stadt Cottbus von Robert Kalwa, Teil III)

 

2. Gerichtlicher Verkauf des Elternhauses

"Das Königliche Land- und Stadtgericht

Gerichtlicher Verkauf

Das dem Tuchmachermeister Heinrich Vester gehörige, in der Stadt Cottbus gelegene Wohnhaus N0 412, welches nach der nebst Hypothekenschein in der I. Büreau-Abteilung einzusehende Taxe auf 313 Rthlr., 25 sgr.,1pf abgeschätzt ist, soll am 7. September 1843, Vormittags 11 Uhr in unserem Sezzionszimmer öffentlich verkauft werden. Zugleich wird der dem Aufenthalte nach unbekannte Gottfried Pohle, oder dessen Erben vorgeladen, bei Vermeidung der Präklusion spätestens sich im Termin zu melden.

Kottbus, den 9. Mai 1843"

Quelle: Kottbuser Wochenblatt, 1843, Nr. 32, 6. August, S. 254

 

Anmerkungen

1. Was ist ein Reichsthaler wert?

Der Wochenlohn für einen Tuchmacher betrug bei einem 16 Stunden Arbeitstag

3-4 Reichsthaler. Man benötigte also 2 Jahreseinkommen, um ein solches Haus zu kaufen.

2. Warum mußte der Vater von Carl Heinrich Vester das Haus verkaufen?

Nach Durchsicht vieler Quellen scheint klar zu sein, daß der Vater von Heinrich Vester nicht zu den bekannten und wohlhabenden Familien der Stadt gehörte.

In den dreißiger Jahren setzte eine Stagnation in der Tuchherstellung ein.

Außerdem konnten die Tuchmacher der Handwerkergilde nicht dem Wettbewerb der Dampfspinnereien standhalten.  (s. Anlagen von Cockerill)

Ich gehe davon aus, das die Familie Vester verarmte und gezwungen war, das Haus mit einer Hypothek zu belegen. Bis zum Zwangsverkauf war es dann nur noch ein kleiner Schritt.

 

3. Angebot zum Weiterverkauf des Vester-Hauses

"Das ehemalige Vesterische Haus unweit den neuen Thores, nebst der dazu gehörigen Parzelle, ist unter annehmbaren Bedingungen aus freier Hand zu verkaufen.

Nähere Auskunft gibt der Leinwandhändler Karl Lehmann."

Quelle: Kottbuser Wochenblatt1843, S. 303

 

Anmerkungen

1. Aus dem Häuserbuch der Stadt Cottbus geht hervor, daß das Haus 32, Nr. 412,

Schloßkirchenstr.7 ab 1814 von Heinrich Vester, Tuchmachermeister bewohnt wurde. Weitere Besitzer waren Carl August Lehmann, Leinwandhändler(1843) und Heinrich Ernst Seiler, Kantor Schloßkirche (1850)

(aus : Häuserbuch der Stadt Cottbus, Teil III, von Robert Kalwa)

 

4. Wohnorte von Carl Heinrich Vester, Kunstmaler

"Ich wohne jetzt am Mühlentore im Haus des Herrn Tuchfabrikanten Kunert.

Der Maler Vester"

Quelle: Kottbuser Wochenblatt 1843, Nr. 41, S. 327

 

"Ich wohne jetzt am neuen Thore Nr. 412

Der Maler Vester"

Quelle: Kottbuser Wochenblatt 1843, Nr. 52, S. 416

 

Anmerkungen

1. Heinrich Vester zieht nach einigen Wochen wieder ins ehemalige elterliche Wohnhaus, ob zur Miete oder Untermiete, wir wissen es nicht....

 

5. Der Familienstreit und die angebliche Todesmeldung des Vaters

Maler Vester gegen Bruder Wilhelm, Tuchmachergesell

Der Maler Heinrich Vester

" Um Irrungen zu vermeiden, machte ich hierdurch öffentlich bekannt, daß das sich hier verbreitete Gerücht von dem Tod meines Vaters nicht von mir, sondern von meinem Bruder, dem Tuchmachergesellen W. Vester, bei welchem sich mein Vater seit einem halben Jahr aufhält, ausgegangen ist., indem derselbe mir am vergangenen Sonntag, den 18.d.Mts. (Januar 1852) morgens in Gegenwart anderer Personen die Todesanzeige machte und ich mich erst am 20.d.Monats von der Unwahrheit dieser Anzeige überzeugte. Behufs gerichtlicher Untersuchung dieses Falles habe ich der Polizeibehörde bereits Kenntnis gegeben, und wird das Resultat wohl bekannt werden.

H. Vester, Maler"

Quelle: Kottbuser Wochenblatt, 1852, Nr. 7, 24. Januar 1852

 

Der Bruder Wilhelm Vester

" Mit Bezug auf die Anzeige in Nr.7 des Bl. diene Folgendes zur Erwiderung:

Alle meinen früheren Bemühungen ungeachtet, meinen Bruder zu sprechen, ist mir dies doch nur erst am 1. Weihnachtsfeiertag gelungen. Ich benachrichtigte ihn nun

von der Krankheit des Vaters und teilte ihm dessen Wunsch, ihn sprechen zu wollen, mit. Dieses blieb aber erfolglos und fühlte mich deshalb veranlaßt, am 18.d.Mts. zu meinem Bruder zu gehen, und ihm den Tod des Vaters anzuzeigen, in der Hoffnung, er würde sich nun eher bewegt fühlen, seines Vaters Wunsch zu genügen oder mich wenigstens übr Näheres, wann und woran er gestorben sei, befragen.

Auch dieses fruchtete nicht.

Jetzt übergebe ich meinem Bruder einen von seinem Vater eigenhändig unterschriebenen Brief, worin derselbe und ich einige Fragen an ihn richteten.

Da derselbe nun von meinem Bruder sogleich erbrochen und gelesen wurde, so mußte derselbe die Überzeugung haben, daß sein Vater noch lebe, mithin meine persönliche Todesanzeige nur eine Täuschung war.

Wilhelm Vester, Tuchmachergesell

Quelle: Kottbuser Wochenblatt 1852, Nr. 8, 28.Januar, S. 48

 

Anmerkungen

1. Ich interpretiere die fingierte Todesanzeige des Bruders als einen Versuch, den abgebrochenen Kontakt zwischen dem Maler Carl Heinrich Vester und seinem Vater wiederherzustellen.

2. Was ist der tiefere Grund des zerrütteten Verhältnisse zwischen Vater und Sohn?

Wir wissen noch nichts Genaues, überprüfen aber mehrere Hypothesen.

Der Streit wurde wohl nicht vor Gericht ausgetragen, jedenfalls finden wir keine Quelle.

3. Der Maler Heinrich Vester zog im Jahr 1852 mit seiner Familie nach Guben.

Allerdings muß er oft zwischen Guben und Cottbus gependelt sein, denn in der Folgezeit malte er weitere Bilder von Cottbus (Schloßbrand 1857) und Schützenscheiben für die Schützengilde.... (bis 1880).

Aus einer anderen Quelle wissen wir, daß Heinrich Vester regelmäßig

Schützenscheiben malte und damit sicherlich einen Teil seines Auskommens sicherte.

 

6. Kunstkritik...

Vester stand im Schatten Blechens

Sekundärquelle über den Maler Heinrich Vester

 

"Abhandlung über Blechen...... Bezug Hielscher (Zeitgenosse Vesters)....

Arbeiten Hielschers, die zusammen mit den primitiveren späteren Ansichten Vesters

eine wichtige Quelle für unsere Vorstellung des alten Cottbus bilden."

Quelle: Reißmann, Die Kulturdenkmäler der Provinz Brandenburg, Dt. Kunstverlag 1938, S. 28, Auflistung der Bilder Vesters S. 60/61

 

7. Über den Maler Vester, eine Anmerkung

"Carl Heinrich Vester wurde am 26. August 1806 zu Cottbus als Sohn des Tuchmachers Heinrich Vester geboren. Er besuchte die Akademie in Dresden und ließ sich dann hier als Kunstmaler und Zeichenlehrer nieder.

Am 1.Mai  1849 verheiratete er sich mit Luise Marie Hoffmann, Tochter des Tuchmachers Johann Gottlieb Hoffmann.

Die Stadt besitzt von ihm eine Reihe geschichtlicher Gemälde, Gesamtansichten der Stadt, den Brand des Schlosses 1857. Im Magistratssitzungszimmer (Stadthaus I) hängt ein großes Gesamtbild der Stadt, das Vester, wie aus einer Bemerkung auf dem Bilde hervorgeht, in seinem 82. Lebensjahre gemalt hat. Unter diesem Bilde hängt des Malers Selbstportrait in Pastellmalerei, 1835 gemalt."

Quelle: Festschrit 450 jähriges Jubiläumsschießen der Schützengilde,

daraus: Stadtarchivar Fritz Schmidt, Die wichtigsten Schützenscheiben

mit Rückblicken auf die Geschichte der Gilde seit 1800.

Die Anmerkung befindet sich auf der 3. Seite des Aufsatzes.

 

8. Aufsatz über Carl Heinrich Vester...

Heimatdokumente der Vergangenheit, Carl Heinrich Vester, ein Cottbuser Maler der

Biedermeierzeit.

aus: Cottbuser Anzeiger 6./7. Januar 1940

Autor: Gustav Hermann, damaliger Leiter des Cottbuser Heimatmuseums

im Januar 1988 in Göttingen verstorben.

 

 

 

 

 

 

Weitere Quellen aus den Jahren  2016/2017

Quelle: Leipziger Zeitung, No.25, Montag, den 30. Januar 1826

Digitalisiert von Google

„Bekanntmachung

In Gemäßheit Sr. Königl. Majestät von Sachsen allerhöchsten Rescripts vom 31. Dezember 1825 ist heutigen Tages die achte Vertheilung der für die Zöglinge der Königl. Sächs. Akademien der bildenden Künste zu Dresden und Leipzig, so wie die Zeichenschule zu Meißen, in Bezug auf ihre bei der Kunstaustellung des verflossenen Jahres dargebrachten Beweise vom Fleiß, Talent und Kunstfertigkeit bestimmten Ehrenzeugnisses, Belobigungsscheine und Gratifikationen durch die unterzeichnete General-Direction, mit einem dem Gegenstande angemessenen Feierlichkeit erfolgt, und es werden nun die Namen der Zöglinge, welche solcher Auszeichnungen für dieses Mal als würdig befunden worden, zur öffentlichen Kenntnis gebracht.

 

I.       Dresdener Kunstakademie.

………..

3. Erste Klasse. Oder sogenannte Kunstschule

………..

Belobigungsscheine

 

Karl Heinrich Vester, aus Cottbus

Friedrich Ferdinand Liegel, aus Wernigerode.

Johann Gottlieb Koerner, aus Dresden

……

 

Dresden, den 17. Januar 1826

Heinrich Graf Vitzum von Eckstädt

Königl. Sächs. Hofmarschall, in aufhabender General-Direktion der Akademien der bildenden Künste zu Dresden und Leipzig, des Civil-Verdienst- Ordens der Königl. Baierschen Krone Comthur.“

 

Die o.g. Quelle wird auch in dem Aufsatz von Gustav Hermann über“ Carl Heinrich Vester, ein Maler der Biedermeierzeit“ erwähnt.  Aus: Cottbuser Anzeiger, 6.1.1940.

Dort heißt es: „ Von 1823-1827 studierte er (Vester) an der Königlichen Kunstakademie in Dresden. Er verließ sie mit einem Belobigungszeugnis des sächsischen Königs.“

 

Quelle: Erfassung zum Militär von Heinrich Vester,

             Der Magistrat zu Cottbus, 1826

Fortlaufende Nummer: 39

Name: Carl Heinrich Vester

Geboren: 26, August 1806

Vater: Georg Heinrich Vester

Ob derselbe noch lebt: ja

Name der Mutter: Johan Sophie Vester

Entscheidung der Kreis-Ersatz-Kommission: zu klein, zu schwach

Entscheidungen: Ist bis zum 2 (3)ten Jahre nach Dresden zur Fortsetzung seiner Malerziehung beurlaubt.

 

Bemerkung Hartmut Regenstein:

Heinrich Vester studierte von 1823-1827 an der Königlichen Kunstakademie in Dresden. Er kehrte 1827 nach Cottbus zurück und begann dort seine Tätigkeit als Maler.

 

Quellenfund: Stadtarchiv Udo Bauer am 29.09.2015 im Stadtarchiv von Cottbus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auszug aus dem Taufbuch der Oberkirchgemeinde St. Nikolai zu Cottbus aus dem Jahre 1850, Seite 322, Nr. 70

 

Taufname des Kindes:                                Wilhelmine Bertha Luise

 

Tag und Stunde der Geburt:                     28. acht und zwanzigster März

                                                                                         6. Abends sechs Uhr

 

Ob es ehelich oder unehelich:                  ehelich

 

Vor- und Zunamen des Vaters, auch      H. Carl Heinrich Vester

Stand desselben:                                                         Maler

 

Vor- und Zunamen der Mutter:               Marie Luise geb. Hoffmann

 

Wohnort der Eltern:                                    Cottbus

 

Tag der Taufe:                                               14. April

 

Namen des Predigers, der es getauft:     Dr. Berger

                                                                                         Lehmann

 

Namen der Taufzeugen:                                           1. Wilhelmine Hermsdorf

                                                                                         2. Jgfr. Bertha Kubeng

                                                                                         3. Marie Fleischer

                                                                                         4. Ewald Lehmann

                                                                                         5. Wilhelm Heinze

 

 

Testament von Friedrich-Wilhelm III

Das vorliegende Testament von Friedrich-Wilhelm III wurde dem Jahr 1840 der Vester Tagebücher hinzugefügt. Friedrich –Wilhelm  III war viele Jahre der Lebenszeit von Heinrich Vester König von Preußen.  Vester wurde im Jahre 1806 geboren und hat viele Jahre der Regierungszeit von Friedrich-Wilhelm III bewusst erlebt.

Der beiliegende Ausschnitt wurde in einer Zeitung veröffentlicht. Wir wissen noch nicht, in welcher Zeitung dieser Abschnitt veröffentlicht wurde.

Das vorliegende Testament und die Erläuterungen dazu atmen den Zeitgeist der damaligen Zeit in Preußen aus. . Deshalb füge ich dieses Testament den Quellen von und über Heinrich Vester bei.

Nun noch ein paar Zeilen über Friedrich-Wilhelm III.

 

Friedrich-Wilhelm  III

 

Friedrich Wilhelm der III wurde am 3. August 1770 in Potsdam geboren. Er starb am 7. Juni 1840 in Berlin. 

Seit 1797 war er König von Preußen. Er entstammt der Dynastie der Hohenzollern.

Er heiratete1793 Luise von Mecklenburg- Strelitz, mit der er eine glückliche Ehe führte.

Preußen verlor in seiner Regierungszeit nach der Niederlage von Jena und Auerstädt (14.10.1806) und den Frieden von Tilsit (7. Juni 1807) große Teile seines Staatsgebietes.

Nach diesen Ereignissen ließ der die politischen und militärischen Reformer in Preußen gewähren.

Durch die siegreichen Befreiungskriege (1813-1815) wendete sich sein Schicksal und das von Preußen  dann zu  seinen Gunsten.

 

(Zusammenfassung von Hartmut Regenstein, 13.04.2017)

 

 

 

 

 

Meine Zeit mit Unruhe, meine Hoffnung in Gott

An Deinem Segen, Herr, ist alles gelegen!

Verleihe mir ihn auch jetzt zu diesem Geschäfte.

Wenn dieser Mein letzter Wille Meinen innigst geliebten Kindern, Meiner theuren Auguste und übrigen lieben Angehörigen zu Gesicht kommen wird, bin Ich nicht mehr unter Ihnen und gehöre zu den Abgeschiedenen. Mögen Sie dann bei dem Anblick der ihnen wohlbekannten Inschrift – Gedenke der Abgeschiedenen- auch Meiner liebevoll gedenken!

Gott wolle Mir ein barmherziger und gnädiger Richter sein, und Meinen Geist aufnehmen, den Ich in seine Hände befehle. Ja, Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist. In einem Jenseits wirst Du Uns alle wieder vereinen, möchtest Du uns dessen, in Deiner Gnade würdig finden, um Christi, Deines lieben Sohnes, unser Heilandes Willen, Amen.

Schwere und harte Prüfungen  habe ich nach Gottes  weisem Ratschluß zu bestehen gehabt, sowohl in Meinen persönlichen Verhältnissen (insbesondere, als er mir vor 17 Jahren das entriß, das mir das Liebste und Theuerste war) als durch die Ereignisse, die Mein geliebtes Vaterland so schwer trafen. Dagegen aber hat mich Gott: ewiger Dank sei Dir dafür: auch herrliche, frohe und wohlthuende Ereignisse erleben lassen. Unter die ersten rechne Ich vor allem die glorreich beendeten Kämpfe in den Jahren 1813, 14 und 15, denen das Vaterland seine Restauration verdankt. Unter den letzteren die herzliche Liebe und Anhänglichkeit und das Wohlgelingen Meiner geliebten Kinder;  so wie die besonders unerwartete Schickung Gottes, Mir noch in meinem fünften Dezennium eine Lebensgefährtin zugeführt zu haben, die Ich als ein Muster treuer und zärtlicher Anhänglichkeit öffentlich anzuerkennen Mich für verpflichtet halte.

Meinen wahren, aufrichtigen  letzten Dank Allen, die dem Staate und Mir mit Einsicht und
Treue gedient haben.

Meinen wahren, aufrichtigen und letzten Dank Allesn, die mit Liebe, Treue und durch ihre persönliche Anhänglichkeit, Mir ergeben waren.

Ich vergebe allen Meinen Feinden: auch denen, die durch hämische Reden, Schriften oder durch absichtlich verunstalteten Darstellungen, das Vertrauen Meines Volkes, Meines größten Schatzes (doch Gottlob nur selten mit Erfolg), Mir das zu entziehen bestrebt gewesen sind.

 

Berlin, den 1sten Dezember 1827

 

(gez) Friedrich Wilhelm

 

 

 

 

Auf Dich, Meinen lieben Fritz , geht die Bürde der Regierungs-Geschäfte mit der ganzen Schwere ihrer Verantwortung über. Durch die Stellung, die ich Dir in Beziehung auf diese angewiesen hatte, bist Du mehr als manch anderer Thronfolger darauf vorbereitet worden. An Dir ist es nun, Meine gerechten Hoffnungen und die Erwartungen des Vaterlandes zu erfüllen- wenigstens danach zu streben. Deine Grundsätze und Gesinnungen sind Mir Bürge, Daß Du ein Vater Deiner Unterthanen  sein wirst.

Hüte Dich  jedoch vor der so allgemein um sich greifenden Neuerungssucht, hüte Dich vor unpraktischen Theorien, deren so unzählige jetzt im Umschwunge sind, hüte Dich aber zugleich vor einer fast eben so schädlichen, zu weit getriebenen Vorliebe für das Alte, denn nur dann, wenn  Du diese beiden Klippen zu vermeiden verstehst, nur dann sind wahrhafte  nützliche Verbesserungen gerathen.

Die Armee ist jetzt in einem seltenen guten Zustand, sie hat seit ihrer Reorganisation Meine Erwartungen wie im Kriege, so auch im Frieden erfüllt. Möge sie stets ihre hohe Bestimmung vor Augen haben, möge aber auch das Vaterland nimmer vergessen, was es ihr schuldig ist.

Versäume nicht die Eintracht unter den europäischen Mächten, so viel in Deinen Kräften, zu befördern; vor aber allen möge Preußen, Rußland und Österreich sich nie von einander trennen.; ihr Zusammenhalten ist als der Schlußstein der großen europäischen  Allianz zu betrachten.

Meine innig geliebten Kinder berechtigen Mich Alle zu der Erwartung, daß ihr stetes Streben dahin gerichtete sein wird, sich durch einen nützlichen , thätigen, sittlich reinen und gottesfürchtigen Wandel auszuzeichnen; denn nur dieser bringt Segen, und noch in Meinem letzten Stunden  soll dieser Gedanke Mir Trost  gewähren.

Gott behüte und beschütze das theure Vaterland.

Gott behüte und beschütze unser Haus, jetzt und immerdar! Er segne Dich, Mein lieber Sohn und Deine Regierung und verleihe Dir Kraft und Einsicht dazu, und gebe Dir gewissemhafte, treue Räthe und Diener, und gehorsame Unterthanen. Amen!

 

Berlin, den 1sten Dezember 1827,

 

                                                   (gez) Friedrich Wilhelm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                  An das Staats-Ministerium

 

Ich befehle, zwei kostbare Dokumente der Öffentlichkeit zu übergeben, welche mir, nach dem Willen Meines in Gott ruhenden Königlichen Vaters und Herrn, am Tage Seines Heimganges eingehändigt worden, wovon das eine bezeichnet ist:

„ Mein letzter Wille“       das andere

„auf Dich meinen lieben Fritz, u.s.f.“

 

anfängt und welche beide von seiner eigenen Hand geschrieben und vom 1sten Dezember 1827 datiert sind.

Der Helden-König aus unserer großen Zeit ist geschieden und zu Seiner Ruhe, an der Seite der Heißbeweinen und Unvergesslichen, eingegangen. Ich bitte Gott, den Lenker der Herzen, daß er die Liebe des Volkes, die Friedrich Wilhelm III . in den Tagen der Gefahr getragen, Ihm sein Alter  erheitert und die Bitterkeit des Todes versüßt hat, auf Mich, Seinen Sohn und Nachfolger, übergehen lasse, der ich mit Gott entschlossen bin, in den Wegen des Vaters zu wandeln. Mein Volk bete mit Mir  um Erhaltung des segensreichen Friedens, des theueren Kleinods, das er uns im Schweiße Seines Angesichts errungen und mit treuen Vaterhänden gepflegt hat; das weiß Ich- sollte dieses Kleinod je gefährdet werden- was Gott verhüte- so erhebt sich Mein Volk wie ein Mann auf Meinen Ruf, wie Sein Volk sich auf Seinen Ruf erhob.

Solch ein Volk ist es werth und fähig, Königliche Worte zu vernehmen, wie die, welche hier folgen, und wird einsehen, daß Ich den Anfang meines Regiments durch keinen schöneren  Act, als die Veröffentlichung derselben bezeichnen kann.

 

Sans-Souci, den 12ten Juni 1840

 

                                                                   (gez) Friedrich Wilhelm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gustav Hermann, aus meiner Cottbuser Sammelmappe

Aus: Cottbuser Zeitung Nr. 1/1989

Heimatdokumente der Vergangenheit

 

Carl-Heinrich Vester, ein Cottbuser Maler der Biedermeierzeit.

Der Aufsatz wurde 1840 veröffentlicht.

 

Abgeschrieben von Hartmut Regenstein am 24.07.2015

 

Als vor einiger Zeit die Vorbereitungen für den Druck des Bandes Cottbus der „ Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg“ erfolgten,  zeigt es sich, dass unsere Stadt über eine ungewöhnlich große Anzahl von Bildurkunden der vergangenen beiden Jahrhunderte verfügt. (Diese Feststellung machten auswärtige Männer, denen ein Vergleich mit anderen Städten möglich ist.)

Die meisten Blätter sind im Städtischen Heimatmuseum  aufbewahrt. Aber auch im Privatbesitz befinden sich mehrere Stücke.

Wenn wir uns heute eine einigermaßen klare Vorstellung vom Aussehen unserer Heimatstadt in den Jahren  1830 bis 1850 machen können, dann verdanken wir das der sehr rührigen Tätigkeit eines Cottbuser Malers, Carl Heinrich Vesters.

 

Aus einem Brief seiner in Küstrin lebenden Tochter, der neunzigjährigen Frau Luise Timm, geb. Vester, wissen wir einiges  über seinen Lebensweg. Er wurde geboren am 25. August 1806 als Sohn des Bürgers und Tuchmachermeister Vester in Cottbus. Hier besuchte er auch die Schule, zuletzt das Gymnasium, das sich damals in dem Gebäude des  heutigen Heimatmuseums befand. So will es der Zufall,  dass die meisten seiner Bilder nun, lange nach seinem Tode, dort untergebracht sind, wo  er seine ersten Zeichenübungen machte.

Von 1823-1827 studierte er an der Königlichen Kunstakademie in Dresden. Er verließ sie mit einem Belobigungszeugnis des sächsischen Königs.  Dann ging er nach Cottbus zurück, um dort zurückgezogen und anspruchslos seinem Schaffen zu leben.  Bis 1852 blieb er hier. Nun zog er  mit seiner Familie nach Guben, das er nach den Worten seiner Tochter wegen seiner romantischen Lage liebte.  Dort hat er 32 Jahre gewohnt. Den Rest seines Lebens verbrachte er in Küstin, wo er 1891 starb.

 

Schon aus seiner Schülerzeit sind zahlreiche Zeichnungen, meist Blumendarstellungen, vorhanden. Durch ein Blatt des jungen Vester wissen wir auch, wie unser Spremberger Turm aussah, bevor er seine heutige Gestalt erhielt. Aus Vesters Dresdener Jahren stammt eine sehr feine, rötlich getönte Federzeichnung, eine parkähnliche Landschaft darstellend.

Später, in Cottbus, zeichnete und malte er in vielerlei Weise: mit dem  Bleistift, der Feder, der Farbkreide, in Wasserfarben und in Öl. Meist beschäftigte ihn das Bild seiner Vaterstadt. Wir kennen durch ihn den alten Marktplatz, die Sandower und die Berliner Straße (früher Luckauische Gasse genannt), das alte Schloss, den Königsplatz, das Spremberger Tor, den Gerichtsplatz, den Wilhelmsplatz (jetzt Neumarkt), die alte Sandower Brücke, die ehemalige Papiermühle, südlich der Stadt,  das „ Schießhaus“ in seiner ursprünglichen Gestalt,  die alte „ Henke“ in der heutigen Spreestraße.  Daneben kam das Personenbildnis nicht zu kurz. Die Pastelle der Alt-Cottbuser Bürger im Biedermeierzimmer des Heimatmuseums sind von Vester. Zu ihnen gehört auch das Selbstbildnis, das ihn als jungen Mann zeigt. Manche Schützenscheibe hat er bemalt .Der große Schloßbrand des Jahres 1857, der den schönen  alten Turmhelm vernichtete, ist von ihm in einem Gemälde festgehalten (Heimatmuseum). Über die Trachten der Spreewälderinnen vor ungefähr 60-70 Jahren sind  wir ebenfalls durch Vester unterrichtet.

Ein kürzlich erworbenes Aquarell aus den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigt auf einem Rasenplatz in der Nähe des Schlosses mehrere Stücke Tuch an langen Spannrahmen.

Wenn die Tuche die Walke verlassen hatten, wurden sie „ gerähmt“, um den Längen- und Breitenverlust wieder einigermaßen auszugleichen. (Mündliche Angabe von Herrn Kaufmann Paul Marschau, Cottbus).

Auch eine Ansicht von Spremberg, gleichfalls von Vester, zeigt diese Tuchrahmen. Vester bemühte sich immer, sehr anschaulich und genau darzustellen. Alle seine Bilder zeugen von großem Fleiß. Nicht immer – leider- von zeichnerischen Sicherheit.“ Sie sind nicht gekonnt „, würde ein heute viel gebrauchtes Wort von ihnen sagen. Das darf aber nicht dazu verführen, ihn mit den Augen des Kunstkritikers zu beurteilen und lächelnd abzutun.

Für die Kenntnis der Entwicklung unseres Stadtbildes ist Vester unentbehrlich. Schon aus diesem Grunde wäre es nur recht und billig, einmal  eine Cottbuser Straße nach ihm zu benennen.

Hier soll auf zwei kleine, bisher nicht bekannte Wasserfarbenbilder Vesters hingewiesen werden, die das Museum im August v. J. mit mehreren anderen erwarb. In den Farben sind sie so frisch, als wären sie gestern entstanden. Das eine zeigt den zur „ Feier des neunhundertjährigen Bürger Jubiläum im 3.ten August 183o“ geschmückten Marktplatz. ( Die ihm zugrundeliegende Ansicht, Cottbus sei 930 unter Heinrich I. gegründet worden, ist unbewiesen und unwahrscheinlich. )

Schön ist der schlichte Festschmuck des Rathauses: Säulen, Fahnen, Kränze, Girlanden. Zahlreiche Cottbuser Bürger in Biedermeiertracht und Schützen in blauem Uniformfrack und Federhut beleben  das sorgsam Stein um Stein gemalte Pflaster. Das Bild ist noch aus einem anderen Grund interessant: es zeigt das Türmchen auf dem westlichen Rathausgiebel, das bei dem Umbau des Hauses im vorigen Jahrhundert verschwand. Schon der junge Blechen hat es auf seiner Jugendzeichnung abgebildet, die das Handgemenge zwischen Preußischer  Landwehr und  polnischen Reitern im Jahre 1814 darstellt.

Die Abbildung der Oberkirche und der Sandower Straße machte jedem Cottbuser deutlich, wie unwesentlich sich dieser Teil der Stadt in mehr als hundert Jahren  veränderte. Wer erkennt die Häuser, die größtenteils heute noch stehen?

Auch bei diesen beiden Blättern möge man Vester einige Sünden in der Linienführung verzeihen. Seine Cottbuser Bilder sind keine großen Kunstwerke. Aber wertvolle Urkunden hinterließ er uns in ihnen. Und das danken wir ihm.  H.

(Aus dem Cottbuser Anzeiger, 6.1.1940)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum 200. Geburtstag von Heinrich Vester am 25. August 2006

 

von Hartmut Regenstein

erstellt am 10.07.2006

 

Vorbemerkung

 

Mein Ur-Ur-Großvater feiert am 25. August 2006 seinen 200.Geburtstag.

Der Auszug aus dem Taufbuch der Oberkirche zu Cottbus von 1806 datiert zwar seinen Geburtstag auf den 26. August, aber andere Quellen sprechen vom 25. August 1806. Nun denn.

Diesem Heinrich Vester verdanke ich sehr viel. Als ich im Jahre 1994 eine Familienchronik zur Goldenen Hochzeit meiner Eltern erstellte, stieß ich auf diesen Mann.

In der mütterlichen Linie soll es da einen Maler im 19. Jahrhundert gegeben haben, der in Cottbus gelebt hatte. Also begab ich mich auf die Suche nach Quellen und Zeitzeugen.

Es gab noch eine Tante Gerda, die in Brandenburg lebte und die einen Teil  ihrer Kindheit  im Hause der Tochter von Heinrich Vester  in Küstrin  verbracht hatte.

Was lag näher, als nach Brandenburg zu fahren?

Von  Tante Gerda erfuhr ich einiges über Heinrich Vester und sein Werk.

 

Wer war Heinrich Vester ?

 

Heinrich Vester lebte von 1806-1891. Er wurde als Sohn des Tuchmachers Georg Vester geboren. Er besuchte das Cottbuser Gymnasium. Von 1823-1827 besuchte er die Königliche Kunstakademie von Dresden. Zeitgenossen von ihm waren Ludwig Richter und Carl Blechen.

Zu seiner Studienzeit war Caspar-David Friedrich Professor für Landschaftsmalerei in Dresden. Er war aber kein Lehrer von Vester.  1827 kehrte Vester nach Cottbus zurück und begann zu malen.

Er malte Stadtansichten seiner Heimatstadt Cottbus als Aquarelle und in Öl, er versuchte sich in der Portraitzeichnerei und er malte Schützenscheiben für die Schützengilde in Cottbus.

1852 verließ Vester mit seiner Frau Cottbus und zog nach Guben. Dort setzte er seine Malerei fort. Von ihm ist ein Panorama von Guben von 1861 bekannt.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte er von 1884-1891 in Küstrin bei der Familie seiner Tochter Luise.

 

Kunstgeschichtliche Einordnung von Vester

 

Heinrich Vester war kein bekannter Künstler. Er ist nicht im Thieme/Becker verzeichnet. Dieses Buch ist das Standard- Verzeichnis deutscher Künstler des 19. Jahrhunderts. Das Wirken Vesters war auf die Niederlausitz beschränkt. Spuren von ihm finden wir aber in Cottbus, Guben, Küstrin, Fürstenberg und Frankfurt an der Oder.

Vester kam es darauf an, Plätze, Gebäude und Stadtansichten möglichst genau zu malen.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es die Fotografie noch nicht. So sind seine Stadtansichten von Cottbus eine wichtige Quelle für die lokale Geschichtsschreibung von Cottbus. Es gibt Autoren (Gustav Hermann), die Vester als einen Maler der Biedermeierzeit bezeichnen.

Vester ist aber auch ein Maler der beginnenden Industrialisierung in Cottbus. Viele Stadtansichten zeigen rauchende Schornsteine. Dies ist ein Beleg für die unternehmerische Kraft und die wirtschaftliche Stärke von  Cottbus im 19. Jahrhundert.

Wir wissen nicht genau, ob Heinrich Vester sich und seine Familie mit der Malerei ernähren konnte. Wir finden Hinweise, dass er in sehr bescheidenen Verhältnissen gelebt hat.

Einen Teil seines Lebensunterhalts hat er sich mit dem Malen von Schützenscheiben verdient.

Er war Mitglied der Cottbuser Schützengilde und hat viele Jahre die Scheiben für die Schützenfeste gemalt. Das Studium dieser Scheiben ist interessant. Wir finden in den Scheiben den Zeitgeist dieser Jahre wieder.

Diese Beschreibung des Lebens  vom Vester soll hier genügen. Weitere Informationen und Quellen findet man auf der Internetseite: www.heinrich-vester.de

 

Diese Internetseite habe ich im Jahre 1996 erstellt. Im Jahre 2001 habe ich diese Seite erweitert und durch neue Erkenntnisse ergänzt.

 

Meine Bezüge zu Heinrich Vester

 

Durch Heinrich Vester wurde meine Neugier geweckt, Quellen aus seinem Leben zu finden und zusammen zu stellen. Ich begab mit also zu den Orten seines Lebens. Ich verdanke Heinrich Vester interessante Reisen….

-        nach Cottbus  (Stadtarchiv und Stadtmuseum)

-        nach Guben (Stadtmuseum)

-        nach Küstrin (Verein der Heimatfreunde)

-        nach Frankfurt- Oder (Stadtarchiv)

-        nach Berlin (Bibliotheken der Stiftung Preußischer Kulturbesitze)

 

Es hat schon was, im Gebäude unter den Linden in Berlin zu sitzen und Bücher und Zeitungen aus dem 19. Jahrhundert zu lesen. In diesen alten Lesesälen haben schon die Humboldt Brüder gesessen.

Das Stadtmuseum und Stadtarchiv Cottbus ist eine gut geführte Einrichtung, die jedem Heimatforscher freundliche Unterstützung gewährt. Auch die lokalen Heimatforscher, insbesondere Frau Liersch, haben mir sehr geholfen, Quellen zu finden.

Jede Quelle gebiert eine weitere Quelle. In meinem privaten Vester-Archiv lagern jetzt 17 große Aktenordner über Vester und das 19. Jahrhundert.

Das 19. Jahrhundert war ein spannendes Jahrhundert, politisch, ökonomisch und kulturell.

Bismarck, Heine, Richter, Pückler, Krupp…. Diese Namen stehen für interessante politische und gesellschaftliche Entwicklungen…

So wuchs mein Interesse für die Geschichte und Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts.

Inzwischen belege ich als Gasthörer Vorlesungen der Universität Münster über das 19. Jahrhundert.

 

Das Jahr 2006

 

Meine Homepage über Heinrich Vester steht  ca. 10 Jahre im Internet. In diesen zehn Jahren hat das Internet eine rasante Entwicklung genommen. Fast alle Galerien und Antiquariate bieten inzwischen die Möglichkeit, Bilder und Maler online zu suchen.  Über das Internet gelang es mir, eine Schützenscheibe Vesters in Fürstenberg ausfindig zu machen.

 

Das Jahr 2006 bescherte mir drei Überraschungen. Über das Internet erfuhr ich von drei Landschaftsbildern von Heinrich Vester :

 

-        Im Januar 2006 erfuhr ich von einem Bild „ Flusslandschaft“. Diese Bild besitzt ein Antiquitätenhändler aus Niedersachsen

-        Im März 2006 wurde mir eine Fotoreproduktion aus Nördlingen /Baden-Würtemberg. zugeschickt. Titel des Bildes „ Haus an einem Fluss“ Es handelt sich um ein Ölbild.

-        Im April 2006 bekam ich eine Email aus Gretsiel. Dort befindet sich ein Landschaftsbild, das einen sandigen Waldweg mit Bäumen zeigt.

Diese Bilder könnten Motive aus dem Spreewald oder der Lausitz sein. Ihre Wege zu den heutigen Orten sind weitgehend unbekannt. Man kann aber davon ausgehen, dass viele Tuchmacher nach 1945 in den Westen gegangen sind, insbesondere ins Schwabenland, und ihre Bilder-Sammlungen mitgenommen haben.

 

Die Entdeckung der drei Vester-Bilder in 2006  hat mich darin bestärkt, eine neue Internet-Seite zu eröffnen. Hier möchte ich diese drei neuen Bilder vorstellen. Ich hoffe, dass sich über diesen Weg weitere Bilder finden lassen.

Bisher habe ich ca. 30 Vester-Bilder  fotografisch erfasst. Die meisten Bilder gehören dem Stadtmuseum Cottbus, einige sind in Privatbesitz, insbesondere die 10 Aquarelle von Cottbus aus den Jahr 1830.

Leider ist es mir bisher nicht gelungen, Portraitzeichnungen von Vester zu finden. Ich bin aber sicher, dass Vester Tuchmacherfamilien portraitiert hat.

 

Die 850- Jahr-Feier der Stadt Cottbus

Cottbus feiert in diesem Jahr sein 850 jähriges Jubiläum. Das Stadtmuseum und das Stadtarchiv haben eine interessante Ausstellung mit dem Titel „ Kottbus bildende Kunst in der Stadt“  erstellt. Dazu hat der Historische Heimatverein Cottbus und die Stadtverwaltung einen Katalog herausgegeben. Die Ausstellung zeigt das Wechselspiel von ökonomisch-politischer Entwicklung und der Existenz von Kunst und Künstlern vom 18. Jahrhundert bis heute

Ich habe diese Ausstellung im Juni 2006 besucht und war sehr beeindruckt von der Auswahl der Bilder und Künstler.  Die topografischen Bilder von Vester aus dem frühen 19. Jahrhunderts werden hier  auch aufgegriffen.

Ich werde zum 200. Geburtstag von Heinrich Vester nach Cottbus reisen und mich bei dem Stadtmuseum herzlich für die 12jährige gute Zusammenarbeit bedanken. Ich hoffe, dass der 200. Geburtstag von Heinrich Vester einen kleinen Schub für meine Recherchen über Vester bringt.

Wer Quellen oder Bilder von Heinrich Vester kennt oder besitzt, der melde sich bitte bei mir.

Meine Adresse ist:

Hartmut Regenstein

Zypressenstr. 43

59071 Hamm

tel: 02381-98 36 26

Email: Hartmut.Regenstein@t-online.de

Weitere Informationen über Heinrich Vester:

 

www.heinrich-vester.de

 

 

 

 

 

 

 



[1] Abgekürzte Währungseinheit. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.

[2] Währungsabkürzung. Vermutlich Reichsthaler.

[3] Abgekürzte Währungseinheit. Möglicherweise Schilling oder Pfennig oder Silbergroschen

[4] Abgekürzte Währungseinheit. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.oder Silbergroschen

[5] Währungsabkürzung. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.

[6] Währungsabkürzung. Vermutlich Reichsthaler.

[7] Pfundzeichen

[8] Wahrscheinlich ist das Wort Scenen gemeint.

[9] Vermutlich Jütland.

[10] Nicht genau zu klären. Anfangsbuchstaben korrigiert. Möglicherweise auch Sistern.

[11] Nicht genau zu klären. Möglicherweise auch unr.

[12] Nicht zu klären. Möglicherweise Biwack (Feldlager).

[13] Abgekürzte Währungseinheit. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.

[14] Währungsabkürzung. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.

[15] Währungsabkürzung. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.

[16] Währungsabkürzung. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.

[17] Durch Unterführungszeichen die Wörter das Portrait wiederholt.

[18] Durch Unterführungszeichen die Wörter das Portrait wiederholt.

[19] Durch Unterführungszeichen die Wörter das Portrait wiederholt.

[20] Durch Unterführungszeichen die Wörter das Portrait wiederholt.