Die Tagebücher
Von Heinrich Vester
Maler in Cottbus, Guben und
Küstrin
1835-1852
Die
Cottbuser Tagebücher von Heinrich Vester
Von 1835 bis 1852
Hartmut Regenstein
14.05.2017
Einleitung zu den
Tagebüchern von Heinrich Vester
Seit dem Jahr 2014 weiß ich, dass es Tagebücher von Heinrich Vester im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam gibt. Es handelt sich um 4 Kladden, die den Zeitraum von 1835-1852 umfassen. Das sind die Cottbuser Jahre von Heinrich Vester. Er begann seine Jahre als Maler im Jahre 1827 in Cottbus und verzog im Jahre 1852 nach Familienstreitigkeiten mit Frau und Kind Louise nach Guben.
Heinrich Vester lässt uns in seinen Tagebüchern an seinem Leben teilnehmen. Im Mittelpunkt stehen seine Bilder, seine Familie, aber auch seine Aktivitäten in der Cottbuser Schützengilde, seine Gedanken zum Zeitgeist seiner Jahre. Schließlich fand in den Jahren 1848 und 1849 eine bürgerliche Revolution in Cottbus, Preußen, Deutschland und Europa statt.
Vester lebte in der Zeit der Herrschaft der preußischen Könige Friedrich-Wilhelm der III (1797-1840), Friedrich Wilhelm der IV (1840-1888), der 1871 Deutscher Kaiser wurde, und Wilhelm der II (1888 -1918).
In den Zitaten aus seinen Tagebüchern halte ich mich streng an das Original, trotz einer Orthografie, die von der heutigen abweicht. Die Vester Tagebücher sind ein Dokument der Zeitgeschichte und sollten nicht verändert werden.
1. Die Bilder von Heinrich Vester
Das Bild von Friedrich II (Friedrich der Große) ist das meist gemalte Bild aus der preußischen Militärgeschichte. Hier ein Beispiel „ Den 16ten Juli malte ich die Gemäldescheibe des Ratsherrn Liersch. Die Schlacht bei Kunersdorf. Friedrich II, war wie bekannt, in Gefahr von den Kosacken gefangen zu werden, Es ist der Moment dargestellt wie ihn der Major Priwitz aus den Russen herausgehauen hat. Im Hintergrund sieht man Frankfurt.“ Aus der preußischen Geschichte darf das Bild der hochseligen Louise nicht fehlen, die mutig Napoleon entgegen trat. (1848) Vester zeigt sich in vielen Bildern als preußischer Patriot. Vester malte viele Stadtansichten von Plätzen von Cottbus und verdiente damit gutes Geld. Er griff auch Motive aus der deutschen Literatur auf. „ Den 15ten Juni malte ich eine Scene aus Dr. Faust. Faust umarmt ein Mädchen, welche ausruft Bester Mann, ich liebe dich von Herzen. Mephistophiles guckt boshaft aus einem Fenster des Hintergrundes hervor.“ (1840) Dann gibt es noch weitere Bilder, die die Frömmigkeit dieser Jahre aufgreifen…. „ Am 10ten Februar malte ich die Morgen Andacht Oelgemälde. Eine Bauernfrau knieet mit ihren Säugling an der Brust, nebst ihrer ungefähr 8 jährigen Tochter vor dem Kreuze, um ihre Andacht zu verrichten. Hinter ihr steht ein andächtiger Bauer den Hut in den Händen haltend, sein Gebet verrichtend. Die Gegend ist fesigt wild romantisch.“ (1839) Vester malte viele Genrebilder. Immer wieder beschreibt er das Bild von einer Kegelbahn, dem Freizeitvergnügen der Cottbuser Bürger. Heinrich Vester malte viele Schützenscheiben für die jährlich stattfindenden Schützenfeste. Er war seit 1830 Mitglied der Cottbuser Schützengilde. Neben seiner Maltätigkeit unterrichtete Vester Schüler im Zeichnen. Am Ende seines jährlichen Berichtes gibt er immer deren Zahl an. „ Zahl der Schüler 24, im Jahre 1840 sind 4 dazugekommen.“ (1840)
2. Cottbus zur Zeit von Heinrich Vester (1806-1891)
Heinrich Vester entstammt einer Cottbuser Tuchmacherfamilie, die aus Calbe an der Saale zugewandert ist. Sein Vater konnte es sich leisten, seinen Sohn auf das Gymnasium und auf die Königliche Kunstakademie in Dresden zu schicken. Diese verließ er im Jahre 1827, um seinen Beruf als Maler in Cottbus aufzunehmen. Cottbus hatte im Jahre 1839 ca. 8.400 Einwohner (s. Cottbuser Blätter, Sonderheft 2002, Stadtchronik, S. 40 ). Vester erlebte den Beginn der Industrialisierung in Cottbus. Im Jahre 1818 wurde die erste Cottbuser Dampfmaschine auf dem Schloss von den Gebrüdern Cockerill in Betrieb genommen. Wie kann man sich das Leben in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Cottbus vorstellen? Aus den Tagebüchern erfahren wir, dass die Gedanken der Menschen darum kreisten, eine Wohnung über dem Kopf zu haben, die im Winter geheizt werden konnte. Außerdem musste Geld für das Essen da sein.
In den Tagebüchern lesen wir viel von Bränden in den Vororten und in Cottbus. Auch die Cholera forderte viele Menschenleben.
Ein ständiges Thema seiner Tagebücher ist der Streit mit seinen Köchinnen, denen er sehr oft kündigt. „ Den 28 ten Januar. Meine Köchin ich schon wieder gekündigt, denn sie paßt nicht recht in meinen Dienst. „ (1839). „ Den 9ten Januar jagden wir unsere Köchin fort, denn diese glaubte, es wäre alles ihre, sogar die Bilder von der Wand eignete sie sich zu.“ (1847)
Bei den Streitigkeiten geht es oft um Paragraphen der preußischen Gesindeordnung.
Die Kleinstadt Cottbus hatte eine ständische Ordnung. Neben den Bürgerfamilien gab es die Tuchmachergesellen und die Bauern, die ihre Produkte zum Wochenmarkt brachten. Vester weist in seinen Tagebüchern oft auf die klirrende Kälte in den Wintern hin. In den ersten Jahren seines Künstlerdaseins hatte Heinrich Vester auch Geldsorgen, doch mit den Jahren gelang es ihm, ein gut bürgerliches Leben aufzubauen. Er verdiente mit seinen Bildern und Schützenscheiben genug Geld, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Im Jahre 1846 gewann Vester in der Lotterie 1,000 rtl . Neben der Malerei lebte Vester als Bürger, der abends eine gepflegte Runde Schafskopf spielte. Er nahm an den Festen und Feiern der Schützengilde teil. Er interessierte sich auch für zeitgeschichtliche Themen und stellte diese in seinen Bildern dar. Er bezog eine Zeitung aus Berlin und versuchte immer, auf dem neuesten Stand der Zeitgeschichte zu sein.
3. Das Familienleben
Über sein Familienleben wissen wir einige Dinge. Vester lässt uns an seine Gedanken zu seinem Leben teilhaben. So schreibt er im Jahres Rückblick 1835 „ Meinen Eltern habe ich nach reichlicher Überlegung wegen der Heirathsgeschichte erklärt, daß ich gesonnen bin, noch nicht zu heirathen, habe also das Verhätniß aufgeschoben.“ Vester scheint sein Junggesellen Dasein zu gefallen. So schreibt er im Jahre 1841 „ Jetzt bin ich nur 35 Jahre, es wäre nun bald Zeit, daß man sich nach ein Weibchen um thun sollte, ich aber immer noch unentschlossen denn ich sehe eine, so gut wie ich es jetzt habe kann ich es nachher nicht wieder bekommen und daher, wird die Sache immer aufgeschoben.“ Am 25. Februar 1849 verlobt er sich mit seiner Köchin Marie Hoffmann, die er am 1. Mai 1849 im Alter von 42 Jahren heiratet. Am 28 März schreibt Vester in sein Tagebuch „ Den 28ten März. Grüner Donnerstag. Wurde meine liebe Frau Abends 6 Uhr von einen gesunden Mädchen glücklich entbunden.“ Das Verhältnis zu seinen Eltern gestaltet sich schwierig. Schon 1847 gibt es „ Mißfelligkeiten „ mit dem Bruder und dem Vater“. Das Verhältnis ist völlig zerrüttet. Diese kommen nicht zu seiner Hochzeit. Der Höhepunkt der Auseinandersetzung ist der Streit um die Sterbekasse des Vaters. Der Bruder täuscht den Tod des Vaters vor, um an die Sterbekasse zu kommen. Die Sache fliegt auf und Cottbus hat seinen Skandal. Aufgrund des ständigen Ärgers mit der eigenen Familie und der Familie seiner Frau sind es die Vesters leid. Sie entscheiden sich, 1852 nach Guben zu ziehen.
4. Reisen und Mobilität
Vester war viel per pedes unterwegs. Wenn er einen Auftrag hatte bzw. sich einen versprach, dann wanderte er zu diesem Ort. Hier ein Beispiel „ Den 18ten machte ich einen Spaziergang nach Groß Osnig, wo ich bei dem Herr Bruchmann, eine sehr gute Aufnahme fand. Den 19ten wanderte ich früh nach Fehro, wo ich den Zoll-Einnehmer Schrebler besuchte, zurück ging es über Briesen, wo ich mir den Garten und Gewächshaus der Baronin Wackerbarth ansah. Beim Heraustritt aus dem Garten, gewahrte mich die Baronin, und ich mußte mich gleich zu ihr setzen. Dann fiel es ihr ein, ein wenig umherzuspazieren wo nur ich ihr das Geleit geben sollte, und die Anwesenden Frauen sollten zurück bleiben.“ Vester suchte die Gesellschaft von Baronen und Adeligen, um dort neue Aufträge zu requirieren.
Das Jahr 1846 war das Jahr größerer Reisen. Er erhielt einen Brief nebst 7 Einladungen für einen Besuch in Berlin. Der Weg ging mit der Postbahn nach Guben. „ Als der Dampfwagenzug in Guben ankam, wurde eingestiegen und nun saußten wir dahin…. Und in kurzer Zeit waren wir in Frankfurt….. „ Um 6 Uhr suchte ich mir ein Plätzchen im Eisenbahnwagen und bald erschall der gellende Ruf der Pfeife und dahin saußte der Zug. Bald waren wir ins Fürstenwalde. Der Zug hielt nur einige Minuten an dann setzte er sich weiter nach Berlin in Bewegung, wo wir um 9 Uhr Abends ankamen.“ Die Eisenbahn von Frankfurt nach Berlin erweiterte im großen Maße die Mobilität der Menschen. In den 40er Jahren wurden viele Eisenbahnen geplant und gebaut. Vester befand sich zwischen dem Zeitalter der Postkutsche und der Eisenbahn.
5. Vester und die Schützengilde
Vester trat 1830 der Schützengilde bei. Er malte die Schießscheiben der Cottbuser Gilde bis weit in die 80er Jahre, als er schon in Guben lebte. Die Schützen spielen in dem Leben von Heinrich Vester eine große Rolle. So fanden jährliche Schützenfeste zu Pfingsten statt, die ausführlich gefeiert wurden. Die Gilde traf sich ein bis zweimal in der Woche zum Schießen. Anschließend sprach man dem Cottbuser Bier zu. Die Schützen standen für Geselligkeit und Ansehen in der Kleinstadt Cottbus. Hier ein Bericht über ein Fest, aus dem die Begeisterung von Heinrich Vester spricht: „ Heute den 14ten Oktober wurde das Morgende Fest Abends mit allen Glocken eingeläutet. Den 15ten Oktober. Königs Geburts. Und Huldungstag in Berlin. Früh um 5 Uhr war Reveille mit Janitscharmusik, die Mitglieder der Schützengilde versammelten sich bei ihren Hauptleuten und marschierten Compagnieenweise ohne trommelschlag auf dem Landgerichtsplatz, wo sich alle Behörden und die ganze Bürgerschaft versammelt hatten. Um 9 Uhr wurde mit allen Glocken geläutet und der ganze Zug bewegte sich zur Kirche .Nach dem gottesdienste marschieerte die Schützenbilde zuerst aus der Kirche… Nachher marschierte sie mit Musick auf den Marktplatz, wo sie sich aufstellte, der H. Oberbürgermeister hielt hierauf auf den jetzigen KönigsMajestät ein Rede nachher wurd das Lied. Heil dir im Siegerkranz angestimmt, „ (1840) Das Prämienschießen begann am Abend. Anschließend gab es einen Schützenball.
Eine interessante Geschichte von einem Provinzialschützenfest in Frankfurt an der Oder erzählt Vester im Jahr 1841.An diesem Fest sollte auch die Cottbuser Gilde teilnehmen. Insgesamt nahmen 32 Gilden daran teil. Leider konnte Vester nicht an dem Fest teilnehmen, „ mir steckte der Ball daselbst im Kopfe , und besonders die vielen schönen Mädchen, man kann aber von der Arbeit nicht loskommen, und muß das schöne Vergnügen sonach entbehren.“ (1841) Nach dem Schützenfest wurde Vester aufgefordert, Bilder von diesem Fest zu malen. Er kam der Bitte nach und malte einige Bilder nach Erzählungen einiger Cottbuser Schützen, obwohl er gar nicht in Frankfurt war.
6. Streit mit der Obrigkeit
Vester hat oft Streit mit der Obrigkeit in Cottbus und in Preußen. Im Jahre 1838 wurde er vom Magistrat in Cottbus verklagt wegen „ Nichtzahlung des Jahrmarktgeldes und Aufgeldes“. Ich gehe mal davon aus, dass er für einem Stand auf dem Markt, auf dem er seine Bilder verkaufte , ein Jahrmarktgeld zahlen musste. Der Streit zieht sich in die Länge. Am 23ten April 1839 erhält er einen Brief von der Justiz aus Berlin. „ Ich müßte auch zu gleich Beschwerde wider das Ober Landesgericht zu Frankfurt a/O führen, und das Rescript daher einsenden, was auch geschah“ Dann erhält er eine Vorlandung vom hiesigen Königlichen Land- und Stadtgericht, in dem ihm mitgeteilt wird, dass er wegen seiner Beschwerde über die Polizei verklagt worden ist. Bei einem Termin mit dem Oberbürgermeister Roemelt sagt er aus, was sich die Polizei schon alles gegen ihn zuschulden habe kommen lassen. Im Jahresrückblich 1839 zieht er eine Bilanz über den Ärger über bzgl. des Prozesses Magistrat/Vester. „ Ich habe viel Erfahrungen dabei gemacht, daß die Behörden in preußischen machen können, was sie wollen des Königs Gesetzt befolgen, aber nicht, bleibt sich gleich, nur darf aber ein Bürger nichts sagen und man muß noch zufrieden sein, wenn man nakend zum Thor hinauskommt.“ (1839).
7. Die bürgerliche Revolution in Cottbus,
Preußen und Europa
Die Darstellung und die Beurteilung der Ereignisse der bürgerlichen Revolution in Cottbus und Preußen nehmen einen großen Teil in den Tagebüchern von Vester ein. ( 1848 und 1849, über 80 Seiten). Vester ist ein genauer Chronist der Ereignisse und Hintergründe dieser Jahre. Eine Zusammenfassung dieses Teils der Tagebücher finden wir in einem Aufsatz von Dr. Klaus Lange in dem Cottbuser Heimatkalender 2017 (s. Seite 43 ff. ) mit dem Titel „ Der Cottbuser Maler Heinrich Vester (1806-1891). Deshalb soll ein Hinweis auf diesen Aufsatz zu diesem Thema genügen
8. Rückblick auf den Aufbau der Tagebücher.
Der Aufbau der Vester Tagebücher verläuft nach einem festen Schema. Nach einem Jahresbericht, der kurz aber auch ausführlich sein kann, folgt ein Rückblick auf das Jahr und eine Liste seiner Bilder, die er in diesem Jahr gemalt hat. Nun gibt es bei der Lektüre einige Probleme. Wir gehen davon aus, dass die Tagebücher in späteren Jahren noch einmal abgeschrieben wurden. Dabei wurden einzelne Blätter falsch eingeordnet, so dass es eine Puzzle Arbeit war , die Reihenfolge der Seiten richtig zu erfassen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass manche Jahre unvollständig sind. So beginnt das Jahr 1837 mit dem Monat August. Wir gehen davon aus, dass es weitere Vester Tagebücher gibt. So fehlen die Seiten der Jahre 1842-1845 komplett. Es ist durchaus denkbar, dass hier eine ganze Kladde fehlt. Das erste Tagebuch 1835-1837 enthält den Hinweis auf dem Titelbild, Band III, No. 417. Daraus lässt sich schließen, dass es bereits von früheren Jahren Tagebücher gegeben haben könnte. Denkbar ist, dass Vester schon im Jahre 1827, als er von der Königlichen Kunstakademie in Dresden nach Cottbus zurückkehrte, Tagebücher geschrieben hat. Wir wissen es aber definitiv nicht. So verweist Vester in einem späteren Tagebuch auf das Tagebuch von 1830 Seite…. Zu diesem Jahr liegen uns aber keine Tagebücher her. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Tagebücher später noch einmal abgeschrieben wurden. Das könnte Heinrich Vester, seine Frau oder seine Tochter Louise erledigt haben. Auffällig ist, dass kritische oder „ unangenehme „ Themen nachträglich aussortiert sein könnten. Heinrich Vester zog 1852 mit Frau und Familie nach Guben. Aus seiner Gubener Zeit liegt uns eine Kladde von 1853 bis 1883 vor. In dieser Kladde werden aber nur noch seine gemalten Bilder aufgelistet. Trotz der o.g. Mängel sind die vorliegenden Cottbuser Tagebücher von Heinrich Vester hoch interessant. Hier liegen nicht nur Geschichtszahlen der Cottbuser Heimatgeschichte vor, sondern hier wird dargestellt, wie ein Zeitgenosse seine Zeit erlebt hat. Die neuere Geschichtsschreibung interessiert sich auch für die Alltagskultur der Menschen.
9. Danksagungen
Die Vester Tagebücher habe ich im Jahr 2014 im Brandenburgischen Landeshauptarchiv entdeckt. Bei vier Besuchen habe ich sukzessive die Jahre kopieren lassen. Ohne die Transkription der Tagebücher (Sütterlin in unsere lateinische Sprache) durch Tanja Leistner und Udo Bauer hätte ich die Tagebücher nie herausgeben können. Ihnen gebührt ein großer Dank. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei meinem Bruder Wilfried, der die Quellen über Vester, die ich von 1996 bis 2016 erschlossen habe, Korrektur gelesen hat. Ein weiteres Dankeschön geht an Dora Liersch und Steffen Krestin, die mich in meinen Recherchen unterstützt haben. Das sind nun schon 21 Jahre. Ich werde die Tagebücher und die Recherchen zunächst im Internet veröffentlichen. Meine Reisen und Recherchen in Archiven haben meinen Wissenstand über das 19. Jahrhundert erweitert. Ich bin sicher, dass ich weitere Quellen und Bilder von meinem Ur-Ur-Großvater Heinrich Vester finden werde. Ich hoffe, dass die Heimatforscher in Cottbus und in Brandenburg die Tagebücher für ihre Heimatforschung nutzen können.
Heinrich Vester,
1806-1891, ein Maler in Cottbus, Guben und Küstrin
Aufsatz von
Hartmut Regenstein vom 12.02.2017
Vorbemerkung
Heinrich Vester ist mein Ur-Ur-Großvater. Ich recherchiere seit 1996 bis heute an seinem Werk.
Lebenslauf
Heinrich Vester wurde am 25.08.1806 geboren. Das war in der Zeit, als Cottbus noch zum sächsischen Königtum gehörte. 1815 kam dann Cottbus wieder zu Preußen (Wiener Kongress).
Heinrich Vester wurde als Sohn des Tuchmachers Georg Vester geboren. Dessen Vorfahren kamen aus Calbe an der Saale. Er besuchte das Cottbuser Gymnasium. Wir wissen aber nicht, ob er hier sein Abitur ablegte.
Von 1823-1827 besuchte er die Königliche Kunstakademie in Dresden. Er verließ diese mit einer Belobigung des sächsischen Königs. Seine Lehrer in Dresden waren der Historienmaler Ferdinand Hartmann und August Richter, der Stiche von Städten anfertigte. Der Sohn von August Richter war der berühmte Maler des Biedermeiers in Dresden, Adrian Ludwig Richter (1803-1884).
1827 kehrte Vester nach Cottbus zurück. Er malte Stadtansichten seiner Heimatstadt Cottbus als Aquarell und in Öl. Er versuchte sich auch in der Portrait Malerei. Von 1830-1880 malte er die Schießscheiben der Cottbuser Schützengilde. Damit und dem Zeichenuntericht dürfte er einen Teil seines Lebensunterhalts verdient haben.
Die Motive der Schützenscheiben haben vielfach einen Bezug zur preußischen Militärgeschichte von Friedrich dem Großen bis zu seiner Gegenwart. Vester war ein Anhänger des preußischen Königshauses. Er war auch national gesinnt.
Er erlebte die atlantische Doppelrevolution von 1848/1849 und zeigte auch Sympathie für die Farben Schwarz-rot-gold.
In seinen Tagebüchern erfahren wir viel über die Ereignisse in Cottbus aus den Jahren 1848 und 1849. Vester war auch gut über die Berliner Ereignisse informiert. Ich gehe davon aus, dass er eine Zeitung aus Berlin erhielt.
Im Jahre 1849 heiratete Heinrich Vester seine Frau Marie, geborene Hoffmann.
Am 28. März 1850 wurde seine Tochter Wilhelmine Bertha Luise geboren. Sie wurde Luise genannt .
Der Name Louise hat einen Bezug zu der berühmten Louise von Preußen.
Nach Erbstreitigkeiten im Hause seiner Frau und einem Zerwürfnis mit seinem Vater und dem jüngeren Bruder verließ Heinrich Vester im Jahre 1852 Cottbus und zog nach Guben.
Seine Gubener Jahre erstrecken sich auf die Zeit von 1852-1886. Von seinen Gubener Jahren wissen wir ganz wenig. Er selbst wird noch nicht einmal in dem Standardwerk von Gander über Guben erwähnt. Dann treffen wir doch auf ein Stadtpanorama von Guben, das Vester nach einem Stich von Gottheil gemalt hat. Dieses Stadtpanorama wurde von dem Gubener Heimatverein vertrieben.
Im Jahre 1886 zog Heinrich Vester mit seiner Frau Marie zu der Tochter nach Küstrin.
Luise Timm war mit dem Meldeamtsvorsteher Timm von Küstrin verheiratet. Die Familie Timm war eine große Familie mit 6 Kindern. Sie wohnten in der Altstadt von Küstrin, Reneplatz 2.
Heinrich Vester starb im Jahre 1891. Seine Frau Marie überlebte ihn mehrere Jahre.
Für die Geschichtsschreibung von Cottbus war es ein Glücksfall, dass sich Luise Timm im Jahre 1940 an das Museum in Cottbus wandte, um Bilder von Vester zu verkaufen.
So ist es denkbar, dass sie auch die 4 (6?) Kladden der Vester Tagebücher abgab.
Kunstgeschichtliche
Einordnung von Heinrich Vester
Vester malte Stadtansichten und Plätze von Cottbus und zwar zu einer Zeit, als die Fotografie noch nicht ihren Siegeslauf angetreten hatte. Seine Bilder sind wichtige Quellen für die lokale Heimatforschung.
Vester malte aber auch Landschaftsbilder, die man heute bei Ebay oder auf Flohmärkten erwerben kann.
Die meisten Bilder von Vester wurden in der beginnenden Industrialisierung von Tuchmacher Familien und dem preußischen Landadel gekauft. Die Mittelschicht begann sich langsam in den Städten herauszubilden.
Die Stadtbilder von Vester zeigen fast alle rauchende Fabrikschlote, ein Zeichen der beginnenden Industrialisierung. Auf seinem Panorama von Guben sieht man die Eisenbahn im Hintergrund.
Die Tagebücher von
Heinrich Vester
Im Jahre 2014 gelang es mir, die Tagebücher von Heinrich Vester zu finden. Dies gelang über das Internet. Ein historisches Institut in Köln hatte die 30.000 Biografien von Wikipedia mit den Beständen von Archiven abgeglichen. So erfuhr ich, dass die Tagebücher von Vester im brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam liegen.
Die Tagebücher erzählen viel von der Alltagskultur im 19. Jahrhundert in der Kleinstadt Cottbus.
Die Recherchen über
Heinrich Vester.
Nach 22 Jahren Recherche ist es nicht schwierig, immer weitere Quellen von und über Heinrich Vester zu finden. Wie sagte Frau Dora Liersch? „ Eine Quelle gebiert drei neue“.
Literatur:
1. Gustav Herrmann, Carl- Heinrich Vester, ein Cottbuser Maler der Biedermeierzeit. In: Cottbuser Anzeiger, 6. Januar 1940.
2. Hartmut Regenstein, Carl- Heinrich Vester, ein unbekannter Maler in Guben, Gubener Heimatkalender 2001
3. Dr. Klaus Lange, Der Cottbuser Maler Heinrich Vester (1806-1891), Cottbuser Heimatkalender,2016
4. Quellen über Heinrich Vester, Informationsstand: www.heinrich-vester.de
5. Zum 200 Geburtstag von Heinrich Vester im Jahre 2006. www.vester200.de
6. Tagebücher von Heinrich Vester von 1835-1852 (seine Cottbuser Zeit), www.hartmut-regenstein.de Über das Inhaltsverzeichnis gehen auf Tagebücher Vester.
7. Stadtarchiv Cottbus, erschlossener Nachlass von Heinrich Vester.
Hartmut Regenstein
Hamm
hartmut.regenstein@t-online.de
Datei 005 bis 018
Transkription Udo Bauer (November
2016)
No. 417
Mein
Tagebuch
von 1835 bis 1837
III ter
Band.
Jahr 1835. Forst
3
Den 14 ten Febr. Auch meine jetzige Woh „
nung kann mir nicht gefallen, ich kann
selbige aufputzen wie ich will, so
bleibt
sie unansehnlich, denn meine Wirth
hatte mir viel versprochen, daß
er selbige in Stand bringen will
aber
nachher nicht Wort gehalten
daher muß ich mir und eine an „
dere umthun.
Am 25 ten reißte ich wieder
nach Forst.
Geschäfte waren nicht zu machen.
Aug malte inn(ere) Ans. v Cottbus gegen
Morgen, Mitternacht und vor den
Lu(c)kauer Thore.
Den 11 April ging ich Dissen zum
Prediger Buckwar, dieser bestellte
eine Ans. v Cottbus, und gab mir
(ei)nen Kupferstich mit, worauf ein „
(…)igen meine befindlich, und sollte selbi „
(g)e copieren. Übrigens fand ich
(…) eine sehr gute Aufnahme.
Anmerkung:
Durch die Bindung sind verschiedene
Buchstaben am linken Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren
Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes
ergänzt.
Jahr 1835. Cottbus.
4
Den 14 ten
April nahm ich eine Abendseit (e)
von Cottbus auf, welche der H. Kaufm
Krüger bestellt hat.
Den 17 ten malte ich 2 Ans.
v. Cottbus vor
dem Sandower Thor.
Jetzt male ich wieder Ans. v. Cottbus,
als
vor dem Luckauer Thor. Mitternacht
und Sandower Thor.
Den 5 ten war ich in Briesen bei der
Baronin Wackerbarth. *
Den 6 ten war ich in
Werben bei den Baro(n)
von Oettinger*, welcher mehrere
Ansichten
v. Cottbus bestellte.
Jetzt malte ich mehrere Ans. v Cottbus
Eine Ans. v. Luckauer Thor, 1 gegen
Mitte(r)
nacht und 2 v. d. Sandower Thor.
Den 10 ten
Mai heute Sontag ging ich
10. ist richtig !!!
Nachmittag nach Branitz, wo es
außerordentlich voll war.
Jetzt will es mir gar nicht recht
gefall(en)
Das Geschäft geht schlecht, dazu eine
schlech(te)
Wohnung, und Unzufriedenheit mit den
Dienstmädchen
*Adolf Friedrich Theodor Ritter und
Edlem v. Oetinger (*1798 +1839 in Werben)
*Marie Helene v. Bomsdorf adH Weißagk
bei Forst (Ehemann war Ludwig Carl
Wilhelm v.
Wackerbarth)
Jahr 1835. Cottbus.
5
14 ten
Mai Die Zeit ist jetzt allgemein
schlecht
es stocken die
Geschäfte überall ich
hoffte auch, daß
ich wieder etwas
in die Sparkasse tragen
könnte, ich
wollte wieder 100
Rthl. voll machen
wollte dann
heraus nehmen, und
ein Staatspapier
kaufen, denn die
Sache gefällt mir
sehr gut, daß ich
alle halbe Jahre
Zinsen aus der
Steuerkasse
hohlen kann, statt
dessen, wenn es
nicht bald besser
wird, werde ich
müssen bald aus
der Sparkasse
heraus nehmen, den
Schulden wollte
ich doch nicht gerne
machen.
Ich gehe jetzt
häufig spazieren und
genieße die
schöne Zeit, denn zu Hau „
se gefällt es mir gar nicht, den
meine Wohnung
gefällt mir gar
nicht, und ist
sehr unfreundlich, auch
meine Wirthsleute
gefallen mir nicht.
Jahr 1835. Cottbus.
6
15 ten
Mai malte ich mehrere Ansichten
v Cottbus als
eine vor dem Sandower
Thor, eine gegen
Mitternacht, drei gegen
Mittag, und eine vor
dem Mühlen „
thore.
Den 28 ten Himmelfahrtstag,
ging ich frühe
früh und Nachmittag nach Branitz aber
nachdem ich meine Freunde einge
büßt, bin ich gleichgültiger geworden.
Den 3 ten Juni ging ich nach
Kuschendorf
zum Baron von Belzig*. dessen Frau
Gemalin hatte mich vor einiger Zeit
besucht, und mich eingeladen, sie in
Kuschendorf mal zu besuchen. Daher
machte ich mich heute das Vergnügen.
Die Hetze war sehr groß, und ich fand
bei der gnädigen Frau eine sehr
gute Aufnahme. Sie führte mich, nach „
dem
wir eine kurze Zeit geplaudert
hatten, im Garten, u zeigte mir die
neuen Anlagen, besonders gefiel mir
die Felsengrotte, der Felsen war
mit verschiedenen passenden Sumpfpflan
zen
* Frau Hauptmann v. Bölzig, Rittergut
Koschendorf, Kreis Calau
Jahr. 1835. Cottbus
7
als Hortensien Schwertlilien, Eyfeu, und
(…) ver „
ziehrt, auch hatte der Garten andre
schöne Par „
tieen. Als ich mir daß alles angesehen
hatte
führte mich die Frau Baronin ins Schloß zu „
rück, wo ich mich mit den H. Baron unter
„
hielt. Dann kam ich zur Tafel. Hier
wurde
auch von dieses und jenes besprochen.
Meine
Ansichten von Cottbus fanden Beifall,
und der
Baron behielt selbige, auch wünschte
er mehrere
Ansichten des neuen Schießhauses zu
Cottbus
welches er erbaut hat, zu haben, welches
ich
aufnehmen sollte. Auch soll ich
späterhin sein
Garten, wenn er fertig sein soll, malen.
Nachmittag in der vierten Stunde, reißte
ich
wieder nach Cottbus.
den 4 ten Juni früh nahm ich
das Schießhaus
auf und malte noch in dieser Woche 6 An „
sichten davon.
Den 7 ten 1 ter
Pfingstfeiertag. Die Feiertage
verlebte ich sehr ruhig und
eingezogen.
Den 10 ten Erster Schießtag.
Den 11 ten Zweiter
Schießtage. zeichnete ich den
Schützenplatz.
den 16 ten malte ich den
Schützenplatz in
Wasserfarben und brachte auch einige
Schützen
welche auf dem Platze umhergingen, und
Jahr. 1835. Cottbus
8
mehrere ähnliche Portraits mit an,
welche hier in
Cottbus viel Aufsehen und Spaß erregten.
Den 14 ten ging ich nach
Koschendorf zum Baron
von Belzig, wo ich wieder sehr gut
aufgenommen
wurde.
Den 20 ten malte ich eine
Ansicht von Cottbus
gegen Mittag.
Den 21 ten Juni. Großen
Verdruß habe ich (…)
theils wegen Mangel an Geld. theils
meines
Wirths, und Köchin, ersterer, wegen
Gehässig(keit)
ich kann in meinem Hausflur , nicht das
ger(ingste)
hinlegen, alles wird mir gestohlen.
letzte
hat die besten Tage bei mir, und ich
werde
für die gute Behandlung, welche sie bei
mir
hatte, schlecht belohnt, indem sie mir
auf
alle nur mögliche lügenhafte weise
schlecht
machte, daher entschloß ich mich mir ein
fr(em)
des Mädchen zu miethen.
Den 2 ten Juli Ich veränderte
meine
Wohnung. ich zog auf der Mühlenstraße
zur
Wittwe Jenchen, wo ich ein sehr
geräum(i)
ges und schönes Quartier bezog. Meine
Köch(in)
entließ ich, und bin also jetzt wieder
all(ein)
aber es gefällt mir jetzt sehr, da ich
ein(e)
Nachbarschaft, habe, die sich nich
weiter (…)
kümmert.
Anmerkung:
Durch die Bindung sind verschiedene
Buchstaben am rechten Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren
Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes
ergänzt.
Hier
fehlen die Seiten 9-10 : herausgetrennt ?
Falsch nummeriert: statt 15 könnte 11
richtig sein
Guben 1835.
(…)mal auf, und um 12 Uhr machte ich mir
(au)f den Weg. Ich ging über die Dörfer
(…) zuerst Gr.Lieskow Heinersbrück,
Horno.
(Gr)ießen, wo mir die Aussicht ins Neiße
„
(th)al sehr gefiel, man hatte die schöne
Ent „
(…)ng vor sich liegend, wo sich die
Neiße
(du)rch das Thal schlängelte, welche mit
den
(sch)önen Ufern einen romantischen
(A)nblick darbot. Von hier ging ich über
die
(N)eisse nach Markersdorf und Niemsch,
wo
(…) dan in Schenkendorf 1 Stunde von
Guben
(ü)ber Nacht blieb. Hier hatte ich ein
schönes
(Q)uatier. Den andern Morgen war ein
(G)erber und ein Fleischer aus Guben mit
(F)uhrwerk hier eingetroffen, und da sie
(e)rfuhren, das ich nach Guben reißte,
so
(lu)den sie mich ein, mit ihnen nach
Guben
(m)itzufahren, welches ich auch annahm
und so kam ich früh gegen 7 Uhr dort
(a)n. Ich wurde nur von einen der
Herren um die Stadt herumgeführt, hier
wurden um so wie in Cottbus Ver „
(s)chönerungen angelegt, man pflanzte
(n)eben Alleen von Kastanienbäumen
Anmerkung:
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Falsch nummeriert: statt 15 könnte 12
richtig sein
Jahr 1835 Guben
Ich besah mir die Umgebung und fand
die Weinberge aus herrliche Ansicht
Gubens. Das innere der Stadt kann(n)
mir weniger gefallen. Das Rathh(aus)
hat in der Bauart viel Aehnlichke(it)
den Wittenberger. Dann besuchte ich
me(in)
Schulfreund, den Kaufmann Ad. Lier(…)
und den Rendant Bölke. Die Leut(e)
in Guben fand ich überall sehr höfl(ich)
und gefällig, und redeten mich zu (…)
sollte mich eine Zeitlang hier
aufha(lten)
Um 12 Uhr verließ ich Guben wieder
nahm jetzt einen andern Weg, (…)
über Gubinchen längs der Neiße,
dann über die Brücke nach nach Klein (…)
Groß Gastrose, nach Grießen, Horno,
Heinersbrück, Bärenbrück, und Neuen
dorf nach Cottbus, wo ich gegen 8 Uhr
Abe(nds)
ankam.
Auch fand ich bei Gastrose sehr
viel, und außerordentlich starke
Ei(chen)
Mir hat diese Partie ungemein
g(e)fallen.
14 Octbr Heute war der Hallenische
Co(met)
am hellsten zu sehen.
Anmerkung:
Durch die Bindung sind verschiedene
Buchstaben am rechten Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren
Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes
ergänzt.
Periheldurchgänge des Halleyschen
Kometen : 16.November 1835
Falsch nummeriert: statt 15 könnte 13
richtig sein
Jahr 1835 Cottbus.
Den 8 Nov. malte ich wieder einige An „
sichten v. Cottbus in Wasserfarben.
Den 12 ten Die Zeiten sind
jetzt allgemein
schlecht, auch bei mir geht es jetzt
sehr
flau, etwas in die Sparkasse zu
tragen, dazu komme ich jetzt gar
nicht, ich hatte immer gehoft, daß
ich mir einen Staatsschuldschein dies
Jahr zulegen, werde können, aber
es geht bis jetzt nicht und es wird
in diesen Jahre auch nichts werden.
Den 16 Nov. malte ich wieder einige
Ans. v. Cottbus in Wasserfarben.
Den 22 ten Nov. Sontag, das
Todtenfest
Heute dieses Fest, wurde verwendet,
um den neuen Begräbnißplatz der
Stadt einzuweihen. Die Bürgerschaft
nebst Stadtverordneten u Magistrats „
Personen fanden sich daher Nachmittags
um halb 2 Uhr in der Oberkirche ein,
wo ein zu diesem Feste passendes Lied
Jahr 1835. Cottbus.
14
gesungen wurde. Nachher begab sich die
Bürgerschaft u.s.w. aus der Kirche, um
einen Zug zu bilden, vorn gingen die
Kinder sämtlicher Schulen, als die Ar „
men und Elementarschule, begleitet
von ihren Lehrern, dann folgten die
Schüler des Gymnasiums, hierauf die
Musik, welche das Lied Meine Le „
benszeit verstreicht, spielten Jetzt
folgten die Prediger, von den höchsten
Personen der Stadt geführt, voran
ein Stadtverordneter mit den Marscha(ll)
stab, umgeben von zwei jungen Leu „
ten
Strohblumenkränze tragend.
Nun folgte die sämtliche Bürgerschaft
und Beamten jeden Ranges und
Standes. Den Schluß machte das hier
garnisonirende Militair, wo wieder
um ein Stadtverordneter mit dem
Marschallstab, begleitet von zwei jungen
Leuten mit Kränzen folgte. Der (Zug)
bewegte sich über den Markt, durch der
Sprembergerstr. n. der Ruhestädte. Dort
angekom(en)
Anmerkung:
Durch die Bindung sind verschiedene
Buchstaben am rechten Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren
Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes
ergänzt.
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15
Jahr 1835. Cottbus.
Den 31 ten Decembr. Sylvesterabend, ging
ich abends bei Olschina, und trank dort
ein Glas Bier. um 9 Uhr war ich wie
gewöhnlich wieder zu Hause.
Dies Jahr war eins der schlechte „
sten Jahre, den Sommer über
war grade nicht viel zu thun, in
Herbst war es besser und zu Weih „
nachten hatte ich sehr hübschen Ver „
dienst, jedoch etwas zum Wegle „
gen kam es nicht. Ubrigens war
ich das ganze Jahr über heiter und
froh, und war mit dem was ich
hatte sehr zufrieden.
Meinen Eltern habe ich nach reich „
licher Uberlegung wegen der
Heirathsgeschichte erklärt, daß ich
gesonnen bin, noch nicht zu heirathen,
habe also das Verhältniß auf „
gehoben.
Gemälde
welche ich im Jahr 1835 angefertigt
habe, waren folgende.
16
Jahr 1835. Cottbus.
1 Einen Dorfgeiger in Wasserfarben.
2 Eine Gemälde-Scheibe. Friedrich II
schlief
nach der Schlacht b. Kunersdorf, in einer
von Kosacken zerstörten Bauernhütte
3 Eine Gemälde-Scheibe. Der
Schützenplatz
zu Cottbus in Oel
4 Das Portrait eines Handlungsdieners
aus Sonnenwalde in Miniatur
5, und 6. Zwei Ansichten des Schlosses
zu
Sergen in Wasserfarben.
7, Ein kleines Kind, nach der Leiche
gema(…)
Nun folgen 85 Ans. v Cottbus in
Wasserfarben
als 3 Ans. gegen Morgen, 14 gegen Mittag
1 gegen Abend, 11 gegen Mitternacht.
8 Auf. vor d. Spremberger Thor
14 v. d. Sandower, 10 v. d. Luckauer
Thor.
6 Ans. v. d. Mühlen Thor.
9 Ans. d. Schützenplatzes. 1 des
Schlosses z. Cottbus
7 Ans. d. meinen Schießhauses
1 Ans. des Wintergartens
8 tens Noch einen Fleischerburschen in
Sachsen in Miniatur.
17
Jahr. 1835. Cottbus.
Diejenigen
die ich im
Jahre 1835 im Zeichnen
unterrichtet
hebe.
1 Schulze 6 Kittel Diese Fünf
2 Haeger II. 7 Vetter sind
3 Haeger I. 8 Müller II im Jahre
4 Höfer 9 Wolf aus Muskau 1835
5 Müller I. 10 Warnatz hinzuge „
kommen
zusammen 10.
Datei 019 bis 032
Datei 041 bis 050
Transkription Udo Bauer (November,
Dezember 2016)
Datei 019
Jahr. 1836. Cottbus.
Das Jahr 1836
Datei 50
Den 1 ten Januar. war ich
ziemlich heiter, des
Abends auf dem Schießhause, wo es mir so
weit
recht gut gefiel.
Den 20 ten Ich male jetzt immer fleißig Ansichten von
Cottbus. welche mir immer aus mancher
Verlegenheit
helfen müssen.
Den 21 ten nahm ich für H.
Kaufmann Büttner
einige Privat Wohnungen auf.
Den 30 ten bis jetzt in diesen Monat habe ich
18 verschiedene Ansichten von Cottbus
gemalt.
Den 31 ten Sontag macht ich
einen Spaziergang
nach Galinchen, wo ich mich ein paar
Stunden
beim Gutsbesitzer Grosmann* aufhielt und
eine
gute Aufnahme hatte.
Den 1 ten malte ich einen
Füselier vom 8 ten Regi „
ment. Zeidler. in Miniatur halb Figur
nach der Na(tur)
Den 3 ten nahm ich eine
Privatwohnung auf als des
H. Zimmermst. Eckerts Wohngebäude
Den 5 ten malte ich 2
Ansichten von Cottbus.
Den 8 ten malte ich Napoleons
verhängnißvollster
Augenblick bei Verlust der Schlacht bei
Leipzig
am 18 ten October 1813.
Napoleon sitzt im Vorgrunde mit
gefalltesten
Händen und traurigen Anblicks umgeben
von seinen Generälen und Marschällen
beim
Feuer. Ein Kammerdiener packt Sachen im
Koffer. Im Mittelgrunde die Französische
Retraite
mit abwechselden Gefecht, und
*Gutsbesitzer Georg F.W. Graßmann aus
Gallinchen.
Datei 021
Jahr 1836. Cottbus.
im Hintergrunde die Stadt Leipzig in
Rauchwolken
gehüllt. Todte Pferde und Menschen sieht
man
überall umherliegen. Oelgemälde.
Den
7 ten Febr. war ich
bei H. Brückner auf
der Papiermühle, wo ich eine sehr gute
Aufnahme
hat, Madam Brückner bestellte mehrere
Ansichten von der Papiermühle, welche
ich auf „
nehmen soll
Den 10 ten nahm ich 2
verschiedene Ansichten von der
Papiermühle auf. welche in Wasserfarben
gemalt
werden sollen. Die Eine stellt den Hofraum dar.
Vorn erhebt sich die Mühle mit vielen
Wein
geschmückt, rechts und lings die Seiten
Gebäude
auch alle Kleinigkeiten, was auf dem
Hofe
herum liegt, darf nicht fehlen, Tauben
und
Enten und andre Vögel befinden sich da,
eine
Henne mit ihren Küglein schart im Dünger
„
haufen, und der Hahn krähet, die beiden
Kettenhunde sind munter, und Kinder
spielen
auf dem Hofe. Dieses malte ich 3 mal.
Das andre stellt die Papiermühle mehr im
Hintergrunde dar. Im Vorgrunde befinden
sich Eichen und Tannen und verschiedenes
klei „
nes Gesträuch. Dieses malte ich
vorläufig nur
einmal, denn es macht ziemlich viel
Arbei(t)
Den 13 ten wurde bei
Krieschens die Fastnacht
gefeiert. Es war nicht zu voll.
Datei 020
Jahr 1836. Cottbus.
Den 15 ten Febr. wurde die Fastnacht auf dem
Schießhause gefeiert, Es war dort
außerordent „
lich voll.
Den 26 ten malte ich des
Zimmermeister H. Eckerts
Wohngebäude nebst Umgebung in Oel.
Man sieht im Vorgrunde das mit Wein
umgebene
Wohngebäude nebst umgebenen Häusern, im
Mittelgrunde befindet sich eine Gruppe Häuser
welche sich sehr gut ausnehmen, und im Hinter „
grunde die Holländische Windmühle mit dem
entfernten Häusern am Spreewehr, und blau „
grünen Waldungen, wo man d(…) Spree im
Sande sich schlängeld, gewahr wird.
Den 14 ten Maerz – gestern Sontag ging ich gegen
Abend mit H. Petzold bei Kriesches, wo Tanz
war, Unterwegs erblickte ich Augusten mir
entgegen kommend, als sie uns erblickte, schlug
selbige sogleich einen Seitenweg ein, um mich
nicht zu begegnen.
Jetzt gab es mal viel zu thun, und ich darf
mich grade nicht sehr umsehn, nur wird es
immer sehr gering bezahlt. Denn gut gearbeitet
soll es auch sein, und so kann man bei
aller vieler Arbeit doch nichts sparen
Die ganze Winter Abende habe ich bis jetzt bei
Kandlers zugebracht, wo ein vernünftiger
Schafkopf gespielt wurde.
Datei 022
Jahr. 1836. Cottbus.
Den 7 ten Märtz. Für das
diesjährige Pfingstvergnügen möchte
ich mich gern zu guntschen suchen
denn viel Vergnügen
habe ich dabei nicht, und ich wäre daher
gesonnen
eine Vergnügungsreise in der Sächsischen Schweitz zu
machen, wenn ich nehmlich bei Gelde wäre.
Auch bringt es meine jetzige Lage so mit
sich , daß ich
mich von allen sehr entfernt halte, denn
da bin
ich am ruhigsten, und genieße mein
Dasein zufrie „
dener.
Den 30 ten. In diesen Monat
malte ich eine Ansicht von
Cottbus vor dem Luckauer Thor/
Viehmarkt, eine gegen
Mitternacht, und eine vor dem
Spremberger Thore
den 3 ten April 1 ter
Osterfeiertg. Die Feiertage brachte
ich meistens zu Hause zu, da auch die
Witterung ungün „
stig war.
Den 18 ten machte ich einen
Spaziergang nach Groß Osnig,
wo ich bei dem Herrn Bruchman*, eine
sehr gute
Aufnahme fand
Den 19 ten spazierte ich früh
nach Fehro. wo ich den
Zoll – Einnehmer Schrebler besuchte, zurück ging über
Briesen, wo ich mich den Garten und
Gewächshaus
der Baronin Wackerbarth ansah.
Beim Heraus „
tritt aus dem Garten , gewahrte mich die
Baro „
nin, und ich mußte mich gleich zu ihr
setzen.
Dann fiel es ihr ein, ein wenig
umherzuspazieren
wo nur ich ihr das Geleit geben sollte,
und die
anwesenden Frauen sollten zurück bleiben
„
Pfingstsonntag: Sonntag, der 22.05.1836
Pfingstmontag: Montag, der 23.05.1836
*Rittergutsbesitzer und Kaufmann F.G. Bruchmann
Datei 023
Jahr. 1836. Cottbus.
Sie stand auf ich mußte ihr meinen Arm
reichen, und
so gingen wir Arm in Arm spazieren.
Den 8 ten April malte ich H.
Klingmüller. Füselir
vom 8 ten Regiment. / Gubener
/. in Pastell. Hatte Figur
in Hintergrunde ein Ansicht von Guben.
Den 24 ten April. Meine weiten Spaziergänge bekommen
mich recht gut, ich habe früher wenig Appetit zum
Essen gehabt, aber jetzt hat er sich recht vortreflig einge „
funden, nur die Geldverlegenheiten wollen sich
nicht verbessern, früher konnte ich allein von
dem Zeichenunterricht leben, jetzt hab ich nur
drei Schüler.
Den 25 ten machte ich einen Spaziergang nach dem
Dorfe Hähnchen.
Den 26 ten ging ich nach Leuten und Schorbus.
Den 27 ten Bustag. Nachmittag ging ich mit den
ältesten Sohn meiner Wirthin Fenchen nach
Branitz, wo es sehr voll war.
Diesen Monat malte ich 2 Ans des Luckauer
Thores 1 Ans. des Spremberger Thores und 1 Ansicht
des Mühlenthores zu Cottbus. Ferner den Schüt „
zenplatz und eine Ans. gegen Mitternacht von Cottbus,
Datei 024
Jahr 1836. Peitz. Drebkau.
Den 4 ten machte ich mir ein
Spaziergang nach Peitz.
wo ich einige Stunden, bei dem H. Berger
Be „
sitzer der Spinnfabrik zu Peitz
aufhielt, wo ich
eine recht gute Aufnahme hatte.
Nachmittag
kehrte ich wieder nach Cottbus zurück.
Abend war ich ins Schauspiel, wo der
Maskenball
u der Gustav III König von Schweden
gegeben wurde.
Den 6 ten war ich ebenfalls
ins Schauspiel, wo das
Stück gegeben wurde. Von sieben Mädchen
die
häßlichste.
Mit den Morgenpromenaden nach Branitz
will
dies Jahr nichts werden, denn der Mai
ist sehr
kalt, und haben auch bis jetzt immer
trübe Tage.
Den 10 ten ging ich nach
Koschendorf wo ich mit
der Baronin frühstücken mußte, und eine
hübsche Dame zur Unterhaltung erhielt,
von
da ging ich über Siwisch nach Drebkau,
dann
spazierte ich noch einige Stunden in der Umgegend
umher, und gegen 3 Uhr Nachmittag ging ich wieder
nach Cottbus.
Den 11 ten Mai besuchte ich
wieder das Theater
es wurde gegeben. Die zwei Schwestern
von
Prag oder der Schneider Kakadu
Den 12 ten Himmelsfahrtst.
Ich war willens
nach Branitz zu gehen, aber ich muß
diesmal
das Zimmer hüten, denn beim letzten
Spazier „
gange haben meine Füße etwas gelitten,
und
auch die Witter(ung) ist kalt, denn man
muß jetzt noch
heitzen.
Datei 025
Jahr. 1836. Cottbus. bleibt
Warum muß man so leiden, dulden, es wird einen
ja alles verbittert, man kann sich daher den Anblick
der Natur nicht erfreuen; Warum ist es so ein „
gericht, kann da also ein höchstes Wesen auf dem
Menschen wirkend? Gewiß nicht. Mann lebt also
sich nur zur Plage und der immerwährende Gram
verzehrt uns, und bringt uns zu früh ins Grab. So
geht es Gottes edelstes Geschöpf.
Den 22 ten Mai 1 ter Pfingstfeiertag. Die Feiertage habe
ich soweit recht ruhig verlebt, den 2 ten Feiertag wollte
ich früh nach Branitz, aber die Witterung war
kalt, und ungünstig, denn man muß jetzt noch im
Ofen heitzen.
Den 24 ten 3 ter Feiertag. war ich zum großen Zapfen „
streich kommandirt, welchen ich auch beiwohnte.
Die Schießtage hatten wir so ziehmliches Wetter,
jedoch sehr kalt, und mußten daher alle drei
Tage in blauen Beinkleide erscheinen. Auch
hat der bisherige Major der Schützengülde
Angerstein das Comando niedergelegt nun es der
H. Justitzcommissarius Knoblauch übernommen
hat. Mir hat das Vergnügen dies Jahr recht
gut gefallen, überhaupt das ich etwas Beschäftig(ung)
habe, indem ich die Listen anfertigen muß. also
dabei Compagnieschreiber bin.
Auch unsern Hauptmann Jose verlieren wir jetzt
den selbiger ist dieses Jahr abgegangen.
Datei 026
Jahr. 1836. Cottbus.
Den Monat Mai hab ich vor Ansicht Cottbus gemalt
2 gegen Mittag. 2 gegen Mitternacht, eine vorm Schießhause,
eine vom Schützenhause, 1 vom Sandower und eine vor
dem Spremberger Thore.
Den 1 ten Juni machte ich einen Spaziergang nach Gr. Osnig
zum Gutsbesitzer Bruchmann.*
Den 3 ten war die Gränzfahrt. Ich ging zu Fuße hinaus
das Wetter war sehr schön, denn den Tag vorher
hatte es geregnet, und nun hatten wir schönsten
Sonnenschein. Auch müßte der Grenzplatz ein hübsches
Gemälde geben, mit den bunten Gewühl von Menschen,
auch die Gegend, ist sehr schön.
Nachmittag war ich auf dem Schießhause, wo das
Wetter wieder ungünstig wurde.
Nach Branitz bin ich dieses Jahr frühmorgens gar nicht
gekommen, indem theils die ungünstige Witter „
ung, theils die Kälte schuld war.
Von Berlin erhielt ich am 1 sten d.M. Nachricht wegen
meines Lotteriespiels, daß ich diesmal durchgefallen
wäre, was mir wieder ein Strich durch die Rech(nun)g
machte, indem nun alles beim Alten bleiben muß.
Denn mit dem Verdienst was zu erwerben, daß
geht nicht, denn da sorgt schon Gott dafür, daß man
es zu nichts bringen kann.
Nachtrag : Den 3 ten Schießtag. beerdigten wir einen
von unsern Schützen, nehmlich H. Schopplick
welcher Unterofficier bei der Orangen Compag(n)i(e)
*Rittergutsbesitzer und Kaufmann F.G. Bruchmann
Datei 027
Jahr. 1836. Cottbus.
war. Die Orange Compagnie mit der gelben ver „
fügte sich beim Sterbehause wo die Orange C den
Zug mit Militairischer Musik eröffnete, und die
gelbe den Schluß machte. Eine ungeheure Menge
Menschen hatte sich auf den Straßen und Friedhof
versammelt, Nach dem Begräbniß marschirten wir
mit Musik, zum unsern Hauptmann.
Den 17 ten Juni ging ich nach Gr. Ohsnig zum Guts „
besitzer Bruchmann, wo ich einige Ansichten auf „
nehmen sollte. Ich wurde hier ungemein gut auf „
genommen, und hatte hier die herrlichste Unterhal „
tung theils mit H. Bruchmann oder dessen Haus „
lehrer H. Reinecke oder den beiden Töchtern des
H. Bruchmann. Wir spazierten gewöhnlich im
Garten umher. Nachdem ich die eine Ansicht den
innern Hofraum gezeichnet hatte, mußte wieder
zur Erholung etwas pausirt werden, dann wurde
ich zum Mittagtisch geladen, wo die Unterhaltung wieder
recht lebhaft wurde. Nach aufgehobener Tafel
spazirt ich mit H. Reinecke auf dem Felde
umher, um ein passende Haupt-Ansicht auszusuchen,
aber wir fanden keine, überhaupt stand selbige
mir nicht an, daher machte ich selbst eine Partie
gegen Mittag, und fand auf eine Anhöhe was ich
suchte. Ich ging also retur, um meine Sachen zu holen
aber es war Caffezeit, daher mußte ich noch bleiben.
Nun machte ich mir auf den Weg, H. Bruchmann
*Rittergutsbesitzer und Kaufmann F.G. Bruchmann zu Groß Oßnig
Datei 028
Jahr. 1836. Cottbus.
versah mir noch mit Pfeife Taback und Feuerzeug, damit
mir die Zeit nicht lang werden sollte. In einer Stunde
war ich damit fertig. Ich kehrte nun zurück, aber
an kein zurückgehen nach Cottbus war nicht zu denken
ich mußte also erst Abendbrot speisen, dann einige
Glas Bier trinken, und einige Pfeifen Taback rauchen
Nun wurde es ziemlich 8 Uhr. Jetzt machte ich mir
auf den Weg. H. Br. begleitet mich bis aufs Feld
wo ich dann Lebewohl sagte, und um 9 Uhr Abends
war ich wieder in Cottbus.
Diese beiden verschiedene Ansichten soll ich 16 mal,
jede 8 mal malen woru(n)ter 2 in Oelfarben
die übrigen 14 in Wasserfarben.
Den 18 ten vollendete ich ein Portrait von Kaiser
Napoleon. Lebensgröße. Halbe Figur in Oel.
Den 20 ten malte ich eine Ansicht des Hersch. Hofes
zu Gr. Ohsnig Wasserfarben. In der Mitte
der Hintergrundes erhebt sich das Schloß, umgeben
von den daranstoßenden verschieden(en) Bäumen.
vorn die in grader Linie verschnittenen
Linden welche ein Rundtheil bilden, inder
Mitte die Roseninsel mit den zierrästlichen
weissen Geländer, weiter vor schließt sich ein
grüner Zaun an die an der Seite laufenden
Barrierren, auf beiden Seiten des Hofes
läuft ein Lindenallee, rechts und lings Neben „
gebäude, Taubenschl(a)g, Pumpe mit der Bornbüte
das Ackergeräthe, und eine Menge von
Datei 029
Jahr. 1836. Cottbus.
Hünern, Enten Tauben Thruthähne, Pfauen
laufen auf dem Hof umher. nebst ein Paar
Kinder, welche das Vieh Federvieh füttern.
Den 22 malte ich ein Hauptansicht von Gr-Ohsnig
in Wasserfarben. Im Vorgrunde Getraidefelder
mit etwas Haide, woraus ein Jäger mit seinen
Hunde kommd. Im Mittelgrunde das Dorf Ohsnig
in der Mitte ragt die Kirche mit dem HerrSch.
Schlosse hervor, lings die Chaussee, welche nach Sprem „
berg führt. und den Weinberg des Gutsherrn.
Im Hintergrunde entfernte Waldungen wo in blau „
grauen Farben sich Cottbus erhebt.
Auch die Gemäldescheiben habe ich wieder erhalten wo es
jetzt etwas viel zu thun giebt, daher muß ich die
Morgenstunden zur Wasserfarbenmalerei, und
die Nachmittagstunden zum Oelmalen benutzen.
In diesen Monat hat ich 1 Ansicht von Cottbus ggn
Mittag und 2 Ansichten des Schützenhauses gemalt.
den 1 ten Juli malte ich Krieschens Kegelbahn
Innere Ansicht. Mehrer Herrn sind da versammelt
und rauchen Taback schieben Kugel, auf dem
Tische stehen Biergläser Lampe und Fidibus
Ein Herr steht an der Tafel und schreibt, was
geschoben worden ist. Das Schankmädchen tritt
zu Thür herein und bringt ein Glas Bier ein
Herr streichelt ihr die Wangen. Wasserfar „
bengemälde.
Datei 030
Jahr. 1836. Cottbus.
Den 3 ten Juli. Jetzt erbiete ich über einen ganz neuen
Plan, nehmlich. Mir will es in Cottbus gar nicht
recht mehr gefallen, und doch kann ich es nicht ganz
fahren lassen, da man hier mitunterhübschen
Verdienst hat. So wäre mein Plan, nach Guben
zu reisen , und da auch die Arbeiten, die dort
vorfallen, mit zu nehmen, und die Arbeiten welche
in Cottbus, nicht viel einbringen, fahren zu lassen.
Nur etwas beschwerlich werde ich es haben. und
ob es auch gelingen wird, ist ebenfalls eine Frage
denn meine Ausgaben werden dadurch vermehrt.
wenn selbige nicht durch eine gut(e) Einnahme gedeckt
werden.
Den 4 ten Juli. Jetzt male ich die Gemälde
Scheibe des H. Hennig. Das Stück stellt vor.
Vandammes* Gefangennehmung in der Schlacht
bei Culm am 30 ten August 1813.
Vandamme im Vorgrunde wehrt sich tapfer
gegen mehrere Kosaken, der eine Kosack
hat bereits den Zügel von Vandammes Pferde
ergriffen , und ist im Begrif den General
eines mit dem Säbel zu versetzen, indes da
sich Vandamme zur Gegenwehr setzt, sprenkt
ein anderer Kosack den vorigen zur Hülfe,
und packt den Arm des Generals, indeß noch
mehrere Kosaken herbeikommen. Die
*1. französische Armeekorps unter General Dominique Vandamme bei der Schlacht bei Culm am 29. und 30. August 1813
Datei 031
Jahr. 1836. Cottbus.
Franzosen reteriren allenthalben, Oestreicher
stehen aufmarschirt, und feuern hinterdrein, Preußen
welche die Berge besetzt, und Batterien errichtet
haben , fallen den Franzosen, im Rücken , recht
und lings hohe Gebirge, und im Mittelgrunde sieht
man Culm von Rauchwolken umgeben.
Dieses Stück find außerordentlichen Beifall.
Den 17 ten Juli malte ich die Gemäldescheibe des H. Liersch
worauf nur ein einfaches Stück kam. Es stellt
vor Concordia in Wolken schwebend von meh „
reren Engeln umgeben. Dieses Stück machte
sich sehr zart, und hat ebenfals sehr gefallen,
obgleich viele , welche die Untermalung sahen
nicht viel zutrauen hatten, und einer mir
sogar fragte, ob den aus dieser Scheibe
noch etwas gescheites werden würde.
Datei 032
Jahr. 1836. Cottbus.
Den 1 ten August. Buntscheibenschießen
Den 2 ten desgleichen, heute war aber kein Tag
Ich mußte schon früh aufs Schießhaus.
Es soll nehmlich am morgend. Tage 3 ter Aug.
Königsgeburtstag heraus marschiert werden
indem H. Gebhart als doppelter Aeltermann
oder Ritter eine Adlerscheibe nebst Prämium
zum besten giebt, und auch der Geburtstag
des Königs so fällt, so werden große Vor „
bereitungen gemacht. Es soll nehmlich die
Collonade an diesen Tage eingeweiht, und
daher alles aufs schönste angeordnet werden
Ich sollt daher diesen Tag auf dem Schießplatz
mit H. Schwenkenbecker sein, um alles
anzuordnen, wir erhielten mehrere Arbeiter
und 60 Knaben und Mädchen aus der Armen „
schule, um Guirlanden zu flechten. Mehrere
Wagen mit Eichenlaub kamen herbei, und
so verbracht ich den 2 ten Aug.
Den 3 ten Aug. hatte ich vollauf zu thun, ich mußte
noch 2 Transparente mit Adler malen, wo
ich in 4 Stunden fertig sein sollte, dann putzen,
und nach 12 Uhr war ich in Parade bei meinen
Hauptmann. Der Ausmarsch geschah gegen 2 Uhr
dann kehrte ich wieder nach Hause, und hielt
Datei 043
Jahr 1836. Cottbus.
(ei)n wenig Mittagsruhe, hernach verfügte
(…) mich wieder nach dem Schießplatze.
(D)ort war es ungemein lebhaft gewor „
(de)n. Abends war die Collonade präch „
(ti)g erleuchtet, und man las die Inschrift
(H)eil dem Könige und dem Vaterlande.
(A)uf beiden Seiten schwebte der Preu „
(ßi)sche Adler, zwischen der Schrift prangte
(de)s Königs Bildniß / Von mir ange „
(fe)rtigt in Oel, worüber die 4 Fahnen
(de)r Compagnien wehten. Zahllose
(G)uirlanden u Kränze ziehrten die
(S)äulen u Seitenwände, die neuere
(Ein)richtung war prächtig verziert, drei
(K)ronenleuchter waren angebracht,
(in) der Mitte waren ebenfals 4 Fah „
(n)en, welche kreuzweis an der Hinter „
wand angebracht waren, die Seiten „
(…)mer waren für 2 Compagnien be „
(st)immt, die andern beiden Compagnien
(pla)zierten sich auf den Schießhause ein.
(G)egen 9 Uhr war vor der Collonade
(g)roßer Zapfenstreich, nachher wurde
Anmerkung:
Durch die Bindung sind verschiedene
Buchstaben am linken Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren
Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes
ergänzt.
Datei 044
Jahr 1836. Cottbus
dem Könige ein dreimaliges Lebehoch (ge)
bracht, u das Lied angestimmt : Heil d(ir)
im Siegerkranz mit abwechselden K(a)
nonschüssen angestimmt. Nachher begann
der Tanz von neuen, und dauerte die N(acht)
durch fort.
Eine ungeheure Menge M(en)
schen hatten sich versammelt, um auch An-
theil am diesen Feste zu nehmen. Ich
verfügte mich schon vor 16 Uhr nach Ha(use)
Diese Feier ordnete der jetzige Ma(jor) (?)
der Schützengilde der Justiz-Commissar
Knobloch. an welcher sich dabei sehr thät(ig)
bewieß.
Der 25 te August wurde heiter verbrac(ht)
Mit dem Ansichten von Gr Ohsnig in Wa(sser)
farben bin ich jetzt fertig. Auf die Hau(s)
Ansicht v. Ohsnig brachte ich einen recht
hübschen Jäger an, welcher sich mit seinen
Hunde am Wege nieder gesetzt hat, d(ie)
Büchse neben sich gelegt hat, und sich ei(n)
Pfeifchen stopft. Auf der Ansicht des inneren
Hofraumes brachte ich mehr Figure(n)
Federvieh und Kühe an. Bei den
beiden Oelgemälden von Gr. Ohsnig,
welche ich jetzt anfange bringe ich
freilich mehr Figuren an.
Anmerkung:
Durch die Bindung sind verschiedene
Buchstaben am rechten Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren
Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes
ergänzt.
Datei 045
„Noch mal abschreiben“ mit Bleistift geschrieben
Jahr. 1836. Spremberg
Den 30 ten August. In diesen Monat malte ich nur
drei Ansichten von Cottbus, als der Viehmarkt, eine
Ansicht gegen Mittag und eine gegen Mitternacht.
Den 7 ten Sept. Mit meiner Reise nach Guben ist es
bisher noch nichts geworden, indem ich immer durch
verschiedene Arbeiten daran verhindert worden
bin.
Den 16 ten war früh gar zu schönes Wetter als daß
ich es so ungenießbar dahin gehen lassen sollte, ent „
schloß ich mich schnell, eine Partie nach Spremberg
zu machen, da ich auch so die nun ganz fertige
Chaussee bis dahin noch nicht gesehen hatte. Ich machte
mir daher sogleich auf den Weg, und langte in der
Mittagstunde dort an. Im Gasthof zum Anker
ward eingekehrt. Ich kam gerade zum Mittagbrodt,
zurechte. Gleich bei meinen Eintritt in die Stube
(s)teckten die beiden ältesten Töchter des Gast „
wirts die Köpfe zusammen, und eine fragte mir, ich
(k)äme ihr so bekannt vor, ich müßte schon mal
(h)ier gewesen sein, auf meine Antwort, daß ich vor „
anderthalb Jahren mit H. Höfern in Spremberg
war, schienen sie nun befriedigt, aber gleich darauf
sagte die jüngere der älteren wieder etwas ins Ohr,
worüber diese sehr lacht, und als ich nach Tische mit
der älteren allein war, sagte sie mir, weßhalb sie
so gelacht hätte, die Schwester wollte nehmlich gerne
wissen, ob ich verheirathet wäre, und dieses wäre
Datei 046
Jahr. 1836. Spremberg.
ihr lächerlich vorgekommen. Nach verschiednen scherzhaften
Gesprächen mit dem Mädchen, ging ich aus, und besuchte ver(schie)
dene Bekannte, und gegen 3 Uhr Nachmittags zeichne(te)
ich eine Wasserseite gegen Mitternacht von Sprem(berg)
Nachher kehrte ich zum Gasthofe zurück, gegen Abe(nd)
besuchte ich die Schwester von meiner jetzigen Köchin, da
ich ein Briefchen erhalten sollte. Hier wurde ich lang
aufgehalten, und ich mußte auch mit Abendbrodt essen
Nachher wurde wieder geplaudert, da auch dessen* Mann
dazu gekommen war, so war kein Fortkommen
Gegen 9 Uhr abends verfügte ich mich wieder im Gasthof.
Es waren hier mehrere Fremde angekommen, unter an(deren)
ein Uhlanen Unteroffizir, mit welchen ich sogleich Bekanntsch(aft)
machte. Mein Abendbrodt blieb lange aus, so auch die ält(ere)
Tochter Luise ließ sich nicht sehen. Endlich erhielt ich mein Abend(brot)
mit vielen Entschuldigungen daß ich habe so lange warten
müssen von der zweiten Tochter Amalia. Nachden i(ch)
gegessen, unterhielt ich mich mit dem Unteroffizir, aber
ich wunderte mich daß ich Luise nicht zu sehen bekam
Auf die Frage wo selbige sei, wurde sie vom Vater
gleich gerufen, sie hatte sich ein anderes Kleid angez(ogen)
und drohet mir sogleich mit dem Finger, daß ich so lange
ausgeblieben, und sie meine Gesellschaft hätte den ga(nzen)
Abend entbehren müssen. ich brachte meinen Entsch(luß)
vor, und sie schien zufrieden. Nachher saßen wir bi(s)
Anmerkung:
Durch die Bindung sind verschiedene
Buchstaben am rechten Rand eingebunden und nicht lesbar. Die nicht lesbaren
Buchstaben sind in Klammern gesetzt, und gegebenenfalls aus dem Sinn des Textes
ergänzt.
*sollte wohl „deren“ heißen
Datei 047
„bleibt“ mit Bleistift
Jahr 1836. Spremberg.
den Morgen zu Fuß gehen würde, ab mein
Bruder, den es nicht mehr in Spremberg
nicht mehr gefiel, nahm den Vorschlag an
und fuhr mit selbiger nach Cottbus. Ich un „
hielt mich daher mit dem Mädchen, und
schmeichelte der Amalie sehr. Um 12 Uhr
ging ich auf meine Stube, Früh nachdem
ich eine gute Nacht gehabt, und mein Früh „
stück verzehrt, reißte ich von Spremberg
unter den Versprechen, bald wieder zu
kommen ab, wo ich den in Cottbus um
12 Uhr ankam. Auch mit dem Sohn des Gast „
wirths Thomas stehe ich auf sehr freund „
schaftlichen Fuß.
den 20 ten October. Arbeit giebt es jetzt sehr
viel, und die Einnahmen sind so, daß man
alle Monate etwas in die Sparkasse
tragen kann.
Jetzt male ich wieder mehrere Ansichten
von Cottbus auf Bestellung.
Den 28 ten October. Heute schickte der Fabrik“
besitzer Kittel von Madlow zu mir, doch
heute so bald als möglich zu ihm hinaus
zu kommen, da er was nothwendi „
ges mit mir zu sprechen hätte. Ich ging
also hinaus, und der Zweck war, ob ich
Textlücke
hier fehlen 1-2 Seiten (Anmerkung H. Regenstein)
Datei 048
Jahr 1836. Cottbus.
Weinachtsbescherungs für Kittels nach Madlow
bestimmt ist, nach meiner Zeichnung der
Berliner Domkirche, diese Arbeit kam
mir sehr erwünscht, indem ich die langen
Winterabende damit ausfüllen kann
und auch dergleichen Arbeit sehr gern
mache.
Den 22 ten. Sonntags ging ich mit meinen
Herman mit (…) nach Madlow, wo
ich mich immer einer guten Aufnahme
erfreue.
Den 24 ten Decembr. Heiligen Christ-Abend.
brachte ich mit mein Mädchen einsam
zu Hause zu.
Das Weihnachtsfest brachte ich ruhig und
zufrieden zu Hause zu, blos den 1 ten
Feiertag brachte ich in Madlow zu,
wo es mir sehr gut gefiel. Die
Töchter mußten uns auf dem
Clavier was vorspielen, mir gefie „
len besonders , Bertram Abschied
vom Vaterlande, und Denkst du
daran, mein tapferer Lagienka
Datei 041
Jahr 1836. Cottbus.
den 28 Decembr. Diesen Monat mal „
te ich eine Ansicht v. Spremberg und ei „
nige Ansichten von Cottbus in Wasser „
farben.
31 te Sylvester Abend brachte ich zu
Hause zu, und berechnete meine
Einnahmen und Ausgaben.
Dies Jahr 1836 war ein Jahr, bedeu „
tend besser als wie das vorige,
Schulden brauchte ich nicht zu machen,
konnte alles baar bezahlen, ich
konnte doch was ansehnliches in
die Sparkasse tragen, könnte
ich meine Gelder alle einkriegen
so könnte ich ein hübsches rundes
Sümmchen, zusammen bringen
den drücken will ich die Leute
ja auch nicht gern, und es kommt
doch immer zurechte, so bin ich
also recht zufrieden. Vergnügun „
gen hab ich dies Jahr nicht mitgemacht,
denn es gab keine Gelegenheit dazu.
Datei 042
Jahr 1836. Cottbus.
Gemälde
welche ich im Jahre 1836 angefertigt habe
waren folgende.
1. Das Portrait des H. Zeidler Füselir vom 8 ten Regiment
(Gubener) halbe Figur in Miniatur nach der Natur.
2. Napoleons verhängnißvollster Augenblick beim
Verlust der Schlacht bei Leipzig den 18 ten October 1813.
Oelgemälde
3. Zimmermann Eckerts Wohngebäude nebst Umgebung
nach der Natur in Oel.
4. Das Portrait des H. Klingmüller Füselir vom
8 ten Regiment (Gubener) halbe Figur nach der
Natur in Pastell.
5. Portrait des Kaisers Napoleon ziemlich in
Lebensgröße, halbe Figur in Oel.
6. Die Gemäldescheibe des H. Hennig. Vandammes
Gefangennehmung in der Schlacht bei Culm durch
die Kosaken 1813. in Oel
7. Die Gemäldescheibe des H. Liersch. Concordia
in Wolken schwebend mit Engeln begleitet in Oel.
8 Eine Ansicht von Gr. Ohsnig gegen Mittag in Oel.
9. Eine Ansicht des Hschaf. Hofes von Gr. Ohsnig in Oel
Anmerkung : hier Anschluß Datei 49
Datei 049
Jahr. 1836. Cottbus.
10. Einen Garde – Uhlanen zu Pferde mit der Ansicht
des Monuments auf dem Kreuzberge und Berlin
Portrait des H. Zöllner nach der Natur in Oel.
11. Ein kleines Mädchen von Lehmanns Portrait
Halbe Figur nach der Natur in Oel.
Nun (…) noch 8 Ansichten von Gr. Ohsnig gegen
Mittag in Wasserfarben. und
8 Ansichten des Herrschaft. Hofes von Gr. Ohsnig.
2 Ansichten von Spremberg gegen Mitternacht.
Außerdem 54 Ans. von Cottbus. als
4 Ans. gegen Morgen
11 „ „ Mittag
1
„ „ Abend
11
„ „ Mitternacht
6 von dem Spremberger Thore
6
„ „ Luckauer „
4 „ „ Sandower „
6
„ „ Mühlen „
und 5 Ansichten des Schützenplatzes.
Nun folgen noch 10 Partien der Umgebung
von
Cottbus. als.
2 Ansichten des neuen Schießhauses.
1 Ans. vom Kaufmann Geihsler Wohngebäude
1 „ „ „ „ Müllers Wohngebäude
1
„ „ „
Zimmermstr. Eckerts Wohngebäude
4 Ansichten der Papiermühle.
1 Ansicht von Krieschens Kegelbahn.
Datei 050
Jahr. 1836. Cottbus.
Diejenigen
die ich im Jahr 1836 im Zeichnen
unterrichtet habe.
1. Müller I 4. Kittel aus Madlow 7. Winkler aus Heinrichsfeld
2. Müller II 5. Vetter bei Spremberg
3. Zwahr. 6. Wolf aus Muskau 8. Zesch.
Die letzten beide für 1836 hinzu „
gekommen.
Zusammen 8.
Das Jahr 1837
Datei 033 bis 040
Datei 051 bis 057
Transkription
Udo Bauer (Dezember 2016)
Mit
Berichtigung Febr. 2017
Datei 33
Jahr. 1837. Cottbus.
Die
folgende Seite ist eine Bildinterpretation zu „ Großvaters Unterrricht“
(Erläuterung
Hartmut Regenstein)
Gesangbuch und bin in der Oberklasse. /
Großvaters Unterricht ein Oelgemälde
Nun wir wollen schon. Lies mir einmal
das heutige Evangelium vor.
Sie bleibt gleich beim ersten Worte
stecken.
Die Bilder und Zierrathen um das I
machen
den Buchstaben unkenntlich.
Der Großvater hat die Hand auf ihre
Schulter gelegt und spricht : besinne
Dich !
Dieses ist auf den Bilde dargestellt,
also
nun weiter.
Ja sagt das Mädchen, in meiner Bibel
kann
ich wohl lesen, da sind die Buchstaben
ganz
anders. Sage mir den ersten Buchstaben.
Drauf blickt sie ihn an. Der Alte wartet
noch ein wenig, im nächsten Augenblick
wird
er ihr denselben nennen und das Mädchen
wird so schnell lesen : „Im Anfang war
das
Wort und das Wort war bei Gott usw.
Daß der Großvater nicht nachfolgen kann.
Jetz ist die Probelection beendet. Der
Greiß erfreut, über die Fertigkeit
seiner
Enkelinn, steht auf giebt ihr zwei Bir
„
nen statt einen, das Mädchen springt er „
freut davon, als ob es ein Königreich
erhalten hätte. Sie erzählt der Mutter,
was sie bekommen habe.
Hier
fehlen die Monate Januar bis August 1837.
(Hartmut
Regenstein)
Datei 34
Jahr. 1837. Cottbus
Den 20 ten August. war ich zum
Geburtstage in Madlow
wo ich einen sehr schönen Tag hatte.
Den 25 ten Mein Geburtstag, Wurde
diesmal aus
Mangel an Zeit, den darauffallenden Sontag gefeiert.
ich erhielt von der Tochter des
Fabrikbesitzers Kittel
einen Kranz.
Den 6 ten Sept. Meine hübsche Nachbarin ist jetzt abge „
reißt, und ich bin Ihres Anblicks nicht
beraubt.
Den 10 ten Sept. wurde hier in der
Oberkirche ein selte „
nes Fest gefeiert. nehmlich das 50
jährige Dienst „
jubileum des Superindentend Bolzenthal.
Die
Kirche war bekränzt, der Jubilar wurde gegen
10 Uhr früh von den Magistratspersonen ,
und allen
Geistlichen des Kreises aus seiner
Wohnung abgeholt.
und in der Kirche geführt, wo gleich
nach dessen
Ankunft der Gottesdienst seinen Anfang
nahm.
Nach dem Gesange betrat der Jubilar die Kanzel
und hielt die Rede. Nach der Predigt
wurde selbiger
zum Altar geführt, wo er sich auf ein
für ihn be „
bestimmten mit Blumen umwundenen
Armsessel
Datei 35
Jahr. 1837. Cottbus.
niederließ, die übrige Geistlichkeit wo
etwa
20 an der Zahl, in Halb Mond Kreis um
ihn
schloß. Hier segnete der Doctore Berger den
Jubilar ein. / Dieser Berger wurde erst
vor
wenigen Wochen hier in der Oberkirche
eingesetzt,
und war der Superintendent Bolzenthal
sehr
gefaßt, welcher sich zur seiner eignen
Schande sich
aller erdenkliche Mühe gab, um zu
verhindern,
daß dieser rechtliche Mann, nicht zu der
Stelle
gelange, ihn sogar bei seiner Probe – Predigt
stöhrn
wollte, indem er während dessen Predigt
ein
großes Resainoment* in der Kirche erhob, das
sich die Zuhörer gestört sahen, und die
Poli „
zei zu Mittel einschreiten wollte. /
Nachmittag fiel die Predigt in der
Kirche aus.
Daher aber ein Mittagsmal in Saale des
Hern
Lehman wo der Fuchsschwanz von Magis „
trat einen silbernen Lorbeekranz mit
dazu
passender Inschrift, und von den H.
Predigern
des Cottbusser Kreises einen silbernen
Pokal
erhielt.
Mögliche Deutung :
Resentment (englisch), ressentiment
(französisch) = Groll (deutsch)
Datei 36
Jahr. 1837. in Guben.
den 12 ten malte ich den Heiratsantrag
vom
Helgoland.*
Den 13 ten Die Bürgerschaft sammelt
jetzt ein Collecte
um den H. Superindenten Bolzenthal in
Lebens „
größe malen zu lassen, um ihn in der
Kirche
aufzubewahren.
den 14 ten malte ich wieder einen
Heiratsantrag
in Oel etwa 2 Fuß lang.
Den 4 ten October, kam ein Bote von
Guben zu
mir, da in Guben die Frau des Buchbinder
H.
Richter schnell gestorben, so wünschten die Ange „
hörigen diese Person gemalt zu haben,
und
sanden deshalb in der Nacht einen Boten nach
Cottbus, Ich mußte mich also sogleich
zurecht machen.
eine Fuhre besorgen, und um 12 Uhr fuhren
wir von Cottbus ab, wo wir unter man „
cher Verdrißlichkeiten, indem unser
Fuhrmann
stets besoffen war. Abends um 11 Uhr an
„
kamen. Ich wurde sogleich in das Haus,
wo
sich die Verstorbene befand eingeführt,
und
* Gemälde von Rudolf Jordan (*04.05.1810
+20.03.1887)
Öl auf Leinwand, Düsseldorf 1834
Datei 37
Jahr 1837. in Guben
nachdem ich einige Tassen Caffe
getrunken, die
Nacht um 12 Uhr bis 1 Uhr die Zeichnung
entworfen,
die Frau ruhete im Sarge, mit einen blau
seid „
nen Kleide angethan. Nach der Arbeit
wurden
wieder einige Tassen Caffe getrunken. D.
Nun be „
gleitete man mich in den Gasthof zum
Löwen,
wo ich nun logierte: Ein Mädchen führte
mich in
mein Zimmer, und wünschte mir eine gute
Nacht.
Nachdem ich prächtig geschlafen stand
ich schon um
6 Uhr wieder auf. sah um 7 Uhr den Zug
des
Leichenbegängniß der Buchbinder Richter
vom
Fenster herab zu. Dann machte ich
mehrere
Spaziergänge besuchte den Justitz Commissar
Ohnesorge, und fügte mich wieder nach
meiner
Wohnung, wo ich nun meine Arbeit begann.
Ein schwer(es) Stückchen hatte ich vor
mir, ich
sollte selbige Person als lebendes
Portrait
mit gesenkten Augen malen. Nachmittag
über
malte ich fleißig, des Abends war ich
bei mei „
nen Wirth, wo ich mich mit dessen Sohn
und
Tochter sehr unterhielt. Den andern
Morgen
Datei 38
Jahr 1837.
Guben
arbeitete ich sehr fleißig und
betrachtete in Muße
Augenblickte das exercirende Militär auf
dem
Marktplatze. Auch Richters vergaßen mich
nicht und versahen mich mit Semmeln
Wurst
und Wein. An Besuch fehlte es mir auch
nicht
und erhielt auch von der Wirthtochter
mehrere
Besuche, welche überhaubt sehr artig
gegen mich
war, und mir alle Bequemlichkeit
verschafte.
Abends war ich mit meinen Porträt
fertig,
nach Aussagen derer, die es sahen, war
es
sehr gelungen. Jetzt ging ich wieder
spazieren.
Den Abend verplauderte ich mit der
Tochter
des Wirths. Den andern Morgen gab ich
das
Gemälde ab, und ich erhielt Fuhre,
wieder
nach Hause reisen zu können. Gegen
10 Uhr früh reißte ich ab. Anfang ging
alles
gut, denn ich hatte einen hübschen
jungen
Kerl zum Kutscher. aber ungefähr 3 Stun
„
den von Cottbus ging es mit dem Fuhr „
werke sehr schlecht, das Pferd konnte
vor
Datei 39
Jahr 1837.
Cottbus
Müdigkeit nicht mehr fort, und so saßen
wir
mitten in der Heide im Regenwetter, muß
„
ten in der Finsterniß das Pferd noch mal
vor „
legen, dann wieder gemeinschaftlich
antreiben,
und wollten gern nach Metzdorf*, wo wir
dann
mit Mühe und Noth ankamen, übernachten,
Aber, hier war kein Stall für das Pferd
zu be „
kommen, und so mußten wir nach Cottbus
wo wir Abends um 10 Uhr ankamen.
Der 10 te October. malte ich den
Heiratsantrag auf
Helgoland in Oel.
Der 14 te malte ich das Portrait des
jetzigen
Königs in Oel.
Der 18 te malte ich das Stück Grosvaters
Unter „
richt in Oel.
Den 20. malte ich ein Stück Schreib an
deinen
Vater. Es stellt vor. Eine Dame in Negligee
Kleidung, sitz am Tische auf einen Stuhl
von rohen
Birkenholz, auf ihren Schooß einen
kleinen Knaben, welcher selbiger die
Hand
in welcher er eine Feder hält, führt, um
einen Brief an den abwesenden Vater
* Merzdorf
Datei 40
Jahr. 1837.
Cottbus
zu schreiben, ein etwas älterer Knabe
steht
auf einen kleines Bänckchen mit
untergestützten
Armen, und siehet der Schreiberei zu.
Die
Umgebung bildet ein Garten. Oelgemälde.
Den 6 ten November. Der Vaterlands
Vertheitiger.
Oelgemälde. Im Hintergrunde Polnische
Uhlanen
im Gefecht. Im Vorgrunde blessirte und
todte
Soldaten. Ein hübsches polnisches
Mädchen führet
einen polnischen Offizier welcher verwundet
in ihre Hütte, um ihn zu pflegen ge dieser stützt
sich auf seinen Degen, indem er den
andren
Arm um des Mädchen Hals geschlungen,
welche
theilnehmend ihn in ihre Hütte führt.
Den
9 ten malte ich den Schützenplatz(t) in Wasser „
farben. nach Grüneberg* bestimmt.
Den 13. Zur Kirmes in Madlow.
Den 16. malte ich des Großvaters
Unterricht in
Oel.
Den 20 ten malte ich eine Ansicht von
Cottbus
gegen Mittag mit vielen Figuren, welche
nach
Crossen* bestimmt ist.
* Sehr wahrscheinlich das heutige
polnische Zielona Gora. (Schlesien)
* Das heute polnische Krosno (an der
Oder)
Anmerkung
: Datei 41 bis 50 sind „1836“ und nicht fortlaufend 1837 im Text !
Erst mit Datei 51 wird
„1837“ fortgesetzt !
Datei 51
Jahr 1837.
Cottbus.
Den 29 ten Decembr. malte ich einen Mame
„
lukken zu Pferde in Oel.
Den 31 ten Sylvesterabend. Gegen Abend
ging ich zu Kandlers, wo tüchtig
gepunscht
wurde.
Besondere Bemerkungen
von dem verflossenen Jahre.
Dieses Jahr ist nur in Betreff der
Geschäfte ein mittelmäßiges zu
nennen, nur vor Weihnachten
besserte es sich etwas, wo ich auch
recht zufrieden sein konnte.
Viel Erheiterung hatte ich an mei „
nen Herman,
welcher auch bis jetzt
recht folgsam, kommt er aber nach
Hause, dann hört er wenig auf
mir, und macht was er will, und
wird von den Eltern begünstigt.
Meine Einnahmen hatten sich nach
meiner Berechnung besser gestaltet,
als wie ich Anfangs dachte.
Datei 52
Jahr 1837.
Cottbus.
Gemälde
die ich im Jahre 1837
angefertigt
habe.
1. das Portrait d. Kaisers Napoleon
halbe Figur in Oel.
2. Portrait der Frau Baschan, halbe
Figur in der Natur in Pastell.
3. Port. d. Frau Haskaszka desgl.
4.
Port. d. Canzl. Insp. Putlitz. Kreidezeichnung.
5. Portr. des General Seidlitz Brustb.
in Oel, Copie nach einen Gemälde.
seiner Tochter
6.
Eine Madonna mit den Christus
kinde, ganze Figuren in Oel.
7. Die Mittagsruhe bei d. Erndte XXXX H.
8
Der Heiratsantrag auf Helgoland.
Genre Stück
9 Ein Portrait v. Friedr. II.
Oelgemälde.
10. Ein Portrait v. Friedr. Wilhelm III.
Oelgemälde.
11. Ein Portrait von Friedrich II.
Oelgemälde.
12. Eins desgleichen.
Datei 53
Jahr 1837.
Cottbus.
13. Das Portrait des jetzigen Königs in
Oel.
Brustbild.
14. Desgleichen
15. Das
Portrait des Kaisers Napoleon
Brustbild in Oel.
16. Desgleichen.
17. Das Portrait des Kaisers Nicolaus
von
Rußland Brustbild in Oel
18. Desgleichen.
19. Das Portrait des Prinzen Karl von
Preu „
ßen, Brustbild in Oel.
20. Desgleichen.
21. Das Portrait von Friedrich II.
Brustbild
in Oel.
22. Das Portrait des Kaisers von Rußland
Brustbild in Oel.
23. Das Portrait von Luther. Brustbild
in Oel.
24. Das Portrait des Prinzen Wilhelm von
Preußen. Brustbild in Oel.
25
Das Portrait des jetz. Königs. Brustbild
in Oel.
Datei 54
Jahr 1837.
Cottbus.
26. Das Portrait des jetzigen Königs
groß For „
mat in Generals Uniform. Oelgemälde
27. Desgleichen in Garde Uniform. Oelgemälde
28. Desgleichen klein Format. in Oel.
29. Das Portrait des Herzog Karl von
Meklen „
burg Strelitz. Brustbild in Oel.
30. Das Portrait des Prinzen Wilhelm von
Preußen. in Oel
31. Das Portrait des Kronprinzen von
Preußen
Brustbild in Oel.
32. Das Portrait des Kaisers von Rußland
in
Oel
33. Das Portrait des Kaisers Napoleon.
Brust „
bild in Oel.
34. Das Volksfest. Großes Oelgemälde.
Genre Stück
35. Das Portrait von Friedrich II.
Brustbild in Oel
Brustbild in Oel.
36. Bachus tränkt seine Panther. Großes
Oel „
gemälde.
37. Die Kegelbahn. Oelgemälde. Genre
Stück
38
Eine kleine Gemälde-Scheibe. Eine Satyre
von Cottbus. Der Krebs.* Oelgemälde
* Der Krebs ist das Cottbuser Wappentier
Datei 55
Jahr 1837. in
Cottbus.
39. Des Großvaters Unterricht.
Oelgemälde. Genre St.
40. Der Heiratsantrag, zu Helgoland.
Oelgemälde G.
41
Desgleichen. in Oel. Genre Stück
42
Desgleichen in Oel. Genre Stück.
43. Portrait des jetz. Königs. Brustbild
in Oel.
44. Der Heiratsantrag auf Helgoland, großes
Oelgemälde. Genre Stück.
45. Schreib an den Vater. Oelgemälde.
Genre Stück.
46. Das Portrait des jetzigen Königs von
Preußen
Brustbild. Lebensgröße in Krönungsor
„
nat. Oelgemälde.
47. Das Portrait der Buchbinder Richtern
nach ihrer Leiche in Guben gemalt in Pastell
48. Das Portrait des Königs von Preußen.
Brustbild in Oel.
49. Des Großvaters Unterricht.
Oelgemälde
Genre Stück.
50. Der Vaterlandsvertheidiger
Oelgemälde
Genre Stück.
51. Friedrich der Große zu Pferde.
Oelgemälde.
Datei 56
Jahr 1837. in
Cottbus
52. Der große Churfürst schlägt die
Schweden
bei Fehrbellin. Oelgemälde.
53. Friedrich II. zu Pferde. Oelgemälde.
54. Desgleichen. Oelgemälde.
55. Friedrich II. Brustbild in Oel.
56. Einen Mamelukken zu Pferde
Oelgemälde.
und mehrere Ansichten von Cottbus. u dg.
als
58. 2 Ansichten gegen Morgen.
59. 5 Ansichten gegen Mittag.
63. 5 Ansichten gegen Mittag.
68. 5 Ansichten gegen Abend.
71. 3 Ansichten gegen Mitternacht.
75. 4 Ansichten vor dem Spremberger
Thore.
78. 3 Ansichten vor dem Luckauer Thor.
89. 5 Ansichten vor dem Sandower Thore.
87. 4 Ansichten vor dem Mühlen Thore.
90. 3 Ansichten des Schützenplatzes.
Partien
von Cottbus.
91. Das neue Schießhaus zu Cottbus.
92. Das Wohnhaus des Schlossermstr.
Petzold.
93. Das Wohnhaus des Zimmermstr. Eckert
Datei 57
Jahr 1837. in
Cottbus
95. 2 Ansichten von Spremberg, als gegen
Morgen und Mitternacht.
96. 1 Ansicht von Forst gegen
Mitternacht.
alle sämmtlich in Wasserfarben.
Diejenigen
die ich im
Jahr 1837 im Zeichnen
unterrichtet
habe.
1. Müller I. 5 Wolf aus Muskau.
2. Müller II. 6 Winkler aus Hein „
3
Kittel aus Madlow.
richsfeld bei Spremberg.
4. Vetter 7. Zesch.
Hinzugekommen 1837.
8. Scharpe.
9. Hammer aus Forst.
10. Vetter II.
11. Herr Dahle. Kandidat d. Theologie.
Datei 59 bis 69
No. 413
Mein
Tagebuch
von 1838 bis 1841.
Datei 60
„durchgesehen“ (mit Bleistift geschrieben)
Jahr 1838. Cottbus.
Das Tagebuch
1838 beginnt erst mit dem 9. Juli ( Erläuterung Hartmut Regenstein)
den 9 ten
July. Jetzt male ich eine Gemälde „
scheibe. auf selbiger kam der Brand des
alten
Schießhauses. Das Schießhaus steht in
vollen
Flammen ringsherum ist Nacht. Die Men „
schen kommen hinzu geströmt um zu sehen.
Im Vorgrunde liegen schon eine Menge
Sachen welche gerettet worden sind, die
Besit „
zerin weilt mit ihrer Tochter bei dem „
selben, auch der Pfilaks hat sich bei dem
Betten gelagert, und betracht selbige.
An
einen Tische worauf mehrere Gläser
Flaschen
und anderes Geschirr steht, hat sich ein
alter Bürger gemächlich hingesetzt, und
beschau „
et so den herlichen Brand. Alle Personen
welche hinzugelaufen, ergötzen sich an
das
herliche Feuer. Einige machen sich ein
Brand
de und rauchen gemächlich ihre Pfeife,
Kinder sind dazu behüflich, und bringen
brennende Späne, Die Schützen sind
beschäf „
tig ihre Büchsen und Schieß-Kasten zu
retten.
Die Spritze steht da, oben der Mann der
den Schlauch führen soll, steht
lehnt sich an
das Rohr, und betrachtet das Feuerchen
während
Datei 61
Jahr 1838. Cottbus.
die Polizei die Leute zum Spritzen
antreibt.
doch wenn man kein e Hosenträger hat,
und
die Hosen bei der Arbeit verlieren soll
versteht sichs von selbst, da kann man
nicht
helfen. oder man soll die Pfeife lassen
ausgehn, oder sich den schönen Anblick
des
Feuers, und deren Beleuchtung sich
rauben
lassen, und so hatte jeder seine Ausrede
genug die Spritze blieb unbedient. Das
obere Sparrwerk fällt schon Balken zu
Balken brennend herab, die Tauben
schwirren
umher bis sie schreiend in den Flammen
ihren Tod finden. Dies ist das Gemälde
welches auf der ersten Scheibe gemalt
worden ist.
Den 11 ten July malte ich das Portrait
eines
Mädchens nach der Natur in Pastell.
Den 13 ten July. hatte ich mit der
Barbier
Richter den ersten Termin auf den Landge
„
richt wider die W. Petersdorf. Die
Richtern
verglich sich und jede Partei zahlte 1
rtl. 21 ½ sg.
Kosten.
Ich wurde verklagt Wegen Nichtzahlung
des Jahrmarktgeldes und Aufgeldes
Fehlt
hier eine Seite ? (Hartmut Regenstein)
Datei 62
Jahr 1838. Cottbus.
Der 3 3te August. Königs – Geburtstag.
und
hier Vogelschießen. Es wurde eoin Heraus „
marsch die Schützen veranstaltet, aber
die
Compagnieen waren sehr schwach. Auf dem
Schießplatze fiel auch noch das Ubel
vor, daß
beim Heraufziehen des Vogels, die Stange
brach, und der Vogel zertrümmert wurde,
und des Abends spät, ein tüchtiger
Streit
wurde, indem der zweite Schützen König
sein Königsschmuck wegwarf, und er hir „
auf der Königswürde für verlustig er „
klärt.
Den 15 ten malte ich das Stück die
Wäscherinnen
Oelgemälde. Im Hofe eines Bauer Gehöfts
wird große Wäsche gehalten. Die Hausfrau
wäscht mit der Waschfrau und plaudern,
um
sich die Arbeit zu erleichtern Die
Tochter von
Hause bringt noch ein Faß Wäsche hinzu,
indem die Köchin mit Klotzpantoffeln
aus der Küche einen Topf mit heißen
Wasser bringt neben dem Hause sitzt
ein kleiner Junge, und dieser
betrachtet die
Plauderei, in Mittelgrunde romantische
Gegend mit Flüsse Mühlen und Gebirge.
Datei 63
Jahr 1838. Cottbus
Im Vorgrunde liegen Waschkorb, Kessel
Wasche „
leine, ein Sack mit Klammern
umhergestreut.
Den 20 ten vollendete ich die Schlacht
an der Katzbach.
Man erblickt Blüchern mit seinen
Adjutanten
im Getümmel umhersprengen. Die Preußen
stürzen die Franzosen scharenweise in
der
hoch angeschwollenen Katzbach. worin
schon
allerlei Geräthschaften umherschwimmen.
Pferde und
Menschen sich aus derselben zu retten
suchen. Immer
mehr Preuß. Fußvolk drängt sich heran
besonders zeigen sich die Schlesischen
Uhlanen
thätig. Im Hintergrunde Gebirge auf
welchen alles von Soldaten und Kanonen
wimmelt und Regenwolken umziehen
den Himmel. Oelgemälde.
Den 25 ten August. Mein Geburtstag. Ich
erhielt
von meiner Köchin einen Kranz. und von
Herman ein Pouket Feldblumen nebst
einer langen Pfeifenspitze.
Den 26 ten Bisher bin ich mit diesen
Jahre
zufrieden gewesen. Es ging alles recht
gut
so weit gute Einnahmen. Keine Verdrieß „
lichkeiten, bis auf die, von meiner
Köchin.
Datei 64
Jahr. 1838. Cottbus
auf den Grund eines Versprechens niemals
gerichtlich ein klagen, und wenn es
schon gegeben
worden, durch Schuld des Gesindes aufs Lohn
angerechnet werden kann. Gesinde Ordnung
§ 34 und 36.
3. Wegen des nächtlichen Aussenbleibens
und des
Schimpfens auf der Herschaft hat selbige
das
Recht den Dienstboten aus dem Hause
zu jagen, und des Dienstes zu entlassen
4 Dies besagt Gesinde – Ordnung
§ 117. 125.
4
Lohn und Kostgeld kann der Dienstbote
nur fordern, in der Zeit wo er wirk „
lich gedient hat. Dies besagt Gesinde „
Ordnung § 150.
Kosten hat die Klägerin zu zahlen.
So brilliant endigte dieser Prozeß,
hätte
das Mädchen die 15 sg noch genommen
welche selbige aufs Lohn noch heraus
bekam, und ich ihr anbot, aber so müßt
sie
sich von ihren Vormund zum Klagen
überreden lassen und nun nichts erhal „
ten und noch Kosten bezahlen.
Den 27 Sept. malte ich Friedrich II zu
Pferde Oelgemälde.
Datei 65
Jahr 1838. Cottbus.
Den 1 ten October zog meine
neue Köchin ein , von welcher ich
mich mehr versprache, wie von der vorigen.
Den 14 ten ging ich nach Madlow zur Kirmeß, wo ich einen
recht vergnügten Tag hatte.
Den 20 ten malte ich eine Ansicht von Cottbus gegen Mitter „
nacht in Oel.
Den 29 ten malte ich das Schloß Fischbach in Schlesien
Oelgemälde. Man erblickt das Schloß im Mittelgrunde
vom Gebüsch umgeben, im Hintergrunde die blauen
Gebirge von der Sonne beleuchtet. im Vorgrunde
rechts und links Tannen – Waldung. Figuren
spaziren auf den grünen Wiesen umher und ein
Bauernmädchen ist mit der Wäsche beschäftig, welche
sie auf den Rasen ausgebreitet hat, um selbige
zu blaichen.
Den 5 ten Nov. zeichnete ich das Portrait des H.
Kandler. halbe Figur. Kreide – Zeichnung in der
Uniform eines Cottbusser Schützen.
Jetzt bin ich so recht heiter und vergnügt. Viel Arbeit
keine Verdrießlichkeiten, indem sich meine Lage
sehr gebessert hat.
Den 16 ten malte ich das Portrait des H. Flohr halbe
Figur in der Uniform eines Schützen der Görlitzer
Garnison im Hintergrunde Görlitz. in Pastell
nach der Natur.
Hier fehlen mehrere
Seiten, insbesondere die Jahreszusammenfassung. (Erläuterung Hartmut
Regenstein)
Datei 66
Jahr. 1838. Cottbus.
Gemälde,
welche ich im Jahre 1838.
angefertigt
habe.
1.
Mehemet Ali. Vice König von Egypten zu
Pferde Oelgemälde.
2. Napoleon zu Pferde umgeben von seiner
Suite. Oelgemälde.
3. Friedrich II zu Pferde Oelgemälde.
4. Die Kegelbahn. Genre Stück.
Oelgemälde.
5. Friedrich II zu Pferde. oelgemälde.
6. Die Jäger vor dem Wirthshause.
Oelgemälde.
7. Friedrich II. zu Pferde. Oelgemälde.
8. Ein russischer Schlitten von Wölfen
angefallen
Oelgemälde.
9. Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.
10. Die Jäger vor dem Wirtshause. Oelgemälde.
11. Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.
12. Das Portrait der Frau Baschan halbe
Figur, nach der Natur in Oel.
13. Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.
14. Dito.
15. 1 Grenadir vom II Garde Regiment nach
der Natur, in Pastell.
Datei 67
Jahr 1838. Cottbus.
16.
Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.
17. Dito.
18
Das Portrait des jetzigen Königs. Brustbild
in Oel.
19. Das Portrait eines Mädchen Brustbild
in Pastell.
20. Die beiden Alten. Genre Stück
Oelgemälde.
21. Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.
22. Eine Gemälde-Scheibe. Den Brand des
alten
Schießhauses zu Cottbus. Oelgemälde.
23. Eine Gemälde-Scheibe. Huldigung der
beiden
Schützen-Könige um Mitternacht zu Cottbus.
Oelgemälde.
24. Das Portrait des H. Gebhard nach der
Natur
Brustbild. Kreidezeichnung.
25. Die Wäscherinnen. Genre Stück.
Oelgemälde.
26. Die Schlacht an der Katzbach.
Oelgemälde.
27. Friedrich II zu Pferde. Oelgemälde.
28. Dito
29. 1 Ansicht von Cottbus gegen
Mitternacht. Oelgemälde.
30. Das Schloß Fischbach in Schlesien.
Oelgemälde.
31. Das Portrait eines Cottbusser
Schützen halbe
Figur nach der Natur in Kreide gezeichnet.
Datei 68
Jahr 1838. Cottbus.
32. Das Portrait eines Schützen
(Görlitzer.). halbe
Figur, nach der Natur in Pastell.
33. Einen leidenden Christuskopf in Oel.
34
Dito.
35. Glaube, Liebe, Hoffnung. Oelgemälde.
36. Der Evangelist Johannes Oelgemälde.
37. Ein Freiwilliger Jäger auf dem
Schlachtfelde
vor seinem sterbenden Bruder, schwört ihn
zu rächen. Oelgemälde.
38. Herr und Madame Schütz im Dr. Faust.
Oelgem.
Rest 33
Ansichten in Wasserfarben von Cottbus.
als.
3 Ansichten gegen Mittag.
1 Ansicht gegen Abend.
4 Ansichten gegen Mitternacht.
1 Ansicht vor dem Spremberger Thore
1 -------------------- Luckauer ---------
2 -------------------- Sandower
---------
3 Ansichten von der Oberkirche nebst
Umgebung.
6 Ansichten des Marktplatzes v. Bangens.
3 Ans. des Marktplatzes vom Rathhause.
3 Ans. des Marktpl. von der
Oberkirche nach den Markt.
1 Ans. des Marktpl. am 900 jährigen
Bürgerfeste.
2 Ans. von der Schloskirche.
2 Ans. des Land und Stadtgerichts.
Datei 69
Jahr 1838. Cottbus.
Diejenigen
die ich im
Jahre 1838 im Zeichnen unter „
richtet
habe.
1. Kittel aus Madlow 8. v Rauschendorf bei Spremberg.
2
Müller I
9. Sommer.
3. Müller II 10. Raimann aus
Halbau.
4
Wolf aus Muskau. 11.
Petzold aus Drebkau.
5
Vetter. II
12. Bräunig aus Senftenberg.
6 Dahle. Kandidat d. Th. 13. Richter.
7. Vetter. I. 14 Olschina.
15. Page
16. Mertschenk.
17
Schneider.
18. Schmidt. aus
19 v. Muschwitz.* und
20 Dorio Kittel.
Die letzten 13 sind dies Jahr
hinzugekommen.
* Eventuell ein v. Muschwitz von Leuthen
Theodor Anton Sigismund von Muschwitz,
auf Wintdorf und Leuthen (*1825 +1917)
könnte als 13 järiger Zeichenunterricht
genommen haben.
Sein Vater war Anton Wilhelm Sigismund
von Muschwitz auf Wintdorf und Almosen
(*1789 +1850)
Datei
70 bis 97
Datei 70
Jahr 1839. Cottbus
Den 1 sten Januar. war ich
bei den Fabrick-Besitzer
Kittel in Madlow. wo ich den Tag recht
heiter zu „
brachte. Abends fuhr ich nach Cottbus
zurück, wo mich
meine neue Köchin schon erwartete.
Selbige ist
diesmal von Forst.
Den 8 ten malte ich einen
Johannes nach Domini
Mino. Oelgemälde.
Der 20 te. Jetzt habe ich ein
großes Stück in
Arbeit. Nehmlich den Einzug der hohen
Verbündeten
in Paris 1814. mit mehreren Hundert
Figuren
Oelgemälde. Der Kaiser von Rusland
Alexander
und Friedrich Wilhelm III ziehen in
Begleitung
ihrer zahlreichen Suite, worin man den
Für „
sten Constantin, den Fürsten
Schwarzenberg
und mehrere andere große Männer erblückt
in Paris ein, die Garde Cosaken machen
den
Vortrag
Eine unzählige Menge Zuschauer befinden
sich auf den Straßen, und eben so viele
schau „
en aus den Fenstern, und wehen mit
weißen
Tüchern. Preußische Garde Uhlanen stehen
an
den Seiten, um das Gedränge abzuhalten,
und hin
und wieder werden Kinder im Gedränge
umge „
worfen.
Datei 71
Jahr 1839. Cottbus.
Den 28 sten Januar. Meine
Köchin habe ich schon
wieder gekündigt, denn sie paßt nicht
recht in
meinen Dienst.
den 1 sten Februar. Heute die
Nacht und den
Tag über war eine ungeheure Menge Schnee
ein „
gefallen, und es kann so kommen, wie am
ver „
gangenen Jahre, daß wir wieder großes
Wasser
bekommen. Übrigens mit der Kälte können
wir bis jetzt noch zufrieden sein, aber
einige
Wochen vor Weihnachten kam der Winter
etwas
hart, ließ aber bald nach.
Nachricht von Frankfurt vom
Oberlandesgerichte habe
ich auch erhalten, nemlich das die Acten
und Bericht eingefordert
worden ist.
Den 10 ten Febr. malte ich
die Morgen Andacht
Oelgemälde. Eine Bauernfrau knieet mit
ihren
Säugling vor an der Brust, nebst
ihrer ungefähr
8 jährigen Tochter vor dem Kreuze, um
ihre
Andacht zu verrichten. Hinter ihr steht
ein
andächtiger Bauer den Hut in den Händen
haltend, sein Gebet verrichtend. Die
Gegend
ist felsigt wild romantisch.
Datei 72
Jahr 1839. Cottbus.
Weiber welche zum Räubern gehören,
liegen
auf den Knien und bitten den Soldaten um
Schonu(n)g ihres
Lebens, während sich die Räuber
aufs äußerste vertheidigen.
Den 8 ten malte ich Napoleon
zu Pferde
Oelgemälde.
Den 10 ten März. Wir haben
viel Schnee und
gefroren(e) Fenster.
Den 12 ten malte ich
Friedrich II zu Pferde, Oelgemälde.
Den 16 ten kam der Herman
Kittel aus Madlow
von mir weg. Es war zwar bestimmt, daß
selbiger
erst den 1 sten April
abziehen solle, aber ein
tüchtiger Diebstahl, welchen er verübte,
bewerk „
stelligte dieses.
Den 18 ten malte ich das
Portrait des jetzigen
Königs in Oel.
Den 20 sten malte ich das
Portrait des Kaisers von
Rußland in Oel.
Den 27 sten malt ich das
Stück. Räuber werden
von Päbstlichen Truppen angefallen.
Oelgemälde.
Den 31 sten März. 1 ste
Osterfeiertag. Die Witte „
rung war kalt.
Den 2 April 3te
Osterfeiertag. schrieb ich eine
Beschwerde wieder das Ober-Landes
Gericht zu
Frankfurt a/O in der Prozeß - Sache wider
Datei 73
Jahr 1839. Cottbus.
der Wilh. Petersdorf wider mich an den
Justitz „
Minister Mühler nach Berlin. Da ich den
Betrug des Cottbusser Land und
Stadt-Gerichts
nicht vergessen kann.
Den 5 ten April. Mein großes
Dienstmädche(n) hatte
die Feiertage das Heimweh und Liebesgram
bekommen, und wünschte aus meinen Dienst
ent „
lassen zu werden was ich auch
bewilligte, unter
der Bedinung eine andere Person zu
stellen,
wo sie dann den 1 sten
Feiertag abreiste aber
keine von ihr bestellte Person trat den
Dienst
an, daher mußte ich mir eine selbst
miethen.
Diesmal habe ich wieder eine Köchin aus
Cottbus
Spremberger Vorstadt erhalten.
den 6 ten malte ich das
Portrait des Kaisers von
Rußland in Oel.
Den 7 ten kam meine große
Köchin von Lübbenau
wieder an, und wollte den Dienst
sogleich wieder
antreten, indem sie sich eines Bessern
besonnen
hatte. Ich wieß ihr aber bald zurecht,
denn wenn
man einen Die(n)st kündigt und verläßt,
daß
man selbigen nicht wieder nach Gefallen
antreten
kann. Sie mußte also wieder abziehen.
Die Winter - Abende habe ich mit unter
recht
vergnügt zugebracht. Es wurde manchen
Abend
Datei 74
Jahr 1839. Cottbus.
ein Karten - Spielchen gemacht, und ein
junger
Mann, unterhielt uns auch manchmal mit
Gitarren - Spiel und Gesang, und so
verging
der Winter
Den 12 ten April. Meine
jetzige Köchin scheint
so weit ein ordentliches Mädchen zu
sein, nur
etwas habsüchtig, viel Lohn haben, und
in der
Arbeit sich Zeit nehmen.
Den 15 ten malte ich das
Portrait des Kaisers
Napoleon. Oelgemälde.
den 19 ten malte ich die
Heimkehr aus der Fremde.
gengre Stück. Der Sohn vom Hause
befindet
sich vor der Thür, und klopft, indem er
seine
Wanderung beendigt, ist er wieder gesund
und
wohl am väterlichen Hause angekommen.
Durch das Klopfen an der Thür ermuntert,
öffnet
das 18 jährige Schwest(e)rchen das
Fenster, um zu
sehen, wer da ist. Das Häuschen ist mit
einen fruchttragenden Weinstock
versehen, und
im Hofe befinden sich allerlei
Geräthschaften.
Den 22 ten malte ich die Kegelbahn.
genre Stück in
Oel. Der Dorfschulze schieb mit
seinen (…)
Kegel, dieser Mann ist ganz dazu
geschaffen
Scharfen Blick im Auge, Sperlingsbeine,
gelenkige
Arme, sieben oder acht zu werfen ist ihm
eine
Datei 75
Jahr 1839. Cottbus.
Kleinigkeit, der Schmidt des Dorfes
steht schon hinter
ihm in Bereitschaft mit der Kugel in der
Hand,
und sieht zum Wirth, welcher sich an
einer Tenne*
lehnt einen leeren Bierkrug in der Hand
hällt,
und denket selbiger, an, 6 Stück muß er diesmal
wenigstens werfen. Der Schneider sitzt
am Brette
und schaut, was wohl der Schulze
schieben wird
um es mit Kreide gleich zu notiren. Ein
vier
ter steht mit breit gesparten
Beinen und beobachtet
den Schulzen, um von sein Talent im
Kegelschie „
ben zu lernen. ein fünfter hat es sich
bequem
gemacht, sich seiner Jacke entledigt,
und stopfet sich
eben sein Pfeifchen, auch erblickt man im Hinter „
grunde einen, der mit dem Dienstmädchen
ein
bischen liebelt, auf den Brettern der
Kegelbahn
sieht sichs ein Junge gemächlich
die Scene an.
Den 23 ten Ich erhielt einen
Brief von Justitz – Mini „
ster Mühler.* aus Berlin. Ich müßte auch
zu
gleich Beschwerde wider das Ober –
Landesgericht zu
Frankfurth a/O führen, und das Rescript
daher einsenden,
was auch geschah.
Den 24 ten April. Bettag. Es
war Regenwetter.
Den 25 ten malte ich das
Portrait des Prinzen
Wilhelm von Preussen. in Oel. Brustbild.
Den 28 sten sehr kalte
Witterung haben wir jetzt,
und es will noch nichts grün werden.
*Befestigter Fußboden auf dem in früheren Zeiten das Getreide nach
der Ernte mit Dreschflegeln
gedroschen
wurde. Verm. an einer Wand zu einer Tennen
Räumlichkeit.
*Heinrich Gottlob Mühler, ab 1833 von Mühler (* 23. Juni 1780 in Louisenhof bei Pleß,
Schlesien; † 15. Januar 1857 in Berlin) war Jurist und königlich-preußischer
Staats- und Justizminister sowie Kronsyndikus.
(Quelle : Wikipedia)
Datei 76
Jahr. 1839. Cottbus.
Den 2 ten Mai. Heute haben wir
schöne Früh „
lings Witterung.
Den 3 ten malte ich einen
Christus mit dem Kelche
nach
Carlo Dolce in Oel.
Den 8 malte ich eine Maria die Hände
faltend
nach Sasso Ferratti.* in Oel.
Den 9. Himmelfahrt, war ich früh nach
Branitz
gegangen wo Conzert war. Es befand sich
auch
daselbst viel Gesellschaft.
Den 13 ten. malte ich ein
Genre Stück. Des Rei „
senden Erquickung. Ein Reisender war
beim
Wirthshause abgestiegen, sein Pferd
einstwei „
len an den Bretter - Zaun gebunden, eben
tritt die Wirthin mit einem lieblichen
Kinde
auf dem Arm, zur Thür hinaus und
überreicht
den Reisenden auf einen Teller das Früh
„
stück. Der Haushund lagert sich auf dem
Wege, und spielt den Aufpasser.
Oelgemälde.
Einen Brief erhielt ich abermals von dem
Ministerium aus Berlin, enthaltend. daß
meine Beschwerde dem Königl. Ober -
Landes „
Gerichte zu Frankfurt a/O zur
rechtlichen Ver „
fügung und Bescheidung zugefertigt worden ist.
*Giovanni
Battista Salvi, genannt Sassoferrato (* 1609
Sassoferrato; +8. April 1685 Rom)
war ein italienischer Maler des Barock und malte fast ausschließlich Madonnen.
Quelle : Wikipedia
Datei 77
Jahr 1839. Cottbus.
Den 14 ten Mai. Jetzt haben
wir sehr schöne fru(c)ht „
bare Witterung.
Jetzt habe ich mich schon wieder recht
an das einsame
gewöhnt, Da der Hermann fort ist, kam es
mir wieder etwas sonderbar vor, doch bin
ich mancher Argerniß überhoben, welche
mir
dieser wilde Bursche gemacht, an
dessen Er „
ziehung die Eltern wohl nicht viel
Freude
erleben möchten. Die früheren jungen
Leute, welche meiner Leitung anvertraut,
sind bis jetzt sehr ordentliche Menschen
ge „
worden.
Den 19 ten Mai 1 ster
Pfingstfeiertag. Kühles Wetter.
Den 2 ten Feiertag.
Nachmittag ging ich nach Branitz,
wo es sehr voll war.
Den 22
1 ster Schießtag. Das Schützen - Bataillon
war diesmal sehr schwach, besonders die
Orange
Compagnie. Den Nachmittag mußte ich zu
Hause arbeiten, so auch den 2 ten
Schießtag.
Den 3 ten Schießtag war das
Bataillon wieder
vollzählig. Es wurde doch trotz den
schlechten
Zeiten Rath geschaft. Übrigens war das
Vergnügen in diesem Jahre wirklich
schön,
und mir hatte es besonders gut gefallen.
Datei 78
Jahr. 1839. Cottbus.
Nachträglich ist hierbei zu erinnern.
Daß, da
vor einigen Jahren der König Friedrich
Wilhelm III v. Preussen zur Cottbusser
Schützen „
gilde aufgenommen wurde. B bisher
in
den Kompagnien geloost wurde welcher
Schütze für den König, und welcher für den
Kronprinzen schießen soll. Dieses
mal
hatte die Orange Compagnie die Ehre
für den König zu schießen, es wurde
daher entschieden, daß der bisherige
Schützen „
könig ehemaliger Feldwebel bei der Oran
„
gen Compagnie F. Hebicht für den König
Fr. W. III König v Pr. schießen
solle Dieser
Fr. Hebicht hatte daher das Glück, für
Sr Maj.
dem Könige v Pr. König, zu werden.
Die Freude war groß. Das ganze Batail „
lon marschirte mit Fahnen und Musik im
Saal des Schießhauses, wo die feierliche
Hul „
digung vorgenommen wurde. Auch wurde
der pp König Hebicht mit den ganzen
Batail „
lon mit Fahnen und Musik nach
Hause
geführt, und auch so den andern Tag
wieder
abgehohlt. Den andern Tag ging so gleich
Datei 79
Jahr 1839. Cottbus.
eine Stafette nach Berlin an den König
den
darauf folgenden erfolgte der Bericht
von
Seiten des Magistrats an eben denselben.
Der 3 te Schießtag wurde auch
eine Ehren
Pyramide auf den Schießplatze zu Ehren
des
Herrn Major Knobloch errichtet, und mit
passender Inschriften verziehrt, und des
Abends prächtig erleuchtet, umgeben mit
Bengalischer Flamme der vier
Compagniefarben
Den Tag über wurden bei dieser Pyramide
immer 2 Posten abwechselnt unterhalten.
Den 25 ten Mai. Beim Zelte
abbauen war ich
auch diesmal gegenwärtig, wo es beim
Frühstück
welches gewöhnlich die Hauptleute geben,
sehr
lustig herging.
Auch malte ich in diesen Monat ein Markt
- Ansicht
aufgenommen in der Gegend v. Bangert.
Jetzt leben wir in einer Eisenbahnen -
Zeit
Überall werden Eisenbahnen angelegt, und
Dampfwagen gebaut.
Auch Mäßigkeits - Vereine hat man jetzt,
und man hört desshalb viele witzige
Anecktoten.
Datei 80
Jahr 1839. Cottbus
abzubringen, da sie auch in den
Versammlungen
gehört, daß sie ihren gottlosen Eltern
den Gehorsam
verweigern könnten. Auch in der
Bürgerschule
wurden die gottlosen Kinder, von
den bekehr „
ten Kindern von einen gewissen Lehrer
getrennt.
Hierüber beschwerte sich die übrige
Bürgerschaft
und die Regierung zu Frankfurt a/O
untersagte
die Schwärmerei und Zusammenkünfte bei
50 rth.
Strafe.
Den 10 ten Juni malte ich die
Heimkehr von Branitz
in Wasserfarben. Ein Herr und eine Dame
waren in Branitz gewesen und befinden
sich auf
der Heimkehr ein kleines Mädchen befindet sich
neben denselben, sie sehen vor sich das
Schießhaus
und im Hintergrunde die Stadt Cottbus.
Den 16 ten malte ich das
Portrait des Protocollführ(er)
During nach der Natur in Oel.
Den 20 sten Juni malte ich
die Gemäldescheibe
des zweiten Schützen - Königs. Die Schlacht bei
Belle Alliance abends 6 Uhr. Man
erblickt
Napoleon düstern Angesichts auf seinen
Schimmel sich der größten Gefahr preis
gebend
so wird von allen bei sich befinden
Generälen
gewarnt, ein Adjutant stürzt an seiner
Anmerkung : Reihenfolge bzw. Anschluß
beachten.
Es fehlen
wahrscheinlich Seiten.
Datei 81
Jahr 1841. Cottbus
In der Reihenfolge taucht hier das Jahr
1841 auf. Die darauf folgenden Seiten sind alle wieder chronologisch auf 1839
bezogen !
Den 30 ten März. Eine recht
ängstliche Zeit ist jetzt
Es liegen jetzt eine Menge Menschen
krank, theils
an den Pocken, theils an den
Nervenfieber*
und sterben täglich mehrere, besonders
in den
Vorstädten. In Sandow ist beinahe kein
Haus wo sich nicht ein Kranker befände,
und
dadurch ist auch in manchen Familien
das größte Elend eingerissen, so
befinden
sich in manchen 6 bis 8 Kranke Personen
und es ist kein Mensch da , sie
abzuwarten.
auch in der Stadt ist es in vielen
Häusern
so. Es haben sich daher Menschenfreunde
gefunden, welche Collecten gesammelt,
oder die
Personen mit Geld und Speise versorgt
haben
Den 5 ten April. Conferenz
der Schützengilde auf dem
Schießhause. Es wurde nehmlich hier
folgendes
bekannt gemacht. Es soll nemlich in
Frankfurt a/O
dieses Jahr ein großes Provinzial -
Scheiben „
schießen stattfinden und die Cottbusser
so wie
noch andere 30 Gülden eingeladen, daran
Theil zu nehmen. Eine ausführliche
Beschrei „
bung war mit eingesendet, und dieselbe
*Typhus
Datei 82
Jahr. 1839. Cottbus
Den 1 ten Juli. Mit meinen
Zustande bin ich jetzt sehr
zufrieden. Ich lebe recht heiter und
froh, und sonst
incommodirt* mich niemand. Arbeit
giebt es auch
genug.
Den 10 ten Jetzt habe ich die
Scheibe des H. Hebicht
in Person Sr Maj. des Königs v Preußen
Schützen „
König zu Cottbus in Arbeit. Dieselbe von
mir entworfen
und ausgeführt. Dieselbe stellt
vor.
Ein Triumpfbogen mit Korinthischer
Säuler - Ordnung
auf Felsen ruhend von starken Eichen
umgeben in
welchen 6 Felder befindlich, in den
untersten werden
2 entstehende Regenbogen – als Zeichen
des Ban „
des zwischen Gott, der das theure Fürstenleben
schuf und erhielt, und dann Wolken, zu
dessen Seegen
es erhalten wurde. angebracht An den obersten Rande dieser
Regenbogen erscheinen in jeden Felde
Sterne, 43 an
der Zahl, in Beziehung auf die
verflossenen Regie „
rungsjahre. Daß dieser Bogen noch nicht
ergänzt
ist, erinnert an den Wunsch, für die
längere
Lebensdauer des geliebten Königs, und in
dessen
Feldern die Inschriften 43 Jahr Vater
seines Volks
und rechts Gott erhalte uns ihn noch
lange.
Auf den obern Felde links, erscheinen auf
in der
Waage die steinernen Gesetztafeln – das
Bild
der Gesetzgebung – im Gleichgewichte mit
den
inkommodieren : stören, aufhalten, belästigen
Datei 83
Jahr 1839. Cottbus.
Schwerte der Themis, wodurch die Vollziehung der Gesetze
angedeutet – Gerechtigkeit. Auf den
andern Felde
rechts kommen in einer Schaale der Waage
die „
selben Embleme wieder, in der andern
aber der
Scepter statt des Schwertes, auf die
Gnade hindeu „
tend. Die noch übrigen Felder
zwei Felder
werden ausgefüllt durch Embleme, welche
auf
die Weisheit, als das gleiche Verhältniß
des
Erkennens und Handelns deuten, und durch
emblematische Schilderung der
Festigkeit. Oben
auf dem Triumpbogen. kamen vier
Götterbilder
zu stehen, nemlich Minerva, Mercur,
Vulkan u.
Ceres, als die Symbole der
Schutzgottheiten der
Wissenschaften, des Handels, der Gewerbe
und des
Ackerbaues, zu dessen Füßen die Embleme
derselben
symbolisch dargestellt. Hinter diesen
Gottheiten
eine Säulen Pyramide. Über das Portal
der
Namenszug des Königs mit der Inschrift.
Den
König segne Gott. und über dieses das
große
Preuß. Wappen aller Provinzen. Über das
Ganze erhebt sich schwebend und
beschützend der
Preußische schwarze Adler, Eichen und
Lorbeer
haltend. Unten am Fuße des Gebäudes eine
große Kriegs – Armatur nebst Lyra Globus
Bücher, Sense, Sichel Rächen, Maler
Aparat
Datei 84
Jahr 1839. Cottbus.
Spinrocken*, und dgl. Kriegskunst, Ackerbau, Handel Gewerbe Künste
und Wissenschaften darstellend angebracht,
links
die Statue des Kaisers v Oestreich und rechts die
des Kaisers v. Russland als Bundesgenossen
Preußens, das Ganze steht in einer anmuthi „
gen Gegend, vom schönsten blauen Himmel
bewölbt, mit unten angegebener Inschrift
in goldene Buchstaben Zum Andencken des
ersten Königs der Schützen Gilde in der Person
Sr. Maj. des Königs Friedrich Wilhelm III.
durch den Tuchmacher Meister Hebicht zu
Cottbus am 19 ten August. 1839. Eigene Composition.
Den 19 ten Juli zeichnete ich das Portrait des Herrn
Zesch aus Moskau, in schwarzer Kreide.
Den 2 ten August. malte ich eine kleine Gemälde „
Scheibe, Zwei Adler in den Wolken schwebend
tragen ein Band mit der Inschrift Eintracht.
und Liebe, und 2 Hände reichen sich versönend
Oelgemälde.
Den 3 ten August.* zum Königs Geburtstag Aus „
marsch der Schützengilde, und Vogelschießen.
Den 12 ten malte ich das Stück. Christus betend
auf dem Oelberge. Man erblickt Christus kniehe(n)d
auf dem Berge, der Himmel thut sich auf und ein
Engel überreicht ihn den Leidenskelch . Oelgemälde.
*Der Rocken (Spinnrocken, Kunkel, Dieße) ist ein
meist stabförmiges Gerät, an dem beim Spinnen die noch
unversponnenen Fasern befestigt werden.
*Friedrich Wilhelm III. (* 3. August
1770 in Potsdam; † 7. Juni 1840 in Berlin) war seit 1797 König von Preußen und
als Markgraf von Brandenburg zudem Kurfürst und Erzkämmerer des Heiligen
Römischen Reiches bis zu dessen Auflösung im Jahre 1806. Er entstammte der
Dynastie der Hohenzollern.
Datei 85
Jahr 1839. Cottbus.
Den 15 ten August. Meine
Scheiben finden diesmal
allgemeinen Beifall. und ich habe
deshalb jetzt sehr
viel Besuch, besonders zieht
Sachverständigen, die
Scheibe des Königs v Preußen an;
Den 19 ten und 20 ten.
wurde das Gemälde Scheibenschießen
abgehalten.
Den 22 malte ich die Beichte des
Räubers. Es stellt vor
Auf einen Karren mit 2 Ochsen bespannt
liegt der Räu „
berhauptmann gefesselt auf einer
Strohmatte, und beichtet
einen
daneben sitzenden Geistlichen. Mehrere Geistliche
stehen daneben. links befindet sich ein
Maulesel welcher
mit alle den Waffen beladen, welche in
der Räuber „
höhle gefunden worden, wobei der Treiber
und mehre „
re Zuschauer sich befinden, auch einige
verwundete
französischen Soldaten zu Fuß und zu
Pferde welche bei
Gefangennehmung der Räuber zugegen
gewesen,
rechts knien eine Menge gefesselter
Räuber, am
Erdboden, wobei man ein sehr
schönes Räubermädchen
erblickt, welche einen traurigen Blick
auf den
beichte(n)ten Hauptmann wirft. Die ganze
Rotte wird
von Französischen Fuß-Soldaten und
Gendarmen eskor „
tirt. Die umgebende Gegend ist
romantisch schön,
Man sieht im Vorgrunde wo sich diese
Scene begiebt
ein Kloster, im Mittelgrunde Felsen mit
Ruinen
Städte und die Raubburg der Räuber, ganz
im
Datei 86
Jahr 1839. Cottbus.
Hintergrunde entfernte Gebirge, das
Ganze wird von
einem herrlichen Lichte beleuchtet
welches die verschie „
denen Waldungen imposant darstellt.
Oelgemälde.
Den 25 ten August. Mein
Geburtstag. Schrieb ich eine
nochmalige Beschwerde an den Herrn
Justitz Minister
Mühler nach Berlin wegen meiner
Prozeßsache, in
dem ich meine bishergehabten Kosten
zurückhaben
wollte.
Den 30 ten malte ich die
Zehnten Einlieferung an
die Bolten Abtey*. Oelgemälde. Es stellt
das Innere
eines Klosters dar, ein Knabe und ein
Mädchen
bringen, die dem Kloster gehörigen
Abgaben
welche in Fische, und allerlei Geflügel
bestehen
vor sich liegend, mustert der Prior des
Klosters
dieselben, und sieht die Richtigkeit
derselben auf
der Liste nach, indem ein andrer Mönch,
ihn
hierbei
bei Sei hülfreiche Hand
leistet, der Klo „
sterknecht ist auch so (…) mit
Wegschaffung ein(e)s
Hirsches beschäftigt, hinter diesen
tritt ein Mönch
mit Weinflaschen herbei um die
Überbringer
etwas zu erquicken.
*Zehnten-Einlieferung an die
Bolton-Abtey
Stahlstich von F. Randel (tätig um
1848), wohl nach einer Vorlage von Edwin Henry Landseer (1802 - 1873)
Das Bild zeigt die Ablieferung von Wild,
Vögeln und Fischen an die in Yorkshire (England) gelegene, im 16. Jh. aufgelöste
Bolton Abbey. Auch in England wurden seit dem Mittelalter Zehntabgaben
verschiedenster Art gefordert. Sie wurden 1836 durch eine einheitliche Abgabe
abgelöst, die vom jeweiligen Kornpreis abhing. Diese tithe rent charge wurde
1936 abgeschafft.
Datei 87
Jahr 1839 Cottbus.
den 26 ten Sept. malte ich
die Heimkehr aus der Fremde.
in Oel.
Den 1 ten October. bekam ich
wieder eine andere Köchin
welche aber schon etwas bei Jahren ist,
und ich verspreche
mir von selbige mehr wie von den
bisherigen jungen
Mädchen, nur sieht mir selbige aus als
wenn sie schon
sehr gelebt, und des Guten viel genossen
hätte.
Den 6 ten. Sehr warme
Witterung haben wir jetzt.
Den 11 ten hatten wir einen
herlich warmen Tag, ich
machte mir das Vergnügen und ging mit
zweien
jungen Menschen Nachmittags nach Peitz,
wo gefischt
wurde, und holte mir ein Gerichtchen
Fische,
Den 15 ten malte ich das
Stück. Ein Grieche mit
beiden Sclaven. Der Grieche liebkost das
eine Mädchen
welche halb nackend bei ihm auf seidene
Kissen sitzt
indem er ihr an den soliden Theil
greift, das andere
Mädchen sitzt ihm zu Füßen, und schaut
dieser Scene
zu, reich mit Gold besetzte Vorhänge
umgeben
das Ganze. Oelgemälde.
Den 20 ten. Jetzt haben wir etwas
strenge Kälte
bekommen, das wir (des) Morgens gefrorne
Fenster
haben.
Datei 88
Jahr 1839. Cottbus.
Den 28 ten October. Jetzt
werden große Vorbereitungen
zu den kommenden Feste gemacht. Wir
haben jetzt einen
wichtigen Zeit – Abschnitt, die dritte
Säkularfeier
der Einführung der Reformation in den
Marken.
Der 1 te November, als
derjenige Tag an welchen der
Kürfürst Joachim II vor 300 Jahren, also
im Jahr
1539, das Abendmal zum erstenmal nach
evange „
lischen Ritus in der Kirche zu Spandau
empfangen
ist der Tag der Feier für die Marken. In
Cottbus
hätte dieses Fest schon sollen 2 Jahre
früher gefeiert
werden, da die Reformation schon 1537
eingeführt
wurde.
Der 1 te November. Freitag.
Den Tag vorher wurde
das Fest mit allen Glocken eingeläutet.
Vormittag
um halb 9 Uhr versammelte sich die
Stadtgemeinde
nebst den H. Oberbürgermeister
Magistratspersonen
Stadtverordn(e)ten der Geistlichkeit,
und der ganzen
Schuljugend mit ihren Lehrern auf dem
Markt „
platze, Hier wurde mit Begleitung der Posaunen
ein Lied angestimmt, dann zogen die Bürger
„
schaft und Schuljugend unter
Glockengeläute zur
Kirche, welche heute besonders festlich
geschmückt
mit Kränzen, und Guirlanden. In der
Kirche
Datei 89
Jahr 1839. Cottbus
besonders von den Frauen und Mädchen, wo
sich manche
andre dran stoßen würden. Es wurde also
be „
schlossen worden, daß ein jeder Schütze
an der
Tafel der Offiziere Antheil nehmen
könne, aber
für seine Speisen und Getränke selbst besorgen
müsse, da nun dieselben sehr hoch
gestellt waren,
so konnten nur sehr wenige daran Theil
nehmen,
nur Honoratioren machten hiervon eine
Ausnahme,
selbige konnten Schützen sein oder
nicht. Alle
unverheirathete Schützen konnten des
Abends zum
Ball kommen, hieß es, aber es wurde ein
Cirku „
leur*, bei denen Schützen gesendet,
welche man dazu
wünschte, um nur anständige Leute
hinzuzuziehen.
Es war dieser Abend so weit recht voll,
Schützen
waren grade im Verhältnisse zu den
Baittallon
nicht zu viel, wir waren alle recht
heiter, und
ich hielt mich diesmal bis zum Schlusse
des Ver „
gnügens auf.
Den 4 ten December. erhielt
ich eine Vorladung vom
hiesigen König. Land und Stadtgerichte, in welcher
ich ersahe, daß ich vom Magistrate wegen
meiner
Beschwerde bei über die Polizei
verklagt worden bin,
und der Termin auf den 13. d. M. gesetzt
war.
*Circular : Rundschreiben
Datei 90
Jahr 1839. Cottbus
Den 7 ten December. Ich male
jetzt das Edelfräulein
halbe Figur in Oel. Dasselbe steht unter
einer Säulen „
halle, mit Weinranken umgeben, einen
Falken in
der Hand haltend, im Hintergrunde
anmuthige
Gebirgsgegend.
Den 12 ten. Mit meiner Köchin
bin ich jetzt recht zufrie „
den. Ein junges hübsches Mädchen, welche
mir mit ihrer
Gutwilligkeit, und ordentlichen Fleiß,
hübsches Betragen
viel Freude macht.
Den 13 ten hatte ich in der
Magistratssache den
ersten Termin welcher viell in
welchen ich erfuhr
daß der Prozeß für mich nicht so günstig
ablaufen
werde, und ich mich in Güte mit den
Magistrat ver „
einigen möchte, die Sache solle 14 Tage
bei Seite
gelegt werden, und ich deshalb mein
möglichstes thun
solle, es wurden mir auch auf dem Landgerichte
von den Richtern mehrere gute
Rathschläge gegeben,
wie die Sache am besten abzumachen
gingen.
Einige Tage vor den Termin war ich auch
bei den
Herrn Oberbürgermeist(e)r. Römelt, und
setzte ihn die
Sache auseinander, wo er sehr verwundert
war, und
die Sache gar nicht recht glauben
wollte, daß die
Polizei so saumselig wäre, und sich so
vieler Sachen
zu schulden kommen ließe.
Datei 91
Jahr 1839. Cottbus.
Den 14 ten December. Wir
haben jetzt strenge Kälte.
Den 16 ten malte ich die
Beichte des Räubers Oelgemälde.
Nähere Beschreibung weiter oben.
Den 17 ten Jetzt haben wir
wieder Thauwetter.
den 18. malte ich den Briefwechsel.
Oelgemälde.
Eine alte Mutter sitzt mit ihrer Tochter
beide
mit Nähen weiblicher Arbeiten
beschäftigt, auf den
Mark(t)platz an ihrer Bude, worin sie
verschiedene
Hausgeräthe feil haben, die Alte sitzt
in einen
Kasten, welcher oben bedeckt, um vor
Sonne
und Regen geschützt zu sein, hinter
diesen schleicht
sich der Liebhaber des Mädchen heran,
welcher der „
selben einen Brief leise zusteckt, und
das Mäd „
chen behutsam darnach greift.
Den 20 sten. Jetzt, da im vorigen Jahre, das Holz
so
rar war, und zu manchen Zeiten
gar keins
zu haben war, ist hier die Torfbrennerei
ein „
geführt wurden, und für sehr
vortheilhaft befunden
worden.
Die Abende bringe ich meistentheils
jetzt seit dem
Tode des Secretair Petzold allein zu, da
sich noch
keine Spiel – Gesellschaft wieder finden
will.
Datei 92
Jahr. 1839. Cottbus.
Den 21. December. Dieser Tage hatte ich
auch Termin
auf den Rathhause wegen der fiscalichen
Prozeß „
Sache. Der Magistrat gegen mich. Ich
sagte dabei
alles das aus, was ich dabei sich
die Polizei gegen
mir schon hat zu Schulden kommen lassen,
und das
sie die Gesetzte sehr oft übertreten,
was dann
auch alles zu Protocoll genommen wurde.
Der 24 te heiliger Christ -
Abend. Wir putzen heute
den Christbaum an, da meine Köchin(e)
gerne
einen wünschte, so ließ ich einen
besorgen wo
ich so rechte hübsche Rückerinnerungen
hatte, und
wir mit den Actuarius Bollei hübschen
Spaß
dabei hatte.
Den 26 ten Decemb(e)r. 2 te Feiertag. Die Feiertage
brachte ich meistentheils zu Hause zu,
wo ich
viel Besuch hatte.
Den 31 ten Sylvesterabend.
war ich auf den Schieß „
hause wo Tanz war, aber wenig
Gesellschaft war
vorhanden. Da jetzt zwei Musick Director
hier
anwesend, und recht sehr viel Musick
ist, so
theilt es sich sehr ein.
Datei 93
Jahr 1839. Cottbus.
Bemerkungen über dieses Jahr.
Mit diesen nun verflossenen Jahre kann
ich übrigens
sehr zufrieden sein. Ich hatte viel
Arbeit und
so weit recht guten Verdienst. Auch
meine Zeichen „
Schüler hatten sich wieder recht
vermehrt; und
die letzte Zeit eine hübsche vernünftige
Köchin
welche mich immer sehr aufheiterte, da
ich auch
beständig bei guter Laune war. Nur
ärgerlich
war mir der Prozes mit den Magistrate,
indeß
wurde nicht viel draus gemacht, ich habe
viel
Erfahrungen dabei gemacht, daß die
Behörden in
preußischen machen können was sie wollen
des Königs Gesetze befolgen, oder nicht,
bleibt
sich gleich, nur darf aber ein Bürger
nichts sagen „
und man muß noch zufrieden sein, wenn
man
nakend zum Thor hinauskommt.
Gemälde, welche ich im Jahr 1839.
angefertigt habe.
1, Der Evangelist Johannes nach Domini
Mino in Oel.
2, Der Einzug der Verbündeten in Paris
im
Jahr 1814. in Oel.
3, Die Morgen Andacht in Oel.
Datei 94
Jahr 1839. Cottbus.
4,
das Portrait des Palmié. König. Consistorial –
Rath, Prediger, Professor und Director des
franz. Gymnasiums Brustbild in
Oel.
5,
Das Portrait Otto v Schmidt. König. Preuß.
General Lieutenant der Artillerie
Brust „
bild in Oel.
6,
Die Morgen Andacht in Oel.
7,
Räuber werden von Päbstlichen Truppen an „
gefallen. in Oel.
8,
Napoleon zu Pferde. Oelgemälde.
9,
Friedrich II. zu Pferde. Oelgemälde.
10,
Das Portrait des jetzigen Königs v Preußen
Brustbild in Oel.
11,
Das Portrait des Kaisers von Rußland
Brustbild in Oel.
12,
Räuber werden von Päbstlichen Truppen
angefallen. in Oel.
13,
Das Portrait des Kaisers von Rußland
Brustbild in Oel.
14,
Das Portrait des Kaisers Napoleon Brust „
bild in Oel.
15,
Die Kegelbahn genre Stück. in Oel.
Datei 95
Jahr 1839.
Cottbus.
16,
Die Heimkehr aus der Fremde genre Stück in Oel
17,
Das Portrait des Prinzen Wilhelm v Preußen
Brustbild in Oel.
18,
Christus mit den Kelche nach Carlo Dolce in Oel.
19,
Maria nach Sassoferratti in Oel.
20,
Des reisenden Erquikkung gengre Stück in Oel.
21,
Rüdesheim am Rhein in Oel.
22,
Die Heimkehr von Branitz in Wasserfarben.
23,
Das Portrait des Protocollführer During nach der
Natur Brustbild in Oel.
24,
Eine Gemälde – Scheibe, Napoleon zu Ausgange
der Schlacht bei Belle Alliance. in Oel.
25,
Das Portrait des Leutnant Zesch
aus Moskau in
Rußland. Brustbild in Kreide Zeichnung.
26,
Eine Gemälde Scheibe. Allegorie auf Sr. Ma „
jestät dem Könige Friedrich
Wilhelm III
von Preussen. Eigene Composition in Oel.
27,
Christus betend auf den Oelberge in Oel.
28,
Eine kleine Gemälde – Scheibe. Zwei Adler in
Wolken schwebend ein Band haltend mit der
Inschrift Eintracht und Liebe.
Datei 96
Jahr 1839.
Cottbus.
29,
Die Beichte des Räubers. Oelgemälde.
30,
Die Zehnten Einlieferung an die Bolton
Abtey. Oelgemälde.
31,
Das Portrait des H. Siebert nach der Natur
Brustbild in Oel.
32,
Die Heimkehr aus der Fremde genre
Stück
in Oel.
33,
Der Grieche mit seinen beiden Sclavinnen
Oelgemälde.
34,
Der Abschied des Rekruten von seiner
Geliebten genre Stück in Oel.
35,
Der Prinz Adelbert v Preussen
Brust „
bild in Oel.
36,
Der Großfürst Michael von Russland
Brustbild in Oel.
37,
Das Edelfräulein halbe Figur in
Oel.
38, Die Beichte des Räubers in Oel.
39,
Der Briefwechsel. Oelgemälde.
Nebst mehreren Ansichten von Cottbus
in Wasserfarben.
Deren Anzahl diesmal 21 war.
Datei 97
Jahr 1839.
Cottbus.
Diejenigen
die ich im
Jahr 1839 im Zeichnen
unterrichtet
habe.
1,
Müller I. Stubenmaler. 7, Richter I.
2,
Müller II. „ 8, Olschina.
3,
Vetter
9, Schneider I.
4,
Dahle Kandidat d. Theologie
10, Page.
5,
Sommer 11, Mertschenk.
6, Raimann aus Halbau. 12, Schmidt.
1839 wovon
hinzugekommen.
13, Gebhard 24, Geissell aus Bilow* b Sprem(berg)
14,
v Greifenberg v Forst.
25, Könicke.
15,
Jonas aus Berlin. 26, Wuslauk.
16,
Bohnstädt. 27, Flemming.
17,
Richter II
28, Ritscher.
18,
Feldner.
29, Schulze.
19,
Groch.
30, Paulick
20,
Klara Vogelsang b. Krossen.
31, Schwanhäuser.
21,
Thiemer aus Dresden.
32, Müller.
22,
Lauk.
33, Kittel
23,
Schneider II. 34, Lortzing.
Das Jahr 1840
Datei 098 bis 125
Transkription Udo Bauer (April 2017)
1
Jahr 1840. Cottbus.
Den
1 ten Januar. brachte ich zu Hause zu, gegen Abend
ging
ich aufs Schießhaus,
Den
5 ten Jetzt gebe ich sehr vielen jungen
Leuten
Unterricht in den Ausmalen der
Lithographieen
mit Oelfarben, welches jetzt sehr
allgemein
wird. (Lithogrumiren.)
Den
10 ten malte ich ein Stück, den Maskenball
darstellend.
Eine Maske ist mit mit einer Dame „
in
ein Nebenzimmer und pflegen ihr Vergnü „
gen,
im Hintergrunde sieht man sich die Mas „
ken
im Saale sich belustigen. Oelgemälde.
Den
16 ten Sehr warme Witterung haben wir
jetzt,
indem man bei offenen Fenstern
arbeiten
kann.
Den
20 ten hatte ich wieder Termin auf den
Land
und Stadtgerichte in der Prozeß-Sache
Magistrat
wider mich. Es wurde mir nehm „
lich
eröffnet, das der Magistrat die Klage
zurückgenommen,
wenn ich die Termin „
Kosten
bezahlen wolle, was ich auch an „
nahm.
Er muß doch nicht ganz fest stehen „
wegen
der Ubertretung der Gesetze.
2
Jahr 1840. Cottbus.
Den 2 ten
Febr. malte ich das Portrait der Madam
Zeidler.
halbe Figur nebst Gegend nach der Natur
in Oel.
den 10 ten
Immer haben wir noch sehr schöne
warme Witterung.
Den 12 ten
malte ich das Portrait des Baittailons „
Tambour
Becker vom 2 ten Garde Landwehr
Regiment
(Cottbusser) ganze Figur im Hinter „
grunde eine
Ansicht von Cottbus nach der Natur
in Oel.
Den 15 ten
malte ich eine Scene auf dem Masken „
balle. Ein
Ritter befindet sich im Nebensaale
mit einer
Dame, umarmend hebt er ihr die
Kleider auf
und fingerirt ihr unter denselben
Oelgemälde.
Den 18.
malte ich das Portrait des Tischlermstr.
Voigt.
Brustbild in Oel.
Den 24. Mit
meiner Köchin bin ich diesmal sehr
zufrieden,
und lebe seit dem mal wieder recht
froh, an
Geld und Arbeit fehlt es mir jetzt auch
weiter
nicht, obgleich der Geldmangel in
Cottbus
jetzt sehr
allgemein ist, und manchee Familie
zu Grunde
geht
3
Jahr 1840. Cottbus.
Den 3 ten März
Fastnacht. Diese Woche giebt es viel
Conzerte und
Tanz-Vergnügen.
Den 10 ten
malte ich das Stück. Der Kriege(r) mit
seinem
Kinde. Ein alter bärtiger Soldat in der
Waffen-Rüstung
hat sein Kind auf den Arm
einen
lieblichen Knaben, und erzählt selbigen
vom
Kriegerleben. Oelgemälde.
Den 16 ten
Jetzt erteile ich auch der Frau Ober „
amtman
Hubert* Unterricht in Oelmalen, welches eine
recht
angenehme junge Frau ist, und sehr verschie „
den von den
übrigen Honorationen in Cottbus
ist, selbige
ist sehr gebildet, und nimmt Lehre
an
Den 20.
Frühlings-Anfang hatten wir wieder
Winter,
gefroren Fenster, und viel Schnee.
Jetzt habe
ich ungemein viel zu thun, auch der
Buchhändler
Meier, der früher immer viel
Berliner
Gemälde anschafte, ist dahinter ge „
kommen, das
die Meinige doch besser gear „
beitet sind,
als diese, und daher auch von ihm
viel
Beschäftigung erhalten.
Diesen Monat
malte ich folgende Ansichten von
Cottbus. Den
Markplatz. 1 Ansicht gegen Mitternacht
und 1
Ansicht vor dem Spremberger Thore in
Wasserfarben.
*Luise
Hubert, geb. Daubert, Tochter des Steuerrat Luis Daubert und seiner Frau Minna,
geb. Villaret. Ihr Ehemann war der Amtsrat Julius Hubert. (oo am 01.04.1839)
* in
Quedlinburg (1919)
+ 09.12.1896
Brunschwig mit 77 Jahren.
Zum
Zeitpunkt des Unterrichts war sie 21 Jahre alt.
4
Jahr 1840. Cottbus
Den 13 ten
März. Als wahrhaft werden jetzt mehrere
Spuckgeschichten
bekundet und von mehreren Augen „
zeugen
versichert, daß es seine Richtigkeit habe.
In Vetschau
soll ein Mädchen eine Geister „
Erscheinung
gehabt haben; Der Geist habe sie
nehmlich
aufgefordert,
eine verwünschte Person im Keller
des Hauses
wo sie wohnhaft war, zu erlösen, sie
solle
nemlich eine oder mehrere Geister, welche
sich im
Keller befinden, die Köpfe abschlagen,
Bei diesen
Unternehmen, welches sie ausführen
wollte,
wurde sie durch ihren Bruder verhindert
und alles
verschwand so nach. In diesen Keller
sollen zur
Zeit des Wenden-Königs mehrere
Mordthaten
vorgefallen sein, und daher diese
Verbannungen.
Den Tag nach der mißglückten
Unternehmung
erschien den Mädchen der Geist
abermal, mit
der Bitte; da jetzt einmal alles
verlohren
wäre, so solle sie doch an einem
an einem von ihm bezeichneten Orte eine
junge Linde
pflanzen, diese würde nach Aussage
des Geistes
wachsen, mit der Zeit zu einem
Baume werden,
und aus dessen Holze eine
Wiege gebaut
werden, und das Kind, daß diese
Wiege
brauchen würde, könnte die Erlösung
5
Jahr 1840. Cottbus
des
verbannten Geistes im Keller zu Stande
bringen,
nach dem der Geist dieses ausgesagt ver „
schwand
selbiger, und alles im Zimmer wurde
stark mit
Asche bestreut, welches viele Ein „
wohner in
Vetschau gesehen haben. Das Mäd „
chen sollte,
wenn ihr die Ausführung gelingen
die
glücklichste Person in der Welt werden, im
Gegentheil
aber die Unglücklichste, welche sie
jetzt ist.
Die Geistlichkeit und Magistrats Person(en)
haben sich
von der Richtigkeit dieser Sache
überzeugt.
Und die Linde ist jetzt auch schon
gesetzt.
In Berlin
soll sich die weisse Dame in
der
Rüstkammer zeigen./soll sich allemal
sehen lassen
wenn sich ein merkwürdiger
Todesfall
bei der Königl. Familie ereignet
soll./ Der König ist jetzt auch sehr
krank.
Ferner
erzählt man von Berlin. Ein kleines
graues
Mänchen hat den Nachtwächter auf „
gefordert in
der Nacht nicht 12 Uhr, sondern
13
abzurufen, da dieses der Nachtwächter ver „
weigerte,
und sich darauf berief die Erlaub „
niß der
Polizei nachzusuchen, so gestattete
dieses der
Geist. Der Nachtwächter meldete
dieses den
andern Tag die Polizei, und erhielt
6
Jahr 1840. Cottbus
die
Erlaubniß, 13 abzurufen. Nachdem die
folgende
Nacht, das Mänchen wieder erschienen „
der
Nachwächter die erhaltene Weisung zu
Folge 13 abrief, führte das Mänchen den
Nachwächter
an einen Ort, nicht weit von
Königl.
Schlosse, hier wurde eine Grube eröffnet
der
Nachwächter mußte hineingreifen, und zog
drei Aehren
heraus, dieses erklärte das
Mänchen für drei segenreiche Jahre, eine
zweite Grube
wurde eröffnet, und der Nacht „
wächter zog
drei blutige Läppchen heraus.
Andeutet
drei blutige Jahre, eine dritte
Grube gab
Goldstücke her, nach der Erklärung
des Geistes,
die goldne Zeit, dar nach verschwand
das graue
Mänchen.
Den 2 ten
April. jetzt haben wir schöne Frühlings
„
Witterung.
Den 16 ten
malte ich das Portrait des Nadler H.
Wolff.
Brustbild in
Oel.
Den 17. das
Portrait seiner Frau halbe Figur
in Oel.
Den 19 ten 1
ster Osterfeiertag machte ich Nachmittag
einen
Spaziergang nach Branitz.
Den 24 ten
malte ich das Portrait des H. Kaiser
7
Jahr 1840. Cottbus
in der
Uniform des Leib-Regiments (8 Regiment
Gubener)
halbe Figur, in Hintergrunde eine An „
sicht von
Guben. in Oel
Den 30 ten
malte ich die Kegelbahn. Genre Stück.
Eine
Gesellschaft vergnügt sich in einer romantisch
schönen
Gegend an Kegelschieben; Ein Herr
ist eben in
Begriff eine Kugel hinauszuschie „
ben, aber
der Kegeljunge draußen ist noch nicht
fertig mit
den aufsetzen; indessen andere
ihn mit
einen Kennerblick beobachten, seine
schon
angenommene Stellung mustern, und er „
wartungsvoll
dastehn, was er wohl schieben
wird, der
Rechnungsführer mit der Brille
auf der
Nase, und der Kreide in der Hand
wartet eben
auch auf Arbeit; indessen sich zwei
niedliche
Jungen mit der retur kommenden
Kugel
beschäftigen, Die übrige Gesellschaft
ist einstweilen in tiefer Unterhaltung begriffen
,
besonders
muß ein Dragoner Officier einen andern
Herrn etwas
sehr wichtiges zu construiren
haben, auch
kann ein anderer Herr wegen
der Zeche
mit den Schankmädchen nicht recht
fertig
werden, und zählt selbiges alles an den
Fingern her
was er verzehrt hat um es den „
selben
begrifflicher zu machen auch scheint
8
Jahr 1840. Cottbus
es ein sehr
warmer Tag zu sein, denn die Hälfte
der
Gesellschaft hat es sich bequem gemacht, und die
beschwerlichen
Röcke abgelegt. Oelgemälde.
Den 2 ten
Mai malte ich Christuse als Hirten
Oelgemälde.
Den 7 ten
malte ich die Königin des Himmels mit
dem
Christuskinde als Gegenstück zu Christuse.
Oelgemälde.
Den 16 ten
malte ich das Portrait des Fürsten
Blücher v
Wahlstadt. Oelgemälde.
Den 28 Mai
Himmelfahrt hatte ich mir vorge –
nommen früh
nach Branitz zu gehen , aber
es war
trübes und rauhes Wetter, und
so
unterblieb es.
Unser König
Fr.W. III. soll sehr krank sein
Den 31 ten
Mai, spaziert ich nach Merzdorf, da
Sontag hier
immer viel Gesch Gesellschaft ist, so
machte ich
mir auf einen Spaziergang, mir gefiel es
hier so weit
recht gut, auch lernte ich hier einen
ehemaligen
Schulcamrad kennen, welcher sich sogleich
nach meiner
jetzigen Lage erkundigte und mich
ein reiches
Mädchen aus Gr. Liesko zu recomman „
dirte,
welches auch dort anwesend, und ich
nun auch
kennen lernte.
9
Jahr 1840. Cottbus.
Dieser Tage
machte mich auch ein guter Freund
auf ein
Mädchen in der Gegend von Sorau
aufmerksam,
diese nach mehreren Erkundigungen
hält sich
jetzt in Gr Briesen bei den H.
Baron von
Wackerbad* auf, daher entschloß
ich mich,
nächstens diese Person näher kennen
zu lernen
Den 7 ten
Juni. 1 ster Pfingstfeiertag machte ich
ei „
nen
Spaziergang nach Briesen. Dort angelangt
verfügte ich
mich sogleich in den Herschl. Garten, welchen
ich schon
früher auf meinen Spaziergängen häufig
besucht
hatte. Hier traf ich den Baron mit seiner
Tochter in
einer Laube sitzend. Nachdem ich um
förmliche
Erlaubniß angehalten hatte, mir den
Garten
anzusehen, entspann sich dieserhalb mit
mir und den
H. Baron ein Gespräch, worin
ich sah, daß
dieser Mann sehr gütig und herab „
lassend war.
Ich besah mir nun den Garten
fragte den
Gärtner, und die Bedienten nach
allen,
versäumte aber den Hauptzweck da „
bei nicht,
bis endlich ein junges hübsches Mädchen
über den Hof
ging, in dieser zeigte man
mir die von
mir erwähnte Person, ich
trat zu ihr
begehrte ein Glas Milch von
Adolf Leberecht von
Bomsdorff aus dem Hause Weißagk (1781–1862), Herr auf Ober- und Mittel-Linderode,
Tielitz, Briesen und Guhrow, wurde
1811 von seiner Tante Helene Freifrau von Wackerbarth, geborenen von Bomsdorff,
und deren Gemahl, Ludwig Freiherrn von Wackerbarth auf Briesen und Guhrow,
adoptiert und vom sächsischen König Friedrich August I. zum Freiherrn von
Wackerbarth genannt von Bomsdorff erhoben. Der Ast dieses Namens besteht bis
heute in den Zweigen Linderode und Briesen/Rethmar.
Dessen Sohn :
*Otto Julius
Freiherr von Wackerbarth genannt von Bomsdorff (* 10. März 1823
+ 17. Mai 1904 in Briesen) war
Rittergutsbesitzer und Mitglied des deutschen
Reichstags.
Quelle : Wikipedia
und Götz Freiher von Houwald, Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre
Besitzer.
Band VII (2001)
11
Jahr 1840. Cottbus.
ihr, welches
ich auch auf einen weissen Teller
erhielt, ich
suchte nun Gelegenheit, einige Worte
mit ihr zu
sprechen, aber sie hatte viele Geschäfte.
Ich trank
daher meine Milch, ging noch ein wenig
in Garten
spaziren, ging dann nach dem Schlosse,
um zu fragen,
was ich schuldig wäre. In einer
Kellerstube,
war sie, aber die gnädige Frau, und
das Fräulein
auch bei ihr, sie sprachen ein Langes
und Breites
vom Putz. Ich wartete indeß eine
geraume
Zeit, endlich des Wartens überdrüssig, trat
ich hervor,
und fragte bescheiden, was ich schuldig wäre.
Die
Herrschaft schien verlegen und sagte ich wäre
nichts
schuldig, und nun entspann sich ein langes
Gespräch
über Malerei, und besonders über meine
Person,
hernach führte mich die Baronin in
ihre Zimmer
zeigte mir da mehrere Gemälde
welche ich
beurtheilen sollte, und nach diesen
verließ ich
das Schloß, und kehrte wieder
nach Cottbus
zurück.
Den 8 ten
Juni, war hier eine große Aufregung
wegen
unsicheren Nachrichten vom Tode
des Königs,
einige wollten genaue Nachrichten
von Berlin
erhalten haben, das der König gestorben
sei, andere
versicherten das Gegentheil.
12
Jahr 1840. Cottbus.
Den 9 ten
Juni. Abend – 6 Uhr kam die Post von
Berlin, und
mit ihr die Zeitungs-Nachricht, daß
Sr. Maj.
unser vielgeliebter König Fried. Wilhelm III
den 7 ten
Juni Nachmittag um 3½ Uhr an den
Folgen der
Grippe verstorben sei.
Sogleich
gebot die Polizei Tanz und Vergnügen
einzustellen.
Die Stadtverord(n)eten wurden
aufs
Rathhaus berufen, und berathschlagt
wie es mit
den Morgenden Pfingstschießen
soll
gehalten werden, da wenn es nicht ab „
gehalten,
mehrere Leute großen Schaden haben
besonders
der Schießhauswirth, da dieser
viel Speise
und Getränke angeschaft hat.
Der
Magistrat sendete den andern Tag gedruckte
Zettel in
jeden Hause, worauf angegeben
war, daß da
der traurige Vorfall sich
ereignet,
der Magistrat das Vertrauen faßte
daß sich ein
jeder der lermenden Vergnügens sich enthalten
würde,
jedoch Essen und Trinken sei auf den
Schießhause
erlaubt.
Den 10
ten 1 ter Schießtag war also kein
Ausmarsch,
den das
König oder Pfingstschießen ist bis nach
der Trauer
aufgeschoben worden, man ging
also blos
hin, um ein Glas Bier zu trinken
13
Jahr 1840. Cottbus.
An
Gesellschaft fehlte es dennoch nicht, es wurde sogar
recht voll
und es wurde daher tüchtig gegessen
und
getrunken, vielen trieb so gar die
Neuegirde
hin, um zu sehen wie es da aussieht.
Auch wurde
tüchtig gewürfelt, die Zelter waren
wieder
abgerissen worden.
So war es
auch den 2 ten und 3 ten Schießtag.
Den 13 ten
Juni wurde die allgemeine Landes „
Trauer
angekündigt, und zum 1 ten mal
Mittag von
12 bis 1 Uhr mit allen Glocken
geläutet,
welches Ceremonie täglich bis zur
Ende der
Trauer fortgehalten werden soll.
Der König
hat h auf seinen Sterbebette dieaus
befohlen,
das die Trauer so kurz wie möglich
abgehalten
werden soll, damit seine Unth
Unterthanen
dabei nicht zu Schaden kämen
Den 15 ten
malte ich eine Scene aus Dr. Faust.
Faust umarmt
ein Mädchen , welche ausruft
Bester Mann,
ich liebe dich von Herzen
Mephistophiles
guckt boshaft aus einen Fenster „
des
Hintergrundes hervor.
14
Jahr 1840. Cottbus.
Den 15 ten
Juli. malte ich die drei Freunde,
Zwei Kinder,
ein Mädchen und ein Knabe spielen
in einer
anmuthigen Gegend mit einem Hunde
in Oel.
Den 16 ten
malte ich Napoleon in Lebensgröße
ganze Figur
in Oel. zum Pfingstsch oder Königs „
schießen
bestimmt.
Den 20 ten
wurde das Pfingst oder Königsschießen
mit
Ausmarsch abgehalten.
Den 22
ten 3 ter Schießtag, wurde ein Biewaack
errichtet,
und die Strohhütten nachher angezün „
det, was
viel Vergnügen gewährte.
Den 27.
wurde die Grenzfahrt abgehalten
konnte aber
wegen Mangel an Zeit
nicht
Antheil nehmen.
Den 28 ten
malte ich wieder das Portrait
des jetzigen
Königs Fr. Wilh IV etwas
größer in
Oel. welches mir besonders
gelungen
war.
Den 17 ten
August. Vogelschießen.
Den 25 ten.
Mein Geburtstag. Wegen Mangel
an Zeit, und
Kränklichkeit wurde die Feier
aufgeschoben
Von meiner Köchin erhielt ich einen
Blumenkranz.
15
Jahr 1840.
Cottbus.
Den 30 ten
August. malte ich die Gemälde-Scheibe
des H.
Mittig. worauf eine Ansicht des alten
Topfmarkts,
jetzt Wilhemsplatz genannt. kam.
Oelgemälde.
Den 3 ten
September malte ich die Gemälde-Scheibe
des H. Mund,
worauf ein Trauer Denkmal kam
in Oel. In
der Mitte ein Monument als in
Goldbrauen
gemalt woran die Göttinen(en) der
Weissheit
Gerechtigkeit und Gnade an den
drei Ecken
befindlich mit der Inschrift-Geboren
den 3 ten
August. 1770. und gestorben den 7 ten Juni
1840. Auf
der anderen Seite. Erinnerung
an den 20
ten Juli 1840. Oben auf dem
Monumente
lag ein Trauerkissen von schwar „
zen Sammt,
mit silbernen Franzen und In „
schrift und
goldner Krone. mit den Namens „
zug des
hochseligen Königs Fr. W. III mit einem
Lorberzweige
umgeben, unter diesem las
man. Dem
gerechten. rechts. links geb den
3 ten Aug.
1770 und rechts gest. den 7 ten Juni 1840.
das ganze
zierte eine goldne Krone.
Uber diesem
Kissen erhoben sich pyramien „
ähnlich
zusammen gestellt 4 Fahnen mit
Flohr
umwunden. Hinter diesem
16
Jahr 1840.
Cottbus
Denkmal
breitete eine Trauerweide ihre
Zweige aus.
Im Vorgrunde zu beiden
Seiten
erhoben sich Tannenbäume, im
Hintergrunde
eine romantisch schöne Gebirgs „
Gegend, der
Himmel war mit trüben
Gewölk
umgeben, nur im Osten ging die
Sonne
herrlich strahlen auf.
Nachträglich
ist vom Pfingst oder Königsschießen
welches wie
oben schon angegeben den
20 Juli
abgehalten, zu bemerken.
Die hiesige
Schützengilde beging die Trauer „
feier um den
hochseligen König Fr. Wilh III
auf folgende
Weise, Als das Battalion
zum
Ausmarsch auf den Markplatz angetreten
war und die
Fähnriche die Fahnen vom
Rathhause
brachten, waren sämliche mit Flohr
umwunden,
auf das Commando des Majors
traten die
Fähnriche , mit den ihnen beglei „
teten
Unterofficire mitten auf den Markt
und
formirten mit den Fahnen eine Pyramide
unter
welcher der 1 te Schützenkönig das Trau „
erkissen
welches oben schon erwähnt, in
17
Jahr
1840 Cottbus.
Begleitung
zweier Stadtverord(n)eten hielt, worauf
der Major
Knobloch eine kurze Rede auf
die
Verdienste des hochseligen Königs hielt.
lobend,
sagte, nach diesem spielte die Musik
ein
Trauerlied. Dann marschirten die
Fähnriche
nach dem Rathhause zurück, und
erschienen
in kurzer Zeit mit bekränzten
und Bändern
geschmückten Fahnen wieder
und traten
in ihren Compagnien ein, Jetzt
wurde dem
jetzigen Könige Fr. Wilh IV
ein Hurrah
gebracht, wo auch wieder der
Major
Knobloch eine darauf passende
Rede hielt,
und nun wurde der Ausmarsch
nach dem
Schießhause angetreten.
Diese Scenen
warend sehr erhebend
und wurden
wegen der Ausführung
mit großen
Lobe erwähnt.
Den 3 ten
Sept. malte ich eine kleine Gemälde „
Scheibe. Ein
Osterfeuer umgeben von einer
Pappelallee,
im Hintergrunde die aufgehende
Sonne,
zumAndenken des hochseligen Königs
Fr.W. III
mit der Inschrift. Selig sind die
Treuen,
welche der Hingeschiedenen in Liebe
gedenken.
Geb. d. 3 Aug. 1770. Gest. den 7 Juni 1840.
18
Jahr 1840. Cottbus.
Großes
Aufsehen macht jetzt das gefundene
Dokument des
hochseligen Königs, betittelt.
Mein letzter
Wille. welches hier beigelegt ist
und öffentlich
bekannt gemacht wurde.
Den 14 ten
und 15 Sept. Gemälde-Scheibenschießen.
Den 16 ten
Bemerkungen über die Witterung.
Der ganze
Sommer war kühl, und die Abende
so gar sehr
kalt, blos in den letzten Paar
Wochen des
Augusts hatten wir große Hitze „
Den 26 ten
Sept. erhielt ich den Auftrag von der
Schützengilde
zu Forst. für dieselbe eine
Gemälde-Scheibe
zu malen.
Den 28 ten.
malte ich die Forstner Gemälde „
Scheibe auf
welcher das Stück gewählt
worden war,
was ich vorm Jahre, auf
die Scheibe
für Sr Maj. den König v Preußen
malte
nemlich den Triumphbogen. / Siehe
Jahr 39.
pagna. blos mit einigen
Abände „
rungen. in
Oel.
Den 1 ten
October. Große Vorbereitungen werden
jetzt
getroffen zur Verherrligung der
Huldigungs
und
Geburtsfeier Sr Maj des König F.W.IV.
Der
Magistrat hat eine Summe für Illum „
nation
ausgesetzt, wobei auch die Schützen „
gilde daran
Antheil nimmt, sie erhält eine
19
Jahr. 1840. Cottbus.
große
Gemälde-Scheibe, nebst 9 Prämien, wo „
runter die
größte 16 rth. kostet. und alle
Abgabenpflichtige
Einwohner daran Theil haben.
Den 2 ten
October. mußte ich zu Rathhause kommen
wo ich
beauftragt vom Oberbürgermeister Römelt
wurde, die
Gemälde-Scheibe anzufertigen;
und erhielt
die Idee, im Vorgrunde einen
Tempel zu
malen, welcher von der aufge „
henden Sonne
beschienen, wurde, vor dem
Tempel
sollten die Reichs-Insignien, und
im
Hintergrunde ein romantische Thal-Ge „
gend
angebracht werden. In zweien Tagen
solle ich
die Zeichnung eingeben.
Den 3 ten
October. Die Zeichnung erhielt ich zurück
mit der
Weisung, den Tempel mehr in
perspectivischer
Richtung zu bringen.
Den 5 ten.
Jetzt mache arbeite ich an die
große
Gemälde-Scheibe des Magistrats
Im Vorgrunde
links kommt ein großer
Tempel mit
Korinthischer Säulen Ordnung.
Vorn am
Eingange befinden sich mehrere
Stufen
welche mit rothem Sammt belegt,
Auf der
obern Stufe befindet sich ein
20
Jahr 1840. Cottbus.
gold
verziehrter Sessel auf welchem ein blau „
sammtnes
Kissen mit silbernen Franzen ver „
ziehrt
liegt, worauf die Reichsinsignien
als Krone
Scepter Reichsapfel und
schwarzer
Adlerorden am Bande, ruhen
über diesen
der schwarze Adler schwebend, und
über den
Adler das große Preußische
Wappen aller
Provinzen. das Ganze ist
mit Purpur
welcher mit Hermelin gefüttert
sinnreich
verziehrt. Uber den Säulen auf den
Gesimse
befindet sich das Hohenzollersche, und
rechts das
Königl. Baiersche Wappen, welche
rechts und
links von mehreren Preußischen
Adlern
umgeben sind. Ganz oben auf der
Spitze des
Tempels befindet sich die Sieges „
göttin Victoria. Unten rechts steht die
Statie der
Themesis und links die des
Mars. Unten
an den 5 Säulen sind
die
Attribute des Ackerbaues, die Industrie
der
Kaufmanschaft, der Künste und Wissen „
schaften
angebracht, der Tempelt steht
in ein
Felsenthal, in welchen man einen
sehr
romantisch schönen Mittel und Hinter „
21
Jahr
1840. Cottbus.
grund siehtt, wo mehrere
Häuser friedlicher
Einwohner
sichbar sind, ein heller Bach welcher
eine Mühle
in Bewegung setzt, und sich um
den Felsen
weiter fortschlängelt, herrlich „
Baumgruppen
findet das Auge überall
und das
Ganze wird von der aufgenden
Sonne
prächtig erleuchtet. in Oel gemalt
eigne
Composition. +
6 ter
October. Meine Gesundheit ist nun völlig
wieder
hergestellt, und die Arbeit geht
nun wieder
gut.
Den 10 ten.
Sehr viel Besuch hab ich jetzt, die die
Gemälde
Scheibe sehen wollen.
Den 14 ten
malte ich noch eine kleine Gemälde „
Scheibe. Die
Aurora steht im Vorgrunde
und zeigt
nach der aufgehenden Sonne, ein
Teller in der linken, mit der Inschrift
Dort wird`s
hell. Im Hintergrunde eine
schöne
Gegend.
+ Die Inschriften zur großen Scheibe sind.
1) Oben in der Luft schwebend, ein rothes
Band, mit den Inhalt. Es lacht dem Bür
„
gerfleiß ein goldner Morgen.
Unten kam. Zur Huldigung und Geburts
feier Sr Maj. Fr.W. IV den 15 ten
Octobr. 40. Die Stadt Cottbus
22
Jahr 1840. Cottbus.
Heute den 14
ten October wurde das Morgende Fest
Abends mit
allen Glocken eingeläutet.
Den 15 ten
October. Königs Geburts.und Huldugungs
tag in Berlin.
Früh um 5 Uhr war Reveille
mit
Janitscharmusik, die Mitglieder der Schützen „
gilde
versammelten sich bei ihren Hauptleuten
und
marschirten Compagnieenweise ohne trommel „
schlag auf
den Landgerichtsplatz, von da mar „
schirte das
Schützen-Bataillon auf dem
Marktplatze,
wo sich alle Behörden und die
ganze
Bürgerschaft versammelt hatten. Um
9 Uhr wurde
mit allen Glocken geläutet,
und der
ganze Zug bewegte sich zur Kirche
Die
Schützengilde schloß das Ganze, und nahm
ihren Platz
am Altar ein. Nach dem Gottes „
dienste
marschirte die Schützengilde zuerst aus
der Kirche,
und stellte sich vor derselben auf,
nachher
marschirte sie mit Musick auf den
Marplatze wo
sie sich aufstellte, der H.
Oberbürgermeister
Römelt hielt hierauf
auf der
jetzigen Königs Majestät eine Rede
nachher
wurde das Lied. Heil dir im Sieger „
kranz
angestimmt, dann ging die Schützengilde
reveiller
(franz.) : aufwecken
Janitscharenmusik
: ursprünglich Militärmusik der Osmanen
23
Jahr 1840. Cottbus.
auf eine
kurze Zeit auseinander. In einer
halben
Stunde wurde Generalmarsch geschlagen,
die
Schützengilde trat wieder zusammen und
der
Ausmarsch begann. Auf dem Schießhause
war große
allgemeine Tafel. Das Prämien „
schießen
nahm seinen Anfang. Nach 6 Uhr Abends
begann der
Reinmarsch. Um 7 Uhr war große
Illumnation,
am Rathhause prangte der
Namenszug
des Königs, und viele schöne
Transparents
versinnligten den heutigen Tag.
Abends nach
9 Uhr war großer Schützen-Ball
welchen auch
die Honoratioren und mehrere
Bürger mit
beiwohnten.
Den 16 ten
October malte ich das Portrait des
Herrn Wagner
Brustbild in Oel.
Den 24
October Jetzt haben wir noch ein Gemälde
Scheibenschießen.
Nemlich der 64 jährige Schützen „
Veteran
Bütenhauer gab auch noch eine
Scheibe zum
besten mit doppelten Prämien
zur
Nachfeier am Huldigungstage Sr Maj des
Königs, auf
diese kam nur ein Adler
in
Sonnenstrahlen schwebend; mit Inschrift.
Den 2 ten
Nov. Dieses Jahr gibt es sehr
viel Obst
24
Jahr 1840. Cottbus
gut bei
Gelde, denn solche Einnahmen habe ich
in Cottbus
noch nicht gehabt, wie in den verfloss „
nen, eine
muntre hübsche Köchin, welche
mich sehr
aufheiterte, kein Zank und Streit.
und so
verlebte ich solches sehr vergnügt.
Gemälde
welche ich im Jahr 1840 angefertigt
habe.
1, Das
Portrait der Madam Zeidler halbe Figur
nach der Natur in Oel.
2, Das
Portrait des Battaillons Tambour Becker
von 2 ten Garde Landwehr Regiment
Cottbusser
ganze Figur nebst Gegend nach der Natur in
Oel.
3, Der
Maskenball. Oelgemälde.
4, Der
Krieger mit seinem Kinde. Oelgemälde.
5, Das
Portrait des H. Voigt. Brustbild in Oel.
6, Eine
Scene auf dem Maskenball. Oelgemälde
7, Das
Portrait des H. Wolf. Brustbild nach der
Natur in Oel.
8, Das
Portrait der Madam Wolf, halbe Figur, nach
der Natur in Oel.
9, Das
Portrait des H. Michovius halbe Figur
in der Uniform des Leib Regiment. (8 te Re
„
giment (Gubener) nebst einer Ansicht von
Guben
nach der Natur in Oel.
25
Jahr 1840. Cottbus.
10, Die
Kegelbahn. Genre Stück in Oel
11, Christus
als Hirte. Oelgemälde.
12, Die
Königin des Himmels mit den Christuskinde
13, Scene
aus Dr. Faust. Bester Mann, ich liebe
dich von Herzen. in Oel.
14, Das
Portrait des Fürsten Blücher v, Wahlstadt
Brustbild in Oel.
15, Die
Kirchengängerin. Oelgemälde-
16, Das
Portrait Sr Maj Fr. Wilh IV Brustbild in Oel.
17, dito
18, dito.
19, dito
20, Das
Portrait des Fürsten Poniatowsky. Brust
„
bild in Oel.
21, Napoleon
in Lebensgröße ganze Figur in Oel.
22, Das Portrait
Fr. Wilh. III. Brustbild in Oel.
23, Das
Portrait Fr. Wilh IV Brustbild in Oel.
24, dito
25, dito
größer.
26, 1 te
Gemäldescheibe. Eine Ansicht des alten
Topfmarkts, jetzt Wilhelmsplatz genannt
in Oel.
, 27 te
Gemäldescheibe. Ein allegorisches Denkmal
zu Ehren des verstorbenen Königs Fr.
Wilh III
in Oel.
26
Jahr
1840. Cottbus
28, 3 te
Gemäldescheibe. (klein) Ein Denkmal, worauf
ein Ofenfeuer auflodert zum Andenken des
verstorbenen Königs Fr. Wilh III in Oel.
29, 4 te
Gemäldescheibe. (Nach Forst.) Eine Allegorie
auf Sr Maj des Königs Fr. Wilh IV in Oel
30, 5 te
Gemäldescheibe. Eine Allegorie auf Sr Maj.
den König Fr. Wilh IV und den Preuß.
Staat
in Oel.
31, 6. Gemäldescheibe.
(klein) dito aber auf eine
andere Art. in Oel.
32, Das
Portrait des H. Wagner. nach der Natur
Brustbild. in Oel.
33, 7 te
Gemäldescheibe. Ein Adler in Sonnenstrahlen
schwebend. in Oel.
34, Der
erste Zahn. Genre Stück in Oel.
35, Das
Portrait eines Knaben. (Groch) halbe
Figur, nach der Natur in Oel.
36, Das
Portrait des Candidat Lehmann als
Leiche im Sarge liegend. Copie in Oel.
27
Jahr 1840. Cottbus.
Diejenigen
die ich im Jahr 1840 im Zeichnen
unterrichtet habe.
1, Müller I
Stubenmaler 13, Klara
Vogelsang. bei Crossen
2, Müller II „ 14, Lauk.
3, Vetter. 15,
Schneider. II. aus Sedlitz.
4, Dahle. Cand. d. Theologie. 16, Könecke.
5, Richter. I 17, Wuslauk
aus Peitz
6, Schneider. I 18, Flemming.
7, Schmidt. 19, Ritscher.
8, Gebhardt. 20, Schulze.
9, Jonas aus Berlin. 21, Paulick. I
10,
Bohnstaedt. 22,
Schwanhaeuser.
11, Richter
II 23,
Müller.
12,
Groch.
24, Lortzing. I.
1840 waren hinzugekommen
25,
Mund
30, Paulik II.
26. Frau
Oberamtmann Hubert. 31, Brückner
27, Jaenicke
aus Oelsnig. 32,
Budra.
28, Olschina 33,
Lortzing II
29,
Böhme.
34, Neu
Das Jahr 1841
Datei 126 bis 145
Transkription Udo Bauer (April 2017)
1
Jahr 1841. Cottbus.
Den 1 ten
Januar. Heute bin ich außerordentlich
verdrießlich,
besonders trug auch das Benehmen
meiner
Köchin viel bei.
Den 2 ten.
meine Köchin zog heute nach Tische
ab, und
schied sehr schwer und traurig von mir,
es war mir
selbst nicht lieb, da ich mich an
den Mädchen
recht gewöhnt hatte. Sie war
hübsch, und
munter, hatte ein schönes Beneh „
men, nur
vernachläsigte mir alles, und
war mehr auf
ihren Nutzen bedacht, wie
auf den
Meinigen, daher faßte ich den
festen
Entschluß , sie abzuschaffen, und weder
ihr, noch
anderer Leuten ihr Zureden half,
ich ließ sie
daher ziehen.
Den 9 ten
Jetzt bin ich immer noch ohne Köchin,
Eine Masse
von Mädchen haben sich zwar
gemeldet,
aber ich habe alle wieder wegge „
schickt, es
gefiel mir keine, daher versehe
ich meine
Wirtschaft einstweilen allein.
Den 14 ten
meldete sich wieder ein Mädchen
aus
Finsterwalde, welche mir so weit ge „
fiel, ich
miethete daher selbige.
2
Jahr 1841. Cottbus
bis die
Nacht um 2 Uhr auf, tanzte auch sogar
einige mal,
was freilich etwas Aufsehen
erregte.
Den 23 ten
Febr. wurde der Gastwirth zum
Bär. H.
Mittig beerdigt, da er zugleich erster
Schützen
König war, so ging das ganze Schützen „
Baittallon
zu Grabe , welches in folgender
Ordnung
geschah. Vorn eröffnete die rothe
Compagnie
den Zug mit Trauermusick und
Trommel, die
Fahnen waren sämmtlich in
Flohr
gehüllt, dann folgte der zweite Schützen „
König und
Magistratspersonen die Eximirten*
der
Schützengilde, hierauf der Trauerwagen
von den
Unterofficiren der Schützengilde
begleitet,
dann die Prediger und Trauer „
Personen und
alle Freunden und Bekannten
des
Verstorbenen, den Schluß bildeten
die 3
Schützen Compagnieen. Nach der
Beisetzung
in der Gruft marschirte das
Bataillon
mit klingender Musick und
fliegenden
Fahnen vom Kirchhofe nach
dem
Marktplatze, wo das Baittallon
aus ein
ander ging.
eximieren : von einer Pflicht befreien
Lat. eximere, wegnehmen, freimachen
3
Jahr 1841. Cottbus.
uns
vorgelesen. Es sollte den 15 16 ten und
17 ten Juli mit
brillianten
Ausmarsch und nachher große Tafel
nebst Ball
abgehalten werden, das Schießen
besteht in
einen großen Scheiben „ Schießen
und Silberschießen. Das Silberschießen aber nach einer besondern
Scheibe stattfinden. Den nächsten Schuß an
Centrum macht den Königsschuß, jedoch beste Schütze
von allen Städten, welche mit Theil neh „
men, erhalten eine silberne Medaille welche
sie bei Ehrentagen der Gilde tragen können,
fällt aber nach dem Tode desjenigen
Schützen welcher Besitzer einer solchen Medaille
ist, der Schützengilde zu. Der Provinzial „
König erhält eine gold-Medaille, welche eben „
falls nach seinem Tode der ihn angehörigen
Gilde zufällt; und als Eigenthum ein großen
silbernen Pokal. Es wurde nun hierüber
berathschlagt, und ausgemacht, daß der Cottbusser
Gilde daran Theil nehmen soll. Einen Depu „
tirten erwählt, der die Sache in Frankfurt
mündlich abmachen soll, und die einweilen
zu zahlenden Kosten berichtigen soll. Ubriges
soll alles sehr billig eingerichtet wer
4
Jahr 1841 Cottbus.
wenig gemalt
worden, aber desto mehr andere
Arbeit ist
jetzt, die mehr Geld bringt, und ich habe
daher sehr
viel zu thun, besonders wird auch
sehr viel
zur Stückerei gezeichnet.
Den 3 ten
Juli. Mit meiner Köchin bin ich sehr zu „
frieden, sie
ist zwar etwas schwach, leistet aber
mehr, als
die bisherigen großen Mädchen
welche ich
gehabt habe, und ist sehr willig zu
allen
Arbeiten.
Den 4 ten
malte ich die Gemäldescheibe des H. Berg
auf welcher
das Stück gewählt wurde. Der Markt.
platz in
Cottbus, während der Feier der neun
hundertjährigen
Gründung der Stadt Cottbus am
3 ten Aug.
im Jahr 1830. (Band. Seite.
Es ist hier
der Moment dargestellt, wie der
H.
Oberbürgermstr. Krenkel vom Altare
des reich
mit Kränzen, Guirlanden und
Transparenten
geschmückten Rathhauses
der
versammelten Schützengilde und ungeheu „
ren Menschenmasse,
umgeben von den
übrigen
Magistratspersonen und Stadtver „
ord(n)eten,
aus seinem Hute die Rede
5
Jahr 1841. Cottbus.
abließt, und
der versammelten Volksmenge
vorträgt.
Eigene Composition in Oel.
Den 11 ten
Juli malte ich die Gemälde-Scheibe
des H.
Pöschke, worauf das Stück ge „
wählt wurde.
Napoleons verhängnißvoll „
ster
Augenblick in der Schlacht bei Leipzig
den 18 ten
October 1813. Dieses Stück habe ich
vor einigen
Jahren schon einmal gemalt.
Siehe Band Seite.
Diese beiden
Stücke sind diesmal sehr
schwierig,
und ich habe viel Arbeit
daran,
werden auch vielleicht viel
Beifall
finden.
Den 12 ten
Juli. Jetzt reisen unsere
Schützen
nach Frankfurt zum Provinzial „
Scheibenschießen.
Ich hätte selbst große
Lust dazu,
mir steckt der Ball daselbst
im Kopfe,
und besonders die vielen schö „
nen Mädchen,
man kann aber von der
Arbeit nicht
loskommen, und muß das schöne
Vergnügen
sonach entbehren.
6
Jahr 1841. Cottbus.
Den 15 ten
Juli. Heute also nimmt das große
Schießen in Frankfurt
seinen Anfang. und in
17 ten ist
großer Ball.
Den 22 ten.
Jetzt sind unsere Schützen von
Frankfurt
wieder zurück. Ein Buchbindermstr.
in Lübben
ist Provinzial. König geworden.
von den
Cottbussern war der beste Schütze
H. Küntzel,
welcher auch die silberne Medaille
erhielt.
Beim Silberschießen gab es 30 Prä „
mien, wo
nach Cottbus viere kamen, also
haben die
Cottbusser gut geschossen, H. Schliack
erhielt das
zweite Prämien, einen silbernen
Pocal,
ungefähr 30 rthl am Werth.
Das ganze
Vergnügen soll brilliant gewesen
sein, 32
Gilden waren dort versammelt, und
wohnten den
Ausmarsch mit bei, alle in
ihren
Uniformen, mit nebst ihren
Fahnen, beson „
ders
zeichneten sich die Frankfurter Schützen
welche alle
neu aquipirt, die Gubener
Cüstriner,
Lübbener und Forstner aus.
Auf den
Schießplatze war ein sehr großes
7
Jahr 1841. Cottbus.
Zelt gebaut,
welches ganz mit grünen Zweigen
umwunden,
und wo außerhalb. die 32
verschiedene
Fahnen aufgestellt waren
Auch die
Frankfurter Eximirten trugen zu
ihren schwarzen
Anzüge grüne Ordens bänder
und Armbänder und Schleppsäbel. Den
Zuge wohnten die Magistrats-Personen, und
alle hohe Beamten, so wie zwei Generäle
bei. Auch hatten die Eximirten zwei Standar „
ten, begleitet von einigen Marschällen mit
Stäben.
Den 3 ten Aug. Heute copirte ich das Portrait
der Dame von Berlin in Miniatur zum
dritten mal.
Den 12 ten Aug. malte ich dasselbe zum vierten „
mal.
Jetzt verlangt man von mir, das Provinzial.
Königsschießen in Frankfurt. auf einer
kleinen Scheibe gemalt zu haben. Eine
schwirige Arbeit, ohne alle Zeichnung, blos
nach einer mündlichen Erzählung, und auch
diese noch unvollkommen. Die Arbeit
soll aber begonnen werden.
8
Jahr 1841. Cottbus.
Den 15 ten
Aug. Die kleine Gemälde-Scheibe ist
nun fertig.
Zur linken sieht man das große
Provinzial-Zelt
auf eine Menge grü „
numwundener
Säulen ruhen, an jeder Säule
war ein
Postament, wo die Fahne aufge „
steckt wurde
über den Haupteingang
war ein mit
vielen Blumen umwundenes
Schild
angebracht, mit der Inschrift Provinzial „
Zelt, über
diesen flatterten 2 schwarz „
weisse
Fähnchen, Weiter rechts stand
das Zelt,
des Polizeirath Tröge, und neben
diesen das
Frankfurter Wachtzelt, wo ein
Posten stand
eben so beim Schießstande, welcher
rechter Hand
liegt, nicht weit vom Schieß „
stande war
eine Anhöhe, auf welcher mehrere
Kanonen
standen und während der Feier
der Prämien
Austheilung abgefeuert wurden.
Die ganzen
Gilden bildeten auf diesen
Platze eine
doppel Reihe, drüben standen
die
Frankfurter Eximirten nebst Magistrat „
Personen mit
ihren Fahnen Standarten, und auf der
andern Seite
die 32 Gilden mit ihren
9
Jahr 1841. Cottbus.
Fahnen,
während der Polizeirath Tröge die
Prämien
austheilte. Hier ist der Moment
auf der
Scheibe gewählt, wie H. Küntzel die
Medaille von
H. Polizeirath angestochen
worden ist,
und mehrere Schützen, die ihre
Medaille
schon erhalten, kehren in ihre
Glieder
zurück, Einige Adjutanten spren „
gen hin und
her. Auch der Provinzial.
König hat
seinen Becher schon weg, derselbe
steht nicht
weit vom Polizeirath, von mehre „
ren Magistrats-Personen umgeben.
Diese
Scheibe fand sehr viel Beifall, und
wurde von
den Personen, die bei der
Scene in
Frankfurt gegenwärtig waren
für sehr
gelungen gehalten.
Auch die
andern beiden Scheiben fanden
viel
Beifall, und ich hatte deswegen
sehr viel
Besuch.
Den 16 ten
und 17 ten Aug. Gemälde Scheiben „
schießen.
Den 20 ten
Herrliches Wetter haben wir
dieses Jahr,
mitunter Regen, dann wider
das schönste
Witterung.
10
Jahr 1841. Cottbus.
Den 25 ten
Aug. Mein Geburtstag. erhielt ich
von meiner
Köchin einen schönen Blumen „
kranz.
Den 8 ten
Sept. Malte ich ein Scene aus
Dr. Faust.
in Oel.
Jetzt bin
ich nur 35 Jahr, Es wäre nun bald
Zeit, daß
man sich nach ein Weibchen um thun
sollte, ich
bin aber immer noch unentschlossen,
denn ich
sehe ein, so gut wie ich es jetzt habe
kann ich es
nachher nicht wieder bekommen.
und daher,
wird die Sache immer noch
aufgeschoben.
Den 20 Sept.
Ein reiches Obstjahr haben wir
diesmal.
Pflaumen giebt es diesjahr eine
furchtbare
Menge, so auch Birnen und
Aepfel. Das
Virtl Pflaumen Dresdner
Maas 8 sg.
und Aepfel 5 sg.
Jetzt haben
wir immer noch große Hitze.
Den 28 Sept.
Geldmangel hatte ich in diesen
Jahre nicht,
habe einen hübschen Thaler
eingenommen,
aber auch so manchen aus „
gegeben
11
Jahr 1841. Cottbus
In der Nacht
von 2 ten zum 3 ten October. gegen
halb 12 Uhr
wurden wir durch Feuerlärm
aus dem
Schlafe geweckt. Nach den schnell
eingezogenen Erkundigungen hieß es, es
wäre auf der
Neustadt. Als ich zum
neuen Thor
herraus kam, sehe ich nach
der Spree,
bei dem Gerberhäusern hin
ein
fürchterliches Feuer, als ich nahe heran „
gekommen
war, stand schon das Wasmuthsche
Haus
gänzlich in Flammen, das Feuer schlug
lichterloh
über das Dach hinweg, welches
auch in
kurzer Zeit zusammenbrach, und
auch die
andern beiden Häuser Gollnik
und Koppe
nebst Hintergebäuden standen
in kurzer
Zeit ebenfals in Feuer, sogar
einige
Menschen mußten sich schnell aus
dem Fenster
des obern Stockwerks durch
angelegte
Balken retten. Einige Zimmer „
leute wurden
durch herabstürzende bren „
nende Balken
schwer verletzt. Die Feuer
maasregeln
waren gut, der ganze Zwikel
Häuser wurde
mit Spritzen besetzt, auch
viele
Spritzen von den Dörfern waren
12
Jahr 1841. Cottbus.
herbeigeeilt,
und leisteten Dienste, die lange
angestrengte
Arbeit ermüdete endlich, bis
endlich nach
3 Uhr früh das Feuer so ziemlich
gelöscht
wurde. Die erwähnten 3 Häuser
waren
gänzlich ausgebrant, und es hielt
darum etwas
schwer mit dem Löschen,
das sich auf
den Höfen und Boden bedeuten „
de Vorräthe von
Leine und Lohkuchen*
befanden.
Den 4 ten
October. Jetzt haben wir Schauspieler
hier, die
Töttensche Gesellschaft, Ich habe sie bis „
her oft
besucht, sie spielen so leidlich.
Den 8 ten.
Jetzt male ich den Brand von
Moskau, oder
Napoleon mit seinen Krie „
gesvolke in
Moskau. Im Hintergrunde
steht Moskau
noch in vollen Brande, die
Luft ist mit
Dampf gefüllt in welchen
sich hin und
wieder hochwirbelde Feuersäulen
zeigen, im
Vorgrunde dagegen ist schon
alles
abgebrannt, und die schönsten Gebäu „
de liegen in
Trümmer. Hinter einen „
dieser
Trümmer hält Napoleon, und
betrachtet
dieser diese Scene
*Lohkuchen
von den Gärbern gebrauchte, ausgepresste und zu Ballen und
Kuchen geformte und getrocknete Lohe, um sie zur Feuerung zu gebrauchen.
13
Jahr 1841. Cottbus
Rechten ragt
der ehrwürdige Kremmlin
mit seine
vergoldeten Kuppeln empor.
Auf den
Straßen wimmelt es von
Französichen
Soldaten. Infantrie Garde
Caffalerie,
alles unter einander bricht plündert
in die
brennenden Häusern, andere
liegen auf
den Straßen, unter eine
Menge
geraubter Sachen, unter verschiede „
nen Geschir
Weinfla(s)chen, welche sie tüchtig
zusprechen,
allerlei Kaufmannsgütern
und
dergleichen, einige machen Jagd auf
Rußische
zurückgebliebene Frauen, andere
dringen in
die Häuser, schlagen Thüren
und Fenster
ein, wieder andere, werfen
Kleidungsstücke,
Betten, aus dem Fenstern
andere
schleppen die Sachen ins Lager, mehre(re)
Franzosen
taumeln besoffen umher, indes
andere gegen
einander in Streit gerathen
sind, und
mit der Faust und Säbel ihr Recht
suchen
wollen, einige Caffal Cavalristen reiten
umher, und
betrachten stillschweigend die
Scene.
Oelgemälde.
14
Jahr 1841. Cottbus.
Den 19 ten
October. Jetzt male ich das Portrait
der Madam
Oheim. Großes Oelgemälde, halbe
Figur nach
der Natur, Sie ist sitzend darge „
stellt,
einen Blumenkranz flechtend.
Den 25 ten
trotzt dem, daß alles so gut gerathen
wie z.B.
Obst, so wird doch alles weggekauft,
und alles
schlägt wieder auf, so das es jetzt bei
weiten
theurer ist, als vor einigen Wochen
Den 1
ten Nov. Jetzt habe ich sehr viel Arbeit
mit
Zeichnungen von Mustern zu Stickereien
aber
Arbeiten in der Oelmalerei sind wenige.
Den 18 ten
hatten wir das seltsame Schauspiel.
Nemlich
heute mußte ein Bauer aus Burg
wegen
Meineid vor dem Landge(g)richtsgebäu „
de am
Pranger stehen, Es wurde hierzu
ein langer
Pfahl eingegraben, und mit
einer Treppe
versehen, auf welchen der
Meineidige
hinaufsteigen, und oben mit einen
eisernen
Ringe am Halse befestiget
wurde, dann
wurde ihm eine Tafel um
den Hals
gehängt mit der deutschen und
wendischen
Inschrift Meineidiger. So mußte
15
Jahr 1841. Cottbus.
dieser
Mensch von 11 Uhr bis 1 Uhr unter einen großen
Zulauf von
Menschen, diese 2 Stunden stehen.
Den 26 ten
Nov. Heute war Conzert und Tanz „
vergnügen im
Ringe. Ich wohnte das Vergnügen
bei, Es war
so weit recht voll, und mir hatte es
außerordentlich
gefallen.
Den 5 ten
December. Wir haben jetzt immer
noch sehr
warme Witterung, daß man sogar
bei offnen
Fenster arbeiten kann.
Den 10 ten
Uber das Gesetz vom 31 ten März 1838,
welches mit
Ende des Jahres 1840 in Kraft trat,
und wonach
ältere als zweijährige Forderungen
verjähren,
nöthigt auch mich, alle Jahre Prozesse
zu führen,
und so komme ich jetzt sehr oft dazu,
das
Gericht in Anspruch zu nehmen, und mich
mit meinen
besten Freunden zu entzweien.
Den 18 ten
Ich habe immer noch sehr viel Arbeit.
Den 24 ten
Heiliger Christ-Abend, mache ich mir
gewöhnlich
das Vergnügen, einen Christbaum
anzuputzen,
Erinnerungen aus den Kinderzei „
ten.
Den 25
ten 1 ter Feiertag. ging ich früh in der
Kirche, der
Nachmittag wurde mit den Bruder
und meinen
Freunde(n) Bollei, bei mir bei
16
Jahr 1841. Cottbus
ein Paar
Tassen Chocolade hingebracht, gegen Abend
wohnten wir
der Christ-Bescherung der Armenschule
im Gasthofe
zum Ringe bei. Die übrige Zeit
brachte ich
bei den Eltern zu.
Den 26 ten
December. 2 ter Feiertage. Früh hatte
ich Besuch.
Nachmittag ging ich mit den Bruder
nach
Branitz, Belvui und des Abends im
Ringe, der
Vergnügungen an diesen Oertern
waren
wenige, da es überall sehr voll war,
In Branitz
mußten sogar die Damen im
Garten
Caffee trinken. Die Witterung war
angenehm,
wir hatten schönes Frühlingswetter
nota bene.
Die Bürger sind jetzt auf den
schlechtesten
und beschränktesten Tabagieen be „
schränkt,
das schöne Schießhaus ist uns nun
auch
verloren gegangen, denn da darf nur
nur, nach
der Anzeige des Wochenblats, anstän „
dige
Gesellschaft hinkommen (Gesellen und Dienst „
mädchen,
Abens im Ringe anständig Bürger „
liche Gesellschaft.
(ebenfals gesellen und Dienst „
mädchen.) so
ist man nun nur auf das
elende
Belwui beschränkt.
Bellevue : Ausflugslokal in Cottbus
(Bellevuestraße). Heute Bautzener Str.
17
Jahr 1841. Cottbus
Der 3 te
Feiertag war ich Abends bei Krieschens
Nachmittag
war die Mutter bei mir, wo wir
uns bei ein
Paar Tassen Caffee, von dieses
und jenen
unterhielten.
Den 30 ten
December. Von Ansichten von Cottbus wurden
in diesem
Jahr gemalt. Nemlich im März 2 Ans.
des
Wilhelmsplatzes. (alte Topfmarkt.) 2 Ans. des
Marktplatzes.
2 Schützenplätze und 2 Ansichten gegen
Abend. Im
Sept. 1 Ans. gegen Morgen 1 gegen
Mittag, 1
gegen Mitternacht, und eine Ansicht des
Marktplatzes.
Im October. 2 Ansichten gegen Morgen.
Den 31 ten
Sylvester Abend. war des Abends die Mutter
und der
Bruder bei mir, und der Christbaum wurde
nochmals
angezündet. Nachher ging ich mit den
Bruder in
Ring wo Ball war. Es war hier
recht voll,
und ging sehr heiter zu. Ich tanzte
auch diesmal
tüchtig. Nach Mitternacht war
große
Gratulation, auch die Nachtwächter kamen
auch und ließen ihre Instrumente hören
und
gratulirten uns zum neuen Jahre, bis
gegen 2 Uhr
nach Mitternacht dauert der
Ball,
welchen ich auch bis zu Ende beiwohnte
so wurde das
alte Jahr vergnügt bei Tanz
beschlossen,
und das neue so angefangen.
18
Jahr 1841. Cottbus.
Bemerkungen
über das Jahr 1841.
Dieses jetzt
vergangene Jahr, war eins von meinen
schönsten,
was ich erlebt habe. Ich lebte sehr zufrieden
und heiter,
Sorgen hatte ich gar nicht, viel
Arbeit, eine
hübsche Geld-Einnahme, in guter
Eintracht
mit den Meinigen, meine Wirthschaft ging
nach Wunsch,
und hätte diesmal viel bei Seite
legen
können, wenn nicht früher viel eingegangen
wäre, was
wieder mußte angeschaft werden
und sonstige
Verbesserungen vorgenommen
werden
mußten. Mit den Heirats-Angelegen „
heiten sieht
es noch immer schlecht aus. Ich habe
zwar
mitunter etwas Neigung gehabt, doch ist es
immer noch
nicht recht ernstlich, und die Anerbie „
ter, die mir
gemacht wurden, nicht zweckmäßig,
denn wenn
ich mir nicht in etwas verbessern
kann, mag es
bleiben, denn ich kann mir das
Angenehme
und Schöne, wie es mir immer geschildert
wird, noch
nicht so recht denken, da meine Gedanken
sind, wenn
ich auch noch so eine gute Partie mache
ich mir nur
verschlimmern kann, und ich es so
gut b
wie ich es jetzthabe, wohl dann nicht bekommen
werde.
19
Jahr 1841. Cottbus.
Die Gemälde
welche ich im Jahre 1841. angefertigt
habe
waren folgende.
1, Friedrich Wilhelm III. umgeben von seinen
Generälen in den Befreiungskriege 1813
nebst Gefecht im Hintergrunde.
2, Das Portrait einer Dame aus Berlin, Copie
in Miniatur.
3,
Desgleichen
4, Eine Gemäldescheibe. Der Markplatz, während
der Feier der 900 jährigen Gründung der
Stadt Cottbus. am 3 ten August. 1830.
Oelgemälde.
(siehe 1830. d. 3 ten Aug.)
5, Eine Gemäldescheibe. Napoleons vehängniß „
vollster Augenblick in der Schlacht bei
Leipzig
den 18 ten October 1813. Oelgemälde.
6, Das obenerwähnte Portrait einer Dame
aus Berlin in Miniatur.
7, Desgleichen.
8, Eine kleine Gemäldescheibe. Die Austheilung
der Medaillen auf den Frankfurter Provin „
zial Königsschießen. Oelgemälde.
20
Jahr 1841. Cottbus.
9, Eine Scene aus dem Dr. Faust. Oelgemälde.
10, Napoleon
mit seinen Kriegern in den brennenden
Moskau. Oelgemälde.
11, Das
Portrait der Mad. Oheim halbe Figur nach
der Natur in Oel.
nebst 15 Ansichten von Cottbus.
Diejenigen die ich im Jahre 1841. im
Zeichnen
unterrichtet habe.
1,
Vetter 9,
Paulick
2, Jonas aus
Berlin. 10, Schwanhäuser.
3,
Bohnstedt. I 11,
Jaenicke aus Oelsnig.
4,
Groch 12,
Olschina.
5,
Lauck. 13,
Böhme
6,
Koenecke. 14, Brückner.
7,
Wuslauk. 15,
Budra.
8,
Flemming. 16,
Neumann.
1841. kamen hinzu.
17,
Bohnstedt II. 21, Haberland.
18,
Worlitz. 22, Werner.
19,
Waschan. 23, Untze.
20,
Mund 24, Dietrich.
Die Jahre 1842-1845 fehlen in den
Vester Tagebücher. Da die Tagebücher nachträglich noch einmal abgeschrieben
wurden, gehe ich davon aus, dass diese Jahre bewußt weggelassen wurden.
(Anmerkung Hartmut Regenstein)
Landschaftsbilder von Heinrich Vester
Transkription
Tanja Leistner
1
Jahr 1846.
Cottbus
Den 1sten Jan. Neujahrstag
war ich froh und heiter. Nachmittag ging ich nach Bellevue. um da eine gewisse
Person zu treffen. es schlug aber fehl.
Den 5ten malte ich die Morgen
Andacht. Oelgemälde. In einer wildromantischen GebirgsGegend kniehet hat eine
Bauerfrau mit ihren Kindern vor ein hölzernes Kreuz, hinter ihr steht ein
Bauer, ebenfals betend vor denselben.
Den 16ten d. M. soll im Ringe
ein großer brillianter Maskenball, an welchen auch die Honorratioren Theil
nehmen. abgehalten worden. Ich bin daher willens, denselben mit beizuwohnen kam
also auch auf die Idee, eine Dame dazu einzuladen, was auch schriftlich an Fräulein
A.M. geschah. Den 5ten Januar erhielt ich Antwort. Diese war mir
nicht zufrieden stellend nehmlich sie konnte keine ihre Freundinnen
2
Jahr 1846.
Cottbus
dazu bringen, an denselben Theil zu
nehmen, weil dieselben von niemand eingeladen, und so allein, wollte sie auch
nicht dabei sein. Dieses machte mir etwas mißlaunig.
Den 14ten Jan. Heute war
solch warmes Wetter, daß ich bei offenen Fenster arbeiten konnte.
Den 16ten war großer
Maskenball, welcher äußerst brilliant war. Ich wohnte demselben allein bei, und
hatte außerordentlich viel Vergnügen daselbst. Der Saal war auf das Prächtigste
decoriert, und nur Honoratioren, und Herrschaften von Lande waren anwesend. Ich
hielt mich bis früh nach 4 Uhr auf.
Den 17ten malte ich das
Stück. Grosvater Unterricht in Oel.
Den 21sten heute hatten wir
Frühlingswitterung bei 7 Grad Wärme, Abends war Maskenball auf dem Schießhause,
welchen ich als Zuschauer mit ansah.
Den 22sten wurde ich von Zwei
Damen
3
Jahr 1846.
Cottbus.
Zum Maskenball nach Eichow eingeladen, welche
Einladung, in Folge, wenn keine Hindernisse kommen, ich auch annahm.
Den 23sten Januar malte ich
die Rückkehr Oelgemälde. Das Stück stellt vor; Eine Dame welche mit ihrem
Geliebten das väterliche Haus heimlich verlassen, kehrt mit demselben und ihren
Kinde zurück, und bittet den Vater, welcher in einen Lehnsessel ruht, fußfällig
um Verzeihung auch das Kind schmiegt sich an den Großvater, welcher aber von dem
seinem Kinde nichts wissen will u. es zurückstößt. Den 29sten stärke
Kälte, den 25sten hatten wir Wärme und Regen.
Den 1sten Febr. Warme
Witterung
Den 4ten Maskenball in
Eichow. Ich wohnte selbigen nicht bei, besonders aus dem Grunde, da meine
Gesellschaft, welche den Wagen besorgt, Damen mitzunehmen; Ich will an einen
fremden Ort nicht gebunden sondern unabhängig sein. Deshalb belustige ich mich
deshalb aufs Schießhaus, wo heute grade Tanz war.
4
Jahr 1846.
Cottbus
Den 6ten Febr. Großer
Schützenball in Uniform im Ringe. Ich wohnte selbigen trotz alles Zuredens
nicht bei.
Warme Witterung und immer Regen.
Den 9ten Kälte, Schnee und
viel Wind.
Den 12ten malte ich für mich.
Die Ansicht des Kuhstalls in der sächsischen Schweitz in Oel, welches Stück mir
auch sehr gut gelungen ist.
Den 13ten male ich Napoleon
in der Schlacht [be] Belle alliance. in Oel.
Jetzt habe ich wirklich rechte unruhige
Zeit wegen der A.M. . Ich wünschte diese Person mal zu sprechen, kann ihr aber
nirgend ankommen.
Den 18ten male ich für mich,
die Ansicht der Festung Königstein in Sachsen, welches Stück mir auch sehr
gelungen ist. Oelgemälde.
Den 20sten. Nachrichten, das
Unruhen in ganz Polen ausgebrochen sind. Es hat nemlich eine Verschwörung statt
gefunden, nach welcher ganz Polen an einen bestimmten
5
Jahr 1846.
Cottbus
Tage, sich ergeben sollte, mit den
Waffen in der Hand wollten sie sich ihre Freiheit erkämpfen. Die Festung Posen
wollten sie sich zurück bemächtigen, aber die ganze Sache wurde durch einen
Unterofficier verrathen, und so alles vereitelt. Eine Menge Militair, aller
Waffengattungen sind im Preußisch Polen eingerückt, die Garnisonen von
Frankfurt Guben Crossen, sind auf dem Marsche dahin, und eine Menge
Verhaftungen haben dort stattgefunden.
Den 21sten Febr. Alle Tage
ander Wetter bald Frost bald Regen.
Den 22sten Fastnacht Sontag.
Hatten wir herliges Wetter. Ich ging Nachmittag nach Branitz. wo ich A.M. auch
traf. sprach mit ihr, und schloß mich auch, an ihre Gesellschaft beim
Nachhausegehen mit an, das Mädchen gefällt mir, aber die Eroberung scheint
schwer zu sein, und bin darin noch gar nicht vorgeschritten trotz dem daß ich
einen Sturm wagen wollte.
6
Jahr 1846.
Cottbus.
Den 24sten Fastnacht. Ein
schöner Tag, wir hatten 14 Grad Wärme. Ich war in Branitz, Bellevue und bei
Kreischens.
Den 25. Sehr unzufrieden auf die lang
ersehnten Fastnachtsvergnügen, das mein Plan nicht besser geglückt ist.
Den 29sten Jetzt haben wir
immer warme Tage, und heiteren Sonnenschein, warme Nächte wie im Sommer.
Den 1sten März war ich
Nachmittag in Branitz.
Den 4ten. Nachrichten von
Polen. In Kalisch und Krakau soll es bunt einhergehen. Die Polen haben schon
ihre eigne Regierung und ganz Polen bis zum schwarzen Meere hin, ist in
Aufruhr. Die Oestreicher sind aus Krakau vertrieben, indeß rücken jetzt 7000
Preußen aus Breslau ihnen zu Hülfe worunter auch das Sorauer Bataillon ist. In Preußh.
Polen soll der Aufruhr gedämpft sein,
Den 5ten Maerz. Alle Tage war
uns schönes Wetter.
7
Jahr 1846.
Cottbus.
Den 6ten Maerz. Es wird schon
alles grün
Der Flieder und Stachelbeere haben schon
Blätter. Die Bäume Knospen zum aufbrechen.
Den 10ten malte ich eine
Ansicht des Prebischthores in der Sächsischen Schweitz. in Oel.
Den 18ten malte ich den
Schlosplatz zu Dresden mit der Katholischen Kirche, Schauspielhaus in Oel.
Den 24sten blühen schon
einige Bäume.
Den 25sten hatte ich eine
schriftliche Unterhandlung mit den Magistrat zu Stolp wegen Anstellung eines
Zeichenlehrers.
Den 27sten malte ich die
Ansicht der Brühlschen Terrasse zu Dresden in Oel
Den 1sten April. Wir haben
immer noch die schönste warme Witterung
Den 3ten durch meine
Beschäftigung mit Stolp wurde die Sache mit A.M ganz bei Seite gesetzt.
Den 4. Ich zeichne jetzt eine große
Schriftzeichnung. (Der Glaube.) mit vielen Zügen und ziehräthlichen Buchstaben.
8
Jahr 1846.
Cottbus.
Den 9ten April. Grüne
Donnerstag. Die Baume stehen in der schönsten Blüthe, und das Korn ist so groß,
daß sich eine Krähe darin verstecken kann.
Den 11ten. Jetzt habe ich bei
der Arbeit immer eine schöne Unterhaltung, indem der H. Prediger Dr. Berger,
bei mir malt, wo wir über Weltliche und Geistliche Sachen herziehen
Den 13ten 2ter
Osterfeiertag. war ich in Branitz, wo mir eine unangenehme Verdrießlichkeit
vorkam, nemlich das Verhältniß mit der A.M wurde dort öffentlich erzählt, was
mich so ärgerte daß ich der A.M. welche auch in Branitz anwesend war, ein
hübsches Compliment sagen ließ.
Den 14ten 3ter
Osterfeiertag war ich in Bellevue . A.M. war auch da; Ich wich sie aus, wo ich
nur konnte, da ich aber einmal allein im Park umherspazirte, so kam sie zu mir,
und
9
Jahr 1846.
Cottbus.
entschuldigte sich, daß sie an nichts
schuld wäre, sie hätte alles, was ich ihr gesagt geheim gehalten, und wüßte
selbst nicht wie es zugegangen, daß die Leute etwas erfahren hätten.
Den 17 April. Die ganze Woche bin ich
sehr zerstreut, und wenig aufgeheitert.
Den 20sten Markt Montag.
sprach ich A.M. noch einmal auf dem Markte.
Jetzt habe ich mir vorgenommen, das
Ganze Verhältniß wieder aufzugeben.
Den 23sten male ich eine
Ansicht von Cottbus v der Süd-Ost Seite in Oel
Das Wehr mit dem Wasserfalle macht sich
hier ganz besonders.
Den 24sten zeichnete ich eine
Madonna halbe Figur. Kreidezeichnung.
Den 27sten malte ich eine
zweite Ansicht von Cottbus von der Süd-Ost Seite in Oel.
1ster Mai. Bin immer noch
sehr unruhig.
Den 6ten Bustag. hatten wir
Regen, Nachmittag wurde es hübsch. Ich ging nach Branitz.
10
Jahr
1846. Reise nach Dresden
Den 8ten Mai. malte ich das
Branitzer Schloß. Miniatür Format in Oel.
Den 9ten Um mich ein wenig zu
zerstreuen bin ich willends nach Dresden zu reisen.
Den 10ten Mai Sontag früh um
3 Uhr fuhr ich mit H. [Dach] von Cottbus ab kamen gegen 7 Uhr nach Spremberg wo
wir aber einige Stunden liegen bleiben mußten, weil die Waaren die wir geladen,
etwas gelitten hatten, daher anders gepackt werden mußten
Das Wetter war schön, und wir kamen bald
nach Hoyerwerda, wo bei Metzen einen ehemalien Freund von mir angehalten wurde,
hier traf ich auch ein bekanntes Mädchen aus Peitz. Wir setzten unsere Reise
unter heitern Gesprächen fort, und bald erreichten wir den Sächsischen Boden.
Ich fand daß sich alles sehr verändert hatte, den seit 16 Jahr habe ich diese
Gegend nicht gesehen, ich war zwar vorn Jahre hier, war
11
Jahr 1846.
Reise nach Dresden.
aber zur Nachtzeit gefahren, die große
Halde zwischen Hainswerda und Bernsdorf fand ich sehr gelichtet, und theilweise
angebaut, und besonders hatte Bernsdorf ein viel freundliches Ansehen bekommen,
den der dunkle Wald war hier ziemlich verschwunden, man sah viel schöne Häuser
Acker Gärten und Wiesen, und nahe an Gränze auf Sächsischen Boden ein großes
stattliches Gebäude, welche eine Tabagie und Poststation ist, wo wir als wir
vorbeifuhren, viel junge stattliche Damen trafen.
Im Dorfe Schwebnitz aßen wir Abendbrodt,
wir mußten uns hier eine andere Stube geben lassen, denn die Schenkstube war
mit einer Bande Schauspieler besetzt, welche Schauspiel gaben, der 1ste
Platz [6er] der zweite ein Dreier, zu unserer Bedienung bekamen wir 2 hübsche
12
Jahr 1846.
Auf der Reise nach
Dresden.
Mädchen, mit welchen wir viel Spaß
hatten, nur bedauerten sie, daß wir nicht hier blieben, sondern weiter wollten.
Die Nacht um 12 Uhr kamen wir nach Königsbrück. wo wir eine kurze Nachtruhe
hielten, früh bei Zeiten fuhren wir wieder ab, und kamen, um 8 Uhr nach
Dresden.
Im Gasthofe zur Tanne, vor der Neustadt
ward eingekehrt, wo wir ein hübsches Stübchen blos für den Streu-Preiß
erhielten, nemlich unser 2 tägier Aufenthalt kostete inclusive Streuschlafen, 2
[xxx][1]. Ich verfügte mich
sogleich zur Fräulein Mathilde Hildebrand, wo ich sehr gut aufgenommen wurde,
später besuchte ich auch deren Schwester, die Maid Petri in der Altstadt. Es
war in der Neustadt gerade Jahr
13
Jahr 1846.
in Dresden.
markt, und so benutzte ich dieses, indem
ich verschiedenes, was ich billiger bekommen konnte, kaufte. Den andern Morgen
machte ich mit [Dach] eine Partie nach dem Plauischen Grunde, wir konnten aber
nicht weit gelangen, mußten am Eingange desselben einkehren indem sich der
ganze Himmel umzogen hatte, und sehr stark regnete, und auch im größten Regen
den Heimweg antreten, den ganzen Tag [hiet] der Regen an, ich hielt mich die
übrige Zeit bei Fräulein Hildebrand auf, wo noch ein Paar junge Mädchen
gegenwärtig waren, und die Zeit recht angenehm verstrich. Nach 5 Uhr fuhren wir
wieder von Dresden ab, übernachteten in Königsbrück. Den andern Tag speißten
wir Mittag bei Metzen ohnweit Hoyerswerda.
14
Jahr 1846.
Reise v Dresden n Cottbus
wo wir gut und billig lebten, nach
mehrstündigen Aufenthalt setzten wir unsre Reise über Spremberg nach Cottbus
fort, wo wir den 13ten Mai Abend wieder ankamen.
Diese Reise war kurz, sehr billig und angenehm.
Den 19ten Mai. Jetzt bin ich
wieder ruhiger und zufrieden
Den 20. male ich einen Knaben schlafend
bei einem Hunde. Oelgemälde.
Den 21sten Himmelfahrt. Ging
ich früh nach Branitz. Es war wenig Gesellschaft, und nachher sah ich die
Gilde, auf den Schützenplatz exerzieren.
Nachmittag war ich wieder in Branitz.
Den 29sten malte ich wieder
eine Ans von Cottbus von der Süd-Ost Seite in Oel.
Den 30sten malte ich das
Portrait des Kaufman H. Hellwig als Dragoner zu Pferde nach der Natur in Oel
nebst Gegend.
15
Jahr 1846.
Vetschau.
Den 31sten Mai. 1ster
Pfingstfeiertag. wurde gearbeitet.
Das Pfingstvergnügen werde ich diesmal
und vielleicht gar nicht mehr mitmachen und mein Plan ist nach Vetschau zu
reisen, und mich dort während des Schießens aufhalten.
Den 1sten Mai Juni. 2ter
Pfingsfeiertag war ich in Bellevue..
Den 2ten reißte ich mit den
Personenwagen nach Vetschau, wo ich gedenke, die Schießtage über zu verbleiben,
dort angekommen, begab ich mich auf den Schießplatz, wo ich fand, daß die
Bauern alles in Besitz genommen hatten, sogar die Schützen mit den Bauermädchen
tanzten, bis um 6 Uhr, die Bürgermädchen kamen und dann die Bauermädchen das
Feld räumen mußten
Den 3ten Früh spazierte ich
in der Umgebung Vetschau umher. Nachmittag war ich wieder auf den
Schützenplatze. wo ich mich sehr langweilte.
16
Jahr 1846.
Cottbus.
Ubrigend habe ich gefunden, daß die
Vetschauer Schützen den Cottbusern bei weitem übertreffen, denn ihre Uniformen
sind schöner und geschmackvoller.
Den 4ten Juni erwartete ich
den Personenwagen, und fuhr mit demselben wieder nach Cottbus, wo ich Mittag
wieder ankam. Nachmittag ging ich nach Branitz.
Den 5ten Juni. 3ter
Schießtag, ging ich ebenfalls nach Branitz und den Abend brachte ich auf
dem Schießplatze zu.
Den 9ten malte ich das Casino
in Oel.
Den 11 malte ich die hiesige
Bürgerschule in Oel.
Den 1sten Juli malte ich die
Gemäldescheibe des H. Wagner, worauf der Brand von Muskau kam.
Man sieht Napoleon in Begleitung des
Königs Murat, Fürsten Poniatowsky und mehreren Generälen, im Mittel und
Hintergrund die Franzosen plündernd haufen, indes die Stadt in
17
Jahr 1846.
Cottbus.
vollen Brande steht, Oelgemälde.
Den 16ten Juli malte ich die
Gemäldescheibe des Rathsherrn Liersch. Die Schlacht bei Kunersdorf. Friedrich
II, war hier wie bekannt, in Gefahr von den Kosacken gefangen zu werden, es ist
hier der Moment dargestellt wie ihn der Major Pritwitz aus den Russen
herausgehauen hat. Im Hintergrunde sieht man Frankfurt.
Im Mittelgrunde findet noch das Gefecht
statt zwischen den [Zietenschen] Husaren und Kosaken. Oelgemälde.
Beide Scheiben haben allen Beifall
gefunden.
Den 3ten August zur Nacht
hatten wir ein starkes Gewitter auf ein mal folgte ein heftiger Schlag, der
Himmel wurde blutroth, und auf den Straßen ertönte Feuerlärm. Der Blitz hatte
in der Sandower Vorstadt trotz des starken Regens eine Scheune gezündet, welche
18
Jahr 1846.
Cottbus
nebst einen Wohnhause völlig
niederbrante.
Den 6ten August brannte bei
großer Hitze das Dorf Kolkwitz gänzlich nieder.
Viel Getreide und Vieh ging hier
verlohren.
Den 8ten malte ich auf einer
kleinen Scheibe die diesjährige Gränzfahrt. Man sieht hier die Reiter denen die
vielen Wagen mit Schützen folgen auf den Gränzplatze ankommen. Eigne
Composition. Oelgemälde.
Den 26sten Augs. kam S. Maj.
der König von Muskau kommend hier durch, und setzte die Reise nach kurzen
Aufenthalt über Lübben nach Berlin fort.
Den 28sten malte ich die
Prinzeß Victoria von England halbe Figur in Oel.
Den ganzen Sommer hatten wir große
Hitze, und auch jetzt will es noch nicht kühl werden.
19
Jahr 1846.
Cottbus Peitz.
Den 6ten Sept. Markt Sontag.
machte ich mir ein Spaziergang und ging nach Peitz, erstens um meiner
Gesundheit, welche beim Feuer in der Sandower Vorstadt gelitten, wieder
herzustellen, solche weite Spaziergänge sagen mir gewöhnlich sehr zu, und
zweitens, meinen ehemaligen Schüler Otto, welcher in Peitz ansäßig, ein
hübsches Haus hat, zu besuchen; Ich fand hier eine sehr gute Aufnahme, auch
lernte ich hier einen Vetter von mir kennen. Den andern Tag spazierte ich
wieder nach Cottbus.
Den 10ten malte ich das
Stück. Abraham seinen Sohn Isaack schlachtend. Oelgemälde.
Den 9ten Markt Mittwoch früh
um 10 Uhr brannten in Brunschwig 6 Wohnhäuser nebst Scheunen ab.
Den 30 malte ich die Toilette in Oel.
Ein Mädchen in Negligee, welches sich
das Haar kämt.
20
Jahr 1846.
Cottbus.
Den 3ten October. Immer noch
große Hitze heiße Nächte, und den ganzen Sommer kein Regen.
Den 4ten Endlich bekommen wir
etwas Regen.
Den 5ten male ich eine große
Gemäldescheibe für Sr. Erlaucht den Grafen Brühl in Pförten, welche nach Forst
bestimmt ist. Die mir eingesendete Idee war folgende.
In der Mitte des Vorgrundes ein Denkmal
mit einer grün umwundenen und Kränze verziehrten Ehrenpforte, auf welcher 2
Fahnen angebracht mit den Gräfl. Farben, links eine schöne Rheingegend, reich
mit Weinreben versehen, und in Hintergrunde entfernte Burgruinen sichbar, auf
den Rhein, welcher sich durch den bergen schlängelt, ist belebt von Kähnen und
Dampfschiffen. Auf der rechten
21
Jahr 1846.
Cottbus.
Seite erblickt man Forstner Gegend,
üppige. Kornfelder Waldungen, Fischerei und Jagd, mit In der Luft
schwebend ein rothes Band mit einer passenden Inschrift. Diese Scheibe schenkte
der Graf der Forstner Schützengilde nebst vielen Prämien zum Dank des
freundlichen Empfang mit seiner jungen Frau.
Den 12ten October. Wir haben
immer noch die schönste Sommer Witterung, und besonders ein gutes Weinjahr,
aber theure Zeit. Denn der Berliner Scheffel Korn kostet jetzt 2 rth[2] 15 [xxx][3]. Kartoffel 15 [xxx][4].
Den 13ten malte ich eine
kleine Gemälde-Scheibe, auf dieser kam. Die Bürgerwehr zu Schöppenstedt.
Eine Bürgerwehr steht am Thor an welchen
eine Menge Scherben und Unrath liegen, die Ablösung mit einem Unteroffizir
begleitet, kommt, und die Schildwach sagt zu ihm, wie er sich hier
22
Jahr 1846.
Cottbus
zu verhalten hat, der Anzug von diesen
Wachposten ist verschieden, und an der Mauer ist ein Schild befestigt, mit der
Inschrift, dieser Ort darf nicht verunreinigt werden.
Den 15ten October. schrieb ich einen Brief nach Berlin. Auf dieser
Antwort bin ich sehr gespannt.
Den 23sten malte ich das
Japanische Palais in Dresden. Oelgemälde.
Den 24 Immer noch sehr warme Witterung
blos die Abende, werden mitunter etwas kühl.
Den 31sten erhielt ich einen
Brief, nebst 7 Einladungen, dort hinzukommen.
Den 2ten Nov. reißte ich früh
um 7 Uhr per Post nach Guben. Dort angekommen, stiegen wir auf den Bahnhofe ab
und erwarteten hier den Personenzug welcher um
23
Jahr 1846.
Guben. Frankfurt. a/O.
3 Uhr von Breslau ankommen sollte, da es
noch Zeit war, ging ich noch zu Stadt, und besahe mir die Kreisstadt Guben.
Gegen 3 Uhr verfügte ich mich wieder nach den Bahnhofe, wo ich mich in der
Restauration aufhielt, ich traf hier sehr viele Cottbusser welche nach
Frankfurt zur Messe reißten.
Als der Dampfwagenzug ankam, wurde
eingestiegen, und bald nun saußten wir dahin, bald waren wir in Celle,
ein freundliches Städchen, von hier kamen wir an einen tiefen Abgrund vorbei,
und in kurzer Zeit waren wir in Frankfurt. In der prachtvollen Restauration
wurden einige Stunden verweilt. Hier ging es großartig zu. Ein großer
prachtvoller Saal, die prachtvolle Decke auf vielen Säulen ruhend, alles
brilliant erleuchtet, Conzert, und eine Menge Herren und Damen spazierten
umher, andere
24
Jahr 1846.
Fürstenwalde. Berlin.
saßen bei Tische, und ergötzten sich bei
Speise und Trank. Um 6 Uhr suchte ich mir ein Plätzchen im Eisenbahnwagen und
bald erschall der gellende Ruf der Pfeife, und dahin saußte der Zug.
Bald waren wir in Fürstenwalde.
Der Zug hielt hier einige Minuten an
dann setzte er sich weiter nach Berlin in Bewegung, wo wir um 9 Uhr Abends
ankamen. Ich suchte hier vorläufig den Gasthof zu Stadt Wien in der
Fischerstraße auf, Hier wurde Quartier gemacht, auch traf ich hier einen
Cottbusser, welcher in Cottbus [ausgekeissen] war.
Den andern Morgen als den 3ten
Nov. machte ich meine Besuche, besonders wurde ich bei den H. Kaufman le Nave
gut aufgenommen. Nachher besahe ich mir die Merkwürdigkeiten Berlins, besonders
fand ich die Statuen auf
25
Jahr 1846.
Berlin. Potsdam.
dem Wilhelmsplatze von prächtiger
Arbeit, auch die Statue von Libow und Scharnhorst, konnte ich nicht genug
bewundern. Dann verfügte ich mich nach dem Museum, wo ich mir den zuerst
die Statuen und nachher die herlichen Gemälde betrachtete. Die Gemälde fand ich
treflicher, wie ich mir gedacht hatte, auch fand ich mitunter schönere Sachen,
wie auf der berühmten Dresdner Gallerie, besonders reichhaltiger an schönen
Landschaften, so strich ich, bis Abend um 5 Uhr umher, wo ich mich nach dem
Potsdamer Eisenbahnhofe begab, da ich heute noch nach Magdeburg wollte.
Um 6 Uhr saß ich im Wagen, und der Zug
bewegte sich nach Potsdam, wo wir auch bald ankamen, Nach ein paar
26
Jahr 1846.
Brandenburg. Burg.
Minuten Aufenthalt setzte sich der Zug
wieder in Bewegung, wir waren gerade ein lustiges [Chor] im Wagen, lauter junge
lebhafte Leute, und ein älterlicher Herr, saß neben mir, welcher uns immer zu
neuen Gesängen aufforderte, so waren wir bald in Brandenburg. Nach kurzen
Aufenthalt kamen wir auch bald nach Burg einer bedeutenden Fabrikstadt, welches
schon das Ansehen hatte, den schon von Ferne waren eine Menge hoher Essen von
Dampffabriken sichtbar. Nach einigen Minuten Aufenthalt fuhren wir in der Nacht
dahin, die Bahn war jedoch von rothen Feuerstrahlen erleuchtet, was einen
schönen Anblick gewährte, besonders machten sich die Telegraphen sehr schön.
27
Jahr 1846.
in Magdeburg.
Um halb 10 Uhr langten wir in Magdeburg
an. Zur Stadt Graz kehrte ich mit den alten Herrn ein, die jungen Leute wählten
andere Nachtquatire. Wir wurden, da der Eisenbahnhof weit von der Stadt
abliegt, mit der Droschke zum Gasthofe gefahren. Hier ließ ich mir noch ein
Abendbrodt geben, und [dann] begab ich mich zur Ruhe. Ich hatte eine prächtige
Stube. Den andern Morgen hatte ich einen Auftrag zu besorgen, welchen ich
abmachte, und nachher besahe ich mir Magdeburg, dessen Straßen Gebäude,
besonders den prachtvollen Dom, und die Festungswerke.
Mittag um 12 Uhr reißte ich wieder mit
den Personenzuge von Magdeburg ab, ich hatte diesmal meinen Platz
28
Jahr 1846.
Postdam.
unter den Damen gewählt, wo ich auch
eine sehr hübsche Gesellschaft fand, besonders wurde ich von den Damen gebeten,
mich eines jungen Mädchens anzunehmen, welches aus Straupitz aus in der
Niederlausitz war, und ich doch den Weg nach Cottbus zu nehmen hatte. Ich mußte
es den Damen mit Hand und Mund versprechen, die Person nicht zu verlassen, und
ich hielt auch Wort. Bald waren wir in Burg, und Brandenburg, auch hatte ich an
eine junge Dame aus Stettin eine hübsche Unterhaltung, selbige fragte auch
immer wie dieses und jenes dort hieße, da ich ihr doch oft versicherte, daß ich
hier keines kenne, da ich hier unbekannt wäre.
So kamen wir nach Potsdam, wir sahen die
prächtigen Gärten, daß schöne Schloß. endlich langten wir gegen 4 Uhr wieder in
Berlin an.
29
Jahr 1846.
[Buchholz]. Golzen
Ich nahm gleich eine Droschke, und fuhr
mit dem jungen Mädchen nach meinen Gasthofe, hier war der Cottbuser
Personenwagen schon reisefertig, ich stieg ein, und in kurzer Zeit hatten wir
Berlin hinter uns, die ganze Nacht wurde anhaltend gefahren. Auch machte ich auch
da mit ein Paar alten Leuten eine Bekanntschaft, welche aus Buchholz waren, und
rechte hübsche soliede Personen waren. So kamen wir früh um 3 Uhr nach Golzen,
wo uns ein anderes Fuhrwerk aufnahm, mein Schützling, ging von hier zu Fuß nach
Straupitz, den wir hatten den schönsten Mondschein, der Wagen wurde immer
leerer, acht Personen waren wir, wie wir aus Berlin fuhren, und jetzt waren
30
Jahr 1846.
Lübben und Vetschau.
wir nur noch ihrer zwei, früh um 8 Uhr
waren wir in Lübben. Hier ließ ich mir einen guten Zossen geben, und nun ging
es nach Lübbenau und Vetschau wo wieder gefrühstückt wurde. und Nachmittag um 2
Uhr den 5 Nov. langte ich wieder in Cottbus an, wo ich auf der Chaussee das
Dorf Guhrow brennen noch sah. So hatte ich in Zeit von 3 Tagen 72 Meilen
gemacht. und mich noch ein ganzen in Berlin, und einen halben Tag in Magdeburg
aufgehalten
Meine Pläne waren aber diesmal gänzlich
vereitelt worden, doch hatte diese Reise für mich viel Gutes und Nutzbares.
Den 9ten malte ich den
kleinen Sohn des Doctor Richter. Halbe Figur nach der Natur in Oel.
31
Jahr 1846.
Cottbus.
Den 13ten Nov. malte ich das
Stück. Christliche Liebe. Eine mildthägige Frau stillt einer kranken Mutter das
Kind. Oelgemälde.
Den 14ten hatten wir
empfindliche Kälte.
Zu Malen giebt es jetzt sehr viel, daher
nimmt aber der Unterricht in Zeichnen wieder ab, ich habe wenig Schüler, und
ich glaube nicht daß er sich je wieder heben wird, da jetzt ein Zeichenlehrer
auf dem hiesigen Gymnasio angestellt ist, welcher zwar nicht selbst zeichnen
kann, das ist für ein Zeichenlehrer nicht nothwendig, er legt lithographirte
Sachen vor, und nun können die Schüler machen was sie wollen, sogar viele
Schüler haben darin mehr Kenntnisse als der Lehrer selbst.
Den 16ten malte ich die
Auswanderer. Oelgem.
Eine Menge Auswanderer Männer Frauen und
Kinder kommen am Gestade des Meeres an, um sich einzuschiffen.
32
Jahr 1846.
Cottbus.
Den 19ten Nov. erfuhr ich,
daß meine Lotterie Nummer 1000 rth gewonnen hat.
Jetzt haben wir rechte theure Zeit. Der
Dresdner Scheffel Korn kostet 6 rth Weizen 7 rth.
Kartoffel 1 rth und so verhältnißmäßig
alle Gemüße. 1 Klafter Holz 5 rth 15 bis 20 [xxx][5].
Den 20sten malte ich die
Limonadenhändlerin
Ein junges Mädchen verkauft Limonade, im
Hintergrunde eine schöne italienische Landschaft.
Den 26sten malte ich das
Häschen. Oelgemälde.
Ein Familienvater von seinen Kindern
umgeben, macht selbigen an einen Winterabende mit den Fingern, nach welchen
sich im Schatten an der Wand ein munteres Häschen bildet.
Den 27sten wieder warme
Witterung.
Den 29ten malte ich die
Wahrsagerin in Oel.
Ein junges Mädchen läßt sich von einer
alten Frau, die Zukunft aus ihrer
33
Jahr 1846.
Cottbus
Hand sagen, In der Stube befinden sich
verschiedene Geräthschaften.
Den 4ten December malte ich
den Schnurbart in Oel. Ein Gitarrenspieler in einer Schenke war eingeschlafen,
ein Paar junge Mädchen machen sich den Spaß, und malen den schlafenden Spieler,
mit Kohle einen hübschen Schnurbart.
Den 8ten malte ich die kleine
Tochter des Doctor Richter nach der Natur halbe Figur in Oel. Beide Bilder fanden
viel Beifall.
Den 11ten malte ich die
beiden Geschwister in Oel.
Den 12ten malte ich das
Stück. Er liebt mich, er liebt mich nicht in Oel. Ein junges Mädchen steht
traurig am Brunnen, und zerpflückt eine Blume mit obigen Worten.
Den 14ten starke Kälte,
vorher Schnee.
Den 18ten malte ich die
Dorfbraut, in Oel.
Den 19ten wurde die Mutter
bedenklich krank, so daß sie niederfiel, und für
34
todt auf den Sopha getragen werden
mußte, wo sie sich wieder erholte, und wieder ihre häußliche Wirthschaft verrichtete,
sie kränkelt schon bereits ein Jahr, den der Magenkrampf macht sie viel zu
schaffen
Den 20sten December
Sontag verrichtete die Mutter ihre Wirthschaft wie gewöhnlich besorgten das
Mittagbrodt. wurde aber in der 9ten Stunde sehr schwach, so daß sie
ins Bett gebracht werden mußte hier mußte sie noch die fürchterlichsten
Schmerzen dulden, bis sie früh um halb 10 Uhr starb.
Den 21sten besuchte uns die
gesammte Freundschaft, und sogar der Bruder des Vaters ließ sich endlich so
herab, zu uns zu kommen und uns sein Leid zu bezeugen, aber daß uns ein
einziger Weibliche [Hülfe] angeboten hätte, und so waren wir
35
auf uns beschrängt, und eine einzige
alte gute Fremde Frau, die Holling, war uns in allen behülflich, und wir haben
auch dieser Frau viel zu danken, auch in der Krankheit hatte sie der Mutter
öfftens beigestanden.
Den 21sten nahmen wir eine
Köchin.
Den 22sten Nachmittags um 2
Uhr wurde die Mutter beerdigt, wir nahmen einige gute Freunde und Nachbarn
dazu, und nachher wurde ein kleines Mahl gehalten, wo wir so weit recht heiter
wurden, und meine Anordnungen waren zur größten Zufriedenheit ausgefallen.
Den 24. Ein neuer Plan wird nun
ausgeführt. Da ich den Willen der Mutter erfüllt, (sie wollte nemlich gern in
dem Hause sterben) und jetzt kein Hinderniß ist, denn die Wohnung ist jetzt für
unsere
36
Jahr 1846.
Cottbus
Wirthschaft nicht passend, weil es kein
zusammenhängendes Quartier ist, und die Köchin nicht ohne Aufsicht sein darf.
so wurde gemeinschaftlich beschlossen,
sich um ein anderes Quartier umzuthun, und die jetzige Wohnung ohne Weiteres zu
kündigen, den mir gefällt sie so nicht, und billig ist selbige auch nicht.
Den 25sten Decembr. 1ster
Weihnachtstag war ich beim Dr. Richter zum Frühstück. nachher beim Kaufmann
Jaenicke. Mittag erhielten wir noch von H. Dr. Richter 3 Fl Wein zum Geschenk.
Übrigens haben wir die Weihnachtsfeiertage ruhig aber angenehm verbracht,
besonders mit Plänen für die Zukunft. Der Vater hatte aber wenig Vertrauen zu
der Jungesellen Wirthschaft, ich tröstete aber immer, daß, wenn wir
37
Jahr 1846.
in Cottbus
nur erst in Ordnung sein werden, es
recht gut gehen würde, da ich seit Jahren immer so ein Leben geführt, und es
immer sehr gut gegangen ist.
Den 3ten Feiertag war ich
beim H. Prediger Dr. Berger zum Frühstück. nachher machten wir einen
Spaziergang.
Den 28sten malte ich ein
innere Ansicht der kirchlichen Kapell zu Kattlow nach innen Bauplane in
schwarzer Tusche.
Den 30sten malte ich eine
Ansicht der hiesigen Waisenpforte nach der Natur in schwarzer Tusche.
Den 31sten Sylvesterabend
blieb ich zu Hause.
Dieses Jahr habe ich zufrieden gelebt;
Arbeit gab es viel, auch hab ich einen hübschen Thaler Geld verdient, nur daß
ich zum Schlusse des Jahres meine gute Mutter verlohr, welche noch zuletzt
rechte Sorge um uns hatte, wie wir uns einrichten werden, im Falle daß sie
sterben sollte.
38
Jahr 1846.
Cottbus
Gemälde
welche ich
im Jahr 1846 angefertigt habe.
1, Die Morgen Andacht. Oelgemälde.
2, Großvaters Unterricht. Oelgemälde
3, Die Rückkehr. Oelgemälde.
4 Der Kuhstall. Partie aus der
Säschischen Schweitz. Oelgem.
5 Napoleon in der Schlacht bei la Belle
Alliance. Oelgem.
6, Das Prebischthor. Partie aus der
sächsischen Schweitz. Oelgem.
7, Die Festung Königstein in Sachsen.
Oelgem.
8, Der Schloßplatz mit der Katholischen
Kirche in Dresden. Oelgem.
9, Die Brühlsche Gartentreppe in
Dresden. Oelg.
10, Der Glaube, Große Schriftzeichnung
mit Zügen Getuscht und Federzeichnung.
39
Jahr 1846.
Cottbus
11, Die Mutter Gottes. Kreidezeichnung.
12, Eine Ans. von Cottbus gegen Süd-Ost.
Oelgem.
13, Eine desgleichen.
14, Das Branitzer Schloß. bei Cottbus.
Miniaturformat in Oel.
15, Der schlummernde Knabe mit dem Hunde
Oelgem.
16, Eine Ans. v. Cottbus gegen Süd-Ost.
Oelgem.
17, Einen Dragoner zu Pferde, Portrait
des H. Kaufmann Hellwig nach der Natur in Oel.
18, Eine Ans. des Casinos in Oel.
19, Eine Ans. der Bürgerschule in Oel.
20, Eine Gemäldescheibe. (Der Brand von
Moskau in Oel.
21, Eine Gemäldescheibe. (Friedrich II
bei Kunnersdorf in Oel.
22. Eine kleine Gemäldescheibe. Die
Gränzfahrt 1846. Eigner Entwurf in Oel.
40
Jahr 1846.
Cottbus
23, Die Prinzeß Victoria, halbe Figur,
Miniatur Format in Oel.
24 Abraham seinen Sohne Isaak
schlachtend in Oel.
25, Die Toilette, halbe Figur in Oel.
26, Die große Gemäldescheibe für Sr
Erlaucht den Grafen Brühl nach Forst. bestimmt. Ein Denkmal nebst Rhein und
Forstner Gegend. Phantasie Gemälde in Oel.
27 Eine kl. Gemäldescheibe. Die
Bürgergarde zu Schoppenstädt. Oelgemälde.
28. Das Japanische Palais in Dresden.
Oelgem.
29. Den Sohn des H. Dr. Richter.
Portrait halbe Figur, nach der Natur in Oel.
30, Christliche Liebe. Oelgemälde.
31, Die Auswanderer desgl.
32, Die Limonadenhändlerin. desgl.
33, Das Häschen desgl.
34, Die Wahrsagerin. desgl.
35 Der Schnurbart desgl.
41
Jahr 1846.
Cottbus.
36. Das Portrait der kleinen Tochter des
Dr. Richter, halbe Figur nach der Natur in Oel.
37. Die Geschwister. Oelgem.
38, Er liebt mich, er liebt mich nicht.
Oelgem.
39, Die Dorfbraut. in Oel.
Ansichten und
Umgebungen v Cottbus
1, 1 Ans. des Königl. Landgerichtes in
Wasserfarben.
2, 1 Ans. der Kirchlichen Kapelle zu
Kattlow. in schwarzer Tuschfarbe.
3, 1 Ans. der hiesigen Waisenpforte.
desgl.
~~~~~~~~~~~
diejenigen
die ich im
Jahr 1846 im Zeichen und Malen
unterrichtet
habe.
~~~~~~~~~~~
1, Groch 4
Schulz
2 Schwanhaeuser II 5,
Knöchel
3, v. Diepow I. 6.
Böttcher.
42
Jahr 1846.
Cottbus
7, Molle a Katlow. 17,
Dietrich
8, Brückner. I. 18,
Gewihs I.
9, Klingmüller. 19,
Schlegel a Stradow
10, Wöhrmann. 20, Vetter
11, Blütchen I a. Vetschau 21
Brückner. II.
12, Blütchen II desgl. Hinzugekommen
1846.
13, Wedel a. Papitz. 22,
Matschens I. a. Vetschau
14, Schuchard 24, Reich
15, Hupfer. 23.
Matschens II. desgl.
16, Quast. 25,
v. Diepow. II.
Das Jahr 1847
Datei 148 bis 166
Transkription Udo Bauer
(Oktober 2016)
1
Jahr 1847 Cottbus.
Den 1 ten
Januar blieb ich zu Hause
Den 2 ten
kündigte ich meine Wohnung.
Den 3 ten
malte ich die trauernden Polinnen
in Oel.
Den 9 ten
jagden wir unsere Köchin fort, denn diese
glaubte, es
wäre alles ihre, sogar die Bilder
von der Wand
eignete sie sich zu.
Den 10 ten
malte ich Friedrich II zu Pferde
im
Hintergrunde Sancsocie. in Oel Miniatur
„
format.
Jetzt haben
wir strenge Kälte.
Den 11 ten
erhielten wir eine neue Köchin, ein
recht
hübsches Mädchen.
Den 13 ten
die nacht um 12 Uhr brante das
Webersche
Fabrikgebäude gänzlich ab, und
mit Mühe
konnte die Stadtmühle geret „
tet werden.
Es war ein schönes Feuer
aus allen
Fenstern schlug die Flamme
heraus bis
endlich das eiserne Dach um „
stürzte.
2
Jahr 1847. Cottbus.
Den 15 ten
Januar malte ich einen Christus, Brust „
bild in Oel.
Den 18 ten
über meine jetzige Einrichtung. Ich
wohne
nun mit den
Bruder und Vater zusammen, führe
die
Wirthschaft, wie früher, und so leben wir
recht hübsch
beisammen.
Den 25 ten
malte ich eine Marie, Brustbild in
Oel.
Des Abends 9
Uhr branten in der Sandower
Vorstadt 2
Wohnhäuser ab.
Den 29 ten
malte ich Napoleono Auferstehung
Allegorie in
Oel.
Den 5 ten
Febr. malte ich ein Jagdstück, Ein
Hirsch von
vielen Hunden verfolgt, sucht sich
durchs
Wasser zu retten. Oelgemälde.
Jetz haben
wir viel Schnee.
Den 8 ten
Febr. brannte in der Spremberger
Vorstadt ein
Wohngebäude ab.
3
Jahr 1847. Cottbus.
Den 10 ten
Febr. Der Winter war bis jetzt
anhaltend,
aber nicht zu streng.
Den 11 ten
malte ich die Gräber nebst Denk „
mal der von
den Franzosen im Jahr
1813
erschossenen Wästphäler, Eigne
Aufnahme mit
schwarzer Tuschfarbe.
Den 12 ten
malte ich das Stück. Die erste Liebe.
Oelgemälde.
Ein junges Mädchen steht da mit
einem Ritter
im vertraulichem Gespräch, indeß
ihr Oheim im
Hintergrunde die Scene wü „
thend
zusieht, (Oheim hüte noch so viel, Amor
treibet doch
sein Spiel.
Den 15
ten malte ich den Aufbruch zur Jagd.
in Oel.
Den 19 ten
malte ich die Versuchung in Oel. Ein
junges
Mädchen, will einem Neger Wein
zu trinken
geben, dieser in Verlegenheit
weiß nicht
was er thun soll.
Jetzt wird
hin und her überlegt, wie
wir unsre
künftige Wohnung, welches ein
4
Jahr 1847. Cottbus.
hübsches
Quatier von mehreren Stuben
ist, am
schönsten einrichten werden.
Den 16 ten
Febr. Fastnacht Dienstag. Unsere
Auction. Wir
verkauften heut, den Nachlaß
von unserer
Mutter, und auch mehrere von
meinen
Sachen, welche ich nicht brauchen konnte
schafte ich
auf diese Art mit fort. Gute
Sachen,
besonders theure Kleidungsstücken
wurden
schlecht bezahlt, dagegen altes Ge „
rümple ging
besser, und wurde mit „
unter gut
bezahlt.
Den 17 ten
malte ich ein Jagdstück in Oel.
Jäger
verfolgen zu Pferde einen Hirsch.
Den 23 ten
malte ich das Stück wieder, die
erste Liebe.
Den 25 ten
starb die Jungfrau Kurtzen
einige 80
Jahre alt, Diese Person besuchte
ich sehr
oft, und ich wurde von derselben
gern
gesehen.
5
Jahr 1847. Cottbus
den 6 ten
Maerz früh um 3 Uhr brannte auf
dem
Viehmarkte das Salzenbrotsche Grund „
stück ganz
ab. Es war dies ebenfals ein
schönes
Feuer, man ließ es auch, da es
isolirt
stand, nach Gefallen brennen, da
es der
allgemeine Wunsch war, weil der
Platz an
Größe und Aussicht viel ge „
wint.
Den 9 ten
malte ich die Baierschen Mädchen
in Oel. Im
Vorgrunde eine Tabagie
Baierns,
sitzen bei einem Glase Bier
zwei schöne
Mädchen, im Hintergrunde
zahlreiche
Geselllschaft von Herren und
Damen.
Wir
haben ziemlich alle 14 Tage Feuer
ohne die,
die im Entstehen gleich gelöscht“
worden sind.
Immer noch
große Theurung der Berliner
Scheffel
Korn kostet 3 rtl. Kartoffel
22 sg.
6
Jahr 1847. Cottbus.
Den 12 ten
strenge Kälte.
Den 17 ten
Maerz malte ich die beiden Wilddiebe
in Oel.
Den 22 ten
warme Frühlingswitterung
Den 23 ten
malte ich das getheilte Frühstück.
in Oel.
Einige junge Mädchen theilen mit
einem Hunde
ihr Frühstück, in dem sie
auch
selbigen eine Serviette vorbinden.
Den 26.
malte ich das Wohnhaus und
Fabrikgebäude
des H. Kubisch, welches
ich in
schwarzer Tusche malte.
Den 29 zogen
wir in unserer neuen
Wohnung beim
H. Kaufmann Wintzer.
Den 4 ten
April. Die Osterfeiertage. Ich
verlebte
dieselben ruhig.
Den 9 ten
malte ich den Einzug der Verbün „
deten 1814.
in Wasserfarben.
Den 20 ten.
Man hört überall von Rebelli „
onen,
besonders ist es in Berlin scharf
her
gegangen, und viele andere Städte
7
Jahr 1847. Cottbus.
wegen der
großen Theurung, und Mangel
an
Lebensmittel
Den 22 ten
April. Cottbusser Rebellion.
Der Dresdner
Scheffel Korn galt heut 9 rtl
Kartoffel 2
rtl. 7½ sg. und so verhältniß „
mäßig auch die Gemüse. Ganze Scharen
von Arbeitsleuten und dergleichen, durch „
zogen den Markt und die Straßen, und
lauerten den Aufkäufern auf, und be „
lagerten die Häuser, wo sich Getraide
Vorräte befanden. Ein Bauer erhielt
tüchtige Prügel weil er seine Kartoffel
das Dresdner Virtel nicht für 12½ sg ver „
kaufen wollte, und die Kartoffel wur „
den ausgeschüttet, und der
Menge Preiß
gegeben. Noch schlimmer erging es den
Lübbener Posthalter, dieser Mann wollte (Anm. Postmeister Gerlach ?)
Getraide kaufen, bediente sich einiger gro „
ber Ausdrücke, und wurde dafür jammer „
lich geschlagen.
8
Jahr 1847. Cottbus.
Um Mittag
zog ein großer Haufe Volk,
nach den
Eisenbahnhof, und plünderte
dort, das
Getreide und Kartoffel – Lager,
Unsere
Polizei sah dem Dinge gelassen
zu.
Den 24 ten
Viele Verfassungen werden jetzt
vorgenommen,
doch es ist nur so zum Schein.
Den der
Auftritt am 22 ten war der Wunsch
aller, daher
doch etwas Maasregeln ergriffen
worden,
wieder die Korn Wucherei.
Jetzt glaubt
man, die Bauern werden nicht
mehr zur
Stadt kommen, es ist aber auch
denselben
schon gedroht worden, wenn
sie nicht
herein kommen, man heraus
kommen würde,
und ihre Buden in
Brand
stecken würde. Der Landrath
befahl auch
allen Dörfern des Cottbus „
ser Kreises
ihre Vorräthe zur Stadt
9
Jahr 1847. Cottbus.
zu bringen
und bei Strafe nichts auf
den Dorfe zu
verkaufen. Auch die Stadt „
bewohner
mußten ihre Vorräthe von
Korn,
Kartoffel und dgl. beim Magistrat
schriftlich
einreichen.
Im ganzen
Preuß. Staate wurde das
Brantweinbrennen
bis zum 16 ten Aug.
verboten.
ingleichen die Mahl und
Schlachtsteuer
bis zum ersten September
aufgehoben,
dasgl. die Steuer auf Reiß
Gritze, und
dergl. Lebensmittel.
Den 28 ten
Bustag. Sonst ging man nach *
Branitz.
Jetzt da der Fürst Pückler
dort wohnt,
und der Garten in Ordnung
gebracht
wird, hat dieser Spaziergang
aufgehört.
Den 29.
Heute war viel Getraide
auf dem
Markt. Das Aufkaufen
war
verboten. Die Bauern blieben
auf ihren
Satz 9 rtl. pro Scheffel. Es
wurde wenig
gekauft.
*Anmerkung
zu Bußtag :
In den
verschiedenen Territorien Deutschlands gab es unterschiedliche Termine für Buß-
und Bettage. So konnte man 1878 in 28 deutschen Ländern insgesamt 47 Bußtage an
24 unterschiedlichen Tagen zählen. Ein einheitlicher Buß- und Bettag am
Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr wurde 1852 und 1878 von der Eisenacher Konferenz evangelische Kirchenleitungen vorgeschlagen.
10
Jahr 1847. in Cottbus.
Den 10 ten
Mai. malte ich das heilige Abend „
mahl von
Leonhard Vinci. in Oel.
Den 15. ten
Himmelfahrt. früh in Holland*. * Tabagie Neu-Holland vor
Madlow
Den 5 ten
Mai. Schützenrechnung. Der Ober „
bürgermeister
verlangte, wegen der * * Oberbürgermeister war
Roemelt
großen
Theurung den Beispiel anderer
Städte zu
folgen, daß das Schützenfest
aufgeschoben,
oder gar nicht dies Jahr
abgehalten
werden soll, das gab aber
großen
Streit, und die Schützen bestanden „
es solle marschirt werden, worauf
der
Oberbürgermstr erwiederte, Nun
so wirds
ihnen die Polizei verbieten.
worauf
geantwortet wurde oho
daß wollen
wir sehen, und alle
Schützen
entfernten sich, und ließen
den wohl
weisen Bürgermstr. sitzen –
11
Jahr 1847. Cottbus.
Den 17 ten
Mai war eine 2 te Schützenrechnung
angesetzt.
Nachdem alle Schützen bestellt
waren, und
alle Mitglieder versammelt
waren drehte
und verdrehte der H. Ober „
bürgermstr,
die Sache, und meinte, daß
wir ihn
nicht recht verstanden hätten, es
müßten doch
Stimmen gesammelt werden
bei den
Officire, und Eximirten, * das
Stimmensammeln
war aber nicht noth „
wendig, denn
alles rief einstimmig es
wird marschirt.
Und so blieb es die.
Den 18 ten
malte ich das Denkmal* nebst Um „
gebung der
im Jahr 1813 erschossenen West „
phäler*.
Drei mal in Oel.
*Das Denkmal gibt es heute noch
Den 24 ten
2te Pfingstfeiertag war ich früh
in Holland,
und Nachmittagsin Belwui. *
*Restaurant Bellevue (Bautzener Str.)
Ich ersah in
der Zeitung daß mein
Haus mit 500
rtl. herausgekommen war.
Den 26 ten
Mai. Ausmarsch der Schützen
* lateinisch
eximere = herausnehmen; befreien, entheben, zu: emere = nehmen
12
Jahr 1847. Cottbus
Den 28ten
Mai. malte ich des Jägers Heimkehr.
von der
Jagd.
Die
Getreidefelder stehen sehr gut, und man erwar „
tet eine
reichliche Erndte.
Den 23 ten
Juni malte ich die Gemäldescheibe
des H. Krüger.
Der Polen Abschied vom
Vaterlande.
in Oel.
Den 11
ten Juli, Sontag früh um 4 Uhr branten
in
Brunschwig 12 Wohnhäuser nebst vielen
Scheunen und
Ställe ab.
Den 19 ten
malte ich die Gemäldescheibe des
H. Auge. Abd
– el – Kader auf der Löwen „
jagd. Dieser
war mit seinem Gefolge aus „
gezogen, um
ein Löwennest auszunehmen.
Der Neger
welcher jetzt auf den Kamel
sitzt, hatte
glücklich die beiden jungen Löwen
ausgenommen,
während die andern im
Gefechte mit
der Löwin sind, den Löwen
hatten sie
schon vorher erlegt. Oelgemälde.
30 ten Juli.
Die Erndte ist über alle Erwar „
tung gut
ausgefallen.
13
Jahr 1847 Cottbus.
Den 2 ten
August malte ich die kleine Gemäldescheibe
Innere
Ansicht des weißen Saals im Königl.
Schlosse zu
Berlin, in welchen ein Denkmal
angebracht
wurde, in gothischen Styhls, auf
welchem die
besten Redner des großen
und ersten
Landtags in Preußen ange „
schrieben
wurden. Oelgemälde.
Die Scheiben
fanden allgemeinen Beifall.
Den 13 ten
malte ich des Jägers Heimkehr
von der
Jagd.
Der Dresdner
Scheffel Korn gilt jetzt 4 rtl.
Der Weizen 6
rtl. vor einigen Wochen
12 rtl.
Den 16 ten
August legte ich mir eine Brille
zu, da ich
mit den Augen nicht mehr an „
haltend
sehen kann, und ich sie ohnedem
sehr
anstrengen mußte. Jetzt kann
ich die
feinsten Arbeiten, ohne daß
die Augen
ermüden, wieder unter „
nehmen.
14
Jahr 1847. Cottbus.
Den 17 ten
malte ich die Baierschen Mädchen
in Oel.
Den 20 ten.
Mit unserer neuen Wirthschaft
sind wir
völlig zufrieden, und wir sind von
der theuren
Zeit grade nicht viel ge „
wahr
geworden.
Den 25 ten
August war ich früh ein wenig
in Wintzers
Garten, und nachher tranken
wir einige
Tassen Chocolade mit einander.
den 26 ten
malte ich die Baierschen Mädchen
in Oel.
Den 28 ten
Alle Morgen bei schönen Wetter
mache*¹ ich in Stegligen Promenaden,
theils
auf den
Wällen,* oder in dem Garten
*Luckauer und Spremberger Wall
Parzellen.
Den 22 Sept
malte ich die erste Liebe in Oel.
Den 5
ten October. fanden sich die ersten Miß
„
felligkeiten
zwischen mir und den Bruder
wegen den
Mittagstisch, in Folge dessen er
wo
anders in Kost sich begab.
*¹hat er sich verschrieben u. meinte
„male“ ich ?? oder hat er die Worte
„einen Spaziergang“ vergessen zu
schreiben ??
15
Jahr 1847. Cottbus.
Den 13 ten
October malte ich die Sontagsjäger
in Oel. Der
Jäger mit einer Brille auf
der Nase
versehn, den Hund an der Leine
kommt nach
Hause und zeigt seinen
Fang,
welcher in einer Katze besteht,
Der Bauer,
den die Katze gehörte, fragt
ihn
grimmigen Blickes. Is das en Hase.
Der Jäger
steht erschrocken mit gefalte „
ten Händen
da.
Den 14 ten
malte ich eine Ansicht von
Dresden von
Brühlschen Garten aus
in Oel.
Die Bauern
bleiben auf ihren Satz
4 rtl. der
Scheffel Korn stehen. , heute
war
besonders viel Korn auf dem
Markte, es
wurde aber alles von
den
auswärtigen Händlern wegge „
kauft.
Kartoffeln sind auch gut ge „
rathen,
wurden aber bis jetzt noch
wenig zu
Markte gebracht. Aepfel
16
Jahr 1847. Cottbus
sind
besonders sehr gerathen, und werden
das Dresdner
Virtel zu 7½ sg. und 10
sg. ver „
kauft, also
ebenso wie die Kartoffel.
Pflaumen
werden auch viel zu Markte
gebracht,
aber immer schnell verkauft.
Den 18 ten
October malte ich eine Ansicht von
Dresden von
der Neustadt aus in Oel.
Den 25 ten
malte ich das getheilte Frühstück.
in Oel.
Mehrere junge Mädchen theilen ihr
Frühstück
mit ihren Hunde, welchen sie
auf einem
Stuhl gesetzt, und eine Serviette
vorgebunden
haben.
Den 29 ten
Der Bruder ist nun gänzlich von
mir
weggezogen. Ich bin nun mit den
Vater und
der Köchin allein, und muß
nun für
alles sorgen. Ich komme aber
jetzt doch
noch besser weg, wie früher, denn
bei der
früheren Wirthschaft hab ich doch
gegen 12
rtl. zugesetzt.
Den 30 ten
malte ich den Prinzen Carl von
Preußen mit seiner Familie vor dem
Schloße
Glienicke in Oel.
Jahr 1847. Cottbus.
Den 3 ten
Nov. malte ich den Haasenfang in Oel.
Zwei
Sontagsjäger befinden sich auf der Jagd,
Der eine
Jäger will einen vor sich stehen „
den Haasen
mit dem Hute fangen, wäh „
rend der
andere ein dickbäuchiger Jäger
sich darüber
todt lachen will.
Den 5 ten
malte ich das Stück der erste
Freund in
Oel. Ein junges Mädchen koßt
mit einem
großen Hunde.
Den 10 ten
malte ich die Zuckerbäckerin in Oel.
Ein junges
Mädchen ordnet die sich im Laden
befindenen
Zuckerwaaren.
Den 18 ten
Die Getraidepreise sind immer
noch beim
alten, ebenso die Gemüßepreise.
Aepfel
werden immer noch sehr zur
Stadt
gebracht, dagegen sieht man sehr
wenig
Kartoffeln.
Den 24 ten
Mit der Witterung können wir
noch sehr
zufrieden sein, blos früh haben
wir etwas
Frost, sonst übrigens recht
hübsche
Witterung
18
Jahr 1847. Cottbus.
Den 25 ten
malte ich das Stück Mißtrauen.
in Oel. Ein
Mädchen vor einer Hundehütte
sucht den
großen Hund abzuhalten, welcher
ihren
Kaninchen etwas zu Leide thun
will.
Den 26 ten
Nov. Die theure Zeit werde ich
nun auch
etwas gewahr, bis jetzt ist es
immer recht
gut gegangen, aber die Kasse
ist doch
etwas stark angegriffen worden,
und die Einnahme ist jetzt gering und die
Ausgabe
etwas groß, da ich doch zum
Winter
einige Vorräthe haben muß.
Den 11 ten
December. Dies Jahr giebt es viel Arbeit
mit dem
Musterzeichnen.
Den 18 ten
Sehr große Kälte haben wir noch
nicht.
Den 23 ten
Jetzt giebt es schon gefrorne Fenster.
Den 28 ten
Die Weihnachtsfeiertage habe ich ruhig
zu Hause
verlebt. Die Abende brachte ich
gewöhnlich
bei Winzer zu.
19
Jahr 1847. Cottbus.
Den 31 ten
December. Sylvesterabend, war ich auf
dem
Schießhause, wo aber wenig Gesellschaft
war, und ich
auch nicht lange aushielt.
Dieses nun
verflossene Jahr hat manche
Familie
wegen der großen Theurung in
Kummer und
Noth gebracht, bei mir machte
sich die
Sache noch, ich empfand sie wenig,
doch
zugesetzt habe ich bedeutend, trotz meiner
guten
Einnahme. Sonst übrigens lebte
ich sehr
froh und zufrieden, nur glaube ich
daß die
Zukunft noch einige Nachwehen
bringen
wird.
(20)
Jahr 1847. Cottbus.
Gemälde
die ich im
Jahr 1847 angefertigt habe
1, Die trauernden Polinnen in Oel.
2, Friedrich II, zu Pferde, bei Sancsouci in
Oel
3, Christus, Brustbild in Oel.
4, Marie
desg.
5, Napoleons Auferstehung zu St Helena.
Allegorie in Oel.
6, Ein Jagdstück. Ein Hirsch von Jägern ver-
folgt. Oelgem.
7, Die erste Liebe. in Oel
8, Ein Jagdstück. Aufbruch zur Jagd.
9, Die Versuchung. in Oel.
10, Ein
Jagdstück, Jäger zu Pferde verfolgen
einen Hirsch in Oel
11, Die
erste Liebe in Oel
12, Die
Baierschen Mädchen in Oel
13, Die
Wilddiebe in Oel.
14, Das
getheilte Frühstück in Oel.
(21)
Jahr 1847. Cottbus.
15, Das
heilige Abendmahl nach Leonh. Vinci.
in Oel.
16, Der
Einzug der Verbündeten in Paris
1814. in Wasserfarben.
17, Das
Denkmal und Gräber der von den
Franzosen 1813, erschossenen Westphäler
nach der Natur in Oel.
18,
Desgleichen.
19,
Desgleichen.
20, Des
Jägers Heimkehr von der
Jagd. in Oel.
21, Die 1 te
Gemäldescheibe. Der Polen
Abschied vom Vaterlande. in Oel.
22, Die 2 te
Gemälde Scheibe, Abd-el-Kader
auf der Löwenjagd. in Oel.
23, Eine kl.
Gemäldescheibe. Innere An „
sicht des weissen Saales im Königl.
Schlosse zu Berlin nebst gothisches
Denkmahl. in Oel.
(22)
Jahr 1847. Cottbus.
24, Des
Jägers Heimkehr von der Jagd. in Oel.
25, Die
Baierschen Mädchens. in Oel.
26, Die
erste Liebe in Oel.
27, Der
Sontagsjäger in Oel.
28, Eine
Ansicht v Dresden von der Neustadt
aus in Oel.
30, Das
getheilte Frühstück in Oel.
31, Prinz
Carl v. Preussen mit seiner Familie
vor dem Schlosse Glienicke in Oel.
32, Der
Haasenfang in Oel.
33, Der
erste Freund in Oel.
34, Die
Zuckerbäckerin in Oel.
35,
Mißtrauen. Oelgemälde.
und
1 Ans des Denkmals der erschossenen Westphäler
in schwarzer Tusche nach der
Natur.
1 Ans. der Oberkirche nach dem Marktplatze, und
4 Ans. vor dem Sandower Thore in Wasser „
farben.
(23)
Jahr 1847. Cottbus.
Diejenigen
die ich in diesen Jahre in Zeichnen
und Malen
unterrichtet habe.
1,
Schwanhaeuser. 8, Gewiss.
2 v. Diepow.
I. 9, Schlegel a.
Stradow.
3. Schulz. 10, Vetter.
4,
Molle. 11,
Reich.
5, Wedel aus
Papitz. 12, v Diepow II.
6, Quast.
7, Dietrich.
Hinzugekommen
sind 1847.
13, Jaenike
aus Oelsnig.
14, v. Garn.
15, n. List.
16, Müller.
18, Tiebert.
19,
Pfeiffer.
20, Böhme.
21, Stahr
* Transkription Tanja Leistner, 1848/1849
1
Jahr 1848.
Cottbus.
1sten Januar. Nachmittag war
ich in [Bellevue] und Abend auf dem Schießhause.
Den 3ten malte ich den
Neumarkt nebst der Frauenkirche in Dresden in Oel.
Den 4ten malte ich die
Ansicht auf den Höllenstein nach der Ruine vom Kynast in Oel.
Den 5ten hatten wir grimmige
Kälte.
Den 14ten Januar malte ich
die Aussicht von der hohen Liebe über Ostrau in der sächsischen Schweitz in
Oel.
Den 27sten den ganzen Januar
hindurch immer 18 bis 20 Grad Kälte.
Den 28sten malte ich den
Neumarkt nebst Frauenkirche in Dresden.
Den 3ten Febr.
gelindes Wetter.
Das Getreide galt den Dresdner Scheffel
3 rth[6].
Gemüse und Fleisch (das [7] 3 – 4 M) der alte Preiß Kartoffeln 1 rth 15 M.
Die Folgen der vorjährigen Theuerung
spürt man jetzt sehr, es ist im
allgemeinen keine Arbeit.
2
Jahr 1848.
Cottbus.
Den 11ten Febr. malte ich den
Arnstein. Partie in der sächsischen Schweitz in Oel.
Den 14ten wohnte ich zum
erstenmal den wissenschaftlichen Vorlesungen für Handwerker des Dr. Bolze bei.
Den 15ten malte ich den
Raubstein Partie aus der sächsischen Schweitz in Oel.
Den 21sten malte ich eine
Madonna, Brustbild in Oel.
Da ich jetzt wenig zu thun habe
retouschire ich mehrere Gemälde, welche ich vor 20 Jahren gemalt habe.
Nach den neuesten Nachrichten suchen
sich die Italienischen, von dem Oestreichischen Staate loszureißen.
Den 26sten Febr. malte ich
das Prebischthor in der sächsischen Schweitz in Oel.
Den 10ten März. Im Febr.
brach in Frankreich eine Revolution aus, es wurde die Republick publicirt, der
König mit seiner Familie, und Ministern entfloh nach England.
3
Jahr 1848.
Cottbus.
den 12ten März. Unruhen in
der Rheingegend Baiern Ungarn und mehreren deutschen Fürstenthümern.
Die Kriegesreserve wurd einbeordert und
an der Französischen Gränze ein Heer aufgestellt.
Den 14ten malte ich
die hochselige Königin Louise v. Preußen, halbe Figur in Oel.
Den 16ten Rebellion in Wien,
das Militair mußte einschreiten, der Kaiser mußte freie Presse,
Religionsfreiheit und dergl. bewilligen. Der Fürst Metternich der das Haus
Oestreich 30 Jahr regiert hätte, wurde vertrieben und floh nach England.
Den 20sten März blieb die
Berliner Post aus und es verbreiteten sich Nachrichten, daß in Berlin ein
Aufruhr ausgebrochen wäre.
4
Jahr 1848.
Cottbus.
den 21sten Maerz. Sonabend
den 18ten März Nachmittags begaben sich die Stadtverordneten von
Berlin zu Sr. Maj. dem Könige, und verlangten zur Beruhigung des Volks,
Aufhebung der Censur, Preßfreiheit und dergl. Der König berief sich auf die
Versammlung der Landstände was dieselben berathen worden, die Bürgerschaft
entfernte sich, auf den Schloßhofe angekommen, fielen 2 Flintenschüsse und
zugleich wurden sie von Cavallerie angefallen, (auf geheimen Befehl des Prinzen
v. Preußen) welche sogleich auf das stehende Volk einhieb. Im Nu wurde es in
ganz Berlin bekannt, die Bürgerschaft bemächtigte sich der Waffen, wo es deren
habhaft werden konnte, stürmte die Wachen, verbarrikatirte die Straßen mit
Wagen und villerlei Geräth, das Militair feierte mit Kanonen und Kartätschen,
das Gemetzel dauerte die ganze Mondhelle Nacht hindurch bis
5
Jahr 1848.
Cottbus.
am frühen Morgen, die Bürgerschaft hat
gesiegt. Das Militair wurde zurückgeschlagen den von den Dächern und aus dem
Fenster fiel ein Stein und Kugelwagon, heiß Wasser und siedendes Oel auf die
Soldaten gegossen. Die Studenten und Berliner Schützengilde hatten sich sehr
ausgezeichnet. Der König bewilligte jetzt alles.
Der Prinz v Preußen ist nach England
geflüchtet, sein Palais in Berlin ist als Staatseigenthum erklärt worden.
Den 20sten die
arbeitende Klasse treibt sich schaarenweiß singend und tumulttarisch durch die
Straßen
Den 21 wurde bei uns eine Stadtwehr
gebildet.
Die ankommenden Posten von Berlin werden
hier von vielen Menschen mit Hurra begleiten, und die Berliner Nachrichten
müssen am Posthause vor gelesen werden.
6
Jahr 1848.
Cottbus.
Alles trägt jetzt die deutsche National
Corcarde, Schwarz, roth, gold, auch aus mehreren Häusern wehen dreifarbige
Fahnen.
Den 22sten März Nachmittag
wurde hier ein Trauergottesdienst für die am 19ten gefallenen
Berliner Bürger begangen, Mittag wurde mit allen Glocken geläutet, und vom
Thurme ein Choral geblasen.
Den 23sten. Gestern den 22sten
Maerz. Beerdigung der für die Freiheit gefallenen Berliner. Aufstellung der
Särge und Beerdigung war feierlich, der Zug zählte über 3000 Personen, und es
waren 184 Särge. Ungefähr 200 Berliner 400 Soldaten sind geblieben, besonders
waren viel Offizire gefallen.
Den 24sten erhielt die
hiesige Bürgerwehr Waffen, aus den hiesigen Zeughause.
Heute kam die Berliner Post, mit einer
großen dreifarbigen Fahne, welche vorn aufgesteckt war.
7
Jahr 1848.
Cottbus.
Die Censur ist jetzt aufgehoben,
Freiheit der Presse. wir haben allgemeine Bürgerbewaffnung mit freier Wahl der
Führer
Verantwortlichkeit der Minister.
Der König v Baiern hat die Regierung
niedergelegt.
Den 31sten Maerz große
Hitze haben wir jetzt seit einigen Tagen.
Den 2ten April. Es wird alles
grün.
Den 4ten malte ich eine
Ansicht von Neuenburg in Oel.
Große Unruhen in Großherzogthum Posen.
Sie verlangen Polen wieder hergestellt. haben schon eine Armee von 20000 M. und
begehen in Städten und Dörfern die schauderhaftesten Exesse, das Preusische
Militair sieht ruhig zu, und ermahnen durch Proklamationen zur Ruhe.
Krieg mit Dänemark, wegen Schleswig
Holstein, 6000 Preußen sind schon
8
Jahr 1848.
Cottbus.
in Schleswig eingerückt.
In den meisten Städten giebt es unruhige
Auftritte, man verlangt Abgabenfreiheit, Arbeit, und Erhöhung des Lohnes.
Den 18ten und 19ten
April Rebellion in Cottbus. Gegen Abend durchzog eine Schaar Arbeiter mit einer
dreifarbigen Fahne die Stadt, begab sich auf den Luckauer Wall, wo sich noch
mehrere hundert Personen einfanden, und hielten hier eine große
Volksversammlung dann zogen sie tumultarisch nach der Stadt, auf dem Markte
angekommen wurde der Tumult größer (man beabsichtigte heute eine Plünderung)
eine Abtheilung der Gilde. (die blauen) war auf den Markt aufgestellt, diese
Abtheilung brauchte Gewalt, verwundete mehrere mit dem Bajonett, und trieb die
Aufrührer zurück. der Haufen wendete sich nach dem Zeughause, um sich der
dortigen Säbel zu
9
Jahr 1848.
Cottbus.
bemächtigen, fand aber das Zeughaus von
der ersten Abtheilung (die Grünen) besetzt, machte nun wieder kehrt, und trieb
die 2te Abtheilung mit Steinwürfen zurück, jetzt wurde nach Hülfe
gerufen, es wurde Sturm geläutet, die Bürgerwehr sollte sich versammelt und zur
Hülfe eilen, aber kein Mann ließ sich sehen, jeder Bürger blieb zu Hause. Die 2te
Abtheilung hatte schon durch Dersertion viel verloren, sie ging auseinander,
die 1te Abtheilung behielt das Zeughaus bis zum Morgen besetzt.
Jetzt da der Pöbel freien Spielraum hatte, ging es ans Demoiliren. Am Rathhause
blieb kein Fenster ganz, desgleichen die Wohnung des Oberbürgermeisters, des
Steuerraths, die Wohnungen der Wohlhabenden, und eine Menge anderer Gebäude,
Thürme und Fensterladen wurden zertrümmert.
10
Jahr 1848.
Cottbus.
Das Stadt-Gefängniß erbrochen, die
Gefangenen befreit, und die Wohnung des Gefangenwärters rein ausgeplündert.
Dieses Demoiliren dauerte die ganze Nacht hindurch. Früh wurde es wieder ruhig
Viele Bürger mußten sich für Zerstörung
mit vielen Gelde Wein und Brandwein loskaufen.
Besonders waren Weiber und Cohosungen
sehr tätig, erstern hatten Körbe und waren mit ihren Männern unzufrieden, daß
sie sich blos mehr mit demoiliren beschäftigten, als zu rauben, wie doch der
Plan war.
Seit dem Hussittenkriege sind in Cottbus
solche [Stenen][8]
noch nicht vorgekommen, wir haben verschiedene Nationen hier gehabt, welche als
Feinde kamen, aber sie haben sich keine Exesse zu Schulden kommen lassen, nur unverzeihlich
ist es von den Bürgern, das keine Maasregeln dagegen ergriffen worden sind, es
11
Jahr 1848
Cottbus
sind 600 Gewehre ausgetheilt worden, 200
Büchsen befinden sich in den Händen der Schützen, und man läßt das Eigenthum
der Bürger zerstören, indeß ein jeder zu Hause bleibt, und in äußersten Winkel
kriegt, um sich vor die fliegenden Steine zu schützen. Auch der Magistrat ist auch
sehr viel Schuld, indem ganz und gar keine Anordnungen getroffen worden sind.
Allgemein wird die Bürgerwehr bespöttelt,
denn sie hatte es höchstens mit 40 Personen zu thun, die übrigen waren
Lehrburschen und Weiber.
Den 19 21sten April
war wieder eine große Volksversammlung auf den Luckauer Wall. Es wurde alles
aufgeboten, durch herrliche Reden verdienstvolle Männer die Menge zu
besänftigen, sie versprachen auch sich ruhig zu verhalten, aber den Abend
versammelten sie sich doch wieder auf den Marktplatze, wo sich auch Bauern
einfanden. Indeß ging alles ruhig ab.
12
Jahr.
1848. Cottbus
Den 20sten April, Herliche
warme Witterung haben wir jetzt.
Den 22sten Karfreitag. rükten
150 Jäger aus Lübben hier ein, welche so lange die Unruhen hier dauern,
hier stehen bleiben sollen, und besonders zur Vertheidigung des Zeughauses
gebraucht werden.
Den 24sten April. 1ster
Osterfeiertag. Wir haben herliches Wetter, alles ist grün, beim Korne kommt die
Aehre schon zum Vorschein. [überhaupt] aber unruhige Feiertage.
Den 26sten Nachmittag. Große
Arbeiter Versammlung auf dem Luckauer Wall. Sie ging ruhig ab.
Den 27sten Nachmittag 3 Uhr
im Krieschenschen Lokale Versammlung der ganzen Bürgerschaft. Es wurde aus
vielen vorher angegebenen Gründen die Absetzung des Oberbürgermstr. Römelt
ausgesprochen, und eine Deputation ernannt, welche sich den andern Morgen zu
denselben begeben, und ihn die Wünsche
13
Jahr 1848.
Cottbus
der Bürgerschaft zu eröffnen.
Den 28sten April. Die Nächte
ist es jetzt sehr lebhaft. Zahlreiche Bürgerwehr-Patrullen durchziehen die
Straßen der Stadt und Vorstädte.
Sehr unruhige Zeiten, an Arbeit wird
jetzt wenig gedacht, man ist nur immer auf Neuigkeiten gespannt.
Krieg mit Dänemark, erste Gefechte der
Preußen.
Im Gasthofe zum goldnen Ringe bildet
sich ein Constitutionneller Club.
Den 1sten Mai in
Cottbus und ganz Preußen Große Wahlversammlung um Deputirte nach Berlin und
Frankfurt a/M zur großen großen National-Versammlung zu senden, jeder
mänliche Einwohner der das 24ste Jahr überschritten hat, hat eine
Stimmme, und wer das 30ste
erreicht ist wählbar.
Die Bürgerwehr exerziert jetzt tüchtig.
14
Jahr 1848.
Cottbus.
Den 3ten Mai. Große
Bürgerwehr-Versammlung im goldenen Ringe. Der hiesige Major Wehrmann von 2te
Garde Landwehr Regiment wird, wird Commandeur der Bürgerwehr, muß aber
noch dazu die Erlaubniß seiner Behörde einholen.
Inserrection im Großh. Posen. Die
Insurgenten sind schon 20 000 Mann stark.
sie wirthschaften dort fürchterlich,
mißhandeln und morden die Deutschen, und berauben und morden die Juden.
Preusisch Militair rückt von allen
Seiten in Posen ein.
Den 10ten Mai kam Order, daß
das 12te Landwehrregiment sich marschfertig halten sollte, den 11ten
rückte selbiges schon aus. Auf dem Markte sah eine große Menge Menschen den
Aufbruch desselben zu. Uberall trauriger Abschied. Der Marsch geht nach Posen.
15
Jahr 1848
Cottbus.
Den 16ten Mai. Die
Preußen sind in [Jülland][9] eingerückt.
Den 18-20 Mai Markt in Cottbus, wegen
der Unruhen war derselbe aufgeschoben worden.
Den 22sten malte ich einen
Lübbener Jäger, Brustbild nach der Natur in Oel.
Den 28sten marschirten die
Lübbener Jäger wieder von Cottbus ab, es heißt, nach Schlesswig.
Die Bürgerwehr besteht jetzt aus 9
Compaginen (1200 Mann). Alle Tage wird exerzirt mit Trommel und Musik. Es ist
ein herrlich Leben bei dieser nahrlosen Zeit.
Den 13ten Junï Abends 6 Uhr,
Ein fürchterliches Unwetter, Sturm Gewitter Hagel und Regen.
Immer noch Unruhen in Berlin.
Den 15ten Juni. Festlicher
Ausmarsch der Schützengilde und der Bürgerwehr, es war ein unübersehbarer Zug,
und fand allgemeinen Beifall. Nachmittag Vergnügungen der Bürgerwehr auf dem
Schützenplatze, in Casino, im Bellevue
und bei Krieschens. Allgemeine Einigkeit
16
Jahr 1848
Cottbus.
Den 17ten Juni. 3ter
Schießtag. ebenfals Ausmarsch der Bürgerwehr mit der Gilde. Des Abends
gemeinschaftlicher Einzug in die Stadt. (1000 Mann).
Herliches fruchtbares Wetter, der
Dresdner Scheffel Korn 2 rth.
Der Aufstand in Posen ist gedämpft, und
die Provinz wieder unterworfen. Die Preußen ziehen sich auf Vermittlung
Englands wieder aus Jütland wieder zurück.
Rußland sammelt große Streitkräfte an
den deutschen Gränzen, und unterstützt mit Schweden, den Dänen
Den 18ten Juni. den 14ten
Juni. Erstürmung und Plünderung des Zeughauses in Berlin durch den Pöbel. Die
Bürgerwehr sah ruhig zu, die Besatzung im Zeughause 250 Mann Militair
capitulirte, und zog ab.
Aufstand in Prag. Mehrtägige Gefechte
der Studenten, und Bürger mit den Militair, es wird bombardirt.
Allgemein drückender Mangel wegen
Arbeitslosigkeit
17
Jahr 1848.
Cottbus.
Es wird eine Chaussee von Cottbus über
Peitz nach Guben gebaut.
Aus Berlin ziehen die meisten
Herrschaften, und reichen Leute, wegen der Unruhen weg, und begeben sich nach
den ruhigen Dresden.
Drückendes Elend daselbst.
Den 20sten Juni. Große
Rekrutirung in Cottbus
Alle Männliche Personen von 20sten-32sten
Jahre müssen sich stellen.
Der Staat in dringende Geldverlegenheit.
15 Millionen sollen durch eine
freiwillige Anleihe zu 5 Procent aufgebracht werden, es fällt aber schwer, der
Staat hat durch seine liederliche Wirthschaft den Credit verlohren
Den 29sten. Den 25sten
Juni ist ein fürchterlicher Kampf in den Straßen Paris ausgebrochen welcher
schon mehrere Tage dauert. Die Nationalgarde vereinigt mit dem Militair gegen
100 000 brodlose Arbeiter.
18.
Jahr.
1848. Cottbus.
Man besorgt einen Krieg mit Rußland.
Das Vertrauen zur versammelten
National-Versammlung in Berlin schwindet immer mehr
Mißhandlung mehrerer Minister von Seiten
des Pöbels.
Oefterer Ministerwechsel in Berlin.
Durch die Preßfreiheit kommen jetzt sehr
viel geheime Sachen an Tag, man kann das [Mustern][10] der früheren
Ratsverwaltung [nur][11] verabscheuen.
Den 11ten Juli. malte
ich eine Ansicht von Gr. Ohsnig in Wasserfarben (Herrsch. Hof.).
Die Chaussee über Peitz nach Guben wird
gebaut. Desgleichen eine nach Muskau.
In der Spremberger Vorstadt, wird die
Katholische Kirche gebaut.
Oestreich verliert seine Italienischen
Besitzungen. Kampf um derselben.
Den 22sten Juli malte ich die
baierschen Mädchen in Oel.
Den 23sten Ausmarsch der
ganzen Bürgerwehr nach dem Exerzierplatze. Großes Schießen.
19
Jahr 1848.
Cottbus.
Den 28sten Juli malte ich
eine kl. Gemäldescheibe
Vertheidigung der Barrikade, am
Cöllnischen Rathhause durch den Pöbel den 18-19ten März 48.
Man erblickt bei der Mondeshelle, die
hoch aufgebaute Barrikade, auf welcher ein Pole auf äußerten Spitze ganz ruhig
die dreifarbige Fahne aufsteckt, ohne auf das ihn gerichtete Kartätschen Feuer
zu achten, der Pöbel ist beschäftigt mit allerlei Waffen, gegen das
heranrückende Militair sich zu vertheidigen
Im Vorgrunde befinden sich eine Menge
Knaben beim Feuer und gießen Kugeln, während ein Mädchen für Blei sorgt, und
Bleifenster zuträgt, man sieht Verwundete, aus allen Fenstern, wird auf das
Militair geschossen und mit Steinen geworfen. Im Hintergrunde das anwesende
Militair, mit dem königl. Schlosse.
Den 6ten August.
Allgemeine Huldigung des Reichsverwahrers. (Oestreich. Prinz.) in ganz
Deutschland. Uberall Festlichkeiten.
20
Jahr 1848.
Cottbus.
In Preußen will man von der Huldigung
zwar nicht viel wissen, doch ist selbige in vielen Städten der Rheinprovinzen,
Westphalen und Schlesien feierlich begangen worden. Man will dadurch ein
einziges Oberhaupt in Deutschland bezweken, nun muß allen Anordnungen, und
alles was bei uns unternommen wird, die Genehmigung des Reichsverwahrers
eingeholt werden.
Dies ist die Vereinigung Deutschlands.
Aber wie sehr ist Preussen dadurch
gesunken
Den 10ten August malte
ich eine Gemäldescheibe. Angriff des Militairs auf der Barrikade am Cöllnischen
Rathhause d. 18 - 19 März zu Berlin.
Der Adel ist im Preusischen Staate
abgeschaft.
Den 12ten August.
Immerwährende Unruhen in Berlin und andern Städten Deutschlands.
Es giebt jetzt zahlreiche Clubs.
21
Jahr 1848.
Cottbus.
Ende des Waffenstillstandes mit Dänemark
Wiederausbruch der Feindsiligkeiten. Es
ziehen die Bundestruppen Sachsen, Baiern Baden Würtenberger, den Deutschen in
Schleßwig zur Hülfe
Der Krieg mit Dänemark wird von Preußen
sehr saumselig geführt, und verräth Preußens Ohnmacht und Schwäche, man muß bei
allen Sachen, erst in Frankfurt a/M bei der National Versammlung anfragen, was
man machen solle, ob vorwärts oder zurückgehen. Übrigens verspricht man sich
von der Nationalversammlung in Frankfurt a/M. eben so wenig, wie von der
Berliner.
Die Erndte ist gut ausgefallen der Berl.
Sch. Korn 1 rth. Waizen 2 rth.
Den 14ten August.
Bund-Scheiben-Schießen.
die 3te und 4te
Compagnie der Bürgerwehr hielt in [Bellvue] ein Vogelschießen.
Immer noch große Uneinigkeiten in
Deutschland.
22
Jahr 1848.
Cottbus.
Jetzt soll eine große deutsche Kriegs-
und Handelsflotte gebaut werden. Allgemeine Sammlungen im ganzen Lande. Einige
Kanonenböte sind schon erbaut worden.
In Schlesien große Hungersnoth unter den
Webern.
In Cottbus ist das Bettelwesen
abgeschaft worden, dagegen hört das größere Betteln, in Collniten, für Militär,
Landwehr, deren Familien, Staatsanleihen Kriegsflotte u.s.w. nicht auf
Es herscht hier allgemeine dringende
Geldnoth.
Die Landwehr 1stes Aufgebot
ist meist wieder aus Polen zurück.
Ausbruch der Cholera in Berlin.
Den 15ten August malte ich
ein Portrait.
Ein kleines Mädchen ganze Figur nach der
Natur in Oel nebst Gegend. (Löbels).
Den 21sten Sontags
Nachmittag hatte die Bürgerwehr Kirchenparade, nachher Ausmarsch nach dem
Exerzierplatze. Exerzicium, [bivouck][12] und in freien
Tanzvergnügen.
23
Jahr
1848. Cottbus.
Den 23sten August.
Feierlicher Ausmarsch der ersten und zweiten Compagnie der Stadtwehr, nachher
großes Prämienschiessen (180 Prämien) Conzert und Ball.
Alle Wochen feierlicher Ausmarsch der
übrigen Compagnien.
Den 11ten Sept. die
Pflaumen sind dieses Jahr außerordentlich gerathen. Berliner Scheffel 15 [xxx][13]
Abermaliger Waffenstillstand mit
Dänemark auf 7 Monate. (Commandeur General Wrangel)
Auch malte ich jetzt für die Bürgerwehr
mehrere einfache Scheiben.
Ungarn sucht sich von Oestreich
loszureißen
Kampf um dasselbe.
Den 23sten Sept. war ich bei
dem Begräbnisse des Kindes bei den H. Kaufman Wintzer.
Nachmittag machten wir nebst der
Schwester des H. Wintzer einen Spaziergang, nach den Gräbern der verstorbenen
Wästphäler.
Den 25sten. Den 21sten
Sept. Großer Barrikadenkampf in Frankfurt a/M.
Mehrere hundert
24
Jahr 1848.
Cottbus
Menschen sind geblieben. Zwei Preußs.
Deputirte von der National-Versammlung. v. Auerwald und v. Lichnowscy wurden
dabei jämmerlich ermordet.
Den 5ten October male
ich Fräulein Wintzer Brustbild in Oel nach der Natur.
Den 8ten. In 4ten
October wurde das Schloß und die Wirtschafthsgebäude des Grafen Lyner von
Wilddieben demolirt, wobei sogar die Bürgerwehr half.
Unruhen in Kalau.
Den 10ten October. Cravall in
Drebkau.
die Guts-Herrschaften, welche im
Ottoschen Saale versammelt waren, wurden von der Bürgerwehr aus der Stadt
vertrieben.
Den 12ten Unruhen in Guben,
durch die Tuchmachergesellen, welche höhere Lohn haben wollten; die Bürgerwehr
schritt ernsthaft ein, es fielen viele Verwundungen vor, und zwei Personen
wurden förmlich mit dem Bajonett durchstochen.
25
Jahr 1848.
Cottbus.
Den 14ten October. Den 6ten
October. Großer Barrikadenkampf in Wien. Das Militair geht meistens zum Bürgern
über, der Kaiser mußte abermals flüchten, über 500 Menschen sind geblieben, der
Kriegsminister wurde vom Volke aufgehängt.
Das längst erwartete Bürgerwehrgesetz
ist nun endlich von der Nationalversammlung in Berlin erschienen.
Das Bürgerwehrgesetz ward dieser Tage in
Berlin auf einen Esel gebunden, und in der Stadt herumgeführt, und endlich auf
den Genddarmen (markt) , unter vielen tausend Zuschauern, und Angesichts der
Bürgerwehr, mit den Preußs. Fahnen verbrannt.
Den 14ten male ich das Kind
des H. Michovius im Sarge liegend in Oel nach der Natur.
Den 16ten male ich
Friedrich II. Brustbild in Oel.
Den 17ten male ich Napoleon.
Brustbild in Oel.
26
Jahr 1848.
Cottbus
Den 17ten October. Den
16ten October rebellirten die Canalarbeiter in Berlin. Sie
zerschlugen eine Maschine zum Wasserpumpen, zogen hierauf in Masse nach Berlin,
wo sich ihnen die Bürgerwehr entgegen stellte. Es kam zum Angriff, es wurde
scharf geschossen von den Arbeitern blieben 11 todt auf den Platze, und viele
verwundet.
Von der Bürgerwehr bleiben 2 todt, und
110 wurden durch Steinwürfe verwundet.
Den 19ten feierlich Begräbniß
der beiden Bürgerwehrmänner, so wie auch der 11 Arbeiter, welches besonders
sehr prächtig gewesen ist.
Jetzt male ich ein junges Mädchen nach
ihrer Leiche. halbe Figur in Oel (.Hartmann.)
Den 21sten rückte hier ein
Battalion des 20sten Regiment von Schleswig kommend hier ein, und
marschirte den andern Tag nach Guben.
Den 28. Nachrichten aus Wien. Wien wird
von den Oestreichischen Truppen belagert und bombardirt, die Ungarn wollen Wien
zur Hilfe kommen.
27
Jahr 1848.
Cottbus.
Den 29sten October
große Bürgerversammlung im Lehmanschen Saale, wegen Besetzung der
Oberbürgermeisterstelle.
Wir haben herrliche Sommerwitterung.
Heut Nachmittag großes Exercicium der
ganzen Bürgerwehr.
Den 4ten Nov. male ich
ein junges Mädchen Marie Hoffmann. halbe Figur, nach der Natur in Oel.
Dieser Tage machte ich einen Spaziergang
nach den Branitzer Garten. Dieser hatte sich ungemein verändert, der Fürst
Pückler hatte denselben sehr erweitert, und verschönert, und mit prachtvollen
Anlagen versehen.
Wien wird wieder von den Oestreichern
erobert und besetzt.
Den 3ten Nov. rückten
105 Mann Garde-Schützen [hier ein], die Bürgerwehr und Schützengilde
marschirten dieselben bis Ströbitz entgegen.
28
Jahr 1848.
Cottbus.
Den 10ten Nov. Die
National-Versammlung soll nach Brandenburg verlegt werden. Proclamation des
Königs. Abermaliger Ministerwechsel. (Ministerium Brandenburg) die
National-Versammlung wird aus dem Sitzungssaal durch Militair vertrieben.
Auflösung und Entwaffnung der Bürgerwehr in Berlin. Der General Wrangel besetzt
Berlin, und droht die Ruhe, mit Waffengewalt herzustellen. Große Gährung
deswegen
Den 18ten Nov. Berlin in
Belagerungs-Zustand erklärt. Die National-Versammlung spricht die
Steuerverweigerung aus.
Traurige Folgen davon in den Provinzen
Den 24sten Guben
verweigert die Steuern, Vertreibung der Beamten daselbst, die Preußs. Adler
werden herabgeworfen, und mit Füßen getreten. Besetzung
durch Cavallerie.
Düsseldorf und Erfurt in
Belagerungs-Zustand erklärt.
Erste Katzen Musik in Cottbus.
29
Jahr 1848.
Große Volksversammlung in Cashino. Als
Redner traten auf Dr. Bolze, Landgerichtsrath Ritter Buchhändler Meier. Der
Pöbel verlangt die Steuerverweigerung, und ein Freicorps der
National-Versammlung zu Hülfe.
Den 30sten Nov. male ich die
verstorbene Königin Louise von Preußen halbe Figur in Oel.
Aus vielen Städten laufen Nachrichten
wegen Verweigerung der Steuern ein.
Den 2ten December. Heut früh
rückten ganz unverhoft die Garde-Schützen wieder aus.
Den 4ten Berlin ist
jetzt ganz ruhig, die Provinzen theilweiß ebenfals
Wir haben jetzt sehr warme Witterung.
Die Provinzen fügen sich, die Steuern
fortzugeben; Eine Proclamation und Bekanntmachung drängt die andere.
Cottbus trat die Steuerverweigerung
nicht bei.
Die Landwehren werden im ganzen Staate
einbeordert.
30
Jahr 1848.
Cottbus.
Den 3ten December. Die
Garde Landwehr wird in Cottbus einberufen.
Den 6ten male ich das
Portrait eines Garde-Landwehrmannes halbe Figur nach der Natur in Wasserfarben.
Der König giebt eine Verfassung heraus
und lößt die National-Versammlung in Brandenburg auf. Allgemeine Freude im
Lande, es werden deswegen an vielen Orten Feierlichkeiten angeordnet.
So sehr man erst auf die
National-Versammlung hielt, so sehr kam sie jetzt beim Volke im Verfall,
besonders kam wegen ihr unnützes Debattiren nichts zustande und nun die
Steuerverweigerung, welche sie aussprach, setzte der Sache noch die Krone auf,
sie stürzte also das Land dadurch ins Verderben. Zahlreiche Untersuchungen
deswegen finden jetzt statt, in den Städchen Dahme, kommen sogar alle Männer in
Untersuchung.
Den 9ten rückte unser
Baitallon Garde Landwehr nach Frankfurt a/O.
31
Jahr 1848.
Cottbus
Den 15ten December. Große
Freude über die verliehene Verfassung von 5ten Decembr. Die
Mitglieder der National-Versammlung werden jetzt allgemein gehaßt. Sie hatte
dem Staate viel Geld gekostet, und alles dem St in Aufruhr gebracht.
Alles ist jetzt ruhig, und die Ordnung
wieder hergestellt. Die Unruhstifter werden zur Untersuchung gezogen.
Den 16ten malte ich
die beiden Mädchen in Oel.
Den 27sten Dec. Die Weihnachtsfeiertage
verlebte ich ruhig zu Hause.
Wir haben jetzt heftige Kälte.
der Berliner Scheffel Korn kostet 28
[xxx][14] Weizen 2 rth.
Aepfel waren dies Jahr wenig, das Berliner [Virtel.] 14 [xxx][15] voriges Jahr 4
[xxx][16].
Den 31sten Dec. Sylvester
Abend brachte ich ebenfals zu Hause zu.
32
Jahr 1848.
Cottbus.
Dieses merkwürdige Jahr ist nun vorüber.
Es spielt eins der bedeutensten in der Geschichte Preußens, wir haben durch die
März-Revolution, Freiheit, und eine Constitution errungen, aber auch ein
unheilvolles Jahr, wie viele Familien sogar Städte, sind ins höchste Elend
gerathen
Handel und Wandels lag gänzlich
darnieder besonders manche Geschäfte gingen ziemlich zu Grunde. Besonders
fühlten es die Tischler, Goldarbeiter, und mehrere, die Luxus Artikel
anfertigen. Daher ist die Auswanderung nach Amerika und Australien sehr in Gang
gekommen, es werden zum künftigen Frühjahre aus den Cottbusser Kreise darhin
sehr viele Familien abgehen. Was mein Geschäft anbelangt, ging es auch dies
Jahr, sehr langsam, doch machte es sich noch. Der Zeichen-Unterricht ging zwar
schlecht, wird sich auch nie wieder heben, da in allen Schulen jetzt etwas
Zeichen Unterricht gegeben wird, daher blieb mir blos der Unterricht in
Oelmalen.
33
Jahr 1848. Cottbus.
Gemälde
die ich im Jahr 1848 angefertigt habe.
1, Eine Ansicht des Neumarkts und der
Frauenkirche in Dresden. Oelgemälde.
2, Eine Ans. des Kinhast in Schlesien.
Oelgemälde.
3, Eine Partie aus der Sächsch.
Schweitz. Aussicht von der hohen Liebe über Ostrau in Oel.
4, Der Arnstein in der Sächsch. Schweitz
in Oel.
5, Den Raubstein in der Sächs. Schweitz
in Oel.
6, Das Prebischthor in der Sächs.
Schweitz in Oel.
7, Eine Madonna, Brustbild in Oel.
8, An und Aussicht der Bastei in der
Sächsch. Schweitz Oelgemälde
9, Das Portrait der hochseligen Königin
Louise v Preussen, halbe Figur in Oel.
10. Eine Ansicht von Neuenburg in Oel.
11, Das Portrait eines Lübbener Jäger,
Brustbild nach der Natur in Oel.
12, die Baierschen Mädchen in Oel.
13. Ein Kind. (Löbels Mädchen) ganze
Figur, nach der Natur in Oel, nebst Gegend.
34
Jahr 1848.
Cottbus.
14, Eine kleine Gemäldescheibe.
Barrikadenkampf am Cöllnischen Rathhause den 18ten ud 19ten
März 1848 zu Berlin. Oelgemälde.
15, Eine große Gemäldescheibe. Angriff
der Barrikade am Cöllnischen Rathhause den 18ten und 19ten
März zu Berlin, vom Militair. Oelgemälde.
16. Das Portrait des Fräulein Wintzer,
Brustbild nach der Natur in Oel.
17, Das Kind des H. Michovius als Leiche
im Sarge nach der Natur in Oel.
18. Ein junges Mädchen (Hartmann) nach
ihrer Leiche im Sarge, halbe Figur nach der Natur in Oel.
19, Das Portrait der Marie Hoffmann
halbe Figur nach der Natur in Oel.
20. Das Portrait der hochseligen Königin
Louise v Preußen, halbe Figur in Oel.
21. Das Portrait eines
Garde-Landwehrmannes, halbe Figur, nach der Natur in Wasserfarben.
22 Die beiden Mädchen in Oel.
35
Ansichten in
Wasserfarben
3 Ans. vor dem Sandower Thore zu
Cottbus.
2 Ans. gegen Mitternacht zu Cottbus.
2 Partien vor dem Sandower Thore zu
Cottbus.
2 Ans. von der Schloßkirche zu Cottbus.
2 Ans. des Königl. Land ud Stadtgerichts
zu Cottbus.
1 Ans. des Hersch Hofes zu Gr Ohsnig bei
Cottbus.
zusammen
12 Ansichten.
Diejenigen
die ich im
Jahr 1848 im Zeichnen und Malen unterrichtet habe.
1, v. Diepow I 4 Reich
2, Schulz 5,
v. Diepow II
3 Molle. 6,
v. List.
7.
Pfeiffer.
Hinzugekommen
1848. sind.
8, Krüger 12,
Wolff.
9 Hoffmann a Frankfurt a/O. 13,
Blüttchen a Vetschau
10 v. Plötz a Spremberg. 14
Brückner.
11 Ring a Liberosa.
Erwachsene
15, Quast. 18,
Fräntzel
16 Dietrich 19,
Roy.
17 Stahl. 20,
Eccle.
Transkription
Tanja Leistner
36
Jahr 1849. Cottbus.
Den 1sten Januar. früh
um 11 Uhr große Parade der Bürgerwehr. Neuer Commandeur der Bürgerwehr. Lieut
Keller. – der Herr Justistiarius Jahr übernahm heut die Stelle eines Magistrats
Dirigenten, bis zur Einführung der Gemeinde-Ordnung. Der frühere Oberbürgermstr
Römelt. wird pensionirt.
Heftige Kälte.
Den 8ten malte ich das
Portrait des Fürsten Blücher v. Wahlstadt, Brustbild in Oel.
Den 17ten malte ich das
Portrait eines Lübbener Jäger. (Haberland) halbe Figur nach der Natur mit einer
Ansicht v. Flensburg mit Seegestade.
Den 12ten Januar wohnte ich den Stiftungsfeste des Handwerkervereins
des Dr. Bolze bei, wobei ich viel Vergnügen hatte, und mit H. Kaufman Wintzer und
Heintze des Guten etwas zu viel that. Die Nacht um 1 Uhr kam ich wieder nach
Hause, wo ich auch noch mit einer Person eine kurze Unterhaltung hatte.
37
Jahr
1849. Cottbus.
Den 22sten Januar. Große
Abgeordnetenwahl zu den beiden Kammern. Da die vorjährige National Versammlung
in Berlin und Brandenburg ihren Erwartungen nicht entsprach, so wurde sie, wie
bekannt, vom Könige aufgelößt. welcher auch zugleich eine Verfassung herausgab.
Diese Verfassung soll nun von den vom Volke gewählten Abgeordneten der 1sten
und 2ten Kammer revedirt, und auch das allgemeine Wohl des Landes
berathen werden. Diese Wahl umfaßt hier 3 Kreise nemlich, Cottbus, Kalau ud
Spremberg. Um die Ruhe bei der Wahl zu sichern, rückten auch 150 Lübbener Jäger
und 20 Husaren hier ein, welche den andern Tag wieder abmarschirten.
Den 5ten Febr. kamen die
Wahlmänner von Kalau und Spremberg hierher, um eine engere Wahl zu
veranstalten. Heute rückten die 150 Jäger und 20 Husaren hier ein, nicht wie
aber angegeben den 22sten Januar.
38
Jahr 1849.
Cottbus.
Die Garde Landwehr. (Cottbusser) ist von
Frankfurt wieder zurück, und bis auf 100 Mann welche hier stehen bleibt, wieder
entlassen
Den 7ten malte ich das
Herrschaftl. Gebäude in Papitz, nach der Natur in schwarzer Tusche.
Den 8ten Febr. war Extra Conzert mit nachherigen Tanzvergnügen im
Ringe, von der neu organisirten Musikgesellschaft. Ich wohnte dasselbe mit bei,
tanzte auch einige mal mit meiner Köchin Marie Hoffmann.
Gegen 1 Uhr gingen wir nach Hause. saßen
einige Stunden noch bei einander, wo es zu gegenseitigen Erklärungen kam.
Den 9ten malte ich das Stück,
die beiden Mädchen. Oelgemälde
Den 12ten Febr. malte ich
eine Ansicht der Stadt Schneeberg in Oel.
Neue Organisation der Bürgerwehr, neue
Wahl der Führer.
Den 15ten malte ich das Stück
die Suppentaufe in Oel. Eine Köchin hatte ihren Liebhaber einen Soldaten, in
ihre Küche genommen, und giebt ihn von der Suppe, welche für die Herrschaft
bestimmt ist, indessen sie die
39
Jahr 1849.
Cottbus.
übrige Suppe mit Wasser verdünt, um
damit das Fehlende nicht bemerkt werden soll, bei welcher Taufe sie von den
eintretenden Kammerdiener ertapt wird.
Den 25sten Februar Nachmittag um 4 Uhr feierte ich mit der Marie
Hoffmann in Beisein mehrerer Bekannten und Freunde meine Verlobung. Früh hatte
ich mir das JaWort geholt. Sontag 10 Uhr.
Den 8ten März malte ich das
Stück. die Seifenblasen. Ein Paar niedliche Kinder an ein Laubenfenster sitzend
beschäftigen sich mit Seifenblasen.
Die halbe Januar und ganze Febr waren
ganz gelinde, dagegen haben wir jetzt Kälte und Schnee. und immer viel Sturm.
Der Wacht- und Patrullendienst hat bei
unserer Bürgerwehr aufgehört.
Den 20sten März malte ich die
Suppentaufe noch einmal ebenfals in Oel.
Den 24sten malte ich das
Portrait meiner Mutter in Oel, Copie von einen größeren Gemälde in Brustbild.
40
Jahr 1849.
Cottbus.
Hartnäckiger Krieg Oestreich mit Ungarn,
die Ungarn sind in Vortheil, obgleich ein russisches Hilfskorps in Siebenburgen
eingerückt ist. Es fallen solche Scenen, wie im dreißigjährigen Kriege vor.
In Frankfurt a/M ist von der dortigen
National-Versammlung nach vielen Debatten und Streitigkeiten der König v
Preussen zum Kaiser der Deutschen gewählt worden.
Oestreich hat sich jetzt ganz von
Deutschland getrennt.
Den 30sten Maerz. Dänemark
hat den Waffenstillstand am 26sten März gekündigt. Anfang der
Feindseligkeiten.
Den 1.-2 sten April.
Deutsche Truppen aller Gattungen als Baiern, Sachsen, Baden, Hessen, und
Würtenberger ziehen nach Schleswig.
Den 8ten 1ster
Osterfeiertag.
Den 2ten Osterfeiertag
war ich mit meiner Braut auf dem Schießhause.
Den 12ten April. Deutsche
Truppen erobern bei Eckenförde von den Dänen, ein Schiff,
41
Jahr 1849.
Cottbus.
ein Linienschiff und eine Fregatte geht
den Dänen dabei verloren, die Fregatte wurde stark beschädigt, das Linienschiff
wurde in die Luft gesprengt.
Den 15ten April.
Markt-Sontag. Unser erstes Aufgebot in der Kirche.
Wir genießen die schöne Zeit mit
häufigen Spaziergängen.
Den 22sten Immer
unbeständige Witterung viel Regen und heute fiel auch Schnee.
Der König lößt die Kammern auf.
Den 29sten April. Sontag.
Unser Polterabend, wir waren einige 60 Personen beisammen, recht lustig,
tanzten bis früh, auch wurde meine Braut recht sehr beschenkt. Von meinen
Verwandten ließ sich niemand sehen, desto mehr wurden wir von Fremden beehrt.
Den 30sten Ruhetag.
Den 1sten Mai. Unser Trauungstag. Nachmittag um 2 Uhr. die Kirche
war gedrängt voll Zuschauer, man hatte alles mit Blumen bestreut und der H.
Pred. Berger hielt die Trauungsrede.
42
Jahr 1849.
Cottbus.
Die übrige Zeit verbrachten wir heiter
und vergnügt, mit mehreren guten Freunden und tanzten bis Nachts 2 Uhr.
Den 5ten Mai. Die
Sächsische Post blieb aus.
Den 3. und 4. Mai Barrikadenkampf in Dresden, der König
flüchtet auf den Königstein.
Der Kampf der größeren Fürsten
Deutschlands gegen die von der National-Versammlung zu Frankfurt a/M
beschlossene Verfassung fängt jetzt schon an, eine ernste blutige Gestalt zu
gewinnen. – In Dresden, wo der König, wie bei uns, seine Kammern aufgelößt
hatte, indem dieselben die Zeit mit unnützen Hin und Heerreden, Zanken und
streiten verbracht, schritt, das Volk Anfangs zu bitten und Vorstellungen,
hernach zu den Waffen. Der König ist nach der Festung Königstein entflohen,
eine provisorische Regierung ist eingesetzt und der Kampf zwischen Bürgern
(besser gesagt der Pöbel) und Soldaten wüthet auf den Straßen und zwischen den
Barrikaden. Preußs. Militair ist eingerückt und hielft kämpfen. Aus den Lande selbst
43
Jahr 1849.
Cottbus.
kommen mehrfach bewaffnete Zuzüge nach
Dresden um den Pöbel zu helfen. Noch schwankt der Kampf, welcher schon mehrere
Tage dauert, er wird aber durch die noch immerfort nachrückenden Preusischen
Truppen vielleicht bald sein Ende gewinnen, das alte Opernhaus wurde dabei in
Brand gesteckt, der Zwinger theilweise zerstört und verbrannt. Die nächsten
Tage werden uns wichtige Ereignisse bringen.
Ende des sechstägigen Barrikadenkampfs
in Dresden.
Den 8ten Mai.
Barrikadenkampf in Leipzig.
Den 9ten Mai. Den 6 und 7 Mai
Barrikadenkampf in Breslau.
Den 14ten Barrikadenkampf in
Elberfeld, Düsseldorf und Iserlohn.
Die Landwehren in der Rheinprovinz und
Westfhalen verweigern den Dienst und treten feindlich auf, sie respektiren blos
die Frankfurter National-Versammlung. Es ziehen jetzt Truppen nach den Rhein,
um die Ungehorsamen wieder zum Gehorsam zu bringen.
Den 12ten Mai. Alle
Landwehren wurden jetzt einbeordert.
44
Jahr
1849. Cottbus.
Den 14ten Mai. Die
Garde-Landwehr bei uns wird ebenfals einbeordert.
Die Ungarn sind siegreich, stehen bei
Presburg, die Russen ziehen den Oestreichern zu Hilfe.
Den 16ten Mai. Die
Preußen besetzen die meisten Städte in Sachsen.
Ich male das Portrait des Königs Fried
Wilh III Brustbild in Oel.
In meinen Ehestande gefällt es mir
außerordentlich, wir gehen sehr häufig spaziren, und machen jetzt immer noch
Aufsehen.
Die Reichsversammlung in Frankfurt a/M
hat beschlossen ein Reichsheer zusammenzuziehen und gegen Preußen kriegerisch
aufzutreten.
Die Rheinländer in Aufstand. Baden wird
als Republik erklärt, der Grosherzog muß flüchten.
Den 20sten Mai. Ich male das
Stück, der kranke Hund in Oel.
Die verbündeten deutschen Truppen sind
in Jüdland eingerückt, und bombardiren Fridericia.
Den 27sten Mai. Die Pfingstfeiertage
habe ich recht heiter mit meiner lieben Frau verbracht.
45
Jahr 1849.
Cottbus. Peitz.
Den 28sten 29sten
ud 30sten Mai. die Schießtage.
Den 8ten Juni. Die Preußs.
Rheinprovinzen sind jetzt wieder zur Ruhe gebracht worden.
Preußs. Truppen marschiren jetzt nach
Baden worunterbei auch das 12te Landwehr Regiment worunter
die Cottbusser gehören; um die Ruhe wieder herzustellen.
Den 11ten Juni machte ich
eine Partie nach Peitz.
Die Reichsversammlung zu Frankfurt a/M
ist aufgelößt, die meisten Deputirte sind von ihren Staaten zurückberufen, der
Rest der Versammlung begiebt sich nach [Stuttgard], um dort [pre] Sitzungen zu
halten.
Preußen, Sachsen und Hanover haben sich
vereinigt, man hofft, das die andern Fürsten Deutschlands beitreten werden.
Den 14ten Juni machte
ich eine Partie nach Spremberg.
Ich male das Stück. Judith enthauptet
den Holefernis in Oel.
Den 21sten malte ich das
Fabrikgebäude des H. Hoffmann. in Galinchen nach der Natur in Wasserfarben.
46
Jahr 1849.
Cottbus.
Den 26sten Juni. malte
ich das getheilte Frühstück in Oel.
Jetzt male ich das Fabrikgebäude des
Herrn Hoffmann in Galinchen noch zweimal in Wasserfarben.
Den 3ten Juli
veränderte ich meine Wohnung ich zog nach der Sandower Straße.
Den 10ten malte ich
die Gemäldescheibe des H. Berg. Schlacht und Einnahme von Schleswig durch die
Preusischen Truppen. Eigne Composition, in Oel.
Den 25sten gegen Abend schlug
ein Wetterstrahl mit starken Krachen in den Schornstein der [Scpinnfabrik] auf
den hiesigen Schlosse zündete das Scharwerk des Daches, und fuhr in Keller, der
Brand wurde sogleich gelößht.
Den 29sten früh um 5 Uhr
brannten in Brunschwig 2 Wohnhäuser ab, wobei eine Frau mit den Retten ihrer
Sachen beschäftigt, dabei verbrannte.
Den 27sten hatte die 5te
Compagnie der Bürgerwehr, wo ich jetzt dazu gehöre, Ausmarsch,
Schießen und Ball, ich wohnte dasselbe mit bei.
47
Jahr 1849.
Cottbus.
Abermaliger Waffenstillstand mit
Dänemark.
Die Preusischen Truppen haben auch in
Baden nach hartnäckigen Kämpfen die Ruhe wieder hergestellt.
Unsere Garde-Landwehr, welche bis jetzt
in Wittenberg stand, befindet sich jetzt in Dresden, wo es ihr sehr gefällt.
Den 1sten Juli. Die
Ruhe im Preusischen Staate ist nun gänzlich wieder hergestellt. Es werden nun
viele hohe Personen, besonders von der vorigen National-Versammlung zur
Untersuchung gezogen, besonders auch diejenigen, die die Steuerverweigerung
ausgesprochen haben.
Den 10ten Juli. Jetzt
male ich die Gemäldescheibe des H. Berg. Die Schlacht und Einnahme von
Schleswig durch die Preusischen Truppen. Eigne Composition in Oel.
Den 25sten August. Mein
Geburtstag. Meine liebe Frau überraschte mich durch eine Ehrenpforte, welche
sie recht zierlich über den Sopha gebaut hat, und sprach ein schönes Gedicht,
wo wir dann den Abend [recht] Familie zubrachten.
48
Jahr 1849.
Cottbus.
Den 28sten August malte ich
eine kleine Gemäldescheibe die Vertreibung der National-Versammlung aus den
[Milenschen] Saal zu Berlin durch Militair.
Den 29sten malte ich das
Berliner Thor zu Cottbus nach der Natur in Oel.
Den 30sten malte ich das
Stück, die Uberraschung in Oel.
Ein Ritter übersch überrascht
eine junge Dame beim Briefschreiben.
Jetzt male ich mehrere ungarische
Freiheitskämpfer in Wasserfarben, als das Portrait von den General Bern,
Koshut, Dembinsky, Gorgey und Perczel.
Den 1sten Sept. Die Landwehr
12te Regiment ist größtentheils aus Baden zurück, und trägt
zum Andenken dieses Feldzuges ein vom Großherzoge v Baden, verliehenes gelbes
Ordensband. Der Sohn des H. Rittmeisters v Maschwitz auf Wintdorf von den Husaren
ist in Baden geblieben.
Den 6ten Sept. hielt
das Schwurgericht hier die erste öffentliche Sitzung, 50 Jäger kamen von Lübben
zur Besatzung hierher.
49
Jahr 1849.
Cottbus.
Den 12ten Sept. wurde ein
gewisser Werthchen von dem hiesigen Gerichte zum Tode verurtheilt wegen
Verbrechen eines Mordes.
Den 14ten malte ich das
Stück. Der Uberfall der Räuber. Italienische Scene in Oel.
Den 16ten malte ich die
Beichte des Räubers in Oel.
Ungarn ist durch Rußland Macht wieder in
Oestreichischen Händen, die Generäle der Ungarischen Armee, haben sich aufs
Türkische Gebiet geflüchtet, wo sie der Sultan in Schutz nimmt.
Auch der Pabst ist jetzt wieder in Rom.
Den 20sten malte ich das
Stück, der Briefwechsel in Oel.
Den 24. malte ich das Stück. Männer
gerathen in einer Schenke in Streit. Oelgemälde
Den 26, das Stück. Die Abreiser,
ebenfals in Oel.
Den 3ten October. Es
herscht hier eine schreckliche Brechruhr. (Cholera.) In einigen Stunden erfolgt
der Tod. In klein Ströbitz starben in einigen Wochen 17 Personen, manche Häuser
sind ganz ausgestorben.
50
Jahr
1849. Cottbus.
4ten October. malte ich
Napoleon, Brustbild in Oel.
6ten malte ich eine Ansicht
eines Pommerschen Dorfes in Wasserfarben.
8ten malte ich die
Todesbotschaft in Oel.
Das hiesige Rathhaus, wird theilweise
abgerissen, und einige Säle gebaut, wo kunftig das Schwurgericht ihre Sitzungen
halten soll.
Den 5ten kam die
GardeLandwehr von Torgau zurück, sie wurde von der Schützengilde und Magistratspersonen
feierlich eingeholt, auch in Drebkau ist die Garde festlich empfangen worden.
Den 10ten malte ich 2
Ansichten der Gräber der im Jahr 1813 erschossenen Westphäler in Oel.
Den 15ten October. Bis jetzt.
also 3 Wochen sind in Ströbitz 34 Personen gestorben.
Den 20sten malte ich das
Portrait meiner Frau, Brustbild in Oel, nach der Natur
Den 25sten malte ich mein
eignes Portrait Brustbild nach der Natur in Oel.
Schreckliches Sterben in Burg. Leipe,
besonders in Lübbenau an der Cholera.
In Lubbenau sterben täglich 20 bis 30
Personen
51
Jahr 1849.
Cottbus.
Grausame Hinrichtungen in Ungarn durch
die Oestreicher.
14ten Nov. Heftige Kälte und
viel Schnee.
15 bis 16 Grad. Auflösung der
Bürgerwehr.
Den 26sten. malte ich
Napoleons Abschied von seiner Familie in Oel.
Den 29. malte ich das Stück. Benoni und
Leila oder der Mensch denkt, Gott lenkt. in Oel.
Den 2 December. malte ich, Unterhaltung
zweier Berliner Eckensteher bei einer Flasche Brantwein in Oel.
Den 20sten Abermalige Sitzung
des Schwurgerichts zu Cottbus. Politische Prozesse.
Den 26sten Dec. Die
Weihnachtsfeiertage habe ich mit meiner lieben Frau recht angenehm verbracht.
Den 31sten Sylvesterabend,
war ich bei meinen Schwiegereltern, wo wir den Abend ebenfalls angenehm
verbrachten.
Das jetzt verflossene Jahr 1849. kann
ich eins zu meinen schönsten zählen,
52
Jahr 1849.
Cottbus.
welches ich sehr angenehm mit meiner
lieben Frau verlebt habe, besonders war uns der Sommer sehr angenehm, wo wir
häufige Spaziergänge machten.
Dies Jahr ging es mit der Arbeit etwas
besser, wie im vorigen Jahre, besonders die hiesigen Tuchmacher hatten guten
Absatz, es konnten die Fabrikate trotzt der Maschinen nicht hergestellt werden.
es wurde Tag und Nacht gearbeitet, es fehlte sogar an Leuten.
Meine Einnahmen waren mir nicht so recht
zufriedenstellend, dagegen die Ausgaben bedeutend waren
53
Jahr 1849.
Cottbus.
Gemälde
die ich im
Jahr 1849 angefertigt habe.
1, Das Portrait des Fürsten Blücher v
Wahlstadt Brustbild in Oel.
2, Die Suppentaufe in Oel.
3, Das Portrait eines Lübbener Jäger
(Haberland) halbe Figur in Oel, Im Hintergrunde eine Ansicht v Flensburg.
4, Ein Ansicht der Stadt Schneeberg. in
Oel.
5, Die beiden Mädchen in Oel.
6, Die Seifenblasen in Oel.
7, Die Suppentaufe in Oel.
8, Das Portrait meiner Mutter,
Brustbild, Copie nach einem größeren Gemälde in Oel.
9, Das Portrait des Königs Fried. Wilh
IV. König v Preussen, Brustbild in Oel.
10, Der kranke Hund in Oel.
11, Judith enthauptet den Holefernes in
Oel.
12, Eine Gemäldescheibe. Die Schlacht
und Einnahme v Schleswig. Eigne Composition in Oel.
13, Das getheilte Frühstück in Oel.
54
Jahr 1849.
Cottbus
14, Eine kl. Gemäldescheibe. die
Vertreibung der National-Versammlung aus den [Milenschen] Saale zu Berlin.
Oelgemälde.
15, Das Berliner Thor zu Cottbus nach
der Natur in Oel.
16, Die Uberraschung in Oel.
17 Das Portrait des Polnischen Generals
Dembinsky
18 [17] Bern.
19. [18] des Ungarischen Generals in Wasserfarben
Koshut.
20, [19] Gorgey.
21 [20] Perczel.
22. Den Uberfall der Räuber in Oel.
23, Die Beichte des Räubers in Oel.
24. Der Briesterwechsel in Oel.
25, Männer im Streit in Oel.
26, Die Abreiser in Oel.
27, Portrait des Kaisers Napoleon.
Brustb. in Oel.
28, Die Todesbotschaft. in Oel.
29, Zwei
Ansichten der Gräber, der im Jahr 1813
30, erschossenen
Wästphäler.
55
Jahr 1849.
Cottbus.
31, Das Portrait meiner Frau, Brustbild,
nach der Natur in Oel.
32, Mein eignes Portrait, Brustbild nach
der Natur in Oel.
33, Napoleons Abschied von seiner
Familie in Oel,
34, Benoni und Leila. in Oel.
35, Zwei Berliner Eckensteher.
Ansichten in
Wasserfarben
Das Herrschl. Schloß in Papitz nach der
Natur mit schwarzer Tusche.
Drei Ansichten des Fabrickgebäudes des
H. Hoffmann zu Galinchen nach der Natur.
Eine Ansicht eines Pommerschen Dorfes.
56
Diejenigen
die ich im
Jahr 1849 im Zeichnen und
Malen unterrichtet
habe.
1849
hinzugekommen
1, Krüger 5, Koppe
2 Wolff 6,
Klingmüller
3 Blütchen a Vetschau. 7, Hoffmann a
Frankfurt a/O.
4, Brückner 8 Knöchel
9
Geissell aus Bilow bei Spremberg.
Erwachsene
Dietrich Metke
Fränzel Quast
Roy. Koblick
Eyle Kriesche.
Das Jahr 1850
Datei 168 bis 181
Transkription Udo Bauer (Oktober 2016)
1
Jahr 1850.
Cottbus
Den 8 ten Januar malte ich
das Stück. Die erste
Liebe in Oel.
Den 16 ten. male jetzt eine
Ansicht v Cottbus gegen
Mitternacht nach der Natur in Oel.
Den 29. Heftige Kälte. (22 Grad)
Den 5 – 8 Febr. Sehr groß Wasser. Die
Schnei „
demühlbrücke wurde vom Strome
fortgerissen.
Ein Arm der Spree geht durch Sandow, wo
Das Wasser großen Schaden anrichtete,
das
wurden die Dörfer Scadow und Frauendorf
sämtlich unter Wasser gesetzt.
Den 8 ten malte ich das
Stück. Der Männer“
streit. Spanische Scene in Oel.
Den 26 früh brannte in Brunschwig eine
Scheune ab.
Den 27 ten malte ich das
Portrait des Kürschner
Schulz. Brustbild nach der Natur in Oel.
Jetzt haben wir sehr warme Witterung
Den 5 ten März früh um 1 Uhr
brannte in
Brunschwig der Gastwirth zum Stern nebst
Ställe gänzlich ab.
Den 22. Jetzt haben wir viel Schnee.
Den 28 ten Maerz. Grüne
Donnerstag. Wurde
meine liebe Frau Abends 6 Uhr von einen
gesunden Mädchen glücklich entbunden.
2
Jahr 1850.
Cottbus.
Den 1 ten Osterfeiertag. 31.
ten März gab es gefrorne
Fenster.
Immer noch kalte Witterung.
Den 3 ten April malte ich
eine Madonna mit den
Christuskind (Schon milthätig) in Oel.
Den 14 ten April wurde meine
kleine Tochter
getauft, und erhielt die Namen
Wilhelmine Bertha
Louise. Patenstelle vertreten. Frau
Fleischer.
Handlungs-Commis Heintze, Lithograph Metko
H. Lehmann. Fräul Kubeng und Fräul Herms
„
dorf. Wir waren recht vergnügt
beisammen,
und tanzten bis 1 Uhr Morgens.
Jetzt haben wir 2 Morgen Ackerland
gepachtet, die Hälfte Kartoffelland, und
die
andere Hälfte, zum Grünzeugbau.
Jetzt haben wir etwas warme Witterung.
der Wehrbau bei der Schneidemühle macht
viel Arbeit, die Spree mußte abgeleitet
werden, der Mühlgraben liegt trocken.
Den 12 ten Mai malte ich das
Portrait der
Madam Schulz. Brustbild nach der Natur
in Oel.
3
Jahr 1850.
Cottbus.
Den 19 ten Mai. 1 ste
Pfingstfeiertag
den 22.
1 ste Schießtag. Ausmarsch der Schützen „
gilde. Ich besuchte diesmal das Schießen
nicht,
sondern beschäftige mich auf den Acker,
welches
mir sehr viel Vergnügen macht.
Den 23 ten Attentat auf
Sr.Maj. den König.
Als der König Mittag um 12 Uhr nach
Potsdam
fahren wollte, schoß ihn ein
ehemaliger Feuer „
werker von der Garde Atellrie Joseph
Sefeloge, ein Pistol auf ihn ab. Der
König wurde
am Arm verwundet.
Den 31 ten malte ich eine kl.
Gemäldescheibe
worauf eine Gruppe Brustbilder kam, in
Oel
Eigne Composition
Den 3 ten Juni hatten wir ein
sehr schweres
Gewitter, ein Wetterstrahl beschädigte
die
Spitze des Schloßthurms.
Alle Abende befinde ich mich in die
Kraut „
gärten, wo ich meine angenehme
Beschäftigung
habe,
Auch haben wir unsre herzliche Freude an
unser niedliches Luischen.
4
Jahr 1850.
Cottbus.
Den 5 ten Juni. malte ich
eine kl. Gemäldescheibe
Barrikadenkampf in Dresden. Preuß.
Truppen
und Sächsische Artellerie beschießen
eine Barrikade
Eigne Komposition in Oel. (Scene im Mai
1849.)
Den 10 ten malte ich eine
große Gemäldescheibe
Napoleons Flucht in der Schlacht bei
Waterlow.
in Oel.
Den 25 ten malte ich die
zweite große Gemälde „
scheibe. Eine Lagerscene der Ungarn im
Oestreichischen Kriege 1849.
Den 26 ten brach in der
Roßstraße bei den
Tischlermstr Hunger Feuer aus, und
zerstörte
den Oberstock seines Wohnhauses.
Den 20 ten August rückten 2
Schwadronen von
Großherzogl. Badenschen 3 ten
Reiter Regimente
hier ein, sie wurden vom Magistrat,
Schützen „
gilde, und Bürgerschaft bei dem Dorfe
Ströbitz
festlich eingeholt, und bewirthet, Sie
bleiben
einweilen als Garnison in Cottbus stehen.
Im vorigen Jahre brach in Baden eine
Revolution aus, der Großherzog mußte
flüchten, das Militair ging zum Volke
über.
5
Jahr 1850.
Cottbus.
Preußische Truppen stellten die Ruhe
wieder her,
besetzten ganz Baden und die Badenschen Truppen
wurden zur Strafe nach Preußen verlegt.
Den 22 Sept. Sontag früh um 2 Uhr brante
das Gebäude auf der hiesigen
Amtsspinnerei
worin sich der Dampfkessel befindet,
gänzlich
nieder.
Den 26 ten malte ich das
Porträt Friedrich II
Brustbild in Oel.
Den 29 ten Sontag Nachmittag
brannten in Ströbitz
bei der Schenke einige Ställe nieder.
Bei der sehr fruchtbaren Witterung,
welche
wir dieses Jahr hatten, lohnte das Korn,
des
gleichen auch die Kartoffeln nicht zum
besten.
Das Korn stieg daher im Preise. Der
Berl.
Scheffel 1 rtl. 15 sg. Kartoffel 15 sg.
Den 10. ten October marschirten die
Badenschen
Truppen wieder ab, der Marsch ging nach
Magdeburg. Sie werden allgemein be „
dauert. Es waren alles sehr hübsche
Leute,
und besonders die Officire mit den
Bürgern sehr gefellig.
6
Jahr 1850.
Cottbus.
Den 16 ten malte ich
Napoleon. Brustbild in Oel.
Den 20 ten malte ich das
Stück. Der Räuber im Gewitter
in Oel.
Die hiesige römische Katholische Kirche
wurde
in diesen Tagen vollendet, und heute
früh
den 27 ten October feierlich
eingeweiht, die ganze hisige
Evangelische Geistlichkeit wohnte
selbiger mit bei.
Den 28 ten malte ich das
Stück. Christus über „
reicht den Petrus den Schlüssel des
Himmels
in Oel.
Den 4 ten Nov. malte ich den
Saint Charles,
halbe Figur in Oel.
Den 7 ten malte ich die St.
Barbara, halbe
Figur in Oel.
Den 8 ten Nov. Die ganze
Preuß. Armee wird
mobil gemacht. Alle Landwehren 1ten
Aufgebots
und auch zum Theil 2 ten
Aufgebots erhielten
Orders.
Den 15 ten ging unsere
Landwehr 12 ten Regiment
nach Posen ab.
Allgemeine Traurigkeit
Die Garde Landwehr 1 te
Aufgebot kam heute hier 1300 Mann
stark, hier zusammen.
7
Jahr 1850.
Cottbus.
Viele Pferde werden jetzt ausgehoben.
Der Krieg mit Oestreich, Baiern und
Würtenberg
scheint unvermeidlich.
Den 16 ten Nov. malte ich
eine Partie von Montjoe *
bei
Achen in Wasserfarben.
Den 17 ten malte ich das
Brautpuquet. halbe
Figuren in Oel.
Den 20 ten Ich male eine
Madonna mit den
Christuskinde nach Murillo. In Oel.
Den 23 ten Nov. Heute früh um
7 Uhr rückte unsere
Garde – Landwehr aus, wie es heißt nach
Cüstrin
Trauriger Abschied. Superindentend
Seegemund
hielt, umgeben von der ganzen hiesigen
Geistlich „
keit, die Abschiedsrede.
Nachmittag rückte ein Battaillon vom
12 ten Landwehr Reg .
(Sorauer) hier ein (wobei sich
die Cottbusser befinden.) hielten hier
Rasttag, und
marschirten den 26 ten früh
wieder ab, um die
Dörfer Burg und Werben zu besetzen.
Den 26 ten rückte wieder ein
Bat. vom 12 ten
Landwehr Reg. (Crosner). hier ein, Nach
„
mittag eine Schwadron Ulanen.
Dem 27 ten marschirte das
Bat. 12 te L.Reg
*Monschau (bis 1918 Montjoie, am 9.
August 1918 Änderung des Namens durch kaiserlichen Erlass in Monschau) ist eine
Stadt an der Rur in der Eifel. Sie liegt in Nordrhein-Westfalen und gehört zur
Städteregion Aachen. Die Stadt liegt zwischen den Berghängen des Naturparks
Hohes Venn-Eifel in der Rureifel.
Quelle : Wikipedia
8
Jahr.
1850. Cottbus.
(Sorauer)Crosner wieder ab, Mittag
rückte ein Bat.vom
24 ten Landw. Reg. hier ein.
Die Geschäfte gehen jetzt ganz schlecht,
die
Lebensmittel steigen im Preise.
Kartoffel
waren jetzt immer der Dresdner Scheffel
25 sg. jetzt 1 rtl. 10 sg. Korn 4 rtl.
Den 28
Nov. kam wieder eine Schwadron
Uhlanen, und 2 Bat. vom 24 ten
Landwehr Reg.
(Havelberger und Prenzlower) hier an.
Den 1 ten December.
marschirten das Militair
wieder ab.
Den 3 ten kam ein Bat. des 21
ten Landw. Regiment
(Pommern) hier an, und blieben bis auf
weite „
re Order hier stehen.
Auch die Mieths-Bewohner in Cottbus
erhalten
jetzt ebenfals Einquatierung.
Den 5 Dec. Heute rückte unsre Garde „
Landw. II te Aufgebots,
welches ebenfalls ein „
beordert war, von hier aus, der Marsch
geht nach Torgau.
Den 6 ten kam ein Bat. des 21
Landw. Regiment
Pommern hier durch, und besetzte einige
umliegende Dörfer.
9
Jahr 1850.
Cottbus.
Den 7 ten Decembr. rückte ein
Bat. das 21 te Linien Infant.
Reg. (Pommern) mit herrlicher Musik hier
ein,
und später ein Bat. des 21 ten
Landw. Reg.
welches letztere einige Dörfer besetzte.
Den 8 ten rückten 3 Compagnien Jäger von
Der 2 ten Abtheilung Jäger mit
Musik (Greifswalde)
hier ein
den 12 ten rückte das Bat.
des 21 ten Landw. Reg.
und das Bat. Linien Infant. Reg.
(Pommern.)
welche seit 10 Tagen hier gestanden,
wieder
aus, und besetzten die Dörfer. Papitz
Kunersdorf u dgl.
Das eben erwähnte Bat. 21 te
Landw. Reg.
hatte sich in Cottbus sehr schlecht
betragen, eine
Menge Diebsstähle begangen Excess
verübt.
Fenster eingeschlagen, Unzufrieden mit
Essen
und Trinken, und dgl. mehr.
Den 12 ten Mittag rückte ein Bat. des 19
Infant.
Reg. hier ein, welches den 15 ten
wieder aus „
rückte
Es ist jetzt gar nicht so, als wenn wir
bald die Weihnachtsfeiertage hätten, und
niemand hat viel zu thun; blos
diejenigen
welche, Getränke und Lebensmittel zu ver
10
Jahr 1850.
Cottbus.
kaufen haben, machen jetzt gute
Geschäfte.
Auch einen sehr nassen Herbst haben wir,
den seit vielen Wochen haben wir
alle
Tage Regen, daher Schnupfen und Husten
jetzt
sehr an der Tages-Ordnung ist.
Den 15 ten Dec. rückten 2
Bat. des 19 ten Infant.
Reg. mit Musik hier ein, welche den
andern
Tag wieder abmarschirten.
Den 16 ten rückten ein Bat
von 7 und 1 Bat von
18 ten Linien Infantrie Reg.
hier ein welche
den andern Tag wieder abmarschirten.
Den 17 ten rückte das 2 te
und 3 te Bat. des
18 Linien Infant. Regiment hier ein,
welche
den folgenden Tag wieder abmarschirten.
Den 18 ten
rückte 1 Bat. des 7 ten Infant. Reg.
hier ein, und marschirte den andern
wieder
ab.
Den 27 ten rückten 1. Bat.
das 21 ten Landw. und
1 Bat das 21 Linien Inf. Reg. (Pommern)
hier wieder ein, welche die Dörfer in
unserer
Gegend besetzt hatten, marschirten den
an „
dern Tag aber wieder ab.
Den 28 ten rückten wieder 1
Bat des 21 ten Landw.
und 1 Bat des 21 ten Linien
Inf. Reg. hier ein
welche ebenfalls den andern Tag wieder
ab „
marschirten.
11
Jahr 1850.
Cottbus.
Den 29 ten rückten 1 Bat. des
14 ten Inf. Reg. und den
30 ten December wieder 1 Bat.
des 14 ten Inf. Reg mit
Musik hier ein, welches bis zum 9 ten
Jan 51
hier stehen bleiben soll.
Eine allgemeine Kriegssteuer ist
ausgeschrie „
ben, wo die Stadt Cottbus über 2000 rtl.
bis
zum 19 ten December an die
Kreiskasse einzu „
zahlen hat
Die Elementarschule, das Bürger
Hospital,
werden zu Krankenhäusern eingerichtet.
Den 31 ten rückte 1 Kompagnie
des 14 ten Landw. Reg.
und eine Batterie vom 2 ten Artillerie
Reg.
(Stettin) hier ein, welche bis zum 11 ten
Jan. 51.
hier stehen bleiben.
Den Abend. (Sylvesterabend) brachte ich
bei
meinen Schwiegerältern zu, wo wir bis
nach
Mitternacht bei einen Glase Punsch recht
lustig
und vergnügt waren. Auch unsere Einqua „
tirung, einen Sergeanten von 2 ten
Artellerie
Regimente (Stettin wurde dazu
eingeladen.
12
Jahr 1850.
Cottbus.
Gemälde
die ich im
Jahr 1850 angefertigt habe.
1, Die erste Liebe in Oel
2, Eine Ansicht v Cottbus gegen
Mitternacht nach der
Natur in Oel.
3, Männerstreit, Spanische
Wirthshausscene in Oel.
4, Das Portrait des Kürschnermstr.
Schulz Brust „
bild nach der Natur in Oel.
5, Eine Madonna mit den Christuskinde in
Oel.
6, Das Portrait der Mad. Schulz
Brustbild nach der
Natur in Oel.
7, Eine kleine Gemäldescheibe. Eine
Gruppe Köpfe „
eigne Composition in Oel.
8, Eine kl. Gemäldescheibe.
Barrikadenkampf zu
Dresden 1849. Eigne Composition in Oel.
9, Eine gemäldescheibe. Napoleons Flucht
in der
Schlacht bei Waterlow. in Oel.
10, Eine Gemäldescheibe. Ungarische
Lager-scene
aus den Kriege gegen die Oestreicher im
Jahr 1849 in Oel.
11, Friedrich II. Brustbild in Oel.
12, Das Brautpuquet in Oel.
13, Eine Madonna mit den Christuskinde
nach
Murillo in Oel.
14, Eine Partie in Montjoi bei Achen in
Wasser „
farben.
13
Jahr 1850.
Cottbus.
15, Napoleon, Brustbild in Oel.
16, Den Räuber im Gewitter in Oel.
17, Christus überreicht Petruse die
Schlüssel
des Himmelreichs. Oelgemälde.
18,
Saint Carles, halbe Figur in Oel.
19, Sainte Barbe, halbe Figur in Oel.
Diejenigen
die ich im
Jahr 1850 in Zeichnen und Malen
unterrichtet
habe.
1, Krüger. 1850 hinzugekommen.
2
Koppe. 5,
Obiger.
3
Klingmüller 6, Schulze
4
Knöchel. 7,
Baumert.
8 Vetter.
9
Groger.
Erwachsene
Dietrich,
Fränzel, Metke, Krieschke.
14
Jahr 1850.
Cottbus.
Im Allgemeinen ist das verflossene Jahr
im Geschäft nicht so schlecht bei mir
gewe „
sen ich hatte eine ziemlich gute Einnah
„
me, aber eine desto größere Ausgabe.
Im Jahr 1849 betrug die Mehrausgabe
etwas über 200 rtl. In diesen Jahr
136 rtl. mehr. Die Einnahme betrug un „
gefähr etwas über 200 rtl. Die Aus „
gabe 336 rtl. Ich mußte daher zwei
Schuldscheine verkaufen, und noch
etwas aus der Sparkasse nehmen,
wenn das so fortgeht, wird mein
erspartes Geld bald vermindert
werden, den wenn es in der Wirth
schaft, fehlt muß ich doch Rath
schaffen.
Es geht jetzt viel drauf, Lossen*
(?) z.B.
der das Jahr über einen hübschen
Thaler Geld kostet, hat gar keinen
Werth bei uns, wer bei uns kommt
bekomt zu Essen, so wird also
bei uns nicht die beste Wirthschaft
geführt.
*noch
unklar
Das
Jahr 1851
Datei 182 bis 192
Transkription
Udo Bauer (Oktober 2016)
1
Jahr 1851.
Cottbus.
Den 1 ten Januar ging das 1
te Bat. des
9 ten Landwehr Regmt hier
durch. nebst
6 Schwadron Uhlanen, meistens von
9 ten Landwehr Regmt.
Jetzt steht auch der General – Staab
hier.
Den 6 ten kamen Jäger
marschirten hier
durch. nach Lübben.
Den 8 ten malte ich das Kind
des Herrn
Zeidler nach der Leiche in Oel.
Den 10 ten marschirte die
Batterie von
2 te Artillrie Regmt ebenfals
nach Lübben.
Den 18 ten marschirten die
beiden Batt.
des 14 ten Infantrie Regmts
nach Lübben.
Mitt(a)g rückte 1 Battalion des 9 ten
Inf Rgmt (Colberg) mit Musik und
eine Batterie von 2 Artillerie Regmt.
mit 8 Stück Geschütz hier ein, welche
einstweilen hier stehen bleiben.
Den 22 ten Jan. Jetzt ist
unsere Land „
wehr 12 Regmt. (Sorau) wieder zurück.
2
Jahr 1851.
Cottbus.
Den 24 ten Januar. Heute
Mittag rückte
unsere Garde Landwehr Bataillon
(Cottbus)
wieder von Berlin kommend hier wieder
ein, der Generalstab mit der Regiments „
Musik gingen selbige entgegen.
Den 28 male ich Friedrich II halbe Figur
ziemlich in Lebensgröße in Oel.
Das Musikchorps (Colberger) geben sehr
häufig auf den Schießhause Conzerte
welche sehr besucht werden, ich wohnte
einige Conzerte mit meiner Frau bei.
Aus den Kriege mit Oestreich wird
nichts, alle Truppen kehren wieder in
ihre Standquatire zurück. Die Land „
wehren werden theilweise entlassen.
Den 3 ten Febr. rückte ein
Bat. des
9 ten Inf Regmts (Colberg)
nach Peitz.
Den 4 ten rückte ein Bat. d.
9 ten Infan „
trie Regmt von Drebkau hier ein,
und marschirte den andern Tag
mit den Generalstabe wieder ab.
Den 6 ten Febr. kamen 2
Schwadron
von 2 ten und 9 ten Uhlanen
Regimente
3
Jahr 1851.
Cottbus.
hier durch, und (Mi)ttag 1 Bat. von 9
ten Land „
wehr Regmt, welche den andern Tag wie „
der abmarschirten.
Denn 9 ten Febr marschirte
auch Batterie
mit 8 Geschützen von 2 ten Artillerie
Regmt.
hier ab.
Den 22 ten December v.J. wird
der Friede
zwischen Preußen in Dresden durch die
beiden Minister – Präsidenten Manteufel
und Schwarzenberg vermittelt, wo
auch der Russische viel beitrug.
Die Preußische Armee wird in Folge
dessen, wieder auf den Friedensfuß
gestelt.
Den 22 mußte hier beim hiesigen Kr(eis)
Gerichte der Leineweber Aug. Werner aus
Drebkau wegen Meineid am Pranger
stehen.
Den 23. malte ich Wolffs Kind nach der
Natur im Sarge.
Den 27 Febr. Nachmittag brannten im
Dorfe Branitz 8 Gehöfte ab.
Den 28 März Louischen erster Geburts
tag, wir waren sehr vergnügt beisammen.
4
Jahr 1851.
Cottbus.
Im April. Große Streitigkeiten mit
meinen Vater welcher bekanntlich
bei mir ist, ist mit Essen und Trinken
(ni)cht zufrieden, er fluchte so tüchtig
…ch*1 essen, tüchtig (Bi)er und Brant „
(w)ein trinken überhaupt gut leben.
(w)as aber meine Einnahme nicht zu „
(lä)ßt.
Meine Vergnügungsreise nach Muskau.
Den Pfingst-heiligen Abend ging ich mit
H. Fleischer zu ……………………………*2 ( …thet, Fuhrwerk be „)
meine Frau wollte nachkom(men)
fuhr mit der Post, wo sie ungefähr früh
nach Muskau kam. Die Freude war
groß, und noch gr(öß)er als Onkel Ligau
aus Sagan auch (no)ch dazu kam. Wir
wohnten in Muskau bei Onkel Ligau.
speisten bald hier, und dann wieder bei
Onkel Brauer. Früh gingen wir nach
den Englischen Hause welches im Parke
sehr angenehm lag. Dort war Conzert
und viel Gesellschaft, wir belustigten
uns …*3 Nach … …*4 gingen wir
*1 Durch Klebereste nicht zu lesen.
*2 Durch Überdeckung eines Papierstreifend der Folgeseite
nicht zu lesen.
*3
Durch Klebereste
nicht zu lesen.
*4
Durch Klebereste
nicht zu lesen. (event. „ein Tag“)
5
Jahr 1851.
Cottbus.
nach den Bockkeller wo wir das Bockbier
versuchten. Den 2 ten
Feiertag gingen
wir früh nach dem Badehause wo alle
Morgen Conzert war, besonders machte
sich hier die großen Fanfaren sehr gut
Dann spazirten wir den ganzen T(ag)
im weitläuffigen Park umher
Den 3 ten Feiertag. desgleichen, auch a(uf)
den Bergen wurde herumspazirt
Des Abends waren wir alle bei
Brauers zum Abendbrodt.
(……………………………………..*) , Feiertagen reißte
ich mit Fleischern zu Fuß wieder
nach Cottbus. Nachdem wir von der
sämmtlichen Freundschaft Abschied ge „
nommen, machten wir uns gegen
9 Uhr auf den Weg, wo wir Aben(ds)
in Cottbus anlangten, dies war eben „
falls eine der angenehmsten Par „
tien.
10 te Julie Jetzt male ich eine große
Gemälde-Scheibe für den H. Oberbür „
germstr Jahr. Es kommt das Denkmal
Friedrich II welches in Berlin unter
* Hier
Fehlstelle durch Papierschaden
6
Jahr 1851.
Cottbus.
den Linden errichtet wird und nächstens
eingeweiht werden soll Das Gemälde
ist in Goldbronze dargestellt, und
fand vielen Beifall.
Den 12 Juli zog mein Vater von mir
weg, mein Bruder hatte es so weit
gebracht, und hatte ihn zu sich genommen
hauptsächlich wegen die Paar Sachen
welche
mein Vater noch besitzt.
Heftiger Familien Streit, Heute sollte
unser
Korn heimgebracht, ich hatte alles
erforderliche
eingerichtet, Scheune gemi (thet,
Fuhrwerk be)*1
sorgt, meine Frau wollte aber Gevatten
stehen*2, und nacher zum
Vergnügen gehen,
keine Vorstellungen halfen, und so
entstand
ein Streit der mir unvergeßlich bleiben
wird.
Den 26 ten Juli malte ich die
Gemälde-Scheibe
des H. Neumann. Kossut*3 am
Grabe der in
der Schlacht bei Kapolna gefallenen
Ungarn,
welche viel Beifall fand.
Den 10 ten August. malte ich
die kleine Gemälde „
Scheibe, Friedens Unterhandlungen zu
Ollmütz
(Oestereich und Preussen) zwischen die Minister
Präsidenten Manteufel und Schwarzenberg.
Eigne Komposition.
*1Der fehlende Text ist auf
Seite 4 zu lesen, ebenso ein Teil des Wortes „Gevatten“
*2Bei etwas Gevatter stehen
(scherzhaft: bei etwas Pate stehen) (Redewendung)
Quelle : Duden
Auch bildlich von verpfändeten Gegenständen
gesagt.
*3Lajos Kossuth de Kossuth et
Udvard (auch Ludwig Kossuth) (* 19. September 1802 in Monok, Komitat
Semplin, Königreich Ungarn; † 20. März 1894 in Turin, Italien) war
Rechtsanwalt, Politiker und in den Jahren
1848/49 einer der Anführer der Ungarischen Unabhängigkeitserhebung gegen
Österreich.
Quelle : Wikipedia
7
Jahr 1851.
Cottbus.
Den 10 ten Septbr. malte ich
eine Gemäldescheibe
Türken zu Pferde.
Jetzt immer schriftliche Unterhandlungen
zwischen mir und meinen Bruder, wegen
meinen Vater, ich soll nun daraus den „
selben mit unterstützen.
Den 20 ten malte ich ein
Jagdstück. Ein Jäger
steht vor seinen erlegten Hirsch.
Oelgemälde.
Den 12 ten Septbr Großes
Schießen und Schützen „
ball, welches Vergnügen ich mit meiner
Frau beiwohnte.
Den 5 ten Octbr. malte ich
Porträt des Dichter
Schüller in Oel.
Den 1 ten Octbr ließen wir
unser Dienst „
mädchen wieder ziehen. Der Acker für
Grünzeug wird abgegeben.
Den 6 ten Octbr. Jetzt lebe
ich mit meiner
Frau wieder ganz allein, und so weit
recht glücklich. Lebensmittel haben
wir gennug , Geld fehlt auch nicht,
da wir tüchtig Lebensmittel ver „
kaufen können, doch habe ich dies
Jahr doch einige Schuldscheine verkau „
fen müssen, die Wirthschaft kostet
mehr, als ich verdienen kann, schon
8
Jahr 1851.
Cottbus.
zum Beispiel das Brennöl. Ich brauchte
früher
das Jahr über 1 rtl. 10 sg. Oel, Jetzt kostet
die Beleuchtung das Jahr über 6 rtl. 15
sg.
Das kommt daher, es wird lange aufgeblie
„
ben, das Mädchen muß in der Küche auch
eine brennende Lampe haben, und dadurch
kostet alles mehr, und so verhältnißmä „
ßig das Andere.
Den 10 ten Octbr. Die
Kartoffel-Erndte ist dieß
Jahr auch schlecht gewesen, lohnen
nicht, und
fangen auch an zu faulen, ich habe ganze
Acker gesehen wo alle Kartoffel in der
Erde verfault waren. Der Dresdner
Scheffel kostet 1 rtl. 10 sg. Das Korn 4
rtl.
Da ich mitunter so viel Unannehmlichkei
„
ten mit meinen Bruder habe weil ich
zur Unterstützung meines Vaters nichts
beitragen will, so habe ich den
Endschluß
gefaßt, nach Guben zu ziehen, da ich
da hoffe dort ruhig zu leben, und an Arbeit
wird es wohl auch nicht mangeln.
Den 18 ten Octbr. Unser kleines
Louischen
macht uns viel Freude, denn sie spricht
schon
recht hübsch
9
Jahr 1851.
Cottbus.
Den 19 ten Octbr. Der neue
Flügel des Rath „
hauses, wurde in diesen Jahre vollen „
det.
Den 20 November. Nachmittag und die
Nacht
hindurch fiel eine solche Menge Schnee,
das mehrere Menschen, die auf der
Landstraße waren, ihren Tod fanden
Den 22 ten Nov. Das Korn galt der Dresdn.
Scheffel 2 rtl. 10 sg. Weitzen 3 rtl.
und
Kartoffel 22 sg.
Jetz haben wir auch eine Baier. „
Bier Brauerei hier.
Die Weinachtsfeiertage (25 Decemb)
brachten wir meist zu Hause zu,
und hatten nur unsere Freude
an unser kleine(n) Louischen.
Dieses Jahr habe ich nicht so glücklich
und
zufrieden gelebt, wie die früheren Jahre
mit der Arbeit konnte ich zufrieden sein
allein die Ausgaben waren stärker.
Ich habe nemlich einen Versuch gemacht
und Anfangs bei unserer Verheirathung
10
Jahr 1851.
Cottbus.
meiner Frau wöchentlich 2 rtl. gegeben,
um
kleineren Wirthschafts – Ausgaben zu
besorgen, für die Größeren sorgte ich.
aber sie kam damit nicht aus, und so
mußte
es wieder ausgegeben werden, und so
wurde ohne Berechnung genommen, wo
was da war, und so war mein erspartes
Kapital zu Ende d. J. rein zugesetzt,
die
Mehrausgabe betrug jährlich immer 150
bis 180 rtl. Auch entstanden sehr häufig
Familien Streitigkeiten, welche mich
sehr
niederdrücken, die Unannehmlichkeiten
mit meinen Bruder waren zu übersehen,
und machte mir daraus nicht viel.
Gemälde
welche ich
im Jahr 1851 angefertigt
1, Das Portrait eines Kindes nach der
Leiche
nach der Natur gemalt in Oel.
2, Das Porträt Friedrich II. ziemlich
Lebens „
größe in Oel.
3, Das Portrait eines Kindes nach der
Leiche
nach der Natur in Oel.
4, Eine große Gemälde – Scheibe für den
H. Oberbürgermeister Jahr.
11
Jahr 1851.
Cottbus.
Das Denkmal Friedrichs II in Berlin.
in Bronze Farbe in Oel.
5, Eine große Gemälde – Scheibe. Kossut
am Grabe der in der Schlacht b. Kapolna
gefallenen Ungarn in Oel.
6, Eine kleine Gemälde – Scheibe,
Friedens „
Unterhandlung zwischen Preussen und
Oestreich zwischen Manteufel und
Schwarzenberg. Eigne Composition.
7, Eine Gemälde Scheibe. Türken zu
Pferde.
8, Ein Jagdstück in Oel.
9, Das Portrait des Dichter Schüller in
Oel.
Diejenigen
die ich in
diesen Jahre in Zeichnen
und Malen
unterrichtet habe.
Koppe. Schulze II. Vetter.
Schulze
I. Baumert. Groger.
Anmerkung :
rtl. = Reichstaler bzw. Taler
Jahr
1852 Cottbus, Guben
Transkribiert
Tanja Leistner
Den 18ten Januar Sontag kommt mein Bruder zu mir, und kündigt mir den Tod meines Vaters an, ich hatte gerade Besuch von einen jungen Menschen, welcher es mit anhörte. Den andern Tag da ich bei dem Vorsteher der Sterbekasse Meldung machte, wieß es sich aus, daß mein Vater frisch und gesund ist, mein Bruder hatte diese List angewendet, um das Sterbe-Cassenbuch in seine Hände zu bekommen. Wegen der Sache allgemeines Stadtgespräch. Gut war es, daß ich einen Zeugen hatte.
Den 16ten Febr. malte ich einen alten Bauer. Copie in Oel.
1ster März. Der ganzen Januar u. Februar war eine milde Witterung, aber viel Regen.
Den 12ten Die Geschäfte gehen nicht so sonderlich.
Den 28 März wurde Louischens Geburtstag gefeiert.
Den 30sten malte ich einen leidenden Christus-Kopf mit der Dornenkrone in Oel.
1ster April. Mein fester Wille ist es, noch in diesen Jahre nach Guben zu ziehen.
2
Jahr 1852 Cottbus. Guben.
Den 16 und 17ten April gab es gefrorne Fenster und viel Schnee.
Die Osterfeiertage brachten wir einsam zu Hause zu. 11ten April.
Den 13ten Mai Donnerstag Abend 7 Uhr starb meine Schwiegermutter. Wir erhielten Besuch von Tante [Brauer] aus Muskau.
Den 16ten Mai Sontag Nachmittag um 4 Uhr wurde dieselbe beerdigt.
Den 17ten Mai reißte ich nach Guben da wir nun nach Guben ziehen wollten, und meldete mich beim Bürgermeister
Den 20 Mai. Da es nun bekannt wird in Cottbus und Umgebung daß ich nach Guben ziehen will, so werde ich jetzt mit Arbeiten überhäuft, da nachher manche Arbeiten in Cottbus nicht mehr angefertigt werden können.
30sten Mai. Der 1ste Pfingstfeiertag.
1ster Juni malte ich die Eintracht. allegorisches Gemälde Eine weibliche Figur. Eigne Composition in Oel.
Der 22 Juli war ich wieder in Guben. Der Bürgermstr scheint sehr saumselich zu sein, er spricht, immer, er müßte meine
3
Jahr 1852. Cottbus.
Papiere erst der Stadtverordneten Versammlung vorlegen.
In Cottbus werde ich von allen Seiten zugeredet das ich doch in Cottbus bleiben und nicht nach Guben werden sollte, da Guben doch nicht der Ort ist und die Einnahme nicht so haben werde.
Den 23sten Juli. Jetzt male ich die Gemälde Scheibe des H. Gust. Liersch. Seidlitz in der Schlacht bei Rosbach, wo er verwundet die Cavalerie commandirt. Die Scheibe fand viel Beifall.
Den 25sten Juli malte ich die kleine Gemälde-Scheibe. Schleswig Holstein Allegorisches Gemälde. Schleswig läßt sich an seine Schwester (Holstein) festhalten um nicht von derselben losgerissen zu werden; Emblem der Schiffahrt u dgl. versinken im Meere.
Da ich vom Magistrat wegen meiner Ubersiedlung nach Guben keine Antwort erhalten kann, so wandte ich mich wegen dieser Angelegenheit nach Frankfurt an die Regierung. In 4 Tagen erhielt ich von der Regierung schon den Bescheid das mir der Magistrat zu Guben nicht hinderlich sein dürfe, und ich mein Umzug
4
Jahr 1852 Guben.
bewerkstelligen könne. Denselben Tag erhielt ich auch einen Brief vom Magistrat zu Guben, daß mir bei meinen Umzuge keine Hindernisse im Wege stehen.
Den 26sten Juli. Jetzt wünscht auch meine Frau je eher je lieber aus Cottbus herauszukommen, da sie viel Streitigkeiten mit ihren Geschwistern hat, wegen der Erb-Regulirung.
Den 2ten October schafte ich meine Sachen nach Guben ich hatte dort eine sehr freundschaftliche Einnahme.
Den 4ten reißte ich wieder nach Cottbus, da ich jetzt sehr mit Arbeiten überhäuft war, so ist vieles liegen geblieben, daher muß ich die beiden Portrait von Kaufmann Bergmanns vollenden.
Jetzt male ich das Portrait des Kindes des Friseur Klaue ganze Figur in Oel.
Den 18ten Octbr. Montag reißte ich mit den übrigen Sachen und meiner Frau nach Guben, wo meine Frau beinahe das Unglück hatte, von den Wagen überfahren zu werden, Dienstag d. 19ten früh 3 Uhr
5
Jahr 1852
kamen wir dort an, kehrten einstweilen in Gasthof zum Bär ein und verfügten uns nachher in unsere Wohnung, wo wir mit dem Ordnen unserer Sachen den Anfang machten. Ich hielt mich 6 Tage hier auf, dann reißte ich den 25 Octbr wieder nach Cottbus welchen Weg ich mit schweren Herzen machte. Ich vollendete dort meine angefangenen Arbeiten und brachte meine Geld-Angelegenheit in Ordnung, da ich noch viel auszustehen habe.
Den 28sten Octbr. wurde die Vollendung der Sandower Brücke mit Musik eingeweiht.
Ich logire jetzt einstweilen bei Krafts, wo ich gute Aufnahme fand und
von den Einwohnern wegen meines Umzuges nach Guben sehr bedauert auch wurde ich
in Familien noch zum Abschiede zum Cassen Abendbrod u dgl eingeladen werden,
besonders hatte [ich] gute Aufnahme beim H. Prediger Berger, bei Hannemanns,
[Bombe] und Peters
Den 30sten Octbr. Sonabend Mittag 12 Uhr reißte ich zu Fuß v. Cottbus wieder ab, bei Madam Peters mußte ich noch auf den [Cassen]
6
Jahr 1852. Guben.
warten. Dann machte ich daß ich aus Cottbus heraus kam, ich schritt tüchtig zu, und war 3 1/2 Uhr schon in Griesen wo ich meine mitgebrachte Semmel verzehrte. Bei Kl. Gastrosa traf ich noch eine herrliche Gelegenheit welche ich noch benutzte es war ein schönes Fuhrwerk, welches nach Guben fuhr und um 7 Uhr langte ich in Guben bei den Meinigen an. Die Freude des Wiedersehens war groß.
Den 3ten Nov. besuchte mich H. Kraft aus Cottbus, er reißte nach Frankfurt zur Messe, er wurde gut aufgenommen.
Den 7ten Decembr. gab ich den ersten Zeichnen Unterricht.
Den 15ten. Die Geschäfte gehen hier bisher schlecht. Die Gubener wollen erst sehen, was man leisten kann, anders ist es dagegen in Cottbus. Es ist bisher besonderes noch nichts bestellt worden.
Die Aussichten sind daher schlecht.
25 Jahre habe ich nun in Cottbus zugebracht, und manche schöne Zeit genossen, aber die letzte Jahre eine mitunter
7
Jahr 1852. Guben. Cottbus.
sehr traurige die letztere ich meinen Bruder zu verdanken hatte, und mein Vater hatte auch das Übrige dazu gethan.
Den 16ten Nov. Auf Bestellung male ich Napoleon mit seinen Sohne, auf den Sopha sitzend in Oel.
Den 10ten Decembr. malte ich Christus auf den Oelberge.
Den 25sten Decembr. Die Weihnachtsfeiertage bis zum 31 Decembr Sylvesterabend, waren bei uns sehr trauriche Tage und waren überhaupt mit Lebensmittel sehr schlicht bestellt.
Früh reißte ich zu Fuß nach Cottbus, um noch außenstehende Gelder einzukassiren, Abends kam ich daselbst an, und wohnte bei Krafts, wo ich auch noch etwas Sachen hatte.
Ich hatte hier eine schlechte Aufnahme, desto besser hatte ich eine gute Aufnahme bei anderen Freunden, besonders bei H. Stahl, wo ich am Neujahrstage auch Mittag speiste. Meine Geldgeschäfte gingen aber schlecht, ich konnte nirgens etwas erhalten, ich war deswegen sehr mißgestimmt, besonders grämte ich mich
8
Jahr 1852 Guben Cottbus.
sehr um meine Frau in Guben.
Den 4ten Januar reißte ich von Cottbus wieder ab; mit der Absicht, es nicht wieder zu sehen.
Dies Jahr war überhaupt ein sehr trauriges Jahr für uns, der Umzug nach Guben hatte uns viel Sorge gemacht. Arbeit war jedoch sehr viel, und Geld wurde auch tüchtig verdient, jedoch wurde durch den Umzug auch viel gebraucht, wir hoffen wenigstens hier ruhiger leben zu können.
Gemälde
welche ich im Jahr 1852 angefertigt habe.
1, Einen alten Bauer, Brustbild in Oel.
2 Einen Christuskopf mit der Dornenkrone in Oel.
3, Die Eintracht. Allegorische weibliche Figur. Eigne Composition in Oel.
4, Eine Gemälde-Scheibe. Seidlitz in der Schlacht bei Rosbach in Oel.
5, Eine kl. Gemälde-Scheibe. Schleßwig-Holstein. Alleg. Gemälde in Oel.
9
Jahr 1852. Guben. Cottbus.
6, Das Portrait des Kaufmann H. Bergmann Brustbild nach der Natur in Oel.
7, Das Portrait d. Madam Bergmann dgl.
8, Ein junges Mädchen des Friseur Klaue ganze Figur n. d. Natur in Oel.
9, Der Kaiser Napoleon mit seinen Sohn ganze Figuren in Oel.
10. Christus be[kennd] auf den Oelberge in Oel.
~~~~~~~
Diejenigen
die ich in diesen Jahre im Zeichnen
unterrichtet habe
~~~~~
Koppe Schulze II. Vetter.
Schulze I Baumert. Groger.
Erwachsene
Kriesche Tiebert. Prediger Dr. Berger
Hannemann. Quast. St
Ende der
Cottbuser Tagebücher von Heinrich Vester
Biographische Informationen
Hartmut Regenstein
1997
Carl Heinrich Vester, ein Cottbuser
Maler
1806-1891
1. Kindheit und Jugend (1806-1823)
Carl Heinrich Vester wurde als Sohn eines Tuchmachers geboren. (1) Sein
Vater Georg Heinrich Vester (1774-1857) entstammt einer alten Tuchmacherfamilie
aus Calbe an der Saale. (2)
Nach Eheschließung (1805) und Geburt des Sohnes Carl Heinrich (1806) schlug
die Familie Wurzeln in Cottbus. Im Jahr 1814 erwarb man das Haus Nr. 412
,Schloßkirchenstr.7.(3)Carl Heinrich Vester hatte noch einen jüngeren Bruder,
Wilhelm .(4)
Über die Arbeit und das Umfeld der Familie Vester wissen wir wenig. Die
Familie gehörte nicht zu den bekannten Familien
in Cottbus.
Ein Patenonkel von Carl Heinrich Vester war der Tuchmachermeister und
Braueigentümer Carl Friedrich Liersch. (5) Die Familie Liersch gehört zu den
bekannten und alteingesessenen Familien in Cottbus. Vielleicht waren die
Familien befreundet. Die Familie LIersch spielte eine nicht unerhebliche Rolle
in der Cottbuser Schützengilde. Es ist denkbar, daß Heinrich Vester über diese
Beziehung zu seinem Engagement als Maler der Cottbuser Schützenscheiben fand.
Aus dem Mitgliedsverzeichnis der Cottbuser Schützengilde ist ersichtlich,
daß sich Heinrich Vester im Jahr 1833 in die Schützengilde zu Cottbus
einkaufte.
Er blieb dórt Mitglied bis zu seinem
Tod im Jahr 1891.
Der junge Vester besuchte in Cottbus die Schule, zuletzt das Gymnasium.
Dort machte er seine ersten Zeichenübungen.
Wie kommt nun jemand dazu, aus der Gilde der Tuchmacher auszubrechen und
Maler zu werden? Dazu gehört einerseits malerisches Talent , andererseits aber
auch Mut, denn mit der Malerei ließ sich im frühen 19. Jahrhundert nur schwer
Geld verdienen.
Man vergleiche dazu den schweren Lebensweg des ungleich bekannteren Malers
Carl Blechen aus Cottbus, ein Zeitgenosse von Carl Heinrich Vester .(6)
Wir wissen nicht, ob es im Elternhaus Vester Streit über die
Berufsentscheidung des Sohnes gegeben hat, oder ob die Familie den Berufswunsch
des jungen Carl Heinrich mitgetragen hat.
2. Studium an der Königlichen
Kunstakademie in Dresden (1823-1827)
Der junge Vester nahm im Alter von 17 Jahren das Studium an der Kunstschule
der königlichen Akademie in Dresden auf. Seine Lehrer waren die Professoren
Seiffert und Richter und die Zeichenlehrer Arnold und Mentsch.
Aus einem neu aufgelegten Katalog der Dresdener Akademie-Ausstellungen von
1801-1850 kennen wir die Titel seiner in Dresden ausgestellten Bilder.(7) Diese
sind u.a.
Heinrich Vester verließ Dresden mit einem Belobigungszeugnis des
sächsischen Königs.(8) Er kehrte in seine Geburtsstadt Cottbus zurück.
3. Maler in Cottbus
a. Leben und Arbeit in Cottbus
(1827-1849)
Heinrich Vester gab am 15. April 1827 folgende Anzeige im Kottbuser
Wochenblatt auf
" Dem geehrten Publiko empfehle ich mich, indem ich gesonnen bin, vom
1. Mai an, gründlich Unterricht in Zeichnen zu geben; auch zeichne ich Muster
zur Strickerei und dgl. und male Portraits von allen Größen."
Der Maler Heinrich Vester, wohnhaft am neuen Thore No 412.(9)
Heinrich Vester lebte wieder im elterlichen Haus.
In einem Aufsatz von Gustav Herman von 1940 "Heimatdokumente der
Vergangenheit,
Carl Heinrich Vester, ein Cottbuser Maler der Biedermeierzeit" finden
wir den Satz
"Dann ging er nach Cottbus zurück, um dort zurückgezogen und
anspruchslos seinem Schaffen zu leben."(10)
Hinter dieser Bemerkung dürfte sich der Hinweis verbergen, daß Heinrich
Vester und seine Eltern in ärmlichen Verhältnissen lebten.
Als Zeichenlehrer und Portraitmaler konnte man schwerlich seinen
Lebensunterhalt verdienen, insbesondere, wenn man keine Mäzene und Förderer
hatte.
Die Tuchmachergilde und sein Vater gerieten in den 30er und 40er Jahren in
zunehmende wirtschaftliche Schwierigkeiten. In der Konkurrenz zur maschinellen
Tuchmacherei (Cockerill) waren die Mitglieder der Tuchmachergilde hoffnungslos
unterlegen.
Wir wissen, daß der Vater von Heinrich Vester im Jahr 1843 das Haus
gerichtlich verkaufen lassen mußte. Das Haus war mit
Hypotheken belastet, bis zu dem Zwangsverkauf war dann nur noch ein kleiner
Schritt.(11)
b) Cottbuser Bilder
In dem Buch von Kurt Reißmann "Die Kunstdenkmäler des Stadt- und
Landkreises Cottbus" finden wir eine Aufzählung einiger Werke von Henrich Vester.(12)
Im wesentlichen sind hier Bilder von Plätzen, Gebäuden und Stadtansichten
von Cottbus verzeichnet (ca. 20 Bilder) u.a.
Diese Bilder wurden als Aquarelle oder in Öl gemalt.
Einige Bilder Vesters befanden sich in Privatbesitz (Villa der Familie
Ephraim), einige Bilder fanden später ihren Weg in das Heimatmuseum.
Aus einer Anmerkung in der Festschrift zum 450 jährigen Jubiläumsschießen
der Schützengilde erfahren wir:
"Die Stadt Cottbus besitzt von Vester eine Reihe geschichtlicher
Gemälde, Gesamtansichten der Stadt, den Brand des Schlosses von 1857. Im
Magistratssitzungszimmer (Stadthaus I) hängt ein großes Gesamtbild der Stadt,
das Vester, wie aus einer Bemerkung aus dem Bilde hervorgeht, in seinem 82.
Lebensjahre gemalt hat. Unter diesem Bilde hängt des Malers Selbstportrait in
Pastellmalerei, 1835 gemalt."(13)
Diese Information überrascht. Wenn diese Information stimmt, dann müßte
dieses Gesamtbild der Stadt Cottbus im Jahr 1888 gemalt worden sein, zu einem
Zeitpunkt, als Heinrich Vester im betagten Alter von 82 Jahren schon in Küstrin
lebte.
Heinrich Vester hat auch Bilder über die Wenden im Spreewald gemalt.
In einem Museumsführer von 1925 wird auf mehrere Bilder von Vester
hingewiesen.,u.a.
(14)
Die meisten der hier aufgeführten Bilder dürften nicht mehr existieren. Sie
wurden ein Opfer der Flammen der Bombenangriffe auf Cottbus im Jahre 1945.
Einige Bilder dürften auch durch die Umzüge
der Besitzer verlorengegangen sein.
Folgende Ölbilder sind mir heute bekannt (Stand Januar
1997)
(Zeitstellung 1828 ?/Archiv Museum in Branitz)
Das Stadtmuseum besitzt einige weitere Vester-Aquarelle
von Plätzen und Gebäuden in Cottbus.
Es ist davon auszugehen, daß heute weitere Ölbilder und Aquarelle von
Vester in Privatbesitz sind und hin und wieder von Galerien zum Kauf angeboten
werden.
c) Schützenscheiben von Vester
Heinrich Vester muß einen wesentlichen Teil seines Lebensunterhalts mit der
Erstellung von Schützenscheiben bestritten haben. Vielleicht hatte er auch
einen festen Vertrag bei der Schützengilde Cottbus. Die erste bekannte
Schützenscheibe von Vester stammt aus dem Jahr 1830 . Heinrich Vester hat über
50 Jahre lang , bis zum Jahre 1881, die Schützenscheiben der Cottbuser Schützen
gemalt. (15)
Die Schützenscheiben wurden von dem Schützenkönig oder einzelnen Ratsherren
gestiftet. Für eine Schützenscheibe erhielt Heinrich Vester zwischen 20 und 40
Taler.
"Die Schützenscheiben legen Zeugnis ab von dem Geist, der in der Gilde
herrschte."(16)
Heute würde man von Zeitgeist sprechen.
" Die Scheiben behandeln Vorgänge aus der Geschichte der Stadt und
suchen durch Darstellungen der "ruhmvollen Landesgeschichte" den
Mitgliedern das Wort Schillers
einzuprägen "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an! Das halte fest
in deinem ganzen Herzen." (17)
Die Schützen waren vaterländisch gesinnt und obrigkeitstreu.
Auf der anderen Seite darf man nicht übersehen, daß die Schützenvereine und
-feste
einen wesentlichen Beitrag zur Geselligkeit in der damaligen Zeit
leisteten.
So erfahren wir aus einem Artikel über das Leben der Schützengilde:
"Die Schützen hielten Montags und Freitags ihre Wochenschießen ab und
stärkten sich dabei wie beim Schützenfeste durch reichlichen Genuß Cottbuser
Weißbieres."(18)
Zurück zu den Schützenscheiben....
"Die Schützenscheiben sind fast sämtlich von heimischen Meistern in Öl
gemalt, und wenn sie auch nicht hervorragende Kunstwerke sind, so sind sie doch
Blüten heimischer Volkskunst und als solche zu werten."(19)
So werden z.B. auf der Schützenscheibe von 1853 Friedrich II und der Müller
von Sanssouci dargestellt. 1861 huldigte die Schützengilde die Thronbesteigung
Wilhelm I.
Heinrich Vester wurde in diesem Zusammenhang auch als Historienmaler
bezeichnet.
d) Arbeit und Leben in Cottbus
1849-52 /Guben 1852-1884/ Küstrin 1884-1891
Am 1. Mai 1849 verheiratet sich
Heinrich Vester im Alter von 43 Jahren mit Luise Marie Hoffmann, Tochter des
Tuchmachers Johann Gottlieb Hoffmann.(20)
Die Tochter Luise wurde im Jahr 1850 geboren.
1852 zog die Familie nach Guben. Heinrich Vester hatte sich schon viele
Jahre mit seinem Vater und Bruder überworfen. In der Familie seiner Frau gab es
Streitigkeiten um eine Erbschaft.
Heinrich Vester lebte nun von 1852 bis 1884 in Guben.
Allerdings muß er oft zwischen Guben und Cottbus hin- und hergependelt
sein.
Er malte weiterhin die Schützenscheiben der Cottbuser Schützen (bis 1881).
Das bekannte Bild vom Brand des Stadtschlosses entstand 1857, also in
seiner Gubener Zeit.
Sein Leben in Guben liegt für uns im Dunkeln. Im Gubener Stadtmuseum ist
Heinrich Vester nicht bekannt. Wir wissen nicht, ob Heinrich Vester weiterhin
den Beruf eines Malers ausübte, oder ob er einen anderen Beruf ergriff.
Im Jahr 1884 zog Heinrich Vester mit seiner Frau zur Familie seiner
einzigen Tochter Luise nach Küstrin, der Familie Timm. Carl Timm war
Meldeamtsvorsteher in Küstrin. Zunächst lebte die Familie in Küstrin Kietz.
Einige Jahre später zog man zum Reneplatz 2 um. In der großen Wohnung lebten
die Familie Timm mit 7 Kindern und Carl Heinrich Vester mit seiner Frau. Zwei
der Timm Kinder wurden Lehrer, Marie und Gretel. Gretel griff das Erbe ihres
Vaters auf, sie spezialisierte sich auf Kunst und Technik.
In einem Zimmer der großen Wohnung wurden Bilder von Heinrich Vester
aufbewahrt. Heinrich Vester hat der Stadt Küstrin ein Bild von Friedrich dem
Großen geschenkt.
1891 stirbt Heinrich Vester im Alter von 85 Jahren in Küstrin. Seine Frau
überlebt ihn.
Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in der Neustadt von Küstrin.(23)
Anlagen/Quellen
1. Auszug aus dem Taufbuch der Oberkirche zu Cottbus 1806, S.577 Nr.110
2. Familienstammbuch des Kunstmalers Heinrich Vester aus Calbe an der Saale
in Privatbesitz
3. Häuserbuch der Stadt Cottbus, Haus 32, Nr.412, Schloßkirchenstr.7, 1814
Heinrich Vester, Tuchmachermeister
aus: Robert Kalwa, Häuserbuch der Stadt Cottbus, Teil III
4.. Auszug aus dem Taufbuch der Oberkirche zu Cottbus, 1811, S. 30 Nr.97
5a. s. Anmerkung 1, Carl Friedrich Liersch (1778-1839)
5. b. Mündliche Information der Familie Liersch, die vor 30 Jahren Einblick
in das Mitgliedsbuch der Cottbuser Schützengilde hatte.Das Mitgliedsbuch war in
Privatbesitz.Über den Verbleib ist nichts bekannt.
6. Beate Schneider, Carl Blechen, Bestandskatalog, 1993, S. 145 ff
7. Dresdener Akademie der Bildenden Künste, Reihe Quellen und Schriften zur
Bildenden Kunst, Bd.5 Die Kataloge der Dresdener Ausstellungen, 1800-1850, neu
bearbeitet von Frau Marianne Prause.
8. Gustav Hermann, Aus meiner Cottbuser Sammelmappe, Heimatdokumente der
Vergangenheit, Carl Heinrich Vester, ein Cottbuser Maler der Biedermeierzeit,
aus: Cottbuser Anzeiger vom 6.1.1940
Dieser Artikel des ehemaligen Leiters des Heimatmuseums ist bisher die
einzige Quelle, die sich mit dem Gesamtwerk von Heinrich Vester
auseinandersetzt.
9. Kottbuser Wochenblatt,1827 Nr.15, 15. April, S.250
10. s. Anmerkung 8
11. Kottbuser Wochenblatt, 1843, Nr.32, 6. August, S,254 und Kottbuser
Wochenblatt, 1843, S.303
12. Reißmann,Kurt, Die Kunstdenkmäler des Stadt- und Landkreises Cottbus,
Deutscher Kunstverlag 1938, S.60/61
13. Festschrift 450 jähriges Jubiläumsschießen der Schützengilde, darin
Stadtarchivar Fritz Schmidt, Die wichtigsten Schützenscheiben mit Rückblicken
auf die Geschichte der Gilde seit 1800.", s. Anmerkung auf S.3 des
Aufsatzes
14. Stadtarchivar Fritz Schmidt.,Städtisches Museum zu Cottbus-kleiner
Führer, Cottbus 1925, S. 33
15. s. Anmerkung 13
16. s. Anmerkung 13
17. s. Anmerkung 13
18. Liersch, Ferdinand, Die Cottbuser Schützen im 18. und 19. Jahrhundert,
1913 S. 59
19. s. Anmerkung 13
20. Auszug aus dem Traubuch der Oberkirche zu Cottbus, 1849, S.321 Nr.17
21. Familienstammbaum von Hartmut Regenstein, Daten über Luise Vester, in
Privatbesitz
22. Kottbuser Wochenblatt,1852, Nr. 7, 24. Januar 1852, Kottbuser Wochenblatt,1852, Nr. 8, 28. Januar
1852, S. 48
23. Die Informationen über Küstrin sind Angaben von Gerda Kipferling,
Enkelin von Luise Timm, geborene Vester
Quellen
Quellenmaterial zum Kunstmaler Carl Heinrich Vester
(1806-1891)
zusammengestellt von Hartmut Regenstein
Stand 18.10.96
Vorbemerkung
Das zusammengestellte Material ist hoffentlich der
Anfang einer umfangreichen Materialsammlung über Carl Heinrich Vester.
Besonderer Dank gebührt Dora und Heinrich Liersch,
ohne deren Hilfe diese Zusammenstellung nicht möglich gewesen wäre.
1. Erzählungen zum Nutzen ... oder "Anzeige vom
Arbeitsbeginn"
"Dem geehrten Publiko empfehle ich mich, indem
ich gesonnen bin, vom 1:Mai an, gründlichen Unterricht in Zeichnen zu geben;
auch zeichne ich Muster zur Strickerei und dgl. und male Portraits von allen
Größen.
Der Maler Heinrich Vester, wohnhaft
am neuen Thore No.412"
Quelle: Kottbuser Wochenblatt 1827, Nr. 15, 15. April,
S. 250
Anmerkungen:
1. Carl Heinrich Vester studierte von 1823 -1827 an
der Königlichen Kunstakademie in Dresden. Danach kehrte er nach Cottbus zurück
und zeigte seinen Arbeitsbeginn mit einer Anzeige an.
2. Wir erfahren aus dieser Quelle den Wohnort von
Heinrich Vester.
"am neuen Thore, No. 412"
Das Elternhaus von Heinrich Vester lag in der
Schloßkirchenstr. 7, Haus 32, Nr. 412
(aus dem Häuserbuch der Stadt Cottbus von Robert
Kalwa, Teil III)
2. Gerichtlicher Verkauf des Elternhauses
"Das Königliche Land- und Stadtgericht
Gerichtlicher Verkauf
Das dem Tuchmachermeister Heinrich Vester gehörige, in
der Stadt Cottbus gelegene Wohnhaus N0 412, welches nach der nebst
Hypothekenschein in der I. Büreau-Abteilung einzusehende Taxe auf 313 Rthlr.,
25 sgr.,1pf abgeschätzt ist, soll am 7. September 1843, Vormittags 11 Uhr in
unserem Sezzionszimmer öffentlich verkauft werden. Zugleich wird der dem
Aufenthalte nach unbekannte Gottfried Pohle, oder dessen Erben vorgeladen, bei
Vermeidung der Präklusion spätestens sich im Termin zu melden.
Kottbus, den 9. Mai 1843"
Quelle: Kottbuser Wochenblatt, 1843, Nr. 32, 6.
August, S. 254
Anmerkungen
1. Was ist ein Reichsthaler wert?
Der Wochenlohn für einen Tuchmacher betrug bei einem
16 Stunden Arbeitstag
3-4 Reichsthaler. Man benötigte also 2
Jahreseinkommen, um ein solches Haus zu kaufen.
2. Warum mußte der Vater von Carl Heinrich Vester das
Haus verkaufen?
Nach Durchsicht vieler Quellen scheint klar zu sein,
daß der Vater von Heinrich Vester nicht zu den bekannten und wohlhabenden
Familien der Stadt gehörte.
In den dreißiger Jahren setzte eine Stagnation in der
Tuchherstellung ein.
Außerdem konnten die Tuchmacher der Handwerkergilde
nicht dem Wettbewerb der Dampfspinnereien standhalten. (s. Anlagen von Cockerill)
Ich gehe davon aus, das die Familie Vester verarmte
und gezwungen war, das Haus mit einer Hypothek zu belegen. Bis zum
Zwangsverkauf war es dann nur noch ein kleiner Schritt.
3. Angebot zum Weiterverkauf des Vester-Hauses
"Das ehemalige Vesterische Haus unweit den neuen
Thores, nebst der dazu gehörigen Parzelle, ist unter annehmbaren Bedingungen
aus freier Hand zu verkaufen.
Nähere Auskunft gibt der Leinwandhändler Karl
Lehmann."
Quelle: Kottbuser Wochenblatt1843, S. 303
Anmerkungen
1. Aus dem Häuserbuch der Stadt Cottbus geht hervor,
daß das Haus 32, Nr. 412,
Schloßkirchenstr.7 ab 1814 von Heinrich Vester,
Tuchmachermeister bewohnt wurde. Weitere Besitzer waren Carl August Lehmann,
Leinwandhändler(1843) und Heinrich Ernst Seiler, Kantor Schloßkirche (1850)
(aus : Häuserbuch der Stadt Cottbus, Teil III, von
Robert Kalwa)
4. Wohnorte von Carl Heinrich Vester, Kunstmaler
"Ich wohne jetzt am Mühlentore im Haus des Herrn
Tuchfabrikanten Kunert.
Der Maler Vester"
Quelle: Kottbuser Wochenblatt 1843, Nr. 41, S. 327
"Ich wohne jetzt am neuen Thore Nr. 412
Der Maler Vester"
Quelle: Kottbuser Wochenblatt 1843, Nr. 52, S. 416
Anmerkungen
1. Heinrich Vester zieht nach einigen Wochen wieder
ins ehemalige elterliche Wohnhaus, ob zur Miete oder Untermiete, wir wissen es
nicht....
5. Der Familienstreit und die angebliche Todesmeldung
des Vaters
Maler Vester gegen Bruder Wilhelm, Tuchmachergesell
Der Maler Heinrich Vester
" Um Irrungen zu vermeiden, machte ich hierdurch
öffentlich bekannt, daß das sich hier verbreitete Gerücht von dem Tod meines
Vaters nicht von mir, sondern von meinem Bruder, dem Tuchmachergesellen W.
Vester, bei welchem sich mein Vater seit einem halben Jahr aufhält, ausgegangen
ist., indem derselbe mir am vergangenen Sonntag, den 18.d.Mts. (Januar 1852)
morgens in Gegenwart anderer Personen die Todesanzeige machte und ich mich erst
am 20.d.Monats von der Unwahrheit dieser Anzeige überzeugte. Behufs
gerichtlicher Untersuchung dieses Falles habe ich der Polizeibehörde bereits Kenntnis
gegeben, und wird das Resultat wohl bekannt werden.
H. Vester, Maler"
Quelle: Kottbuser Wochenblatt, 1852, Nr. 7, 24. Januar
1852
Der Bruder Wilhelm Vester
" Mit Bezug auf die Anzeige in Nr.7 des Bl. diene
Folgendes zur Erwiderung:
Alle meinen früheren Bemühungen ungeachtet, meinen
Bruder zu sprechen, ist mir dies doch nur erst am 1. Weihnachtsfeiertag
gelungen. Ich benachrichtigte ihn nun
von der Krankheit des Vaters und teilte ihm dessen
Wunsch, ihn sprechen zu wollen, mit. Dieses blieb aber erfolglos und fühlte
mich deshalb veranlaßt, am 18.d.Mts. zu meinem Bruder zu gehen, und ihm den Tod
des Vaters anzuzeigen, in der Hoffnung, er würde sich nun eher bewegt fühlen,
seines Vaters Wunsch zu genügen oder mich wenigstens übr Näheres, wann und
woran er gestorben sei, befragen.
Auch dieses fruchtete nicht.
Jetzt übergebe ich meinem Bruder einen von seinem
Vater eigenhändig unterschriebenen Brief, worin derselbe und ich einige Fragen
an ihn richteten.
Da derselbe nun von meinem Bruder sogleich erbrochen
und gelesen wurde, so mußte derselbe die Überzeugung haben, daß sein Vater noch
lebe, mithin meine persönliche Todesanzeige nur eine Täuschung war.
Wilhelm Vester, Tuchmachergesell
Quelle: Kottbuser Wochenblatt 1852, Nr. 8, 28.Januar,
S. 48
Anmerkungen
1. Ich interpretiere die fingierte Todesanzeige des
Bruders als einen Versuch, den abgebrochenen Kontakt zwischen dem Maler Carl
Heinrich Vester und seinem Vater wiederherzustellen.
2. Was ist der tiefere Grund des zerrütteten
Verhältnisse zwischen Vater und Sohn?
Wir wissen noch nichts Genaues, überprüfen aber
mehrere Hypothesen.
Der Streit wurde wohl nicht vor Gericht ausgetragen,
jedenfalls finden wir keine Quelle.
3. Der Maler Heinrich Vester zog im Jahr 1852 mit
seiner Familie nach Guben.
Allerdings muß er oft zwischen Guben und Cottbus
gependelt sein, denn in der Folgezeit malte er weitere Bilder von Cottbus
(Schloßbrand 1857) und Schützenscheiben für die Schützengilde.... (bis 1880).
Aus einer anderen Quelle wissen wir, daß Heinrich
Vester regelmäßig
Schützenscheiben malte und damit sicherlich einen Teil
seines Auskommens sicherte.
6. Kunstkritik...
Vester stand im Schatten Blechens
Sekundärquelle über den Maler Heinrich Vester
"Abhandlung über Blechen...... Bezug Hielscher
(Zeitgenosse Vesters)....
Arbeiten Hielschers, die zusammen mit den primitiveren
späteren Ansichten Vesters
eine wichtige Quelle für unsere Vorstellung des alten
Cottbus bilden."
Quelle: Reißmann, Die Kulturdenkmäler der Provinz
Brandenburg, Dt. Kunstverlag 1938, S. 28, Auflistung der Bilder Vesters S.
60/61
7. Über den Maler Vester, eine Anmerkung
"Carl Heinrich Vester wurde am 26. August 1806 zu
Cottbus als Sohn des Tuchmachers Heinrich Vester geboren. Er besuchte die
Akademie in Dresden und ließ sich dann hier als Kunstmaler und Zeichenlehrer
nieder.
Am 1.Mai 1849
verheiratete er sich mit Luise Marie Hoffmann, Tochter des Tuchmachers Johann
Gottlieb Hoffmann.
Die Stadt besitzt von ihm eine Reihe geschichtlicher
Gemälde, Gesamtansichten der Stadt, den Brand des Schlosses 1857. Im
Magistratssitzungszimmer (Stadthaus I) hängt ein großes Gesamtbild der Stadt,
das Vester, wie aus einer Bemerkung auf dem
Bilde hervorgeht, in seinem 82. Lebensjahre gemalt hat. Unter diesem Bilde
hängt des Malers Selbstportrait in Pastellmalerei, 1835 gemalt."
Quelle: Festschrit 450 jähriges Jubiläumsschießen der
Schützengilde,
daraus: Stadtarchivar Fritz Schmidt, Die wichtigsten
Schützenscheiben
mit Rückblicken auf die Geschichte der Gilde seit
1800.
Die Anmerkung befindet sich auf der 3. Seite des
Aufsatzes.
8. Aufsatz über Carl Heinrich Vester...
Heimatdokumente der Vergangenheit, Carl Heinrich
Vester, ein Cottbuser Maler der
Biedermeierzeit.
aus: Cottbuser Anzeiger 6./7. Januar 1940
Autor: Gustav Hermann, damaliger Leiter des Cottbuser
Heimatmuseums
im Januar 1988 in Göttingen verstorben.
Weitere Quellen aus den Jahren 2016/2017
Quelle: Leipziger
Zeitung, No.25, Montag, den 30. Januar 1826
Digitalisiert von Google
„Bekanntmachung
In Gemäßheit
Sr. Königl. Majestät von Sachsen allerhöchsten Rescripts vom 31. Dezember 1825
ist heutigen Tages die achte Vertheilung der für die Zöglinge der Königl.
Sächs. Akademien der bildenden Künste zu Dresden und Leipzig, so wie die
Zeichenschule zu Meißen, in Bezug auf ihre bei der Kunstaustellung des
verflossenen Jahres dargebrachten Beweise vom Fleiß, Talent und Kunstfertigkeit
bestimmten Ehrenzeugnisses, Belobigungsscheine und Gratifikationen durch die
unterzeichnete General-Direction, mit einem dem Gegenstande angemessenen
Feierlichkeit erfolgt, und es werden nun die Namen der Zöglinge, welche solcher
Auszeichnungen für dieses Mal als würdig befunden worden, zur öffentlichen
Kenntnis gebracht.
I. Dresdener Kunstakademie.
………..
3. Erste Klasse. Oder sogenannte
Kunstschule
………..
Belobigungsscheine
Karl Heinrich Vester, aus Cottbus
Friedrich Ferdinand Liegel, aus
Wernigerode.
Johann Gottlieb Koerner, aus Dresden
……
Dresden, den 17. Januar 1826
Heinrich
Graf Vitzum von Eckstädt
Königl. Sächs. Hofmarschall, in
aufhabender General-Direktion der Akademien der bildenden Künste zu Dresden und
Leipzig, des Civil-Verdienst- Ordens der Königl. Baierschen Krone Comthur.“
Die o.g. Quelle wird auch in dem Aufsatz von Gustav Hermann über“ Carl
Heinrich Vester, ein Maler der Biedermeierzeit“ erwähnt. Aus: Cottbuser Anzeiger, 6.1.1940.
Dort heißt es: „ Von 1823-1827 studierte er (Vester) an der Königlichen
Kunstakademie in Dresden. Er verließ sie mit einem Belobigungszeugnis des
sächsischen Königs.“
Quelle: Erfassung zum Militär von
Heinrich Vester,
Der Magistrat zu Cottbus, 1826
Fortlaufende
Nummer: 39
Name: Carl
Heinrich Vester
Geboren: 26,
August 1806
Vater: Georg
Heinrich Vester
Ob derselbe
noch lebt: ja
Name der
Mutter: Johan Sophie Vester
Entscheidung
der Kreis-Ersatz-Kommission: zu klein, zu schwach
Entscheidungen:
Ist bis zum 2 (3)ten Jahre nach Dresden zur Fortsetzung seiner Malerziehung
beurlaubt.
Bemerkung Hartmut Regenstein:
Heinrich
Vester studierte von 1823-1827 an der Königlichen Kunstakademie in Dresden. Er
kehrte 1827 nach Cottbus zurück und begann dort seine Tätigkeit als Maler.
Quellenfund: Stadtarchiv Udo Bauer am
29.09.2015 im Stadtarchiv von Cottbus
Auszug aus dem
Taufbuch der Oberkirchgemeinde St. Nikolai zu Cottbus aus dem Jahre 1850, Seite
322, Nr. 70
Taufname des Kindes: Wilhelmine Bertha Luise
Tag und Stunde der Geburt: 28. acht und zwanzigster März
6. Abends sechs Uhr
Ob es ehelich oder unehelich: ehelich
Vor- und Zunamen des Vaters, auch H. Carl Heinrich Vester
Stand desselben: Maler
Vor- und Zunamen der Mutter: Marie Luise geb. Hoffmann
Wohnort der Eltern: Cottbus
Tag der Taufe: 14. April
Namen des Predigers, der es getauft: Dr. Berger
Lehmann
Namen der Taufzeugen: 1. Wilhelmine Hermsdorf
2. Jgfr. Bertha Kubeng
3. Marie Fleischer
4. Ewald Lehmann
5. Wilhelm Heinze
Testament von Friedrich-Wilhelm III
Das
vorliegende Testament von Friedrich-Wilhelm III wurde dem Jahr 1840 der Vester
Tagebücher hinzugefügt. Friedrich –Wilhelm
III war viele Jahre der Lebenszeit von Heinrich Vester König von
Preußen. Vester wurde im Jahre 1806
geboren und hat viele Jahre der Regierungszeit von Friedrich-Wilhelm III
bewusst erlebt.
Der
beiliegende Ausschnitt wurde in einer Zeitung veröffentlicht. Wir wissen noch nicht,
in welcher Zeitung dieser Abschnitt veröffentlicht wurde.
Das
vorliegende Testament und die Erläuterungen dazu atmen den Zeitgeist der
damaligen Zeit in Preußen aus. . Deshalb füge ich dieses Testament den Quellen
von und über Heinrich Vester bei.
Nun noch ein
paar Zeilen über Friedrich-Wilhelm III.
Friedrich-Wilhelm III
Friedrich
Wilhelm der III wurde am 3. August 1770 in Potsdam geboren. Er starb am 7. Juni
1840 in Berlin.
Seit 1797
war er König von Preußen. Er entstammt der Dynastie der Hohenzollern.
Er
heiratete1793 Luise von Mecklenburg- Strelitz, mit der er eine glückliche Ehe
führte.
Preußen
verlor in seiner Regierungszeit nach der Niederlage von Jena und Auerstädt
(14.10.1806) und den Frieden von Tilsit (7. Juni 1807) große Teile seines
Staatsgebietes.
Nach diesen
Ereignissen ließ der die politischen und militärischen Reformer in Preußen
gewähren.
Durch die
siegreichen Befreiungskriege (1813-1815) wendete sich sein Schicksal und das
von Preußen dann zu seinen Gunsten.
(Zusammenfassung von Hartmut
Regenstein, 13.04.2017)
Meine Zeit mit Unruhe, meine Hoffnung
in Gott
An Deinem
Segen, Herr, ist alles gelegen!
Verleihe mir
ihn auch jetzt zu diesem Geschäfte.
Wenn dieser
Mein letzter Wille Meinen innigst geliebten Kindern, Meiner theuren Auguste und
übrigen lieben Angehörigen zu Gesicht kommen wird, bin Ich nicht mehr unter
Ihnen und gehöre zu den Abgeschiedenen. Mögen Sie dann bei dem Anblick der
ihnen wohlbekannten Inschrift – Gedenke der Abgeschiedenen- auch Meiner
liebevoll gedenken!
Gott wolle
Mir ein barmherziger und gnädiger Richter sein, und Meinen Geist aufnehmen, den
Ich in seine Hände befehle. Ja, Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist.
In einem Jenseits wirst Du Uns alle wieder vereinen, möchtest Du uns dessen, in
Deiner Gnade würdig finden, um Christi, Deines lieben Sohnes, unser Heilandes
Willen, Amen.
Schwere und harte Prüfungen
habe ich nach Gottes weisem
Ratschluß zu bestehen gehabt, sowohl in Meinen persönlichen Verhältnissen
(insbesondere, als er mir vor 17 Jahren das entriß, das mir das Liebste und
Theuerste war) als durch die Ereignisse, die Mein geliebtes Vaterland so schwer
trafen. Dagegen aber hat mich Gott: ewiger Dank sei Dir dafür: auch herrliche,
frohe und wohlthuende Ereignisse erleben lassen. Unter die ersten rechne Ich
vor allem die glorreich beendeten Kämpfe in den Jahren 1813, 14 und 15, denen
das Vaterland seine Restauration verdankt. Unter den letzteren die herzliche
Liebe und Anhänglichkeit und das Wohlgelingen Meiner geliebten Kinder; so wie die besonders unerwartete Schickung
Gottes, Mir noch in meinem fünften Dezennium eine Lebensgefährtin zugeführt zu
haben, die Ich als ein Muster treuer und zärtlicher Anhänglichkeit öffentlich
anzuerkennen Mich für verpflichtet halte.
Meinen wahren, aufrichtigen
letzten Dank Allen, die dem Staate und Mir mit Einsicht und
Treue gedient haben.
Meinen wahren, aufrichtigen und letzten Dank Allesn, die mit
Liebe, Treue und durch ihre persönliche Anhänglichkeit, Mir ergeben waren.
Ich vergebe allen Meinen Feinden: auch denen, die durch
hämische Reden, Schriften oder durch absichtlich verunstalteten Darstellungen,
das Vertrauen Meines Volkes, Meines größten Schatzes (doch Gottlob nur selten
mit Erfolg), Mir das zu entziehen bestrebt gewesen sind.
Berlin, den 1sten Dezember 1827
(gez) Friedrich Wilhelm
Auf Dich, Meinen lieben
Fritz , geht die
Bürde der Regierungs-Geschäfte mit der ganzen Schwere ihrer Verantwortung über.
Durch die Stellung, die ich Dir in Beziehung auf diese angewiesen hatte, bist
Du mehr als manch anderer Thronfolger darauf vorbereitet worden. An Dir ist es
nun, Meine gerechten Hoffnungen und die Erwartungen des Vaterlandes zu
erfüllen- wenigstens danach zu streben. Deine Grundsätze und Gesinnungen sind
Mir Bürge, Daß Du ein Vater Deiner Unterthanen
sein wirst.
Hüte Dich jedoch vor
der so allgemein um sich greifenden Neuerungssucht, hüte Dich vor unpraktischen
Theorien, deren so unzählige jetzt im Umschwunge sind, hüte Dich aber zugleich
vor einer fast eben so schädlichen, zu weit getriebenen Vorliebe für das Alte,
denn nur dann, wenn Du diese beiden
Klippen zu vermeiden verstehst, nur dann sind wahrhafte nützliche Verbesserungen gerathen.
Die Armee ist jetzt in einem seltenen guten Zustand, sie hat
seit ihrer Reorganisation Meine Erwartungen wie im Kriege, so auch im Frieden
erfüllt. Möge sie stets ihre hohe Bestimmung vor Augen haben, möge aber auch
das Vaterland nimmer vergessen, was es ihr schuldig ist.
Versäume nicht die Eintracht unter den europäischen Mächten,
so viel in Deinen Kräften, zu befördern; vor aber allen möge Preußen, Rußland
und Österreich sich nie von einander trennen.; ihr Zusammenhalten ist als der
Schlußstein der großen europäischen
Allianz zu betrachten.
Meine innig geliebten Kinder berechtigen Mich Alle zu der
Erwartung, daß ihr stetes Streben dahin gerichtete sein wird, sich durch einen
nützlichen , thätigen, sittlich reinen und gottesfürchtigen Wandel
auszuzeichnen; denn nur dieser bringt Segen, und noch in Meinem letzten
Stunden soll dieser Gedanke Mir
Trost gewähren.
Gott behüte und beschütze das theure Vaterland.
Gott behüte und beschütze unser Haus, jetzt und immerdar! Er
segne Dich, Mein lieber Sohn und Deine Regierung und verleihe Dir Kraft und
Einsicht dazu, und gebe Dir gewissemhafte, treue Räthe und Diener, und
gehorsame Unterthanen. Amen!
Berlin, den 1sten Dezember 1827,
(gez)
Friedrich Wilhelm
An das Staats-Ministerium
Ich befehle, zwei kostbare Dokumente der Öffentlichkeit zu
übergeben, welche mir, nach dem Willen Meines in Gott ruhenden Königlichen
Vaters und Herrn, am Tage Seines Heimganges eingehändigt worden, wovon das eine
bezeichnet ist:
„ Mein letzter
Wille“ das andere
„auf Dich meinen lieben
Fritz, u.s.f.“
anfängt und welche beide von seiner eigenen Hand geschrieben
und vom 1sten Dezember 1827 datiert sind.
Der Helden-König aus unserer großen Zeit ist geschieden und
zu Seiner Ruhe, an der Seite der Heißbeweinen und Unvergesslichen, eingegangen.
Ich bitte Gott, den Lenker der Herzen, daß er die Liebe des Volkes, die
Friedrich Wilhelm III . in den Tagen der Gefahr getragen, Ihm sein Alter erheitert und die Bitterkeit des Todes
versüßt hat, auf Mich, Seinen Sohn und Nachfolger, übergehen lasse, der ich mit
Gott entschlossen bin, in den Wegen des Vaters zu wandeln. Mein Volk bete mit
Mir um Erhaltung des segensreichen
Friedens, des theueren Kleinods, das er uns im Schweiße Seines Angesichts
errungen und mit treuen Vaterhänden gepflegt hat; das weiß Ich- sollte dieses
Kleinod je gefährdet werden- was Gott verhüte- so erhebt sich Mein Volk wie ein
Mann auf Meinen Ruf, wie Sein Volk sich auf Seinen Ruf erhob.
Solch ein Volk ist es werth und fähig, Königliche Worte zu
vernehmen, wie die, welche hier folgen, und wird einsehen, daß Ich den Anfang
meines Regiments durch keinen schöneren
Act, als die Veröffentlichung derselben bezeichnen kann.
Sans-Souci, den 12ten Juni 1840
(gez) Friedrich Wilhelm
Gustav Hermann, aus meiner Cottbuser Sammelmappe
Aus: Cottbuser Zeitung Nr. 1/1989
Heimatdokumente der Vergangenheit
Carl-Heinrich Vester, ein Cottbuser Maler der
Biedermeierzeit.
Der Aufsatz wurde 1840
veröffentlicht.
Abgeschrieben von Hartmut
Regenstein am 24.07.2015
Als vor einiger Zeit die Vorbereitungen für den Druck des Bandes Cottbus der „ Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg“ erfolgten, zeigt es sich, dass unsere Stadt über eine ungewöhnlich große Anzahl von Bildurkunden der vergangenen beiden Jahrhunderte verfügt. (Diese Feststellung machten auswärtige Männer, denen ein Vergleich mit anderen Städten möglich ist.)
Die meisten Blätter sind im Städtischen Heimatmuseum aufbewahrt. Aber auch im Privatbesitz befinden sich mehrere Stücke.
Wenn wir uns heute eine einigermaßen klare Vorstellung vom Aussehen unserer Heimatstadt in den Jahren 1830 bis 1850 machen können, dann verdanken wir das der sehr rührigen Tätigkeit eines Cottbuser Malers, Carl Heinrich Vesters.
Aus einem Brief seiner in Küstrin lebenden Tochter, der neunzigjährigen Frau Luise Timm, geb. Vester, wissen wir einiges über seinen Lebensweg. Er wurde geboren am 25. August 1806 als Sohn des Bürgers und Tuchmachermeister Vester in Cottbus. Hier besuchte er auch die Schule, zuletzt das Gymnasium, das sich damals in dem Gebäude des heutigen Heimatmuseums befand. So will es der Zufall, dass die meisten seiner Bilder nun, lange nach seinem Tode, dort untergebracht sind, wo er seine ersten Zeichenübungen machte.
Von 1823-1827 studierte er an der Königlichen Kunstakademie in Dresden. Er verließ sie mit einem Belobigungszeugnis des sächsischen Königs. Dann ging er nach Cottbus zurück, um dort zurückgezogen und anspruchslos seinem Schaffen zu leben. Bis 1852 blieb er hier. Nun zog er mit seiner Familie nach Guben, das er nach den Worten seiner Tochter wegen seiner romantischen Lage liebte. Dort hat er 32 Jahre gewohnt. Den Rest seines Lebens verbrachte er in Küstin, wo er 1891 starb.
Schon aus seiner Schülerzeit sind zahlreiche Zeichnungen, meist Blumendarstellungen, vorhanden. Durch ein Blatt des jungen Vester wissen wir auch, wie unser Spremberger Turm aussah, bevor er seine heutige Gestalt erhielt. Aus Vesters Dresdener Jahren stammt eine sehr feine, rötlich getönte Federzeichnung, eine parkähnliche Landschaft darstellend.
Später, in Cottbus, zeichnete und malte er in vielerlei Weise: mit dem Bleistift, der Feder, der Farbkreide, in Wasserfarben und in Öl. Meist beschäftigte ihn das Bild seiner Vaterstadt. Wir kennen durch ihn den alten Marktplatz, die Sandower und die Berliner Straße (früher Luckauische Gasse genannt), das alte Schloss, den Königsplatz, das Spremberger Tor, den Gerichtsplatz, den Wilhelmsplatz (jetzt Neumarkt), die alte Sandower Brücke, die ehemalige Papiermühle, südlich der Stadt, das „ Schießhaus“ in seiner ursprünglichen Gestalt, die alte „ Henke“ in der heutigen Spreestraße. Daneben kam das Personenbildnis nicht zu kurz. Die Pastelle der Alt-Cottbuser Bürger im Biedermeierzimmer des Heimatmuseums sind von Vester. Zu ihnen gehört auch das Selbstbildnis, das ihn als jungen Mann zeigt. Manche Schützenscheibe hat er bemalt .Der große Schloßbrand des Jahres 1857, der den schönen alten Turmhelm vernichtete, ist von ihm in einem Gemälde festgehalten (Heimatmuseum). Über die Trachten der Spreewälderinnen vor ungefähr 60-70 Jahren sind wir ebenfalls durch Vester unterrichtet.
Ein kürzlich erworbenes Aquarell aus den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigt auf einem Rasenplatz in der Nähe des Schlosses mehrere Stücke Tuch an langen Spannrahmen.
Wenn die Tuche die Walke verlassen hatten, wurden sie „ gerähmt“, um den Längen- und Breitenverlust wieder einigermaßen auszugleichen. (Mündliche Angabe von Herrn Kaufmann Paul Marschau, Cottbus).
Auch eine Ansicht von Spremberg, gleichfalls von Vester, zeigt diese Tuchrahmen. Vester bemühte sich immer, sehr anschaulich und genau darzustellen. Alle seine Bilder zeugen von großem Fleiß. Nicht immer – leider- von zeichnerischen Sicherheit.“ Sie sind nicht gekonnt „, würde ein heute viel gebrauchtes Wort von ihnen sagen. Das darf aber nicht dazu verführen, ihn mit den Augen des Kunstkritikers zu beurteilen und lächelnd abzutun.
Für die Kenntnis der Entwicklung unseres Stadtbildes ist Vester unentbehrlich. Schon aus diesem Grunde wäre es nur recht und billig, einmal eine Cottbuser Straße nach ihm zu benennen.
Hier soll auf zwei kleine, bisher nicht bekannte Wasserfarbenbilder Vesters hingewiesen werden, die das Museum im August v. J. mit mehreren anderen erwarb. In den Farben sind sie so frisch, als wären sie gestern entstanden. Das eine zeigt den zur „ Feier des neunhundertjährigen Bürger Jubiläum im 3.ten August 183o“ geschmückten Marktplatz. ( Die ihm zugrundeliegende Ansicht, Cottbus sei 930 unter Heinrich I. gegründet worden, ist unbewiesen und unwahrscheinlich. )
Schön ist der schlichte Festschmuck des Rathauses: Säulen, Fahnen, Kränze, Girlanden. Zahlreiche Cottbuser Bürger in Biedermeiertracht und Schützen in blauem Uniformfrack und Federhut beleben das sorgsam Stein um Stein gemalte Pflaster. Das Bild ist noch aus einem anderen Grund interessant: es zeigt das Türmchen auf dem westlichen Rathausgiebel, das bei dem Umbau des Hauses im vorigen Jahrhundert verschwand. Schon der junge Blechen hat es auf seiner Jugendzeichnung abgebildet, die das Handgemenge zwischen Preußischer Landwehr und polnischen Reitern im Jahre 1814 darstellt.
Die Abbildung der Oberkirche und der Sandower Straße machte jedem Cottbuser deutlich, wie unwesentlich sich dieser Teil der Stadt in mehr als hundert Jahren veränderte. Wer erkennt die Häuser, die größtenteils heute noch stehen?
Auch bei diesen beiden Blättern möge man Vester einige Sünden in der Linienführung verzeihen. Seine Cottbuser Bilder sind keine großen Kunstwerke. Aber wertvolle Urkunden hinterließ er uns in ihnen. Und das danken wir ihm. H.
(Aus dem Cottbuser Anzeiger, 6.1.1940)
Zum 200. Geburtstag von Heinrich
Vester am 25. August 2006
von Hartmut Regenstein
erstellt am 10.07.2006
Vorbemerkung
Mein Ur-Ur-Großvater feiert am 25. August 2006 seinen 200.Geburtstag.
Der Auszug aus dem Taufbuch der Oberkirche zu Cottbus von 1806 datiert zwar seinen Geburtstag auf den 26. August, aber andere Quellen sprechen vom 25. August 1806. Nun denn.
Diesem Heinrich Vester verdanke ich sehr viel. Als ich im Jahre 1994 eine Familienchronik zur Goldenen Hochzeit meiner Eltern erstellte, stieß ich auf diesen Mann.
In der mütterlichen Linie soll es da einen Maler im 19. Jahrhundert gegeben haben, der in Cottbus gelebt hatte. Also begab ich mich auf die Suche nach Quellen und Zeitzeugen.
Es gab noch eine Tante Gerda, die in Brandenburg lebte und die einen Teil ihrer Kindheit im Hause der Tochter von Heinrich Vester in Küstrin verbracht hatte.
Was lag näher, als nach Brandenburg zu fahren?
Von Tante Gerda erfuhr ich einiges über Heinrich Vester und sein Werk.
Wer war Heinrich Vester ?
Heinrich Vester lebte von 1806-1891. Er wurde als Sohn des Tuchmachers Georg Vester geboren. Er besuchte das Cottbuser Gymnasium. Von 1823-1827 besuchte er die Königliche Kunstakademie von Dresden. Zeitgenossen von ihm waren Ludwig Richter und Carl Blechen.
Zu seiner Studienzeit war Caspar-David Friedrich Professor für Landschaftsmalerei in Dresden. Er war aber kein Lehrer von Vester. 1827 kehrte Vester nach Cottbus zurück und begann zu malen.
Er malte Stadtansichten seiner Heimatstadt Cottbus als Aquarelle und in Öl, er versuchte sich in der Portraitzeichnerei und er malte Schützenscheiben für die Schützengilde in Cottbus.
1852 verließ Vester mit seiner Frau Cottbus und zog nach Guben. Dort setzte er seine Malerei fort. Von ihm ist ein Panorama von Guben von 1861 bekannt.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er von 1884-1891 in Küstrin bei der Familie seiner Tochter Luise.
Kunstgeschichtliche Einordnung
von Vester
Heinrich Vester war kein bekannter Künstler. Er ist nicht im Thieme/Becker verzeichnet. Dieses Buch ist das Standard- Verzeichnis deutscher Künstler des 19. Jahrhunderts. Das Wirken Vesters war auf die Niederlausitz beschränkt. Spuren von ihm finden wir aber in Cottbus, Guben, Küstrin, Fürstenberg und Frankfurt an der Oder.
Vester kam es darauf an, Plätze, Gebäude und Stadtansichten möglichst genau zu malen.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es die Fotografie noch nicht. So sind seine Stadtansichten von Cottbus eine wichtige Quelle für die lokale Geschichtsschreibung von Cottbus. Es gibt Autoren (Gustav Hermann), die Vester als einen Maler der Biedermeierzeit bezeichnen.
Vester ist aber auch ein Maler der beginnenden Industrialisierung in Cottbus. Viele Stadtansichten zeigen rauchende Schornsteine. Dies ist ein Beleg für die unternehmerische Kraft und die wirtschaftliche Stärke von Cottbus im 19. Jahrhundert.
Wir wissen nicht genau, ob Heinrich Vester sich und seine Familie mit der Malerei ernähren konnte. Wir finden Hinweise, dass er in sehr bescheidenen Verhältnissen gelebt hat.
Einen Teil seines Lebensunterhalts hat er sich mit dem Malen von Schützenscheiben verdient.
Er war Mitglied der Cottbuser Schützengilde und hat viele Jahre die Scheiben für die Schützenfeste gemalt. Das Studium dieser Scheiben ist interessant. Wir finden in den Scheiben den Zeitgeist dieser Jahre wieder.
Diese Beschreibung des Lebens vom Vester soll hier genügen. Weitere Informationen und Quellen findet man auf der Internetseite: www.heinrich-vester.de
Diese Internetseite habe ich im Jahre 1996 erstellt. Im Jahre 2001 habe ich diese Seite erweitert und durch neue Erkenntnisse ergänzt.
Meine Bezüge zu
Heinrich Vester
Durch Heinrich Vester wurde meine Neugier geweckt, Quellen aus seinem Leben zu finden und zusammen zu stellen. Ich begab mit also zu den Orten seines Lebens. Ich verdanke Heinrich Vester interessante Reisen….
- nach Cottbus (Stadtarchiv und Stadtmuseum)
- nach Guben (Stadtmuseum)
- nach Küstrin (Verein der Heimatfreunde)
- nach Frankfurt- Oder (Stadtarchiv)
- nach Berlin (Bibliotheken der Stiftung Preußischer Kulturbesitze)
Es hat schon was, im Gebäude unter den Linden in Berlin zu sitzen und Bücher und Zeitungen aus dem 19. Jahrhundert zu lesen. In diesen alten Lesesälen haben schon die Humboldt Brüder gesessen.
Das Stadtmuseum und Stadtarchiv Cottbus ist eine gut geführte Einrichtung, die jedem Heimatforscher freundliche Unterstützung gewährt. Auch die lokalen Heimatforscher, insbesondere Frau Liersch, haben mir sehr geholfen, Quellen zu finden.
Jede Quelle gebiert eine weitere Quelle. In meinem privaten Vester-Archiv lagern jetzt 17 große Aktenordner über Vester und das 19. Jahrhundert.
Das 19. Jahrhundert war ein spannendes Jahrhundert, politisch, ökonomisch und kulturell.
Bismarck, Heine, Richter, Pückler, Krupp…. Diese Namen stehen für interessante politische und gesellschaftliche Entwicklungen…
So wuchs mein Interesse für die Geschichte und Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts.
Inzwischen belege ich als Gasthörer Vorlesungen der Universität Münster über das 19. Jahrhundert.
Das Jahr 2006
Meine Homepage über Heinrich Vester steht ca. 10 Jahre im Internet. In diesen zehn Jahren hat das Internet eine rasante Entwicklung genommen. Fast alle Galerien und Antiquariate bieten inzwischen die Möglichkeit, Bilder und Maler online zu suchen. Über das Internet gelang es mir, eine Schützenscheibe Vesters in Fürstenberg ausfindig zu machen.
Das Jahr 2006 bescherte mir drei Überraschungen. Über das Internet erfuhr ich von drei Landschaftsbildern von Heinrich Vester :
- Im Januar 2006 erfuhr ich von einem Bild „ Flusslandschaft“. Diese Bild besitzt ein Antiquitätenhändler aus Niedersachsen
- Im März 2006 wurde mir eine Fotoreproduktion aus Nördlingen /Baden-Würtemberg. zugeschickt. Titel des Bildes „ Haus an einem Fluss“ Es handelt sich um ein Ölbild.
- Im April 2006 bekam ich eine Email aus Gretsiel. Dort befindet sich ein Landschaftsbild, das einen sandigen Waldweg mit Bäumen zeigt.
Diese Bilder könnten Motive aus dem Spreewald oder der Lausitz sein. Ihre Wege zu den heutigen Orten sind weitgehend unbekannt. Man kann aber davon ausgehen, dass viele Tuchmacher nach 1945 in den Westen gegangen sind, insbesondere ins Schwabenland, und ihre Bilder-Sammlungen mitgenommen haben.
Die Entdeckung der
drei Vester-Bilder in 2006 hat mich
darin bestärkt, eine neue Internet-Seite zu eröffnen. Hier möchte ich diese
drei neuen Bilder vorstellen. Ich hoffe, dass sich über diesen Weg weitere
Bilder finden lassen.
Bisher habe ich ca. 30 Vester-Bilder fotografisch erfasst. Die meisten Bilder gehören dem Stadtmuseum Cottbus, einige sind in Privatbesitz, insbesondere die 10 Aquarelle von Cottbus aus den Jahr 1830.
Leider ist es mir bisher nicht gelungen, Portraitzeichnungen von Vester zu finden. Ich bin aber sicher, dass Vester Tuchmacherfamilien portraitiert hat.
Die 850- Jahr-Feier der Stadt Cottbus
Cottbus feiert in diesem Jahr sein
850 jähriges Jubiläum. Das Stadtmuseum und das Stadtarchiv haben eine
interessante Ausstellung mit dem Titel „ Kottbus bildende Kunst in der
Stadt“ erstellt. Dazu hat der
Historische Heimatverein Cottbus und die Stadtverwaltung einen Katalog
herausgegeben. Die Ausstellung zeigt das Wechselspiel von
ökonomisch-politischer Entwicklung und der Existenz von Kunst und Künstlern vom
18. Jahrhundert bis heute
Ich habe diese Ausstellung im Juni 2006 besucht und war sehr beeindruckt von der Auswahl der Bilder und Künstler. Die topografischen Bilder von Vester aus dem frühen 19. Jahrhunderts werden hier auch aufgegriffen.
Ich werde zum 200. Geburtstag von Heinrich Vester nach Cottbus reisen und mich bei dem Stadtmuseum herzlich für die 12jährige gute Zusammenarbeit bedanken. Ich hoffe, dass der 200. Geburtstag von Heinrich Vester einen kleinen Schub für meine Recherchen über Vester bringt.
Wer Quellen oder Bilder von Heinrich Vester kennt oder besitzt, der melde sich bitte bei mir.
Meine Adresse ist:
Hartmut Regenstein
Zypressenstr. 43
59071 Hamm
tel:
02381-98 36 26
Email: Hartmut.Regenstein@t-online.de
Weitere Informationen über Heinrich Vester:
[1] Abgekürzte Währungseinheit. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.
[2] Währungsabkürzung. Vermutlich Reichsthaler.
[3] Abgekürzte Währungseinheit. Möglicherweise Schilling oder Pfennig oder Silbergroschen
[4] Abgekürzte Währungseinheit. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.oder Silbergroschen
[5] Währungsabkürzung. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.
[6] Währungsabkürzung. Vermutlich Reichsthaler.
[7] Pfundzeichen
[8] Wahrscheinlich ist das Wort Scenen gemeint.
[9] Vermutlich Jütland.
[10] Nicht genau zu klären. Anfangsbuchstaben korrigiert. Möglicherweise auch Sistern.
[11] Nicht genau zu klären. Möglicherweise auch unr.
[12] Nicht zu klären. Möglicherweise Biwack (Feldlager).
[13] Abgekürzte Währungseinheit. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.
[14] Währungsabkürzung. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.
[15] Währungsabkürzung. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.
[16] Währungsabkürzung. Möglicherweise Schilling oder Pfennig.
[17] Durch Unterführungszeichen die Wörter das Portrait wiederholt.
[18] Durch Unterführungszeichen die Wörter das Portrait wiederholt.
[19] Durch Unterführungszeichen die Wörter das Portrait wiederholt.
[20] Durch Unterführungszeichen die Wörter das Portrait wiederholt.